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In the past we were friends... | Buch

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Silber22

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In the past we were friends... | Buch

von Silber22 am 07.12.2019 16:20

Titel: In the Past we were Friends

Klappentext: Schon seit vielen Generationen herrschen Spannungen zwischen den Königreichen Vantejo und Malermo. In den letzten Jahren kam es immer häufiger zu kriegerischen Auseinandersetzungen. Nun steht die entscheidende Schlacht an. Diese wird von keinen anderen angeführt, als von den Königen selbst. Wilhelm, König von Vantejo, gegen Percival, König von Malermo, dessen Sohn, Farid, ebenfalls mit in die Schlacht zieht.
Wilhelm und Farid kennen sich bereits aus ihrer Kindheit, wo sie Freundschaft miteinander geschlossen haben. Farid wurde von Wilhelms Vater als Geisel gefangen genommen. Nach gut einem Jahr kam Farid wieder frei. Leider konnten sie sich seitdem nicht mehr sehen, da ihre Reiche verfeindet miteinander waren. Wie sieht das ganze nun nach 14 Jahren aus? Erinnern sie sich noch an einander? Können sie sich trotz ihrer Freundschaft, Blutsbrüderschaft und so viel mehr, was zwischen ihnen war, bis zum Tode bekämpfen?

Sonstiges: Ich versuche, die Handlung der Vergangenheit in Form von Briefen, die Wilhelm an Farid schreibt, zu erzählen. Gleichzeitig gibt es auch einige Zeitsprünge in die Gegenwart.



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Silber22

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Re: In the past we were friends... | Buch

von Silber22 am 07.12.2019 16:22

P R O L O G

Obwohl ich mir immer geschworen habe, nicht wie mein Vater zu werden, stehe ich nun hier. Das kalte Eisen liegt fest in meiner Hand genauso wie die Leben der Männer, die hinter mir stehen. Für alles, was nun folgen wird, trage ich allein die Verantwortung, die genauso schwer wie auch meine Rüstung auf meinen Schultern lastet. Vorne prangt mein Wappen, auf dem ein Drache in das Metall geprägt wurde. Genauso wurde mein Schild verziert, was sich noch auf meinem Rücken befindet.

Es gibt nichts Majestätischeres als einen Drachen, hatte Vater immer gepflegt zu sagen, als er noch gelebt hatte. Wahrscheinlich hat einer meiner Vorfahren deswegen dieses Wappen für uns ausgewählt. Stolz erzählte er immer wieder - wenn er betrunken war - , wie mein Urururgroßvater den letzten Drachen getötet hatte. Schon als Kind habe ich nie verstanden, wieso man etwas so Majestätisches töten musste, aber Vaters Miene zu durchschauen war ohnehin nie einfach gewesen. Deswegen fiel es mir auch immer schwer, es ihm recht zu machen. Dass ich mich mit dir angefreundet habe, ging ihm auch ziemlich gegen den Strich.

Und trotzdem hat er mich zu seinem Thronfolger ernannt, als er erkrankte und sein Ende immer näher rückte. Wahrscheinlich blieb ihm nichts anderes übrig. Ich war sein einziger Sohn und Mutter ist bereits vor einem Jahr gestorben.
Ich wollte den Thron nicht. Das habe ich noch nie gewollt. Doch ich habe gehofft, etwas bewegen zu können, den endlosen Krieg endlich beenden zu können, der schon viel zu lange zwischen unseren Reichen herrschte. Mein Vater hielt uns für so majestätisch wie einen Drachen, weshalb er für uns auch die entsprechende Macht einforderte. Unser Königreich war ihm nie genug. Memoro hat er bereits besetzt und die Memoros unterworfen. Doch auch das war ihm nicht genug. Hunderte Männer ließen ihr Leben, als auch dein Reich, Malermo, angegriffen wurde. Die malermische Festung wurde wochenlang belagert, bis die Soldaten meines Vaters eindringen konnten und das Herzstück des Reiches an sich nahmen: Dich. Auch wenn du gerade mal vierzehn warst, wurdest du in unseren Kerker gesperrt, bis dein Vater, der König von Malermo, bereit dazu war, sein Land abzutreten. Die Verhandlungen zogen sich über Monate.

Auch wenn es nun schon einige Jahre her ist, erinnere ich mich noch genau an diese Zeit. Damals war ich zwölf und neugierig wie ich war, trieb ich mich im ganzen Schloss herum. Auch in die Kerker traute ich mich, auch wenn es nicht immer leicht war, sich an den Wachen vorbei zu stehlen. Letztendlich entdeckte ich dich. Einen Jungen wie mich, der einsam und total verängstigt hinter Gittern kauerte und weinte. Erinnerst du dich noch daran, wie ich die Hand durch die Stäbe streckte und leise pfiff, um deine Aufmerksamkeit auf mich zu lenken? Ich weiß noch genau, wie du mich aus deinen geröteten Augen anstarrtest - und daraufhin eine wundervolle Freundschaft begann.
Es blieb nicht nur bei dem einen Besuch. Wann immer ich mich davonstehlen konnte, kam ich zu dir, damit du nicht so einsam warst. Als ich einen Geheimgang gefunden habe, konnten wir auch nach draußen, um im Wald zu spielen. Ich habe dir vertraut, dass du nicht einfach weglaufen würdest. Vater wäre sicherlich wütend geworden und hätte mich bestraft. Du bist nie weggelaufen und immer wieder, wenn es an der Zeit war, zurück in deine Zelle gegangen. Nicht weil du es dort so schön gefunden hättest oder du meinen Vater nicht böse machen wolltest. "Es ist kalt und ich bin nicht gerne alleine im Dunkeln. Aber ich weiß, dass wenn ich nur lang genug warte, dass du mich dann wieder besuchen kommst. Ich bleibe gerne bei dir", erklärtest du mir und lachtest. So ein schönes Lachen habe ich wohl noch nie zu Ohren bekommen. Noch immer kann ich mich daran erinnern, wie du damit mein Herz erwärmt hast. Wenn ich es doch nur noch einmal hören dürfte...
Später habe ich erfahren, dass sich dein Vater gar nicht so stark von meinem unterscheidet. Wahrscheinlich ist es das Schicksal eines Herrschers nach Macht zu gieren. Er wollte sein Reich nicht für das Leben seines Sohnes aufgeben. Stattdessen griff er unsere Festung nach mehr als einem Jahr an und befreite dich aus unseren Fängen. Seit dem habe ich dich nie wieder gesehen. Natürlich war ich froh, dass du wieder frei warst. Das änderte jedoch nichts daran, dass ich dich vermisste.
Ob du dich überhaupt noch an mich erinnerst? Ich weiß jedenfalls, dass ich niemals wieder einen so guten Freund wie dich finden werde. Niemanden werde ich so sehr lieben wie dich. In all den Jahren hat sich nichts daran geändert.

Und nun bin ich derjenige, der auf dem Schlachtfeld steht und die Soldaten in den Kampf gegen Malermo ziehen lässt. Mehrere Dörfer wurden an den Grenzen zwischen unseren Reichen niedergebrannt und ich wurde zum Handeln gezwungen. Mein Volk vertraut mir und ich darf es nicht enttäuschen, auch wenn du dabei mein Gegner sein wirst.
Mehr noch als ich meinen eigenen Tod fürchte, fürchte ich mich davor deinen leblosen Körper zu finden, so hoffe ich einfach, dass du heute nicht kämpfst.
Den Griff des Schwertes umklammere ich mit aller Kraft, die mir zur Verfügung steht, wobei die Kälte gegen meine Narbe in meiner Handfläche presst, die du ebenfalls in deiner Hand trägst. Weißt du noch, als wir beschlossen haben, Blutsbrüder zu werden? Mein Vater hat Wind davon bekommen und mich für Wochen in mein Zimmer gesperrt, bis ich mich endlich wieder zu dir schleichen konnte.
Ich wünschte, wir wären noch immer die Jungen von damals...



Antworten Zuletzt bearbeitet am 07.12.2019 16:23.

Silber22

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Re: In the past we were friends... | Buch

von Silber22 am 07.12.2019 16:28

K A P I T E L  1

"Mylord, so wird das nichts!", ermahnte mich Pascal nun schon zum dritten Mal. Mit der behandschuhten Hand strich ich mir meine verschwitzten Strähnen aus der Stirn und ließ das Schwert sinken.
"Wozu muss ich das lernen? Ich habe nicht vor, gegen jemanden zu kämpfen", gab ich von mir und hoffte nun endlich wieder das Kettenhemd abnehmen zu dürfen. Ich war zu untrainiert, als dass ich es für einen langen Zeitraum ohne Probleme hätte tragen können. Passen tat es mir auch nicht, weil ich noch zu klein war.
Das Kämpfen lag mir einfach nicht. Den Zweck davon verstand ich ohnehin nicht, was den Krieger immer wieder zum Seufzen brachte. So konnte ich ihn auch jetzt wieder sehen. Eine steile Falte hatte sich auf seiner Stirn gebildet. Wenn ich ihn weiter so enttäuschte, würde die Falte wohl für den Rest seines Lebens dort prangen.
"Mylord, es geht nicht ums Wollen. Wenn Euch jemand angreift, bleibt Euch keine andere Wahl, als den Angreifer zu bekämpfen", versuchte er mir zu erklären. Ich blieb jedoch weiterhin skeptisch und schob mein Schwert zurück in seine Scheide, die ich mir um die Hüfte gebunden hatte. Der ältere Mann wirkte immer verzweifelter. Bestimmt war er nicht begeistert davon gewesen, als Vater ihm auftrug, mich in der Kampftechnik auszubilden.
"Wenn Ihr in einen Kampf verwickelt werdet. Heißt es, entweder er oder Ihr. Wollt Ihr lieber Euer Leben geben, anstatt zu kämpfen wie ein Mann? Früher oder später müsst ihr töten, um ein ehrbarer Thronfolger zu werden", fuhr er fort. Kämpfen wie ein Mann. Töten, um ein ehrbarer Thronfolger zu werden. Innerlich überdachte ich seine Worte. Wollte ich denn überhaupt der Thronfolger werden? Musste ich dafür wirklich jemanden das Leben nehmen?
Ein bitteres Lächeln bildete sich auf meinen Lippen, als ich mich zurück an jenen Tag erinnerte. An den Tag, an dem ich meinen ersten Mord begangen hatte.
"Ich verstehe Eure Sichtweise. Nichtsdestotrotz denke ich, dass es für heute erstmal genug ist und wir den Unterricht zu einem anderen Zeitpunkt fortsetzen werden", entschied ich und verließ den Übungsplatz. Immerhin war ich hier der Prinz und Pascal hatte mir zu gehorchen, egal wie fuchsteufelswild mein geliebter Vater später wohl sein würde.
Gerade überrollten mich wieder die Erinnerungen und ich konnte und wollte heute nicht weiter auf dem Übungsplatz mit meinem Schwert herumfuchteln. Mal ganz abgesehen davon, dass es mir sowieso zu schwer war. Stattdessen schloss ich mich in meinem Zimmer an und griff zur Feder und Papier, um mich an Farid zu wenden.


                                                                                                        Felicha, 4 Wochen nach deinem Verschwinden
Liebster Farid,

wahrscheinlich werden dich meine Worte nie erreichen, doch ich muss sie trotzdem festhalten. So kann ich mir wenigstens während des Schreibens einreden, dass ich mit dir rede. Ein absurder Gedanke, nicht wahr? Wahrscheinlich hättest du mir empfohlen, einfach mit jemand anderen zu sprechen. Aber kein anderer kann mir dich ersetzen, mein Freund. Seit wir uns zuletzt gesehen haben sind nun erst wenige Wochen vergangen, doch meinen Drang, mich an dich zu wenden, kann ich nicht mehr länger unterdrücken - egal, was Vater davon hält. Er darf es nur nicht erfahren.
Nach dem Angriff deines Volkes hat mein Vater es für sinnvoll erachtet, mir Kampftraining zu geben. Ich solle mich selbst verteidigen können und auch mitkämpfen können. Mit vierzehn bin ich wahrscheinlich durchaus dazu im Stande, mit dem Kampftraining zu beginnen, nur wollte ich eigentlich vermeiden, kämpfen zu müssen.
Du erinnerst dich sicherlich noch an Pascal, einen der älteren Krieger. Vater hat mich ihm auf das Auge gedrückt. Besonders leicht mache ich es dem bärtigen Mann jedenfalls nicht. Erst eben habe ich eine seiner Unterrichtseinheiten über mich ergehen lassen müssen und ihn wieder mal zur Weißglut getrieben. Es würde mich nicht wundern, wenn er dadurch noch schneller seine Haare verlieren würde. Eine halbe Glatze hat er ja sowieso schon - worauf man ihn besser nicht ansprechen sollte.

Erinnerst du dich noch an jenen Tag? Mein Cousin, Konstantin, ist zu Besuch an den Hof gekommen. Er war schon ein paar Jahre älter als ich. Sein Vater nahm ihn bereits mit auf die Jagd. Stolz präsentierte er mir seinen neuen Bogen, mit dem er schon einen Elch erlegt hatte, wie er mir stolz erzählt hatte. Mit großen Augen bewunderte ich ihn. Sowas wollte ich auch können. Ich habe Konstantin bestimmt zwanzig mal gefragt, ob er mich auch mal mit seinem Bogen schießen lassen würde. Der verzogene Junge ließ mich jedoch nicht. "Du bist noch zu jung. Du hast doch nicht mal genug Kraft, um die Sehne zu spannen", erklärte er mir mit einem spottenden Tonfall. Mein Vater reagierte ähnlich. In die Waffenkammer ließ er mich auch nicht. "In ein paar Jahren", vertröstete er mich.
Schon komisch, dass er es jetzt so eilig hatte, mich die Kampftechniken zu lehren. Vielleicht trieb ihn die Furcht vor dem nächsten Krieg an, mir alles beizubringen. Nur zu blöd, dass ich jetzt nicht mehr wollte.
Damals wollte ich nicht warten. So schlich ich mich eines Abends aus meinem Zimmer in die Gemächer Konstantins, um seinen Bogen auszuborgen. Der Junge hatte heute abend so viel Kuchen in sich reingestopft, dass er wie ein Stein schlief. Er bekam nichts von meinem nächtlichen Besuch mit. Unbemerkt lief ich weiter durch die Flure der Burg zu einem Geheimgang, mit dem ich zu dir gelangen konnte. Es war ein schmaler Gang. Mit meiner Größe fiel es mir jedoch nicht schwer, hindurch zu kommen. Das Problem war nur, dass kein Licht hinein fiel und ich auch keine Fackel besaß, die ich hätte mitnehmen können. Bei meinem ersten Betreten dieses Weges hatte ich große Angst. Langsam tastete ich mich an den kalten Steinwänden entlang, in der Hoffnung aus dieser endlosen Dunkelheit wieder herauszukommen. Nur meine Neugier trieb mich weiter, sonst hätte ich wahrscheinlich nicht mal einen Fuß hineingesetzt. Ein eisiger Wind strömte mir entgegen. Wie Zugwind. Das musste bedeuten, dass irgendwo ein anderer Ausgang war.
Nachdem ich nun schon häufiger hier war und alle möglichen Gänge ausgekundschaftet habe, kannte ich mich hier mittlerweile ganz gut aus und weiß, wohin die einzelnen Wege führen.
In dieser Nacht steuerte ich einen bestimmten Weg an. Den Weg zu den Kerkern, in denen du noch immer untergebracht warst. Mit dem Bogen über meiner Schulter habe ich es zu dir geschafft und holte dich aus deiner Zelle. Die Schlüssel ließen die Wachen hier immer hängen, was Glück für uns bedeutete.
"Du hast ja einen Bogen dabei", stauntest du.
"Ja, der gehört meinem Cousin", entgegnete ich stolz lächelnd. Beeindruckt mustertest du ihn, doch ich drängte dich in den Gang, aus dem ich gekommen bin. Hier konnten wir uns nicht ungestört unterhalten, da jede Sekunde jemand kommen könnte. Im Gang wären wir sicher. So lief ich vor und du hieltest meine Hand, damit wir uns nicht verlieren würden. Vielleicht hattest du auch einfach nur Angst in der Dunkelheit. Wenn ich ehrlich war, war ich aber auch froh gewesen, dich bei mir zu haben. Da wirkte die Finsternis gleich nicht mehr so bedrohlich.
"Einer der Krieger hat mir in meiner Heimat gezeigt, wie man damit schießt", erzähltest du mir, als wir sicher im Wald angekommen sind. Fasziniert schaute ich zu dir auf. Gleichzeitig war ich jedoch etwas eifersüchtig, da es mir niemand beigebracht hat, es aber sonst anscheinend jeder zu können schien. Du lachtest, als du mein Gesicht gesehen hast. Wahrscheinlich habe ich ziemlich angesäuert dreingeblickt.
"Wilhelm, ich kann es dir beibringen, wenn du magst", bot er mir an. Sofort nickte ich begeistert.
"Oh, ja! Bring es mir bei!", forderte ich ihn auf. Ich wollte es unbedingt lernen. Zwar hatte ich nur zwei Pfeile eingesteckt, doch würde das bestimmt reichen. Wir dürften sie ohnehin nicht kaputt machen.
Tatsächlich brachtest du es mir bei. Hierbei sei gesagt, du warst ein besserer Lehrer als Pascal es ist.
Frustriert musste ich jedoch feststellen, dass Konstantin recht hatte. Ich war nicht stark genug dafür, den Bogen zu spannen. Du halfst mir jedoch dabei, sodass es zu meinen ersten Schüssen kam. Diese verfehlten grundsätzlich ihr Ziel. In den nächsten Nächten stahlen wir uns aber wieder hierher und übten weiter. Irgendwann traf ich immer wieder die Esche, auf die ich gezielt habe.
Mit der Zeit wurde das jedoch etwas langweilig. Schließlich bewegte sich der Baum nicht.
"Wollen wir nicht mal auf ein sich bewegendes Ziel schießen?", schlug ich vor. Kurz überlegtest du.
"Willst du etwa auf mich schießen?", fragtest du scherzhaft. Eilig machte ich eine wegwerfende Bewegung.
"Natürlich nicht!", gab ich von mir. Wieder schwiegst du einen Moment.
"Nun, was schlägst du dann vor?", wolltest du wissen. Nachdenklich schaute ich mich im Wald um. Wir stapften ein wenig weiter durch die Wälder, bis uns ein kleiner Spatz über den Weg hüpfte. Völlig aus dem Häuschen machte ich dich auf den Vogel aufmerksam. Du nicktest zustimmend. Worte wechselten wir nicht, um das Vögelchen nicht zu verscheuchen. Wir blieben stehen und ich nahm den Bogen zur Hand. Du halfst mir die Sehne zu spannen. Das Zielen überließt du jedoch mir. Ein paar Mal hüpfte der Spatz herum. Dann ließen wir die Sehne los und der Pfeil sauste auf das Federtier zu. Das Ziel war getroffen.
Die eiserne Spitze steckte in dem viel zu kleinen Körper, der nun leblos auf dem Waldboden lag und seine starren Beinchen von sich streckte. Im ersten Moment freute ich mich über den Treffer, doch dann...
Ich ließ den Bogen zu Boden gleiten und schaute mir den gefiederten Leichnam an. Gerade eben war der Vogel noch herumgehüpft und jetzt ist er tot. Tot durch meine Hand. Schockiert von meiner eigenen Tat traten Tränen in meine Augen. Erst nach ein paar Momenten bekam ich mit, wie du deine Arme um mich legtest und mir über den Rücken strichst.
"So ist nun mal der Lauf der Dinge", wispertest du, was mich nur noch mehr zum Schluchzen gebracht hat, während ich mich in dein Hemd krallte. Das Bogenschießen war kein Spiel. Es ging darum, jemand anderen das Leben zu nehmen, wie ich nun auch endlich verstanden habe. Damals habe ich mir geschworen, niemals wieder jemanden umzubringen. Drum würde ich lieber selbst sterben.

Ist ein Leben ohne dich überhaupt noch lebenswert, mein Freund? Du fehlst mir schrecklich. Ich hoffe vom tiefsten Herzen, wir sehen uns eines Tages wieder. Ich kann es nicht erwarten, dir das alles persönlich mitzuteilen.

Liebste Grüße

Von deinem Wilhelm



Antworten Zuletzt bearbeitet am 07.12.2019 17:18.

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