Wir werden unterstützt von:


Diskussion und Philosophie | Ist Recht immer gleich Gerechtigkeit?

1  |  2  |  »  |  Letzte [ Nach unten  |  Zum letzten Beitrag  |  Thema abonnieren  |  Älteste Beiträge zuerst ]


Draugalfur

45, Weiblich

  11. Ghostwriter

Neuling

Beiträge: 2261

Re: Diskussion und Philosophie | Ist Recht immer gleich Gerechtigkeit?

von Draugalfur am 23.10.2021 21:56

Recht ist defintiv nicht Gerechtigkeit.
__________
Recht ist:
Rentenabzug bei der Hinterbliebenenrente bei Altersunterschied Beamter > 10 Jahre und Nicht-Beamter >15 Jahre
Gerecht ist es nicht:
Wenn ein Paar 35 Jahre verheiratet ist, er sie davon fast 20 Jahre als Pflegefall (Unfall) pflegt und nur, weil sie einen Altersunterschied von 21 Jahre haben, bekommt er 30% der Hinterbliebenenrente von ihr abgezogen, wird also dafür bestraft, dass er sich um seine Frau gekümmert hat.
__________
Recht ist:
Verstirbt der Partner und man selbst ist noch keine 47, erhält man die Hinterbliebenenrente 24 Monate.
Gerecht ist nicht:
Ehezeit wird dabei nicht berücksichtigt. Es ist also egal, ob sie 2 Monate oder 30 Jahre verheiratet waren.
__________
Recht ist:
Die Strafe für die Begehung des Grundtatbestands der Vergewaltigung ist Freiheitsstrafe von mindestens zwei Jahren. (bis 31. Dezember 2019 mindestens ein Jahr) und maximal zehn Jahre.
Gerecht ist dies nicht, denn die Opfer leiden ein Leben lang, müssen sich häufig auch damit abfinden, dass der Peiniger in der Nachbarschaft weiterhin wohnt.
Und gerecht ist es auch nicht, dass Vergewaltigungen und Misshandlungen an Kindern verjähren können.
__________
Ich könnte da noch viele Beispiele aus dem Alltag nennen.
Auch wenn wir uns mit vielen Dingen im Alltag nicht abfinden können, die 3-Strike-Out-Regel im Strafrecht der Amis finde ich da schon gerechter.
Wird man 3 Mal wegen des selben Vergehens verurteilt
a.) das Strafmaß härter mit jeder Verurteilung
b.) beim 3. Mal automatisch Lebenslänglich

Leben in 4 Phasen:
1. Geburt
2. Meint ihr das wirklich ernst?!?
3. Knackiges Alter, mal knackts hier, mal da
4. Tod

Antworten Zuletzt bearbeitet am 23.10.2021 21:57.

Pandakyo

32, Weiblich

  6. Fanfiction Writer

Ambitionierter Teilnehmer

Beiträge: 51

Re: Diskussion und Philosophie | Ist Recht immer gleich Gerechtigkeit?

von Pandakyo am 23.10.2021 19:19

Diskussion und Philosophie  die allgemeinen Regeln von Rollenspielhimmelhier Das Thema der Woche wird immer in einem neuen Thread am Montagvormittag gepostet. (Sollte ich nicht verschlafen.)Wer Vorschläge für ein neues Thema hat, bitte gerne an diesen Account schicken. ich werde sie sammel und das gefragteste Thema für die kommende Woche auswählen. Sollte es keines geben, entscheidet der Zufall. Alle alten Themen findet ihr per Link in meinem Blog, damit ihr jeder Zeit nachlesen könnt, was alles geschrieben wurde.Diese Woche solle es um die Frage gehen ob Recht immer gleich Gerechtigkeit ist.

Als jemand, der gerade Rechtswissenschaften studiert, kann ich dazu sagen, das Recht eindeutig nicht Gerechtigkeit bedeutet. Gerechtigkeit ist etwas, dass jeder selbst als Individium festlegt. Für jemanden mag es gerecht sein, wenn der Mörder verurteilt wird, für jemand anderen ist es erst dann gerecht, wenn der Mörder auch stirbt.
Unsere Gesetze sind so ausgelegt, dass sie sehr oft möglichst viele Varianten des Lebens abdecken. Deshalb kann es vorkomen, dass Juristen sich selbst nicht einig sind, weil die Gesetze diese Wege eben offen halten.

Antworten

Anticonformist
Administrator

27, Weiblich

  12. Famous Novelist

Moderator

Ambitionierter Teilnehmer

Header-Design

Beiträge: 5607

Re: Diskussion und Philosophie | Ist Recht immer gleich Gerechtigkeit?

von Anticonformist am 21.10.2021 23:04

Guten Abend, und sorry, wenn ich da jetzt irgendwie Verwirrung gestiftet habe. Eigentlich wollte ich damit nur unterstreichen, dass selbst wenn du Recht hast und KEINE Gerechtigkeit, selbst im Recht es Bereiche gibt, die nach Billigkeit bewertet werden und meistens dann weder für den Klagenden noch den Anklagenden wirklich zufriedenstellend geklärt werden können. Ich kenne solche Listen, die gibt es ja auch bei Vergleichen wegen ungerechtfertigter Kündigung genauso. Z.B. weil es keine Sozialauswahl gab usw. Ich finde, wie können wir glauben (gut 100% der hier Antwortenden haben es ja schon als Utopie abgetan), dass Recht immer oder oft Gerechtigkeit ist, wenn wir selbst im Rechtsgebrauch die Billigung haben, also „2 Juristen und 3 Meinungen bekommen" oder „Vor Gericht wie auf dem Meer – in Gottes Hand". Alleine das sollte uns ja zeigen, dass Recht sehr wenig mit dem Gerechtigkeitsempfinden zutun hat. Ich finde hier ein wunderbares Beispiel – außer deinem Vergewaltigungsbeispiel auch den § 1576 – Alleine der Nachsatz: „Schwerwiegende Gründe dürfen nicht allein deswegen berücksichtigt werden, weil sie zum Scheitern der Ehe geführt haben." => Darüber würde sich vor Gericht so HERRLICH streiten lassen Aber ja, ich stimme dir zu. Ich finde diese Bereiche – auch gerade im Arbeitsrecht – als würdest du DAUERND auf rohen Eiern laufen. Mein Lieblingsstreitpunkt mit dem BR ist daher.... RATE: Anzeigen Spoiler Alice asked the Cheshire Cat, who was sitting in a tree, "Can you show me the right direction?" The cat asked, "That depends on where you want to end up?" "I don't know where I want to end up" Alice answered. "Then," said the cat, "it really doesn't matter which direction you take, does it?" ~Lewis Carroll, Alice's Adventures In Wonderland~

Bin da voll bei dir! Wenn man sich doch bereits im Recht nicht einig ist, wie kann das dann i.E. gerecht sein/werden? 😂

unlocked.png

Antworten

CheshireCat_86

72, Weiblich

  12. Famous Novelist

Amateur-Unterhalter

Beiträge: 14586

Re: Diskussion und Philosophie | Ist Recht immer gleich Gerechtigkeit?

von CheshireCat_86 am 21.10.2021 22:50

Ach, im Rechtssinne? Uff, ich bin kein großer Freund von unbestimmten Rechtsbegriffen, weil die immer auslegungsbedürftig sind und man u.U. im selben Fall zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen kann. Aber das ist in der Juristerei nichts Unbekanntes – aka. „zwei Juristen, drei Meinungen". Je nach Ermessensspielraum und Einstellung des Richters kann das dann auch nochmal anders ausfallen. Dementsprechend unterliegt auch das wieder (auch wie bei der Gerechtigkeit) u.a. dem subjektiven Empfinden. Um das/mein „Problem“ mit der Billigkeit zu verdeutlichen: Könntest du „nach Billigkeit bestimmen" (vgl. § 253 II BGB), wie hoch die Entschädigung einer Vergewaltigung ausfallen soll? Ich persönlich finde das super schwierig. Man versucht diesen Spielraum meist (um Ungleichbehandlungen auszuschließen) durch gewisse (interne Verwaltungs-)vorschriten zu begrenzen. D.h. das tatsächlich Listen existieren, die je Rechts(guts)verletzung einen bestimmten Entschädigungsrahmen festlegen (können). Aber ist das dann „billig"? Das Vergewaltigung-/Körperverletzungsopfer wird natürlich einen sehr hohen Betrag einfordern, die Gegenseite natürlich versuchen das aufs Minimum zu reduzieren. Wo ist da die Mitte? Kann man wirklich einen objektiven Maßstab für die Billigkeit bilden? Weiß nicht, ob du darauf hinaus wolltest, aber das ist im Grunde mein Problem mit dem Begriff. Wie stehst du dazu?
Guten Abend, und sorry, wenn ich da jetzt irgendwie Verwirrung gestiftet habe. Eigentlich wollte ich damit nur unterstreichen, dass selbst wenn du Recht hast und KEINE Gerechtigkeit, selbst im Recht es Bereiche gibt, die nach Billigkeit bewertet werden und meistens dann weder für den Klagenden noch den Anklagenden wirklich zufriedenstellend geklärt werden können. Ich kenne solche Listen, die gibt es ja auch bei Vergleichen wegen ungerechtfertigter Kündigung genauso. Z.B. weil es keine Sozialauswahl gab usw. Ich finde, wie können wir glauben (gut 100% der hier Antwortenden haben es ja schon als Utopie abgetan), dass Recht immer oder oft Gerechtigkeit ist, wenn wir selbst im Rechtsgebrauch die Billigung haben, also „2 Juristen und 3 Meinungen bekommen" oder „Vor Gericht wie auf dem Meer – in Gottes Hand". Alleine das sollte uns ja zeigen, dass Recht sehr wenig mit dem Gerechtigkeitsempfinden zutun hat. Ich finde hier ein wunderbares Beispiel – außer deinem Vergewaltigungsbeispiel auch den § 1576 – Alleine der Nachsatz: „Schwerwiegende Gründe dürfen nicht allein deswegen berücksichtigt werden, weil sie zum Scheitern der Ehe geführt haben." => Darüber würde sich vor Gericht so HERRLICH streiten lassen Aber ja, ich stimme dir zu. Ich finde diese Bereiche – auch gerade im Arbeitsrecht – als würdest du DAUERND auf rohen Eiern laufen. Mein Lieblingsstreitpunkt mit dem BR ist daher.... RATE:

 

#spoiler# § 75 Abs. 1 BetrVG => du könntest tagelang diskutieren #endspoiler#

Alice asked the Cheshire Cat, who was sitting in a tree, "Can you show me the right direction?" The cat asked, "That depends on where you want to end up?" "I don't know where I want to end up" Alice answered. "Then," said the cat, "it really doesn't matter which direction you take, does it?"

~Lewis Carroll, Alice's Adventures In Wonderland~

Antworten

Anticonformist
Administrator

27, Weiblich

  12. Famous Novelist

Moderator

Ambitionierter Teilnehmer

Header-Design

Beiträge: 5607

Re: Diskussion und Philosophie | Ist Recht immer gleich Gerechtigkeit?

von Anticonformist am 21.10.2021 22:10

Alice asked the Cheshire Cat, who was sitting in a tree, "Can you show me the right direction?" The cat asked, "That depends on where you want to end up?" "I don't know where I want to end up" Alice answered. "Then," said the cat, "it really doesn't matter which direction you take, does it?"~Lewis Carroll, Alice's Adventures In Wonderland~

Ach, im Rechtssinne? Uff, ich bin kein großer Freund von unbestimmten Rechtsbegriffen, weil die immer auslegungsbedürftig sind und man u.U. im selben Fall zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen kann. Aber das ist in der Juristerei nichts Unbekanntes – aka. „zwei Juristen, drei Meinungen". Je nach Ermessensspielraum und Einstellung des Richters kann das dann auch nochmal anders ausfallen. Dementsprechend unterliegt auch das wieder (auch wie bei der Gerechtigkeit) u.a. dem subjektiven Empfinden. Um das/mein „Problem“  mit der Billigkeit zu verdeutlichen: Könntest du „nach Billigkeit bestimmen" (vgl. § 253 II BGB), wie hoch die Entschädigung einer Vergewaltigung ausfallen soll? Ich persönlich finde das super schwierig. 
Man versucht diesen Spielraum meist (um Ungleichbehandlungen auszuschließen) durch gewisse (interne Verwaltungs-)vorschriten zu begrenzen. D.h. das tatsächlich Listen existieren, die je Rechts(guts)verletzung einen bestimmten Entschädigungsrahmen festlegen (können). Aber ist das dann „billig"? Das Vergewaltigung-/Körperverletzungsopfer wird natürlich einen sehr hohen Betrag einfordern, die Gegenseite natürlich versuchen das aufs Minimum zu reduzieren. Wo ist da die Mitte? Kann man wirklich einen objektiven Maßstab für die Billigkeit bilden? Weiß nicht, ob du darauf hinaus wolltest, aber das ist im Grunde mein Problem mit dem Begriff.
Wie stehst du dazu? 

unlocked.png

Antworten

CheshireCat_86

72, Weiblich

  12. Famous Novelist

Amateur-Unterhalter

Beiträge: 14586

Re: Diskussion und Philosophie | Ist Recht immer gleich Gerechtigkeit?

von CheshireCat_86 am 21.10.2021 19:33

Das kann ich erst angemessen beantworten, wenn du mir (d)eine Definition dazu gibst. Ist nämlich ein sehr unbestimmter Begriff. (Daran erkennt man schon mal, wie problematisch das ist.)

Also ich definiere es wie bei Arbeitsrechts-Prof... und oh Gott, dass ist SO lange her aber... "Im deutschen Recht bezeichnet der Begriff Billigkeit die Entscheidung von Rechtsfällen nach einem natürlichen Gerechtigkeitsempfinden, welches bei der Beurteilung des Einzelfalls neben die Anwendung des positiven Rechts tritt und diese ergänzt. Hierbei handelt es sich um einen unbestimmten Rechtsbegriff, der unter Berücksichtigung aller Umstände des Einzelfalls und durch Anwendung allgemeiner Grundprinzipien des Rechts ausgelegt wird. Oftmals ist die Milderung von Härten durch eine strikte Anwendung der Gesetze die Folge und auch das Ziel von Billigkeitserwägungen." Und als Beispiele hatte er damals BGB § 138 und §829 genannt... Und bitte sag mir nicht, dass sich die Definition geändert hat, dann hab ich mir ja jahrelang nur non-sense gemerkt!

Alice asked the Cheshire Cat, who was sitting in a tree, "Can you show me the right direction?" The cat asked, "That depends on where you want to end up?" "I don't know where I want to end up" Alice answered. "Then," said the cat, "it really doesn't matter which direction you take, does it?"

~Lewis Carroll, Alice's Adventures In Wonderland~

Antworten

Anticonformist
Administrator

27, Weiblich

  12. Famous Novelist

Moderator

Ambitionierter Teilnehmer

Header-Design

Beiträge: 5607

Re: Diskussion und Philosophie | Ist Recht immer gleich Gerechtigkeit?

von Anticonformist am 20.10.2021 21:57

Anticonformist: Wie stehst du zur Sonderform der Gerechtigkeit "Billigkeit"? Alice asked the Cheshire Cat, who was sitting in a tree, "Can you show me the right direction?" The cat asked, "That depends on where you want to end up?" "I don't know where I want to end up" Alice answered. "Then," said the cat, "it really doesn't matter which direction you take, does it?"~Lewis Carroll, Alice's Adventures In Wonderland~

Das kann ich erst angemessen beantworten, wenn du mir (d)eine Definition dazu gibst. Ist nämlich ein sehr unbestimmter Begriff.  
(Daran erkennt man schon mal, wie problematisch das ist.)

unlocked.png

Antworten

CheshireCat_86

72, Weiblich

  12. Famous Novelist

Amateur-Unterhalter

Beiträge: 14586

Re: Diskussion und Philosophie | Ist Recht immer gleich Gerechtigkeit?

von CheshireCat_86 am 20.10.2021 18:11

@Anticonformist: Wie stehst du zur Sonderform der Gerechtigkeit "Billigkeit"?

Alice asked the Cheshire Cat, who was sitting in a tree, "Can you show me the right direction?" The cat asked, "That depends on where you want to end up?" "I don't know where I want to end up" Alice answered. "Then," said the cat, "it really doesn't matter which direction you take, does it?"

~Lewis Carroll, Alice's Adventures In Wonderland~

Antworten Zuletzt bearbeitet am 20.10.2021 18:12.

Anticonformist
Administrator

27, Weiblich

  12. Famous Novelist

Moderator

Ambitionierter Teilnehmer

Header-Design

Beiträge: 5607

Re: Diskussion und Philosophie | Ist Recht immer gleich Gerechtigkeit?

von Anticonformist am 20.10.2021 00:20

P.S.: Und ich kann es doch nicht lassen: Aber ist es gerecht, dass Tiere gemäß §90a BGB zwar nicht als Sache gewertet werden, aber auf Tiere die für Sachen geltenden Vorschriften entsprechend anzuwenden sind? England hat dies geändert... hier wurde kürzlich entschieden, dass Tiere sehr wohl Gefühle haben und so kann dort Tierquälerei härter bestraft werden.

Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie damals mein Schuld- und Sachenrechts-Prof. deswegen so an die Decke gegangen ist. Nicht, weil die Vorschriften über Sachen auf Tiere entsprechende Anwendung finden, sondern weil man die Vorschrift vor dem Hintergrund begreifen müsse, dass das BGB grundsätzlich zwischen Sachen und Rechten unterscheidet. Weil das Tier etwas Körperliches sei, fällt es nicht unter die Kategorie Rechte – sonst hätte man immer einen Forderungskauf. Daher „Sache“. Über besondere Vorschriften (bspw. das Tierschutzgesetz), welche auch bei Anwendung der BGB Vorschriften zu berücksichtigen sind, genießen Tiere einen weiterreichenden Schutz. Ob dieser ausreichend ist, ist eine andere Frage. Ob es sinnvoll wäre (um die Stellung des Tieres vom bloßen Gegenstand abzugrenzen) das irgendwie noch zusätzlich/gesondert zu regeln (als sie bislang einfach unter 90a BGB)? Idk. Glaube, dass der Gesetzgeber dann auch wieder wie beim Lebenspartnerschaftsgesetz (als es die Ehe für alle noch nicht gab) einfach wieder auf BGB Vorschriften verweist. Man hätte es dann zwar gesondert aufgeschrieben, aber inhaltlich wäre es dasselbe. Grund dafür ist nun mal, dass Tiere nach wie vor auch ein wirtschaftliches Gut sind – ob jetzt als Haus- oder Nutztier. Ob das richtig ist, Tiere hierdurch zu einem Objekt zu machen? Ich kann da nur an die vorangegangene Diskussion verweisen, denn im Grunde geht es in eine ähnliche Richtung.

unlocked.png

Antworten

CheshireCat_86

72, Weiblich

  12. Famous Novelist

Amateur-Unterhalter

Beiträge: 14586

Re: Diskussion und Philosophie | Ist Recht immer gleich Gerechtigkeit?

von CheshireCat_86 am 19.10.2021 22:40

Nun, ich möchte mich zunächst DiskussionenunPhilosophie bedanken, dass sie so eine tolle Idee hatte, ich habe die letzten Diskussionen mitverfolgt, möchte mich aber nun selbst zu Wort melden.
Ich möchte zunächst meinen Arbeitsrechts-Prof zitieren: „Vor Gericht ist man wie auf Hoher See – in Gottes Hand." Und hier gibt es so viele Beispiele... daher möchte ich generell etwas festhalten: Absolute Gerechtigkeit im eigentlichen Sinne gibt es nicht. Gerechtigkeit ist nur ein Wort. Selbst „Auge um Auge" und „Zahn um Zahn", wie es bereits in der Bibel steht, ist nicht gerecht. Stellt euch folgendes Szenario vor: Ein Einäugiger, der einer Person mit zwei Augen ein Auge ausgeschlagen hat wird ebenfalls wiederum ein Auge ausgeschlagen – wäre das gerecht? Diese Person hätte dann doch gar kein Auge mehr und wäre mit diesem Los sicher schwerer bestraft, als eine andere Person, die zwei Augen hatte. Also bedeutet dies doch auch im Umkehrschluss, dass Recht nicht etwa bedeutet, dass gesetzliche Vorschriften in Anspruch zu nehmen „gerecht" sein muss. Recht bedeutet lediglich, dass in unserem Lebensraum – also in Deutschland - Regeln existieren, die für alle Personen – AGG konform, egal welchen Alters, welcher Herkunft, Sexualität, Religion, usw. -, die sich in diesem Lebensraum „Deutschland" aufhalten, gleichermaßen gelten. Das diese Regeln z.B. in England... oder noch krasser Thailand ganz anders ausgelegt werden können, dort aber Gerechtigkeit sicher auch anders bewertet wird, klammer ich an dieser Stelle aus, da ich denke, dass dies Konsens findet. Daher zurückkommend auf unseren Lebensraum „Deutschland": Fakt ist, dass man die Regeln, Gesetze, Verordnungen usw. als falsch ansehen kann, sie kritisieren kann. Trotzdem bleiben es allgemeingültige Regeln, und jeder der hier lebt kann sich sicher sein, dass diese Regeln gegen ihn angewandt werden können / werden und er sich andererseits auf diese Regeln oder Rechte auch berufen kann. Recht bedeutet auch, dass die Regeln gleichermaßen gegen jedermann angewendet werden. Folglich lohnt es bei einem anstehenden Gerichtsprozess nicht, sich über die geltenden Regeln zu ärgern. Die Regeln sind meist klar und bekannt. Ob das daraus entstehende Ergebnis schlussendlich als „gerecht" empfunden wird, ist dabei immer fraglich. Jedenfalls aber folgt die Entscheidungsfindung bestimmten festgelegten Regeln und ist nicht etwa von der Willkür eines Richters oder eines Gerichts abhängig, sondern eben vom geltenden Recht.

Somit schließe ich mich den Vorrednern an. Ich finde ebenfalls, dass Recht und Gerechtigkeit nicht Hand in Hand gehen.

 

P.S.: Und ich kann es doch nicht lassen: Aber ist es gerecht, dass Tiere gemäß §90a BGB zwar nicht als Sache gewertet werden, aber auf Tiere die für Sachen geltenden Vorschriften entsprechend anzuwenden sind? England hat dies geändert... hier wurde kürzlich entschieden, dass Tiere sehr wohl Gefühle haben und so kann dort Tierquälerei härter bestraft werden.

 

P.P.S.: Und noch ein Goody einer Diskussion mit einem Mitarbeiter. Gemäß Arbeitsvertrag habe ich das Recht, wenn ich für mich zu dem Punkt komme, dass ein Mitarbeiter zu oft ohne Krankmeldung abwesend ist, ab dem 1. Tag einer vermeintlichen Krankheit eine Krankmeldung zu verlangen. Steht im Arbeitsvertrag, bezieht sich auf §5 Abs.1 Satz 3 EFZG. Damit habe ich also das Recht dies zu verlangen - das der besagte Mitarbeiter das aber so garnicht als gerecht angesehen hat, wenn er jetzt jedesmal zu Arzt rennen muss, ist SICHER eine andere Sache ;)

Alice asked the Cheshire Cat, who was sitting in a tree, "Can you show me the right direction?" The cat asked, "That depends on where you want to end up?" "I don't know where I want to end up" Alice answered. "Then," said the cat, "it really doesn't matter which direction you take, does it?"

~Lewis Carroll, Alice's Adventures In Wonderland~

Antworten Zuletzt bearbeitet am 19.10.2021 22:56.
1  |  2  |  »  |  Letzte

« zurück zum Forum