The Headwinds - Handlung
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Re: The Headwinds - Handlung
von Zladune am 28.08.2022 19:40Notos rechnete mit allem, als das raubkatzenartige Biest ein unheilvolles Brüllen von sich gab. Es war ganz klar von derselben Natur wie ein Berserker. Ignorierte Schmerz fast völlig und war einzig auf Angriff fokussiert. Ab diesem Zeitpunkt war alles möglich. Was er jedoch nicht in Betracht gezogen hatte, war ein Pfeil, der haarscharf an ihm vorbeiflog. Das Monster verstummte abrupt, ein hartes Aufeinanderschlagen von Zähnen hören, kurz darauf gefolgt von demselben gedämpften Geräusch eines Aufpralles wie vor wenigen Augenblicken. Dem Weißhaarigen rannte ein kalter Schauer über den Rücken. Nein, er konnte Fernwaffen wirklich nicht leiden. So eingenommen, wie er von dem Kampf war, hätte Nirah ihn mühelos treffen können, wenn sie gewollt hätte. Dennoch kam er nicht umhin, dass ebenfalls Erleichterung seinen Körper durchfuhr – die Heilerin hatte sich also wieder auf die Füße bringen können. Aber warum war sie noch hier?
Nirahs Manöver hatte den Drachenritter soweit wieder in die Realität zurückgeholt, dass er seinen Sturm an Angriffen vollkommen unterbrochen hatte. Die elektrisierte Waffe fest mit beiden Händen gegriffen, behielt Notos seinen Abstand, rückte nach und nach weiter nach hinten, um vor den wilden Hieben nicht getroffen zu werden. Nur, dass ihm langsam der Platz ausging... falls er sich vorhin die kleine Lichtung richtig eingeprägt hatte, blieb ihm nicht viel, bevor er zum Waldrand stolpern würde. Voller Stämme und dornigem Gebüsch – dort würde er unmöglich kämpfen können.
Noch wartete er aber. Wartete auf eine Lücke in der offensiven Verteidigung. Eine einzige würde reichen. Nur eine einzige... Einen Fuß bereits in Stellung gerückt, die Hellebarde vor sich gehoben, war Notos drauf und dran, ein kleines Risiko einzugehen. Da erklang ein warnender Ruf. Sofort hielt er inne. Ranken? Welche Ranken? Vorhin gab es hier noch keine. Unsicher tätigte er einen weiteren kleinen Schritt nach hinten – und trat auf etwas. Etwas Unebenes. Und es bewegte sich. Er nahm das altbekannte, alarmierte Kribbeln in seinem Nacken wahr. Spürte ebenfalls, wie sich langsam rasche, wirre Gedanken in seinen Kopf einzunisten versuchten. Zeitgleich war es ihm, als hätte ihm jemand einen heftigen Schlag auf eben diesen verpasst. Nicht denken, handeln!
Auf diesen inneren Befehl hin, zwang er sich augenblicklich zur Ruhe, kämpfte die Unruhe nieder. Auch nur der leiseste Anflug von Panik oder Angst wäre Gift für ihn. Stattdessen wand er sich an seinen Partner: „Leih mir bitte deine Augen, mein Freund." Die Antwort kam in Form von Krallen, die sich härter in seine Schulter bohrten. Notos folgte den schnellen Impulsen, richtete sich vollkommend intuitiv nach deren Rhythmus und Länge. Drei kurze Schritte zur Seite. Ein langer nach vorne. Leicht drehen und wieder zwei nach rechts.
Der Weißhaarige tänzelte um das massige Biest herum. Jasper verstand, hatte die Situation in Sekundenschnelle analysiert und bugsierte sie beide auch aus Nirahs Schussbahn, um ihr das Zielen zu erleichtern und nicht versehentlich in ihre Attacken zu laufen. Ein wenig auch zu dem Leid seines Partners, der sich am liebsten trotzdem in beschützerischer Manier zwischen dem Monster und der Heilerin gestellt hätte. So aber blieb ihm nichts anderes übrig, als immer einen Weg hinter die großen Raubkatze zu finden und von dort Stechangriffe auf die harte Panzerung des Wesens regnen zu lassen. Die wilden, undurchdachten Angriffe seines Gegners spielten ihm da fast in die Karten – anhand der Bewegungen der Körpermitte konnte er nach wie vor erahnen, was ihn erwartete. Er musste es nur schneller tun.
Auch wenn Notos auf seine überdurchschnittliche Ausdauer stolz war, setzte ihm das ständige Ausweichen mehr zu, als sein eigener vorheriger Attackenhagel. Zumal die Elektrizität immer noch in seiner Waffe strömte, sie wie eine schwach aufglimmende Fackel in tiefschwarzer Nacht wirken ließ. Er musste es zu Ende bringen. Bald. Nicht nur wegen ihm, sondern vor allem wegen Nirah. Und als hätte seine Begleiterin seine Gedanken gelesen, ertönte ihre Stimme. Völlig instinktiv richtete sich seine Aufmerksamkeit auf ihre Aura. Nahm eher unterbewusst die verräterische, ihm nur allzu bekannte Verfärbung an ihrem Bein war. Er reagierte, bevor er ihre Worte richtig registrierte. Erneut flackerten Blitze um seine Hellebarde auf. Stärker, in kürzeren Zeitabständen. Die Luft in seiner unmittelbaren Nähe wirkte mit einem Mal deutlich wärmer, während seine Waffe unter seinen Händen aufleuchtete, als würde flüssiges Licht sie durchfahren. Jasper breitete abermals auf seinem Rücken die Flügel aus – als würde er ihrem Erkennungsnamen alle Ehre machen wollen.
Nirah musste ihm den Befehl nicht zweimal geben. Notos sprintete los, fegte über die dornenbesetzten Ranken hinweg auf das Biest zu. Dieses bäumte sich aufgrund der plötzlichen Erblindung – oder war es eher der Schmerz der zwei Pfeile, die in seinen Augen stecken? – auf, schwang noch ein letztes Mal mit einer Pranke um sich. Notos erkannte die anbahnende Bewegung, erhöhte sein Tempo. Zielte. Mitten ins Herz. Und spürte Widerstand. Die scharfe Spitze der Waffe bohrte sich in die dicke Haut des Biestes und der Ritter erhöhte mit Kraft den Druck – und Strom durchfuhr das Monster, war für einen winzigen Moment als blitzartige Musterung auf seinem Fell erkennbar, während zeitgleich nur wenige Zentimeter entfernt vom weißhaarigen Kopf Krallen vorbei donnerten.
Das Gebrüll stoppte unnatürlich abrupt. Der Gestank von verbrannten Haaren erfüllte die Luft. Ein paar Augenblicke verstrichen, in dem Notos dem Raubtier so nahe wie noch nie davor war. Dann wankte es nach vorne. Der Ritter schaffte es gerade noch so, mit einem Ruck die Hellebarde aus dem verkohlt riechenden Fleisch zu ziehen und nach hinten zu taumeln, bevor ihn das Monster unter sich begraben konnte. Mit etwas Mühe versuchte er nicht über die Ranken zu stolpern, um rücklings auf dem Boden zu fallen. Nur damit ihm kurz danach die Knie nachgaben. Den Körper leicht nach vorne gekrümmt, zog Notos scharf die Luft ein. Und atmete zitternd wieder aus. Instinktiv fasste seine Hand an seine Seite, während diese eine Woge von stechendem Schmerz durchfuhr. Und sich auszubreiten schien, in kleinen Kreisen um seine alte Wunde. Das war der Preis, den er zu zahlen hatte. Nicht jetzt. Es war mehr ein innerer Befehl, als eine Bitte an seinen eigenen Körper. Nicht jetzt. Er musste noch etwas erledigen.
Der Weißhaarige atmete erneut tief ein, diesmal gefasster und kesselte den wie Feuer brennenden Bereich so gut es ging ein, errichtete seine Barriere, um den Schmerz weitetestgehend ausblenden zu können. Schließlich richtete er sich auf, ohne zu Zittern oder zu Wanken, verbannte die kleinsten Anzeichen seiner vorherigen Schwäche auf seinem Gesicht und in seiner Körperhaltung. Sah sich rasch nach weiteren Gegnern um und stieß seine Hellebarde in den Boden, als er keine erkannte. Damit er die restliche Elektrizität aus dieser in die Erde leiten konnte. Drehte sich danach um, visierte die Heilerin an und ging ruhigen Schrittes auf sie zu.
Jetzt, da die Anspannung des Kampfes langsam nachließ, gewährte er sich, wieder ein paar klare Gedanken zu fassen. Ein kleiner Teil von ihm wollte Nirah aufgebracht anfahren. Sie fragen, weshalb sie auf die hirnrissige Idee gekommen war, mitten in der Nacht den Schutz des Lagers, und was noch wichtiger war, seinen Schutz, zu verlassen. Ein anderer Teil von ihm war... ja, fast schon beeindruckt. Nicht von ihrem Talent mit dem Bogen. Oder nicht nur. Sondern vor allem von ihrem törichten Mut, den sie gerade bewiesen hatte, indem sie hiergeblieben war. Und nicht eine sehr berechtigte Flucht ergriffen hatte. Und der restliche Teil von ihm, der die vorherigen zwei Stimmen in seinem Kopf völlig überschattete.... Notos ' blinder Blick fiel auf die inzwischen deutlich sich verfärbende Aura, die um das Bein der jungen Frau waberte. Ja, der letzte Teil war der, der gerade von einer Welle von Schuldgefühlen erfasst worden war. „Es tut mir leid." Ehrliche Worte, wenngleich weiterhin gefasst ausgesprochen. Wenn er mehr aufgepasst hätte, wäre das alles nie passiert. Ja, wenn... „Das Bein sollten wir uns nachher anschauen. Aber lass und erstmal lieber wieder zurück gehen." Und damit hielt er ihr seine Waffe hin, wie all die vorherigen Male, als er sich von der Heilerin hatte führen lassen. Nur dass er ihr diesmal eine Stütze sein wollte. Bevor er noch mit einem leisen Anflug eines amüsierten Schmunzelns hinzufügte: „Ich kann dich auch tragen, wenn es zu sehr schmerzen sollte" Den witzelnden Unterton konnte er sich dann doch nicht verkneifen, selbst wenn sein Angebot aufrichtiger Natur war. Vielleicht würde es die junge Frau wieder so sehr auf die Palme bringen, dass sie ihre Verletzung für einen Moment vergaß.
Re: The Headwinds - Handlung
von Saphyr am 27.08.2022 23:41Womöglich würde sich Nirah den Kopf darüber zerbrechen, wie es sein konnte, dass sie der Schwester eines so arroganten Mannes ähnelte. Darüber, was er mit den Feuerbeeren bezwecken wollte. Oder warum er nicht einmal eine grundlegende Ahnung von ihrer Lebensweise zu haben schien. Vielleicht würde sie sich einfach nur über Notos ärgern, wegen allem natürlich. Darüber sinnieren, welche anderen möglichen Racheakte es noch gab, wäre auch eine Option.
Gerade hätte sie das alles lieber getan, zur Abwechslung. Sie hatte jedoch nicht wirklich die Zeit dafür. Um es untertrieben auszudrücken. Dieser verdammte Wolf. Nirah kam es vor, als würde er ein Spiel mit ihr spielen.
Komm, ich leite dich weg vom Dorf, damit du einen unangenehmen Fremden triffst. Sieh, ich kann dafür sorgen, dass ihr nicht in Ruhe rastet, weil euch meine Anwesenheit besorgt. Ach und übrigens, komm doch eben bei völliger Dunkelheit entgegen jeder Vernunft tiefer in den Wald, ich habe eine Überraschung für dich ... Hinter dir! Bin dann mal weg.
Wenn, dann konnte Nirah keine weitere Spielregel erkennen, außer dass sie in Bedrängnis gebracht werden sollte. Und der letzte Zug spielte ganz eindeutig mit ihrem Leben.
Selbst jetzt noch brannte in ihr das Verlangen, ihm Auge in Auge gegenüberzustehen, was völlig absurd war. Schließlich zweifelte sie noch immer an seiner Existenz.
Falls er nur ein Streich ihrer Sinne war ... Das riesige Monster vor ihr existierte auf jeden Fall. Nirah wurde erst klar, dass es deutlich massiver, dafür auch kleiner war als angenommen, als es sich mit einem dumpfen Schlag auf seine Vorderpfoten fallen ließ. Es holte mit seiner gefährlichen Pranke aus. Ihr Bein in Gestrüpp verfangen, welches sie wie Treibsand festhielt. Der Bogen zu weit weg. Den Dolch ausgestreckt, leider keine allzu nützliche Waffe gegen solch ein Ding. Der Schrei, für den sie sich schämen würde, hätte sie nicht Angst, von oben bis unten aufgeschlitzt zu werden.
Nirah schob sich ruckartig nach hinten, versuchte sich verzweifelt zu befreien, um den Klauen zu entgehen. Zu langsam. Sie hielt mit aller Macht die Augen offen, auch wenn sie den starken Drang hatte, sie im Moment des eintreffenden Angriffs zu schließen.
Ein Angriff, der ausblieb. Sie brauchte einen Moment, um zu verstehen, warum. Sie sah, wie etwas aufblitzte und wie aus den beiden hervorstehenden glitzernden Fangzähnen des Monsters nur noch einer wurde. Der andere wurde mit einem lauten Krachen abgetrennt. Das bullenhafte Ding, mit dem Kopf und den Pfoten einer hässlichen Katze, stolperte verwirrt zur Seite. Nirahs Blut rauschte in ihren Ohren. In die Gewissheit, dass sie gerade einem tödlichen Treffer entgangen war, mischte sich etwas anderes. Eine Stimme, in ihrer Gefasstheit unpassend zu ihrem eigenen inneren Chaos. Notos? Aber ... wie?
Das Monster entschied sich, dass es zuerst den unerwarteten Gast zerfleischen wollte. Nirah hatte geahnt, dass Notos kämpfen konnte. Ein wenig. Gut genug, um eine Gefahr für sie zu sein, sollte er es darauf anlegen. Nur brauchte es nicht viel, um sie zu übertreffen.
Immer wieder drang Mondlicht durch das dichte Blattwerk, kaum hell genug und flackernd. Es erzeugte schattenhafte Konturen. Es ließ ihn geradezu wirken wie einen tosenden Gewittersturm, der unbarmherzig über seinen Gegner hereinbrach. Die fließende Eleganz seiner Bewegungen war in der Lage, der Kreatur souverän Schaden zuzufügen, während er selbst jeder Attacke entging. Es war absolut unmöglich, dass er völlig blind war. Allein ein gutes Gehör wäre nicht in der Lage, ihm solche Präzision zu verschaffen.
Nirah besann sich darauf, dass sie später noch verwundert und eigenartig fasziniert von dieser plötzlichen Zurschaustellung von Kampfgeschick sein konnte. Sie riss erneut an ihrem Bein, welches sich mit jeder Bewegung mehr verhakte. Fast schien es, als hätten die dornigen Ranken ein Eigenleben entwickelt. Sie waren fest entschlossen, sie nicht mehr gehen zu lassen, zogen sich fester um ihren Knöchel. Sie zogen tatsächlich.
Die ersten Dornen durchdrangen ihre Kleidung und erzeugten einen stechenden Schmerz. Nirah beugte sich nach vorne, um sich mit ihrer Klinge Freiheit zu verschaffen ... und sah direkt in die leuchtend roten Augen des Monsters. Es machte einen Schritt auf sie. Fast beiläufig setzte es seine Pfote auf ihr gefangenes Bein und grub seine Klauen mühelos hinein, während es sich hungrig über das Maul leckte. Nirah keuchte auf vor Schmerz. Das Wesen setzte zum Sprung auf ihre Kehle an.
Bevor es sich auf sie stürzen konnte, wurde es zur Seite gerissen. Der Druck auf ihrem Bein verschwand, die Schmerzen wurden stärker. Dafür war sie frei. Das Monster hatte bei dem unerwarteten Manöver die sich windenden Ranken zerfetzt.
Sie ignorierte mit zusammengebissenen Zähnen die Verletzung genauso wie das warme Blut, das spürbar an ihrer Wade hinabrann, und hievte sich hoch. Wild sah sie sich nach ihrem Bogen um. Sie brauchte eine Waffe! Die Pfeile in dem Köcher an ihrer Hüfte hatten alles erstaunlicherweise gut überstanden. Während Notos - und Sir Jasper? - weiter kämpfte, fand Nirah schließlich ihre Waffe mehr durch Zufall als alles andere. Sie brachte humpelnd etwas Abstand zwischen sich und den Kampf. Vor allem brachte sie sich in eine geeignete Schussbahn.
Das Monster bäumte sich abermals auf und öffnete weit das Maul, um ein markerschütterndes Brüllen abzugeben. Nirah nutzte ihre Chance und feuerte einen Pfeil in seinen Rachen. Das Vieh ließ abrupt die Zähne aufeinander krachen, als hätte er ihre Tat vorausgesehen. Das Projektil donnerte von außen gegen sein Gebiss, anstatt hineinzufliegen. Der zweite, nicht sehr dicke Reißzahn fiel zusammen mit einigen Tropfen Blut des Monsters zu Boden.
Plötzlich wanden sich Blitze um Notos' Waffe - echte Blitze? Woher auch immer sie kommen mochten, Nirah kam nicht dazu, das Phänomen zu hinterfragen. Sie erzeugten genügend Helligkeit, dass sie sah, wie der Boden unter seinen Füßen sich regte und sie fühlte dieses Mal, wie die Magie umherwirbelte. "Pass auf!", rief sie ihm zu, während sie schon zielte. "Die Ranken! Es will dich fangen."
Daraufhin traf eine Pfeilsalve das Wesen am Hals und an der Brust. Ein Geschoss nach dem anderen, so schnell wie sie konnte. Einige prallten an seiner Panzerung ab. Die restlichen Pfeile blieben stecken, allerdings sah es so aus, als finge die feste Haut jeden größeren Schaden an seinem Inneren ab. Nirah hoffte inständig, dass sie Ablenkung ausreichte, um Notos davor zu bewahren, wie sie zuvor, hilflos am Boden zu liegen. In blinder Rage schlug das Monster, immer noch aufrecht stehend, um sich. Nirah konnte nicht sehen, ob es Notos erwischte. Möglich wäre es, denn mit kalkulierten, durchdachten Attacken war es vorbei. Wie wahnsinnig setzte es seine verbliebenen Kräfte ein, nun eindeutig mehr in der Verteidigung als in der Offensive.
Nirah nahm den nächsten Pfeil. Der vorletzte. Sie konnte nicht mehr darauf hoffen, sein Herz zu treffen oder seinen Hals zu durchbohren. Entschlossen zielte sie auf die beiden tanzenden roten Flecken, die seine Augen waren. Es war schwer zu treffen, da das Monster einfach nicht stillhalten wollte. Noch nicht ...
Intuitiv entschied sie, wann der richtige Moment gekommen war. Der Pfeil bohrte sich in das rechte Auge. Das Monster schrie auf. Der letzte Pfeil schlug in das andere Auge. Das leuchtende Rot flackerte, wurde verdeckt von einem Schwall aus Blut. Das riesige Wesen taumelte, auf einmal seiner Sicht beraubt.
"Jetzt, Notos!", schrie sie. Das war seine Chance, diesen Kampf zu beenden.
Möge das Chaos mit uns sein!
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Re: The Headwinds - Handlung
von Zladune am 26.08.2022 18:41In der Zwischenzeit hatte Notos seinen Hustenanfall in den Griff bekommen. Seine gute Laune eher weniger. Das Grummeln der Heilerin entlocke ihm erneut ein Lachen, wenngleich es eher verhalten klang. „Gifte haben mich bisher meist nicht wirklich zum Lachen gebracht, das stimmt", gab er ihr schmunzelnd recht, verscheuchte dabei die aufkommenden Bilder und Erinnerungen. Zusammen mit der strengen Stimme, in der ein winziger Hauch von Mitleid schwang. Es ist nur zu deinem Besten, Junge. Der Drachenritter schüttelte sachte den Kopf. Natürlich war es das gewesen. Es hatte ihm sogar ein paar Mal das Leben gerettet. Änderte nichts daran, dass es angenehmere Dinge im Leben gab. Er bekämpfte die lästigen Gedanken wie immer mit einem amüsierten Lächeln: „Aber ansonsten nehme ich die Herausforderung an. Ich bin gespannt, was du dir einfallen lässt. Aber du tust ja fast so, als wäre etwas verkehrt daran, über solche Dinge zu lachen." Es brachte ihm auf jeden Fall mehr, als sich dem Zorn oder Trauer hinzugeben. Man musste nicht alles zu ernst nehmen. Erst recht nicht sich selbst.
Für einen Moment haderte der Weißhaarige damit, Nirah mehr darüber zu erzählen, mit wem sie sich verstehen würde. Allerdings... es war wohl kein Geheimnis, welches er hütete. Jeder in Arcadia würde diese Information über ihn mit wenig Mühe herausfinden. „Mit meiner Schwester", antwortete er ihr aufrichtig, mit einem warmen Ausdruck im Gesicht. „Sie hat mich früher immer auf solche Art und Weise auf die Schippe genommen." Angefangen damit, dass sie sich bereits als kleines Kind, als er noch normal sehen konnte, immer an den abwegigsten Orten versteckt hatte. Nur um ihn dann mit einem lauten „Überfall!" zu Boden zu werfen. Er hatte sie dafür bei gemeinsamen Bootsausflügen immer in einem Moment der Unaufmerksamkeit ins kalte Wasser geschubst. Auch wenn sie dort bei der darauffolgenden Rangelei trotzdem irgendwie immer beide lachend gelandet waren. Als Neela ihre Ausbildung anfing, hatte sie ihm dann einmal irgendein juckendes Pulver ins Bett gestreut. Und er hatte ihr daraufhin eine Spinne auf die Schulter gesetzt. Notos begann bei dem Gedanken an das erschrockene Quietschen schweigend zu grinsen. Er mochte seine Schwester, wirklich. Aber war er froh, dass ihre Neckereien inzwischen nicht ganz dieselben Grade wie früher hatten. Obwohl er mit den Feuerbeeren den Krieg wieder um eine Punkt gewinnen könnte...
Eine Waffe, die Nirah ihm schließlich auch übergab. Er bedankte sich lächelnd und steckte die Beeren in einen seiner Seitenbeutel. Vielleicht würde er sie später versuchen zu rösten. Auch wenn er es wegen seiner Wunde wirklich nicht übertreiben sollte. Nicht dass sie sich noch ausbreitete.
Schade nur, dass das Wesen, welches sie verfolgte, ihnen einfach keine Ruhe geben wollte. Notos hätte zu gerne nocheinmal nachgehakt, was man tun musste, um ein getötetes Wesen auf den rechten Weg zur Mutter zu bringen. Und wer war sie überhaupt? Auch wenn er der Heilerin nicht ganz folgen konnte, hatte sie tatsächlich bereits seine volle Aufmerksamkeit erlangt, als sie von einer möglichen Störung des Gleichgewichtes sprach. Der Erhalt des Gleichgewichtes – das war eigentlich Teil seiner Arbeit. Und er verstand sehr wohl, wie wichtig es war, die fragile Harmonie und Stabilität zwischen den Gilden und Orden zu wahren, damit niemand einen unfairen Vor- oder Nachteil erlangen konnte. Aber auch auf das Gleichgewicht in der Natur musste geachtet werden, insbesondere zwischen Menschen, Drachen und Monstern oder Tieren. Allerdings schien die junge Frau eine andere Art von Gleichgewicht im Kopf zu haben. Sie lebten also in einem ewigen Kreislauf. Nun... in gewisser Weise konnte man das vielleicht so betrachten. Auch wenn er nicht das Gefühl abschütteln konnte, dass sie noch von etwas anderem sprach...
Leider würde er seine Neugier fürs erste nicht stillen können. Nirah bestätigte seine Vermutung: Was auch immer sie bis hierher verfolgt hatte, konnte unmöglich ein einfaches Tier sein. Und weshalb er darauf kam, dass es ein Tier war... Der Weißhaarige gab ein lautloses Seufzen von sich. „Ich sehe was, was du nicht siehst und das ist..." Erneut ließ er seine Aufmerksamkeit auf dem Wesen ruhen. „..hellblau".
Schlagartig öffnete er die Augen wieder, als seine Begleiterin ihm Recht gab, dass draußen etwas lauerte. Wie...? Wie konnte sie mit Sicherheit sagen, dass dort etwas war? Konnte sie etwa auch... Nein, niemals. Notos hatte bereits zu einer misstrauischen Frage angesetzt, da stand die Heilerin plötzlich auf, drückte ihm das gebratene Fleisch in die Hand und verschwand nach draußen. „Nirah?!" entkam es ihm zischend, doch sie hatte den Schutz des Lagers bereits verlassen. Als ob er einfach nur warten würde!
Zeitgleich mit Nirahs Hilfeschrei erklang ein scharfes Surren, als die Klinge der Waffe durch die Luft schnitt. Mit einem dumpfen, vibrierenden Ton stieß die Barte auf Widerstand. Ein Aufjaulen war zu hören, das Wesen schlidderte aufgrund des kraftvollen Hiebes wankend zur Seite – doch es fand dank seinem massigen Gewicht schnell wieder Halt. Das tiefe Knurren überschattete fast den Laut von einem kleinen Objekt, welches vor der Kreatur zu Boden fiel.
Das Notos hatte mit seinem Eingriff nicht viel an Abstand zwischen der tiefroten, massiven Aura und dem am Boden liegenden, orangen feurigem Flimmer gewonnen, als er zwischen die Heilerin und ihren Angreifer schritt. Die Spitze der Waffe war auf das Monster gerichtet. Der Ritter erwiderte den dunklen, drohenden Ton des Biestes. „Wag es nicht sie anzurühren." Ruhig aber bestimmt. Die Zeit für beschwichtigende Worte war längst vorbei.
Das Wesen schüttelte sich und setzte lauernd eine Pfote vor die andere, während es um den blinden Ritter im Kreis herumwandern wollte. Doch Notos folgte den Bewegungen aufmerksam, immer darauf bedacht, dass das Monster keine freie Schussbahn auf seine Begleiterin haben konnte. Und er brauchte nicht lange, um die wichtigsten Informationen zu bekommen. Die blutrote Aura legte sich um einen muskulösen Körper, der tatsächlich entfernt an den seines Partners erinnerte. Raubkatzenartig. Nur weitaus größer, mit breiteren Schultern und Pranken. Vermutlich über zwei Meter. Allerdings schien die Aura an manchen Stellen weniger dicht, insbesondere am Rücken nahe des Nackens und vereinzelt an der Seite des Bauches sowie den Pfoten. Der Weißhaarige konnte es zwar nicht sehen, aber er vermutete stark eine flache oder hornartige Panzerung sowie scharfe Krallen. Am Hals bis übers Kinn und fast zur Nase traten bereits Verfärbungen in der Aura auf – die frische Wunde seines vorherigen Angriffs.
Der Weißhaarige verfestigte den Griff um seine Waffe. Er musste Nirah zumindest Zeit geben, um sich wieder aufzurappeln. Um sich in Sicherheit zu bringen. Und plötzlich, ohne Vorwarnung, preschte er auf seinen Gegner zu, mit einer Geschwindigkeit, die wohl selbst das Biest nicht erwartet hatte. Die Spitze am Kopf der Waffe wie bei einer Lanze auf das Wesen gerichtet, vollführte der Ritter mehrere stichartige Bewegungen, die die große Raubkatze etwas mehr auf Abstand brachten, bevor sie eine Pfote anhob und einen Gegenangriff startete. Notos war fokussiert auf die Körpermitte, sah den anbahnen Prankenhieb – und wich vorrausschauend aus, rückte seine Hände auf dem Schaft seiner Waffe näher zusammen und schwang die Hellebarde wie eine Axt, traf damit die Flanke des Monsters.
Der darauffolgenden Biss-Attacke entkam der Drachenritter intuitiv, ohne groß nachzudenken. Es war, als hätte er den Kopf abgeschaltet, alle Hiebe und Stiche waren fließend, jahrelang einstudiert, die Bewegungsabfolge in seinem Körper eingraviert. Und sein tänzelnder, schneller Kampfstil und Ausweichmanöver waren perfekt für einen großen, massigen Gegner wie diesen – wenn man alleine war. Es war nur ein Moment. Ein Augenblick, als er zu sehr in dem Schlagabtausch mit dem Biest vertieft war. Sie kamen der Heilerin verdächtig nahe. Die Wunden am Körper des Monsters vermehrten sich langsam, aber die Wut ließ nicht nach. Es erhaschte einen Blick auf die junge Frau. Und die Entfernung war klein. Viel zu klein. Abrupt ließ es auf einmal von dem blinden Weißhaarigen ab, wandte sich mit ein paar schnellen Laufschritten zur Heilerin und wollte erneut einen Satz machen. Notos reagierte instinktiv. Sofort drehte er die Hellebarde in seiner Hand und versuchte sich mit der gebogenen Klinge an der flachen Panzerung im Nacken einzuhaken. Als er Halt fand, zog er mit aller Kraft seinen Gegner zu sich – im selben Moment, als dieser zum Sprung ansetzte. Ein schmerzerfülltes Jaulen erklang, zeitgleich mit einem reißenden Geräusch. Das Monster änderte ruckartig sein Ziel.
„Jasper!" Erneut erklang Surren, als sein Partner seine Präsenz bekanntgab, auf dem Rücken des Biests landete und seine Krallen tief in die frische Wunde am Nacken bohrte. Die Raubkatze bäumte sich bei dem elektrischen Schlag auf. Und Notos nutze dies, duckte sich unter eine der Pranken, um seine Waffe noch ein letztes Mal zu schwingen. Die tiefrote Aura verfärbte sich, wurde um den Bauchbereich rum zunehmend dunkler. Der Weißhaarige machte einen Satz nach hinten, spürte bald kleine Krallen, die sich in seine Schulter bohrten. Zwei Hinterpfoten suchten Halt auf seinem Rücken. „Letzte Chance.", gab Notos knapp von sich. Die Kreatur atmete heftig. Dann stellte sich auf seine Hinterbeine, gab ein lautes Brüllen von sich. Der Weißhaarige schnaubte leicht lächelnd. „Dachte ich mir". Die Schwingen seines Partner breiteten sich drohend in voller Größe aus, während der Drachenritter seine Hellebarde anhob. Die Spitze der Klinge leuchtete hell auf, als vereinzelt kleine Blitze um die Waffe aufglimmten.
Re: The Headwinds - Handlung
von Saphyr am 25.08.2022 15:32Eher amüsiert als beleidigt hatte Nirah dem kleinen Wesen zugesehen, wie es mit sich gehadert hatte. Zugegeben, nach außen sahen die Stücke, die sie ihm angeboten hatte, möglicherweise weniger appetitlich aus als es war. Sie hatte es einfach nur wartend angesehen, davon überzeugt, es würde sich schon in Versuchung bringen lassen. Da hatte es sich prompt weggedreht, um Hilfe bei seinem menschlichen Begleiter zu suchen. Ein winziger Funken Achtung vor dem nervtötendem Mann durchzuckte sie. Nirah verachtete Menschen, die meinten es sich herausnehmen zu dürfen, Tiere wie minderwertige Wesen zu behandeln. Selbst unter den Stämmen gab es die ein oder anderen Person, die nicht vor abwertenden Kommentaren oder gar gewissenlosen Grausamkeiten zurückschreckte. Die meisten Menschen jedoch verhielten sich neutral. Es gab Tiere und tierische Wesen, sie existierten, dienten manchmal als Nahrung und damit hatte es sich. Und so sprach vielleicht nichts gegen ihren Charakter, aber es sprach auch rein gar nichts dafür.
Es war nicht zu übersehen, dass Notos zur dritten Kategorie gehörte: Die Art, die sich wohlwollend und mit bestimmter Sanftheit um ein solches Wesen kümmerte. Ja, sogar eine enge Bindung aufbauen konnte. Wer so rührend mit einer Kreatur wie Sir Jasper umging, hatte sich zumindest einen Teil von Nirahs Respekt verdient.
Sofort überlegte sie, ob das hieß, dass sie aufspringen und sich einen See suchen musste. Sie schüttelte gedankenverloren den Kopf. Nein. Er war trotzdem unausstehlich. In allen anderen Aspekten wenigstens. Zufrieden bemerkte Nirah am Rande ihrer Wahrnehmung, dass sich Sir Jasper schließlich dazu entschlossen hatte, dem Ratschlag zu folgen und sein Geschenk anzunehmen. Irrte sie sich, oder fehlte inzwischen mehr als nur ein Stück?
Nirah quittierte Notos' Entscheidung, die Nacht über hier zu bleiben, mit einem knappen Nicken. Sie hatte gedacht, das wäre schon entschieden gewesen. Sonst hätte sie sich wohl kaum die Mühe machen müssen, ihn durch den Wald zu schleifen und ein Nachtlager vorzubereiten. Wo sollte er denn sonst hin? Sie stolperte noch einmal über seine Wortwahl. Der Anflug von Verstehen drängte sich in ihr Bewusstsein, wurde aber hinfort geweht von dem Gefühl, ihre Fähigkeiten hervorheben zu müssen.
"Ich habe vorhin ein ausführliches Ritual durchgeführt. Wenn da draußen etwas ist, das die Barriere überwinden kann, sollten wir uns wirklich große Sorgen machen. Ich bezweifle es aber." beruhigte sie ihn. Wie viele Nächte war sie alleine durch die Wälder gestreift, völlig auf sich alleine gestellt? Sie hatte sich immer auf ihre Zauber, die Gewandtheit, mit der sie sich fortbewegte und ihre Intuition verlassen können. Der Wald war gefährlich, sicherlich. Aber Nirah hatte ihn nie als Feind betrachtet. Sie war genauso ein Teil davon, wie jeder Hase, jeder Wolf und ja ... auch jedes Monster.
Seit sie ihm die Beeren in die Hand gedrückt hatte, beobachtete sie Notos aufmerksamer. Etwas frustriert hatte sie gesehen, wie er gezögert hatte. Kurz befürchtete sie, sich irgendwie verraten zu haben. Doch dann hatte er sich langsam doch an das Essen gewagt. Es musste wohl allgemeines Misstrauen gegenüber Fremden sein. Berechtigtes Misstrauen. Nirah kannte so einige Pflanzen, die ihm einen langsamen, qualvollen Tod beschert hätten.
Sie schüttelte den Kopf, als er sich bedankte. "Ich habe extra für euch beide mitgesammelt. Es ist egal, ob du ein Fremder bist. Solange wir gemeinsam reisen und du nicht versuchst mich umzubringen, werden die Vorräte geteilt." sprach sie die simple Selbstverständlichkeit aus, mit der ihr Volk Nahrung und Schutz untereinander austauschte. Auf Reisen oder in Zeiten der Not konnte man es sich nicht leisten, kleinlich zu sein. Jederzeit könnte etwas Unvorhergesehenes geschehen und denjenigen in Gefahr bringen, der unbeachtet geblieben war. Zudem war das, was Nirah aus der Natur genommen hatte, nicht ihr Besitz. Es war nur geliehen.
"Ich rede davon, dass wir in einem ewigen Kreislauf leben. Was wir nehmen, müssen wir auch zurückgeben. Sonst ist das Gleichgewicht gestört. Wenn du für deine eigenen Bedürfnisse tötest, ist das keine Trivialität. Du beanspruchst das Leben eines Tieres, einer Kreatur, die genauso eine Seele hat wie du. Reißt es aus dem ihm vorbestimmten Weg. Das mindeste, was du tun kannst, ist dieses Opfer mit aller Demut, die du aufbringen kannst, zu würdigen. Du kannst seiner Seele den rechten Weg auf seiner Reise zur heiligen Mutter weisen, indem du ..."
Nirah bemerkte, dass sie sich in ihren Überzeugungen verrannte und dass ein Außenstehender ihren Worten wohl kaum folgen konnte. Und wahrscheinlich hatte sie auch nicht von vorne angefangen. Sie kam nicht mehr dazu, Notos noch weiter zu unterrichten, denn der fing plötzlich an zu husten als würde er ersticken.
Unwillkürlich ließ sich Nirah von seinem darauffolgenden Lachen mitreißen. Sie gab ein helles Lachen von sich, ehe sie sich besann, dass das nicht die Reaktion war, die sie sich erhofft hatte. Sie verzog das Gesicht, als er ihr seine Anerkennung über ihren Streich aussprach. "Nächstes Mal überlege ich mir etwas, das dich nicht zum Lachen bringt. Wie wäre es mit Gift ..." grummelte sie. War das überhaupt möglich? Er schien ja so gut wie alles amüsant zu finden.
Nächstes Mal. Nirah schüttelte wieder den Kopf, wie um einen lästigen Gedanken loszuwerden. Es würde kein nächstes Mal geben.
"Mit wem würde ich mich gut verstehen?", fragte sie ebenso misstrauisch wie neugierig. Und wieso sah Notos sie so seltsam an, als wären sie so etwas wie Freunde? Eine überaus abwegige Vorstellung. Der Fremde hatte ganz eindeutig noch nicht erkannt, wie wenig Nirah von ihm hielt. Normalerweise blieben die Menschen auf Abstand, sobald sie ihnen ihr Temperament und ihre eindeutige Ablehnung zeigte. Genau so, wie es ihr recht war.
Etwas verwirrt, aber noch immer leicht verstimmt, dass ihre Rache ihn zu wenig getroffen hatte, betrachtete sie seine Hand und ließ schließlich wortlos die restlichen Feuerbeeren hineinfallen. Was wollte er denn damit?
Nirah fragte gar nicht erst und begann sich über das Fleisch herzumachen. Sie hatte Hunger nach diesem langen Tag. Sie war gerade dabei es auseinanderzuziehen, sodass sie auch das aufteilen konnten, als sie bemerkte, dass Sir Jasper auf Notos' Nicken hin in die Dunkelheit ging. Und da blieb. Sie sah Notos an.
"Wenn uns tatsächlich etwas verfolgt hat, dann kein einfaches Tier." gab sie zu bedenken. "Wie kommst du darauf, dass uns etwas verfolgt?", fragte sie besorgt. Sie hatte keine Warnung gespürt, die sie überkam, wenn Gefahr drohte. Das hieß aber nicht, dass da nichts war. Nur, dass es seinen Angriff nicht auf sie abgesehen hatte. Kurz schloss sie die Augen, um ihre Sinne auszustrecken.
"Da ist auf jeden Fall etwas ..." meinte sie leise. Nicht in unmittelbarer Nähe. Aber seine Präsenz war seltsam. Als würden die Magieströme nicht nur um es herum wabern, sondern an ihm haften. So wie auch Nirah sich verbarg, wenn sie unterwegs war. Doch da war es und es hatte eindeutig seine Aufmerksamkeit auf ihr Lager gerichtet.
"Und wenn es uns immer noch beobachtet, durch den Schutzzuber hindurch … Bitte sag nicht, es ist wieder dieser verdammte Wolf. Von dem habe ich wirklich genug ..." murmelte sie.
Unvermittelt stand Nirah auf, gab Notos das Fleisch und griff nach ihrem Bogen, der neben ihr gelegen hatte. "Ich gehe nachschauen." entschied sie. Sie hatte schon einen Schleier um sich herum gelegt. "Bleib ... Bleib einfach hier. Ich bin gleich wieder da."
Damit verließ sie den kleinen Lagerplatz. Als die Dunkelheit sie umfing, benötigten ihre Augen einen Moment Zeit, bis sie wieder die Konturen ihrer Umgebung wahrnehmen konnte. Sie half sich aus, indem sie auch ihre Magiewahrnehmung nutzte, um sich besser orientieren zu können. Sir Jasper sah sie nicht, dafür etwas anderes. Schimmerndes Blau.
Sie bewegte sich ein paar Schritte in die Richtung. Es musste der Wolf sein!
Nirah bemerkte, dass der Schein des Lagerfeuers immer kleiner wurde und sie nicht sehr viel weiter gehen sollte. Die Augen starrten sie an. Und verschwanden. Auf einmal überkam Nirah eine Welle von äußerstem Unbehagen. Ein warmer Hauch streifte ihren Nacken.
Sie fuhr herum, kampfbereit. Etwas stand direkt vor ihr. Zuerst dachte sie, es war der Wolf. Das Wesen hatte Fell. Allerdings überragte es sie und war massiger als der Wolf, den sie gesehen hatte. Etwas blitzte in der Dunkelheit auf. Fangzähne. Und seine Augen leuchteten ... rot.
Nirah wich, ihre Waffe fest in der Hand, dem ersten Angriff gerade so aus. Allerdings verlor sie das Gleichgewicht und den Bogen. Sie konnte gerade noch so den Dolch in die Hand nehmen. Sie stieß erst einen gellenden Hilfeschrei aus, als sie am Boden lag und das Wesen erneut ansetzte, sich auf sie zu stürzen.
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Re: The Headwinds - Handlung
von Zladune am 24.08.2022 15:17Notos hatte nur mit einem stummen Nicken auf Nirahs Kommentar zu dem mitgebrachten Feuerholz geantwortet. Generell war er überraschend ruhig und wortkarg, seitdem er wieder in der Anwesenheit seiner Heilerin war – von seiner witzelnden Aussage bezüglich der aufkommenden Dunkelheit mal abgesehen. Dafür war er viel zu konzentriert dabei, seinen Radar aufrecht zu halten und zu sehen, ob die dubiose Präsenz wieder auftauchte. Sie war vorhin so schnell verschwunden, dass er nicht mal erfassen konnte, ob es sich um Mensch, Tier oder eine andere Kreatur handelte...
Erst das Lachen seiner Begleiterin riss ihn aus seiner aufmerksamen Suche. Da versuchte wohl jemand mit seiner Niedlichkeit zu punkten... Unbewusst schlich sich ein warmes Lächeln auf seine Lippen. Die junge Frau wirkte deutlich entspannter, seitdem für eine nächtliche Unterkunft und Essen gesorgt war. Entfernt, sehr entfernt, erinnerte die Atmosphäre ihn an die Abende, die er mit anderen während Gruppenaufträgen verbracht hatte. Mit der Ausnahme, dass ihn diesmal niemand verpfeifen konnte, dass er sich öfter bei den Sternenkindern rumtummelte. Sonst hätte schon längst das ewige Sticheln angefangen, bis er schließlich irgendwann nachgeben und selber zu einem Lied anstimmen würde oder seine Flöte hervorzog. Was ihn daran erinnerte...
Mit seiner freien Hand griff er nach einem ganz bestimmten, unscheinbaren Beutel an seiner Seite, ließ aber auch sogleich von ihm ab, als er die ihm bekannten Konturen ertastete. Zum Glück hatte er sie nicht verloren. Vernon würde einen Herzanfall erleiden, wenn er sein Herzensblut, sein Kunstwerk, seine Ophelia verlieren würde. Notos konnte bereits die überdramatische, theatralische Stimme seines Freundes glasklar hören. Er verdrehte gutmütig die Augen, schüttelte sachte den Kopf und widmete sich lieber wieder seiner Wache.
Jasper hingegen war weitaus weniger wohlwollend gestimmt als sein Partner. Warum musste ihn die fremde Frau so auf die Folter spannen? Erst ließ sich der kleine Drache enttäuscht auf alle Viere nieder, als die Rothaarige den Spieß mit dem Hasen weg von ihm zog. Dann aber wiederum verkündete sie, dass sie etwas anderes hatte und das Federbündel verfolgte mit großen Augen haargenau jede einzelne ihrer Bewegungen. Misstrauisch machte er einen Satz nach hinten, als sich ihre Hand ihm näherte, bevor die Neugier siegte. In geduckter Haltung, die Fremde dabei weiterhin genaustens beobachtend, schlich er sich näher, schnupperte vorsichtig an dem gebratenen Fleisch – und setzte sich mit einem Mal auf, die Augen zu Schlitzen verzogen. Er strafte Nirah mit einem verurteilenden Blick, der wohl soviel sagen sollte wie: „Willst du mich vergiften, Frau!? Sieh mich an, ich bin hier klar am Verhungern und du legst mir dieses unbekannte Zeug vor? Ich wollte doch das Futter am anderen Spieß. Das, welches ganz klar besser schmeckt." Als seine stummen Proteste nicht schnell genug erhört wurden, trottete Jasper zu einem der größeren Stücke, nahm es vorsichtig ins Maul und trug es beleidigt in raschen Trippelschritten zu seinem Partner.
Notos spürte plötzlich ein Kratzen an seinem Bein. Und so wie es aussah, wollte sein Angreifer sich wohl bis an seine Schulter hochkraxeln. Leise lachend gebot er seinem Gefährten Einhalt. „Heyhey, du musst gar nicht erst versuchen, es mir unterzujubeln. Das wäre unhöflich, mein guter Sir. Sie hat es ganz klar dir angeboten." Er drückte das kleinere Wesen sanft von sich runter, stupste ihm dabei auf die Nase – und bekam prompt einen leichten elektrischen Schlag als Antwort. Da war wohl jemand eingeschnappt.... „Du bist zu wählerisch. Du hast es doch noch nicht mal probiert." Der Weißhaarige klang so gutmütig wie tadelnd. Als würde er mit einem kleinen Kind argumentieren. „Ich mach dir einen Vorschlag. Nimm doch erstmal einen Bissen und wenn es dir nachher immer noch nicht munden sollte, können wir immer noch tauschen." Jasper hörte augenblicklich mit seinen Versuchen auf, seinem Partner das Futter aufzuzwingen. Den Kopf schief gelegt, schien der Drache nachzudenken. Dann legte er seine Beute auf den Boden und nahm überaus vorsichtig einen winzig kleinen Bissen – und hielt inne. Wartete. Und schnappte sich das restliche Stück, trug es zum Eingang und ließ sich dort den Rücken zu ihnen gekehrt nieder. Wohl damit niemand mitbekam, dass er dieses Essen doch nicht so schrecklich fand, wie gedacht.
Notos schmunzelte kopfschüttelnd über das trotzige Verhalten, als Nirah abermals das Wort erhob. Essen fassen und dann Ruhezeit? Dann hätte er bis morgen Früh Zeit, sich zu entscheiden. Er gab ein ernster Nicken von sich. „Ich werde über Nacht hierbleiben", antwortete er knapp, aber bestimmt. An einen tiefen Schlaf war für ihn nicht zu denken, so verlockend es nach dem heutigen Tag auch klingen würde. Nicht, wenn sie hier war. Und was auch immer dort draußen lauerte.
Den blinden Blick immer noch fest auf den Waldrand gerichtet, lächelte er nur finster auf die darauffolgende Frage. „Wollen wir mal hoffen, dass dein Schutz auch für das Ding dort draußen gilt..." Doch in der Richtung, in die der Weißhaarige starrte, war nichts zu sehen. Nur ein Rascheln war zu hören, ein Ast wankte leicht hin und her. Der Wind nahm etwas zu.
Notos hatte Mühe, nicht sichtbar zusammenzuzucken, als die Heilerin ohne Vorwarnung seine Hand ergriff. Nicht nur, weil ihm plötzlicher, direkter Körperkontakt während seiner Blindheit immer noch nicht ganz behagte. Es war etwas in ihrer Aura gewesen. Ein ganz spezifische Gefühl, welches übergeschwappt war, als sie ihn berührt hatte. Intuitiv meldete sich eine warnende Vorahnung. Der Ritter starrte die junge Frau noch lange an, musterte sie und das Essen, auf welches sie ihn hingewiesen hat, misstrauisch. Was hatte sie vor? Hatte es etwas mit den Pflanzen und Beeren zu tun? Was wäre mit diesen möglich? Schlafmittel? Lähmung? Gift? Da kamen Erinnerungen auf... Bildern von ihm, wie er schweißgebadet im Bett lag. Durch seine Adern schien Feuer zu strömen, das Atmen war viel zu kräftezehrend. Angestrengt versuchte er sich bei Bewusstsein zu halten, seinen unfokussierten Blick auf die dunkle Gestalt vor seinem Nachtlager zu richten. Kühle Augen, die ihn streng beobachteten, die Arme kritisch verschränkt.
Der Weißhaarige atmete tief aus. Ruhig Blut. Sie war eine Heilerin. Zumal sie keinen Wert daraus ziehen konnte, ihn außer Gefecht zu setzen. Sie hatten ja noch Fragen, die sie morgen beantwortet haben wollte. Und außerdem... ein gewisser Teil von ihm war neugierig darauf, was sie geplant hatte. Was konnte schon schief gehen? Er hatte seine Wege, wie er mit Giften umging. Jasper war auch noch da. Es sei denn natürlich, in diesem seltsamen Gebiet hier gab es Mittel, von denen er nie gehört hatte. Von denen selbst der Silbermond vielleicht noch nie etwas gehört hat. Deren Wirkung noch in keinem Buch in der Bibliothek vermerkt sind.
...
Ach verdammt, er würde anbeißen. „Danke", gab er nach einiger Zeit des Zögerns von sich. Lächelte aufrichtig. „Es wäre wohl bei Weitem nicht jeder so gütig gewesen, sein Essen mit zwei Fremden zu teilen. Ich weiß es zu schätzen." Und er begann ebenfalls zu essen, wenngleich bedacht und immer nur in winzigen Häppchen. Bislang schien es wirklich nur einfache pflanzliche Kost zu sein. Hatte er sich geirrt?
Und erneut war es Nirah, die ein Gespräch anfing. Notos hielt in seinen Bewegungen inne, sah sie dezent verdutzt an. Jasper ignorierte die Anschuldigung völlig. Für den Drachen war der Hase einfach nur Beute gewesen. Und er selber war es nicht gewohnt, überhaupt jagen zu müssen. Aber für Mahlzeiten bedankte man sich doch bei den Göttern für ihre Gnade? Dann wiederum... warum eigentlich nicht? Es machte Sinn, sich auch bei dem Tier zu bedanken, das für ihre Bedürfnisse sein Leben lassen musste. Nur wie war wohl die Frage... „Ich bin mir nicht ganz sicher, wovon du redest", gab er zögernd und immer noch mit einem Hauch von Verwirrung zu. „Aber ich werde es versuchen?"
Zu mehr kam er nicht. Prompt verschluckte er sich und verfiel sichtlich überrascht in einen gereizten Hustenanfall. Scharf! Seine Kehle brannte wie Feuer. Doch... nach und nach wandelte sich der Husten in ein heiseres, herzliches Lachen. Sprach da die Erleichterung oder doch pure kindliche Freude? Notos wischte sich eine Träne weg – keine gute Idee. Ein wenig des Beerensaftes gelang in seine Augen und es tränte nur noch mehr. Doch der Ritter sah über dies äußerst amüsiert hinweg. Nun, ob er vor lauter Tränen in den Augen oder seiner Blindheit nichts sah, machte keinen großen Unterschied.
Zwischen ein paar Versuchen des Räusperns gelang ihm ein „Nicht schlecht. Fies, aber nicht schlecht". Belustigt schüttelte er den Kopf, schnappte etwas nach Luft und versuchte das Hüsteln zu unterbinden. Beinahe schon ausgelassen lehnte er sich wieder an die Wand, atmete tief durch, ehe er der Heilerin grinsend einen warmen Seitenblick zuwarf. „Ihr zwei würdet euch großartig verstehen."
Inzwischen befürchtete er nichts weiteres mehr von ihrer Seite, aß deutlich furchtloser auch den Rest der Beeren auf. Dann hielt er seiner Begleiterin seine freie Hand hin, fast schon bittend: „So wie ich dich einschätze, hast du irgendwo noch mehr versteckt?" Die Schärfe der Beeren wäre ein genial einfaches Mittel, um ihn wach zu halten! Außerdem... geröstet oder getrocknet zu einem Pulver verarbeitet, könnten sie eigentlich richtig gut schmecken. Er mochte scharfe Sachen. Und es gab vielleicht auch noch ein paar Personen zu Hause, denen er die Beeren auch mal unterjubeln sollte...
Auf einmal verstummte der Weißhaarige. Erneut meldete sich ein Brennen im Nacken. Doch diesmal wandte der Ritter dem Waldrand den Rücken zu, schien es zu ignorieren. Nur Jasper, der sich in der Zwischenzeit nach und nach alle Stücke seines Futters geklaut hat, hob bei dem kuriosen Verhalten seines Partners den Kopf, sah ihn mit schiefen Blick an. Der Weißhaarige hatte die Augen geschlossen, die Stirn irritiert in Falten gelegt. Nach einer Weile nickte er seinem Gefährten kaum wahrnehmbar zu, worauf dieser sich erhob und vor dem Höhleneingang in die Dunkelheit tauchte – und von seiner Präsenz war mit einem Mal nichts mehr zu spüren. Notos öffnete wieder die Augen, schwieg noch kurz nachdenklich, bevor er endlich nachhakte: „Sag, rein theoretisch gesehen natürlich: Wie wahrscheinlich ist es, dass uns dasselbe Tier von der Lichtung bis hierher verfolgt hat?"
Re: The Headwinds - Handlung
von Saphyr am 23.08.2022 15:12Nirah hörte bald schon die schweren, recht unbeholfenen Schritte, die das Näherkommen ihres Wegbegleiters ankündigten. Sie sah auf und beobachtete schmunzelnd, wie er sich durch das Gestrüpp kämpfte. Sein Gefährte thronte mit erhobenem Kopf, fast stolz auf seiner Schulter. Sie runzelte die Stirn. Er kam aus der falschen Richtung. Es sei denn, er war von seinem Standort, wo sie ihn gesehen hatte, einen großen Bogen gelaufen. Dann hätte er aber deutlich länger gebraucht.
Der Gedanke verschwand so schnell wie er gekommen war, als Notos umständlich versuchte, seinen Kopf ohne Schäden unter die tiefhängenden Äste des dichten Blätterdachs zu bekommen, welches den kreisförmigen, freien Bereich vor der Höhle beinahe wie ein Sichtschutz umsäumte. Sie gab ein leises, freies Lachen von sich. Das bisschen Zeit allein hatte wahre Wunder für ihre Laune gewirkt. Zwar kam die bloße Anwesenheit eines anderen Menschen schon einer Störung ihrer Ruhe gleich, doch noch wirkte die angenehme Entspannung des Zaubers nach. Es blieb zu hoffen, dass ihre zurückgewonnene Ausgeglichenheit nicht wieder von einem gewissen lästigen Mann mit einem Hang zu dummen Kommentaren zunichtegemacht wurde.
Und ...
Da waren sie wieder, die sarkastischen Sprüche. Ausnahmsweise blieb die Rückkehr eines leichten Ärgers aus, noch. Denn es war wohl wirklich nicht schlecht gewesen, ihn auf die Dunkelheit hinzuweisen. Außerdem ... Überrascht beäugte sie den Haufen aus trockenen Ästen, den Notos mitgebracht hatte.
"Sieh an, du hast dich doch nützlich gemacht." kommentierte sie. "Das Holz können wir gut gebrauchen. Auch wenn ich natürlich schon einiges gesammelt habe." Wie um ihre Aussage zu bestätigen, streckte sie sich zu dem Haufen, nahm zwei der Äste und platzierte sie im Feuer. Währenddessen hatte sich Notos an die Steinwand gelehnt, hinter der sich der Hohlraum befand, wo sie schlafen würden.
Nirah beendete die Säuberung ihrer Waffe und widmete sich wieder dem Essen. Das Fleisch war noch nicht ganz durch. Sie ließ den Blick über die Häufchen an Beeren und Wurzeln schweifen. Sie blieb bei einem kleinen Bund aus harmlos aussehenden, hellrosa Beeren hängen. Jeder wusste, dass man diese lieber nicht pur essen sollte. Sie waren nicht giftig, nur ...
Als Kind hatte sich Nirah einmal unbedarft gleich ein paar davon gleichzeitig in den Mund gesteckt. Sie war lautstark weinend zum Wasser gerannt und hatte ihren Kopf untergetaucht, um möglichst schnell jegliche Überreste herauszuwaschen. Das hatte es nur schlimmer gemacht. Sie hießen nicht umsonst Feuerbeeren.
Als sie vorhin im Gestrüpp herumgelaufen war, hatte sie einen Strauch davon entdeckt. Sie hatte einfach nicht widerstehen können, eine Handvoll mitzunehmen. Sie hatten sie geradezu angefleht, Gebrauch von ihnen zu machen. Notos würde ja nicht sehen, was er aß ... und Rache war bekanntlich süß. Oder in diesem Fall unangenehm brennend.
Plötzlich bemerkte Nirah den Katzenvogel, der auf einmal ihr und ihrem Abendessen gefährlich nahe gekommen war. Wieder lachte sie, als Sir Jasper sich auf seine Hinterpfoten setzte und aufrichtete. Gleichzeitig löste Nirah den Spieß aus seiner Position, um ihn weiter weg von seinem Maul zu bringen. Es war unverkennbar, worauf er es abgesehen hatte.
"Es ist noch nicht fertig. Es dauert noch ganz kurz." schmunzelte sie. "Aber ich habe etwas anderes für dich." Sie hob einen kleineren Spieß in die Hand, welcher bis dahin am Rande des Feuers gelegen hatte, damit er nicht völlig auskühlte. Nirah hatte die essbaren Innereien zusammen mit ein paar Kräutern für den Geschmack hintereinander auf den Stock gespießt und ebenfalls gebraten. Es wurde nichts weggeworfen, was noch verwertet werden konnte. Sie zog die kleinen Leckereien von dem Stock und legte sie vorsichtig vor Sir Jasper. So lebensmüde, dass sie es ihm aus der Hand anbot, war sie noch nicht. "Du kannst alles haben. Dein verdienter Anteil an der Beute." lächelte sie wissend.
Sie hob den Kopf und sah Notos einige Sekunden lang stumm an. Sein Dank klang ehrlich. "Keine Ursache, Donnerschwinge." gab sie ernst zurück. Sie meinte es ebenfalls ehrlich. Auch wenn sie seine Art nicht leiden konnte, ein Teil ihres Lebens war es anderen Menschen zu helfen. Selbst in solchen seltsamen Zusammentreffen, wie diesem hier. Nirah hatte getan, was richtig war. Mit einigen Sinneswechseln und der mehrmals aufgekommenen Überzeugung, Notos seinem Schicksal zu überlassen, aber immerhin.
Fast, aber nur fast tat es ihr leid, was sie vorhatte.
"Lass uns essen und dann bald schlafen gehen. Ich möchte nicht so spät los morgen. Und wir wollten uns auch noch austauschen, ein paar Fragen klären. Oder nicht?" Und dann, sobald sie im Dorf angekommen waren, hatte sie ihn endlich los.
Nirah erhob sich auf die Knie und füllte ihre Hände mit etwa der Hälfte ihrer gesammelten Essbarkeiten. Zusätzlich ließ sie eine, eine einzige der Feuerbeeren ebenfalls hineinfallen. Der Schmerz, den sie entfachen würde, sollte sich in Grenzen halten. Er würde schon nicht davon sterben. Nur eine kleine Warnung, dass man sich nicht mit ihr anlegen sollte.
Sie robbte auf den Knien um das Feuer herum zu Notos, der seine Hände immer noch verkrampft in der Nähe seiner Hellebarde liegen hatte. "Hast du Angst, dass wir angegriffen werden?", fragte sie. "Keine Sorge, ich habe dieses Mal ausführliche Vorkehrungen getroffen. Bis morgen sollten wir unsere Ruhe haben."
Sie zog eine seiner Hände auf und ließ die kleineren Beeren hineinrieseln. Neben ihn legte sie alles andere, was er sicherlich auch mit Blindheit finden könnte. Trotzdem zog sie seine freie Hand dorthin, um ihm die Position zu zeigen. "Bitte sehr. Damit du nicht verhungerst, bevor das Fleisch fertig ist."
Sie beförderte sich wieder auf ihren Platz und begann ebenfalls zu essen. Die restlichen Feuerbeeren legte sie weit weg von sich, damit sie sie nicht versehentlich selbst aß. Nirah behielt auch den Hasen im Auge, bis sie irgendwann entschied, dass er essbar war. Sie zog ihn vom Feuer, um ihn etwas abkühlen zu lassen. Da fiel ihr wieder ein, was sie noch hatte sagen wollen. Sie war sich inzwischen sicher, dass der Hase nicht wie ein Geschenk vom Himmel gefallen war, sondern Notos oder Sir Jaspers Werk war.
"Übrigens. Wenn du oder dein Partner das nächste Mal ein Tier erlegt, erweist ihm doch bitte den nötigen Respekt und werft es nicht einfach wie Abfall auf den Boden. Ich wäre fast draufgetreten. Das muss wirklich nicht sein." sagte sie mit belehrender Stimme, während sie Notos mit säuerlichem Blick fixierte.
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Re: The Headwinds - Handlung
von Zladune am 22.08.2022 22:37Das Rauschen von Flügeln war zu hören. Ein lautloses Ausatmen. Dann ein scharfes Surren, gefolgt von einem leisen Knacken und einem kaum wahrnehmbaren, gedämpften Aufprall. Jasper flog nur eine Handbreit über seinem vorherigen Sitzplatz, verharrte flattern noch einen Moment an Ort und Stelle, bevor das erdfarbene Federbündel erneut vorsichtig an einem vertrockneten Ast landete. Notos folgte der Drachen-Aura mit geschlossenen Augen, brachte sich dabei mit langsamen Bewegungen in eine angriffsfähige Position. Atmete tief ein, konzentrierte sich auf die stetig fließende Energie in seinem Inneren. Visualisierte sie. Die ruhigen Wellen, die beinahe im Tempo seines Herzschlages durch seinen Körper schwappten. Visierte gedanklich den Bereich um die Verletzung an, sah wie die Energie, seine Energie, an dieser Stelle zähflüssiger verlief, sich anstaute, dunkler verfärbte. Er erlaubte dem Fluss, einen winzigen Hauch dieser Verfärbung mitzunehmen, ließ diese zusammen mit seiner Energie über seine Schulter bis zu seinem Arm strömen. Hob diesen dann an – und führte in einer fließenden, nahtlos daran geknüpften Bewegung einen Stoß mit seiner Hellebarde aus. Ein weiterer Ast fiel zu Boden und der Weißhaarige atmete ruhig aus. Nur um das ganze Spiel von vorne anzufangen. Es war ein bedächtiger Tanz an der Grenze zwischen präzisen Bewegungen, die aber nicht zu ruckartig und kräftig sein durften, um seine Wunde eventuell wieder zu öffnen. Notos war sich gar nicht bewusst, wie viel Zeit er damit verbracht hatte, als er sich schlussendlich mit einer respektvollen Verbeugung bei seinem Partner bedankte. Er warf einen Blick in Richtung Höhle, auf Nirahs Aura. Es musste inzwischen recht spät sein. Besser, er sah bei ihr nach dem Rechten.
Der Drachenritter hob die abgeschlagenen Äste auf, ließ sich dabei von Jasper führen, der immer knapp neben diesen landete und auf sie mit seiner Pfote aufmerksam machte. Gerade war er dabei, das kleine Bündel an Feuerholz unter seinen Arm zu packen, als er sofort aufschreckte und sich aufrichtete. Er hatte seinen Namen gehört. Nirah? Es schwang keine Panik oder Angst in der Stimme, also... Gleich darauf erklang die Anweisung, dass er zurückkehren sollte und er atmete erleichtert aus. Ein belustigtes Schnaufen folgte. War er gerade wirklich so überrascht davon gewesen, aus ihrem Mund zur Abwechslung seinen richtigen Namen zu hören und kein ablehnendes Donnerschwinge? Er war zu angespannt.
Immer noch über sich amüsiert den Kopf schüttelnd, pfiff er leise seinen Gefährten zu sich, der ohne Umschweife auf seiner Schulter landete und begab sich langsam zur Höhle – und blieb abermals abrupt stehen. Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken und sofort umklammerte er seine Waffe fester. Sein Blick fiel rechts von ihm zum Waldrand. Etwas beobachtete sie. Er spürte das unmissverständliche Brennen im Nacken. Auch Jasper gab ein drohendes Knurren von sich, weitete seine Flügel... und die Präsenz duckte sich, ging ein paar Schritte nach hinten und verschwand abermals. Notos Aufmerksamkeit ruhte noch für eine Weile auf dem Dickicht, bevor er sich wieder abwandte und zügig durch die zuvor erkundete Lichtung zu Nirahs Aura schritt. Bis ihn eine warnende Schmerzwelle an der Schulter erfasste. Erneut machte der Weißhaarige sofort Halt. Gab diesmal besser auf seinen Partner acht. Kopf tiefer? Achso!
Notos duckte sich so lange, bis die elektrischen Impulse verstummten und betrat vorsichtig die Höhle. Beinahe wäre er mit dem Kopf an die Decke gedonnert. Diesmal deutlich wachsamer verharrte er in der Nähe des Einganges. Nur kurz verstärkte sich sein Griff, als ihm der schwache metallische Geruch von Blut in die Nase stieg - bevor er sich daran erinnerte, dass die Heilerin ja einen Hasen bekommen und vermutlich inzwischen auch zubereitet hatte. Er verlor kein Wort darüber. Weder mit einer gespielt unwissenden Frage, woher sie das Tier hatte und er hakte erst recht nicht nach, ob für ihn und Jasper auch etwas übrig bleiben würde. Darauf hatte er kein Anrecht. Sie hatte erwähnt, dass sie sich noch ihr Abendessen jagen musste und er hatte Jasper darum gebeten. Aber es war ihr Geschenk und ob sie es teilen wollte oder nicht, war ihre Entscheidung. Es war zwar sicherlich nicht so, dass er keinen leeren Magen hatte, erst recht nach der kräftezehrenden Heilung... aber was wäre er für ein Ritter, wenn er zur Not nicht ein paar Tage hungern könnte?
Die restlichen essbaren Pflanzen auf dem Boden sah er nicht. Generell sah er nichts, außer Nirahs Aura... war da ein Hauch von violett dabei? Er kniff musternd die Augen zusammen. Er dachte, sie war nur eine Heilerin. Vielleicht hatte sie zu den Göttern gebetet? Für ihren Schutz oder was auch immer? Wenn er sich recht entsinnte, hatte sie ja vorher von einer heiligen Mutter gesprochen. Auch wenn er zu dieser Gottheit später Recherchen anstellen musste, der Name wollte ihm partout nichts sagen. Vielleicht irrte er sich aber auch. Zwar war er immer noch blind wie ein Fisch, aber die Zeit, die er hier verbracht hatte, zeigte bereits Spuren – er musste sich langsam stärker konzentrieren, um die Reichweite seines Radars aufrecht zu halten und Auren genauer zu betrachten.
Notos blieb erst ein wenig verunsichert mit dem Bündel an Feuerholz gekrümmt im Raum stehen. Er konnte die ungefähre Nähe zum Feuer abschätzen, wusste aber nicht, ob sich nicht weitere Objekte auf dem Boden befanden, auf die er besser nicht treten sollte. Erst als Jasper von seiner Schulter flog und mittels Schaben seiner Pfote auf eine geeignete Stelle am Boden aufmerksam machte, legte er dort sein Päckchen ab und lächelte seine Begleiterin an: „Danke, dass du mich darauf aufmerksam gemacht hast, dass es dunkler wird. Hätte ich glatt übersehen." Die Aussage war so aufrichtig wie witzelnd. In seinem momentanen Zustand hätte er den Anbruch der Nacht wirklich nur anhand der fallenden Temperaturen ausmachen können. Wobei es immer noch überraschend warm war.
Er war Kälteres gewohnt.
...
Er war Kälteres gewohnt. Jetzt wo er darüber in Ruhe nachdachte, war selbst die Kühle des Waldes deutlich wärmer als die eisige Witterung, die in Arcadia normalerweise herrschte. Seltsam. Vielleicht lag es ja wirklich nur daran, dass die Bäume die kühlen Winde abblockten. Wahrscheinlich.
Nachdenklich schweigend ließ sich der Weißhaarige nahe des Höhleneinganges nieder. Allzu tiefer wollte er sie nicht betreten. Er konnte sich hier keinesfalls richtig aufrichten, notfalls wollte er also keine weiten Strecken hinter sich bringen, falls er ihr Versteck abrupt verlassen oder verteidigen musste.
Für eine Weile herrschte Stille, als Notos seinen Kopf aufmerksam zum Waldrand gerichtet die Umgebung scannte. An die kalte Höhlenwand gelehnt und die Hellebarde griffbereit. Jasper war ihm erst beschützerisch nicht von der Seite gewichen, hatte die junge Frau mit zu Schlitzen verengten Augen misstrauisch beim Hantieren mit ihrem Dolch beobachtet. Dann glitt sein Blick zu dem Spieß mit dem Hasen und nach einer Weile begab er sich näher ans Feuer, hypnotisierte das Fleisch geradezu. Dann wandte er sich an die Heilerin, sah wieder zum Fleisch, dann wieder zur Heilerin – und stellte sich kurzerhand auf seine Hinterpfoten, während er mit der vorderen bittend wedelte. Notos ignorierte seinen Partner schmunzelnd, ehe er sanft lächelnd das Wort erhob. „Danke", meinte er knapp, aber aufrichtig. „Für vorhin und... generell alles." Ihre Heilung, ihre Führung... er hatte dazu keine großen Kommentare abgegeben, aber er wusste ihre Hilfe zu schätzen. Irgendwie würde er sich dafür später noch revanchieren. Denn so ungern er es zugab: Auch wenn er mit Jasper alleine klarkam, während seiner Blindheit eine sehende Person bei sich zu haben, bot auf jeden Fall einen großen Komfort für ihn.
Re: The Headwinds - Handlung
von Saphyr am 22.08.2022 02:30Feuerkopf ...
Er war ja soo dankbar ...
Und natürlich war der elektrische Schlag der Atmosphäre zwischen ihnen zu verdanken ...
Witzbold. Das einzige, was zwischen ihnen vorging, war die stetig steigende Gefahr, dass Nirah ihm wie ein tollwütiger Wolf an die Kehle ging. Bündnis hin oder her. Wenn sie doch nur selbst Stromschläge austeilen könnte. Dann könnte sie ihm wenigstens zeigen, was sie von ihm hielt, anstatt es nur zu sagen oder denken. Sie wusste nur leider nicht, wie Notos das angestellt hatte. Also blieb Nirah nur übrig, möglichst unbarmherzig eine eisige Miene aufzusetzen und ihre missmutige Laune deutlich nach außen zu zeigen. Diese und einige weitere Gedankenfetzen jagten ihr durch den Kopf.
Sie hatte plötzlich den tadelnden Blick des alten Weißhaar vor sich. Die anderen sagen, du seiest schnippisch und unkooperativ. Solch ein Wildfang wie du ist mir schon lange nicht mehr untergekommen. Dann hatte er gelacht, mit einem warmen Ausdruck im Gesicht. Nirah wusste ganz genau, wie sie auf andere wirkte. Solche Dinge bekam sie schon immer gesagt. Sollten sie ihr doch alle gestohlen bleiben. Nirah machte ihrem Ärger Luft, indem sie energisch einen Schritt vor den anderen setzte.
Sie war Notos entgegengelaufen, der wie erwartet nur langsam voran kam. Sie hatte noch gesehen, wie Sir Jasper von seiner Schulter gesprungen war und von Baum zu Baum flog. Seitdem war sie in ungeduldigen kleinen Schritten vor ihm hergelaufen, war immer wieder umgekehrt, weil sie zu schnell war. Derweil hatte sie sich den Kopf zermartert, wie sie ihre Fertigkeiten einsetzen könnte, um Notos seinen Stromschlag mit etwas Gleichwertigem zu vergelten.
Irgendwann war sie langsamer geworden und hatte sich seiner Geschwindigkeit angepasst. Sie hatte keine weitere Unterhaltung mehr initiiert und Notos schaffte es erstaunlicherweise auch still zu sein. Mit etwas Abstand trottete Nirah vor ihm durch den Wald. Irgendwie fand sie einen Rhythmus, der es ihr erlaubte, in eine angenehme Gedankenlosigkeit zu fallen.
Nach einer Weile machte sie es sich zur Regel, dann zu Notos zurückzufallen, wenn sie glaubte, dass er Hilfe benötigte. Beispielsweise wenn ihm ein Baum im Weg lag, der Weg sehr steil abfiel oder das Dickicht so dicht wurde, dass er es nicht mehr schaffte den Fuß zu heben, ohne sich zu verfangen. Dann führte sie ihn, indem sie ihre Hand an seine Waffe legte, um direkt danach wieder den gewohnten Sicherheitsabstand herzustellen. Tatsächlich kamen sie ab diesem Zeitpunkt ein wenig schneller voran.
Sie erhob erst wieder die Stimme, um Notos mitzuteilen, dass sie angekommen waren. Sie erklärte ihm kurz und knapp, dass sie ihn der Höhle schlafen könnten. Damit überließ sie ihn sich selbst und widmete sich der Vorbereitung des kurzfristigen Lagers. Die tiefliegende, gut versteckte Höhle war genauso unbewohnt, wie sie sie in Erinnerung hatte. Sie beäugte kritisch den Platz, der sich ihnen bieten würde. Eigentlich wäre es ihr lieber, wenn sie die Möglichkeit hätten, mindestens einhundert Schritte zwischen sich zu bringen. Aber ... es würde ausreichen, um sich nicht aneinander drängen zu müssen. Für eine einzige Nacht war es vermutlich gerade so erträglich. Nun immerhin war es einmal von Vorteil, dass sie nicht so groß war. Selbst sie konnte nicht aufrecht stehen, wie würde sich dann erst Notos schlagen?
Nirah räumte gebückt und mit einem schwachen Grinsen auf den Lippen ein paar größere Steine und abgestorbene Pflanzenteile aus dem Weg. Bevor sie sich jedoch daran machte, etwas Essbares zu besorgen, nutzte sie den Moment der Stille und Einsamkeit. Sie setzte sich aufrecht auf den kalten Boden und schloss die Augen.
Der Ort begrüßte sie mit einer entfernten Vertrautheit, die es Nirah einfach machte, Ruhe zu finden. Das Gefühl von Sicherheit strömte auf sie ein. Hier drinnen floss die Energie nur langsam, abgeschirmt von den deutlich schnelleren Kreisen, die sie schon unmittelbar beim Ausgang zog. Dieser Ort war bei weitem nicht mit so viel Kraft erfüllt, wie die Lichtung zuvor. Nirah nahm sich die Zeit, sich dieses Mal intensiv auf einen Schutzzauber einzulassen. Sie leerte ihren Geist völlig, bis sie nur noch entfernt ihren stetigen Atem, dafür umso präsenter die Umgebung wahrnahm. Sie ließ den Ort auf sich wirken, stimmte sich vollständig auf ihn ein, nahm seine Essenz in sich auf. So saß sie eine Weile, scheinbar tatenlos, und genoss die umfassende Empfindung von Verbundenheit. Deutlich später erst, wiederholte sie ausführlich die Visualisierung der einzelnen Elemente. Das Feuer hob sie sich bis zum Schluss auf, ließ sich besonders viel Zeit. Nirah bat nicht nur um Schutz vor Monstern, sondern auch vor den anderen Einflüssen von draußen. Sie konnte die Höhle nicht aufheizen, wohl aber dafür sorgen, dass die Wärme, die darin war, auch dort verblieb. So würde ihre Körperwärme, sie vor dem Auskühlen bewahren. Bis zum nächsten Morgen sollte die Wirkung anhalten.
Nirah schloss ihr kleines Ritual ab. Noch ganz in ihrer Entspannung, hörte Nirah kaum das dumpfe Geräusch von außerhalb der Höhle, das nicht so recht zu den anderen Klängen passte. Verwirrt öffnete sie die Augen. Mit steifen Gliedmaßen erhob sie sich aus ihrer Starre. Fast wäre sie über das leblose Fellbündel gestolpert, das direkt vor dem Höhleneingang auf dem Boden lag.
Sie hob den kleinen Hasen auf. Er war noch warm, noch nicht lange tot. Verwundert betrachtete sie ihn ein paar Sekunden. Er war ganz sicher nicht einfach so hier verendet. Seine Kehle war sauber durchtrennt worden. Sanft streichelte sie einmal über das weiche Fell und murmelte leise Worte des Segens und des Abschieds. Zwar hatte sie ihn nicht getötet, doch es machte keinen Unterschied für sie. Sein Opfer würde ihre Mägen füllen.
Sie hob den Kopf, um nach Notos und seinem Gefährten Ausschau zu halten. Sie entdeckte ihn in etwas Entfernung mit Sir Jasper auf dem Arm herumlaufend. Er wäre deutlich hilfreicher, wenn er Feuerholz oder Beeren sammeln würde. Allerdings wäre das wohl zu viel verlangt von einem Blinden. Erst jetzt überlegte sie, ob das frische Fleisch wohl ihm oder Sir Jasper zu verdanken war. Wenn, dann eher letzteres.
Nirah machte eine geeignete Stelle für ein Lagerfeuer aus, legte den Hasen vorsichtig ab und machte sich daran, brennbares Material zu finden. Dabei stopfte sie jede essbare Pflanze in den Beutel, die sie entdeckte.
Wenig später entzündete Nirah mühelos die trockenen Äste. Knisternd entfachten die anfänglichen Funken schnell die ersten Flämmchen. Während diese nach und nach zu einem richtigen Feuer heranwuchsen, zog Nirah dem Hasen die Haut ab und nahm ihn aus. Sie hatte leider keine Kochutensilien dabei, daher würden sie ihn einfach mit einem Stock über dem Feuer rösten müssen. Alls das bereitete sie vor. Sie breitete auch das gesammelte Essen auf dem Boden aus, schob sich schon die ein oder andere Beere in den Mund.
Sie hatte gar nicht gemerkt, dass es inzwischen recht dunkel geworden war. Sie stand auf, in die Richtung gewandt, wo sie das seltsame Paar das letzte Mal gesehen hatte.
"Notos?", rief sie mit gedämpfter Stimme. "Wie wäre es, wenn du endlich herkommst. Es wird immer dunkler. Und das Essen ist bald fertig." Ah, er war doch noch da. Sie sah seinen Schatten zwischen ein paar Bäumen.
Sie ließ sich direkt wieder zu Boden sinken, wendete den Spieß mit dem Hasen und begann ihren Dolch zu säubern.
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Re: The Headwinds - Handlung
von Zladune am 21.08.2022 14:28Volltreffer. Hatte Notos am Anfang noch versucht, sein kleines, belustigtes Lachen in Zaum zu halten, so gelang ihm dies zu Ende von Nirahs Tirade nicht mehr wirklich. Seine Provokation hatte ja hervorragend funktioniert. Er hatte nicht erwartet, dass sie den Köder so schnell schlucken würde. Und sie würde sich also lieber ertränken, als jemals irgendwelche Sympathien zu ihm zu entwickeln? Nun, er würde sie daran erinnern, sollte sich die Gelegenheit bieten.
Dabei kam er während ihrem aufgebrachten Monolog nicht umhin, die Heilerin mit einem warmen Ausdruck im Gesicht zu betrachten. Bei allen Göttern, sie war niedlich – auch wenn er ihr dies nicht nochmal auf die Nase binden würde. Hätte er Aryll so sehr geneckt, hätte sie ihn bestimmt mit irgendeinem Lähmungszauber an die Wand gepinnt. Und Kiki hätte ihn auf die Bretter geschickt, noch bevor er sich solche Sticheleien hätte erlauben können. Im Vergleich zu den beiden Damen war Nirah hier... nun eher eine kleine fauchende Wildkatze. Mit den richtigen Mitteln hätte sie ihn bestimmt ordentlich zurichten können, aber dennoch konnte er ihr Verhalten nur als putzig beschreiben. War das dasselbe Gefühl, welches sie, zum Verdruss seines Partners, zu Jasper hegte?
Immer noch lächelnd hob er beschwichtigend die Hände. „Natürlich weiß ich, dass du versucht hast, mir zu helfen. Und du etwas getan hast, wenngleich ich mir nicht ganz bewusst bin, was genau es war. Und ich habe mich dafür bereits auch schon bedankt, wenn sich dein Feuerkopf noch daran erinnern kann", meinte der Weißhaarige ruhig, und spielte bei dem neuen Spitznamen einzig auf ihren temperamentvollen Charakterzug ab. „Wenngleich ich deutlich schnellere Heilmethoden gewohnt bin und kenne – ich schätze deine Mühen sehr."
Wenigstens hatte sich seine Begleiterin bald daraufhin wieder so weit beruhigt, dass sie sich seinen Vorschlag anhörte und dem kurz daraufhin auch zustimmte. Wie zu erwarten. Genauso wie die Tatsache, dass sie seine Geste nicht richtig deuten konnte. Das Lächeln schlug Notos diese Erkenntnis jedoch nicht aus dem Gesicht. Es änderte nichts an der Bedeutung oder dem Wahrheitsgehalt seiner Worte für ihn. Sondern bewies nur, dass die Heilerin wahrhaftig nichts mir Drachenrittern anzufangen wusste.
Dafür konnte er nicht das überaus zufriedenstellende Gefühl der Genugtuung beschreiben, welches das leise „Verdammt" in ihm auslöste. „Muss wohl die elektrisierende Atmosphäre zwischen uns sein", verkündete er scherzend, während er leicht grinsend das letzte kribbelnde Gefühl aus seiner Hand schüttelte. Sie übertrieb, so wehgetan hatte es sicherlich nicht. Es war nur ein winziger elektrischer Schock, weitaus weniger, was Jasper normalerweise in andere reinjagte. Vermutlich sprach da mehr die Überraschung als wirklicher Schmerz in ihrer Anklage – nicht, dass sie den nach allem nicht ein klein wenig verdient hätte.
Wohl als Strafe preschte seine Begleiterin nach vorne, ohne ihm erneut Hilfe anzubieten. Gut, das war verdient und er nahm es in Kauf. Genau wie das leichte Ziehen an seiner Seite, welches sein kleiner Scherz gekostet hatte. Notos richtete sich auf und folgte der Heilerin langsam, seine Hellebarde als Sehhilfe nutzend, um nicht über größere Steine, Stämme oder Äste zu stolpern. Nach einer Weile spürte er ein altbekanntes Gewicht auf seiner Schulter. Er richtete seine Aufmerksamkeit nach vorne, doch die junge Frau war weit genug entfernt. „Du hast alles gut überstanden?", kam es flüsternd von ihm. Er spürte, wie sich Krallen leicht in seine Haut bohrten und achtete genaustens auf den Rhythmus der elektrischen Impulse, die sein Partner ihm übermittelte. „Das ist gut zu hören", antwortete er erleichtert, bevor sich die Ernsthaftigkeit wieder in seine Züge schlich. „Ich nehme an, du spürst ebenfalls keine Präsenz?" Erneut durchfuhr ihn elektrisierendes Kribbeln und Notos nickte nachdenklich. „Wann denkst du, bist du wieder startklar?" Doch ausnahmsweise kam als Antwort... nichts. Sein Gefährte haderte. Na das waren großartige Neuigkeiten.
Der Drachenritter kam nicht dazu, über das ungewöhnliche Verhalten seines Partners länger zu sinnieren. Er spürte einen scharfen Blick auf ihn ruhen, dann kam von der Seite des Federbündels eine Frage. Notos schmunzelte: „Es war nur ein Schwur. Nichts weiter." Erneut kamen elektrische Impulse, diesmal wirkten sie ungeduldiger. „Und das eben war nur ein kleiner Scherz gewesen. Ich wollte sie nur etwas necken". Seine beschwichtigenden Worte stießen auf taube Ohren. Eine kleine Pause entstand – doch die nächste Nachricht brachte den Weißhaarigen zu einem abrupten Stopp. „..Ich weiß, dass sie es nicht ist", raunte er nach einem kurzen Zögern dem Drachen zu. „Und ich bin nicht töricht genug, um Vergangenes in die Gegenwart zu bringen. Ich kann sie gut leiden, aber das ist auch alles." Hätte Jasper skeptisch eine Braue in die Höhe ziehen können, hätte er es wohl getan. Doch das kleine Wesen blieb stumm, als es den Schatten von Zwist, Trauer und einem sanften Hauch von Sehnsucht bemerkte, der über das Gesicht seines Partners kroch. Er würde ihn ausnahmsweise in diesen alten Erinnerungen schwelgen lassen. Wenn auch nur für einen Moment.
Als Nirah sich endlich umwandte, ja sogar wieder leicht zurückkehrte, um nach den Rechten zu sehen, war Notos gerade dabei, liebevoll Jaspers Kopf zu kraulen, der sich die Streicheleinheiten sichtlich gefallen ließ. „Würdest du mir den Gefallen tun, alter Freund?", bat er seinen Gefährten leise, der daraufhin nickte und seine Flügel ausbreitete. Lautlos flog der kleine Drache von Ast zu Ast, immer in direkter Nähe des Ritters. Der verschärfte leicht sein Tempo. Er sollte seine Helferin wohl nicht warten lassen.
Die Dämmerung war tatsächlich bereits angebrochen, als die kleine Gruppe ihr Ziel erreichte. Ohne größere Zwischenfälle, was sie hauptsächlich Jasper zu verdanken hatten. Die größte Hilfe, die Notos bieten konnte, war es, sich nicht zu oft in dornigen Büschen zu verheddern oder zu lange beim Umgehen von umgefallen, morschen Bäumen zu brauchen. Zugegeben, seine Blindheit ging ihm bei Aufenthalten in Wäldern wirklich ausnahmsweise dezent auf den Geist. In den weiten Ebenen oder in der Luft konnte er sich weitaus besser orientieren, wenn er nicht ständig auf den Untergrund achten musste. Wenngleich es sich bewerkstelligen ließ – abermals mit Jaspers Unterstützung und mit seiner Hellebarde als Blindenstock.
Seit ihrer Ankunft war der kleine Drache jedoch verschwunden. Notos wanderte still schweigend in breiter werdenden Halbkreisen langsam vor der Höhle umher. Er ließ Nirah erstmal machen, was sie machen wollte. Pflanzen sammeln, ein Feuer entfachen... was auch immer sie tat, um ihren Schutz zu errichten. Es war zwar nicht so, dass er der jungen Frau und ihren Methoden gänzlich misstraute... aber er würde ebenfalls nichts dem Zufall überlassen. Warum also die Zeit nicht nutzen, um sich mit der Umgebung vertraut zu machen. Schließlich würden sie hier wohl die Nacht verbringen.
Der Weißhaarige streifte mit der Hand über die umliegenden rauen Stämme, versuchte sich die Distanz zwischen ihnen einzuprägen. Ein Rascheln war zu hören und etwas landete auf seiner rechten Schulter. Es war schwerer als zuvor. Notos lächelte dankbar: „Das hast du großartig gemacht, danke." Die Aura verblasste zu schnell, um zu erkennen, was der kleine Drache da gefangen hatte. Ein Hase vielleicht. Es war auf jeden Fall tierischer Natur. „Würdest du ihr das kleine Wiedergutmachungsgeschenk überreichen?" Krallen bohrten sich missmutig in seine Kleidung. „Komm schon, von mir würde sie das sicherlich nicht annehmen. Und wenn du ihr noch etwas Zeit gibst, würde sie dich aufgrund deiner Niedlichkeit praktisch vergöttern – nicht, dass ich das nicht auch tun würde." Ein Flügel streifte sein Gesicht, als sein Gefährte knurrend kurz an Ort und Stelle flatterte, dann änderte die drachenartige Präsenz blitzartig seine Richtung und rauschte lautlos zum Höhleneingang. Vermutlich, um dort die Beute nur lieblos fallen zu lassen, denn ohne große Verzögerungen landete Japser wieder in seiner Nähe, diesmal auf seinem ausgestreckten Arm. Notos warf mit einem gutmütigen Lächeln einen Blick nach hinten, ehe er dankend das federbesetzte Kinn kraulte. Vielleicht würde sie ja nicht dahinterkommen. Aufmerksam setzte der Weißhaarige seinen Rundgang fort. Irgendetwas war seltsam an diesen Wäldern... er wusste nur nicht, ob es die fehlende, heimelige Präsenz von anderen Drachen und Menschen war oder ob noch mehr dahinter lag.
Re: The Headwinds - Handlung
von Saphyr am 21.08.2022 00:22Nirah machte hastig einen Schritt zurück, als das Wesen ganz in ihrer Nähe landete. Auch wenn sie keinen Angriff befürchtete, war sie auf der Hut vor diesem unbekannten Ding. Dank der 'Mitteilsamkeit' von Notos, wusste sie immernoch nicht, was es genau war. Er tat ja gerade so, als wäre es Allgemeinwissen, das ihr fehlte. Sie hatte ihm als Dank direkt einen weiteren Blick geschenkt, den er nicht sehen würde. Sie wusste mit ziemlicher Sicherheit jedoch, dass seine Art hier nicht verbreitet sein konnte.
Sie sah wie es mit seinen Klauen die am Boden liegende Waffe in Beschlag nahm. Sie konnte nicht anders, als ein leises Lachen obgleich der besitzergreifenden Geste abzugeben. "Keine Sorge. Ich hatte nicht vor, sie wegzunehmen. Ich könnte ohnehin nicht damit umgehen." sagte sie mit ruhiger, beschwichtigender Stimme. Derweil betrachtete Nirah Sir Jasper neugierig. Ein faszinierendes Wesen. Jetzt wo er so nah war, konnte sie alle Einzelheiten seiner kleinen Gestalt erkennen. Ganz eindeutig ein Raubtier in der Verkleidung eines Vogels. Anders ließ es sich einfach nicht beschreiben. Kurz fragte sie sich, ob seine Federn sich wohl genauso weich anfühlten wie sie aussahen. Sie verwarf den Gedanken schnell wieder. Das Risiko es auszustesten, würde sie ganz sicher nicht eingehen.
"Was auch immer du bist...du bist wirklich recht niedlich." murmelte sie vor sich hin und hoffte im selben Moment, dass Sir Jasper nicht jedes ihrer Worte verstand.
Innerlich deutlich eingenommener von Sir Jasper als von seinem menschlichen Begleiter, dauerte es einen Moment bis sie ihren Blick wieder dem Mann zuwandte. Natürlich schaffte Notos es sofort, den bekannten Anflug von Ärger mit aller Macht zurückzuholen. Nirah verzog das Gesicht bei seiner süßlichen Stimme, die es eindeutig darauf anlegte, Gewaltvorstellungen in ihr hervorzurufen. Ein gefährliches Funkeln, blitzte in ihren Augen auf, als sie Notos' leerem Blick untermalt von seinem immerwährenden äußerst provozierenden Schmunzeln begegnete.
Nirah machte sich am Rande eine gedankliche Notiz, dass Notos tatsächlich einen Angriff bestätigte. Hatte er jemanden attackiert oder war er angegriffen worden? Die Vermutung lag nahe, dass es einen Kampf gegeben haben könnte. Sie hielt die Erkenntnis, die sie womöglich zu weiteren Annahmen führen könnte fest.
Allerdings ruhte ihre Aufmerksamkeit leider gerade weniger bei den Informationen, die sie erhalten hatte, sondern mehr bei dem Mann der es mit nur wenig mehr Zeit und kaum Mühe schaffen könnte, sie vollkommen zur Weißglut zu treiben. Sie schaffte es nicht ihr hitziges Gemüt zu bändigen.
"Du bist ja vollkommen von dir überzeugt." brummte sie Notos an. "Ich sage dir mal was, Donnerschwinge. Ich würde mich freiwillig im nächsten See ertränken, bevor ich dir irgendeine Art von Zuneigung entgegenbringen würde. Und ich werde inständig dafür beten, dass nicht das Schicksal uns zusammengeführt hat. Denn das würde bedeuten, dass ich deine Selbstgefälligkeit länger als nötig ertragen müsste. Darauf verzichte ich dankend."
Neugier. Ja das war es tatsächlich was sie zurückgehalten hatte, gab sie grimmig zu. Obwohl Nirah wirklich überzeugt gewesen war, dass Notos Hilfe benötigte. Und dann wieder nicht...Und anscheinend doch? Dieser Kerl verwirrte sie.
"Ach und du stinkst förmlich nach dubiosen Hintergedanken. Nur damit du es weißt." fügte sie bissig hinzu. "Was soll das überhaupt heißen, nur weil ich eine Heilerin bin. Ich habe deine Wunde versorgt, oder? Ob du es glauben magst, oder nicht, auch wenn ich nicht weiß wie diese Verletzung zustande gekommen ist, mein Eingriff wird dafür sorgen, dass sie schneller heilt als es sonst der Fall gewesen wäre. Nur weil du meine Methoden nicht kennst, sind sie noch lange nicht wirkungslos. Ich habe bereits geholfen. Gern geschehen." stellte sie klar. Oh, dass er nun auch noch ihre Kompetenz in Frage stellte setzte dem ganzen ja die Krone auf.
Seine restlichen 'Versuche' ihre Fragen zu beantworten ließ Nirah in ihrem Ärger unkommentiert. Sie fügte nur der Theorie mit einem möglichen Kampf noch einen Punkt hinzu: Er hatte verloren. Noch immer hatte sie keine Idee wie er bewusstlos hierher gelangt sein sollte. Es war nicht so, dass er verschleppt worden war, oder? Sie würde sich wohl vorerst damit abfinden müssen, weiter im Dunkeln zu tappen. Immerhin war Notos geistesgegenwärtig genug um eine absolute Wahrheit zu erkennen: Nirah würde jedes seiner Worte anzweifeln solange sie keine Beweise direkt vor den Augen hatte.
Schließlich wurde sie aus ihrer Tirade gerissen, als eine Welle von Bedrohung über sie hinweg schwappte. Alarmiert sah sie sich um, bis ihr Blick wieder auf Sir Jasper fiel. Bildete sie sich das ein oder sandte der Katzenvogel diese aus? Sie musterte ihn. Ja, eindeutig kam es von ihm. Eigenartig...
In der Zwischenzeit hatte Notos seine Hellebarde an sich genommen, welche ihm bedenklich leicht in der Hand zu liegen schien. Nirah beobachtete ihn misstrauisch. Leider kam sie nicht umhin zu bemerken, dass sein Vorschlag im Grunde recht vernünftig klang. Sie hätte kein schlechtes Gewissen ihn blind im Wald umherirren zu lassen, auch wenn er behauptete, dass er gut ohne sie klar kam. Dafür würde sie weitere Informationen, vielleicht sogar richtige Antworten bekommen. Notos hatte sie spätestens in dem Moment, als er davon sprach, dass sie erfahren könnte wie seine Verletzung zustande gekommen war. Über so etwas war sie noch nie gestolpert. Selbst wenn ihr alles andere nichts brachte, wenn Nirah eines nicht leiden konnte, dann etwas aus ihrem Spezialgebiet nicht zu wissen.
Nirah nickte langsam. Sie hatte ihre Entscheidung bereits getroffen. Womit sie nicht rechnete war, dass der Mann plötzlich vor ihr auf die Knie fiel, um eine förmlich wirkende Geste zu machen. Sie gab ein überraschtes Lachen von sich, weil das so absurd war. "Was soll das theatralische Gehabe?" grummelte sie. "Spar dir deine geschwollenen Versprechungen... Ich akzeptiere ein kurzfristiges Bündnis. Ich begleite dich, bis wir das Dorf erreichen. Wenn du mir Antworten gibst, so werde ich dir auch die ein oder andere Frage beantworten können. Mehr ist das nicht. Und jetzt..."
Sie trat auf ihn zu, streckte die Hand aus um die von Notos zu ergreifen und ihn auf die Füße zu ziehen. "...steh auf."
"Ah. Verdammt." stieß sie hervor. Nirah riss ihre Hand vor Überraschung zusammenzuckend in dem Moment zurück, als sie die seine gerade berührt hatte. Ein plötzlicher Schmerz war durch ihren Arm bis in ihre Beine gejagt. Selbst jetzt wirkte er noch dumpf nach. Sie schüttelte ihren Arm um die eigenartige Empfindung loszuwerden.
"Das hat weh getan!" fuhr sie Notos anklagend an. Er trug nicht gerade dazu bei, dass sich ihre Meinung über ihn verbesserte.
Abrupt wandte sich Nirah von ihm ab, wandte ihm den Rücken zu und ging mit großen Schritten in eine Richtung los. Sollte er doch selbst schauen, wie er sich ohne hinzufallen fortbewegte. "Komm mit!" wies sie ihn an, ohne sich auch nur umzudrehen.
Sie wusste wo sie ein Lager für die Nacht aufschlagen könnten. Eine Höhle neben einem kleinen Bach, die Schutz bot. Darum herum wuchsen einige essbare Pflanzen, die den größten Hunger abhalten würden. Sie müssten noch ein Stück laufen. Eigentlich war es nicht so weit, doch sie schätzte dass die Dämmerung herein brechen würde bis sie angekommen waren. Notos konnte sich nicht so schnell durch das Unterholz kämpfen. Nirah tauchte wieder in den Wald ein, wartete nicht auf ihn bis sie schon ein gutes Stück vorgelegt hatte. Dann erst machte sie langsamer, ging sogar wieder ein paar Schritte zurück.
Auch wenn es ihr nicht gefiel, sie würde ihn wohl halbwegs führen müssen.
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