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Diskussion und Philosophie | Legalisierung von Cannabis

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Diskussione...
Gelöschter Benutzer

Diskussion und Philosophie | Legalisierung von Cannabis

von DiskussionenunPhilosophie am 11.10.2021 09:47

Diskussion und Philosophie
 


Das wichtigste zuerst: natürlich gelten auch hier die allgemeinen Regeln von Rollenspielhimmel, wer sie nicht mehr weiß bitte hier nachlesen.
Zusätzlich zu beachten gilt, dass wer sich nicht an die Regeln hält von der aktuellen Diskussion und der darauffolgenden gesperrt wird.

 

Das Thema der Woche wird immer in einem neuen Thread am Montagvormittag gepostet. (Sollte ich nicht verschlafen.)

Wer Vorschläge für ein neues Thema hat, bitte gerne an diesen Account schicken. ich werde sie sammel und das gefragteste Thema für die kommende Woche auswählen. Sollte es keines geben, entscheidet der Zufall. Alle alten Themen findet ihr per Link in meinem Blog, damit ihr jeder Zeit nachlesen könnt, was alles geschrieben wurde.

Diese Woche solle es um die Legalisierung von Cannabis und ähnlichem gehen.

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Vel

-, Weiblich

  8. Pocketbook Writer

Beiträge: 239

Re: Diskussion und Philosophie | Legalisierung von Cannabis

von Vel am 11.10.2021 11:21

Vor etwa 2500 Jahren haben die Menschen in Zentralasien psychoaktives Cannabis bei Beerdigungen geraucht. Das ist ein Zitat aus dem Artikel „Die ersten Kiffer gab es vor 2500 Jahren im alten China" der WELT.
Aber sollte Cannabis legalisiert werden, nur weil wir Menschen das seit Jahrtausenden rauchen? Meine Meinung ist bezüglich dieses Themas gespalten, denn ich denke einerseits, dass die Legalisierung von Cannabis den Konsum durchaus eindämmen kann, da sozusagen dieser Reiz des Verbotenem schwindet. Andererseits ist Cannabis auch eine Einstiegsdroge, die zum Konsum anderer Drogen (ver-)führt.
Ich bin zum Beispiel der Meinung, dass Menschen über ihr Handeln selbst entscheiden und dementsprechend mit den Konsequenzen rechnen müssen. Wer sich also bewusst dazu entscheidet, Alkohol zu konsumieren, dem sollte auch die Entscheidungsmöglichkeit über den Konsum von Cannabis erlaubt werden.
Das hier ist keine Debatte darüber, ob Alkohol gefährlicher ist als Cannabis, denn auch da finde ich, dass die Menge des Gift macht. In einem Bericht von Drugcom wird beschrieben, dass zum Beispiel wenige Studien zuverlässige Ergebnisse liefern. Nach einer Zusammenfassung und einer Analyse aller Studienergebnisse kommen die Forscher auf das Ergebnis, dass keine Gehirnschäden zu befürchten sind; jedoch aber eine beeinträchtige Lern- und Gedächtnisleistung.
Schlussfolgernd bin ich der Meinung, dass der Staat eine gewisse Schutzpflicht gegenüber seiner Bürger haben muss, allerdings wird der Konsum von Cannabis niemals enden. Ich denke, der Staat müsste gute Aufklärungsmaßnahmen durchsetzen und Kinder, Jugendliche und Erwachsene über dieses Thema informieren und sensibilisieren. Wenn das gegeben ist, bin ich pro Legalisierung von Cannabis; nicht, weil ich mir am Wochenende die Birne wegdröhnen möchte, sondern im Sinne der Allgemeinheit. Ach und ... ich rauche kein Gras. xD

Antworten Zuletzt bearbeitet am 11.10.2021 11:23.

Luthulhu

22, Weiblich

  12. Famous Novelist

Ambitionierter Teilnehmer

Beiträge: 1472

Re: Diskussion und Philosophie | Legalisierung von Cannabis

von Luthulhu am 11.10.2021 13:29

Ich weiß es bietet immer keine Basis für valide Argumente, wenn man aus persönlichen Erfahrungen berichtet. Ich werde da im Folgenden trotzdem darauf eingehen, weil es einfach für mich ausschlaggebend meine Meinung stützt.

Erstmal, bin ich für eine Legalisierung? Ja!
Und das, obwohl ich selbst in meinem Leben nie wieder Cannabis anfassen würde. Ich hatte über ca. 3 Jahre hinweg, noch bevor ich erwachsen war, sehr häufig Kontakt mit dem Zeug. Ich mag es aus diesen eigenen Erfahrungen heraus nicht, wenn Cannabis so absolut glorifiziert wird. Du kannst auch dazu eine Abhängigkeit entwickelt, genauso wie bei Alkohol und allen anderen Rauschmitteln. Du kannst Panikattaken bekommen und der Rausch ansich kann andere Folgen haben. Das sind alles Fakten, die nicht ausgeblendet werden sollten. In Relation zu Alkohol sehe ich aber nicht, warum das eine legal sein sollte und das andere nicht. Auch alle Gründe, die die Politik dafür nennt sind absolut nicht nachvollziehbar und teilweise wirklich lachhaft (siehe Marlene Mortler: "Cannabis ist illegal, weil es verboten ist" oder Daniela Ludwig: "Cannabis ist kein Brokkolie"; "Zwei Volksdrogen reichen, ich brauche keine dritte"). Das ist für mich kein anständiger und reflektierter Diskurs!

Ganz wichtig ist mir aber auch zu beachten, dass durch das Verbot, Cannabis total ungesichert verkauft wird.
Angenommen es wäre legal: Dann würden erwachsene Leute, in spezielle Läden gehen, wo sie mit Sicherheit sauberes Gras bekommen. Klar, kann es auch wie bei Alkohol, hier Sicherheitslücken geben. Der Jugendschutz greift aber in keinem Feld zu 100 Prozent und aktuell ist es für Minderjährige z.T. leichter an Cannabis zu kommen als an Alkohol.
In diesen Läden würde den Leuten auch nur Cannabis verkauft werden. Keine anderen Rauschmittel dazu, wie das häufig ist, wenn man es auf illegalem Wege kauft. Ich bezweifle, dass Cannabis wegen seiner Wirkung oft als "Einstiegsdroge" gilt (Glaube überigens auch, dass diese Behauptung mal mit Zahlen widerlegt wurde. Dächte ich hätte da mal was gesehen). Es heißt ja immer, irgendwann reicht einem das High vom Weed nicht mehr und dann will man mehr. Warum sollte Cannabis Lust auf einen härteren Rausch machen und Alkohol nicht? Erschließt sich mir nicht.
Ich weißt aber - und das auch nur aus meiner Erfahrung, weshalb das manchen vielleicht nicht unbedingt valide erscheinen wird, was ich verstehe - dass das Umfeld, in das manche Personen unweigerlich geraten, weil sie sich Cannabis illegal beschaffen, eher dazu verleitet auch zu anderen Rauschmitteln zu greifen. Ich glaube, wenn ich das Zeug hätte entspannt in einem Laden kaufen können, hätte ich mir sehr viele unangenehme Kontakte und Momente gespart. Deswegen bin ich für eine Legalisierung. Steuereinnahmen und Entlasung der Polizei kommen natürlich auch noch dazu.

                            

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Kugelfischchen

24, Männlich

  8. Pocketbook Writer

Neuling

Beiträge: 233

Re: Diskussion und Philosophie | Legalisierung von Cannabis

von Kugelfischchen am 11.10.2021 18:03

Bin eher konservativ erzogen und hab eine seehr kritische Meinung gegenüber Drogen. Trotzdem bin ich auch für eine Legalisierung eben aus allen schon genannten Gründen. Ich sehe halt auch absolut nicht ein wie unsere Drogenbeauftragten solch lächerliche Argumente aufgeführt haben, ohne im Umkehrschluss z.B. über ein Verbot oder strengere Gesetze zur Ausgabe von Alkohol zu dikutieren? Übrigens: Die Piratenpartei hat genau so was in ihrem Wahlprogramm stehen. Also das Cannabis bei einer Legalisierung aber auch Alkohol im speziellen Läden angeboten wird mit strengeren Auflagen.

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tintenfeuer

22, Weiblich

  6. Fanfiction Writer

Beiträge: 1158

Re: Diskussion und Philosophie | Legalisierung von Cannabis

von tintenfeuer am 11.10.2021 23:52

@Luthulhu: Stimme dir in allen Punkten zu hundert Prozent zu!

Man sollte keine Droge glorifizieren, aber grad bei Jugendlichen bezweckt man mit Verboten eben nicht viel, wenn man das Zeug am Ende trotzdem an jeder Ecke kriegen kann. Wenn man Gras rauchen will, dann kann man Gras rauchen, und da halten einen dann Gesetze kaum von ab. Man kann das Konsumverhalten hier einfach kaum mehr von Außen kontrollieren, der Markt ist einfach viel zu groß. Zudem denk ich auch, dass Cannabis grad weil es illegal ist attraktiv wirkt. Ist jetzt echt nur so 'n Halbwissen, aber gab's nicht auch so Studien, die gezeigt haben, dass in Ländern wie Holland, wo man Gras ja legal konsumieren kann, im Endeffekt trotzdem nicht mehr Gras geraucht wird?
Ich seh durchaus, dass ein Verbot in gewisser Hinsicht auch den Respekt vor einer Droge erhöhen kann, was halt wiederum gegen die Legalisierung sprechen würde - denn Respekt ist hier durchaus angemessen, aus den Punkten, die @Luthulhu genannt hat. Mit einer Legalisierung geht halt die Gefahr einher, dass die Menschen denken "Das ist doch legal, da wird es nicht so schlimm sein", was halt auch keine angemessene Einstellung ist. Dennoch bin ich der klaren Meinung, dass eine Legalisierung die bessere Lösung ist.
I mean... for real. Gras ist überall, wir können eh nichts dagegen machen. Es wäre viel sinnvoller, einen legalen Markt aufzubauen, bei dem der Stoff dann ordentlich kontrolliert wird, anstatt durch die ausbleibende Legalisierung quasi die organisierte Kriminalität zu pushen, welche sich dann das Geld der Konsumenten holt und an Macht gewinnt. Die Konsumenten haben ja gar keine andere Alternative als deren Stoff zu kaufen - Stoff, der teilweise sogar so gestreckt ist, dass er nicht nur schlecht, sondern auch einfach gefährlich ist (da gibt es ganz gruselige Sachen, von Haarspray, bis Schimmel über Glas). Das erinnert mich an Al Capone - der konnte sein Imperium auch nur aufbauen, weil die in den USA damals den Alkohol verboten und seinen schlecht gebrannten Spiritus damit attraktiv und unersetzlich gemacht haben. Da hat die Prohibition dann auch einfach nichts gebracht.

too much love to fail

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Kidaliya

27, Weiblich

  9. Employed Writer

Neuling

Beiträge: 1160

Re: Diskussion und Philosophie | Legalisierung von Cannabis

von Kidaliya am 16.10.2021 15:16

Grundsätzlich stimme ich hier mit allen bereits genannten Gründen zur Legalisierung überein, denn wie bereits einige vor mir geschrieben haben ist der Schwarzmarkt für Cannabis in all seinen Formen da und wird auch nicht verschwinden, indem wir weiterhin das Thema tot schweigen. 

Die vollkommen unzulänglichen Ausreden der Politik, wie Luthulhu bereits schon schön zitiert hat, zeigt die Blindheit mit der an dieses Thema heran gegangen wird. Daniel Ludwig will keine dritte Volksdroge? Cannabis ist bereits die dritte Volksdroge! Wie viele Studenten sehe ich in meiner Stadt im Park kiffen? Kurz gesagt, es sind viele. Statt aber diese Droge, die durch das amerikanische Institute of Medicine 1999 als "keine Einstiegsdroge" deklariert wurde, zu legalisieren und damit einen Markt zu öffnen, der nicht nur dem Staat Geld bringt und vielen Menschen sogar helfen könnte, wird einfach weiter weg gesehen.

Besonders wichtig ist für mich in dem Punkt auch zu sagen, dass Cannabis auch in der Medizin einen Zweck hat und es in Deutschland ganz vielen Menschen, die nicht (mehr) auf Schmerzmittel ansprechen oder es aus anderen Gründen benötigen, unnötig schwer gemacht wird an medizinisches Gras zu kommen. Erstmal den Weg zu gehen bis hin zu einem Rezept ist unglaublich aufwendig und dann wird jedes bisschen Gras, was dir von einer Apotheke ausgegeben wird auch gefühlt drei Mal hinterfragt. Ich spreche hier nicht aus eigener Erfahrung, aber aus der Sicht eines Mitschülers meiner damaligen Berufsschule, der aufgrund eines Unfalls bei seiner Arbeit Cannabis verschrieben bekommen hat. Für die behandelnden Ärzte war es immer ein absolutes No-Go ihm Gras zu verschreiben und sie haben es erst dann gemacht als keine anderen Optionen mehr offen blieben. Man soll mich jetzt bitte nicht falsch verstehen, ich bin absolut gegen die Selbstmedikation von Cannabis als Medizin, weil dann jeder behaupten könnte, dass er es aus diesen Gründen bräuchte, genauso wie ich gegen den eignen Anbau bin, aber grundsätzlich sollten Gesetze meiner Meinung nach so gestaltet werden, dass sie den Menschen dienen und ihnen nicht nur Verbote aufdrücken oder manche Wege unnötig schwer und (besonder in Deutschland) extrem bürokratisch machen.

Ich bin auch absolut bei Luthulhu und tintenfeuer, dass man keine Droge glorifizieren sollte, denn mit jedem Mittel das man einnimmt kommen Pro und Kontra Punkte. Natürlich kann es bei einer Legalisierung dazu kommen, wie tintenfeuer bereits geschrieben hat, dass eine gewisse Unterschätzung der Droge als solches hervorgerufen werden kann, aber in dem Punkt ist das der Staat und damit auch die Verkäufer in der Pflicht über die Konsequenzen aufzuklären. Dazu gehören dann Aussagen, wie 1. Ja, Cannabis kann abhängig machen. 2. Cannabis kann bei ausgeprägtem Konsum die Lern- Konzentrations- und Belastbarkeitsfähigkeiten beeinflussen. 3. Im schlimmsten Falle kann Cannabis im jungen Alter dazu führen, dass sich dein Gehirn nicht entsprechend weiter entwickelt, was nicht bedeutet, dass man nicht fortwährend lernen kann, aber es in einem zum Teil sehr viel langsameren Ausmaße tut und auch dazu führen kann, dass man kognitiv in einem Alter "stecken bleibt". 

Also um nochmal grundsätzlich abzuschließen: Ich bin für eine Legalisierung von Cannabis, aber dabei gilt dann für mich als oberstes Gebot, die Prävention und Aufklärung über die eventuellen Folgen und die Kontrollierbarkeit im Bereich Jugendschutz, auch wenn da nicht immer 100% greifen. (Ich selbst kiffe übrigens nicht und bin im allgemeinen der Meinung #keineMachtdenDrogen, obwohl ich da an Nikotin scheitere, was ich offen zu gebe, denn in meiner Schulzeit war Rauchen das "coolste" und ich bin drauf reingefallen.)

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random.xme

21, Weiblich

  9. Employed Writer

Event-Begeisterter

Beiträge: 3798

Re: Diskussion und Philosophie | Legalisierung von Cannabis

von random.xme am 16.10.2021 17:59

Ein gefährliches Rauschmittel oder eine Substanz zum locker werden?
Ich werde richtig wütend, wenn der Konsum von Drogen in Romanen oder auch in RPs romantisiert wird (einfach, weil es hier auch sehr gut ins Forum passt).
So manch ein Play musste ich nach wenigen Beträgen abbrechen, weil mir die Aufarbeitung von Suchtmitteln nicht gefallen hat.
Um meine Leitfrage gleich jetzt zu beantworten: Cannabis kann beides sein. Hätte Gras keine Vorteile (so kurzlebig sie auch sein mögen, würde man es nicht drehen, entzünden und zwischen den Lippen in Rauch aufgehen lassen)
Im Großen und Ganzen möchte ich nicht alles wiederholen, was vor mir geschrieben wurde, ich stimme den Meinungen über mir nämlich zu.
Cannabis sollte legalisiert werden...sofern man an eine vollständige Legalisierung denkt (oder schreiben wir besser: Die Legalisierung sollte bis zu Ende gedacht werden)

Es muss klare Grenzwerte für den Straßenverkehr geben, spezielle Kontrollen, bessere Test, gut geschulte Schutzbeamten. Es muss an jeder Schule umfassende, moderne Aufklärungsprogramme geben, nicht nur in der sechsten, sondern auch in den höheren Klassen. Wie Lu schon angesprochen hat: Es muss Läden geben, in denen man seine Substanzen legal und in geprüfter Qualität kaufen kann.
Da ich bisher auch immer geglaubt habe, dass Cannabis DIE Einstiegsdroge ist, habe ich Lus „Das habe ich mal gelesen" recherchiert und kann ihr ruhigen Gewissens Recht geben (hier der Artikel, den ich dazu gefunden habe)

Es fehlt an wissenschaftlichen Beweisen und stichhaltigen Hinweisen.
Und trotzdem will ich den Ex-Abhängigen glauben, die behaupten, sie seien über Gras in die Szene gekommen. Ich erinnere mich noch sehr eindrucksvoll an ein Reaction-video von Maximilian Pollux und SICK auf ein Interview mit einem ehemaligen Heroin-Abhängigen.
SICK erklärt sehr eindrucksvoll, dass Viele Cannabis als Einstiegsdroge sehen, weil es die erste Illegale Droge war, die konsumiert wurde. Davor wurde aber in fast jeden Fall schon Alkohol getrunken und geraucht.


https://www.youtube.com/watch?v=HTYoLLHRghA

Grille

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Herr_Nacht

-, Männlich

  7. Columnist

Beiträge: 711

Re: Diskussion und Philosophie | Legalisierung von Cannabis

von Herr_Nacht am 16.10.2021 19:11

Zur Frage der Legalisierung kann ich nix sagen. Keine Ahnung, ob die Legalisierung schlussendlich gut oder schlecht sein wird.
Erstmal den Weg zu gehen bis hin zu einem Rezept ist unglaublich aufwendig

Ich kenne mich, was diese Rezepte angeht, nicht aus, aber prinzpiell sollte ein Fachmann entscheiden, welche Art von Schmerzmittel im vorliegenden Fall das richtige ist, und nicht der oder die Betroffene. Ich fände es meinerseits etwas verdächtig, wenn mir als Arzt ein Patient gegenübersitzt, der von sich aus einfach einfordert, ein bestimmtes Rezept zu bekommen (gilt nicht nur für Cannabis).
Für die behandelnden Ärzte war es immer ein absolutes No-Go ihm Gras zu verschreiben und sie haben es erst dann gemacht als keine anderen Optionen mehr offen blieben.

Eventuell war diese Vorgehensweise ja auch richtig? Vielleicht sind im Regelfall die "herkömmlichen" Schmerzpräparate die probateren und mit weniger Nebenwirkungen einhergehenden Mittel. In welchen Fällen Cannabis klar indiziert ist, weiß ich nicht, aber ich glaube zumindest, dass die Evidenz vorherrschender Schmerzmittel größer ist. Und ehe man etwas verschreibt, dessen Wirksamkeit noch nicht so gut erforscht oder belegt ist, sollte man auf jenes zurückgreifen, dessen Effektivität bereits umfangreich belegt ist.
aber in dem Punkt ist das der Staat und damit auch die Verkäufer in der Pflicht über die Konsequenzen aufzuklären

Aufklärung ist in jedem Fall gut, sowohl bei einer Legalisierung als auch bei jetziger Gesetzeslage. Was diesen Punkt nur etwas bitter macht und mich mit einem unheilvollen Gefühl zurücklässt, ist die Tatsache, dass trotz hinreichender Aufklärung und Gefahrenbewusstsein jedes Jahr mehr als genug Menschen von Alkohol und Nikotin abhängig werden (ich glaube aber, es werden jährlich immer etwas weniger) und die Kosten für das Gesundheitssystem groß sind. Ich weiß also nicht so recht, in welchem Ausmaß Aufklärung am Ende den Schaden für Menschen und Staat geringer ausfallen lassen wird. Aber na ja, das Kind ist gewissermaßen, ganz wie beim Alkohol und Nikotin auch, bereits mit der Erfindung der Droge in den Brunnen gefallen und kann in vielen Fällen trotz Aufklärung nicht mehr gerettet werden, da es einigen Menschen aus welchen Gründen auch immer nicht gegeben ist, verantwortungsvoll mit "gefährlich-befriedigenden" Substanzen umzugehen.  
 
Ist jetzt echt nur so 'n Halbwissen, aber gab's nicht auch so Studien, die gezeigt haben, dass in Ländern wie Holland, wo man Gras ja legal konsumieren kann, im Endeffekt trotzdem nicht mehr Gras geraucht wird?

Das wäre mal echt ne feine Sache!
Ich bin zum Beispiel der Meinung, dass Menschen über ihr Handeln selbst entscheiden und dementsprechend mit den Konsequenzen rechnen müssen.

Das wirft bei mir gerade die Frage auf, ob die Leute nicht nur mit den Konsequenzen rechnen müssen, sondern diese Rechnung vielleicht auch selbst bezahlen sollten. Wenn unsere solidarische Gesellschaft jedem Individuum bei maximaler Aufklärung die Freiheit lässt, zu handeln und zu konsumieren, was er oder sie will, warum sollte die Gemeinschaft für die Kosten einer Behandlung aufkommen, die die Folge dieser individuellen Entscheidungen des aufgeklärten Individuums ist? Warum muss meine Krankenkasse mit meinen Beiträgen die Krebstherapie eines Menschen bezahlen, der über Jahrzehnte geraucht hat wie ein Schlot? Oder die Behandlung eines Unfallopfers, das volltrunken gegen einen Baum gefahren ist?
Ich hatte übrigens gehofft, dass das Thema dieser Woche Transgender ist! Ich hoffe, es kommt bald!
   

"Das köstliche und immer wieder originelle Vergnügen einer nutzlosen Beschäftigung"
Henri de Régnier

 

"You can, you should, and if you're brave enough to start, you will"
Stephen King

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Kidaliya

27, Weiblich

  9. Employed Writer

Neuling

Beiträge: 1160

Re: Diskussion und Philosophie | Legalisierung von Cannabis

von Kidaliya am 16.10.2021 20:08

@Herr_Nacht: Ich kann natürlich absolut verstehen, dass man immer die jeweiligen Nebenwirkungen abwägen muss und das sind auch bei Cannabis nicht wenige, aber dennoch bin ich der Überzeugung, dass Ärzte dem Thema selbst gegenüber ein wenig offener sein sollten, solange wie die Faktoren einer möglichen Vorerkrankung, wie zum Beispiel Drepessionen oder Panikattacken, nicht gegeben sind und deswegen das Risiko gering ist, dass die Nebenwirkungen auftreten. 

Abgesehen davon, und ich will hier wirklich nicht die Nebenwirkungen von Cannabis in Frage stellen oder sie in irgendeiner Form als weniger dramatisch darstellen, aber wenn ich mir bei manchen Medikamenten den Beipackzettel ansehe und wie lang da die Liste der Nebenwirkungen sind... puh, da denke ich schon manchmal darüber nach, was ich da eigentlich alles in mich hinein kippe. Da ist selbst von den drei herkömmlichsten Schmerzmitteln, also Aspirin, Ibuprofen oder Paracetamol, die Liste der Nebenwirkungen drei Mal so lang und das sind noch nicht mal die Schmerzmittel, die bei Nervenschädigungen verschrieben werden.

Zu den akuten Nebenwirkungen von Cannabis zählen Missstimmung bis hin zur Depression, Angst oder Panik, Halluzinationen oder das Empfinden eines Kontrollverlustes. Außerdem kann die akute psychoaktive Wirkung von Cannabinoiden Gedächtnisschwäche, verminderte psychomotorische oder kognitive Leistungsfähigkeit und eine gestörte Wahrnehmung zeitlicher Abläufe verursachen. Typisch nach Cannabiskonsum sind etwa Denkstörungen, die sich vor allem in ideenflüchtigem Denken äußern.
Zu den häufigen körperlichen Nebenwirkungen von Cannabinoiden gehören Müdigkeit, Schwindel, Tachykardie (Herzrasen), Blutdruckabfall, ein trockener Mund, eine verwaschene Sprache, ein reduzierter Tränenfluss, Muskelentspannung und ein gesteigerter Appetit. Seltene unerwünschte Begleiterscheinungen sind zudem Übelkeit und Kopfschmerzen.
Artikel "Die Techniker" Krankenkasse

Anderer Beispielfall wäre für mich auch mein Freund, der auf der Neurologie Station arbeitet und sehr viele Parkinson Patienten hat. Die Ärzte haben sogar strikte Anweisung vom Klinikum selbst kein Cannabis zu verschreiben, wobei sich gezeigt hat, dass bei den Tremor Patienten (das unkontrollierte Zittern, welches man mit Parkinson überlicherweise verbindet) in sehr vielen Fällen hilft. Eine Studie mit Nabilon (der Wirkstoff ist THC, also ein Cannbinoider Wirkstoff) zeigt sogar, dass die nicht-motorischen Symptome von Parkinson Patienten besser wurden.
Artikel Nabinol Studie

Wie gesagt, ich bin nicht dafür, dass es unkontrolliert jedem verschrieben wird, aber bei gewissen Vorraussetzungen und einer Erfolgschance der Behandlung durch Cannabis, sollte es den Patienten nicht auch noch unnötig schwer gemacht werden an ein Rezept dafür heran zu kommen. Schlussendlich gilt bei Cannabis, wie bei allen anderen Rauschmitteln und Suchtstoffen: Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift; allein die Dosis machts.

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Runa
Gelöschter Benutzer

Re: Diskussion und Philosophie | Legalisierung von Cannabis

von Runa am 16.10.2021 20:14

Ist jetzt echt nur so 'n Halbwissen, aber gab's nicht auch so Studien, die gezeigt haben, dass in Ländern wie Holland, wo man Gras ja legal konsumieren kann, im Endeffekt trotzdem nicht mehr Gras geraucht wird?

Ich hab dazu mal ein wenig was gesucht. Leider hab ich nur recht alte Studien gefunden. Ich kann nicht sagen, ob es neue, wissenschaftlich fundierte Berichte und Zahlen gibt.

Laut einer Studie des Open Society Institute ist der Anteil derer, die je in ihrem Leben Marihuana probiert haben, in den Niederlanden mit 25 Prozent deutlich niedriger als in den USA (mehr als 40 Prozent) und Großbritannien (mehr als 30 Prozent). (quelle: Uni Münster)

Besagte Studie findet man hier. Leider steht da die Niederlande nicht im Vergleich zu Deutschland. Der Deutsche Hanfverband schrieb dazu 2019:

Laut des epidemiologischen Suchtsurveys 2018 haben 2018 fast 3,7 Millionen Menschen zwischen 18 und 64 (7,1 Prozent) mindestens einmal innerhalb der letzten 12 Monate Cannabis konsumiert. Bei der letzten Erhebung des epidemiologischen Suchtsurveys im Jahr 2015 waren es mit 6,1 Prozent noch geschätzte 3,2 Millionen. Doch die Autoren gehen davon aus, dass die aktuelle Zahl zu niedrig angesetzt ist. Die Dunkelziffer der Cannabis konsumierenden Personen über 18 Jahren sei wahrscheinlich noch viel höher. Jugendliche und Menschen über 64 Jahre wurden nicht berücksichtigt. Damit dürfte die Gesamtzahl der Menschen in Deutschland, die mindestens gelegentliche Cannabiskonsumenten sind, deutlich über 4 Millionen liegen.

Hier kann man mehr lesen. Hab ich jetzt nicht gemacht, aber für die, die es interessiert, wollte ich es mal gepostet haben.

Ich finde die Ergebnisse ganz interessant, muss ich sagen. Besonders wenn es um die Festnahmen in Holland geht. Daran hätte ich nie im Leben gedacht. Aber das ist jetzt auch kein Thema, mit dem ich mich auskenne. Zumal ich auch bei Legalisierung kein Gras probieren würde. Deshalb möchte ich dazu auch gar nicht mehr sagen. 

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