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The Headwinds - Handlung

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Zladune

26, Weiblich

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The Headwinds - Handlung

von Zladune am 01.08.2022 19:37

Hier kommt später die Handlung rein



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Saphyr

26, Weiblich

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Re: The Headwinds - Handlung

von Saphyr am 07.08.2022 13:39

Nirah

Eiskaltes blau. Darum herum war nichts als Schwärze. Je näher das Licht kam, desto deutlicher wurde was es war. Wie zwei leuchtende kleine Edelsteine drangen die Augen aus der Dunkelheit. Vage Umrisse hoben sich langsam vom Hintergrund ab. Doch das Bild wollte nicht klar werden. Die Augen durchbohrten Nirah mit eisernem Nachdruck. Wie eine Aufforderung, nur zu was? Nirah wälzte sich im Schlaf hin und her. Sie kannte diese Augen. Sie gehörten zu einem Wolf. Das kaum erkennbare Tier begann um sie herum zu kreisen. Bedrohlich zog es immer engere Kreise um sie. Als Nirah glaubte es müsse ihr Bein jeden Moment streifen, hielt es plötzlich inne. "Komm zu mir", dachte sie. "Ich will wissen, was du von mir willst." Das schimmernde blau verglomm jedoch bereits, verschwand in das Nichts aus dem es gekommen war.
Nirah fühlte sich über alle Maßen unruhig als sie erwachte. Da half es auch nicht, dass sie heute einen freien Tag hatte. Keine Verpflichtungen, keine stundenlangen Lehrvorträge. Sie musste sich nichteinmal im Dorf blicken lassen. Das war eigentlich der Himmel. Verdammt, es fehlte doch ohnehin nicht mehr viel bis sie sich ganz ihren eigenen Plänen würde verschreiben können.
Sie setzte sich in dem schmalen Bett auf, von dem aus sie die ganze Hütte überblicken konnte. Sie hatte nicht viel. Sie besaß ihre Kleidung und ihre Beutel, ihre Waffen, ein kleines Regal mit allerlei gesammelten Kräutern und eine winzige Feuerstelle, die genügte um Essen zuzubereiten. Mehr brauchte sie nicht. Als sie aufstand genügte ein kurzer Blick um zu erkennen, dass ihre Vorräte jedoch rar wurden. Nirah würde jagen gehen müssen. Das würde vielleicht ihren unsteten Geist beruhigen. Normalerweise funktionierte das immer. Das war ein guter Plan für den heutigen Tag. 
Wenig später verließ sie die Hütte, den Bogen und Köcher geschultert, der Dolch glänzend und frisch poliert an ihrer Seite. Nirah machte einen großen Bogen um die anderen Behausungen, die in mittlerer Entfernung aufragten. Auf direktem Weg tauchte sie in den Wald ein, der sie mit einladender Stille, die nur von gelegentlichen Vogelrufen unterbrochen wurde, empfing. Nirah schloss die Augen, atmete mehrmals tief ein und aus. Sofort spürte sie das Leben, das um sie herum pulsierte. So ruhig der Wald auch scheinen mochte, er war niemals regungslos. Sie gab sich einige Momente Zeit um sich auf die Energie um sie herum zu konzentrieren, sie zu bitten sie möge sie verhüllen und ihren Geruch überdecken. Es war nur ein schwaches Kribbeln, das sich über ihre Haut legte. Es genügte Nirah um sich sicher zu sein, dass sie Erfolg gehabt hatte.
Wie immer. Sie war den anderen Anwärtern aus dem Dorf weit voraus, auch wenn das offensichtlich niemand erkennen wollte. Es reichte, dass ihr Zeichen auf sich warten ließ. Dabei war sie sich sicher, dass sie weit genug vorangeschritten war auf ihrem Weg. Und mehr als alt genug, war sie auch. Aber wie sagte der alte Anduin Weißhaar immer so schön? Manche Dinge entziehen sich unserem Verständnis, Nirah. Unsere Mutter wird dich auf deinem Pfad leiten und dir im richtigen Augenblick ein Zeichen geben. Es war ja nicht so, dass sie das anzweifelte. Nur, was sollte sie denn noch alles tun? Ihr gingen langsam die Optionen aus.
Die Gedanken verschwanden bald, als Nirah eine frische Spur im weichen Boden fand. Eine Hirschkuh, die auf einem Bein lahmte, erkannte sie. Gewandt folgte sie der Spur, stets darauf achtend, so wenig Geräusche wie nur möglich zu machen. Sie musste bereits ein gutes Stück vom Dorf entfernt sein als Nirah das Tier einholte. Friedlich grasend entdeckte sie es auf einer kleinen Lichtung. Sie belastete das rechte Hinterbein nicht. Gebrochen. Die Hirschkuh würde ohnehin bald sterben. Nirah schlich um sie herum und suchte sich so nah wie möglich einen geeigneten Platz auf einem weitläufigen toten Baum. Sie konnte gut darauf stehen und hatte den Höhenvorteil. 
Nirah holte den Bogen hervor, legte einen Pfeil an und zielte. Der erste Schuss musste sitzen. Dreimal aus und einatmen, den Herzschlag beruhigen, den Körper still halten. In dem Moment als sie den Pfeil fliegen lassen wollte huschte ein Schatten aus dem Gebüsch und jagte auf die Lichtung. Die Hischkuh wurde aufgeschreckt und der Pfeil spießte stattdessen harmlos einen Grasbüschel auf. Dort wo eben noch der Kopf des Tieres gewesen war. 
Nirah blieb keine Zeit sich großartig zu ärgern, denn der Schatten hatte ganz eindeutig die Form eines Wolfes. Er war so schnell, dass sie ihn kaum erkennen konnte aber da war doch unverkennbar...ein leuchtendes blau? Ohne nachzudenken sprang Nirah aus ihrer erhöhten Position auf den Boden. Den Bogen verstaute sie hastig an seinen Platz. Sie konnte sich auf einmal ganz genau an ihren Traum erinnern. Vor mehr als fünf Jahren waren ihr diese Augen begegnet, als sie am Fuße des Mutterbaums gebetet hatte. Seitdem hatte sie keine Spur mehr von diesem mysteriösen Traumwolf gesehen. Bis heute.
Es konnte einfach kein Zufall sein, dass gerade jetzt ein echter Wolf vor ihren Füßen auftauchte und ihr völlig grundlos das Wild verjagte. Das Raubtier war noch nichteinmal der Hirschkuh hinterhergelaufen. Und dann die Farbe seiner Augen...
Vielleicht war dies das Zeichen, auf das sie gewartet hatte. Nirah nahm die Verfolgung auf. Endlich war es soweit. Ihre Lungen begannen aufgrund des ausdauernden Laufes zu brennen und ihre Muskeln zu schmerzen. Immer wieder dachte Nirah, dass sie den Wolf verloren hatte. Da tauchte hinter einer Ecke oder einem Gebüsch wieder sein glänzendes dunkles Fell auf, nur um kurz darauf zu verschwinden. Weiter und weiter trieb sie sich. Sie verlor den Wolf nicht, kam ihm aber auch nicht näher. Igendwann fiel sie in einen langsamen Trab. Dem Stand der Sonne nach zu urteilen war viel Zeit vergangen seitdem Nirah das Dorf verlassen hatte. Auf Anhieb wusste sie nicht mehr wo sie war, wie weit sie gelaufen war. Doch das Problem könnte sie später lösen. 
Schwer atmend kämpfte sie sich durch Unterholz, das immer dichter wurde. Plötzlich gab es den Weg auf eine sonnenbeschienene Lichtung frei, die so groß war, dass Nirah nicht abschätzen konnte wo die Grenzen waren. 
Da, mitten auf der Lichtung stand der Wolf. Nirah hielt inne. Zum ersten Mal konnte sie ihn klar erkennen. Es war ein prächtiges Tier. Er hatte seidiges schwarzes Fell und war größer als jeder normale Wolf es sein sollte. Seine Läufe waren kräftig und lang, seine Haltung stolz. Er hielt die Schnauze von ihr abgewandt in die Sonne. Doch Nirah war sich ganz sicher, dass er blaue Augen haben musste. 
Vorsichtig wagte Nirah einen Schritt nach vorne, auf ihr Schicksal zu. Ein gleißender Sonnenstrahl blendete sie, als sie den Rand der Lichtung betrat. Sie blinzelte, und...Der Wolf war weg. Als hätte er sich in Luft aufgelöst. Verwirrt lief sie auf die Lichtung an die Stelle, wo er eben noch gestanden hatte. Keine Spur von ihm. Sie konnte nicht einen verdammten Pfotenabdruck auf dem Boden ausmachen. Verzweifelt begann Nirah zu suchen. Sie setzte alles ein, worauf sie Zugriff hatte, nutzte sogar ihre Kräfte um den Wolf zu orten. Nichts. Es war als hätte er nie existiert. 
Wurde sie wahnsinnig? Oder war das noch immer ein Traum? Ein Traum war es mit Sicherheit nicht und die andere Frage ließ sich so leicht nicht beantworten. Erschöpft und mehr als nur frustiert setzte sie sich schließlich auf einen Stein an einer kleinen Quelle am Rand der Lichtung. Sie wusch sich den Schweiß vom Gesicht und gönnte ihrer trockenen Kehle etwas Wasser. 
Das konnte doch nicht wahr sein. Sie war so kurz davor gewesen! Doch es half alles nichts. Sie war irgendwo im Nirgendwo und hatte immernoch nichts erlegt. Nirah streckte ihre Sinne aus um sich zu orientieren. Gerade als sie sicher war, in welche Richtung sie gehen musste um zurück zu gelangen, lief ein kalter Schauer über ihren Rücken.
Etwas - jemand - war ganz in der Nähe. So weit draußen gab es keine Dörfer. Das hier war die pure Wildnis. Alarmiert stand Nirah auf, zückte den Bogen und verbarg sich in den Schatten der Bäume. Eigentlich sollte sie hier schleunigst verschwinden. Doch die Empfindung die sie warnte, war nicht nur das Zeichen von Gefahr. Vielmehr drängte es sie in die Richtung woher es kam. Ihre Neugier war geweckt. 
Leise und lautlos schlich sie in die Richtung. Nur einen Blick wagen, dann würde sie sich auf den Rückweg machen und unterwegs hoffentlich noch auf Beute treffen. 


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Zladune

26, Weiblich

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Re: The Headwinds - Handlung

von Zladune am 08.08.2022 17:29

Notos?

Eine helle Stimme drang zu ihm. Weit entfernt und gedämpft, wie durch dichte Wolkendecken.

Notos!
Und wieder erklang dieselbe Stimme. Diesmal näher. Drängender.

Notos, mein Junge... du musst aufwachen. Hörst du? Wach auf!

Am Rande des Bewusstseins nahm er wahr, wie sich etwas in seine Halsbeuge presste. Warmer Atem streifte die empfindliche Haut. „Jasper?" Die leisen Worte waren ausgesprochen, bevor der Weißhaarige alles richtig registrieren konnte. Es folgte ein Schnaufen, dann ein Hadern. Ein paar Augenblicke verstrichen. Und plötzlich war von der Präsenz des Wesens nichts mehr zu spüren.

Diesmal versuchte Notos, die bleierne Müdigkeit abzuschütteln. Er sollte dem Befehl folgen. Nach dem Rechten sehen. Die Lage aussondieren. Langsam kam Leben in ihn rein und obwohl er sich des Resultates bewusst war, öffnete er die Augen. Die tiefschwarze Welt um ihn herum wurde abgelöst von einem verschwommenen Wirrwarr aus tiefgrünen und himmelblauen Farben, bedeckt von einem milchig weißen Schleier. Wenn sich nicht langsam ein unterschwelliger Schmerz melden würde, hätte Notos wohl glatt positiv überrascht die Augenbraue in die Höhe gezogen. Er sah mehr als er angenommen hatte. Auch wenn er nicht die Hoffnung hegte, dass dies lange währen würde.

Unter leisem Keuchen machte sich der Drachenritter daran, sich aus seiner verkrümmt am Boden liegenden Lage vorsichtig ein wenig aufzurichten – und sofort spürte er intuitiv, dass etwas nicht ganz richtig war. Irgendetwas war anders, als es hätte sein sollen... Ein stechendes Ziehen überrollte ihn und er zog scharf die Luft ein. Er konnte sich darum später Gedanken machen. Zuerst sollte er sich zusammenflicken.

Notos hievte sich endgültig in eine sitzende Position, schloss die Augen und legte beide Hände auf die Brust. Augenblicklich spürte er die Energiewogen unter seinen Handflächen, wie sie seine Fingerspitzen umspielten und schickte diese pulsartig in jeden Winkel seines Körpers. Der offensichtlichste Punkt befand sich an seiner Seite. Natürlich. Bei der Menge an Magie, die der Speer besessen hatte, kein Wunder – er konnte von Glück reden, dass ihn die Waffe nur streifen konnte. Dann Prellungen an den Rippen, eine verdächtige Schwellung am rechten Unterschenkel... Nichts, was er nicht hinkriegen würde. Aber um eine Heilung kam er wohl nicht rum. Auch wenn er diese verdammt langsam angehen müsste, er hatte keine Lust, erneut das Bewusstsein zu verlieren. Den Göttern sei Dank hatte er sein Körpermana gut genug im Griff, um die Schmerzen weitestgehend in Grenzen zu halten. Das würde eine Weile dauern...

Eine Sache wollte er jedoch noch davor erledigen. Der Weißhaarige richtete sich etwas auf, atmete einmal tief ein. Und aus. Und ein. Und aus. Zunehmend verdrängte ein milchiges Weiß die Schwärze in seinem Kopf. Im Zentrum von diesem: die intensiv blauen Umrisse seines Körpers. Notos atmete ein weiteres Mal tief ein und erweiterte den Kreis, schickte die Energien in kleinen Wellen von sich. Vereinzelt traten weitere Körper in sein Blickfeld. Doch sie waren weit verstreut und klein. Tiere vermutlich und selbst die hielten einen respektvollen Abstand zu ihm. Es verwunderte ihn nicht, nach der Notlandung waren sie wohl noch zu aufgeschreckt. Vermutlich haben er und sein Partner eine schöne Schneise der Verwüstung hinterlassen. Wobei es ihn doch wunderte... er wusste nicht, dass sich so weit unterhalb von Arcadia noch fliegende Inseln befanden. Dabei musste er ziemlich tief gefallen sein. Er würde einen Kartographen herschicken müssen, sobald er dazu kam.

Noch für eine ganze Weile ließ Notos seine Aufmerksamkeit schweifen, doch größere Energiequellen bemerkte er nicht. Was wohl bedeutete, dass er erstmal nicht verfolgt wurde. Gut. Auch wenn es wohl nur eine Frage der Zeit war, er musste ihm ganz schön in die Quere gekommen sein. Mit einem selbstgefälligen Lächeln griff der Weißhaarige in eine seiner Seitentaschen, ertastete dort die weichen Konturen seiner Beute. Kurz schlich sich noch Verbitterung in seine Züge, sowie Unverständnis – dann erinnerte ihn ein scharfes Ziehen in seiner Seite daran, dass er erstmal andere Prioritäten hatte. Gefühle konnte er momentan nicht gebrauchen.

 

Letzten Endes konnte Notos nicht mit Sicherheit sagen, wie lange er regungslos an Ort und Stelle saß, in einen tiefen, beinahe meditativen Zustand verfallen. Er spürte nur, wie die wärmenden Strahlen der Sonne langsam an seinem Körper umherwanderten. Seine eigene Aura hatte er auf ein Minimum reduziert, konzentrierte sie nur auf seine verletzten Stellen. Mit der Zeit trauten sich wieder Tiere in seine Nähe. Vogelgesang mischte sich hin und wieder in das leise Rauschen des Windes und er würde lügen, wenn er diesem Aufruf nicht gerne ebenfalls folgen würde. Doch der Drachenritter blieb stumm, lauschte nur und gönnte seinem Körper die dringend benötigte Zeit der Heilung.

Bis sich auf einmal etwas änderte. Zuerst hätte er die Aura fast schon für die eines Tiers verwechselt – was bereits seltsam genug war. Das war ihm bisher nie unterlaufen. Er schob die Schuld seinen Verletzungen zu und visierte gedanklich die Person näher an. Hmm, die Aura kam ihm nicht bekannt vor. Sie war hell, von einem orangenen Stich und unruhig. Als wäre zu viel Energie aufgestaut. Immer wieder flackerte sie auf, als könnte der Träger nicht still an einer Stelle stehen können. Ein wenig erinnerte es ihn an Feuer. Wild, unbändig und von einer gewissen Willenskraft geprägt. Auch wenn sich noch etwas darunter verbarg. Wenn er doch nur die Zeit hätte, um das tiefer zu erforschen. Notos begann unwillkürlich amüsiert zu schmunzeln und glitt mit seinem Blick zu ihren Händen – und stockte kurz. Die Person trug eine Waffe. Er konnte nicht erkennen, welche genau es war. Scheinbar wurde kein Kristall eingebaut. Ungewöhnlich, aber es sollte ja vorkommen. Der Position der Hände nach zu urteilen.... ein Bogen?

Kurz spielte Notos mit dem Gedanken, in eine kampfbereite Stellung überzugehen. Sein Schwert oder sogar seine Hellebarde zu ergreifen, die sich irgendwo hinter ihm befinden musste. Doch dann blieb seine Aufmerksamkeit bei den Fingern der Person haften – und augenblicklich entspannte er sich wieder. Und verharrte weiterhin im Schneidersitz, reglos, die Augen fest geschlossen. Er spürte, wie die Person näherkam. Schritt für Schritt, leise und möglichst lautlos. Jetzt befand sie sich rechts von seiner Seite, nur wenige Meter entfernt. Inzwischen müsste sie ihn klar und deutlich sehen. In direkter Schusslinie haben. Doch es passierte... nichts. Rein gar nichts.

So ließ er eine kleine Weile verstreichen, ehe er schlussendlich das Wort ergriff: „Es ist ein wenig unhöflich, jemanden so lange anzustarren, ohne sich vorzustellen. Erst recht mit einer Waffe in der Hand." Ein neckender Unterton lag in seiner Stimme, als er mit einem gutmütigen Lächeln den Kopf drehte und der fremden Person direkt ins Gesicht sah, die Augen inzwischen geöffnet. In ihnen spiegelte sich reines Weiß, wie der sanfte Lichtschimmer des Mondes.



Antworten Zuletzt bearbeitet am 02.07.2023 16:46.

Saphyr

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Re: The Headwinds - Handlung

von Saphyr am 08.08.2022 21:38

Nirah

Sie musste nicht lange suchen, bis sie fand wonach sie Ausschau hielt. Ihre Intuition zog sie automatisch in die richtige Richtung. Inmitten von einigen spärlich stehenden Bäumen saß tatsächlich ein Mensch auf dem Boden. Genauer gesagt, war es ein Mann wie sie im näher kommen bemerkte. 
Sie blieb in einiger Entfernung stehen und zielte mit einem Pfeil auf seinen Kopf. Er rührte sich nicht. Tot konnte er nicht sein, sonst hätte sie ihn nicht wahrgenommen. Außerdem saß er aufrecht. Sie ließ den Bogen sinken und schlich näher. Zielte wieder. Keine Reaktion. Sie stellte fest, dass er die Augen geschlossen hatte. Schlief er im Sitzen?
Irgendetwas war seltsam an diesem Kerl. Davon abgesehen, dass er seelenruhig mitten im äußeren Gebiet saß und aus unerfindlichen Gründen nicht auf seine Umwelt achtete. Hier gibt es wilde Tiere, hätte sie ihm am liebsten belehrend zugerufen. Stattdessen näherte sie sich ihm immer weiter. 
Seine Haare waren unnatürlich hell. Um ihn herum lagen abgebrochene Äste. Als Nirah nach oben sah, konnte sie eine eindeutige Schneise im Astwerk des Baumes über ihm erkennen. War er auf einen Baum geklettert und abgerutscht? Idiot. Was hatte er denn damit bezwecken wollen? Erst jetzt erkannte sie blutige Spuren auf seiner Kleidung. Hatte sich wohl beim Fall einen Ast in den Bauch gerammt. Dafür, dass das ganz schön weh tun musste hob sich sein Brustkorb jedoch viel zu gleichmäßig im Rhythmus seines ruhigen Atems. Das war es noch längst nicht mit den Ungewöhnlichkeiten.
Seine Kleidung...Das war keine die in den Stämmen getragen wurden. Der Stoff sah robust aus und ganz anders als der den sie von Zuhause kannte. Da kannte sie eine Menge, immerhin war ihre Mutter Weberin. Blau war gänzlich ungeeignet um sich im Wald zu verstecken und...
Da lagen Waffen. Nirah war beinahe zu dem Schluss gekommen, dass sich jemand aus Westhafen bis ganz nach hier draußen verirrt haben musste. Das würde seine fehlende Fähigkeit zu Wahrnehmung von irgendetwas außer ihm selbst und seine augenscheinliche Inkompetenz in Sachen Überleben erklären. Aber diese Waffen...
Sie wirkten nicht als dienten sie nur der Schau. Außerdem war der Kerl kräftig genug um sie zu schwingen. Davon abgesehen sahen sie kein bisschen so aus, wie sie es gewohnt war. Ihr eigener prächtiger Dolch wirkte dagegen wie das Produkt eines neugeborenen Kindes ohne Arme und Beine. Kurz gesagt: grauenhaft. 
Inzwischen war Nirah sehr nahe an den Fremden herangekommen. Sie spielte mit dem Gedanken ihm zum Spaß einen Pfeil in die Hand zu jagen oder ihn einfach zur Seite umzukippen. Damit er endlich reagierte! Doch sie kam nicht umhin ihn weiter neugierig zu betrachten. Nichts an seinem Erscheinungsbild gab einen Sinn. Vielleicht war er auch eine überirdische Erscheinung, die sie in den Wahnsinn treiben...
Nirah gab ein lautes Geräusch zwischen Quieken und Aufschrei von sich. Woran es genau lag, konnte sie im Nachhinein nicht mehr sagen. Vielleicht daran, dass der Mann sich plötzlich doch bewegte und seinen Blick direkt auf ihre Gesicht fallen ließ. Vielleicht weil er ganz offensichtlich blind war, denn kein gesundes Auge war gänzlich weiß. Vielleicht weil er mit ihr sprach und ihr bewusst wurde, dass sie sich völlig getäuscht hatte.
Er wusste die ganze Zeit schon, dass sie da war. Wie auch immer er erkannte, dass sie ihn beobachtet hatte. Instinktiv machte sie einen Satz nach vorne und kickte die Waffen nacheinander in das nächste Gebüsch. Dann umkreiste sie ihn mit genügend Abstand und zielte sie wieder auf seine leblosen Augen. 
"Es ist ein wenig unhöflich sich anstarren zu lassen und so zu tun als schliefe man." blaffte sie mit immernoch pochendem Herzen, nachdem sie es geschafft hatte wieder Luft zu holen.
"Du gehörst nicht zu den Stämmen und hast hier eindeutig nichts verloren. Wenn sich hier einer vorstellen muss, dann bist du das. Ich würde mir Mühe geben. Ich bin gar nicht abgeneigt meine Waffe auch zu nutzen. Und als kleine Warnung: Ich verfehle nicht." 
Starr fixierte Nirah ihn, auf jede Bewegung gefasst. Wobei sie ihm zugegebenermaßen nicht sehr viel zutraute aufgrund seiner Blindheit. 


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Zladune

26, Weiblich

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Re: The Headwinds - Handlung

von Zladune am 09.08.2022 18:12

Der mädchenhafte Aufschrei entlockte Notos ein belustigtes Schmunzeln. „Ja, auch das ist manchmal eine Reaktion auf mich", meinte er leise, mehr zu sich selbst gesprochen und schüttelte ergeben den Kopf. Immerhin wusste er nun eines mit Bestimmtheit: Der Träger der Stimme war eine Frau. Er hatte dies fast schon vermutet. Während sich die Fremde an ihn angepirscht und ihn genaustens beobachtet hatte, war auch er nicht untätig geblieben. Je näher sie sich an ihn wagte, umso genauer erkannte er allein anhand der Aura ihre Konturen. Sie war kleiner als er. Schlank, fast schön dürr. Aber hatte irgendeine Art von Training absolvieren müssen. Ihr Körper war kräftiger gebaut, allerdings noch weit entfernt von der Statur einer Kriegerin. Ihr Kampfstil basierte also nicht allein auf Stärke. Das würde auch erklären, warum sie einen Bogen nutzte. Wenn er raten müsste, dann war Ausdauer ihr Forte. Wahrscheinlich auch Geschwindigkeit. Über ihren Sinn für Taktik wagte er keine Vermutungen aufzustellen. Allerdings... ihre Stärken waren auch die seinen. Und er war sich sicher, dass er ihr in den meisten Punkten überlegen war. Selbst wenn sie derartig irrational handeln und ihn angreifen sollte. Er wusste sich zu verteidigen. Erst recht wenn – bei den Göttern, sie hatte gerade nicht seine Hellebarde getreten, oder?

Notos gab ein tiefes, kapitulierendes Seufzen von sich, als die Fremde seine Waffe außerhalb seiner Reichweite bringen wollte, griff jedoch nicht ein. Ja, gab dazu sogar nicht mal einen Kommentar ab, wenngleich der Ausdruck auf seinem Gesicht wohl Bände sprach: War das wirklich nötig gewesen? Eine Braue aufgrund dieser für ihn sinnlosen Aktion angehoben, folgten seine blinden Augen weiterhin den scharfen Aurakonturen der Fremden. Sie hatte wieder ihren Bogen auf ihn gerichtet.... Er mochte Fernwaffen nicht. Ganz zu schweigen von Waffen, die weder Kristalle noch andere Fragmente des Drachenherzes eingebaut hatten - falls das ein neuer Trend war, würde er diesen melden müssen. Auf jeden Fall war es so nicht ganz einfach für ihn vorauszusagen, wann sie einen Pfeil abfeuern würde. Er würde auf seine Intuition vertrauen müssen.

Der Drachenritter wartete geduldig, bis sein Gegenüber wieder das Wort ergriff. Oder ihn anmeckerte, das traf es wohl eher. Bei ihrer Art der Anschuldigung konnte er es sich das leise Lachen dann doch nicht verkneifen. Als wäre ihm vorhin mit seiner Aktion ein guter Scherz gelungen. Ach was, jetzt war es also plötzlich seine Schuld, dass er sich hatte anstarren lassen? Doch abgesehen von einem belustigten Lächeln gab er ihr darauf keine Antwort. Er musste sich dafür nicht rechtfertigen. Was ihn hingegen ganz genau aufhorchen ließ, war nicht ihr Motzen oder ihre Drohungen. Nein, es war ein ganz kleines, unscheinbares Wort: Stämme. Niemand, aber absolut niemand in Arcadia würde sein Dorf oder seine Ansiedlung als Stamm bezeichnen. Es war veraltet, in gewissen Kreisen gar als barbarisch betrachtet. Heutzutage würde es höchstens in Geschichtsbüchern Gebrauch finden, die von den alten Zeiten der Zusammenfindung Arcadias sprachen. Dass die Fremde es also so natürlich aussprach...

Notos wahrte seine unwissende Miene, die noch immer der kleine Anflug eines Lächelns zierte. Interessant. Er würde in diesem Bereich wohl doch auf eigene Hand Investigationen anstellen müssen. Vorerst aber... seine Aufmerksamkeit fiel auf den auf ihn gerichteten Bogen – und er begann verschmitzt zu grinsen: „Natürlich würdest du mich nicht verfehlen. Niemand würde das. Ich bin ein stillsitzendes Objekt, die Entfernung zwischen uns ist gering. Und du hättest mich mit Sicherheit auch vorhin treffen können. Zu jedem erdenklichen Zeitpunkt. Aber warum hättest du das getan?"
Sein Blick glitt abermals zu den Fingern der fremden Frau. Zu dem grünen Schimmer an ihren Fingerkuppen. „Du bist eine Heilerin. Und es geht gegen den Kodex von Heilern, einen Menschen zu töten." Jeder in Arcadia wusste von diesem grundlegenden Gesetz der Heiler. Falls er sich noch in einem Gebiet befand, in welchem die Gesetze des Reiches galten...
Er hob den Kopf wieder an. „Ausnahmen wären natürlich die Selbstverteidigung oder wenn man jemanden von seinem Leid erlösen wollte. Im Gegensatz zu dir habe ich jedoch nie zu Drohungen gegriffen und ich mag zwar blind sein, aber – " er schmunzelte, „ – ich denke nicht, dass ich deswegen erlöst werden müsste." Aber was für ein Zufall es doch war. Ausgerechnet, wenn er verletzt wurde, stolperte ihm eine Heilerin über den Weg. Die Wege der Götter waren unergründlich.

Auf ihre anderen Aufforderungen ging er erstmal nicht ein. Seinen Namen wollte er nicht nennen – nicht, wenn er verfolgt werden konnte. Auch wenn ihn das Gefühl überfiel, dass sie sich sicherlich nicht verstellte. Ein Assassine konnte sie nicht wirklich sein. Nicht wenn... Notos fixierte seinen Blick auf ihre Aura. Sie flackerte stärker als zuvor. „Du bist unruhig." Sein neckender Ausdruck wechselte wieder zu seinem sanften Lächeln. „Warum ist dem so? Ich bin blind, jetzt nun auch unbewaffnet... ich kann mich nicht verteidigen. Man müsste meinen, ich sollte mich vor dir fürchten und nicht umgekehrt. Liegt es an meinen Augen? Ich kann mich auch abwenden, wenn dir dies lieber wäre." Er konnte die Menschen an einer Hand abzählen, die dazu in der Lage waren, anhand ihrer Aura Angst und Nervosität vorzugaukeln. Und er war sich sicher, SIE gehörte sicherlich nicht dazu.
Noch für einen kleinen Moment sah er seinem Gegenüber fest in die Augen, bevor er so neckend wie ehrlich verkündete: „Ich bin hier, weil ich den Ausblick genieße". Dabei warf er noch einmal einen Blick auf die für ihn so ungewohnte Aura, prägte sich diese gut ein – und wandte anschließend wirklich den Kopf ab, in der Hoffnung, die Situation weniger unangenehm für die fremde Frau zu machen. Seine Aufmerksamkeit war scheinbar wahllos auf das umliegende Gestrüpp gerichtet. „Mein Name ist nicht von Belang, ich bin nur auf Durchreise. Ich werde gehen, sobald die Umstände es mir erlauben." Wenigstens hatte die Zeit bisher gereicht, um seine Wunde an der Bauchseite zu schließen.
„Aber..." Er schmunzelte, „vielleicht bin ich gewillt, mehr zu sagen, wenn ich wüsste, mit wem ich die Ehre habe. Und wo genau hier ist. Orientierung ist nicht mein größter Freund." In einer spielerischen Geste wedelte Notos demonstrierend vor seinen Augen.



Antworten Zuletzt bearbeitet am 02.07.2023 16:52.

Saphyr

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Re: The Headwinds - Handlung

von Saphyr am 09.08.2022 21:38

Nirah

Sicher war sicher. Jetzt da die Waffen außer Reichweite waren, lief sie wenigstens nicht Gefahr, dass der Kerl sie unerwartet damit angriff. Obwohl es ihr immernoch schleierhaft war, wieso ein Blinder solche Kunstwerke an Waffen mit sich führte. Nirah hörte ganz klar das tiefe Seufzen des Fremden. Sie konnte nicht anders. Ein überlegenes Lächeln umspielte ihre Mundwinkel. Der Mann hatte erstaunlich viel Ausdruck in seinem eigenen Gesicht. Er sah irgendwie vorwurfsvoll aus...? Was dachte er sich denn bitteschön? Wer seine Waffen so herum liegen ließ, musste damit rechnen, dass sie ihm entwendet wurden. Gerade wenn man einfach tatenlos im Wald herum saß, um sich von anderen beobachten zu lassen. Und diesen jemand zu erschrecken. Seine enervierende Art und Tatenlosigkeit erzeugten in Nirah den Verdachte, dass er das mit voller Absicht getan hatte. Handwerkskunst hin oder her, auf eine gewisse Art war es sehr befriedigend gewesen, den Riesendingern in ihrem Anflug von Panik einen Tritt zu verpassen. Auch wenn sie sich ein wenig mit dem Gewicht und der schieren Größe verschätzt hatte und die Hellebarde mehr schlecht als recht geflogen war. Es war dennoch weit genug weg. 
Als Nirah so auf ihn zielte hörte sie ein leises Lachen. Was war das für ihn, ein Spiel? Damit gab es keinen Zweifel mehr. Er hatte sie ganz bewusst näher kommen lassen um sie dann aus dem Nichts heraus anzusprechen. Heute war wirklich nicht ihr Tag. Erst der schlechte Start in den Morgen, dann das verscheuchte Wild, ein Wolf der sich in Luft auflöste... Und jetzt ein mysteriöser Mann, der es lustig fand beliebigen Reisenden auf dem Geist zu gehen. 
"Ganz recht. Ich würde dich auch dann treffen, wenn du dort hinten im Teich sitzen würdest. Das wäre in etwa genauso würdevoll wie dieser Unsinn hier." zischte sie. Das war vielleicht etwas übertrieben, denn der Teich war wirklich sehr weit entfernt. Das würde der Kerl aber ohnehin nicht wissen. 
Jetzt war es an Nirah zu lachen. Er hielt sich wohl für ganz schlau. Sie wusste nicht, was das für ein Trick war. Wie konnte er lesen, dass sie sich mit den Heilkünsten beschäftigte? Aber er hatte keine Ahnung davon, was sie war und welche Gesetze für sie galten.
"Eine herrliche Fehlannahme. Keine der mir bekannten Regeln schützt einen Außenseiter vor seinem Tod. Und du bist ganz eindeutig nicht von hier." gab sie zurück.  Die Frage war nur, woher kam er dann? Wenn man weiter in die Richtung laufen würde, käme man in einer grenzenlosen Einöde an. Dort lebten keine Menschen. Zugegeben, Nirah hatte keine Ahnung was außerhalb der Grenzen Prelemors lag. Sie waren viel zu weitläufig. Irgendwann, so hatte sie gehört begrüßte einen das Meer auf jeder Seite. Doch selbst wenn er von irgendeinem entlegenen Winkel am Rande des Reiches oder einem Dorf von dem sie noch nie gehört hatte kam, er war gerade so weit davon entfernt, dass es Wochen dauern würde zu Fuß dorthin zu gelangen.
"Ich würde dennoch ganz klar auf Selbstverteidigung plädieren." fügte Nirah schließlich murmelnd an. Sie sagte es weniger zu ihm, mehr zu sich selbst. Er hatte ihr vielleicht nicht gedroht oder zu den Waffen gegriffen. Sei selbstgefälliger Ausdruck erweckte in ihr jedoch den starken Drang ihm ins Gesicht zu schlagen. Bei der heiligen Mutter, sie war nicht hergekommen um sich von Fremden in den Wahnsinn treiben zu lassen.
"Ganz so blind bist du definitiv nicht." stellte sie fest. "Doch sehen kannst auch du nicht, denn du verwechselst Furcht mit Ärger." sagte sie kühl. In Wahrheit war sie unruhig. Hier saß ein Rätsel auf zwei Beinen vor ihr und verwirrte sie zutiefst mit seiner unerschütterlichen Ruhe. Sie versuchte es zwar, aber es gab nichts was sie dem in den Weg stellen konnte. Und er hatte immernoch nicht genug, zog sie weiter auf. Er brachte sie in einen Zustand zwischen wütend und hilflos.
Den Ausblick genießen. Ja sicher, das war es was Blinde in ihrer freien Zeit zu tun pflegten. "Halte mich nicht zum Narren." kommentierte sie scharf. 
In diesem Moment traf Nirah die Entscheidung, dass sie sich das nicht antun musste. Dann war er eben verletzt. Es konnte nicht so schwerwiegend sein. Vielleicht war er von außerhalb der Grenzen. Und wenn schon. So leicht würde er den Weg nicht zurück finden. Vorher würden die Wölfe ihn fressen. Es waren immer die schwachen Tiere, die sie als erstes angriffen. Blindheit gehörte nicht unbedingt zu den besten Überlebensvoraussetzungen.
Nirah konnte sich einer bleibenden Neugierde nicht erwehren, doch sie überwiegte nicht ihren Frust. Das leise nagende Pflichtgefühl, das ihr sagte, sie solle wenigstens nach seinen Wunden sehen, verdrängte sie mit Nachdruck.
Er wollte ein Spiel spielen? Das konnte sie auch. Sie ließ den Bogen schließlich sinken und befestigte ihn an ihrem Rücken. Es war Zeit für den Rückweg. Der Mann war keine Gefahr für ihren Körper, nur für ihre Nerven.
"Dann wünsche ich dir viel Erfolg dabei, das nächste Dorf vor Sonnenuntergang zu finden." Nirah ignorierte gekonnt die Frage nach ihrem Namen. "Hier ist nämlich weit genug davon weg, dass du mit hoher Wahrscheinlichkeit auf dem Weg Tieren oder Monstern zum Opfer fällst. Falls sich deine Wunden nicht entzünden und du aufgrund eines Fieberkrampfes stirbst. Solltest du es doch schaffen, jemand anderen außer mich zu treffen, bin ich mir recht sicher, dass du ganz ausversehen hingerichtet wirst. Wegen deiner Kleidung und deiner unverschämten Art. Ich würde sagen, das sind wunderbare Aussichten." gab sie schnaubend von sich.  
Damit drehte sie sich weg und stapfte davon. Nur um einige Schritte später auf der Stelle anzuhalten und sich langsam zurück zu drehen. "Bei der heiligen Mutter." stöhnte sie laut zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. "Möge mich ihre immerwährende Weisheit davor behüten, jemals wieder einen Fremden im Wald anzusprechen. Aber...ich kann dich nicht einfach sterben lassen."
Nirah kam widerwillig zurück gelaufen bis sie direkt vor dem Fremden stand. Sie ließ einen schnellen Blick über den blutigen Fleck in der Bauchgegend streifen. "Es scheint nicht mehr zu bluten." stellte sie fest. "Ich kann mich um deine Wunden kümmern, wenn du Hilfe benötigst. Für deine Augen kann ich nichts versprechen, aber ein Versuch ist es wert. Im Gegenzug erklärst du mir, wieso ein Blinder auf einen Baum klettert...und wie. Ich bin nicht Wächterin geworden um dahergelaufene Männer vor ihrer eigenen Dummheit zu retten. Wie bist du überhaupt hierher gekommen, wenn du keine Ahnung hast wo du hingehst?" Verdammtes Pflichtgefühl, schimpfte Nirah derweil innerlich. Sie war tief in sich eine Heilerin durch und durch, das hatte der Kerl leider ganz richtig erkannt. 



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Zladune

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Re: The Headwinds - Handlung

von Zladune am 11.08.2022 15:35

Fast schon tat es Notos etwas leid, dass er die junge Frau so gereizt hatte. Fast. Allerdings würde er lügen, wenn er behaupten würde, dass er es nicht genoss, den kleinen Hitzkopf ein wenig zu necken. Wenngleich dies nicht sein einziger Hintergedanken dabei gewesen war. Sollte sie sich doch in Fahrt reden.

Der Drachenritter lächelte nur sein scheinbar immerwährendes, ruhiges Lächeln, während nach und nach immer mehr Worte, leere Drohungen und sogar leichter Spott auf ihn einprasselten. Einzig als die Fremde einen Teich erwähnte – wo auch immer sich dieser befinden mochte – aus dem sie ihn laut ihren Behauptungen treffen konnte, zuckten seine Mundwinkel belustigt nach oben. Wenngleich kaum wahrnehmbar, genauso wie die nachdenkliche Miene, die ihn kurz überfiel, als sie ihm ihre Gesetze erklärte. Mit einer Aussage trafs sie jedoch ins Schwarze. Er mochte blind sein, aber das gewährte ihm zeitgleich auch Sicht auf Dinge, die anderen verborgen blieben. Und sie war unruhig, daran gab keinen Zweifel. Ob dies ursprünglich nun der Furcht der Unwissenheit oder der aufkeimenden Wut entsprang, war für ihn nebensächlich. Obwohl, letzteres spielte ihm dann eigentlich tatsächlich ganz gut in die Karten.

Notos stichelte noch ein letztes Mal – und brachte damit das Fass bei ihr scheinbar endlich zum Überlaufen. Der Drachenritter hatte bei der darauffolgenden Tirade Mühe, seine Miene zu wahren und nicht offensichtlich die Augen zu verdrehen. Ah, sie war eingeschnappt. Hatte ja gar nicht so lange gedauert, wie erwartet. Wenn sie jetzt auch noch zumindest teilweise wie Aryll tickte uuuund weg war sie. Der Weißhaarige unterdrückte diesmal ein Aufseufzen, als die junge Frau eine 180 Grad Drehung vollführte und davon zu stapfen schien. In gewisser Weise war er erleichtert. Wenn Aryll sich gekränkt fühlte und so aufführte, war sie immer für Stunden verschwunden und hatte ihn unter keinen Umständen sehen und sprechen wollen – was in diesem Fall gleichbedeutend damit war, dass er die Fremde nie wieder sehen würde. Gut. Er hatte sowieso von ihr ein paar wichtige Informationen bekommen.

Als sich seine ehemalige Gesprächspartnerin von ihm abwandte, sah der Weißhaarige ihr ernst nach. Ein Schatten der Sorge huschte über seine Züge. Also, um es zusammenzufassen: Er war in einem Gebiet, in welchem man die Montur des indigoblauen Auges nicht sonderlich wertschätzte, falls man sie überhaupt erkannte. Die Heiler hier folgten nicht den Gesetzen des Ordens des grünen Herzens, die Dörfer und Ansiedlungen schienen vereinzelt und weit verstreut. Und die Wildnis herrschte über diese Wälder und Landschaften, wenn dem Anschein nach gefährliche Tiere und Monster darin hausten… Wo genau war er gelandet? Dazu dieses intuitive Bauchgefühl von ihm, welches ihm schon vorher verriet, dass hier etwas nicht stimmte. Es war … verwirrend. Er mochte dieses Gefühl nicht sonderlich und doch… es entfachte einen Funken der Neugier in ihm.

Den ausgerechnet sie noch verstärkte. Notos hatte es nur seiner hohen Sensibilität zu verdanken, dass er die plötzliche Veränderung überhaupt bemerkte. Es geschah, noch bevor die Fremde den ersten Satz ausgesprochen hatte. Der grüne Schimmer an ihren Fingerkuppen glomm auf, breitete sich aus. Beinahe wie gebannt beobachtete der Drachenritter, wie sich das schwache Leuchten wie Ranken um die Hand winkelte, über den Unterarm bis zu den Schultern. Durch den hellen, feurigen Stich ihrer Aura flackerte an manchen Stellen dunkles, sattes Grün durch. Grün wie die Farbe der Wälder. Diese Aura… nein, ihre Aura…

Ich kann dich nicht einfach sterben lassen.


Notos brauchte einen Moment, bevor er realisierte, dass die junge Frau inzwischen direkt vor ihm stand und auf ihn einzusprechen begann. Immer noch perplex blinzelte er ein paar Mal verdattert – und auf einmal war ein leises, heiteres Lachen zu hören. Augenblick hob der Weißhaarige dabei verteidigend die Hände in die Höhe. Nicht, dass die Fremde ihn missverstand und diesmal wirklich gekränkt die Lichtung verließ. „Verzeih, verzeih, es ist nur…“. So freudig wie arglos strahlte er die junge Frau an: „Du bist sehr kurios. Ich mag dich.“

Und zum ersten Mal seit ihrer Konversation, nein, zum ersten Mal seit er hier angekommen war, machte sich Notos daran, seine sitzende Position zu verlassen. „Nun, ich fürchte zwar, dass du mir auf die Schnelle nicht viel weiterhelfen kannst.“, verkündete er, während er langsam aufstand und sich zu seiner vollen Größe aufrichtete, „aber ich kann die Bitten einer Dame wohl schlecht ignorieren. Warum also nicht, lass es uns versuchen. Solange du versprichst, nicht wieder meine Sachen zu treten.“ Mit einem verschmitzten Grinsen sah er sie an und nickte in Richtung der Gebüsche, in denen sich wohl nun seine Hellebarde befand. Dank des Kristalles, welcher in ihr verborgen war, konnte er diese trotz seiner Blindheit gut lokalisieren. Und wo er gerade beim Thema war… „Und bezüglich meiner Augen musst du dir keine Gedanken machen. Es gibt niemanden, der mir damit helfen kann. Aber morgen wird es vermutlich sowieso wieder besser werden.“

Viel Hoffnungen legte er auf eine Behandlung von der Heilerin nicht wirklich. Nicht, dass er ihre Künste anzweifeln wollte, aber das Nötigste war getan. Nur das Ziehen an der Seite verkündete, dass ihm dort eine vollständige Heilung trotz all der Stunden nicht ganz gelungen war. Entzündungen und Fieberkrämpfe fürchtete er nicht – aber eine Wunde geschaffen von einem mit Magie durchsetzten Speer barg andere Gefahren… Nun, solange er keine Manöver und Angriffe wie vorhin wagte, würde es schon in Ordnung gehen. Und er war ja nicht alleine.

Was die anderen Anforderungen der jungen Frau angingen… „Dafür, dass du selber keine beantwortest, stellst du recht viele Fragen.“, gab er neckend von sich und schüttelte gutmütig den Kopf. Wächterin war sie also. Sie stammte aber sicherlich nicht von der Krone der Welt – er kannte die meisten Priester dort etwas zu gut für seinen Geschmack. Obwohl es ihr Misstrauen ihm gegenüber erklären würde.

„Aber warum hätte ich auf einen Baum klettern sollen?“ Notos legte den Kopf schief, Unverständnis lag in seiner Stimme. „Das wäre töricht. Erst recht in meinem Zustand.“ Dass die Heilerin die Schneise der Zerstörung im Kopf hatte, kam ihm erst in den Sinn, als er mit dem Fuß gegen einen der Äste stieß, die von ihrer Notfalllandung übrig geblieben war. Stimmt, eine Sache gab es noch, die er zu klären hatte… „Falls du aber das Chaos hinter mir meinst…“ Wieder lächelte er, diesmal jedoch verhaltener: „Das war wohl mein Partner. Sagen wir, ich hatte nicht die ruhigste Herreise. Oder Ankunft.“



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Saphyr

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Re: The Headwinds - Handlung

von Saphyr am 12.08.2022 00:27

Nirah sah den Fremden mit zusammengekniffenen Augen an. Sie hatte ihm doch gerade angeboten, sich um ihn zu kümmern. Was gab es da wieder zu lachen? Sie hatte ein Dankeschön als erste Reaktion erwartet. Oder die Aufforderung ihn in Ruhe zu lassen, weil er das schon alleine regeln konnte. Beides wäre ihr Recht gewesen. In letzterem Fall wäre sie einfach gegangen. Sie konnte Leute nicht zu ihrem Glück zwingen. Stattdessen hob er die Hände und entschuldigte sich doch tatsächlich für seinen amüsierten Ausbruch, nur um sie kurz darauf noch mehr zu verwirren. Ich mag dich. Nirah sah den Fremden mehrere Sekunden lang still an. Sie hatte rein gar nichts getan, was diese Äußerung rechtfertigte. Außerdem klang kurios nicht unbedingt nach einem Kompliment. Kurios war hier höchstens sein seltsamer Sinn für Humor.
"Die Sympathie beruht nicht auf Gegenseitigkeit." stellte sie schließlich klar. "Ich helfe dir nur, weil es meine selbstauferlegte Pflicht ist. Ich versichere dir, ich hätte auch besseres zu tun. Mein Abendessen erlegen zum Beispiel. Oder einen Baum anstarren, während ich darüber meditiere wie sich ein Tier in Luft auflösen kann. So ziemlich alles wäre besser."
Nirah beobachtete wie der Mann weniger unbeholfen aufstand als sie erwartet hätte. Sie hatte zuvor schon gesehen, dass er kräftig gebaut war und vermutlich größer sein musste als sie. Erst als er vor ihr stand, wurde ihr klar, dass er sie deutlich überragte, um mehr als einen Kopf. Er sah aus, als könnte er es mit den besten Stammeskriegern aufnehmen. Nirah fühlte sich winzig und schmal. Für eine Sekunde empfand sie Dankbarkeit für sich selbst, dass sie doch keinen Pfeil auf ihn gefeuert hatte. Sie hatte noch nie sonderliche Geduld für das das Kampftraining aufbringen können. So wäre ein Kampf eins gegen eins mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit zu ihrem Nachteil ausgegangen.
Dann erst rief sie sich wieder ins Gedächtnis, dass er ja blind war und auf keinen Fall richtig kämpfen könnte. Das Problem war, ihre Intuition sagte etwas anderes. Wenn er nicht in der Lage war zu kämpfen, wieso trug er dann eine Waffe und sah so aus...Nun, wie ein Krieger. In ungewöhnlichen Farben. Mit...war das Schmuck, das das so glänzte?
Nirah verdrängte die unnützen Gedanken und konzentrierte sich auf das Wichtigste. Seine Wunden versorgen und dann schleunigst abhauen. Bisher hatte sie noch keinen klaren Blick darauf erhaschen können, daher wusste sie noch nicht womit sie es zu tun bekommen würde.
"Können wir bitte nicht so tun, als würde ich dir meine Hilfe aufzwängen. Ich kann immernoch gehen, wenn dir das lieber wäre." Die Bitten einer Dame. Es würde Nirah nicht wundern, wenn der Kerl sich allen Ernstes für umwerfend charmant hielt. "Zu deiner Information, ich werde weiterhin alles treten, was mir beliebt. Ich wüsste da noch ein paar Dinge außer deiner Waffe." drohte sie leise. Wenn sie schon einmal bei der Waffe waren...
Nirah sah sich mehrmals argwönisch um. Der Wald regte sich. Nirah lief zu dem Gebüsch wo die Hellebarde gelandet war. Sie hob sie auf und behielt sie in der Hand, mit der Spitze zum Himmel gerichtet. Das Ding war wirklich schwer, wie sollte das ein Mensch schwingen?
Sie überhörte geflissentlich jegliche Anschuldigung, ihren Unwillen Fragen zu beantworten, betreffend. Auch wenn sie sich irgendwo in ihrem Hinterkopf noch fragte, wieso der Mann davon ausging, dass seine Augen besser werden würden. Solch ein Schaden war ohne Eingriff permanent.
"Ohje. Es gibt zwei von dir?" seufzte sie dramatisch. "Dein Partner ist nicht zufällig ein Hirngespinst? Denn du bist eindeutig von da oben heruntergefallen. Es wäre mir neu, dass unsichtbare fliegende Waffenbrüder existieren." tat sie seine Antwort ab. Sie war sich ganz sicher, dass dies wieder nur eine Aussage war, die darauf abzielte sie zu verwirren. Hier war weit und breit kein anderer Mensch außer ihnen beiden. Andere Wesen jedoch...
"Wir sollten zur Lichtung gehen. Es ist nicht weit. Wir sind schon zu lange im Wald herum gestanden. Und wir waren auch nicht gerade leise. Ich bin noch verborgen, aber du...Riskieren wir es lieber nicht." meinte sie besorgt. Nirah wusste nicht mit Sicherheit, was sich so weit abseits alles hier herum trieb. Die meisten Monster bevorzugten jedoch die kühle Dunkelheit des Waldes anstelle direkten Lichteinfalls. Das letzte das sie brauchen konnte war ein Überraschungsangriff, während sie einen Blinden an sich kleben hatte.
Mit der freien Hand drehte sie den Fremden in die Richtung, die sie aus dem Wald hinaus führen würde. "Da lang." gab sie an. Erst jetzt bemerkte Nirah die andere Waffe die immer noch an seiner Seite verblieben war. Ein Schwert. Unwillkürlich erstarrte sie in ihren Bewegungen. Wie hatte sie das übersehen können?
Bisher hatte er sie nicht angegriffen. Das war ein gutes Zeichen. Ein kalter Schauer der Warnung lief über Nirahs Rücken. Sie fluchte leise und löste sich aus ihrer Erstarrung. "Wir müssen hier weg. Beweg dich." drängte sie. Sollte er das Schwert behalten. Wenn sie sich nicht beeilten, würde er es noch brauchen.
Sie huschte ein paar Schritte voran. Ihr Ziel war die Quelle an der sie sich vorhin erfrischt hatte. Dort würde sie zur Not auch die Wunden säubern können, nachdem sie sich diese angesehen hatte. Er könnte sich auf den Stein setzen. In der Sonne könnte sie auch besser seine Verletzungen inspizieren als hier im grünen Dämmerlicht.
"Folge mir. Einfach geradeaus. So schnell wie es geht, bitte." sagte sie nach hinten.
Der Waldrand war nah. Nirah konnte die Lichtung von hier aus gut sehen. Ein paar Meter musste er Fremde schaffen, dann wären sie in relativer Sicherheit. Wobei das in der Wildnis nie eine genaue Wissenschaft war.


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Zladune

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Re: The Headwinds - Handlung

von Zladune am 13.08.2022 17:27

„Oh, ich weiß", konterte Notos vergnügt auf die sofortige Ablehnung der jungen Frau, „aber das ändert nichts daran, dass ich dich gut leiden kann." Seine direkte Aussage vorhin schien der plötzlichen, kurzen Stille nach zu urteilen die Fremde doch ein wenig aus der Bahn geworfen zu haben. Er nahm dies mit einem amüsierten Lächeln zur Kenntnis. Und doch war sie gewillt, jegliche negative Gefühle ihm gegenüber zur Seite zu legen, um ihm zu helfen. In gewisser Weise imponierte es ihm – auch wenn er ihr dies niemals auf die Nase binden würde. Oder zumindest noch nicht sofort.

Abendessen erlegen also. Nun, dabei konnte er ihr kaum behilflich sein. Dank seiner Sicht konnte er allerhand Wesen aufspüren, mit etwas Glück und Geschick vielleicht auch erlegen. Doch die anschließender Verwertung und Zubereitung der erlegten Tiere? Die Lektionen dazu, die er damals über sich ergehen lassen musste, waren mehr als ein Jahrzehnt her. Und was die andere Sache anging... „Du hast die Geduld zum Meditieren? Alle Achtung, kaum zu Glauben.", verkündete er mit einem spöttischen Unterton, bevor das neckende Grinsen ernster wurde und er tatsächlich zu überlegen schien. „Sicher, dass es ein normales Tier war?" Er kannte Bestien und diverse Monster, die mit einem Mal rapide ihre Schnelligkeit erhöhen konnten oder die sich dank speziellen Stoffen im Fell unsichtbar machen konnten. Beides gut, um plötzlich verschwinden zu können. Tiere hingegen hatten nur selten die Fähigkeit, derart auf ihr Körpermana zuzugreifen. Wenn das in diesem seltsamen Gebiet anders sein sollte... nun, für ihn wäre es ein revolutionärer Fund.

 

Die Fremde begab sich nun in die Richtung, in der sich seine Hellebarde befand. Auf ihre vorherige Worte, er solle nicht tun, als würde sie ihm ihre Hilfe aufzwängen, antwortete er nicht, lächelte nur vielsagend. Zumindest so lange, bis sie ihm wieder drohte. „Du kannst sehr niedlich sein, hat dir das schon mal jemand gesagt?", entwich es ihm mit einem amüsiertem Schmunzeln. Sie beide wussten, dass er sie im Bruchteil einer Sekunde an den Boden pinnen könnte, sollte sie sich dazu entscheiden... nun, andere Dinge zu treten.

Ihre Aura flackerte kurz daraufhin auf. War es wieder die Wut, die sie übermannte oder... Notos bekam nicht die Zeit, sich mehr darüber zu wundern. Er erstarrte geradezu. Was hatte sie da gerade verkündet?... Am liebsten hätte er sie an den Schultern gepackt und verlangt, dass sie das eben Gesagte wiederholte. Das Schlimmste war, dass sich seine Gesprächspartnerin wohl überhaupt nicht bewusst war, welche Bedeutung ihre Aussage für ihn hatten.

Der Weißhaarige brauchte einen verräterischen Tick zu lange, um auf ihre spottenden Kommentare zu antworten. Und selbst dann klangen seine Worte leise. Viel zu ernsthaft, viel zu abwesend. „Nein, nein, unsichtbar kann er nicht werden. Haben wir bisher noch nicht hingekriegt..." Obwohl Mondweberin sich sehr bemüht hatte, es ihnen beizubring – was ging hier vor sich?!  Notos bemühte sich, einen klaren Gedanken zu fassen. Partner, Gefährten, Seelenverwandte... den Drachen, die mit Menschen eine Bindung eingehen, gab man viele Namen. Doch jeder wusste immer sofort, was mit diesen Bezeichnungen gemeint war. Die Tatsache, dass die Fremde dies nicht tat, ja, scheinbar noch nicht mal hinterfragte, warum sein Partner nicht bei ihm war... was hatte das zu bedeuten? War es das, was seine Intuition ihm schon seit seiner Ankunft klarmachen wollte? Mit dem Gefühl, dass hier etwas nicht richtig, nicht normal war? Die fehlende Präsenz von Drachen? Oder... lag es noch an etwas anderem?

Der Drachenritter zwang sich, tief einzuatmen. Prioritäten setzen. Wundern konnte er sich später, erstmal musste er wieder in Form kommen. Seinen Partner finden. Und... Er schielte zur Fremden, die unruhiger als zuvor schien. Aus ihren unheilvollen Worten konnte er sich keinen Reim machen. Auf seinem Radar war ihm bisher nichts ungewöhnliches aufgefallen. Er haderte einen Augenblick lang damit, der jungen Frau zu folgen. Sein Kopf zischte ihm zu, dass es töricht wäre, ihr hinterherzugehen. Er sollte sich noch nicht zu sehr bewegen. Es könnte eine Falle sein. Vertraue niemandem. Seine Intuition verkündete ihm jedoch, dass er vor sich eine Einheimische hatte, die dieses Gebiet, seine Bewohner und Gesetze weitaus besser kannte, als er selbst.

Notos gab sich einen Ruck und bewegte sich nach vorne. Mit der Hoffnung, dass er nicht über irgendeinen Stein oder Ast stolpern und sich somit zum Idioten machen würde. Er versuchte den schwachen Hauch von Aura zu folgen, den die Fremde auf ihrem Weg hinterlassen hatte, imitierte jeden ihrer Schritte – und befand sich auf einmal auch schon neben ihr. Er bekam seine Hellebarde zu fassen. Doch statt diese der jungen Frau zu entreißen, ließ er seine Hand nur nahe oberhalb der ihren ruhen. „Es hilft mir bei der Orientierung,", gab er knapp von sich und lächelte anschließend: „Also dann, führe den Weg an." Sie hatten scheinbar keine Zeit für Zankereien, die Fremde würde ihn zumindest dies gewähren lassen.

Ein lautes Knacken ertönte hinter ihnen, kaum dass sie abermals den Weg aufgenommen hatten. Inzwischen war das Wesen nah genug, dass Notos dessen massive Aura wahrnehmen konnte. Es lauerte im selben Gebüsch, wo sich seine Hellebarde vorhin befunden hatte. Der Weißhaarige umklammerte seine Waffe fester, während er unbeirrt weiterlief. So wie das Wesen auch. Es stand auf, schlich sich an. Rascheln war zu hören, als die Kreatur sich ihnen näherte, entschlossen, mit einem direkten Ziel vor Augen. Dann verschnellerte es auf einmal seinen Gang, machte einen Satz und... warmes Sonnenlicht streifte das Gesicht des Drachenritters, stärker als zuvor. Sie hatten die Lichtung erreicht. Noch einmal scannte Notos seine Umgebung, doch von der Präsenz des Wesens war nichts mehr zu spüren. Es war wie vom Erdboden verschluckt.

Und es hielt sich auch weiterhin fern, auch als der Weißhaarige für einen weiteren, langen Moment nur ruhig dastand und lauschte. Er hörte Wasser. Nur leise aber... eine Quelle vielleicht? Er tätigte ein paar kleine Schritte in die Richtung, entfernte sich von seiner Begleiterin – ein Zischen war zu hören. Es klang, wie ein Pfeil, der durch die Luft surrte. Etwas flog haarscharf am Kopf der jungen Frau vorbei, zu schnell, um den Angreifer zu erkennen. Erst als dieser zwischen ihnen landete, konnte man die Kreatur sehen. Den raubkatzenartigen Kopf allein zum kleinsten und für ihn schwächsten Glied der Truppe gewendet, wich sein Blick keine Sekunde lang von der Fremden. Ein dunkles Knurren erfüllte die Lichtung, als das Wesen seine Zähne fletschte. Blut war an diesen und an den Lefzen zu erkennen. Eine mit langen Krallen ausgestattete Pranke war angehoben, als wolle es jeden Augenblick zum finalen Hieb ansetzen.

Zwischen den beiden Menschen befand sich ein.... kaum halben Meter großes Bündel an Federflaum in den unterschiedlichsten Erdtönen. Der schiefergraue Rücken und Kopf ging zur Bauchseite hin in weichere, helle Sandfarben über. Die Flügel weit ausgestreckt und den gefächerten Schweif in die Höhe gerichtet, fauchte es drohend. „Mein guter Sir", gab Notos mit spielerischen Spott von sich, „wir drohen keinen Damen." Die flauschigen Ohren zuckten nach hinten, doch die angespannte Haltung blieb. Der Drachenritter seufzte gutmütig auf: „Sie ist eine Heilerin. Sie wollte sich meine Wunde ansehen und versuchen, mir zu helfen. Auch wenn mir ganz klar nicht mehr zu helfen ist. Würdest du solange über uns wachen und uns schützen?" Dieses Argument erzielte mehr Wirkung. Die goldbraunen Augen zu Schlitzen verzogen, starrte das Wesen die Fremde noch für einen Wimpernschlag nieder. Dann, mittels eines Manövers, welches man eher als Sprung als Flug bezeichnen konnte, hob es ab und ließ sich an einem tiefsitzenden Ast nieder. Nun still wie eine Statue sitzend, schien es jede einzelne Bewegung der jungen Frau zu verfolgen.

Notos ignorierte dieses viel zu beschützerische Verhalten, ging lieber gleich in eine Erklärung rüber. „Ich würde euch beide ja vorstellen, aber da ich deinen Namen immer noch nicht kenne, sei nur so viel gesagt: Das hier ist mein Partner. Und sollte jemand versuchen, ihm ernsthaft Schaden zuzufügen, werde ich denjenigen um sein Leben bringen." Im völligen Kontrast zu dem todernsten Ton behielt der Weißhaarige sein ruhiges Lächeln. Das war eine Grenze, die man niemals überschreiten sollte. Und apropos Grenzen. Mit dem Kopf wandte er sich abermals zur Quelle. Irgendetwas befand sich in dieser Richtung, wanderte ruhelos an der Grenze seiner Wahrnehmungsfähigkeiten umher. Es betrat diesen Radius jedoch nie so lange, um eine klare Aussage treffen zu können, was es war. Es konnte ein Biest sein genauso wie ein Hase oder ein anderes Tier, welches friedlich im Wald graste. Notos fasste innerlich den Entschluss, zur Sicherheit in Alarmbereitschaft zu verharren. Auch wenn dank der Drachen-Präsenz seines Partners wohl erstmal nichts zu befürchten war.



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Saphyr

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Re: The Headwinds - Handlung

von Saphyr am 15.08.2022 00:05

Nirah sah den Mann aus zusammengekniffenen Augen an. Natürlich konnte sie genügend Ruhe zur Meditation aufbringen. Das war ein wichtiger Teil ihrer Ausbildung. Zwar fühlte sie ihre Umgebung und die stetig fließenden Energien mühelos, nur durch innere Ruhe war es jedoch wirklich möglich, eins damit zu werden. Sie hätte sonst niemals ihre Vision am Mutterbaum empfangen können, wäre unfähig ein tieferes Verständnis für die Natur zu erlangen. Sie wäre keine richtige Wächterin, wenn sie nicht in der Lage wäre, eine Verbindung zum Willen des Mutterbaumes herzustellen. Das war es doch, was sie von den übrigen Menschen unterschied. Wie sollte sie sonst verstehen, was es zu tun galt, um das fragile Gleichgewicht zwischen Leben und Tod zu wahren? Sie gab deshalb darauf ein leises "Natürlich kann ich das." von sich. Erst danach wurde ihr wieder bewusst, dass der Fremdling womöglich gar nicht wusste, was eine Wächterin war. Bisher hatte er ja nicht den Anschein gemacht.

"Es war ein Wolf." sagte sie anschließend nachdenklich und erwartete keine weitere Antwort mehr. Er würde kaum verstehen, welche Bedeutung sowohl ihre Vision, als auch ihr Traum von heute für sie hatten. Deshalb versuchte sie es gar nicht erst. Wenn sie so recht darüber nachdachte, war sich Nirah ganz sicher, dass dieses Tier irgendeine Art von Zeichen gewesen sein musste. Selbst wenn es nur Einbildung gewesen war. Leider verstand sie noch immer nicht, worauf man sie hatte hinweisen wollen. Auf die Lichtung? Wofür denn bitteschön?

Nirah schenkte dem Mann schließlich einen bösen Blick, als er sie als niedlich bezeichnete. Dann wurde ihr klar, dass er es ohnehin nicht sehen würde. Dann war sie eben deutlich kleiner und mit Sicherheit auch schwächer, das machte sie noch lange nicht niedlich. Und würde sie keinesfalls davon abhalten....Sie verzichtete auf einen weiteren Kommentar. Es brachte doch nichts. Sie würde ihm nur in die Karten spielen, wenn sie sich sichtbar darüber ausließ. Dieser eingebildete, überhebliche...
Fast hätte sie in ihrem Groll übersehen, dass sich irgendetwas in der Haltung des Fremden verändert hatte. Er wirkte fast...getroffen. Zumindest irritiert. Weil sie ihm Halluzinationen unterstellt hatte? War das wirklich so viel schlimmer, als die anderen Sachen, die sie gesagt hatte. Nirah verdrehte die Augen. Seinen seltsamen Kommentar zur Unsichtbarkeit ignorierte sie völlig, nahm ihn eigentlich kaum wahr. 

Er folgte ihr doch tatsächlich ohne Widerworte. Besser so, denn das drängende Gefühl von Bedrohung wurde mit jeder Sekunde greifbarer. Sie zuckte zusammen, als er aufeinmal direkt neben ihr auftauchte und seine Hand an die Waffe legte. Ihre Muskeln spannten sich an, bereit zu handeln. Doch er wollte sich nur führen lassen. Sie war nicht zufrieden über seine plötzliche Nähe, musste jedoch zugeben, dass sein Vorhaben effektiv war. Sie hatte im Alltag normalerweise nichts mit Blinden zu tun. Es war leicht zu vergessen, dass dem Mann die Fortbewegung nicht so leicht fiel wie ihr. Es nützte gar nichts, wenn sie aus dem Wald heraus war, während er irgendwo hinter ihr auf dem Boden lag, weil er über einen Ast gestolpert war. Nirah war kaum stehen geblieben und beschleunigte ihre Schritte nun stark. 
Ein stechendes Kribbeln schickte weitere Schauer über ihren Nacken, ihre Wirbelsäule entlang. In immer kleiner Abständen, mit mehr Nachdruck. Sie hörte ein Rascheln, ganz nahe. Nirah ließ ihre freie Hand zu ihrem Dolch wandern und...Sie hatten es geschafft. Mit pochendem Herzen und bis zum Zerreißen angespannten Muskeln wandte sie das Gesicht der Nachmittagssonne zu. Der Druck in ihrem Hinterkopf ließ abrupt nach und Nirah war sich sicher, dass die Gefahr hinter dem Waldrand verbleiben würde. Vorerst. 

Sie wollte den Mann zu der Quelle führen, die kaum ein paar Schritte entfernt war. Doch der entschied sich bereits alleine ein paar Schritte voranzugehen. Nirah bemerkte, dass er kein weiteres Interesse an der Hellebarde mehr hatte. Sie war gerade dabei sich ein wenig zu entspannen. Bevor ihr das gelang oder sie gar irgendetwas sagen konnte, kehrte erneut der Eindruck von drohender Gefahr zurück. Es fühlte sich anders an, hatte womöglich einen anderen Ursprung. Sie hatte keine Zeit darüber nachzudenken. Mit atemberaubender Geschwindigkeit schoss etwas auf ihr Gesicht zu, verfehlte sie nur knapp. Etwas streifte ihre Wange und erzeugte einen undefinierbaren prickelnden Schmerz in ihrer Haut. Nirah war geistesgegenwärtig genug, nicht aufzuschreien, während ihr Körper Energie in ihre Adern pumpte. Bereit zu kämpfen, den Dolch schon in der Hand - besser als nichts -  wandte sie sich um, um der Bewegung zu folgen. 

Es dauerte ein paar Sekunden bis sie alle Einzelheiten der Lage richtig erfasst hatte. Das Wichtigste: Nicht weit von ihr entfernt hockte ein tierartiges Wesen mit Flügeln und gefährlich aussehenden Klauen, das sie ganz eindeutig bedrohte. Sie sah es an seiner Haltung genauso wie an dem Knurren und dem Aufblitzen von Zähnen und Krallen. Nirah zweifelte nicht daran, dass es sie ernsthaft verletzen könnte, trotz seiner geringen Größe. Es starrte sie eindringlich an. Nirah starrte zurück. Bildete sie es sich ein, oder war da so etwas wie Intelligenz in seinen Augen?
Das zweite, was sie bemerkte war, dass der fremde Mann entgegen aller Erwartungen weder zum Schwert griff, noch überhaupt sichtbar beunruhigt wirkte. Ganz im Gegenteil. Das war es, was sie davon abhielt sofort alle erdenklichen Maßnahmen zu treffen, um das Wesen zu verscheuchen oder zu bekämpfen. 
Als letztes wurde ihr klar, dass sie noch nie ein vergleichbares Wesen gesehen hatte. Sie hatte auch keine Ahnung, wo sie es einordnen sollte. Vogel, Katze oder doch einfach nur ein Monster?

Tausend weitere Fragen schossen durch ihren Kopf, als der Fremde mit dem Wesen sprach wie mit einem alten Bekannten. Sie konnte nicht anders, als wortlos weiter zu starren. Selbst als es von seinem Platz aufsprang um es sich auf einem Ast bequem zu machen, folgten Nirahs Augen dem seltsamen Wesen. Also doch eher Vogel, wisperte eine leise Stimme nicht sehr hilfreich. Das Wesen schien seinerseits seinen Blick nicht von ihr lassen zu können. Das Misstrauen wurde eindeutig erwidert. 
"Es hört auf dich." stellte sie verwundert fest. "Du hast dir nichts eingebildet." fügte sie kurz darauf fast flüsternd hinzu. Das sollte sein Partner sein, mit dem er im Wald gelandet war? Vielleicht war nicht er vom Baum gestürzt, sondern das kleine Wesen, versuchte sie sich selbst die Geschehnisse zu erklären. All ihre Gedanken beantworteten nicht wirklich ihre Fragen.
Nirah sah erst wieder den Fremden an, als sie seine klare Drohung hörte. Betont langsam steckte sie den Dolch weg, den sie bis eben noch in ihren verkrampften Fingern gehalten hatte. 
"Solange es mich nicht angreift, werde ich ihm auch nichts tun. Aber ich glaube es... hat mir eben einen Stromschlag verpasst...?" sagte sie, mit anhaltender Verwirrung. Sie warf wieder einen schnellen Blick zum dem Wesen. Es saß regungslos auf dem Ast, schien tatsächlich Wache zu halten. 

Sie ließ den 'Partner' des Mannes nicht aus ihrem Blickfeld und entschied sich, endlich zu tun weshalb sie immernoch hier war. Sie schob den Fremden zu dem großen Stein an der Quelle, sorgte dafür dass er sich hinsetzte. Bevor sie sich die Wunde an seinem Bauch anschaute, legte sie beide Hände auf seine Schultern, die Waffe dafür vorsichtig auf den Boden.
"Wir werden immernoch beobachtet. Ich verschaffe uns etwas Zeit. Nicht erschrecken, du könntest etwas spüren, das ungewohnt für dich ist." warnte sie. 
Nirah schloss die Augen. Zuerst bedankte sie sich dafür, das sie bis jetzt verborgen gewesen war und ließ den Schutz gehen. Es war keine schwierige Sache genügend Energie zielgerichtet auch über einen längeren Zeitraum an ihren Körper zu binden, um ihre Präsenz zu verschleiern. Das half ihr nur nicht wenn sie nicht alleine war. Sie schickte stattdessen ein stummes Stoßgebet in den Himmel, das den Segen sämtlicher Elemente sowie der heiligen Mutter selbst erbat. Es war die verkürzte Form eines Schutzrituals, welches normalerweise einiges an Vorbereitung und mehrere Teilnehmer brauchte, um seine Kraft wirklich entfalten zu können. Nirah hoffte einfach, dass es genügte, wenn sie sich die rituellen Schalen gefüllt mit Wasser, Erde und brennenden Kohlen visualisierte und sie mit dem Ruf nach Kraft und Schutz verband. Sie nutzte das leise Plätschern der Quelle und streckte ihre Sinne nach deren unverdorbener Essenz aus. 
Ein sanfter Schleier, wie ein kühler Hauch Luft legte sich über Nirahs Haut. Sie spürte wie es nicht nur sie, sondern auch den Mann und ein wenig der Fläche um sie herum umgab. Die Quelle eingeschlossen. Die Frage war nur, wie stark war der Schutz und wie lange würde er halten?

Es dauerte einige Zeit bis sie die Augen wieder öffnete. Sie ließ sie die Schultern des Fremden los, nur um sich direkt der Wunde an seiner Seite zu widmen. Sie schob ihn ein wenig zurecht und hob dann den Stoff seines Oberteils gerade weit genug um sich die Verletzung genauer ansehen zu können. Das was sie sah, war nicht, was sie erwartet hatte. Obwohl noch von getrocknetem Blut umgeben, schien sich die Wunde bereits geschlossen zu haben. Als wäre sie mindestens zwei Tage alt. Sie erkannte, dass es nicht allzu tief gewesen war. Trotzdem sah die Verletzung alles andere als gut aus. An der Stelle, wo die Haut begonnen hatte wieder zusammenzuwachsen, ließ sich eine dunkle Linie erkennen. Dunkler als eine Kruste es sein sollte. Darum herum zeichneten sich sichtbare Adern ab. Statt dem Rot einer Entzündung war die umgebende Haut jedoch aschfahl. Die Adern bildeten mit einer satten dunkelvioletten, fast schwarzen Färbung einen starken Kontrast dazu. Und sie pulsierten, wurden regelmäßig dunkler und wieder heller. Als würde Farbe hindurch gepumpt werden. 

Nirah sog scharf die Luft ein. "Was in aller Welt...?" murmelte sie. Sogleich hantierte sie mit ihrem Beutel und zog ein kleines hölzernes Behältnis mit einer Salbe hervor, die dazu gedacht war kleinere Blutungen zu stillen und die Heilung zu beschleunigen. Sie trug sie großflächig auf und schloss ein weiteres Mal die Augen, dieses Mal um die Energie ganz bewusst zu dem Fremden zu lenken. Zuerst gezielt auf die Wunde, um die Wirkung der Kräuter zu verstärken, dann durch ihn hindurch um seinen Körper anzuregen und zu kräftigen. Dieser Ort barg viel Kraft in sich und so hoffte Nirah, dass es reichen würde um dem Mann die größtmögliche Linderung zu verschaffen. Für einen Moment konzentrierte sie sich auch auf seine Augen, ohne Hoffnung, dass es etwas bringen würde. Mehr stand für den aktuellen Zeitpunkt nicht in ihrer Macht. Die Umgebungsenergie ließ sich nur bis zu einem gewissen Grad für solch komplexe Anwendungen nutzen. Ihre Natur war es zu fließen. Sobald sie sich nicht mehr darauf konzentrierte, floss sie weiter in ihren gewohnten Bahnen. 

Erst als sie ihre Behandlung abgeschlossen hatte, erlaubte Nirah ihrem Bewusstsein sich auf etwas anderes zu richten. Zum Beispiel darauf, dass es hier ganz klar zu viele offene Fragen gab. 
"Was zur Hölle hast du angestellt?" fragte sie den Fremden besorgt. "Das sieht nicht gut aus. Ich habe getan, was ich konnte, aber ich weiß nicht ob es ausreichen wird." Sie legte den Kopf schief. "Und überhaupt...Du hast einen fliegendes Monster...So etwas habe ich noch nie gesehen. Deine Kleidung fühlt sich nicht an, wie normaler Stoff. Die Farben passen nicht schon gar nicht hierher. Deine Verletzung sieht mehr als nur bedenklich aus, trotzdem scheinst du keine Schmerzen zu haben. Deine Waffe sieht aus wie von einem Kunsthanderwerker. Wer bist du?" stellte sie ihre Frage, in der genauso Neugier wie auch echte Bestürzung herausklang. 
"Und bevor du fragst" schnaubte sie. "Ich heiße Nirah." 



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