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The Headwinds - Handlung

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Zladune

27, Weiblich

  11. Ghostwriter

Neuling

Beiträge: 1108

Re: The Headwinds - Handlung

von Zladune am 16.03.2025 09:29

Falls Perrine über den Kampf urteilte, sagte sie nichts. Kein Stirnrunzeln, keine skeptischen Bemerkungen, lediglich der Ausgang interessierte sie milde. Nein, ihr wahrer Fokus lag auf etwas ganz anderem.
Seine Blindheit.

Er presste sich ein Stück fester gegen die Wand. Seit Jahren hatte niemand mehr ein derartiges Interesse dafür gehegt. Er mochte es nicht. Aber was sollte er schon tun? Nirah erzählte alles darüber, während er nur hilflos hier sitzen konnte und es über sich ergehen lassen musste. Er schnaubte leise, als sie von seinem Sehen – oder Nicht-Sehen – erzählte, als wäre das ihre eigene Geschichte. Hatte er das Recht wütend auf sie zu sein? Vermutlich nicht. Sie machte ja nur ihre Arbeit.
Dennoch seufzte er erleichtert, als sie von Nirah abließ – nur um im nächsten Moment zu erstarren, als er merkte, dass sie ihn als nächstes ins Visier nahm.

Verdammt.

Perrine kam ihm bedrohlich nahe, testete anscheinend ein paar Theorien, ohne ein einziges Wort darüber zu verlieren, was sie tat oder wonach sie suchte. Notos ließ es geschehen, auch wenn er am liebsten ihre Hand weggeschlagen hätte, als sie vor seinem Gesicht herumwedelte.

Dann spürte er ihre Finger an seinem Kinn.
Instinktiv spannte sich sein ganzer Körper an und er versuchte zurückzuweichen. Doch Perrine gab ihm keine Chance. Warum taten das die Heiler hier so gerne?! Erst Nirah, jetzt Perrine... langsam fragte er sich, ob das eine Art von ungeschriebenem Gesetz war. Ein Patient ist kein Patient, wenn man ihm nicht mindestens einmal ins Gesicht gefasst hat?

Notos' Atem ging flacher. Er hielt still, wenn auch nur mit Mühe. Ihr Gesicht war ihm viel zu nah und als ihre Aura tastend über seinen Körper strich, schauderte er unwillkürlich.

 

Geduld. Halte es aus., hallte die Stimme seines Mentors in seinem Kopf wider.
Eine zweite Stimme drängte ihn ebenfalls dazu. Allerdings aus einem anderen Grund. Lass sie machen. Solange sie sich auf dich konzentriert, bleibt sie immerhin Nirah fern.

Endlich ließ Perrine von ihm ab. Notos rieb sich das leicht schmerzende Kinn und grummelte etwas Unverständliches, als sie ihm befahl, sein Hemd auszuziehen. Warum auch ausgerechnet nun sein Rücken sie interessierte. Da war nichts, außer...

Dann hörte er es. Ein leises Klicken. Sein Kopf fuhr ruckartig hoch. ...Sie hatte die verdammte Tür abgeschlossen? Ernsthaft?

Etwas Kaltes breitete sich in seinem Magen aus. Er kannte das. Nicht die Situation selbst – nein, es war die Art, wie sein Körper reagierte. Der leichte Druck in der Brust, die aufkeimende Unruhe, das Bedürfnis, sofort aufzustehen, ohne zu wissen, wohin.
Langsam drehte er den Kopf in Nirahs Richtung, als er aus ihrer Richtung eine Anweisung vernahm. Eine Anweisung, die er wieder geflissentlich ignorierte. Stattdessen hob er beinahe zaghaft den Kopf, versuchte den Anflug eines Zitterns in seiner Stimme zu unterdrücken.

„Nirah... gibt es in diesem Raum ein Fenster?", gab er gepresst von sich. Unruhig drückte er seine Finger fester in die Patienenliege. „Ein möglichst großes bestenfalls?"



Antworten Zuletzt bearbeitet am 16.03.2025 12:14.

Saphyr

26, Weiblich

  11. Ghostwriter

Eventmanager

Neuling

Beiträge: 1050

Re: The Headwinds - Handlung

von Saphyr am 30.03.2025 23:24

Warum konnte Notos nicht einmal das tun, was man von ihm erwartete? Nirah richtete ihren scharfen Blick auf ihn, nachdem er geflissentlich ihre Aufforderung ignoriert hatte und nach einem Fenster fragte. Es dauerte einen Moment, bis ihr die Bedeutung dessen bewusst wurde. 

"Das ist nicht dein Ernst, Donnerschwinge" stieß sie hervor. Ruckartig stieß sie sich ab und stapfte auf Notos zu. "Das ist nicht der richtige Zeitpunkt für so einen Unsinn. Ich will das einfach nur noch hinter mich bringen, verstanden?" Sie zerrte erneut an seinem Hemd, doch im Vergleich zu vorher mit mehr Entschlossenheit und Nachdruck. "Komm schon, weg damit. Und wehe du fässt mich noch einmal an" warnte sie ihn vor einer Aktion, wie die beim ersten Versuch. Danach schwieg sie eisern.

Sobald es ihr möglich war, inspizierte sie gründlich die alte Wunde an seiner Seite und hielt Ausschau nach irgendeiner Art von neuer Blessur. Dabei berührte sie Notos so wenig wie möglich, sah ihm nicht mehr ins Gesicht und blieb auch sonst auf Abstand. Ein paar blaue Flecken, nichts weiter. Es ist nicht einmal die ganze Aufregung wert. Aber er zittert.

Glücklicherweise musste sie nicht herausfinden wie sie die unangenehme Stille noch länger ertragen sollte, denn Perrine war schnell zurück. Sie bekam kaum die Tür auf, da sie in ihren Armen eine vollgepackte flache Kiste trug. Darin befanden sich etliche Flaschen und Gefäße, die bei jedem von Perrines Schritten klirrten.

"Wie sieht es aus?" fragte Perrine ächzend, während sie den Kram herein trug und dann auf dem Tisch ablud. "Er ist nicht ernsthaft verletzt, würde ich sagen." Nirah stand unbeholfen neben Notos. "Wunderbar!" kam es von Perrine, die sich tief über ihre Medizin beugte. "Und jetzt raus. Nicht du. Nur Nirah." 

Nirah starrte sie an. "Aber..."
"Du hast mich gehört. Raus hier. Ich muss arbeiten." 
Zögerlich drehte Nirah sich zum Ausgang. Doch bevor sie ging stupste sie Notos grob an. "Sie eine Heilerin. Stell dich nicht so an, ja?" raunte sie ihm leise zu. Obwohl ihre Worte hart klangen, war ihre Stimme es nicht. Anschließend flüchtete Nirah aus dem Heilerquartier. 

Zu ihrer Überraschung rannte sie beinahe in Kay hinein, die anscheinend gelangweilt draußen gewartet hatte. Kay sagte irgendetwas. Nirah hörte ihr nicht zu und eilte an ihr vorbei. Weg, einfach weg. Irgendwohin wo sie allein sein und ihr Gesicht in etwas Weiches drücken konnte. 

----

Perrine näherte sich verkniffen lächelnd ihrem Patienten, eine ihrer Mixturen triumphierend in der Hand haltend. "Hier, trink das." wies sie Notos Donnerschwinge an. "Keine Sorge, es schadet dir nicht. Aber bitte verschütte es nicht. Dieser Trank ist recht wertvoll. Sag mir, sobald du eine Wirkung spürst." 

Sie sog hörbar die Luft ein, als sie die Tätowierungen, die über den Oberkörper des Kriegers verteilt waren, aus der Nähe betrachten konnte. Genau wusste sie nicht, was sie erwartet hatte zu sehen. Aber nicht das.

"Donnerschwinge, richtig? Mein Lieber, wir müssen reden."





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Zladune

27, Weiblich

  11. Ghostwriter

Neuling

Beiträge: 1108

Re: The Headwinds - Handlung

von Zladune am 06.04.2025 09:25

Notos wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, seit Perrine die Tür geöffnet und ihn entlassen hatte. Er folgte ihr schweigend, während sie sich einen Weg durch die Heilerhütte bahnte. Dann hob sie die Hand, wohl um eine Tür aufzustoßen – und hielt inne. „Donnerschwinge. Ein kleiner Rat."

Er hob leicht den Kopf.

„Vielleicht erzählst du besser niemanden, was du mir verraten hast."

Notos schwieg weiterhin, doch das schien Perrine nicht zu stören. Sie schien wieder in ihrer eigenen Gedankenwelt zu sein. „Deine alleinige Existenz könnte das Weltbild so vieler ins Wanken bringen. Es ist unglaublich faszinierend. " Dann schnaubte sie spottend. „Aber die wenigsten Leute hier verkraften Neues gut. Insbesondere die Köpfe der Wächter würden das wohl nicht aushalten." Notos konnte die Genervtheit in ihren Worten hörten. Vermutlich sprach sie aus Erfahrung? Es war ihm egal.

Er stieg nicht in ihr Lächeln ein. „Kann ich jetzt gehen?" Perrine schien ihn zu mustern, bevor sie nickte und das Knarren der Holztür zu seinen Ohren drang.

Seine Schritte waren unsicher, als er nach draußen trat. Doch er achtete nicht wirklich darauf, wohin er ging. Seine Beine führten ihn automatisch vorwärts, während sein Kopf noch immer in dem Raum zurückhing, aus dem er eben entkommen war.

„Nun? Warum sagst du nichts?
„Ich dachte, ich soll sagen, wenn ich eine Wirkung spüre."
„...Du spürst nichts? Rein gar nichts?"


„Notos!"

Etwas grub sich in seinen Arm. Kay. Ihre Stimme war fest, nicht zornig, aber entschlossen. „Was soll das? Ich habe dich gerufen. Mehrmals. Hast du das nicht gehört?"

Notos blinzelte, drehte den Kopf in ihre Richtung. Kay schnaufte leise, als hätte er allein mit dieser Geste ihre Geduld strapaziert. „Erst rauscht Nirah an mir vorbei, jetzt lässt du mich fast stehen. Warum sagt mir niemand, was los..." Plötzlich brach sie ab. Der Druck auf seinem Arm verschwand etwas.

„Notos? Ist alles in Ordnung?" Kays Stimme klang nun deutlich weicher. Besorgt. Aber etwas in der Tonlage, in der Art, wie Aufgebrachtheit zu warmer Sorge wechselte, war vertraut. Zu vertraut.

Sein Herz schlug plötzlich schneller. Seiner Aura bäumte sich für einen flüchtigen Moment auf, bevor er jegliche Regung wieder gewaltsam niederrang. Er musste weg. Sofort.

Notos zwang sich zu einem Lächeln. „Kay...ich bräuchte deine Hilfe."

 



Der Wald war still.

Kay ging voraus, langsam, so, dass er sich an ihrem Schritt orientieren konnte. Ab und zu hörte er, wie sie Luft holte, als wollte sie etwas sagen, doch dann verwarf sie es wieder. Sie hatte seit geraumer Zeit aufgegeben, Fragen zu stellen. Notos war dankbar dafür. Er konnte es ja jetzt schon kaum ertragen, wie sie sich immer wieder zu ihm umdrehte, um ihn verstohlen zu mustern. Die Stille bot jedoch Nährboden für andere Gedanken...

„Da sind Edelsteine drinnen!?" Ihre Finger waren kaum einen Fingerbreit über seiner Haut geschwebt. Sie hatte vor Neugier beinahe vibriert. Es hatte ihn nur noch mehr in sich zusammensinken lassen.
„Sie verstärken den Magiestrom", hatte er mit belegter Stimme gesagt.
„Nein. Sie brechen den Magiestrom. Ich habe so etwas nie gesehen."

Notos schob einen Fuß vor den anderen. Konzentrierte sich auf das Knirschen unter seinen Stiefeln, das Rauschen der Blätter, den Rhythmus von Kay's Gang. Es half nicht.

„Was hast du nochmal gesagt, wo du herkommst?"
„Ich... ich habe es nicht gesagt."
Perrine schnaubte leise.

Ein Rascheln ertönte, dass nicht zu den bisherigen Geräuschen passte. Es wirkte...fehl am Platz. Wie jemand, der nicht hier sein dürfte.

Er spürte ein vertrautes Gewicht auf seinen Schultern. Die Stromschläge, die folgten, waren einen kleinen Tick zu schnell. Zu hektisch. Freund in Ordnung?

Notos stoppte. „Ich danke dir Kay. Ich komme ab hier selbst klar." Sie waren sowieso fast am Fluss angekommen.
Kay, die zuvor vor Jasper zurückgewichen war, schreckte nun noch mehr auf. „Was, aber..."

„Kay", unterbrach er sie leise.

Die Kriegerschülerin begann zu zittern. „Ich lasse dich hier sicherlich nicht allein! Nicht so. Außerdem..."
„Kay!", fuhr er sie scharf an, wich dabei zurück. Sein Ton schlug in Verzweiflung um. „Ich will dich nicht..." Er brach ab. Schüttelte den Kopf. „Bitte."

Kay holte tief Luft. Zögerte. Dann wandte sie sich ab, ihre Stimme klang gepresst. „Ich hole dich spätestens, wenn es dunkel wird." Sie warf ihm einen letzten prüfenden Blick zu – dann verschwand sie im Dickicht.

Notos atmete langsam aus, wartete, bis ihre Schritte verklungen waren. Dann stampfte er weiter Richtung des leisen Rauschens von Wasser.

Freund in Ordnung? Die elektrischen Impulse kamen nun hart und nachdrücklich.
Seine Hand wanderte zur Schwertscheide. „Jasper. An dem Tag, als wir abgestürzt sind... du meintest, wir sind in einen Sturm geraten."
Stille.
Dann ein vorsichtiges Ja.

Notos Miene verzog sich. Ein Sturm, wiederholte er innerlich. Kein gewöhnlicher. Dann sog er tief die Luft ein und schritt voran. Kaltes Wasser schloss sich um seine Füße, kroch seine Beine hinauf. Es hatte fast etwas beruhigendes an sich. Fast.

...Warum hörte seine Aura dann nicht auf zu zittern?

Er hob das Schwert. Führte die erste Technik aus. Dann die zweite. Und noch eine. Doch jeder Schwung war zu schnell. Zu hart. Das Flackern seiner Aura wurde stärker. Sein Atem ging schneller. Notos presste die Lippen zusammen. Reiß dich zusammen.

Er versuchte, sich zu konzentrieren. Auf die Klinge. Die Haltung. Die Atmung. Stattdessen hallte nur Perrines Stimme in seinem Kopf wider, als er ihr versucht hatte, alles zu erklären.

„Donnerschwinge... ich habe noch nie von all dem gehört."
Sie hatte es nicht spöttisch gesagt. Auch nicht belehrend. Nur... aufrichtig. Ehrlich verwirrt. Und das war das Schlimmste daran gewesen.

Ein eisiger Hauch zog ihm den Rücken hinauf. Sein Griff um das Schwert verhärtete sich. Wenn er nicht mehr über dem Wolkenmeer war....wo war er dann? Energie wallte in seinem Körper auf. Jasper murrte besorgt – und flatterte erschrocken hoch, als der erste Blitz die Klinge einhüllte. Ein zweiter folgte, wilder, zorniger. Sein Schwert bebte in seiner Hand, als er sie mit einem Aufschrei sie durchs Wasser fahren ließ. Tropfen stoben in alle Richtungen.

Ich sollte nicht hier sein, fuhr es ihm durch den Kopf. Er sollte bei seiner Familie sein. Bei seinen Freunden. Zuhause.

Der letzte Rest Kontrolle verließ ihn. Er riss das Schwert erneut in die Höhe. Es glühte, vibrierte, vor aufgestauter Energie – und er schleuderte diese mit einem einzigen, harten Ruck in den Himmel.

Donner hallte durch den Wald.

Notos stand allein im Fluss.

Er keuchte.
Sein ganzer Körper bebte.

Zitternd holte er tief Luft. Dann hob er wieder sein Schwert.



Antworten Zuletzt bearbeitet am 06.04.2025 15:58.
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