The Headwinds - Handlung
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Re: The Headwinds - Handlung
von Zladune am 20.04.2023 00:20Oh je. Hatte er wieder mal etwas Verkehrtes gesagt? Aus Versehen einen sensiblen Punkt erwischt? Bereits bei Nirahs ersten Protest hatte Notos sich zu ihr umgedreht, denselben Hauch von Irritation auf seiner Miene tragend, welche in der Stimme der Heilerin schwang. Die nur anwuchs, als die ganze Situation ein wenig eskalierte. Alyn war nicht die einzige, welche den Rotschopf mit überraschten Augen ansah. Nur dass Notos im Gegensatz zu dem jungen Mädchen nicht in eine starre Angst verfiel. Nein, ihn überrollte für den Bruchteil eines Moments ein innerer Zerissenheit. Machte dabei den Anschein, als wolle er einen Schritt auf Nirah zu gehen, die Arme bereits beschwichtigend erhoben – doch ein Blick genügte, um ihn stattdessen zurückweichen zu lassen. Zumindest soweit, bis er sich beinahe neben der Jüngsten seiner Schützlinge befand. Seine Finger streiften Alyns Schulter, berührten sie mit einem sanften Druck. „Wenn Nirah nicht möchte, ist das vollkommen in Ordnung. Mehr als sie zu fragen können wir nicht." Beruhigende Worte, ein aufmunterndes Lächeln. Ein kleiner Versuch, die Lage zumindest ein wenig zu entschärfen.
Nirah indes schien selbst bemerkt zu haben, welche unbeabsichtigte Wirkung ihre Reaktion hatte. Allein, dass sie sich zu einer Entschuldigung durchrang, sprach Bände. Und ihre Mühen trugen bald auch schon die ersten Früchte. Hätte er es selbst nicht gespürt, wie die Anspannung ein wenig aus Alyns Körper wich, hätte er es spätestens anhand der sichtbaren Erleichterung der Heilerin erkannt, dass sie die Verunsicherung erfolgreich vertreiben konnte.
Mehr oder minder. Das kleine Hadern blieb, selbst als die Bande davoneilte, auf der Suche nach einem Schatz, der diesem Spiel würdig wäre. Notos sah ihnen erst mit einem gutmütigen Lächeln nach – welches sofort fiel, kaum dass sie außer Reichweite waren. Die Brauen dicht zusammengezogen, prägte ein undefinierbarer Ausdruck sein Gesicht. Beinahe wäre er so sehr in seiner nachdenklichen Laune versunken, dass er dem nicht ganz so überraschenden Angriff zum Opfer gefallen wäre. Seiner Ausbildung sei Dank war sein Arm jedoch noch in dem Moment in die Höhe geschnellt, als das braune Projektil die Grenzen seines Sichtfeldes passierte.
Ein verwunderter Blick auf den Tannenzapfen in seiner Hand reichte aus, um ihn mit ebenjener stiller Verwunderung zu Nirah umdrehen zu lassen. Ein Schatten voller widersprüchlicher Gefühle huschte über seine Miene, als er die Lippen fest zusammengepresst die darauffolgende Standpauke erwartete. ...Die jedoch nicht kam? Noch verdutzter als zuvor beobachtete er seine Heilerin dabei, wie sie nach Worten rang, während die Wut in ihren Augen unsicher flackerte. Notos schluckte befangen, als etwas in ihm zu bröckeln begann, Raum für die aufkeimenden Samen der Zweifel bot.
Als Nirah davonstampfte, entspannte sich seine Haltung vollständig und er ließ ergeben die Schultern sinken. Nach und nach verschwand die Zwiespältigkeit in seinem Gesicht, wurde ersetzt durch einen weicheren Ausdruck. „Die Kinder haben deine Drohung auf jeden Fall ernst genommen. Colin hast du damit mehr verschreckt, als er wohl selber gerne zugeben würde", gab er sachte schmunzelnd von sich. Erwähnte dabei mit keinem Wort, ob er nicht vielleicht doch ein wenig daran gezweifelt hatte, wie ernst es die Heilerin mit ihren Andeutungen meinte. Den Vorwurf, dass sie unter den Kindern besser auf ihre teils aufbrausende Ausdrucksart aufpassen sollte, unterließ er. Es war nicht nötig, Salz in die Wunde zu streuen. Mal ganz davon abgesehen, dass sie ihre Reaktion eindeutig bereute und wiedergutzumachen versuchte. Allein das war ihm mehr wert, als alles andere.
So also nahm er lieber eine entschuldigende Haltung an, näherte sich der Heilerin vorsichtig mit gesenktem Blick. „Aber es tut mir leid. Es war nicht meine Absicht, dich zu reizen. Oder gar zu verletzen?" Er blieb direkt vor ihr stehen. Begab sich dann langsam in die Hocke, hörte sich die erneute Drohung von ihr an. Wenn ich nur einen Schlag abbekomme, Donnerschwinge... Die Antwort war einzig ein warmes Lächeln, als er behutsam den Tannenzapfen vor ihr auf den Boden legte. „Mach dir keine Sorgen. Du bist hier neben den Kindern schließlich das Wertvollste, was ich schützen kann. Versuch mir etwas zu trauen."
Als die Bande wieder herangestürmt war, hatte sich Notos bereits aufgerichtet und in Windeseile eine wachsamere Haltung an Nirahs Seite angenommen. Leise schmunzelnd beobachtete er die Übergabe des Schatzes, runzelte lediglich die Stirn, als die Regeln erklärt wurden. „Warte, und wann ist das Spiel für mich..." Das Trio sauste bereits zu ihrer Position, noch bevor er seine Frage gänzlich aussprechen konnte. Ein ergebenes Aufseufzen entkam ihm, als er sich ebenfalls vor der Heilerin positionierte. Dann wäre es wohl erst zu Ende, wenn die andere Seite aufgab. Das machte es nicht einfach, aber gut. Das würde er schaffen. Er hatte einen Schwur einzuhalten.
Die ersten Angriffe kamen vereinzelt. Alyn hatte sich in die hinteren Reihen begeben, wieder bewaffnet mit Wurfgeschossen aller Art. Brann selbst haderte sichtlich– also übernahm Colin einfach mit einem „Trau dich einfach. Und du, bleib zurück, Alyn!" die Führung. Notos gewährte ihm diesen Versuch, wehrte die ersten Astschläge mit den Unterarmen ab, ohne dabei einen Schritt zurückzuweichen. Die Stärken des blonden Jungen waren klar – recht gut eingeprägte Fundamente, er blieb beim Bekannten und vernachlässigte niemals seine eigene Verteidigung. Selbst wenn seine Attacken dafür ein wenig an Kraft einbüßen mussten. Allerdings... „Pass auf deine Stellung auf. Du trittst immer mit dem linken Fuß zu weit nach vorne. Zusammen mit deinem Zögern wird es dich irgendwann zum Stolpern bringen." Und mit diesem Rat entriss er seinem Gegner die Waffe und schleuderte sie im hohen Bogen zum Ufer.
Brann erkämpfte seinem Freund ein wenig Zeit, um seinen Ast zurückzuerobern, indem er sich mit einem wilden Schwung auf ihn stürzte. Notos nutzte ebendiesen, um den Jungen mit den rabenschwarzen Lockenschopf am Arm zu packen und in die entgegengesetzte Richtung zu leiten. Beinahe hätte dieser dabei wirklich das Gleichgewicht verloren. „Zu viel Energie und Kraft ist hinderlich. Denk an die Technik, die ich gezeigt habe", ermahnte er seinen jungen Gegner – bevor der Schlagabtausch auch schon weiter ging. Immer unter dem ständigen schwachen Regen aus Kiefern- und Tannenzapfen, der auf sie einprasselte.
Ein wenig erinnerte es ihn an damals. Mehrere Gegner, Verbot von Nutzung seiner eigenen Magie... die ersten Lektionen nach seiner Erblindung waren hart gewesen. Aber bitter nötig. Ein Krieger ist nur so stark wie seine Waffe, war die Devise seines Lehrmeisters gewesen. Also musste jeder Schüler auch in der Lage sein, allein mit der Macht seines eigenen Körpers zu kämpfen. Bei ihm hat sich sein Mentor besonders viel Mühe gegeben, ihm das einzudrillen. Allerdings hatte Notos noch mit den Jahren weitere Bedingungen für sich hinzugefügt. Ein Krieger war ebenfalls nur so stark wie sein Wille. Seine Überzeugung. Sein Ziel. Und sein Ziel war es...
Mit einem weiteren sachten Stoß nahm er die Luft aus Colins Angriff, zwang ihn auf Abstand. Schaute sich flüchtig um, als er bemerkte, dass der Beschuss von Alyn seit geraumer Weile ausblieb. Vor ein paar Augenblicken hatte er noch Branns aufgebrachtes „Geh mir aus dem Weg, Alyn", gehört. Und nun...sofort wirbelte Notos umher, als er die Präsenz hinter seinem Rücken spürte. Der Ast, der beinahe auf seinen Kopf gedonnert wäre, brach in seiner Hand mit einem Knacken entzwei. Sein finsteres Lächeln sprach Bände, als er mit einem schnellen Handgriff den Jungen packte. Weiterhin bedacht darauf, ihm nicht den kleinsten blauen Flecken zu verpassen. Colins Freund fiel mit einem überraschten Laut zu Boden, mit Notos direkt über ihm thronend. Das dunkle Lächeln wurde zu einem verschmitzten Grinsen. „So, du magst es also lieber hinterhältig, Brann? Dieses Spiel können zwei spielen."
Kichern erfüllte die Lichtung, welches bald zu einem ausgewachsenen, nicht ganz freiwilligen Lachanfall wurde. Sichtlich überrumpelt versuchte sich der schwarzhaarige Junge mit einem „Hey! Hilfe! Aufhören", aus der fiesen Kitzel-Attacke zu befreien, bevor seine Stimme vom Lachen erstickt wurde. Beinahe hatte Notos Mühe, nicht selbst leise in sich hineinzulachen. Doch er blieb erbarmungslos, ließ sein Opfer in seinem Griff weiterhin hilflos wie ein Fisch auf dem Trockenen winden. Erst als die Antwort auf sein wiederholtes „Gibst du auf?" ein heftiges Kopfnicken war, gewährte er seinem Gegner die Freiheit. Brann schnappte heftig atmend nach Luft, verzog sich aber schließlich wirklich mit einem säuerlichen Ausdruck nach hinten.
Notos nickte zufrieden. Einer weg, fehlten noch zwei. Und an der Reihe war nun... Mit einer geschmeidigen Bewegung schnappte er sich den Rest des langen Astes, den er Brann entwendet hatte, tätigte ein paar Schritte nach hinten – und gebot somit Alyn Einhalt, die nur noch wenige Schritte von Nirah trennten. Sofort erstarrte das junge Mädchen, welches die Gunst der Stunde genutzt und sich leise an die Heilerin herangepirscht hatte. Er schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln: „Derselbe Trick funktioniert selten mehrmals, junge Dame. Du schaffst es bestimmt, dir eine bessere Lösung auszudenken, oder?" Alyn nickte aufgeschreckt und flüchtete sofort Richtung Waldrand.
Nicht, dass sie überhaupt so weit kam. Colin hatte sich aus seiner Perplexität gerissen, die ihn beim Anblick der Kitzelattacke überfallen hatte und stürmte abermals auf ihn und Nirah zu. Wohl um dem kleinen Mädchen mehr Zeit zum Verschwinden zu geben, so wie Brann ihm immer wieder Zeit erkauft hatte. Nur dass Notos nächster Gegner sicherlich nicht Alyn war. Mehr als ein paar tänzelnde Schritte zur Seite waren kaum nötig. Aber es war mehr als genug, um seine Vorwarnung wahr werden zu lassen. Der blonde Junge hatte zu viel Schwung genommen, musste durch die Ausweichmanöver abrupt abbremsen – und geriet dabei ins Stolpern. Notos überbrückte die Distanz und hielt Colin am Kragen wie eine Katzenmutter ihr Kleines, bevor dieser stürzen konnte. Die Verwunderung stach dem blonden Anführer aus den Augen. Für einen Moment betrachteten sich die beiden wortlos. Dann schenkte Notos dem Jungen ein wissendes Schmunzeln. „Ich nehme an, ich muss dich nicht zu Boden werfen, um dich zum Aufgeben zu bewegen, richtig?" Eine lange Pause. Dann ein stummes Nicken, ein niedergeschlagener Blick. Keine Sekunde später hob er jedoch abermals den Kopf an, als er mit einem lobenden Klopfen auf die Schulter entlassen wurde. „Das war bereits ein guter Versuch. Wenn du so weiter machst, wird aus dir irgendwann ein furchterregender Gegner werden. Aber..." Notos lächelte den störrischen, halbwüchsigen Kämpfer stichelnd an, „es kann nicht schaden, manchmal etwas mehr auf die Meinung anderer einzugehen."
Und so war es nur noch Eine. Während Colin versuchte, trotz Niederlage sich mit stolzem Schritt zu Brann zu gesellen, waren die meisten Augen wohl nur noch auf eine Person gerichtet. Alyn fühlte sich ganz allein offensichtlich unwohl, ihr Blick ständig hektisch erst zu ihren Freunden, dann zu dem weißhaarigen Fremden und Nirah schweifend. Notos konnte sehen, wie sich das kleine Mädchen auf die Lippen biss und die Hände in dem Stoff ihrer Kleidung vergraben hatte. Er wartete ohne große Hektik. Gab ihr Zeit für ihre Entscheidung. Bis...
„Bitte!" sprudelte es plötzlich mit zitternder Stimme aus ihr raus. „Bitte gib mir eine Chance, den Schatz zu erobern."
Notos blinzelte verdutzt. Ließ die kampfbereite Haltung sofort sinken. Das... kam unerwartet. Allerdings...warum nicht? Langsam begab er sich zu der letzten im Bunde. Alyn sah aus, als würde sie bald in Tränen ausbrechen – bis er vor ihr auf die Knie ging und ihr seine Hand entgegenstreckte „Nun, ich weiß nicht, ob Nirah wirklich so einfach ihren Schatz hergeben möchte. Aber... wie wäre es, wenn wir sie mal fragen? Würdest du es mit mir versuchen wollen?" Alyn haderte. Schaute vorsichtig zu der Heilerin rüber. Dann zu ihm. Spielte nervös mit dem Saum ihres Oberteils. Ehe sie sich letzendlich doch ein zaghaftes Nicken abkämpfte und seine Hand ergriff. Er schenkte ihr ein sanftes Lächeln, erhob sich und begleitete sie in ihrem Tempo zu der Wächterin des Schatzes. Vielleicht wäre dies eine gute Möglichkeit, um der Kleinen endgültig die Angst vor Nirahs vorherigem Ausbruch zu nehmen und die beiden miteinander zu versöhnen. Schließlich blieb das Duo vor der Heilerin stehen, mit zwei weiteren, deutlich skeptischeren Blicken im Rücken. Notos' gutmütiges Schmunzeln schwang deutlich in seiner Stimme mit, als er sie beide ankündigte: „Hey Nirah. Ich glaube, Alyn wollte dir eine Frage stellen. Richtig?"
Re: The Headwinds - Handlung
von Saphyr am 18.04.2023 16:52Notos fing ihren Blick auf und hielt ihm stand. Oh, er wusste ganz genau, dass sie diese Sache nicht guthieß. Auch wenn sie noch so herzerwärmend war. Das hätte sie gar nicht andeuten müssen. Er hatte die letzte Nacht nur halb lebendig verbracht. Sie hätte ihm unter anderen Umständen für weniger Hausarrest erteilt. Seinem unterdrückten Grinsen nach zu urteilen, war es ihm aber herzlich egal. Sie schenkte ihm ein winziges, tadelndes Kopfschütteln. Sie war nicht einmal verwundert über diese ganze Aktion. Es schien lediglich zu sagen "Musste das wirklich sein?"
Nirah ließ das aufkommende Knurren nicht entweichen, als Notos ihr mit hochgezogenen Augenbrauen und beruhigender Stimme ihren Namen ansprach. Sie sah ihn nur mit zusammengepressten Lippen an. Bei den nächsten Sätzen nahm ihr Blick jedoch die Schärfe von Dolchen an, die bereit waren ihm sein dämliches Grinsen aus dem Gesicht zu wischen. "Ich sehe es nicht zu ernst!" grollte sie leise. Sie zwang sich zu einem unbeeindruckt wirkenden Schulterzucken und gab ein leises "Macht nur." für das ganze Gespann von sich. Er tat vor den Kindern gerade so, als wäre es ein Verbrechen, Bedenken zu äußern. Außerdem hörte sie nur eine bestimmte Provokation heraus. Witzig, wirklich witzig, Donnerschwinge.
Sie zog sich in den Hintergrund zurück und ließ Notos seine Pläne mit den Kindern ausdiskutieren. Erstaunlicherweise hatte er zumindest einen Wink verstanden - Er hatte nicht vor, noch allzu lange mit ihnen zu "üben". Solchermaßen zufriedengestellt, setzte sie sich auf einen morschen Baumstumpf und beobachtete. Sie nickte nur knapp auf den Kommentar mit dem Aufpassen, um die kleine Alyn zu beruhigen und hoffte derweil, es mochte nicht zu lange gehen. Dabei, so musste sie zugeben, missfiel es ihr nicht so sehr, den Kindern beim Spielen zuzusehen. Es war, als hätten sie und der Krieger sich gesucht und gefunden. Leider hatte nur ebenjener Krieger es wieder einmal übertrieben.
Sie hörte dem Gespräch nur am Rande ihres Bewusstseins zu, spielte mit dem Tannenzapfen in ihrer Hand. Derweil listete sie all die zu klärenden Fragen in ihrem Geist auf. Dann dachte sie darüber nach, ob sie Notos gleich heute oder morgen früh loswerden sollte. Sie hörte irgendetwas von einer Eroberung. Dann die Frage nach einem Schatz. Als darauf viel zu laut plötzlich ihr eigener Name fiel, zuckte sie sichtbar zusammen.
"Ich?", fragte sie irritiert. "Ich werde ganz bestimmt nicht den Schatz spielen." Erst einen Moment später drehte sich Notos zu ihr um und ergänzte seine Aussage zum Glück. Doch das Unheil war bereits geschehen und alle Aufmerksamkeit lag auf ihr. "Wieso nicht?" feixte Colin herausfordernd. Die Rückzahlung für ihre Drohung?
"Ich werde ganz bestimmt nicht den Schatz spielen!" wiederholte sie aufbrausend, plötzlich wieder auf den Beinen. Zu laut. Alyns Augen wurden groß und rund. Brann sah nur etwas verunsichert aus und Colin zeigte keine Regung. Ihr schlechtes Gewissen meldete sich, woran insbesondere das verängstigte Gesicht des Mädchens schuld war. "Schön." versuchte sie es, hoffentlich beruhigend klingend. "Aber ich werde ... den Schatz nur halten." schlug sie vor. Sie atmete tief ein und aus. "Entschuldigt. Ich denke nur ... es sollte etwas wirklich Besonderes sein, nicht?" Nirah brachte sich zu einem Lächeln und erleichterte sie ungemein, die Angst aus Alyns Blick weichen zu sehen. Auch wenn da nun ein Misstrauen war, das sie vorher nicht gesehen hatte. "Bringt mir den schönsten Stein, den ihr finden könnt. Das wird unser Schatz." Die Kinder zögerten, aber das Flackern von Begeisterung war unverkennbar bei Alyn. "Los!" lächelte sie und scheuchte die Gruppe mit den Händen Richtung Seeufer. "Je schneller ihr seid, desto mehr Zeit haben wir für das Spiel."
Die Bande stob davon. Nirah kniff die Augen zusammen und fixierte Notos. Noch bevor sie anfing zu reden, holte sie aus und warf ihm im Affekt den Tannenzapfen mit Wucht gegen den Kopf. Das war zumindest, wohin sie zielte. "Ich hatte nicht vor sie zu verraten, du Idiot!" zischte sie den Krieger an. Ich wollte nur, dass ihr zum Ende kommt. Sie sprach es nicht aus, zu sehr war sie damit beschäftigt, vor Ärger zu schnauben. Sie machte einen großen Schritt auf ihn zu, erhob einen anklagenden Finger, öffnete den Mund - "Du ... Wieso musstest du ..." brachte sie hervor - und schloss ihn wieder. Empört verschränkte sie die Arme und funkelte ihn einen Moment an. Dann drehte sie sich abrupt um, stapfte zu ihrem Baumstumpf zurück. Verharrte einen Moment. Drehte sich dann wieder um. Und setzte sich mit einem dumpfen Geräusch auf das Holz. Ihre Arme waren nach wie vor verschränkt. In der Ferne hörte sie die Stimmen der Kinder, freudige Ausrufe, trampelnde Schritte, die lauter wurden. "Wenn ich nur einen Schlag abbekomme, Donnerschwinge. Dann, dann ...." Sie suchte nach einer passenden Drohung, aber "... bringe ich dich um" war ein wenig zu hart. "Dann werde ich ... " Nirah verzog das Gesicht. "... Ich werde bestimmt noch etwas finden." murmelte sie beinahe beleidigt.
Da sauste auch schon wieder das Dreiergespann an, welches wirklich sehr schnell gewesen war. Alyn hielt triumphierend ihre Beute in die Höhe. "Willst du mir den Stein geben? Ich muss ihn doch festhalten." fragte Nirah das Mädchen vorsichtig. Sie zögerte, aber kam näher. Ehrfürchtig legte sie den Stein in Nirahs ausgestreckte Hände. Er war von einem reinen Weiß und er war fast perfekt rund. Im Sonnenlicht leuchtete er regelrecht. Das war ein angemessener Schatz. Nirah ließ die Kugel behutsam in der Mulde ihrer Hände ruhen.
"Der ist wirklich hübsch. Ein guter Fund." lobte sie die Kinder schief lächelnd. Sie hoffte, es überdeckte ihre Unsicherheit und wirkte zumindest ein bisschen ermutigend. "Nun ..." Sie räusperte sich. "Ich werde hier sitzen bleiben und den Schatz genau so in den Händen liegen lassen. Wer ihn stehlen kann, hat gewonnen. Der Gewinner darf den Schatz behalten. Wenn ihr es nicht schafft, hat Notos gewonnen. Und sollte er herunterfallen, weil mich jemand anrempelt ... hat niemand gewonnen." bestimmte sie die Regeln, zum Ende hin durchaus mit düsterer Stimme.
"Colin, Brann, Alyn. Da rüber. Notos, du ... darfst bei mir bleiben" presste sie mit mehr Mühe heraus, als es sie kosten sollte. Und damit ging das Spiel - oder eher die Schlacht - los. Nirah zwang sich, nicht bei jeder schnellen Bewegung in ihrer Nähe den Kopf einzuziehen, um wirklich ganz ruhig sitzen zu bleiben. In einer Haltung, die fast aussah, als meditiere sie. Nur, dass sie sich dem Gewusel um sich herum nur allzu bewusst war. Der Schatz war zwar offiziell nicht sie, aber es änderte nicht viel daran, dass sie sich wie auf dem Präsentierteller fühlte. Und neben, vor und hinter ihr war Notos - ganz der ungewollte Leibwächter, den sie am liebsten im hohen Bogen in die Wasserfläche in ihrem Rücken befördern würde.
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Re: The Headwinds - Handlung
von Zladune am 17.04.2023 23:35Notos schaffte es einfach nicht, das warme Schmunzeln aus seinem Gesicht zu bannen. Es blieb an ihm haften wie Honig. Seine neuen jungen Freunde hatten ihn irgendwann in ihren Kreis aufgenommen. Zumindest halbwegs. Von der vorherigen misstrauischen Haltung war auf jeden Fall kaum noch was zu spüren. Ihrer statt hatte sich eine kindlichen Unbeschwertheit breit gemacht, die deutlich mehr zu dieser lebendigen Bande passte. Ähnlich sah auch der "Unterricht" aus, falls man diesen überhaupt so bezeichnen konnte – ein ungewohnter Kontrast zu den Lektionen, die er selbst bestritten hatte. Doch ein willkommener.
Wachsam beobachtete er die gesamte Truppe, hielt dabei sowohl sein kämpferisches Duo als auch die kleinste im Bunde, Alyn, im Blick. Wenngleich letztere deutlich weniger seiner Aufmerksamkeit beanspruchte als Colin und Brann. Mit einer schwer zu durchbrechenden Ruhe und Geduld studierte er ihre Bewegungsabläufe. Sah gutmütig lächelnd über die Zankerei hinweg, die mehr als vertraut bei den beiden wirkte. Versuchte von dieser lediglich auf seine Art und Weise abzulenken, indem er sofort kleinere Fehler in der Haltung zu korrigieren begann. Der sanfte Ausdruck blieb jedoch.
Die Jungs erinnerten ihn so sehr an früher. Er und Lux hatten während den Trainingsstunden immer miteinander herumgeblödelt. Waren in spielerische Sticheleien und großmütige Worte und Wetten verfallen. Und immer hatten sie dafür einen ermahnenden Schlag auf den Hinterkopf kassiert. Ihr Lehrmeister duldete fehlende Disziplin nicht. Solch kindlichen Unsinn wie diesen erst recht nicht. Zurecht wohl. Aufgehalten hatte es ihn und seinen Freund trotzdem nie sonderlich lange. Und bei Colin und Brann... nein, das würde er niemals tun. Eine Zurechtweisung war hier nicht nötig. Nicht, wenn dies mehr ein Spiel war als alles andere – und sowieso lernte man am meisten lernen, wenn man Spaß bei der Sache hatte.
...Eine äußerst schwache Rechtfertigung für seine fehlende Strenge vermutlich. Wäre Kiki hier gewesen... er konnte geradezu vor sich sehen, wie sie tadelnd eine Braue in die Höhe ziehen würde, den Anflug eines Lächelns auf den Lippen tragend. Du bist zu weich, Donnerschwinge...
Eine helle Stimme durchbrach seine Gedanken. Darf ich dich nochmal abwerfen? Abermals kämpfte sich unaufhaltbar das verräterische Schmunzeln hervor. Was tat er eigentlich hier? Und warum würde die Antwort darauf immer ein klares "Ja" sein? Auf beide Fragen, die ihm gestellt wurden. Notos Miene' leuchtete auf, als Nirah das Wort erhob, lange bevor er sich in Seelenruhe zu ihr umdrehte. Lächelte dabei weiterhin ausgelassen. Im Gegensatz zu der kleinen Rasselbande konnte man bei ihm nicht behaupten, dass er über ihr Auftauchen sonderlich überrumpelt oder gar bestürzt wäre. Nein, wenn schon, dann überraschte ihn etwas gänzlich anderes.
Vorerst überließ er den Kindern das Reden. Wartete nicht ohne eine gewisse Neugier die Antworten dieser ab. Schließlich wollte er selbst wissen, wie ihre Reaktion zu dieser Konfrontation aussehen würde. Allerdings... seine Augen ruhten dabei unaufhörlich auf der Heilerin. Erwiderten ihren Blick mit derselben Intensität, ohne sich auch nur einmal abzuwenden. Mit einem Ausdruck im Gesicht, welcher auf der hauchdünnen Linie zwischen verhaltener Erheiterung und freudigem Strahlen balancierte. Denn er hatte es bemerkt. Das kleine Lächeln, dass Nirah zum Besten gab. Es stimmte ihn vielleicht ein klein wenig glücklicher als es sollte. Er blieb bei seiner Meinung. Es stand ihr.
Seine Aufmerksamkeit verlagerte sich erst gegen Ende auf eine andere Person. Notos' Blick huschte wie von selbst zu Colin, der bei der Erwähnung seines Vaters ein wenig blasser zu werden schien. Ein Funken an Mitgefühl beschlich ihn. Ja, diese Reaktion kam ihm bekannt vor. Früher hätte er wohl nicht anders reagiert, wenn ihm die Missgunst seines Vaters drohen würde. Ja. Früher.
Notos ließ für einen Moment die Stille auf sich wirken, als Nirah sich nach ihrer kleinen Strafpredigt letztendlich direkt an ihn wandte. Vergewisserte sich, dass keiner der Kinder nochmal das Wort ergreifen wollte. Doch die grüblerische Niedergeschlagenheit hatte sich in der Miene der Kleinen bereits festgesetzt wie widerspenstige Kletten. Er schenkte der Heilerin mit hochgezogenen Brauen ein verschmitztes Schmunzeln. Spielverderber. Dann würde er wohl Überzeugungsarbeit leisten müssen.
„Komm schon, Nirah," fing er beschwichtigend an. Augenblicklich hob Brann den Kopf. Runzelte irritiert die Stirn – was Notos wiederum ein wissendes Lächeln entlockte. Ihm war es schon vorhin aufgefallen. Die stumme Verwunderung, als sein Name gefallen war. Donnerschwinge. Dieselbe Verwunderung hatte Nirahs Mentor in den Augen getragen, als er sich vorgestellt hatte. Nachdenklich, fast fragend. Ein ungewöhnlicher Name, hatte der alte Wächter es nicht so genannt? Vermutlich dachte sich Brann dasselbe. Und jetzt... nun, wenn er wetten müsste, hatte ihn wahrscheinlich die selbstverständliche Vertrautheit, mit welcher er Nirah beim Namen nannte, stutzig gemacht. Der Junge war aufmerksamer, als es den Anschein machte.
„Du siehst es zu ernst. Es ist nicht verkehrt, etwas Neues lernen zu wollen. Müsstest ausgerechnet du doch am besten wissen." Notos' Grinsen vervollständigte den unausgesprochenen nächsten Satz. Oder hast du womöglich doch kein Interesse mehr an unserer Abmachung? „Für so etwas sollte ihnen kein Ärger drohen. Und falls es doch jemanden missfallen sollte, halte ich dafür gerne meinen Kopf hin." Wohl nur ein schwacher Trost. Er sah es Colin an, dass ihm das kaum Beruhigung schenkte. Allerdings war ihm selbst wichtig zu zeigen, dass er für die Kinder Verantwortung übernehmen würde. Dass sie wussten, dass er hinter ihnen stand. Zumindest Alyn und Brann schienen ihm das zu glauben.
„Allerdings," und damit wandte sich Notos ab, betrachtete stattdessen der Reihe nach jedes Mitglied der Bande, bevor sein Blick beim Anführer haften blieb. „schlussendlich liegt es an euch. Ich wäre für eine letzte Runde zu haben. Als finalen Abschluss. Dann könntet ihr Nirah hier zeigen, was ihr gelernt habt. Aber die Entscheidung müsst ihr treffen."
Oh, es war wahrlich nicht schwer zu bemerken, wem der dreien diese Idee gefallen würde. Selbst wenn es Bedenken gab. „Aber du bist doch noch krank!", kam sofort der erste aufgebrachte Protest von Alyn.
„Ach was, sehe ich so schwach aus? Keine Sorge, Nirah hat großartige Arbeit geleistet!" Die offensichtliche Anerkennung in seiner Stimme musste er noch nicht einmal vorspielen. Hinter dem verbarg sich dieselbe Aufrichtigkeit, mit welcher er die Heilerin nun doch anstrahlte: „Außerdem ist Nirah ja jetzt hier und kann darauf aufpassen, dass ich es nicht übertreibe, nicht wahr?" Seine rothaarige Heilerin würde wohl hoffentlich keinen Rückzieher machen. Nicht wenn Alyns Augen abermals hoffnungsvoll zu leuchten anfingen.
„Und was genau würden wir bei dem Abschluss machen? Nur Abwerfen wäre langweilig." Alyn warf Brann für diesen Kommentar einen vernichtenden Blick zu. „Nun" fing Notos an, gab sich die größte Mühe, nicht dem aufkeimenden, heiteren Lachen zum Opfer zu fallen, „ich dachte an eine Eroberungsmission. Es gibt einen Schatz, den ihr in die Hände bekommen wollt. Und ich werde ihn verteidigen." So wie Alyn zu strahlen anfing, war es klar wie der See dieses Dorfes, dass sie an seine Geschichte zurückdachte. „Und damit ich keinen unfairen Vorteil habe..." fuhr Notos fort, versank mit einem dumpfen Geräusch die Spitze seiner Hellebarde in den sandigen Untergrund. Verschränkte danach entschlossen die Arme. „Werde ich ohne Waffen kämpfen."
Erneut mischte sich Verwunderung in die Züge der Bande, zusammen mit einem Hauch von Skepsis – und einer unübersehbaren Neugier. Verhaltene Blicke wurden ausgetauscht, die aber immer öfter zu Colin rüberwanderten. So auch der von Notos. Und der Anführer erwiderte diesen, sichtlich zwiegespalten. Der Junge wusste, was von ihm erwartet wurde – eine Entscheidung. Selbst wenn die seiner Freunde schon gefallen war, würden sie letztendlich wohl trotz allem auf ihn hören, wenn er es verbieten sollte. Doch würde er dies tun und dafür die Enttäuschung von Brann und Alyn in Kauf nehmen? Oder würde er ihnen den Gefallen tun und stattdessen den Missmut seines Vaters riskieren?
Colin schien noch lange zu hadern. Musterte Notos dabei unentwegt. Er schenkte dem blonden Jungen ein aufmunterndes Lächeln. Schließlich kam nach einer Weile ein unschlüssiges: „Was genau wäre der Schatz?" Keine endgültige Zusage. Aber fast.
Die Antwort darauf kannte Notos hingegen genau. „Nirah!" Er grinste ausgelassen in die Runde, drehte sich dann einen Moment später zur Heilerin. „Ich finde, Nirah sollte das entscheiden."
Re: The Headwinds - Handlung
von Saphyr am 08.04.2023 00:28Keine Antwort. Nicht ein Ton kam durch die Tür. Nirah wartete nicht lange und öffnete sie schwungvoll. Wenn Notos nicht meinte, antworten zu müssen, war er selbst Schuld. Holz krachte gegen die Wand. Sie eilte hinein, stoppte sofort wieder und sah sich einmal um. Niemand war hier. Das Bettzeug war so zerwühlt, wie sie es zurückgelassen hatte, der Essenskorb stand noch da und sah auf den ersten Blick unberührt aus. Die lange Waffe war natürlich verschwunden, ebenso wie ihr Besitzer.
"Sir Jasper?", fragte sie. Keine Regung. Patient wie Begleiter schienen ausgeflogen zu sein.
Nirah spürte ein verräterisches Pochen in sich aufsteigen. Sie ließ die Kleidung auf das Bett fallen. Wie lange war sie weg gewesen? Die Zeit war während des Austauschs mit Weißhaar schnell verflogen. Es war sicherlich lang genug, damit Notos sich hätte waschen, seine Sachen packen und das Dorf ungesehen hinter sich lassen können.
Sich einmal im Kreis drehend, regelrecht suchend sah sich Nirah ein weiteres Mal um. Die beiden Windtänzer und der Kranz waren noch da, offensichtlich unangerührt. Als ob er etwas davon mitnehmen würde. Hastig eilte sie zu dem schlichten Schrank, riss die Türen auf. Etwas Helles kam ihr von oben entgegen gesegelt, wahrscheinlich mitgerissen von den Türen. Eindeutig Notos' Hemd. Der Rest der Montur lag ordentlich gefaltet im Schrank. Sie erkannte das dunkle Blau sofort. Sofort atmete sie erleichtert auf. Notos wäre wohl kaum ohne seine Kleidung gegangen. Ein helles, nervöses Lachen bahnte sich einen Weg nach außen. Gleichzeitig verfluchte Nirah sich für ihre eigene Reaktion. Er würde nicht gehen, ohne sich zu verabschieden? Oder? Immerhin war noch nicht alles geklärt. Noch längst nicht. Sie vertrieb das Bild des Wolfes, der sie unentwegt anstarrte, aus ihren Gedanken. Es gab Fragen zu beantworten, eine Abmachung zu erfüllen. Das war alles. Geistesabwesend faltete Nirah das Hemd. Sie stopfte es zum Rest der Montur, wo es aussah, als hätte sie es achtlos zusammengeknüllt. Dann verließ sie das Zimmer.
Draußen hoffte sie fast, den Wolf wiederzusehen, doch natürlich tauchte er nicht auf. Nirah fragte sich, ob sie sich glücklich schätzen sollte, dass er sich überhaupt gezeigt hatte oder ob sie umso genervter von ihm sein sollte. Wahrscheinlich beides. Dabei hatte es so vielversprechend gewirkt ... bis er sich in Luft aufgelöst hat. Wieder.
Notos war auch nicht hier draußen, was zu erwarten gewesen war. Wenn er nicht hier war, nicht in der Hütte und nicht abgehauen war ... Er hatte sich waschen wollen. Vielleicht hatte nicht nur Nirah - berechtigterweise - daran gedacht, ihn im See zu versenken. Die Erinnerung an ihn, wie er am Wasser saß und still nähte, kam ihr vor Augen. Entweder er war dort am Seeufer und machte ... irgendetwas. Mehr Blumen sammeln oder etwas in der Art. Oder er war irgendwo im Wald und stellte etwas unfassbar Dummes an. Andererseits ... fast alles, das ihr einfiel, schien unfassbar dumm zu sein in Anbetracht seines Gesundheitszustandes.
Trotzdem trugen Nirahs Füße sie zielstrebig zu dem silbern glitzernden Spiegel des Dorfes. Eilig ging sie das Ufer entlang, in die Richtung, wo sie Notos am Tag zuvor gefunden hatte. Bald schon hatte sie die Stelle erreicht. Er war nicht da. Für einen Moment blieb sie stehen und sah sich um. Ein säuerlicher Ausdruck wollte sich gerade schon auf ihr Gesicht schleichen, da erregte ein Klacken ihre Aufmerksamkeit. Noch mal. Wieder. Das Geräusch folgte einem undefinierbaren Rhythmus. Sie konnte nicht einordnen, was die Quelle war. Allerdings sagte es ihr eindeutig, dass Menschen es verursachen mussten. Beziehungsweise ein ganz bestimmter Mensch mit einer langen Waffe und einem Hang zur Lästigkeit. Gedämpfte Stimmen ertönten irgendwo hinter einer Mauer aus Gebüsch. Mehrere? Eine davon schien dem verschwundenen Krieger zu gehören.
Nirah lief um die grüne Barrikade herum, ausnahmsweise den langen Weg nutzend. Dahinter befand sich eine recht große, ebene Fläche auf der sich zwei, drei, nein vier Personen versammelt hatten. Einer davon war glücklicherweise tatsächlich Notos. Und die anderen drei kamen ihr ebenfalls bekannt vor.
"Weißt du, es könnte schon was dran sein, Colin." meinte Brann gerade nachdenklich. "Wenn das Monster wirklich so seltsame Magie hatte, könnte es bestimmt seine Haare so hell gemacht haben." In seiner Hand hielt er einen langen Stock. "Eben!" kam es von weiter hinten. Colin entwich derweil ein abfälliges Schnauben. Er machte eine flinke Bewegung mit seinem eigenen Stock und Brann gab einen schmerzerfüllten Laut von sich. "Du sollst nicht reden, sondern üben" belehrte Colin grinsend seinen Freund, welcher sofort seine "Waffe" anhob und einige schwungvolle Bewegungen gegen die Luft machte. Ein Mädchen stand etwas im Hintergrund und sammelte Dinge vom Boden auf. Kurz darauf wandte sie sich mit verhaltenem, aber eindeutig vorfreudigem Lächeln an Notos. "Darf ich dich nochmal abwerfen?"
Die Szene war völlig unerwartet und ließ Nirah wahrscheinlich deswegen umgehend erheitert schmunzeln. "Darf ich dich auch abwerfen, Donnerschwinge? Ich denke, das würde mir sehr gefallen." fragte sie in die Runde. Die Kinder erstarrten sofort, schienen sie erst jetzt richtig zu bemerken. Colin und Brann wirkten ein wenig so, als hätte man sie bei etwas Verbotenem ertappt. "Und darf ich fragen, was genau hier eigentlich vor sich geht?"
Alyn regte sich überraschenderweise als Erste. Ihre Augen funkelten voller Aufregung, auch wenn ihre Stimme schüchtern klang. "Der Fremde bringt uns Kämpfen bei."
Nirah zog die Augenbrauen hoch. "So, tut er das?" Ihr Blick huschte zu dem Krieger und fixierte seine irritierend blauen Augen. "Ich denke der Fremde hat nicht erwähnt, dass er noch krank ist und sich deswegen noch etwas schonen sollte, oder?" Alyn verschränkte fast vorwurfsvoll die Arme und gab eine leises "Nein, hat er nicht!" von sich. "Und ich schätze, dein Vater weiß auch nichts von der Angelegenheit, Colin?", sagte Nirah, ohne auch nur einen Moment von Notos abzulassen. "Jedenfalls habe ich ihn vorhin getroffen und er hat nicht erwähnt, dass mein Patient ihm neuerdings seine Arbeit abnimmt?" Colin machte ein seltsam ersticktes Geräusch.
"Und wie lange gedenkt der Fremde, noch Unterrichtsstunden zu geben?", fragte sie Notos. Sie klang strenger als sie sich fühlte. Denn das kleine Lächeln blieb hartnäckig auf seinem Platz. "Ich meine ..." und sie klaubte einen Tannenzapfen vom Boden, warf ihn drohend einmal nach oben. "... ich kann auch warten."
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Re: The Headwinds - Handlung
von Zladune am 14.03.2023 23:00Ab einem Punkt war Notos das Lächeln nicht mehr von den Lippen gewichen. Selbst als Nirah ihm seine überraschend ernste Lage schilderte, in welcher er sich letzte Nacht allem Anschein nach befunden hatte. Lediglich die Intensität seines Lächelns schwand. Stattdessen trug er einen beinahe entschuldigenden Ausdruck im Gesicht. Der sich nur verstärkte, als ihn eine weitere Welle des Tadelns erwischte. Lass es das nächste Mal einfach nicht so weit kommen. Er schwieg nur, beließ es bei einem sanften Schmunzeln. Besser, er ging nicht näher darauf ein. Nirah würde von ihm diesbezüglich kein Versprechen einfordern können. Nicht, wenn es so eindeutig nicht einhaltbar war. Er würde damit nur ihren Unmut herausfordern.
Obwohl, der war eigentlich stets bei ihr zu erwarten. Egal ob er ihr aufrichte Worte des Dankes entgegenbrachte oder sich aber mit Absicht einen kleinen Scherz erlaubte. Aber das war schon in Ordnung. Er nahm dies sogar ganz gerne in Kauf. Insbesondere ihre Reaktion auf sein Necken trug meist einen schwer zu widerstehendem Hauch von Liebenswürdigkeit mit sich. Wie auch in diesem Fall. Sie wollte ihm also beim Baden Gesellschaft leisten, ja? Hatte Notos auf Nirahs überraschend nonchalante Antwort erst ein verwundertes Blinzeln von sich gegeben, so war er nun an der Reihe, seine Arme zu verschränken. Eine Braue wanderte mit zunehmender Belustigung weiter in die Höhe, je länger sich seine rothaarige Heilerin unbewusst um Kopf und Kragen redete. Als sie unmittelbar stoppte, versuchte er gar nicht erst, das offensichtlich amüsierte Grinsen zu verstecken. Er konnte geradezu sehen, wie es in Nirahs Kopf ratterte, während sie ihn wortlos anstarrte. Für einen verdächtig langen Moment.
Ihre Augen verrieten sie, noch ehe er das leise Klicken zu hören vermeinte. Sein Grinsen wurde eine Spur breiter. Gut, sie hatte es endlich verstanden. Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Schmunzelnd verfolgte er den sofortigen Abgang in klassischer Nirah-Manier, kommentierte das laute Krachen der Tür nur mit einem sachten Kopfschütteln. Niedlich. Doch sie hatte nicht unrecht. Er schuldete ihr etwas. Anscheinend angefangen mit seinem Leben. Jetzt waren sie wohl quitt. Allerdings wusste er genauso gut, dass sie das damit nicht gemeint hatte – schließlich haben beide ja lediglich ihre Pflicht erfüllt. Nein, ihr ging es schlicht und ergreifend nur um ihre Abmachung. So wie ihm auch. Das war alles, was dahintersteckte. Er durfte das nicht vergessen.
Notos machte sich gar nicht erst die Mühe, die kostbaren Regenwasservorräte des Dorfes zu plündern. Das wäre sinnlos. Seine gesamte Bekleidung fühlte sich an, als wäre sie vollständig in Schweiß getränkt gewesen. Der zwar inzwischen getrocknet war, aber das würde nicht den Geruch daran hindern, sich bald vollständig zu entfalten.... Da würden zwei, drei Eimer Wasser nicht reichen. Blieb also nur der Ort, an den es ihn für seinen Geschmack schon ein wenig zu oft gezogen hatte. Den Anblick der inzwischen vertrauten, silbrigen Wasseroberfläche empfing er diesmal mit einem stummen Aufseufzen. Dieses Bild würde ihn wohl heute zum letzten Mal grüßen. Fast schon verspürte er aufgrund dessen einen Anflug an Trauer, so vernunftwidrig dies auch war.
Von Jasper war keine Spur zu sehen, als Notos ans Ufer kniete und sich die Überreste der Erschöpfung aus dem Gesicht wusch. Auch wenn der kleine Drache dem Ritter gefolgt war – nach der durchstanden Nacht würde er ihn niemals allein gehen lassen. Jedoch blieb er auch diesmal versteckt, nutze die natürlich tarnenden Farben seines Gefieders, um mit dem dichten Dickicht zu verschmelzen. So verharrte er, bewegungslos, ohne einen Laut von sich zu geben. Und lauerte. Beobachtete dabei, wie sein Partner abermals Wasser mit seinen Händen schöpfen wollte. Dann plötzlich innehielt. Das kühle Nass fiel widerstandlos wieder zurück, als Notos seine Finger zur Schläfe führte. Kurz daraufhin etwas zu fassen bekam. Zarte, doch mittlerweile stark in die Mangel genommene, blassblaue Blüten kamen zum Vorschein. Ein mattes Lächeln stahl sich auf seine Züge. Vergissmeinnicht. Es war ihm vollständig entfallen, dass er diese seit gestern immer noch trug. Wie ironisch.
Vorsichtig legte er die kleine Blumen ins Wasser. Sah dabei zu, wie sie mühelos auf der Seeoberfläche trieben, sich störrisch jeder einzelnen Welle widersetzten. Seine Lippen formten dabei die stummen Worte, bevor er sein Handeln registrieren konnte. Doch als er es bemerkte, stieß er seine Hand mit einem geschmeidigen Stoß ins Wasser. Ein schweres Seufzen begleitete die dabei entstandene größere Woge, die das winzige Pflänzchen mehr von ihm wegtrieb. Und wie immer konnte er sich dennoch nicht der dankbaren Verbeugung erwehren, bevor er sich endgültig abwandte. Genug der Ablenkungen. Er hatte eine Aufgabe zu erfüllen.
Nur wenige Minuten später befand Notos wieder auf beiden Beinen, vollständig bekleidet und mit seiner Hellebarde in der Hand. Lautlos glitt die Klinge durch die Luft, dicht gefolgt von dem dumpfen Klang von Schritten. Ausfallschritten. Anfangs waren die Manöver noch deutlich schwerfälliger, geprägt von einer für ihn ungewohnten Nachlässigkeit. Erst nach und nach gewann jeder Hieb, jeder Schwung seiner Waffe die ihm vertraute Sicherheit, die er sich seit Jahren erarbeitete. Die Bewegungen gingen weiterhin fließend ineinander über, wirkten jedoch weitaus weniger grazil vollführt. Nicht wie mit einem Schwert. Was allerdings nicht fehlte, war die unverkennbare Präzision jedes solchen Angriffs. Und mit jeder verstrichenen Sekunde mischte sich mehr der beschwingten Leichtigkeit dazu. Der nasse Stoff des beigen Oberteils haftete dabei unnatürlich schwer an seine Haut, presste sich geradezu an ihn. Aber es machte ihm nichts aus. Anfangs war die Kühle, die damit einherging sogar sehr angenehm. Insbesondere nun, da die schwüle Hitze des Tages langsam ihren Höhepunkt erreichte.
Mit einem Mal hielt Notos abrupt inne. Die Augen geschlossen. Ein kalter Schauer rann über seinen Rücken, während er nachdenklich die Stirn runzelte. Dann fiel seine Aufmerksamkeit zielsicher auf eine bestimme Gruppierung an dicht beieinander wachsenden, stellweise ineinander verwobenen Gebüschen. Er ließ seine Waffe sinken. „Ihr drei schon wieder." Es klang weniger wie eine Frage, mehr wie eine simple Feststellung.
Unwillkürlich begann Notos sanft zu lächeln. „Womit habe ich die Ehre verdient, gleich zweimal heimlich beobachtet zu werden?"
Schweigen. Dann erhob der blonde Junge, wohl der Anführer der Truppe, die Stimme. Gehässig. Abwertend. Und offensichtlich bemüht, tiefer zu klingen, als sie wirklich war. „Du bist ein Fremder. Du gehörst hier nicht hin. Du und deine seltsame Waffe".
„Ja!", schaltete sich sein Freund dazu. Erntete dafür prompt einen warnenden Seitenblick. „Warum sieht die überhaupt so seltsam aus? Es sieht aus wie eine Axt mit einem viel zu langen Stiel. Damit kann man doch gar nicht richtig kämpfen." Und während der schlaksigere der beiden Jungen vom anderen einen Hieb mit dem Ellenbogen kassierte, ahnte Notos so langsam, woher der Wind wehte. Er hob seine Hellebarde an. „Ich kann gerne zeigen, wie man damit kämpft – werft mich einfach ab." Stumme Irritation verdrängte zum Teil die feindselige Haltung, als die Bande untereinander verdatterte Blicke austauschte. „Ich meine es ernst.", beteuerte er nochmal schmunzelnd. „Werft mich ab. Egal mit was. Tannenzapfen, Stöcke, Steine... Ich halte es aus."
Es dauerte eine geraume Weile, bis wieder Leben in das Grüppchen kam. Und selbstverständlich war es der Anführer, der den ersten Angriff startete. Ein kleiner, verzweigter Ast, halbherzig und im hohen Bogen geworfen. Notos wehrte diese mit einem genauso lahmen, wenig enthusiastischen Hieb seiner Waffe ab. „Ist das alles?", stichelte er neckend. Das war wohl das Startzeichen. Ab diesem Zeitpunkt flogen ihm häufiger Projektile des Waldes entgegen. Die Kinder trauten sich sogar immer öfter direkt auf ihn zu zielen. Nun, zumindest die Jungs. Als das erste schwerere Geschütz gewählt wurde, schaffte es Notos diesen erst auf den letzten Drücker zu parieren. Der Stein landete mit einem lauten Platschen im See. Ihm entkam ein schiefes Grinsen. Das.. war gar nicht mal so übel! Und es war tatsächlich nicht ganz einfach, diese Menge an kleinen Geschossen gleichzeitig abwehren zu können. Er würde sich wohl mehr...
Es traf ihn völlig unvorbereitet. Im wahrsten Sinne des Wortes. Der Schmerz an seinem Hinterkopf war von kurzer Dauer und eigentlich kaum der Rede wert. Dennoch hielten auf einmal alle inne, als das kaum wahrnehmbare, dumpfe Geräusch eines Aufpralls dicht neben ihm erklang. Notos blickte zu Boden. Ein Kiefernzapfen. Anders als die restlichen Sachen, musste er von der Seite geworfen worden sein. Was wiederum bedeutete... Als er wieder zu der Gruppe an Kindern aufsah, erkannte er gerade noch, wie das kleine Mädchen zurück zu den Jungen huschte und sich verschreckt hinter dem Blondhaarigen versteckte. Sie war definitiv die Jüngste der drei. Und trotzdem schon so eine pfiffige Strategin...
Die Haltung der anderen wirkte mit einem Mal ebenfalls angespannt. Abwartend. Die Vorsicht wich aber genauso schnell wieder – nämlich dann, als ein heiteres Lachen die kleine Lichtung erfüllte. „Nicht schlecht, nicht schlecht! Damit geht der Sieg wohl an euch." Notos' Lachen erstarb, hinterließ auf seinem Gesicht aber weiterhin ein gutmütiges Grinsen. „Wie sieht's aus? Wollt ihr es mal probieren?"
---
„Achte auf deine Stellung. Die Füße sind zu weit auseinander. Und die Hand muss den Schaft so umgreifen... genau. Hände näher zusammenrücken, sonst rutscht dir die Waffe beim nächsten Schwung aus den Händen... Perfekt." Notos war sich nicht ganz sicher, wann genau der Übergang stattgefunden hatte. Der Augenblick, an welchem die Neugier der Drei endgültig überhandnahm. Zwar konnte diese die Vorsicht nicht gänzlich überschatten. Aber das Misstrauen wich langsam, je länger seine kleine Einführung in die Handhabung der seltsamen Waffe andauerte. Der Anführer der Truppe war der erste, der sich nach langem Zögern herangetraut hatte. Nicht ohne drohende Blicke und einer Warnung im Sinne von "Wenn mir etwas zustößt, wird mein Vater dich umbringen und das ganze Dorf auf dich hetzen". Aber es war ein Anfang. Und er hatte sich nicht schlecht gehalten. Notos erkannte eine Person, die schonmal eine Waffe in der Hand gehalten hatte. Sein junger blonder Schüler gehörte definitiv dazu. Sein Freund hingegen, dem er nun gerade die wichtigsten Grundlagen zu vermitteln versuchte...
Notos beobachtete mit einem skeptischen Blick die weiten, ausholenden Bewegungen – und griff schließlich ein, als der schlaksige Junge die Hellebarde von oben auf die Erde hinabdonnern lassen wollte. Die kalte Klinge drückte scharf gegen seine Handfläche, als dem Jungen wie zu erwarten bei dem Schwung die Waffe entglitt. Notos quittierte es lediglich mit einem gutmütigen Aufseufzen. „So wird es nicht funktionieren. Du kannst diese Waffe nicht wie einen Besen herumschwingen." Spottendes Kichern ertönte aus den hinteren Reihen, woraufhin sein neuster Lehrling frustrierter die Schultern hängen ließ. Notos hingegen ging auf den Kommentar gar nicht erst ein, sondern sah über diesen Fehlschlag wie schon die ganze Zeit geduldig lächelnd hinweg. „Obwohl, mit einem Besen würde das wohl auch funktionieren. Aber es geht einzig und allein um die Technik. Sieh her." Er umschloss mit dem Jungen zusammen die Hellebarde, um seine Haltung zu korrigieren, aber auch, um ihm das Führen zu erleichtern. „Du musst dich entscheiden, ob du zustoßen oder einen Hieb vollführen möchtest. Lass uns zuerst auf ersteres fokussieren. Dafür musst du diese Stellung einnehmen... gut. Versuch es nochmal."
Die nächsten paar Manöver funktionierten deutlich besser. Ein paar Mal sogar ohne seine Hilfe. Dennoch... Nachdenklich betrachtete er die für die Kinder eigentlich viel zu lange Waffe. „Hm. Nun, ich würde euch noch mehr beibringen. Aber dafür wäre es wohl besser, wenn ihr eigene Übungswaffen hättet. Vielleicht würden Äste ausreichen, etwas kürzer aber als meine eigene..." Er schaffte es nicht mal fertig zu reden, da erklang bereits ein „Ich finde als erster eine!", dicht gefolgt von einem „Heh, warte!" Und da waren die Jungs schon im Wald verschwunden. Schmunzelnd sah er ihnen nach. Plötzlich waren seine Verfolger so übermütig. Nun, alle, bis auf eine...
Ein scharfes Starren brannte sich in seinen Nacken, bevor Notos sich mit einem warmen Ausdruck im Gesicht zu der Jüngsten im Bunde umdrehte. Er ging vor ihr in die Hocke. „Und was ist mir dir, junge Dame? Wolltest du es auch versuchen?" Scheues Starren war nach wie vor die Antwort. Dabei fixierte sie nicht mal seine Augen. Eher eine Partie weiter darüber. Er verharrte in dieser abwartenden Position, bevor das kleine Mädchen es scheinbar selbst nicht mehr aushalten konnte. „Sind deine Haare so hell, weil du krank bist? Warst du deswegen bei den Heilerhütten?", platzte es auf einmal unverblümt aus ihr heraus. Notos blinzelte verwundert – und begann dann unvermittelt verhalten vor sich hinzustrahlen. Goldig. „Nun, nicht ganz, aber..." Verstohlen ließ er seinen Blick in der Lichtung umherwandern, ehe er sich verschwörerisch noch etwas weiter vorlehnte. „Möchtest du ein Geheimnis hören? Aber niemand darf davon erfahren, in Ordnung?" Die Augen seines Gegenübers wurden größer. Sie nickte heftig. Notos' Schmunzeln gewann an Intensität. Oh, er war sich sicher, zumindest in den Kreisen der Dorfkindern würde bald jeder davon wissen.
„Ich hatte nicht immer so helle Haare. Seltsam, nicht wahr? Es passierte, als ich deutlich jünger war. Kaum älter als deine Freunde. Weißt du... in der Nähe meines Dorfes gab es ein Monster. Es musste uralt sein. Meistens ließ es uns in Ruhe und wir taten das gleiche. Allerdings... unter den Jungs gab es eine Mutprobe – je näher man sich an die Höhle des Biests traute, umso mehr wurde man von den anderen respektiert. Und nun, ich war jung, wollte vor den anderen angeben... ich habe mich sogar in die Höhle rein getraut. Weißt du, was ich gesehen habe?" Seine Zuhörerin erstarrte. Rutschte noch ein wenig näher heran. Notos fuhr gedämpft fort, gestikulierte dabei veranschaulichend: „In der hintersten Ecke der Höhle lag ein langer, schuppenbesetzter Körper. Mit gewaltigen, krallenbesetzten Pranken. Und viiiiel größer als ich es war. Außerdem lagen bei seinem langen, dornigen Schweif unzählige glitzernde Gegenstände und Edelsteine. Und unter ihnen..." Notos klopfte vielsagend auf seine Hellebarde.
Das junge Mädchen holte tief Luft: „Du hast nicht!!" Dann hielt sie inne, fuhr leiser fort: „Du hast deine Waffe von diesem Monster geklaut?" Er nickte bedächtig. „Und hätte dafür fast mit meinem Leben gezahlt. Ich hatte nur Glück, dass das Wesen anfangs schlief und dass ich schon damals der flinkste Junge im Dorf war. Sogar flinker als viele der erwachsenen Krieger. Als das Biest aufgewacht war, war ich fast schon aus der Höhle draußen. Dennoch... es war wütend. Hat nach mir ausgeholt. Ich habe die Magie, die dessen Krallen umwabert hat, nie zuvor gesehen. Es hat mich nur knapp streifen können, sonst wäre ich sicherlich nicht mehr am Leben. Ich war unglaublich töricht. Aber es hat mich für meinen Mut für immer gekennzeichnet. Einerseits dieser Waffe und dem ein oder anderen ....Kratzer. Aber auch mit meiner seltsamen Haarfarbe, die ich seither trage."
Lautes Rascheln erklang, als ein Schatten aus dem niedrigen Gebüsch hervortrat. „Er bindet dir nur einen Bären auf, Alyn. Solche Monster gibt es nicht." Das Augenrollen war aus der Stimme des blonden Anführers klar rauszuhören. Zu Notos' großer Überraschung wurde er wohl wieder belauscht. „Aber...er hat helle Haare. Sie sind fast weiß wie Schnee", gab das Mädchen patzig von sich. „Und er hat eine seltsame Waffe. Sie sieht richtig edel aus. Du hast selbst gesagt, dass du sowas nie gesehen hast, Colin." Und damit wäre das Trio wohl wieder komplett. Der älteste der Bande gab nur ein undeutliches Murren von sich, schien der Geschichte weder zu glauben noch diese komplett widerlegen zu können. Und Notos? Der grinste nur verschmitzt vor sich hin. „Ich sehe, ihr seid zurück. Nun denn, wollen wir weiter machen?"
Re: The Headwinds - Handlung
von Saphyr am 10.03.2023 14:52Nirah machte nur eine wegwerfende Handbewegung. "In Anbetracht der Umstände ist dein Erwachen sicherlich rechtzeitig" gab sie zurück. "Wenigstens weilst du noch unter den Lebenden, nicht? Ich hätte es mir auch anders überlegen können." Ein leises Geräusch, wie ein Lachen, begleitete die Worte.
Dann erst wurde ihr Notos' Lächeln, das ihrem entgegen strahlte, richtig bewusst. Es ließ kurz darauf von ihr ab, wandte sich Sir Jasper zu. Ihr Ausdruck wankte unentschlossen. Und erstarrte wie ertappt, als Notos sie mit einem noch breiteren Grinsen als zuvor bedachte. Es geht mir bereits viel besser, nun da ich dich sehen kann. Nirahs Lächeln fiel unmittelbar aus ihrem Gesicht und Missbilligung legte sich über ihre Augen. Oder war es Verwirrung, Ärger? Nun, das war auch egal. Ohne genau zu wissen, was er ihr dieses Mal sagen wollte, gab sie aus Prinzip ein widerstrebendes Schnauben von sich.
Etwas verwirrt wirkte ihr Patient noch. Sie folgte seinem langen Blick nach draußen, sagte nichts, verharrte abwartend. Schließlich folgte wenig später ein ergebenes Seufzen angesichts Notos' völliger Unkenntnis über die vergangenen Stunden."Du warst seit gestern Nacht nicht mehr ansprechbar. Hattest hohes Fieber. Wenn ich mich nicht täusche, auch Halluzinationen. Ich war die ganze Zeit ... du warst wirklich ... vergiss es. Irgendwann hat sich jedenfalls alles stabilisiert und ich habe dich schlafen lassen." berichtete sie beinahe vorwurfsvoll. "Lass es das nächste Mal einfach nicht so weit kommen, verstanden? Vielleicht lernst du daraus. Insofern ist es von Belang." sagte sie nachdrücklich, weiterhin nicht ohne Tadel. Starr beobachtete sie die kleine Verbeugung, doch ihr Blick wurde beide den Worten unmerklich einen Hauch sanfter. Nirah schüttelte den Kopf. "Spar dir deinen Dank, Donnerschwinge. Ich habe nur meine Pflicht erfüllt." murrte sie ihn an.
Kaum hatte sie dies gesagt, sprang sie regelrecht vom Stuhl als ihr Gegenüber sich plötzlich aus dem Bett schwang. Mit zwei stolpernden Schritten rückwärts brachte sie mehr Platz zwischen sie beide. Wieso war er schon wieder so agil? Konnte er nicht noch ein wenig das Bett hüten, weniger ... energiegeladen sein? Zumindest für ein bisschen länger? Wortlos nickte sie nur hinsichtlich Notos' unmittelbaren Plänen. Frische Kleidung und eine Wäsche waren nicht verkehrt. Ihr Patient war derweil schon durch den halben Raum gewandert und hatte seine Waffe in Beschlag genommen. Nirah stand einfach nur da, mit noch fester verschränkten Armen und sah ihn abwartend an.
Erst die nächste Frage riss sie aus ihrer Halbstarre. "Selbstverständlich sollte ich dir Gesellschaft leisten." fing sie an, machte dabei wieder einen kleinen Schritt auf Notos zu. "Ich muss sehen, wie die Verletzung aussieht und ich habe dich eindeutig noch nicht für gesund erklärt. Außerdem ..." Sie unterbrach sich und starrte den Mann vor ihr an. Die weißen Verbände, die großflächig um seinen Oberkörper geschlungen waren, lugten unter dem nicht mehr frischen Hemd hervor. Oh einige Eimer Wasser würden kaum reichen, er sollte sich am besten direkt in den See werfen. Im selben Moment wurde ihr bewusst, was er sie eigentlich gerade eben gefragt hatte.
Stille.
"Schön!" zischte sie lauter als es in dem kleinen Zimmer nötig gewesen wäre. "Geh dich waschen, es ist sehr nötig. Ich gehe etwas anderes erledigen. Und danach haben wir beide noch ein paar Dinge zu klären. Du schuldest mir etwas, Donnerschwinge."
Ob es eine gute Idee war oder nicht, die Tür fiel laut hinter ihr zu als Nirah nach draußen stürmte und ihren Patienten sich selbst überließ. Ihre Schritte führten sie zu den leeren Öllampen, die sie fein säuberlich aufeinander gestapelt hatte. Sie nahm alle, verließ die Hütte und schlug direkt die Richtung zu dem schmalen Weg zwischen den Bäumen hindurch ein. Etwas später wuselten Menschen geschäftig an ihr vorbei, so wie es tagsüber im Dorf stets war. Wobei jetzt zu Mittag weniger als üblich unterwegs waren. Manche würden essen oder sich nach dem Essen ausruhen, andere würden die Hitze der Tagesmitte meiden. Die, deren Weg Nirah kreuzte, sahen nur kurz desinteressiert auf. Ein paar nickten ihr knapp zu.
Gerade als Nirah an Weißhaars Hütte hatte anklopfen wollen, war die Tür geöffnet worden. Ein beeindruckend großer Mann mit wirren blonden Haaren und Bart und einem stets ernsten Gesichtsausdruck war ihr entgegengekommen. Nirah war hastig einen Schritt zurückgegangen und hatte ihn respektvoll gegrüßt. So respektvoll, wie es erwartet wurde. Erik war nicht nur ein gefürchteter Krieger in den mittleren Jahren, sondern auch der Häuptling des Dorfes. "Ich glaube, Vater hat mit dir gerechnet." hatte er nur gesagt und war dann zügig davon gestapft. Der alte Wächter war dort, wo sie ihn erwartet hatte: In seiner Hütte, an seinem Arbeitstisch, fast wie gestern als sie im Dorf angekommen waren. Dieses Mal lagen keine Kräuter vor ihm. Er sah nur nachdenklich in den Raum. Sein Blick hellte sich auf, als er Nirah sah, die hineingeschlüpft war.
"Nirah. Ich hatte mich schon gefragt, wann es dich vom Heilerquartier wegtreiben würde. Wie geht es unserem Patienten?" fragte er lächelnd. Natürlich, Devon hatte sicherlich davon berichtet, was er vorgefunden hatte. Dass sie bei Notos gewacht hatte und er geschlafen hatte. Ihr Mentor würde seine eigenen Schlüsse daraus gezogen haben und diese waren zumeist erstaunlich zutreffend. Nirah trat näher an den Tisch und stellte die leeren Schalen der Öllampen darauf ab. "Besser. Er hatte eine härtere Nacht als ich erwartet habe. Eine ... Blutvergiftung durch eine Verletzung. Er hat mit starkem Fieber auf das Heilritual reagiert. Hat bis Mittag geschlafen. Aber jetzt scheint er wohlauf zu sein." berichtete sie sachlich die wichtigsten Ergebnisse. Es war ein gängiges Ritual zwischen ihr und ihrem Mentor, sich über den Verlauf von Heilungen auszutauschen.
Auch wenn sie dieses Mal nicht ganz ehrlich war. Notos' Vergiftung sah vielleicht einer Blutvergiftung ähnlich, doch nach allem, was sie wusste, war es keine. Doch wie hätte sie erklären sollen, dass sie gar nicht genau wusste, was mit ihm los gewesen war? Er muss von einer mit leuchtender Magie versehenen Waffe erwischt worden sein. Welche Magie? Nun, eine, die gar nicht existiert, soweit ich weiß. Das hörte sich absurd an.
"Ich verstehe. Erzähl mir genau, welche Maßnahmen du ergriffen hast und welche Reaktionen du beobachten konntest." forderte Weißhaar sie auf. Nirah setzte sich an den Tisch und begann die Ereignisse der letzten Nacht bis vorhin, als sie Notos zurückgelassen hatte, zusammenzufassen. Sir Jasper erwähnte sie mit keinem Wort, genauso wenig wie ihre gemeinsame Bastelrunde und ihren Aufenthalt am Fuß des Bettes.
Schließlich nickte der Mentor anerkennend. Er begann mit Nirah darüber zu diskutieren, welche Möglichkeiten es gab, einem unwilligen Patienten Heilkräuter zu verabreichen. Sie gingen gemeinsam ähnliche Fälle und mögliche Komplikationen bei der Heilung von Vergiftungen durch. Weißhaar schien recht zufrieden mit ihrer Arbeit und Nirah selbst vergaß für eine Weile alles außer den anregenden Austausch zwischen zwei eifrigen Heilern.
"Er wird uns verlassen, sobald er vollständig genesen ist?" erkundigte sich der Ältere. Es klang fast wie eine Feststellung oder eine Erwartung. "Das wird er." antwortete Nirah zögerlich. "Gut." meinte Weißhaar und stand auf. Nirah tat es ihm gleich. "Er schien mir kein Mann zu sein, der Gastfreundschaft überstrapaziert. Du weißt so gut wie ich, dass er nicht hierher gehört. Aber bis dahin wird er wohl keine größeren Probleme verursachen. Schaut nur, dass sein kleiner Begleiter nicht unter die Augen der anderen kommt, dass er nicht mit gezückten Waffen im Dorf herumläuft und dass er möglichst unsere Kleidung trägt. Wir sollten Unruhe vermeiden."
Nirah erstarrte als ihr Mentor eindeutig über Sir Jasper sprach. Woher weiß er ... "Ich dachte, er könnte vielleicht ... Ja. Verstanden. Ich kümmere mich darum." murmelte sie. "Wann darf ich zurück zu meiner eigenen Hütte?", fragte sie vorsichtig. "Sobald er verschwunden ist." war die prompte Antwort. Sie setze sofort zu lautem Protest an, holte schon tief Luft. Atmete wortlos wieder aus. Sie wusste nicht genau wieso, aber langsam bekam sie den Eindruck hinter der Entscheidung lag mehr als eine Bestrafung. War ihr Mentor wirklich so besorgt, weil ein fremder Krieger im Dorf war? Dafür wirkte er ein wenig zu unbekümmert. "Bis dahin hast du keine Lehrstunden bei mir. Aber bereite dich bitte auf die Tag- und Nachtgleiche vor. Du hast eine Aufgabe zu erfüllen."
Hörbar zähneknirschend gab Nirah ein leises "Verstanden." von sich. Damit war die Unterredung mit ihrem Mentor beendet.
Sie war nicht dazu gekommen, ihm von ihren Vermutungen zu ihren Visionen zu erzählen und sie war sich auch nicht sicher, ob sie es wollte. Der Gedanke war durchaus aufgekommen, doch irgendetwas hatte sie abgehalten. Vielleicht war es besser, das Thema selbstständig zu klären und danach freudig den Abschluss ihrer Ausbildung zu verkünden. Mit einem Stapel Kleidung machte sie sich auf den Weg zurück. Sie nahm nicht den Trampelpfad wie zuvor, sondern huschte quer durch die engstehenden Bäume. Das war der kürzeste Weg.
Ein dunkler Schemen zog ihre Aufmerksamkeit auf sich. Nirah blinzelte mehrmals und blieb plötzlich wie angewurzelt stehen. Der Wolf, das Tier, das sie in Träumen und offensichtlich auch in echt verfolgte, stand still ein Stück entfernt zwischen den Bäumen. Er stand einfach nur da, am helllichten Tag. Und er sah sie an. Ruhig, abwartend. Sein Fell war wirklich so schwarz wie die Nacht. Und sein eisblauer Blick brannte sich in ihren. Es bestätigte sich, was sie zuvor schon gedacht hatte: Er war recht groß, viel zu groß für einen einfachen Wolf zugegeben. Zum ersten Mal erhaschte sie einen klaren Blick auf ihren Verfolger und Nirahs Atem stockte. Bis sich irgendwann ein hoffnungsvolles Lächeln auf ihre Lippen schlich.
"Bist du hier, um mir mein Zeichen zu geben? Bist du mein Zeichen?" flüsterte sie ehrfürchtig. "Habe ich es geschafft?"
Plötzlich ertönte ein scharfes Knurren und Bewegung kam in die starre Gestalt. Er machte einen Satz nach vorne, hielt inne und sah Nirah einen kurzen Moment eindringlich an. Wie eine Aufforderung. Dann preschte er los, trabte ohne ein weiteres Zögern davon. Nirah fing sofort an ihm hinterher zu laufen. Ich soll ihm folgen. Er wird meine Frage beantworten. Sie hastete ihm hinterher. Äste, Sträucher, Bäume behinderten ihren Weg. Sie konnte kaum mit seiner Geschwindigkeit mithalten. Immer weiter entfernte er sich, bis er einen Haken schlug und hinter dem Grün von Blättern verschwand. Keuchend folgte Nirah ihm, nahm dieselbe Kurve, stolperte und brach durch das Dickicht auf eine Lichtung. Verwirrt versuchte sie die Gestalt des Wolfes auszumachen. Dann erkannte sie wo sie war. Direkt vor ihr ragte eine Heilerhütten auf und ein Stück weiter rechts erkannte sie noch die kalte Asche des gestrigen Lagerfeuers. Der Wolf war verschwunden. Wieder einmal.
Nirah bohrte ihre Fingernägel in den weichen Stoff der Kleidung, machte ein paar Schritte in die Lichtung hinein ohne wirkliche Hoffnung. Er war und blieb verschwunden. Sie war der Hütte näher gekommen, war um sie herum gelaufen und stand nun vor dem Eingang. Notos' Hütte, wurde ihr klar. Sie fluchte in sich hinein, fauchte frustriert, knurrte, grollte. Verharrte dort. Verdammte den Wolf und seine Aktionen. Es half nichts. Man spielte wieder Spiele mit ihr. Das ist alles.
Grob stieß sie die Eingangstür auf und klopfte laut, ungeduldig gegen seine Zimmertür. "Bist du fertig, Donnerschwinge?" rief sie mit eindeutigem Ärger in der Stimme und einer großen Portion Ungeduld nach drinnen.
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Re: The Headwinds - Handlung
von Zladune am 15.02.2023 01:09Er musste wohl noch unter dem Effekt des Giftes stehen. Oder nicht richtig erwacht sein. Anders konnte er es sich nicht erklären. War die Person vor ihm wirklich Nirah? Die unverwechselbare Aura sprach dafür, doch... seit wann trug die zügellose Heilerin in seiner Anwesenheit ein so unverschleiertes, heiteres Lächeln? Ein ungewohnter Anblick – aber zusammen mit ihrer tadelnden Haltung und der offensichtlichen Belustigung, die in ihrer Stimme schwang, wirkte diese Kombination vertraut. Sehr vertraut. Es war ihm unmöglich, die natürliche Reaktion zu unterbinden. Augenblicklich gewann das ursprünglich kleine, warme Lächeln an Intensität. „Mittag schon? Nun, gut dass ich darauf zählen kann, dass du mich rechtzeitig in die Welt der Lebenden zurückholst."
Mittag also. Er hatte zu viel Zeit verloren. Was hatte ihn überhaupt dazu geritten, so lange zu schlafen? Deutlich vorsichtiger als zuvor hievte sich Notos langsam in eine sitzende Position, bedacht darauf, Jasper dabei nicht von sich runterzustoßen. Der erhöhte als Antwort den Druck auf den Fingern, die er weiterhin in Gefangenschaft hielt. Notos ignorierte diesen Protest, genauso wie den scharfen Blick, mit welchem ihm Nirah die Schüssel in die Hand drückte – eine Geste, die ihm ungewohnt bekannt vorkam. Aus Gründen, die ihm partout zu entfallen schienen. Oder vielleicht war er auch nur zu beschäftigt damit, das verschmitzte Grinsen zu unterbinden, welches sich bei den Warnungen der Heilerin auf seine Lippen schleichen wollte. Er scheitere miserabel. „Mach dir keine Sorgen", winkte er beschwichtigend ab, „es geht mir bereits viel besser, nun, da ich dich sehen kann."
Plötzlich verschwand das Ziepen und Zerren an seiner Hand vollständig. Stattdessen verlagerte sich der Fokuspunkt der Krallen auf seinen Unterarm. Denselben, der noch immer die gefüllte Schüssel hielt. Ein zweiter, fordernder Blick bohrte sich in sein Innerstes. Diesmal folgte Notos dem Befehl, kam jedoch nicht umhin, fragend die Brauen nach oben zu ziehen. Warum waren alle so erpicht darauf, dass er Wasser zu sich nahm? Natürlich, es war nicht verkehrt. Er würde viel trinken müssen, um das Gift endgültig aus seinem Körper bannen zu können. Der Nachdruck, mit dem sie beide allerdings auf diese darauf bestanden, war verwunderlich. Es ging ihm gut. Besser zumindest, als er selbst angenommen hatte, nach den ausdrücklichen Warnungen zu etwaigen Nebenwirkungen. Doch Jasper und Nirah taten so, als wäre er auf dem halben Wege ins Grab. Oder als wäre er es vor kurzem noch gewesen... Die nächsten Worte der Heilerin schienen diese Vermutung lediglich bestätigen zu wollen.
Ich bin froh, dass du wach bist. Willkommen... zurück? Notos Lächeln verblasste, nahm unsichere Züge an. Ein Teil von ihm ahnte die Antwort, noch bevor die zögerliche Frage im Raum erklang. „...War es so schlimm?"
Die letzten Stunden... nur wenig davon war in seinem Bewusstsein verblieben. Und selbst diese Fetzten an verschwommenen Bildern glichen mehr flüchtigen Eindrücken als realen Gegebenheiten, die tatsächlich passiert sind. Er erinnerte sich dunkel an... das heiße Blut in seinen Adern. Seine Blindheit. Strahlendes Licht, welches scharf in seine Augen stach. Stimmen, viele Stimmen. Oder doch eine einzelne? Und dann war da noch...
Irritiert legte Notos die Stirn in Falten, als ihn ein warmer Lufthauch streifte, sich um ihn legte wie ein sanfter Mantel der Geborgenheit. Sein Blick wanderte kurz zum weit geöffneten Fenster. Nachdenklich – mit einem leisen Hauch von Wehmut in den Augen. Jemand hatte ihn gerufen. Dessen war er sich sicher. Allerdings...wer? Und hatte ihn diese Person zu sich rufen wollen? Ihn um Hilfe gebeten? Oder... war es eine Warnung gewesen?
Die strenge Intensität wich sofort aus seinem Gesicht, als er sich nach einem kleinen Zögern Nirah wieder zuwandte. Stattdessen setzte er eine deutlich beschwingtere, sorgenfreiere Miene auf. Zwang sich, seine Haltung nicht zu verkrampft zu halten. Er wollte und sollte einfach nicht daran denken. „Nun, wie dem auch sei. Es ist wohl nicht mehr von Belang. Schließlich bin ich wieder wohl auf". Oder eher, er wird es bald wieder sein. Selbst die tiefsitzende Müdigkeit in seinen Gliedern würde in den nächsten Stunden verschwinden. Wenn nicht... nun, er konnte dem notfalls ein wenig nachhelfen. Doch es war vermutlich gar nicht nötig.
Notos sah auf sich herab. Ließ seine Aufmerksamkeit an seiner Seite ruhen, durch die gestern noch in regelmäßigen Abständen ein brennender Schmerz auf- und abgeebbt war. Er hatte es sich bisher zwar nicht selbst ansehen können... doch das Gift schien tatsächlich gewichen zu sein. Zumindest konnte er dessen Präsenz in seinen Energieströmen kaum mehr wahrnehmen. Allmählich wurden seine Züge weicher, als er liebevoll durch Jaspers Federkleid strich. „Und das habe ich wohl auch euch zu verdanken, nicht wahr?" Dann hob er seinen Kopf an, suchte kurz den Blickkontakt mit der Heilerin auf. Ehe er mit einem aufrichtigen Lächeln eine Verbeugung andeutete, eine Hand dabei auf die Brust gelegt. „Danke, dass ihr über mich gewacht habt. Und... ich entschuldige mich für alle entstandenen Umstände."
Und mit diesen Worten... legte Notos die leere Schüssel auf die Ablage neben sich und stand unvermittelt auf. Jasper quittierte diese Aktion mit einem aufgescheuchten Sprung zur Seite. „Ich fürchte, ich werde deutlich mehr Wasser benötigen. Und... vielleicht auch einen Kleiderwechsel?" Er schenkte Nirah ein verhaltenes Grinsen. Die Spuren der vergangenen paar Stunden gehörten von seinem Leib gewaschen. Zusammen mit den letzten Überresten des Giftes. Schonen konnte er sich später immer noch.
Er tätigte ein paar vorsichtige Schritte in Richtung des Schranks und bekam seine Hellebarde zu fassen. Seine Stütze, zu Zeiten jeder Schwäche. Für einen Moment genoss er die vertraute Form in seiner Hand, ließ einen Teil seiner Energie in die Waffe rüberschwappen – und stutzt kurz, als ihm ein roter Schimmer auf seinem Handrücken auffiel. Doch nach einem Blinzeln war dieser bereits wieder verschwunden, weshalb er es nur bei einem verwunderten Kopfschütteln beließ. „Ich nehme mal an, dabei willst du mir keine Gesellschaft leisten?" Der witzelnde Unterton stach klar heraus, überschatte dabei mühelos selbst den kleinsten Ansatz an Erschöpfung in seiner Stimme. Er konnte sich bei Nirahs Sturheit vorstellen, dass sie ihn lieber weiterhin überwachen wollte. Aber dafür sollte er wirklich keine Hilfe benötigen müssen.
Re: The Headwinds - Handlung
von Saphyr am 11.02.2023 03:56Nirah starrte die Tür an. Noch immer hob und senkte sich ihr Brustkorb schneller als gewöhnlich, vor Schreck ebenso wie vor Wut. Das höhnische Lachen klang in ihren Ohren nach. Natürlich hatte er die Gelegenheit ausgenutzt, seine Sprüche zum Besten zu geben. Er bekam den Mund kaum auf, wenn Weißhaar oder andere Wächter in der Nähe waren. Unter sich waren die Lehrlinge aber kaum zurückhaltend, ganz besonders Devon nicht. Sie wusste ganz genau, was er ihr hatte sagen wollen, hinter dem Schleier von beinahe kameradschaftlich wirkenden Worten.
Hört her, die seltsame Außenseiterin greift nach dem letzten Strohhalm, indem sie einen Fremden ins Dorf bringt. Wieso sollte sie sich sonst mit ihm abgeben, so bissig wie sie uns alle meidet? Oder meint ihr etwa ... oh ja, das ist eine gute Idee, Kiran. Nicht schlecht. Ich frage mich nur ... wie hält er es überhaupt mit ihr aus?
Es würde sie nicht wundern, wenn die anderen tatsächlich Wetten miteinander abschlossen, was hinter Notos' Aufenthalt steckte. Das wäre nichts Neues.
Was meint ihr, wann wird sie anerkannt? Wenn sie dreißig ist, sagst du? Ich bin ja für nie.
Oh, wenn sie Devon das nächste Mal in die Finger bekam ... dann würde sie, würde sie ...
Die Sinne umwölkt von ihrem Ärger, bemerkte sie erst jetzt, dass nicht nur sie die Tür anstarrte. Ein kleines Wesen - nach der langen Nacht fast schon ein Bekannter - stand drohend vor dem Eingang. Seine Haltung spiegelte ihre eigenen geballten Fäuste wider.
Langsam vertrieb sie die Anspannung aus ihren Muskeln. "Vielleicht sollte ich lieber andere im See ertränken, anstatt mich selbst. Was meinst du?" fragte sie Sir Jasper knurrend. Doch der war schon anderweitig beschäftigt. Sein Kopf verschwand gerade im Frühstückskorb. Nirah quittierte es mit einem gequälten Lächeln, die Gedanken ganz woanders.
Es war nichts Neues, dachte sie. Und es gab Wichtigeres. Ruckartig drehte sie sich zum Bett, seufzte beinahe auf. Notos war bei all dem Lärm nicht aufgewacht. Er atmete ruhig und gleichmäßig. Und er sah besser aus, viel besser. Auch wenn sich dunkle Spuren von Erschöpfung auf seinem Gesicht eingegraben hatten. Wie groß die Schatten in ihrem eigenen wohl waren? Sehnsüchtig wanderte ihr Blick zu dem wunderbar weich anmutenden Bett - leider immer noch besetzt - dann zu Boden. Vielleicht sollte sie wirklich nicht hier schlafen. Nur noch ein wenig ...
Als sie müde blinzelte, schob sich eine Gestalt zwischen sie und ihren auserkorenen Platz. Sir Jasper legte etwas vor ihr auf den Boden und bohrte seinen goldenen Blick in sie. Dann verschwand er zurück zu seinem bevorzugten Ort des Aufenthalts: Notos' gesamter Körper. Nirah hatte bereits verstanden. Sie ließ sich zu Boden sinken und pickte dabei das Brot auf, legte es in ihren Schoß. Das Brennen in ihren Augen wurde untermalt von einem ununterdrückbaren Gähnen. Sie zog das Brot ein wenig näher an sich, blinzelte wieder. "Ich esse es später", murmelte sie irgendwann leise im Halbschlaf.
Es war erstaunlich, was ein Laib Brot aushalten konnte. Nachdem Nirah erwacht war, hatte sie ihn äußerst irritiert aus ihrer Umarmung gezogen. Wenig später waren die Erinnerungen zurückgekehrt und sie hatte in sich hinein gelächelt. Die Kruste war nur etwas eingedellt, kaum der Rede wert. Spuren von Zähnen zierten sie an einer Stelle. Aber es roch frisch und weckte ein Grollen in ihrem Magen. Sie war aufgestanden und hatte kurzerhand den gesamten Inhalt des Korbes auf der Ablage ausgebreitet. Nach einem schnellen, aber sehr üppigen Frühstück schlief Notos noch immer.
Mit einem Blick machte sie Sir Jasper auf die übrigen Lebensmittel aufmerksam. Es war fraglich, ob er davon etwas für sich selbst haben wollte. Sie musste es ihm wenigstens anbieten. Sie war schon auf dem Weg nach draußen, als ihr ein Gedanke kam und sie zum Fenster eilte. Weit geöffnet ließ es trockene, warme Luft in den Raum. Oder einen gewissen Katzenvogel hinaus. Ganz wie es ihm beliebte. Die beiden Wassereimer in den Händen verließ Nirah das Quartier.
Gleißende Sonnenstrahlen raubten ihr die Sicht und legten Wärme auf ihre Haut. Es war später, als sie gedacht hatte. Die Sonne stand bereits hoch am Himmel. Das Feuer war endgültig ausgebrannt. Nirah warf das restliche Wasser aus den Eimern in ihr Gesicht, nutzte es, um Müdigkeit, Anstrengung und Erschöpfung wegzuwaschen. Sie sog die frische Luft ein, die schon bald in Hitze umschlagen würde. Langsam wich der Schmerz aus ihren Gliedern, das Strecken half. Lange wollte sie nicht draußen bleiben. Aber Notos ging es gut - besser zumindest. Das Schlimmste war überstanden. Bald würde er hüpfen wie ein junger Vogel. Und singen, krächzen. Wahrscheinlich hatte das Fieber seinen Hang zu dummen Sprüchen nicht gleich mit verbrannt. Nirah schmunzelte vor sich hin. Ihr Auftrag war fast erfüllt, die Heilung beinahe abgeschlossen. Ein wenig, einige Stunden könnte sie ihn noch ertragen. So lange, wie es notwendig war, aber keine Sekunde länger.
Es hatte schon etwas für sich, wenn er nicht reden konnte. Dennoch ... sie konnte es kaum erwarten, bis er zu seinem alten Selbst zurückfand. Bis er endlich ein eindeutiges Zeichen von sich gab, dass es ihm wieder gut ging. Niemals wieder, so hoffte sie, würde jemand einen derart kritischen Zustand wegen einer einfachen Heilung erreichen. Sie wusste, dass ihre Hoffnungen ins Leere laufen würden. Für die nächsten Tage reichte es allerdings eindeutig.
Bis sie sich entschloss, nach drinnen zurückzukehren, war doch mehr Zeit verstrichen als geplant. Das warme Licht tat gut. Nicht nur ihrem Körper, auch ihrem ermüdeten Geist. Sie füllte frisches Wasser in einen Eimer und schnappte sich drinnen Salbe und Verbände aus den Vorräten.
Im Zimmer hatte sich inzwischen Sommerluft breit gemacht und den Dunst von Krankheit verscheucht. Die Sonne fand ihren Weg in jeden dunklen Winkel, begleitet von Vogelgesang und dem Geräusch einer sanften Brise in den Bäumen. Nirah nahm auf dem mittlerweile verhassten Hocker Platz. Vorsichtig hob sie das Bein und stütze den Fuß an der Bettkante ab, weit genug von Notos entfernt, dass es ihn nicht in seinem Schlaf stören würde. Langsam löste sie den Verband, den er so sorgfältig angelegt hatte. Er hatte gut gehalten, doch er musste endlich runter. Ein schmerzhaftes Ziepen begleitete die Prozedur, wo Blut am Stoff angetrocknet war. Sehr behutsam, um nicht die Wunde aufzureißen, befreite sie sich Stück für Stück.
Die Striemen unterhalb ihres Knies bis fast zum Knöchel sahen gut aus. Außenstehende hätten nicht auf den ersten Blick erkannt, wie tief es gewesen war. Das Gewebe hatte bereits begonnen, sich neu zu bilden. Es war nicht entzündet, keine übermäßige Rötung um die Wundränder herum. Scheinbar hatten ihre Heilrituale, die sie für sich selbst eher nebenbei durchgeführt hatte, gut funktioniert. Selbst das stetige Pochen hatte nachgelassen, war einem nicht allzu präsenten Schmerz gewichen. Am besten war es, wenn sie einfach nicht an die Verletzung kam, ein paar Tage lang. Ansonsten würde es sie nur noch unwesentlich einschränken. Sie trug die Kräutermischung, welche weiterhin Komplikationen verhindern würde, sorgfältig auf. Danach legte sie einen neuen Verband an, deutlich weniger fest als der erste, der die Blutung hatte stoppen sollen.
Wie lange es schlussendlich dauerte, bis Notos sich regte, war schwer einzuschätzen. Nirah hatte die Zeit genutzt, um aufzuräumen, die Überreste der langen Nacht zu beseitigen. Lediglich die Schüssel und der Wassereimer blieben zurück. Als er erwachte, saß sie still neben ihm, ihren Sommerkranz in der Hand, ein paar weitere Zweige und Blüten hineinsteckend. Sie legte ihn sofort beiseite, als sie ihn mit Sir Jasper sprechen hörte.
Der entspannte Ausdruck in ihren Zügen verzog sich zunehmend zu aufrichtiger Erheiterung. Sie war wohl nicht die Einzige, von der der größte Stress abgefallen war. Sir Jasper wirkte ausgelassen, ein fedriges Energiebündel. Und Notos ... vollständig auf der Höhe war er sicherlich nicht. Aber sein Gesicht hatte wieder eine gesunde Farbe und sein Verstand wirkte klar.
Demonstrativ die Arme verschränkend entgegnete sie den Gruß. "Wohl eher Mittag." berichtigte sie ihn. Die aufgesetzte Haltung verschleierte nicht das ebenso erleichterte wie amüsierte Lächeln, welches Nirahs Lippen zierte. "Du solltest vorerst darauf verzichten, dich mehr als nötig anzustrengen", sagte sie streng. Oh, ihr waren seine voreiligen Bewegungen nicht entgangen. Sogleich schob sie ihm auch noch eine Schüssel mit Wasser entgegen, ohne auch nur ein Wort dazu zu sagen. Ein Blick sollte genügen. Dann zögerte sie. Lange. Plötzlich wusste sie nicht mehr, was sie hier tat, warum sie noch immer hier saß. Wie sie reagieren sollte. Normalerweise hätte sie sich schon längst zurückgezogen, höchstens noch regelmäßig seinen Zustand geprüft und sich überzeugt, dass er genug trank. Aber ich habe versprochen, dass ich bleibe. Und es eingehalten.
"Ich bin froh, dass du wach bist." brachte sie letztlich recht undeutlich hervor. "Willkommen zurück, Notos."
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Re: The Headwinds - Handlung
von Zladune am 10.02.2023 01:15Licht umhüllte ihn, als Nirah ihre Hand auf die seine legte. Hell. Brennend. Stellenweise schwappte das flammende Rot sogar in sein eigenes, inzwischen stark gedimmtes Blau über. Und doch nahm er dies alles dankbar in Kauf. Selbst das schmerzhafte Pulsieren seiner Seite, das mit jeder Berührung einherging. Er hätte in diesem Moment vieles getan. Allein um wenigstens ihre Konturen erahnen zu können. Sein Halt, sein einziger Orientierungspunkt in völliger Dunkelheit, die mit farbigen Schlieren durchsetzt war, wo keine sein dürften. Nur als die Heilerin ihn stützte und leitete, schien sich der Nebel für den Hauch eines Momentes zu lichten.
Instinktiv griffen seine Finger bereits beim ersten Mal nach ihrem Handgelenk, umschlossen es fest mit so viel Kraft, wie er gerade zustande war aufzubringen. Als hätte er Bedenken, dass die Hand unter ihm sofort verschwinden könnte. Oder sich die Person neben ihm bei der kleinsten Berührung einfach in Luft auflösen würde. Eine mehr als hinderliche Reaktion, zumindest wohl für seine Heilerin, doch er konnte sich dem nicht erwehren. Erst als ihr Puls spürbar gegen seinen Daumen schlug und er den stetigen Energiestrom unter seinen Fingerkuppen wahrnehmen konnte, lockerte Notos seinen Griff zunehmend, bis der Druck kaum mehr vorhanden war.
Solange sie blieb, war alles in Ordnung. In diesen Momenten gab er sich gerne der Ruhe hin, ließ sich von der tiefsitzenden Erschöpfung treiben, die ihn unaufhörlich an die Grenze seines Bewusstseins zerrte. Und wann immer Nirah ihm doch ihre Hand entzog... war Jasper zur Stelle. Der kleine Drache wuselte unentwegt um die beiden Menschen herum, balancierte auf der Bettkante und machte lediglich genug Platz, damit sich der Ritter hinlegen konnte. Oder damit ihm die Heilerin Wasser einflößen konnte. Sonst aber blieb das Federbündel in unmittelbarer Nähe. Wartete, bereit dazu, sofort den Platz mit der Heilerin zu wechseln, wenn sie von seinem Partner abließ. Noch im selben Augenblick huschte das Federbündel dann jedes Mal wie ein geölter Blitz zu seinem Gefährten, sprang auf den Bauch und zog mit den Zähnen den Ärmel näher zu sich. Nur um sich anschließend mehr oder minder auf Notos' Arm zu legen. Dabei fixierten die goldenen Augen unaufhörlich die rothaarige Frau, verfolgten aufmerksam ihr Tun und Handeln.
Dieses Spiel wiederholte sich... mehr als nur einmal. Beinahe hätte es sich zu einem gewohnten Trott in dieser Nacht entwickeln können. Hätte Nirahs Körper sie nicht selbst irgendwann zur Pause gezwungen. Jasper verharrte dennoch sitzend auf seinem Partner. Solange er dies tat, konnte dieser schließlich nicht mehr die Decke von sich werfen. Wenngleich fraglich war, ob er dies wirklich noch tun würde. Seit einer geraumen Weile regte sich Notos kaum. Das langsame, rhythmische Heben seines Brustkorbs bestätigte, dass auch er den Kampf gegen die Müdigkeit an irgendeinem Punkt verloren hatte. Einzig ein Mal kam noch ein wenig Bewegung in ihn rein. Nicht viel Zeit war vergangen, seitdem sich Nirah zur Nachtruhe begeben hatte. Genug jedoch, um Notos aufgrund ihrer fehlenden, unmittelbaren Nähe halbwegs die Augen öffnen zu lassen. Ein Blick zu Seite reichte diesmal aus, um die groben Konturen des glühenden Lichtes zu erahnen. Seine Hand rutschte von seinem Bauch, nah genug zur Bettkante, damit seine Fingerkuppen in den äußeren Rand der Aura eintauchen konnten – und dies allein war auch bereits genug, um ihn abermals in einen ruhigen Schlaf verfallen zu lassen.
Jasper war der erste, der die Morgensonne grüßte. Der gefiederte Drache hob bei dem Klang von dumpfen Schritten, die sich zu ihnen näherten, sofort den Kopf. Angespannt bewegten sich die kleinen Ohren hin- und her, bevor er sich abrupt aufrichtete und keine Sekunde später mit einem Satz hinauf zum Schrank flog. Nicht viel später ging mit einem leisen Ächzen die Tür auf und ein junger Bursche trat ein. Jaspers Federkleid plusterte sich auf, als er die Konversation zwischen Nirah und dem Fremden verfolgte – den sie zwar kannte, jedoch offensichtlich nicht mochte. Er teilte ihre Meinung. Insbesondere dann, als dieser seinem Gefährten gefährlich nahe kam...
Die Krallen bohrten sich ins Holz unter ihm, doch die Heilerin griff glücklicherweise vor ihm ein, um den anderen Menschen von seinem Partner weg und sogar aus dem Zimmer rauszudrängen. Zeitgleich mit dem lauten Knall, welcher den Abschied des Mannes ankündigte, landete der Drache auf dem Boden. Bewegte sich lauernd auf die Tür zu. Angriffsbereit, begleitet von einem unterschwelligen, drohenden Knurren. Stoppte kurz daraufhin, hielt witternd die Nase in die Luft – und richtete sich mit einem Mal stocksteif auf. Drehte sich um, nur um mit den Hinterpfoten abfällig über die Dielen zu scharren. Bevor er mit einem abschätzigen Blick Nirah musterte. Und schließlich mit erhobenen Schweif davontrippelte.
Sein Weg führte ihn ohne Umschweife zu dem geflochtenen Behälter, welchen der Fremde mitgebracht hatte. Jasper starrte für einen Moment den Inhalt in diesem nieder, ehe sein gefiederte Kopf im Korb verschwand. Als er wieder auftauchte, hielt der Drache etwas, was wie ein kleiner Laib Brot aussah, zwischen den Zähnen gefangen. Anschließend breitete er seine Schwingen aus und glitt im lautlosen Flug vor die Füße der Heilerin. Vor welchen er auch seine frisch gefangene Beute niederlegte. Für einen weiteren Moment starrte er die Rothaarige nieder, mit einer stummen Aufforderung in den Augen. Dann drehte er sich um, ohne sie eines weiteren Blickes zu würdigen und tapste erneut auf das Bett zu. Hüpfte vorsichtig auf seinen Partner drauf und beschnupperte intensiv dessen Seite, an welcher sich gestern noch ein Geflecht aus Gift durch seine Haut gezogen hatte. Die flauschigen Öhrchen zuckten in die Höhe. Jaspers Aufmerksamkeit ruhte für eine Weile auf der ruhenden Gestalt seines Gefährten, welcher allen fremden Präsenzen und lauten Geräuschen zu Trotz keine Absicht zum Aufwachen zeigte. Und legte sich schließlich einfach nahe dessen Hand nieder, die Pfoten unter dem gefiederten Leib versteckt. Falls sein Freund noch Zeit für die Genesung benötigte, dann würde er ihm diese nicht nehmen. Sondern weiterhin über ihn wachen. Allein. Ohne fremde Menschen, die ihn argwöhnisch betrachteten. Obwohl... die goldenen Augen schweiften zu Nirah rüber. Nun gut, ein weiteres Wesen würde er hier noch dulden.
Als Notos wieder erwachte, strömte längst warmes Licht durch die Fenster rein. Doch diesmal war es keine Berührung, die ihn weckte. Oder, nicht nur. Es war auch der warmer Atem, der die empfindliche Haut an seiner Halsbeuge streifte. Erst daraufhin spürte er das familiäre Abtasten seiner Stirn. Das matte Lächeln hatte sich auf seine Lippen geschlichen, noch bevor er die Augen vollständig geöffnet hatte. Sofort schob sich das Bild einer sandfarbenen Pfote vor sein Gesicht, gefolgt von einem Blick, der ihn forschend betrachtete. „Morgen, Jasper", entwich es ihm schlaftrunken, die Stimme dunkel und rau. Das Schmunzeln, welches diesen Gruß begleitete, war dafür umso sanfter.
Der kleine Drache machte erst einen überraschten Satz nach hinten. Deutete dann ein paar freudige, flatternde Schläge seiner Schwingen an. Bevor er sah, wie sein Gefährte auffordernd seine Hand hin- und herbewegte. Die Pupillen des gefiederten Wesens vergrößerten sich – ehe er ausgelassen die Hand ansprang. Die Vorderpfoten in den Unterarm gekrallt, versuchte er immer wieder einen der Finger zu erwischen, die seinen weichen Unterleib kraulen wollten.
Notos rang mit einem müden, heiteren Grinsen, als sein Partner ihm vorsichtig in den Finger biss. Jasper war heute verspielter gelaunt als gewohnt. Aber das änderte wohl leider nichts an der Tatsache, dass er schon längst hätte aufstehen sollen. Eigentlich sollte man meinen, die Zeiten, in denen er noch regelmäßig zum Morgenappell erscheinen musste, hätten sich tiefer in sein Gehirn gebrannt. Notos versuchte sich mit einem Ruck aufzurichten – und verzog sofort das Gesicht. Gut, das war vielleicht keine so gute Idee gewesen... Die Welle des Unwohlseins, die über ihn hereinbrach, hätte ihn fast erneut ins Bett gedrückt. Jede Muskelfaser sträubte sich gegen diese abrupte Bewegung, antwortete auf diese mit einem scharfen Brennen. Es brauchte ein paar tiefe Atemzüge, bis er verstand, weshalb dem so war. Der Grund für seinen Aufenthalt in diesem kargen, ihm nicht vertrauten Raum. Seine Mission. Die Konfrontation. Der Hinterhalt gefolgt von seinem Absturz in dieses unbekannte Gebiet. Fremde Wälder und der Zusammenstoß mit...
Notos drehte seinen Kopf zur Seite – und spürte die feurige Aura intuitiv schneller, als er den dazugehörigen Rotschopf wahrnehmen konnte. Verschwommener als sonst, aber erkennen würde er sie wohl überall. Er blinzelte irritiert. Hob dann mit einem kleinen Lächeln befangen die Hand: „Morgen, Nirah".
Re: The Headwinds - Handlung
von Saphyr am 06.02.2023 04:19Wer ist Neela, dachte sie irritiert.
Als Notos endlich etwas von sich gegeben hatte, hatte Nirah in ihren Bewegungen gestoppt und sich näher zu ihrem Patienten gebeugt. Er war sehr leise gewesen, nur ein einziges Wort. Ein Name, der ihr nicht bekannt vorkam. Der Ausdruck von grimmiger Entschlossenheit auf ihrem Gesicht hatte sich nur noch tiefer eingegraben. Wo auch immer der Geist ihres Patienten weilte, es war nicht die Gegenwart. Gab es jemanden, der informiert werden muss, sollte er ... Nein. Er wird nicht sterben, nicht wegen eines kleinen Fiebers. Ihre Augen verweilten unentwegt zwischen sorgenvoll zusammengezogenen Augenbrauen auf Notos' Gestalt und den Auswirkungen seines "kleinen" Fiebers. Nicht, solange ich da bin, jedenfalls.
Während sie weiterarbeitete, drängten sich neue Überlegungen in ihren Kopf. War sie seine Frau? Hatte jemand wie Notos eine Frau? Die Vorstellung erschien ihr seltsam abwegig, obwohl es keinesfalls unmöglich war. Hatte er Familie, Freunde, die in diesem Moment auf ihn warteten? Vielleicht, es wäre ungewöhnlich, wenn nicht. Selbst wenn, ihr wäre es unmöglich irgendetwas anderes zu tun, als abzuwarten. Sie wusste noch immer nicht, woher er eigentlich kam. Auch wenn er ihr den Namen des Ortes verraten hatte. Aber er würde nicht sterben. Dessen war sie sich sicher. Sie hatte Sterbende gesehen, begleitet. Ein Heilritual brachte im Normalfall niemanden um. Keinen jungen und gesunden Krieger. Es waren lediglich ihre Gedanken, die alle möglichen Szenarien hintereinander abspielten.
Warmes, fast heißes Wasser rann ihr über die Finger, als Notos sich weigerte, die Medizin zu trinken. Auch ihre Versuche, ihn zu einer liegenden Position zu überreden, blieben wirkungslos. Er verschloss krampfhaft den Mund, zuckte mit dem Kopf hin und her, floh regelrecht vor der Schüssel. Alles andere entlockte ihm nicht den Hauch einer Reaktion.
Frustriert zog sich von ihrer über ihn gebeugten Position zurück, ließ sich auf den Hocker fallen und stellte die Schüssel für einen Moment neben sich ab. Nirah musterte ihren Patienten stumm und gab ein hörbares Seufzen von sich. Wieso machst du es mir so schwer?
Plötzlich erhaschte sie den Blick zweier glänzender Augen, die sich in ihre zu bohren schienen. Bleib. Bitte. Worte, verständliche Worte! Sie rückte ihren Stuhl wieder ein wenig näher zu Notos und beugte sich abermals zu ihm. "Ich gehe nicht fort", antwortete sie mit weicher Stimme. "Ich bleibe bei dir. Bis es dir besser geht." Sie brachte ihm ein aufmunterndes Lächeln entgegen. Doch seine Lider flackerten bereits und der Moment der Klarheit verblasste. Nirah blieb, wo sie war und beobachtete ihn für eine Weile. Er schien etwas ruhiger geworden zu sein. Und es war ein gutes Zeichen, dass er mit ihr gesprochen hatte. Selbst wenn er offensichtlich nicht wirklich bei Bewusstsein war. Doch er schien sich nun immer wieder zurück zu kämpfen. Mehrmals glaubte sie, er sähe an ihr vorbei, schloss aber seine Augen direkt danach wieder.
Vielleicht hatte sie jetzt eine bessere Chance ihm die Medizin einzuflößen und seine Position zu ändern. Abermals streckte sie die Hand aus und legte sie auf Notos' Stirn. Dieses Mal nicht, um seine Temperatur zu prüfen. Oder eher, nicht nur. Sie wollte ihn auch dabei unterstützen, etwas wacher zu werden. Beiläufig strich sie bei der Gelegenheit ein paar an seiner Haut klebenden Haare aus dem Weg und versuchte gleichzeitig, mit ihm zu sprechen. Er zuckte unter ihrer Hand zusammen. Kurz darauf schlug er tatsächlich die Augen auf. Er schaffte es kaum, sie zu fokussieren, aber das war eindeutig ein Fortschritt. "Du musst die Medizin trinken." erklärte sie ihm und griff mit der freien Hand nach der Schüssel mit der warmen Flüssigkeit. Beinahe erschrak sie, als eine viel zu heiße Hand plötzlich ihren Arm festhielt. Schaffte es, nichts zu verschütten und erstarrte stattdessen. Und dann ... er trank endlich!
Etwas in ihr atmete erleichtert auf. "Sehr gut", lobte sie ihn. "Und jetzt musst du dich hinlegen. Ich muss an deine Beine. Ich helfe dir, dich abzukühlen. Es wird gut tun." wiederholte sie sinngemäß die Anweisungen, die sie zuvor schon getätigt hatte.
Das Gefühl, dass er sie wieder nicht verstanden hatte, beschlich sie. Nirah lehnte sich zurück und entschloss sich schließlich, ihm keine Wahl mehr zu geben. In dem Augenblick sprach er mit ihr. Er hat es verstanden!
"Ja genau. Wie bei der Heilung." bestätigte sie ihm. Er regte sich und schien sich langsam aus seiner Starre zu lösen. Ihr Zögern dauerte nur eine Sekunde, als er nach ihrer Hand bat. "Natürlich", sagte sie und streckte sofort ihre Hand nach seiner aus und dann direkt auch noch die andere. "Okay, versuch dich jetzt hinzulegen. Ich hab dich, ja? Jasper, mach bitte Platz."
Der Vorgang war ... umständlicher als erwartet. Doch schließlich lag Notos auf dem Rücken, die Beine ausgestreckt, so wie sie es beabsichtigt hatte. Nirah entzog ihm ihre Hände und warf die Decke über ihn. Vielleicht würde sie endlich auf ihm bleiben und ihren Zweck erfüllen können. Obwohl Notos' gefiederter Begleiter gute Arbeit geleistet hatte, wie sie hatte feststellen müssen.
Sie kündigte noch einmal an, dass sie seine Beine aufdecken würde und machte sich dann ans Werk. Sie schlug die Decke ein Stück zurück und schob den weichen Stoff der Hosenbeine nach oben. Zum Glück trug er die Kleidung des Dorfes und nicht seine eigene, robustere ...
Mit geübten Handgriffen schlang sie die kühlen Bandagen um seine Waden und darum herum noch eine weitere, trockene Schicht. Dann deckte sie ihn zu und hoffte, er würde sich nicht ständig aus der unterstützenden Wärme hervor kämpfen.
Es gab nichts, was sie sonst noch hätte tun können. Notos schien irgendwann in eine Art ruhigen Schlaf zu fallen. Davor hatte sie es noch mehrmals geschafft, ihm mehr Flüssigkeit zu verabreichen, indem sie ihm aufhalf, ihn mit einem Arm stützte und mit dem anderen die Schüssel hielt. Ein paar Mal hielt sie eine seiner Hände, weil es ihn zu entspannen schien. Er kooperierte ... größtenteils. Zumindest deutlich mehr als die ganze Zeit zuvor. Später ließ sie ihn damit zu Frieden, sodass er zur Ruhe finden konnte. Dafür tauschte sie mehrmals die kühlenden Wickel gegen frische aus, bis sie entschied, dass seine Temperatur sich stabilisierte. Sie ging nur einmal nach draußen, um mehr Wasser zu holen und Holz nachzulegen.
Den Rest der Zeit wartete sie. Beobachtete. Kämpfte gegen ihre immer schwerer werdenden Lider an, gegen den Sog, der sie selbst in die Dunkelheit ziehen wollte.
Schlussendlich - Notos Atem ging inzwischen gleichmäßig und ruhig - gab sie regelrecht unfreiwillig ihrer Erschöpfung nach. Bevor sie vom Stuhl fiel. Schwerfällig ließ sie sich zu Boden gleiten und lehnte sich mit dem Rücken an das Bett. Ein unruhiger Schlaf übermannte sie, aus dem sie immer wieder hochschreckte, sich davon überzeugte, dass ihrem Patienten gut ging, um direkt wieder in sich zusammenzusinken.
Sie musste doch eine längere Zeit am Stück geschlafen haben, denn ein Geräusch weckte sie. Zuerst konnte sie es nicht einordnen. Dumpf. Wie ein Klopfen. Nein ... Schritte. Wie spät war es? Ein leises Knarzen erklang, das Klopfen kam näher. Verharrte kurz. "Sieh an. Da seid ihr." Ein leises Kichern.
Nirah sog scharf die Luft ein, als plötzlich die Stimme in unmittelbarer Nähe erklang und sie riss orientierungslos die Augen auf. "Ah, du bist wach", bemerkte der Mann mit einem Hauch von offensichtlicher Belustigung. "Ich habe euch Frühstück gebracht. Weißhaars Anweisung."
Verspätet verdunkelte sich Nirahs Mine, als sie erkannte, wer im Zimmer stand. "Devon." knurrte sie den anderen Wächterlehrling an. Eigentlich war er kaum mehr als ein Junge. Der verzog nur den Mund zu einem verabscheuungswürdigen Grinsen und stellte einen Korb auf die Ablage über ihr. "Nicht, dass ich dich sonst mit meiner Anwesenheit belästigen würde, versteht sich." fügte er in freundlichem Klang hinzu.
Hastig zog sich Nirah auf Beine, sodass Devon nicht länger über ihr thronte. Devon hatte sich derweil an das Bett gestellt und musterte den schlafenden Notos abschätzig.
"Das ist also der Fremdling ... Du weißt schon, dass es nicht von uns verlangt wird, bei unseren Patienten zu schlafen" gab er süffisant von sich und schenkte ihr einen wissenden Blick. Nirah funkelte ihn nur verständnislos an. "Vielleicht sollten wir anfangen, Wetten abzuschließen, wie er es geschafft hat ...", murmelte er gut hörbar.
"Raus!" zischte sie und drängte ihn mit vor Wut lodernden Augen zur Tür. Weg von Notos regloser, hilfloser Gestalt. Devon war genauso wenig ein Krieger wie sie. Sie würde es darauf ankommen lassen. Doch er ließ sich hinausschieben, ohne Widerstand zu leisten. Er blieb lediglich vor der Tür stehen und lächelte sie an. "Nichteinmal ein Wort des Dankes für das Essen. Typisch. So wird das nie etwas." tadelte er sie spottend.
Dann fiel die Tür krachend vor seinem zufriedenen Gesicht zu.
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