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The Headwinds - Handlung

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Zladune

26, Weiblich

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Re: The Headwinds - Handlung

von Zladune am 14.12.2023 00:45

Ach, sie hatte ihn also gar nicht so lange angestarrt? Und intensiv schon gar nicht? Notos schmunzelte erheitert bei dem zischenden Einwurf. „Ich denke, ich bin derjenige, der das als der von dir Überfallene zu beurteilen hat, findest du nicht?" Sein Grinsen wurde eine Spur breiter. „Vielleicht müsstest du es mal selbst erleben, um zu verstehen, wie es sich anfühlt, hm?" Wie als wolle er seinen Worten Folge leisten, lehnte er sich etwas zu ihr vor. Begann ihr direkt in die Augen zu sehen – aber auch nur so lange, bis das verschmitztes Leuchten in seine eigenen abflaute. Sofort brach er den Blickkontakt ab, wandte sich lieber wieder seinem Fisch zu. Den amüsierten Ausdruck bekam er dennoch nicht völlig aus seinem Gesicht gebannt.

Die lockere Energie, die ihn für einen Moment ergriffen hatte, verflüchtigte sich allmählich, während er Nirah weiterhin zuhörte. Übrig blieb nur eine ernste Nachdenklichkeit, die bis zu dem Moment anhielt, als er seinen Aufmunterungsversuch zum besten gab. Den Nirah selbstverständlich sofort als solchen erkannte. Er ging kaum auf ihre Frage ein, gab lediglich ein leises „Tue ich das?" von sich. Eine Antwort erwartete er nicht. Stattdessen versuchte er aus den Worten der Heilerin zu erkennen, warum sie es als Scheitern betrachtete, wenn sie ein oder zwei Hinweise ihrer Göttin übersah. Eine lange Weile sah er sie stillschweigend an. Dann zuckte er mit den Schultern. „Nun, du weißt ja jetzt vermutlich, warum du sie übersehen hast, richtig? Daraus kannst du lernen und die nächsten Zeichen besser erkennen", meinte er schlussendlich, trug dabei immer noch sein zuversichtliches Lächeln.

Mehr konnte er nicht mehr sagen, bevor Jasper seinen eigenen Fisch der Feuerprobe unterziehen wollte. Wenigstens sagte Nirah nichts dazu, als er sich keinen Augenblick später zum Deppen machte. Was verwunderlich war. Er hätte ein Sticheln oder ein genervtes Augenrollen erwartet. Stattdessen wirkte sie für einen Moment dabei fast sogar erheitert – bis sie erklärte, was ihr grandioser  nächster Plan war. Notos wandte seinen Kopf noch weiter ab, bevor sie erkennen konnte, wie er mürrisch sein Gesicht verzog. Schicksal. Er hoffte darauf, dass das nicht der Grund war. Es wäre ihm lieber, wenn er die Stränge seines Lebens selbst in der Hand halten könnte. Selbst wenn es ihn bei seinem Glück nicht wundern würde, wenn die Götter eigenhändig dafür sorgten, dass Jasper Probleme bei der Energiefindung hatte. Nur damit Nirah zu ihm aufholen konnte. Warum animierte die heilige Mutter ihre Wächterschützlinge überhaupt dazu, ihre Heimat zu verlassen und auf gut Glück Menschen zu verfolgen, die sie keine Woche kannten? Nirah wirkte geradezu so, als würde sie ihm ans Ende der Welt folgen, wenn es nötig wäre. Seufzend ließ er die Schultern sinken. „Ich hätte gerne Mitspracherecht, bevor die Götter mich in sowas mitreinziehen", murmelte er vor sich hin. Leise genug, dass es wohl hoffentlich nur die Flammen des Feuers hören würden.

 

Nirah war wohl ohnehin zu beschäftigt damit..., ja mit was eigentlich? Verwundert hob Notos den Kopf, als die Heilerin scheinbar von einer plötzlichen Eile überfallen ihre Taschen inspizierte. Und einen Anhänger herauszog? Er blinzelte verdattert. Mehrmals. Dann begann er nach und nach einem warmen Lächeln zu verfallen. Das sich erst recht festsetzte, als er begriff, dass sie sein Geschenk nicht nur behalten hatte, sondern anscheinend auch gerade in diesem Moment trug. Er musste dagegen ankämpfen, nicht offensichtlich die Stelle anzustarren, an welche Nirah ihre Hand legte. Unter dem Stoff würde sich seine kleine Kette ohnehin nur kaum bemerkbar abheben. Wenn überhaupt. Aber... Sollte er sich so sehr freuen, dass sie sein Abschiedsgeschenk angenommen hatte? Durfte er das?

Sein Blick huschte von ihrer Hand zu Nirah selbst und – Oh. Oh nein. Sie wurde rot. War sie wirklich so verlegen? Die sanfte Freude grub sich stärker in sein Gesicht. Niedlich. Viel zu niedlich. Seine Aufmerksamkeit fiel wieder auf die Kette, welche die Heilerin ihm weiterhin hinhielt. Ohne nachzudenken hob er vorsichtig seine beiden Hände. Doch statt den Zahn zu packen, schlossen sich seine Finger behutsam um ihre ganze Hand. Er sah sie so lange an, bis seine Augen auf die ihren treffen konnten. Bernsteinfarben. Im Schein des Feuers hatten sie beinahe einen goldenen Stich, wie Jaspers Augen. Erst aus der Nähe wurde ihm wirklich bewusst, wie warm ihre Augen wirken konnten, wenn sie mal keine gewalttätigen Intentionen verbargen. „Es wäre mir lieber, wenn du meine Kette behalten würdest", meinte er leise. Lächelte dabei sachte. „Es würde sonst ein wenig gegen meine Bräuche verstoßen."

Noch für eine Weile länger wahrte er den Blickkontakt, ehe seine Mundwinkel verschmitzt nach oben zuckten. „Es ist intensiv und lange, nicht wahr? Dabei habe ich dich nur halb so lang angestarrt wie du mich." Mit einem Mal löste er sich von ihr, klaubte nebenbei nur schnell den Anhänger aus Nirahs Hand. Sie leistete keinen Widerstand.

Vorsichtig, beinahe liebevoll strich er über die eingravierten Stellen im Zahn. Er erkannte nur das Tier, dass wohl einen Wolf darstellen sollte. Die Runen hingegen... er meinte, das Zeichen für einen Blitz zu erkennen. Das Symbol für einen Baum. Die genaue Bedeutung war ihm allerdings ein Rätsel. Dennoch...

„Es bedeutet mir viel.", meinte er leise. Mehr als sie sich wohl vorstellen konnte. „Ich werde es in Ehren halten." Mit einem warmen Ausdruck im Gesicht zog er sich den Anhänger an. Dann hielt er plötzlich inne. Wann gehen wir los? Es dauerte eine geraume Weile, bis er sich zu seinen Worten durchrang. „Ich gehe nach Hause. Und das so bald wie möglich." Er musterte sie aus dem Augenwinkel. Sie sah jetzt bereits erschöpft genug aus, dass er daran zweifelte, ob sie es bis zum Abend durchhalten würde. Mal ganz davon zu schweigen, dass sie sofort alles stehen und liegen lassen würde, wenn sie ihren Wolf sehen würde. Wie damals bei der Höhle. Wie das geendet hatte, wussten sie beide. Selbst wenn sie sich bemühen würde, ihm nicht zur Last zu fallen – Nirah würde ihn Zeit kosten, wenn sie mitkommen würde. Zeit, die er kaum besaß.

Tiefer Zwiespalt zeichnete sich in seinen Zügen ab. Aber er konnte sie hier nicht einfach sitzen lassen. Was wäre er für ein Ritter, wenn er das tun würde? Schlimmer noch, was würde... nein, nein damit würde er gegen alles gehen, wofür sie steht. Und Nirah würde ihn begleiten wollen, koste es was es wolle. Ihre Verbissenheit diesbezüglich hatte sie mit ihrer Verfolgungsaktion großartig unter Beweis gestellt. Wäre es da nicht sowieso besser, sie zumindest im Auge behalten zu können?
Ein schweres Seufzen entkam ihm. Dann versuchte er sich an einem zögerlichen Lächeln. „Ich hab an sich nichts dagegen, wenn du mich begleitest. Im Gegenteil, ich mag deine Gesellschaft. Aber... ich hätte ein paar Bedingungen."



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Saphyr

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Re: The Headwinds - Handlung

von Saphyr am 15.12.2023 00:42

Während Nirah tunlichst irgendwohin die die Büsche sah, schlossen sich Hände um die ihren. Hielten sie wie eine Wiege, warm und weich. Nun, vielleicht auch etwas rau. Sie zuckte sofort zusammen und bohrte ihren Blick in Notos Gesicht. Doch der Krieger blickte sie ebenfalls an, völlig ruhig. Der unausgesprochene Vorwurf verpuffte. An dessen Stelle trat Unsicherheit, Verwirrung und ein Hauch Widerwillen. Ihre Wangen brannten inzwischen. "Du sollst die Kette nehmen.", nuschelte sie, versuchte irgendwie seinem Starren zu entkommen. "Nicht...das?" Hilflos sah sie nach oben, zur Seite wieder zurück in die blauen Augen. Wieso schien er so nah? Sie versuchte auch ihre Hand zu entziehen, aber Notos hielt sie sanft aber bestimmt fest. Das Starren war ohnehin viel schlimmer. 
"Welche Bräuche? Wovon redest du? Kannst du bitte aufhören?" Ihre Stimme klang ein wenig verzweifelt. "Notos?" Notos lächelte nur. Ihre Beine wippten nervös, sogar die Finger ihrer gefangenen Hand zuckten. Sie zog sie kräftiger zu sich. Bis Notos preisgab, was er tat. Sie blinzelte ihn nur an. Die Wärme verschwand. Er nahm sich den Anhänger und Nirah versteckte eilig ihre Hand in ihrer Kleidung. "Ich habe nicht so lange gestarrt." quietschte sie. "Mach das nie wieder." 

Notos inspizierte sein Geschenk und Nirah versuchte irgendwie ihren Scham zu verbergen, indem sie sich beinahe gänzlich abwandte. Er machte es nur immer schlimmer, mit seinen anerkennende Worten. "Ja. Wann gehen wir los?" wiederholte sie und hasste, dass sie so piepste. All ihre Verlegenheit verschwand, als ihr klar wurde was Notos sagen wollte. Er ging nach Hause. Allein. Die ganze Mühe ihn zu finden, umsonst. "Du willst mich nicht mitnehmen?" Immernoch klang ihre Stimme schrill wenngleich aus einem anderen Grund. Er antwortete nicht, grübelte nur allzu deutlich. Was sollte sie machen, wenn er sie gar nicht erst mit ihm reisen ließ? Gab es für solch einen Fall einen Alternativplan, sodass sie trotzdem ihre Ausbildung beenden konnte? Wahrscheinlich nicht.
Nirah könnte ihm folgen. Ja. Sie würde ihm mit einem Tag Abstand folgen. Sie hatte ihn schon über deutlich größere Distanz ausfindig gemacht, dann sollte sie das auch schaffen. Das zählte doch dann als 'ihn begleiten', oder?

Sie sah auf, als Notos endlich wieder mit ihr sprach und sie erleichtert ausatmete. Sie musste ihn doch nicht weiter insgeheim verfolgen. Warte...er mochte ihre Gesellschaft? Wann war das denn passiert? Lüge, sagte ihr Bauch. Dennoch frischte sich die Röte in ihrem Gesicht, die etwas abgeklungen war, auf. Sie haderte kurz. Was war denn nur los heute? Das musste sie dringend in den Griff bekommen, wenn sie mit Notos reiste. Er sollte nicht solch eine Macht über sie haben, mit ein paar simplen Worten oder Gesten oder gar wenn er rein gar nichts besonderes tat. 
Aber...
"Bedingungen?" fragte sie misstrauisch. Die braucht es also um meine Anwesenheit mögen zu können, was? Elender Heuchler. "Ich werde dich schon nicht wegen deinen dämlichen Aktionen...wie eben...umbringen oder so, keine Sorge." spottete sie, doch dem fehlte die Schärfe. Bedingungen. Bedingungen waren besser als ihm mühevoll auf eigene Hand folgen zu müssen, oder?

"Ich wüsste zwar nicht, welche Bedingungen...ich meine. Ich kann für mich selbst jagen. Ich kenne mich gut aus. Im Wald bin schneller als du. Und ich kann dich meinetwegen auch in Ruhe lassen, die ganze Zeit über. Kein Problem für mich, im Gegenteil. Aber rück es schon raus, Donnerschwinge. Was sind deine Bedingungen?" sagte sie zunehmend in schnippischerem Ton. Sie spürte wie sich in Rage redete. Innerlich zog sich aber alles in ihr zusammen. Was in aller Welt wollte er von ihr? Reichte es nicht, dass sie ihm keine Umstände machte. Sie hatte es schon längst gesagt, dass sie für sich selbst sorgte. Sie würde ihn und sein Weiterkommen auf keine erdenkliche Art beeinträchtigen. Mit ihr wäre er wahrscheinlich sogar schneller als ohne sie. Sie schnaubte.


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Zladune

26, Weiblich

  11. Ghostwriter

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Re: The Headwinds - Handlung

von Zladune am 17.12.2023 00:10

Natürlich war sie alles andere als begeistert von seinem Einwurf. Bedingungen. Er konnte es in ihren Augen sehen, noch bevor sie nach seiner Verkündung die Sprache wiederfand. Misstrauen. Unverständnis. Das hektische Grübeln. Notos lächelte nur sachte, während Nirah erst zu schwachem Spott, dann zu Argumenten wechselte, die ihren Nutzen unterstreichen sollten. Er musste nicht blind sein, um zu erkennen, wie ihre Unruhe zunehmend anstieg – ihre Stimme verriet sie. Aber es war zu erwarten. Schließlich stand für sie viel auf dem Spiel. Nur tat es das für ihn auch.

Geduldig wartete er, bis Nirah ihn wieder zu Wort kommen ließ. Ein vorsichtiges Schmunzeln bildete sich auf seinen Lippen ab, während er sich den Nacken rieb. „Jaaaa...nein. Ich will nicht wirklich was von dem, was du genannt hast. Eher das Gegenteil tatsächlich." Er ließ seinen Arm fallen, atmete tief aus. Aber seine Entschluss stand fest. Es war die einzige Möglichkeit, selbst wenn sich etwas in seinem Inneren dagegen sträubte. Ruhig, aber bestimmt erwiderte er ihren Blick: „Wenn wir zusammen reisen sollen, dann nur als Partner." Der Ansatz eines schiefen Grinsens schlich sich auf sein Gesicht und er zuckte mit den Schultern. „Zumindest temporär."

So schnell sich das Grinsen aufgetaucht war, so schnell wurde es wieder ersetzt durch eine für ihn ungewohnte Ernsthaftigkeit. Für einen Moment ließ er das eben Gesagte zwischen ihnen stehen, bevor er sie vielsagend anschaute. „Und von meinem Partner erwarte ich in erster Linie, dass wir miteinander reden." Oh, die fragenden bis skeptischen Blicke konnte er sich vorstellen. Er führte sofort aus, bevor sie ihn unterbrechen konnte. „Ich werde mich dir nicht in den Weg stellen, wenn du deinen Wolf siehst und dich entscheiden solltest, lieber ihm als mir zu folgen. Ich lasse dir ebenfalls gerne die Freiheit, zu tun was du tun musst. Ich habe nicht vor, dich anzuketten und dir Befehle zu erteilen – wir beide wissen, dass du sie vermutlich sowieso nicht befolgen würdest." Was ihn normalerweise zu einem stichelnden Grinsen verleiten würde, hinterließ dieses Mal höchstens ein mattes Lächeln. Seine Miene wurde einen Hauch ernster. „Was ich mir aber wünschen würde, ist, dass du mir zumindest Bescheid gibst und wir uns absprechen, bevor du irgendwohin verschwindest. Wir gemeinsam einen Plan entwickeln, wenn nötig."

Notos Augen schweiften zu Nirahs Bein. Dort, wo vermutlich immer noch die blassen Spuren der Krallenverletzung ihre Haut zieren würden. Sein Ausdruck verhärtete sich kurz, ehe er wieder zur Heilerin hochsah. „So etwas wie in der einen Nacht bei der Höhle darf nie wieder passieren. Ich muss mich darauf verlassen können, dass du nicht wegen deinen Wächter-Zeichen kopflos in die nächstbeste Gefahr reinrennst. Ich muss mir sicher sein können, dass du nicht aus Stolz oder anderen Gründen deine Verletzungen runterspielst. Nicht wenn ich in beiden Fällen aushelfen kann."

Verlangte er zu viel? ...Nein, vermutlich nicht. Nicht wenn sie als gleichberechtigte Partner weiterreisen sollten. „Ich muss dir vertrauen können, Nirah. Insbesondere in gefährlicheren Situationen." Sein eigener Blick wurde weicher, während er in ihren Augen das kleinste Anzeichen von Verständnis suchte. „Meinst du, du kannst das versuchen?"



Antworten Zuletzt bearbeitet am 17.12.2023 00:12.

Saphyr

26, Weiblich

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Re: The Headwinds - Handlung

von Saphyr am 18.12.2023 00:32

Das Gegenteil? Er wollte nicht, dass sie sich um sich selbst kümmerte? Er wollte, dass sie an ihm hing wie ein Klotz am Bein? Notos musste scherzen. Doch damit nicht genug."Partner?" fragte sie entgeistert. "Wir?" Während sie nach Worten suchte wanderten Nirahs Gedanken in die seltsamsten Richtungen. Wie sie am Lagerfeuer saßen und sich gegenseitig ihr Essen verkosteten. Sie und Notos eingehakt, wie sie beschwingten Schritten im Wald wanderten. Beide am Ufer eines Sees liegend und sich sonnend. Mit welcher Sonne überhaupt? 
Glücklicherweise klärte Notos auf, was er erwartete und verscheuchte damit die abstrusen Bilder aus ihrem Kopf. Ah, miteinander reden. Sie ahnte in wohin das ging. "Nicht, dass du überhaupt das Recht hättest mir Befehle zu geben." murrte sie in Notos' Monolog hinein. Als er eine Pause macht hakte sie ein, sichtlich unruhig. "Und wie stellst du dir das vor, Donnerschwinge. Willst du über jede winzige Entscheidung erstmal einen Rat einberufen und den halben Tag diskutieren? Was ist wenn ich allein jagen bin und schnell entscheiden muss? Soll ich einmalige Chancen verstreichen lassen, nur weil du lieber reden willst?" Sie verschränkte die Arme, schob das Kinn vor. 

Trotz ihrer abwehrenden Haltung erkannte sie den Blick nach unten. Darum ging es also. Zugegeben, sie hatte nicht nachgedacht an diesem Abend und es hätte sie tatsächlich das Leben kosten können. "Für gewöhnlich kann ich ganz gut auf mich selbst aufpassen. Das war eine Ausnahme." verteidigte sie sich, doch ihre Schultern sanken ein Stück herab. Sie seufzte langezogen. "Ich habe wirklich nicht vor, mich in Gefahr zu bringen. Und ich werde auch nicht eines Tages verschwinden, ohne zu sagen dass ich mich umentschieden habe und dir nicht mehr folgen will. Alles andere..." 

Vertrauen. Ihm. Konnte sie das? Das Wort stach ihr in den Magen und ließ sie innehalten. Es kam wohl ganz darauf an, in welcher Situation. Sie konnte darauf vertrauen, dass er an ihrer Seite kämpfen konnte und er sein Handwerk beherrschte. Was aber wenn seine Loyalität infrage stand, was wenn seine Pläne sich änderten, was wenn persönliche Angelegenheiten mitmischten? Er mochte sich seit ihrem Treffen als freundlich erwiesen haben, doch sie kannte ihn nicht wirklich. Wusste nicht wie er dachte, wer er war. Sie haderte. Dachte an das, was bevorstand. Das Meiste davon war völlig ungewiss. Eines war klar, sie würden auf sich gestellt sein.

"Ich bin nicht sicher, ob ich deine Partnerin sein kann. Oder möchte. Ich weiß nichtmal, was du genau damit meinst." sagte sie ernst. "Ich meine, es ist ziemlich klar, dass wir kein gutes Paar abgeben, nicht?" Ihr Scherz war halbherzig, ihr Lächeln mehr wie eine Grimasse. Warum auch immer sie das getan hatte. Nirah verfluchte sich über ihren dämliche Wortklauberei. Ihr war klar, dass er das nicht gemeint hatte. Schnell fuhr sie fort, um ihre Irritation zu verbergen. "Ich kenne dich nicht und ich werde nicht lügen und sagen, dass ich dir restlos vertraue. Ich verspreche deshalb nicht, mit dir über alles zu reden. Was Dinge angeht, die uns beide betreffen, unser Überleben auf dieser Reise ..." Abwesend strich sie mit der Hand über ihr Bein."... kann ich es versuchen?" meinte sie vorsichtig.

"Übrigens...Verletzungen. Dasselbe gilt für dich, Donnerschwinge." fügte sie gedehnt hinzu, setzte eine strenge Miene auf. "Ich würde sogar behaupten es gilt vorallem für dich. Wenn ich reden soll, musst du auch reden. Ich kann nicht mit jemandem reisen, der einer Heilerin seinen Gesundheitszustand vorenthält bis er daran stirbt. Wie soll ich auf deine Fähigkeiten vertrauen, wenn du mir nichts über deine Verletzungen sagst? Zumal ich, falls du es nicht gemerkt hast, ein wenig Ahnung vom Heilen habe. Wie dumm wäre es, nichts zu sagen und am nächsten Tag elendig in einer Höhle zu verrecken. Haben wir uns verstanden?" 
Sie kam sich vor wie eine der Lehrerinnen, die ihre Kindergruppe gemahnt hatte, beim Spielen achtzugeben und sich zu melden wenn sie sich verletzten. Nicht, dass Nirah es von sich aus getan hatte. Es war ohnehin aufgefallen. Die Wächter waren zu ihrer Überraschung sanfter mit ihr gewesen als die meisten anderen Erwachsenen in ihrem Heimatdorf.

"Also..." versuchte sie zusammenzufassen. "Wir reden über Verletzungen und ... wie wäre es mit Erschöpfungserscheinungen?" Sie lenkte einen vielsagenden Blick in Notos' Gesicht. "Außerdem versuchen wir uns nicht umzubringen....Und ich sage dir meinetwegen, wenn ich vorhabe meinen eingeschlagenen Weg zu ändern. Bist du zufrieden? Sind deine Bedingungen damit erfüllt. Was willst du von mir?" Über den Ton von Genervtheit legte sich ein Hauch von Unsicherheit. War das genug oder wollte er detaillierte Versprechungen. 


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Zladune

26, Weiblich

  11. Ghostwriter

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Re: The Headwinds - Handlung

von Zladune am 18.12.2023 23:30

Notos anfangs noch weicher Blick verhärtete zunehmend bei jedem vom Nirahs Protesten. Natürlich sollte es nicht so einfach werden. Als sie schließlich sogar zu Spott griff und versucht scherzend die Unwissenden mimte, rieb er sich genervt die Nasenwurzel. Schloss dabei seufzend die Augen. Als er sie wieder öffnete, blitzte Enttäuschung in diesen auf, zusammen mit einer schwer greifbaren Ungeduld – und vielleicht einem kleinen Hauch von Frustration. Wir geben kein gutes Paar ab. „Du weißt, das ich das nicht damit gemeint hab," fiel er ihr dezent irritiert ins Wort. Doch Nirah sprach bereits weiter.

Er ließ sie gewähren. Selbst wenn er Mühe hatte, nicht genervt die Augen zu verdrehen, als sie auf seine eigenen Verletzungen zurückkam. Dafür, dass sie nicht den halben Tag diskutieren wollte, hängte sie sich ganz schön an jeder Kleinigkeit auf. Er hatte dafür eigentlich wirklich keine Zeit...Seinen Fingern begannen einen unruhigen Rhythmus auf seinem Schoss zu trommeln – und hielten damit mit einem Mal inne, als ihre Standpauke gegen Ende ging. „Du konntest schon am Tag davor nichts wirklich tun und warst zu dem Zeitpunkt selbst verletzt. Und offensichtlich mehr mit dir selbst als mit mir beschäftigt", konstatierte er nüchtern. Zuckte dabei gleichgültig mit den Schultern, ohne sie wirklich anzuschauen. Dann zog er einen Mundwinkel leicht in die Höhe. „Wenn es aber unser Überleben auf der Reise betrifft, kann ich es versuchen", imitierte er ihre vorherige Aussage. Den leichten, provozierenden Ton konnte er allerdings nicht gänzlich aus seiner Stimme bannen.

Es ließ selbst Jasper verwundert den Kopf anheben. Das hier. Das war keine der üblichen Neckereien seines Partners. Ohne es unterbinden zu können drückte der Drache seine Flügel näher an sich und gab ein leises Brummen von sich, während er sich sachte an seinen Gefährten drückte. Einerseits ein Versuch, um ihn zu besänftigen. Gleichzeitig jedoch bohrten sich die goldenen Augen in die von Nirah. Ein deutlicher Hinweis an das Heiler-Mädchen, damit sie Acht gab und die fehlende Geduld des Ritters nicht weiter reizte.

Wenn doch nur jemand auf den Drachen gehört hätte. Nirah stichelte weiter und Notos spannte sich an. Ließ diese Spannung erst ein wenig weichen, als Jasper sich an sein Bein anlehnte. Er seufzte langgezogen auf. „Nun. Es ist ein Anfang.", antwortete er ausweichend. Versuchte sich dabei an einem gutmütigen Lächeln. Ein Teil von ihm wollte es dabei belassen. Den Rest würden sie irgendwann später besprechen können. Hauptsache sie konnten jetzt bald wieder aufbrechen. Er hatte hier sowieso schon zu viel Zeit verloren. Aber, wenn er daran dachte, dass jedes Gespräch während ihrer Reise zu solch einer Diskussion ausarten könnte. Und er entweder die Wahl hätte, sich breitschlagen zu lassen oder die Gefahr in Kauf nehmen müsste, dass Nirah ihn wieder mal aufgebracht anfuhr oder sogar das Weite suchte...

Er richtete seinen Blick wieder bestimmt auf die Heilerin. „Aber Nirah... du weißt, dass ich das nicht ganz damit gemeint hatte, richtig?" So ruhig er dabei klingen wollte, so kam er nicht gänzlich umhin, seine Worte fast wie eine unterschwellige Warnung klingen zu lassen. „Du redest dich raus. Oder eher, um das richtige Thema drumherum. Du kannst es dir nicht immer leichter machen und dir alles so zurechtbiegen, dass es dir passt. Wenn du nicht vorhast, mit mir zusammenzuarbeiten, dann können wir es auch gleich lassen."

Seine Augen wanderten rastlos zu seiner Hellebarde, dann zum Fluss, dessen Verlauf sie bald wohl wieder verfolgen würde. Spielte dabei mit dem Gedanken, ob es nicht doch besser wäre, einfach zu gehen. Stattdessen seufzte er abermals auf und bedachte Nirah mit einem langen Blick. „Und das ist es ja letzten Endes, was ich mit einer Partnerschaft meinte. Zusammenarbeit. Über wichtige Themen reden, statt sie zu meiden. Etwas, was du sehr oft und gerne tust übrigens."

Seine Züge verschärften sich für einen winzigen Moment genervt. „Was eine weitere Sache wäre. Mir wäre es lieber, wenn du mich nicht sofort schnippisch anfährst, sobald dir etwas missfällt. Oder du sofort zu Rechtfertigungen greifst, nur um dir keine Fehler eingestehen zu müssen." Kaum ausgesprochen, entspannte sich sein Ausdruck wieder allmählich. Selbst wenn ein Hauch von Unverständnis über ihr Verhalten blieb. „Die meisten Dinge sind dabei halb so schlimm. Und ich bin gewillt dir zu helfen, wo immer ich kann. Ich würde mir aber wünschen, dass du auf mich zukommst, wenn es ein Problem gibt. Egal was dich beschäftigt."

Plötzlich verspürte er den Drang, beruhigend seine Hand auf ihre Schulter zu legen. Oder wieder ihre Hand zu nehmen um ihr irgendwie zu zeigen, dass er nicht gegen sie arbeiten wollte. Er sich auf ihrer Seite befand und er versuchen würde, sie zu verstehen. Er beließ es jedoch nur bei einem längeren, sanfteren Mustern, ehe er ein wenig ruhiger als zuvor fortfuhr: „Und versteh mich nicht falsch. Ich akzeptiere es voll und ganz, dass du Zeit für dich brauchst. Noch verlange ich, dass du ständig mit mir redest und mir dabei jede Einzelheit aus seinem Leben erzählst. Ich werde das auch nicht tun. Aber sag es mir doch einfach, wenn du Zeit für dich brauchst oder Abstand suchst. Ich werde mich dir nicht in den Weg stellen. Aber ich will nicht den halben Tag auf dich warten, nur weil du mich wieder mal meidest oder du irgendwo unterwegs bist."

Nun, sie wollte Bedingungen. Er würde ihr keine genauen nennen können. Er war nicht ihr Mentor, der sie für jedes kleinste Brechen seiner Regeln strafen würde. Allerdings... Er sah sie ernst an. „Das ist es also, was ich mir wünschen würde. Dass wir zusammenarbeiten, statt gegeneinander. Wir versuchen Dinge zu klären, statt sie zu meiden. Und dass wir beide bei dieser Reise einfach gut und ohne größere Unterbrechungen vorankommen und dabei weiterhin bestenfalls eine freundliche Atmosphäre wahren können. Verstehst du? Meinst du, wir können das zumindest versuchen?"



Antworten Zuletzt bearbeitet am 18.12.2023 23:35.

Saphyr

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Re: The Headwinds - Handlung

von Saphyr am 10.01.2024 01:30

Es entging ihr, dass Notos sich immer mehr anspannte je länger sie redete. Die Erkenntnis kam erst deutlich nach seinem Einwurf, womit er ihre eigenen Worte quasi wiederholte. Sogar sein kleiner Begleiter sah sie offensichtlich beunruhigt an. Derweil hatte sich Nirah um Kopf und Kragen geredet, zunehmend verunsichert von Notos. Er seufzte und lächelte freudlos. Dieser Ausdruck erzeugte in Nirah das unmittelbare Bedürfnis, sich zu ducken. "Dann machen wir es so." bestätigte sie schnell und nickte, als sei damit alles geklärt.

Nicht für Notos. Nirah zuckte fast zusammen, als seine stechenden Augen sich auf einmal in ihre bohrten. So hatte er es nicht gemeint? "Woher soll ich das wissen?" fragte sie dünn. Schluckte. Ihr Hinterkopf kribbelte warnend bei seinem herausforderndem Tonfall. Woher kam das alles denn? Sie wand sich nicht heraus. "Denkst du wirklich ich mache es mir leicht?" warf sie mit gequetschter Stimme ein. "Das ist alles aber nicht leicht für mich. Das Ganze. Die Reise, die Ungewissheit." Sie machte eine vage Handbewegung. "Du. Ich möchte doch nur..." Dann können wir es auch gleich lassen. Wie erstarrt veharrte sie und die Bedeutung sickerte in ihr Bewusstsein. Sie lockte eine Erinnerung hervor, so deutlich dass sie Nirah Tränen in die Augen jagte.

Ja, natürlich bin ich sauer. Aber nicht deshalb. Was hast du erwartet? Dass ich mich freue, weil du nicht mehr mit mir redest? Ich hatte doch keine Ahnung, was los ist. Du hast nichtmal versucht, es mir zu sagen. Ich verstehe es doch. Aber daran hast du gar nicht gedacht. Wenn du mir nicht die Möglichkeit gibst, dir selbst zu sagen, was ich denke, dann können wir es auch lassen.

Dieses Mal konnte, nein durfte sie nicht gehen und nicht mehr zurückblicken. Dann saß sie einfach nur da, wischte sich über die Augen während Notos in die Ferne blickte. Er schien noch nicht fertig zu sein, denn wieder kündigte sein Seufzen eine neue Welle an harschen Worten an. "Ich rechtfertige mich überhaupt nicht." zischte sie unkontrolliert. "Ich möchte nur, dass du auch einen Teil ..." Sie unterbrach sich mitten im Satz, als sie merkte was sie tat. Längst bohrte sie ihre Finger in das Holz unter ihr. Angestrengt bewahrte sie ihre Fassung davor, zu bröckeln und hielt dabei die Luft an. Und schwieg verkrampft, bis Notos mildere Töne anstimmte.

"Ich habe vor, mit dir zusammenzuarbeiten" flüsterte sie tonlos, wie ein Flehen. In sich zusammengekauert, die Beine angezogen wippte sie vor und zurück, zwang sich Wort für Wort dazu etwas zu sagen. "Ich möchte doch nur diese ganze Sache abschließen. Das kann ich nicht, ohne dich. Ich möchte mit dir zusammenarbeiten. Dafür. Aber ich kann nicht... Es ist einfach..." Zitternd holte sie Luft. "Schwierig. Ich kenne dich nicht, Notos. Ich weiß nicht, wer du bist. Und ob ich dir vertrauen kann. Nur habe ich keine Wahl, verstehst du? Ich glaube ich muss kurz...weg." Nirah richtete sich auf, die Arme weiterhin an ihren Körper gepresst und machte ein paar Schritte Richtung Flussufer. "Geh ruhig ohne mich, wenn du möchtest" verkündete sie und machte taumelnd die nächsten Schritte. 

Weiter kam sie nicht. Mit einem frustrierten Aufschrei trat sich nach etwas, wirbelte aber nur Blätter auf. Daraufhin sank sie herab und kauerte sich auf dem Boden wo endlich die aufgestaute Müdigkeit, Erschöpfung, Wut und Unzufriedenheit ihren Weg nach außen suchten. In Form von lautem Schluchzen. 


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Zladune

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Re: The Headwinds - Handlung

von Zladune am 12.01.2024 15:30

Nein, natürlich rechtfertigte sie sich nicht. Das würde sie ja niemals tun.

Notos hatte Mühe, nach Nirahs ersten defensiven Ausreden nicht sofort das Gespräch zu beenden. Einfach nur aufzustehen oder schweigend jedes Wort an ihm abprallen zu lassen. Stattdessen beließ er es bei einem genervten Schnauben – welches Nirah wohl bemerkt hatte, denn ab diesem Moment hörte sie auf zu reden. Gut. So dachte er zumindest. Wenn es nicht so ungewohnt für sie wäre. Ihre zusammengekauerte Haltung, die verkrampfte Anspannung in ihren Gesichtszügen. Es irritierte ihn mehr als jeder schnippische Kommentar es hätte tun können.

Dem plötzlichen Umschwung in ihrer Ausstrahlung war es wohl zu verdanken, dass seine Aussagen zunehmend an Schärfe verloren. Ein Wandel, der zu spät kam. Dieses Mal war es Notos, der zusammenzuckte und sich überrascht aufrichtete. Mit dieser intensiven Verzweiflung, die ihm entgegenschlug, hatte er nicht gerechnet. Ein beklemmendes Gefühl machte sich in seiner Brust breit. Als hätte er gerade etwas unheimlich falsch gemacht. Gleichzeitig zog er seine Brauen dicht zusammen. Was meinte sie? Schwierig? Sie hatte keine Wahl? Glaubte sie etwa, ihm erginge es irgendwie anders? Deswegen hatte er sie doch um mehr Zusammenarbeit...

Plötzlich entschuldigte sich Nirah und stand ohne weitere Erklärungen auf. Verdattert blinzelnd sah er ihr nach, setzte dazu an, nach ihr zu rufen – doch die Worte blieben ihm im Hals stecken. Seufzend verfolgte er ihren Abgang, begann dabei seine Sachen wieder einzusammeln. Wenigstens hatte sie ihm dieses Mal Bescheid gegeben, dass sie sich zurückziehen wollte.

Keinen Augenblick später durchbrach ein frustrierter Aufschrei die Stille des Waldes. Notos verzog das Gesicht. Atmete tief durch. Nur um direkt danach den Kopf einzuziehen, als er ein unüberhörbares Schluchzen vernahm. Mit einem gequälten Ausdruck rieb er über seine Nasenwurzel. Großartig Notos. Du hast sie zum Weinen gebracht.

Es war ja nicht so, dass er es nicht verstehen könnte. Allerdings... Sein Blick huschte zum Fluss, den er schön längst hätte weiter entlangmarschieren sollen. Dann zu Nirahs zusammengekauerter Gestalt, durch die immer wieder ein heftiges Zittern drang. Sah anschließend wieder zurück zum Fluss. Unsicher presste er die Lippen zusammen, tätigte dabei einen Schritt nach vorne. Blieb dann wieder stehen. Und spannte sich mit einem Mal instinktiv an. Seine Schulter fühlte schwer an, als würde jemand seine Hand in diese eingraben Bestimmt. Unnachgiebig. Du weißt, was du zu tun hast. Notos senkte ergeben den Kopf. Ja, das wusste er. Dennoch... Ein schwermütiges Seufzen entkam ihm. Neela hätte ihn dafür umgebracht. Aryll erst recht. Aber er musste das tun.

Die Blätter raschelten leise unter seinen Füßen, als Notos hinter Nirah trat. Seine dunkelblaue Weste landete behutsam auf ihr, wie eine Decke. Mit sanftem Druck legte kurz beide Hände auf ihren Schultern. „Du wolltest Zeit und Abstand und das werde ich respektieren. Und ich danke dir, dass du versucht hast, mir deine Lage zu erklären." Er ließ seine Hände für einen weiteren Moment auf ihr ruhen. Spürte dabei jedes krampfhafte Aufatmen, jedes kleinste Zittern. Ein Schatten von Zwist kroch über sein Gesicht und er wandte den Blick ab. „Aber... ich kann nicht bleiben. Verzeih."

Zögerlich löste er sich von ihr, nahm einen entschlossenen Schritt von ihr weg. Drehte sich dann doch halb zu ihr um. „Wenn du dich entschieden hast –" Ein mattes Lächeln schlich sich auf seine Miene. „Du weißt ja anscheinend, wie du mich finden kannst."

Notos sah nicht mehr zurück, als er verbissen den Griff um seine Hellebarde verstärkte und den Pfad einschlug, den er schon den halben Tag entlangwanderte. Es dauerte sehr lange bis Jasper ihm folgte. Er unterbrach seinen Partner harsch, noch bevor dieser besorgt die Krallen in seine Haut bohren konnte. „Sag nichts." Er spürte das offensichtliche Hadern des Drachen, doch Jasper schwieg, mit Ausnahme von der Anweisung, dass es fürs erste diese Richtung beibehalten sollte.

Für eine Weile war das alles. Es herrschte eine eisern gehaltene Stille, lediglich das beständige Plätschern und der lauwarme Wind blieb ein anhaltender Begleiter. Ein intensiver Geruch von Harz und Laub lag in der Luft. Mehr als nur einmal durchstreiften seine Augen rastlos den Waldrand zu seiner Seite. Manchmal, weil er ungewohntes Rascheln hörte. Ein Knacken von Ästen ohne erkennbare Ursache. Meist tat er dies aber aus reiner Gewohnheit, ohne Ziel.

Nach was genau er Ausschau hielt verstand er erst deutlich später. Zuerst dachte er, es liegt lediglich an dem Fehlen seiner schützenden Weste. Ein ungewohntes Gefühl der Verwundbarkeit. Aber das war nicht das einzige, was irgendwie...anders war also sonst. Sein Medaillon drückte schwer gegen ihn. Mehr als es sollte. Machte sich mit jedem Schritt, jeder einzelnen Bewegung bemerkbar. Entnervt rieb er sich mit einer Hand über die Brust – und bekam etwas deutlich klobigeres zu fassen. Wärmer und größer als es sein Medaillon war. Geschmeidiger, trotz der tiefen Rillen, welche die Oberfläche zierten.

Mit einer weiteren Handbewegung nahm er die Halskette ab, welche Nirah ihm geschenkt hatte. Betrachtete sie für einen Moment schweigend, ohne seinen Trott zu unterbrechen. Das Lederband hatte beinahe dieselbe Länge wie die seines Medaillons. Der Zahn musste praktisch direkt auf diesem liegen. Kein Wunder, dass es sich so befremdlich angefühlt hatte.

Notos' Züge verhärteten sich leicht, dann wandte er den Blick von der Kette ab. Ein weiterer Augenblick der Stille verstrich. „Sieht so aus als würden wir fürs erste weiter den Fluss entlang gehen, richtig." Es war mehr eine Feststellung als eine Frage. Jasper antwortete dennoch, den Kopf verwundert zur Seite gelegt. Notos atmete gepresst aus. „Tue mir einen Gefallen und schau bitte für mich nach Nirah." Die offensichtliche Erleichterung in den Bewegungen seines Gefährten hätte er auch blind erkannt. Die eilige Freude, mit der er dieser Bitte nachging. Er ließ es unkommentiert. Stattdessen stoppte er, wickelte nach kurzem Zögern die Kette mit dem Zahn halbherzig um sein Handgelenk, bevor er seinen Weg wieder aufnahm.
Vielleicht hatte er zu vorschnell gehandelt.



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Saphyr

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Re: The Headwinds - Handlung

von Saphyr am 17.01.2024 01:59

Er ging. Natürlich ging er. Nirah hatte es ihm selbst aufgetragen. Wieso in aller Welt musste er ausgerechnet jetzt auf sie hören?
Mit ein paar leeren Worten ließ er seine Weste und sie am Boden zurück. Sie verfolgte nicht, wohin er ging. Stattdessen kauerte sie sich noch kleiner zusammen, übertönte alle anderen Geräusche mit ihrem Schluchzen.

 

Als es verklang, war es auf einmal sehr still. Nirah hörte genau hin, das Gesicht zwischen Armen und Blättern versteckt. Keine Schritte oder etwas, das auf menschliche Gesellschaft schließen lies waren in der Nähe. Langsam schälte sie sich aus ihrem schützenden Kokon. Dabei rutschte Notos' "Geschenk" von ihren Schultern. Kritisch blickte sie von oben auf den dunklen Stoff herab. Dann streckte sie die Hand danach aus. Er war fest, beinahe unnachgiebig. Die Weste sah auf den ersten Blick grob gewebt aus, doch sie hatte keine durchscheinenden Stellen. An der Seite verlief eine gut sichtbare Naht. Am See in Silberquell hatte Notos unbedingt das Loch nähen wollen und nun ließ er das Ding einfach bei ihr zurück? Nirah schniefte, wischte sich das Gesicht ab und zog die ämerllose Weste über ihre eigene Kleidung. Der Stoff hing schwer an ihr herab, bis über die Hüfte hinaus.

Du weißt, ja wie du mich findest.
Nur weil sie es einmal getan hatte, hieß das nicht, dass sie wieder erfolgreich sein würde. Und welchen Sinn hatte es? Zu ihm aufholen, nur damit er sie wieder zurücklassen konnte? Am liebsten hätte sie wirklich gegen etwas getreten. Gegen etwas anderes als Laub. Mit viel Schwung.
Stattdessen nahm saß sie aufbruchbereit und an der Feuerstelle. Wie viel Zeit war vergangen, wie weit musste Notos ihr Voraus sein? Und wieso war er gegangen? Oder anders: Wieso war er gegangen und hatte darauf hingewiesen, dass sie ihm folgen konnte und etwas da gelassen, das er vorher wie einen Schatz gehütet hatte. Dieser Idiot.
Sie könnte und sollte ihm folgen. Aber etwas in ihr sträubte sich widerspenstig dagegen, loszugehen. Nirah verfluchte sich dafür. dass sie es nichteinmal geschafft hatte ihren Moment der Schwäche vor ihm zu verbergen. Und dann war er einfach...weg gewesen. Einfach so. Und sie allein. Ich mag dich nicht kennen, aber das habe ich nicht von dir erwartet Donnerschwinge.

Ein Flattern erlöste Nirah aus ihrem unentschlossenen Grübeln. Wie aus dem Nichts schoss ein kleines gefiedertes Wesen aus den Bäumen hervor und raste mit ausgestreckten Klauen auf sie zu. Sie hob noch abwehrend die Hände, doch es prallte nicht gegen sie, sondern flog über sie hinweg, machte einen Bogen und landete im nächsten Moment auf ihrer rechten Schulter. Zum Glück trug Nirah die Weste. Selbst durch den dicken Stoff hindurch spürte sie wie die Klauen sich gegen ihre Haut drückten. "Sir Jasper?" war das Einzige, was sie hervorbrachte. Der Katzenvogel verlagerte sein Gewicht. Er schob seine kleine Schnauze bedenklich nahe an Nirahs Augen vorbei und starrte sie aus einem großen Auge an. "Was machst du hier?" fragte sie matt, nachdem der erste Schock vorbei war. "Sag nicht er kommt zurück. Er soll gefälligst fort bleiben. Aua!"
Eine Haarsträhne fiel vor Nirahs Gesicht herab aus Sir Jaspers Maul. Kurz darauf zuckten Schmerzimpulse hektisch durch ihre Schulter. Nirah sprang auf. Sir Jasper protestierte indem er ihr erschrocken flatternd die Flügel ins Gesicht schlug und seine Klauen noch stärker in ihrer Haut versenkte. Sie stöhnte sie vor Schmerz auf.
"Warte. Beruhig dich. Bei der heiligen Mutter. Hör auf." Mit aller Mühe zwang sich sie dazu, nicht noch mehr schnelle Bewegungen zu machen. Oder überhaupt Bewegungen. Er hörte tatsächlich auf, erstarrte regelrecht. "Gut." Ganz langsam setzte Nirah sich wieder.
"Komm jetzt da runter." Keine Reaktion. "Deine Krallen tun weh. Und das andere, was auch immer du tust, auch." Prompt durchzuckte ein provokant anmutender schwacher Schauer ihre Seite. "Genau das." stieß sie zischend zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch hervor. "Setz dich hierher" schlug sie vor, deutete auf den Platz neben ihr und zuckte zusammen als der Griff sich löste. Sir Jasper sprang behände von ihr herunter und nahm den Platz ein. Fast meinte Nirah, dass er sie mit einem vorwurfsvollen, ja leicht genervten Blick bedachte. Vermischt mit einer Portion...Ungeduld?

"Kommt er zurück?" fragte sie. In umständlicher Manier schien das Wesen seinen Kopf zu schütteln. Nirahs Mundwinkel fielen herab, nur um gleich darauf ein vorsichtiges Lächeln zu wagen. "Willst du mich zu ihm bringen? Wie vorhin?"
War das ein ja?
"Aber wieso? Wieso bist du zurückgekommen?"
Sir Jasper blinzelte und schien unsicher, wie er reagieren sollte. Schließlich entschied er sich für ein abwartendes Starren und versteckte seine Pfoten unter seinem fedrigen Körper. Nirah seufzte schwer und schwieg. Ihre Gedanken schweiften ab, trieben wieder Tränen in ihre Augen bis sie merkte, dass Sir Jasper sie unermüdlich fixierte.
"Danke, dass du zurückgekommen bist." murmelte Nirah. Aus einem Reflex heraus streckte sie die Hand nach dem kleinen Kopf aus und streichelte beruhigend darüber. So weich! Der Katzenvogel quittierte die Aktion mit einem irritierten Knurren. Trotzdem zuckte sie nicht zurück, kraulte behutsam die Federn. Das Brummen hielt an, wenngleich es etwas leiser wurde. Und Nirah war sich nicht sicher ob es wirklich verärgert oder zufrieden klang. Irgendwie tröstete der kleine Moment sie mehr als das frustrierte Hin und Her zuvor.

"Lass uns gehen." verkündete sie schließlich lächelnd und stand auf. Sir Jasper öffnete die halboffenen Augen. Sofort kam Leben in die kleine Gestalt. "Es wäre mir aber recht, wenn du mich nicht nochmal perforierst." Sir Jasper schwang sich bereits in die Lüfte, flog zielstrebig in eine Richtung davon. Als er sich bereits weit entfernt hatte, bemerkte er dass sein menschliches Anhängsel nicht ganz so schnell voran kam und drehte eine Schleife zurück.

Sir Jasper war ein zuverlässiger Führer. Es dauerte länger als gedacht, Notos einzuholen. Möglicherweise lag das daran, dass all ihre Muskeln zunehmend brannten. Die Dämmerung senkte sich bald herab. Doch irgendwann zeichnete sich eine vertrauter heller Haarschopf im düsteren Wald ab. Nirah holte tief Luft und schritt auf ihn zu. Mit automatisch verschränkten Armen und eisernem Gesichtsausdruck. "Du hast etwas vergessen, Donnerschwinge."


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Antworten Zuletzt bearbeitet am 16.02.2024 23:38.

Zladune

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Re: The Headwinds - Handlung

von Zladune am 19.01.2024 15:01

Das dauerte viel zu lange.
Unruhig huschte Notos' Blick zum unzähligen Male gen Himmel. Das tiefgrüne Blätterdach über ihm war inzwischen nichts mehr als ein lebendes Mosaik aus Schatten und schimmernden Reflexen. Die Sonne neigte sich langsam dem Horizont entgegen, tauchte den Wald in warmes, rötliches Licht. Beinahe feuerrot.

Abrupt senkte Notos den Kopf, starrte stattdessen streng den Boden zu seinen Füßen an. Als hätte die moos- und blätterbedeckte Erde persönlich ihm etwas angetan. Seine Hände umklammerten stärker den Schaft seiner Hellebarde, bis die Knöchel weiß hervortraten. Er war heute nicht weit gekommen. Nicht weit genug, um mit ruhigem Gewissen bereits jetzt Rast einlegen zu können. Die vorherige Pause hatte gut getan – und ihn zugleich unheimlich viel Zeit gekostet. Wenn er doch zumindest wissen würde, ob er sich seinem Ziel endlich näherte. Wo blieb Jasper so lange?

Ein ungeduldiges Schnaufen erklang. Ging dann nahezu nahtlos in ein Seufzen über. Aber es hatte auch gut getan. Nicht mehr andauernd laufen zu müssen. Mal wieder etwas zu essen. ...Nirah wieder sehen zu können. Notos verzog das Gesicht. Versuchte dabei nicht nach dem Anhänger zu greifen, welcher immer noch um sein Handgelenk gebunden war.
Ein Rascheln schreckte ihn auf. Er zwang sich dazu, nicht sofort mit gehobener Waffe herumzufahren. Stattdessen lauschte er. Und begann mit einem Mal zu lächeln. Notos blieb nicht stehen, als ein weiteres Geräusch ertönte. Schleppende Schritte. Eine vorwurfsvolle Stimme, vertraut in ihrer Schärfe.

Als ob er jemals vergessen könnte. „Habe ich das nun?", antwortete er nonchalant auf Nirahs Aussage – und verfluchte sich im selben Atemzug dafür, dass ein guter Teil seiner Anspannung sofort aus seinem Körper wich. Sie war tatsächlich zurückgekommen. Sie und Jasper. Keinen Moment später landete das Federbündel auch schon auf seiner Schulter. Noch bevor Jasper zu Wort kommen konnte, vergrub Notos seine Finger im weichen Gefieder seines Gefährten. Lächelnd begann er den federbesetzten Nacken zu kraulen. „Ich danke dir". Jasper antwortete mit einem anhaltenden Brummen, drückte dabei den Kopf kurz fester gegen seine Handfläche. Und bohrte zeitgleich die Krallen noch tiefer in seine Schultern.

Notos presste die Lippen fest zusammen, selbst wenn ihm das schmerzhafte Kribbeln sein Schmunzeln nicht rauben konnte. Sein Partner schien wohl in seinem mitteilsamen Eifer zu vergessen, dass er keine Weste mehr trug, die ihn vor seinen Klauen schützte. Was er ihm nicht verübeln konnte. Er trug sie praktisch immer, seit dem einen Tag. Jetzt jedoch war ihr Träger ein anderer.

Sofort wandte er sich zu Nirah. Verlangsamte dabei endlich seinen Trott, damit sie zu ihm aufholen konnte. Während er die Heilerin näherkommen ließ, wanderten seine Augen abschätzend ihre gesamte Statur entlang. Blieben dann an dem dunkelblauen Stoff hängen, der eigentlich seiner war. Ein ungewohnter Anblick. Aber es wirkte nicht...falsch? Nur ein wenig zu groß.

Du starrst. Notos blinzelte ertappt. Erhaschte dann aus dem Augenwinkel Jaspers kritischen Blick. Und drehte mit plötzlicher Hast seinen Kopf wieder von Nirah weg. Er kämpfte den Drang nieder, seinen Nacken zu reiben. Stattdessen schwieg er eine Weile, selbst als sich Heilerin wieder an seiner Seite befand. So lange, bis ein genervtes "Sprich" durch seine Schulter fuhr. Notos funkelte Jasper mit einem stummen Ist ja schon gut an, bevor er sich leise räusperte. „Gilt deine Entscheidung weiterhin?"



Antworten Zuletzt bearbeitet am 19.01.2024 15:44.

Saphyr

26, Weiblich

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Eventmanager

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Beiträge: 1006

Re: The Headwinds - Handlung

von Saphyr am 27.02.2024 02:03

Sie holte langsam auf. "Ja hast du. Unweit vom Feuer, am Boden. Falls du dich erinnerst." brummte sie ihm im Näherkommen zu. Erst jetzt hielt Notos halbwegs inne und wandte sich ihr zu, sodass Nirah endlich an seiner Seite ankam. Durchdringend fixierte sie den Krieger, überlegte was sie ihm entgegen werfen sollte. Ihren Unmut über sein Verschwinden? Eine Erklärung für ihren Zusammenbruch? Aber er hielt ihrem Blick nicht stand. Und klang seltsam kleinlaut. Ob ihre Entscheidung noch galt?
"Bist du auf den Kopf gefallen, Donnerschwinge? Ich bin sicher nicht hier um einen netten Spaziergang mit dir zu machen." Sie reckte den Kopf nach oben und machte ein paar große Schritte, als hätte sie es ebenso eilig wie er. Sah sich verunsichert um, wurde wieder langsamer. "Ja. Zufrieden?" presste sie hervor. Dann überholte sie ihn wieder, ging in die Richtung die der Krieger eingeschlagen hatte. "Wir sollten uns beeilen und einen Unterschlupf für die Nacht suchen. Es wird regnen." folgte nach Kurzem überschwänglich überzeugt während sie davon eilte.


Lange konnte sie das Tempo nicht halten. Nach und nach fiel sie zurück. Wo es zuvor noch so ausgesehen hatte als würde sie Notos davon laufen, so stolperte sie ihm nun regelrecht hinterher. Es konnte nichteinmal sonderlich viel Zeit vergangen sein. Trotzdem konnte Nirah an nichts anderes als ihre brennenden Muskeln denken. War sie jemals so müde gewesen? Die Verfolgungsjagd hätte keinen Tag länger gehen dürfen. Jeder Ast unter ihr knackte. Laut. Sie sah nicht mehr genau wohin sie trat, zwang sich nur dazu einen Fuß vor den anderen zu setzen.

Ein dumpfes Geräusch erklang. Nirah fand sich ausgestreckt am Boden liegend wieder. Sie stöhnte ergeben in das Moosbett unter ihrem Gesicht, während sie versuchte ihren Fuß aus der Umklammerung irgendeines Gestrüpps zu befreien. Dieses erwies sich als hartnäckig und überaus anhänglich. 
"Eh...Notos? Warte kurz." nuschelte sie durch einen Vorhang aus Haaren. Schwerfällig drehte sie sich auf die Seite, setzte sich auf und zog ruckartig ihr Bein nach hinten. Es knackte. Und hielt. Der erste große Regentropfen platschte ihr auf die Nase. Nirah hievte ihren Oberkörper nach vorne, sodass sie mit den Händen die Wurzeln von ihrem Schuh schieben konnte. Diese rutschten problemlos über den Absatz des Stiefels und gaben sie frei. Am liebsten wäre sie liegen geblieben, die Stirn vergraben in dem weichen Untergrund. Dennoch raffte sie sich auf. Taumelte einen Moment, als sie wieder auf den Füßen stand. "Alles gut, können weiter." verkündete sie, machte zwei Schritte und lehnte sich erschöpft an den nächsten Baumstamm. Ohne es zu wollen sank sie stückchenweise daran herab. "Notos?" fragte sie ins Dunkle hinein. Hilfesuchend. "Es regnet. Wie ich gesagt habe. Und es ist dunkel." 
So verblieb sie. Nicht wirklich stehend, nicht richtig sitzend. In einer Position, zwischen Aufgeben und dem Unwillen dies zu zeigen. Sie wusste, dass sie weitergehen sollte. Zumindest einen trockenen Platz zum Schlafen brauchten sie. Langsam tröpfelte es, trommelte sanft auf das Blätterdach. Nirah wünschte sich in das Gebiet um ihr Dorf herum zurück. Dort kannte sie jeden Stein und hätte sofort gewusst, wo der nächste Unterschlupf wäre. Hier schien das Gebiet unbekannt und sie sah kaum wohin sie trat. Wobei fraglich war, ob es an der Dunkelheit oder an der Müdigkeit lag. Selbst wenn sie rasten wollten, wie lange müssten sie noch gehen um eine trockene Stelle zu finden? Sie hatte keine Ahnung. Sie wollte nur nicht mehr weiter gehen. 


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