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falling for a lie [Harry Potter FF]

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BrynTheBeatnik

24, Weiblich

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Re: falling for a lie [Harry Potter FF]

von BrynTheBeatnik am 20.04.2020 17:48

Nachdem doch sehr enttäuschenden Ende der Ferien, hatte Dean sich in seine außerschulischen Aktivitäten vertieft, um nicht über seine Probleme nachdenken zu müssen. Seamus hatte sich natürlich immer noch nicht wieder eingekriegt, aber das war ihm schon fast klar gewesen. Die andere Person, die ihn erst kürzlich abgeschossen hatte, hatte er vorerst aus seinen Gedanken verbannt. Dies wurde zunehmend schwerer, da die ganze DA von dem Inquisitionskommando sprach. Leider war sie auch ein Teil davon und hatte es unteranderem auch auf Neville und Ginny abgesehen, mit denen er seit dem Streit mit Seamus viel Zeit verbrachte. Dean hatte sogar Neville vor den Feiertagen gegenüber erwähnt, dass er sich mit einem Mädchen aus einem anderen Haus traf, doch er dies nach nicht mal einer Woche revidieren müssen. Es war ihm peinlich, aber Neville lachte nicht darüber, sondern hatte nur einen semi-tröstenden Rat für ihn. Das Thema würde er also auch nicht mehr anschneiden. Stattdessen fieberte er ähnlich wie Neville auf die nächsten Treffen hin. Ins Quidditch Team hatte er es leider nicht geschafft, aber Seamus auch nicht, also war er nicht sonderlich betrübt. Zumal er eh kein guter Treiber war. Nächstes Jahr würde er es vielleicht endlich als Jäger ins Team schaffen. Je nachdem wer dann der Kapitän sein würde, hätte er sogar ganz gute Chancen, weil Angelina und die anderen Jägerinnen dann schon ihren Abschluss hätten.
Es war wieder Freitag und er saß wieder in Verwandlung. Alles fühlte sich an wie ein Déjà-vu. Mit Ausnahme des Schnees, der die Hügel der Landschaft und die Dächern von Hogwarts bedeckte. Vom Klassenzimmer aus konnte er nicht viel davon sehen, aber beim Frühstück waren noch zahlreiche dicke Flocken von der Decke der großen Halle gerieselt. Auf seine Aufgaben konnte er sich nur schwer konzentrieren. Irgendwie schaffte schon die kleinste Kleinigkeit ihn abzulenken. Sei es das Kratzen der Schreibfeder in der Reihe vor ihm oder der Wind wie er gegen die alten Fenster peitschte und diese erzittern ließ. Er spielte mit dem Gedanken, eine Nachricht an Neville zu verfassen, aber die Stunde war, wenn er sich richtig entsinnet, gleich vorüber und dafür musste er dann doch keine Strafe mehr kassieren. Stattdessen tippelte er mit dem Fuß gegen das Tischbein und wartete noch ein wenig ab. Ein kollektives Stöhnen ging durch die Klasse, als die Glocke die Pause einläutete. Danach wurden sie von McGonagall verabschiedet, während alle eilig ihre Sachen zusammenpackten. Dean und Neville wurden etwa zeitgleich fertig und lächelten sich aus den verschiedenen Ecken des Saals zu. "Und?", fragte Dean und sah sich um. Sie waren so gut wie allein. Neville zog nur die Augenbrauen hoch und musterte seinen Zimmerkollegen. "Freust du dich schon auf nachher?", ergänzte er und fuhr sich über die dichte Afro Mähne. Nun blicke Neville noch fragender drein und sagte dann: "Entschuldigung, ich weiß nicht so recht, was du meinst." Dean hielt seine falsche Galleone hoch und grinste ihn an. Weiterer Erklärungen bedurfte es nicht mehr. Der Longbottom nickte nur und murmelte: "Das hab ich noch gar nicht bemerkt, dabei habe ich sie heute Morgen das letzte Mal überprüft." "Ist wohl ein spontanes Treffen.", erwiderte Dean und beide gingen den Korridor in Richtung Innenhof entlang: "Hast du gleich auch ne Freistunde?" Grummelnd schüttelte Neville den Kopf. "Ne, leider nicht."
Was sollte Dean also die nächste Freistunde tun? Normalerweise hatte er immer mit Seamus seine Aufgaben gemacht oder bei gutem Wetter draußen gesessen. Das fiel natürlich jetzt weg. Seitdem sein bester Freund ständig in einer Traube von äußerst lästigen Mädchen war, hatte Dean wenig Lust auf eine Versöhnung. Wenn er ihn wenigstens mal allein sprechen konnte, ohne direkt von Lavender und Sophie böse Blicke zugeworfen zu bekommen, dann würde er sicher einen Weg finden, diese Streitigkeiten beizulegen. Außerdem wer wusste, was Seamus über ihn alles erzählt hatte. Vielleicht konnte bald jeder aus seinem Haus genau beschreiben, wie sein Muttermal auf der Brust aussah. Bei dem Gedanken erschauderte Dean. Doch ihm kam ein entscheidender Einfall. Er würde einfach ein bisschen trainieren, um den Kopf frei zu kriegen. Beim dem Wetter würde er zwar kaum joggen gehen, aber vielleicht konnte er im Schlafsaal ein ungestörtes Workout einlegen. Nachdem er sich von Neville verabschiedet hatte, hastete er die Treppen zum Gemeinschaftsraum hoch und schaute auf seine Uhr. Noch hatte er genug Zeit für ein paar Übungen. Der Saal war leer, da die meisten Gryffindor Schüler entweder im Unterricht oder in der Bibliothek waren, aber Dean war dennoch erleichtert, dass auch Seamus sich einen anderen Ort gesucht hatte, wo er seine Freistunde totschlagen konnte. Lange verweilte Dean nicht im Gemeinschaftsraum, sondern eilte direkt weiter zum Jungenschlafsaal. Wenn man die vielen Treppen zählte, galt das ja fast als Aufwärmübung. Er kam vor seinem Bett zu stehen und sah sich kurz um. Keines der Betten bis auf das von ihm war gemacht. Die Laken lagen zerknautscht auf der weißen Mattratze. Nur er legte anscheinend Wert auf ein ordentliches Erscheinungsbild. Mit einem Wink von seinem Zauberstab, räumte sich der Saal selbst auf. Seine Zimmerkollegen würden ihm wohl noch dafür danken. Sein Koffer stand am Bettenden geöffnet und perfekt geordnet. Dort erblickte er auch zugleich seine Sportsachen, auch wenn sie in der Schule kaum zum Einsatz kamen. Etwas ungelenk wechselte er dann seine Kleidung und legte diese mit großer Sorgfalt auf seine Tagesdecke. Das Shirt ließ er jedoch aus. Ihm wurde sowieso viel zu warm hier drin. Der Kamin wärmte den Raum unablässig. Immer wieder blickte er auf seine Uhr als er auf der Stelle zu joggen begann. Sein Körper stellte sich zugleich um. Der Puls wurde schneller und auch die Atmung passte sich an. Nun dehnte er sich. Etliche Verrenkungen waren dafür nötig. Danach klemmte er seine Füße unters Bett und machte Sit-ups. Zehn wollte er mindestens schaffen und zählte laut mit. Als nächstes hatte er sich Liegestütze vorgenommen.
Die Tür schwang auf und krachte gegen die Wand. Wahrscheinlich war es nur Ron, der wieder etwas vergessen hatte, dachte sich Dean und machte stumm weiter. Er musste jetzt kein Gespräch anfangen, wenn es sowieso gleich wieder enden würde, weil man in Eile war. Sein Mitbewohner stieg über ihn hinweg. Eigentlich erkannte Dean aus dem Augenwinkel nicht mehr als eine Schuhspitze, doch es sagte ihm mehr als genug. Das und die Tatsache, auf wessen Bett, er zuging, wiesen darauf hin, dass Seamus gerade ins Zimmer gekommen war. Da hätte sich Dean lieber Ron oder Harry gewünscht, aber weil Finnegan beschlossen hatte, ihn zu ignorieren würde er das Gleiche tun. Die Übung war beendet. Er hatte sich sicher ohne hin verzählt, weil man ihn aus dem Konzept gebracht hatte. Stöhnend richtete er sich auf und wollte gerade sich gerade in eine andere Position begegeben, da tönte es vom Bett rechts neben ihm: „Kannst du das nicht wo anders machen?" Oh, jetzt, jetzt sprach man endlich wieder mit ihm. Dean sollte sich wohl geehrt fühlen, aber stattdessen keimte eine fiese, lästige, beinahe schmerzhafte Gefühlsregung in ihm auf. Es war Wut. Etwas in ihm wollte Seamus anschreien. Seine Arme verkrampften sich. Mühsam stemmte er sich seine Hände in die Hüfte. „Wohin soll ich denn deiner Meinung nachgehen In den Gemeinschaftsraum oder in den nächsten Korridor? Vielleicht direkt in die große Halle?", zischte Dean und schaute knapp an seinem besten Freund vorbei. Dieser hatte sich immer noch seiner Schultasche zugewendet und packte wie wild Sachen ein und wieder aus. Eine Zeit lang wurde nicht gesprochen und Dean stand immer noch da, auf eine Reaktion wartend. Er wollte schon etwas sagen, da ergriff Seamus das Wort: „Das willst du doch oder warum machst du das hier?" Dabei blickte er ihn direkt an. Seine sonst so hellen grauen Augen waren zu schmalen Schlitzen verzogen. Was auch immer Seamus meinte, Dean verstand es nicht. Er hatte sich eigentlich nie für einen Angeber gehalten. Auch sein Gesicht verzog sich argwöhnisch, aber seine Arme hingen nun kraftlos hinunter. „Naja.", begann Seamus: „Du willst ja gesehen werden. Warum solltest du diese Chose denn sonst aufziehen? Ins Team bist du ja nicht gekommen." Für eine Sekunde zog Dean spöttisch die Mundwinkel hoch, lies sie doch direkt wieder sinken, und lehnte sich an den Holzrahmen seines Himmelbetts an. Das versprach ja interessant zu werden. Hatte Seamus das schon die ganze Zeit gedacht oder hatte ihn der Tagesprophet auf diese lächerliche Idee gebracht? Seamus räusperte sich und verkündete breit grinsend: „Du wiedersprichst mir ja nicht mehr. Das ist ja wirklich ein neues Level an Arroganz. Ich hätte es früher erkennen sollen." Mit einem lauten Klacken flog die Lederlasche der Tasche auf Seamus Schulbücher. Danach machte er den Verschluss zu und lies es unberührt neben sich liegen. „Wie immer hast du mir nichts zu sagen.", setzte Seamus noch nach: „Ich hätte es mir denken können." Ein Schnauben wie ein hämisches Lachen kam Dean über die Lippen. In seinen Augen verhielt sich Seamus einfach nur kindisch und je mehr Worte aus seinem Mund kamen, desto offensichtlicher wurde es. Seelenruhig erklärte Dean: „Ich wüsste nicht, was ich einem eingebildeten und ignoranten Typen wie dir noch sagen soll. Wie wäre es mit... Komm mir nicht mehr unter die Augen." Seamus biss sich auf die Lippe und schüttelte den Kopf. „Ach. So kreativ sind wir heute.", zeterte er: „Und ich sollte nochmal aus welchen Grund vor dir Angst haben?" Der gebürtige Ire stand nun auf, aber er reichte dem hochgewachsenen Dean nur bis zur Brust. Dean stieß sich wieder vom Bett ab, um noch weiter zu unterstreichen, wie klein Seamus im Vergleich doch war. Beide standen sich jetzt gegenüber und atmeten angestrengt. Es war als müsste sich Dean selbst davon abhalten einen großen Fehler zu begehen. Auf diesem engen Raum konnte er nicht viel machen. Weggehen würde er jedoch sicher nicht.
In diesem Moment hatte er viele Gedanken gehabt. Ihm kam es komisch vor, wie eisig es nun schon zwischen den beiden geworden war. Es war als hätte man die Spannung in der Luft greifen können. Doch er hätte niemals damit gerechnet, dass Seamus diesen stillen Moment nutzen würde, um ihn gegen sein eigenes Bett zu schubsen. Mit voller Wucht prallte er gegen den Rahmen und realisierte für wenige Sekunden nicht, was gerade passiert war. Ein pochender Schmerz breitete sich auf seinem Hinterkopf aus. Genau an der Stelle wo er gegen das hölzerne Gestell geflogen war. Wenigstens blutete er nicht. Seine Hand war direkt an seine Verletzung geschnellt und nicht mit Blut benetzt worden. Er war halb auf die Matratze gefallen und dann zu Boden gerutscht. Für einen Augenblick schloss er seine Lieder und doch er konnte nicht mehr klar denken. Dean wusste nur, dass er sich das nicht gefallen lassen wollte. Natürlich hievte er sich selbst wieder auf die Beine. „Du bist einfach nur durchgedreht.", knurrte er dann. In ihm war die stille Hoffnung, Seamus würde sich jetzt dafür entschuldigen, was er ihm angetan hatte, aber nichts dergleichen geschah. „Wer von uns hat denn Geheimnisse? Du oder ich?", schrie Seamus wie aus dem Nichts: „Wann haben wir aufgehört uns Dinge zu erzählen?" Er wirkte den Tränen nah. Sein Gesicht war ganz rot geworden. Es sah irgendwie angeschwollen aus. Dean hatte schon immer die Idee gehabt, dass Wut einen hässlich machte, doch es bestätigte sich ihm gerade auf ein Neues. Mit Dean war es anders. Er war ruhig, aber alles in ihm war wie leer gefegt. Es fühlte sich als wäre er gerade nicht er selbst. Eine kalte Stimme, die kaum klang wie seine eigene, sprach: „Seitdem deine Mutter dich davon überzeugt hat, dem Tagespropheten eher zu glauben als Harry, den wir seit vier Jahren kennen." „Bring hier nicht meine Mutter rein.", keifte Seamus und sein Blick verriet, dass er Dean gleich nochmal anspringen wollte. Und als es passierte und die beiden wieder aufeinander prallen, wusste Dean nicht, was er tat, als er den doch sehr schmächtigen Finnegan gegen die Mauer presste. Seamus keuchte schwer, doch Dean war noch nicht mit ihm fertig. „Wenn du nicht so stur wärst.", raunte Dean in das Ohr des anderen und drückte ihn weiter mit den Händen gegen die Wand. „Ich hätte dir sicher gesagt, was los ist." „Schieb mir nicht die Schuld in die Schuhe.", kam es von Seamus: „Du hast-" Dean hatte genug gehört. Er packte den Kiefer des Iren und hielt ihn fest. In den grauen Augen glitzerte eine verräterische Nässe und Tränen liefen über Seamus Gesicht. Die Feuchtigkeit erreichte unweigerlich die raue Haut von Dean. Er musste nur noch eine Sache loswerden: „Irgendwann erkennst du auch die Wahrheit, aber bis dahin will ich nichts mehr mit dir zu tun haben."
Sein Griff lockerte sich. Dies nutze Seamus, um sich selbst zu befreien, seine Tasche zu nehmen und die Flucht anzutreten. Dean selbst hatte keine Träne vergossen, doch er konnte nicht aufhören, die Hand anzustarren, die seinen nun ehemaligen besten Freund festzuhalten. Das war das Ende einer vierjährigen Freundschaft. Alles nur wegen einer blöden Zeitung. Aber je länger Dean darüber nachdachte, desto mehr kam, ihm seine eigene Überlegung fehlerhaft vor. Es war nicht so als wäre es das einzige gewesen, dass er Seamus vorenthalten hatte. Da war ja auch noch die Sache mit Pansy gewesen. Auch das hatte er für sich behalten. Nun, im Nachhinein, war es sicher praktisch, da sich das ganze Problem bereits in Luft aufgelöst hatte. Anderseits hätte er es dann auch einfach Seamus beichten können. Dieses Mädchen war absolutes Chaos und ihr wirres Verhalten färbte wohl auf andere ab. Wie konnte man sonst erklären, dass er gerade so an die Decke gegangen war? Sie hinterließ eine Schneise der Zerstörung, wohin sie auch ging und er war so dumm gewesen, zu glauben, dass sie ja eigentlich einen weichen Kern hat. Tja, dafür hatte er schon mal gebüßt. Warum kam sie ihm eigentlich immer noch in den Sinn? Logisch hatte er mit ihr abgeschlossen, aber emotional... Am liebsten wollte er jede Gefühlsregung, die mit ihr zu tun hatte, im Keim ersticken. Sie sollte raus aus seinem Kopf.
Erst vor kurzem waren zwei Menschen aus seinem Leben getreten und er dachte nur an die Person, bei der er wohl wirklich nichts mehr ändern konnte. Eigentlich sollte er gerade versuchen, Seamus nachzurennen und den Konflikt vielleicht zu beenden, doch er war immer noch zu sauer dafür. Es war nicht mal gegen Seamus gerichtet. Nicht gänzlich jedenfalls. Noch eine ganze Weile stand er da, bis die Glocken läuteten. Langsam sicher rappelte er sich wach. Er musste vergessen, was eben geschehen war. Dann konnte es ihn wenigstens nicht mehr verletzen.
Alles, was ihn noch vor wenigen Stunden so belastet hatte, verblasste. Mühsam hatte er diese ganzen Gefühle in eine Box gesperrt. Metaphorisch natürlich. Doch das Prinzip, unschöne Dinge aus dem eigenen Sichtbereich zu schaffen, war das Gleiche. Nun hatten er und Neville die große Halle hinter sich gelassen. Nach einem langen Abendessen hatten sie noch ein wenig gequatscht, bis die Teller auf magische Art und Weise verschwanden. Es war nun wohl an der Zeit, sich auf den Weg zum DA-Treffen zu machen. Ihr Gespräch drehte sich ganz um Lunas absurde Theorie, dass der Zaubereiminister eine Privatarmee aus Heliopathen hat. Es war beiden klar, dass es nicht wahr sein könnte, doch es war lustig sich darüber zu unterhalten, wie es wäre, wenn Luna Recht hätte. „Oh, dann bin ab sofort ein Seher und nehme Trelawney den Job weg.", kicherte Dean und wich einem Geist aus, der drauf und dran war, durch ihn durchzufliegen. Da Dean diese Kälte nicht ausstehen konnte, ging er lieber vorsichtshalber aus dem Weg. „Dean.", tönte es plötzlich von Neville. Er klang viel ernster als vorher. Die Augen von Dean huschten artig in die Richtung seines Kameraden. Der blonde Junge fuhr sich durch seine Haare und sagte dann: „Ich glaub ich steh auf Luna." Dean musste sich beherrschen, nicht sein Gesicht zu verziehen. Nicht aus Abneigung und Missverständnis, aber er musste zugeben, dass es ihn überraschte. Er ließ ein Räuspern verlauten und meinte dann unbekümmert: „Dann versuch es doch." „Wirklich?", fragte Neville und stieß die Tür zum nächsten Korridor auf. „Ich denke du hast gute Chancen.", pflichtete Dean ihm bei.
Beide warfen sich einen kurzen vielsagenden Blick zu, als sie beim Korridor angekommen waren. Dort stand schon wieder ein Slytherin Mädchen, aber diesmal war es Pansy. Diese war sichtlich erschrocken als sie Dean erblickte und rannte in die andere Richtung weg. Das sollte Dean mehr als Recht sein. Er würde ihr nicht nochmal nachlaufen. Jedenfalls sagte er sich das. Die Tür zum Raum der Wünsche war verschlossen, sodass sie das übliche Spiel vorführen mussten. Dreimal liefen sie am Eingang vorbei, bis sich das schwarze Holztor offenbarte. Neville schaute kurz in beide Richtungen und betrat dann den Raum. Dean horchte noch einen Moment nach, ob Pansy noch in der Nähe war. Sie war sicher nicht ohne Grund vor diesem Raum platziert worden. „Pansy?", rief er, nicht sicher, ob er eine Antwort kriegen würde. Als dann ihr brauner Pagenkopf um die Ecke lugte, wusste er, dass er einen Fehler gemacht hatte. So eben hatte er dem Teufel Tür und Tor geöffnet. Wortwörtlich. Sie würde alle der DA verpfeifen, wenn er jetzt etwas Falsches sagte. „Wirst du mich verpetzen?", fragte er mit strenger Stimme. Er wollte heute keinen zweiten Streit. Stumm schüttelte sie ihren Kopf. „Ich wollte dir noch-", begann sie mit der gleichen quietschenden Stimme wie damals im Café, doch sie wurde unwirsch von Dean unterbrochen, der erwiderte: „Jetzt nicht. Wenn nicht gleich reingehe, kommen hier eine Menge Leute raus, die dir nicht gerade wohl gesonnen sind." Er schenkte ihr einen letzten Blick, bevor er den Raum der Wünsche betrat. Sie hatte ihn angelächelt, doch sie wirkte nicht glücklich. Die Augenschatten und ihre spröden Lippen malten ihm ein anderes Bild. Vielleicht war es schrecklich von ihm, sich das zu wünschen, doch er hoffte, dass sie um ihn weinte.


"Isn't this the obivious choice?"

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BrynTheBeatnik

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Re: falling for a lie [Harry Potter FF]

von BrynTheBeatnik am 24.03.2020 16:31

Der Herbst war schon lange vorbei, doch eine Sache hatte sie mit in die Winterferien genommen. Es war ihre Eskapaden mit Dean Thomas. Noch hatte sie ihn sich nicht aus dem Kopf geschlagen, weshalb sie sich natürlich weiter mit ihm getroffen hatte. Nun saß sie jedoch bei ihren Eltern fest und hatte keine andere Beschäftigung als über ihn nachzudenken. Seitdem sie von Hogwarts abgereist waren, hatte sie weder etwas von ihm gehört noch gesehen und auch wenn sie wusste, dass es keine gute Idee war, wünschte sie sich doch er würde sich bei ihr melden. Weiter als bei ihrem zweiten privaten Treffen waren sie bisher nicht gegangen und doch hatten sie sich daraufhin noch einige Male getroffen. Sie war sich sicher, dass all ihre Freunde dachten, dass sie inzwischen depressiv war, da sie, wenn sie normalerweise so lange wegblieb, sich immer versteckte, um zu weinen. Ausnahmsweise kam ihr das sogar gelegen, weil so keiner mit ihr darüber reden wollte. Dabei war sie alles andere als unglücklich. Ihr Herz pochte immer noch in freudiger Erwartung auf das nächste Rendezvous. Nebenbei musste sie sich nur zum Lernen überreden. Schließlich war jetzt die beste Zeit alles nachzuarbeiten, wozu sie bisher nicht gekommen war, weil sie sich hatte ablenken lassen. Stumm schweigend lag sie auf ihrem Bett und hing in erfreulicheren Gedanken fest als die bevorstehenden Prüfungen. Vor ihr lag ein Buch über Verwandlungen, nicht dass sie es wirklich las, es sollte nur den Eindruck von Produktivität vermitteln. Als ihre Mutter sie dann zum Essen rief, klappte sie dieses ohne weiteres zu und verließ ihr Zimmer.

 

Am Esstisch war es wie gewohnt sehr still gewesen. Ihr Vater hatte wahrscheinlich nicht mal bemerkt, dass sie wieder im Haus war. Kaum war sie wieder im Zimmer, ließ sie sich wieder auf das Bett fallen und streckte die Beine in die Luft. Dabei entwich ihr ein lautes Stöhnen. Sie reckte sich ausgiebig, nur um dann wieder auf die Beine zu springen. Beinahe wäre sie sogar gegen den Spiegel geknallt, wenn sie sich nicht noch an der Kommode abgestürzt hätte. Dort lächelte ihr ein altes Foto von Draco und ihr entgegen. Mit dem Bild nach unten klappte sie es einfach um. Noch hatte sie kein Weihnachtsgeschenk für ihn gefunden und wollte sich nicht direkt schuldig fühlen. Ihr Blick glitt zu ihrem Antlitz im Spiegel und sie grinste selbstsicher. Endlich hatte sie den Zauber für ihre Haare perfekt hinbekommen, so saß ihre Frisur gleich viel besser. Während sie sich weiter bewundert ansah, flog eine klein Wesen aufs Brett vor ihrem Fenster. Da sie so vertieft in ihr eigenes Bild war, zuckte sie heftig zusammen und fuhr sich an die Brust, als die Eule mit ihrem Schnabel gegen die Scheibe klackte. Natürlich drehte sie sich rasch in dessen Richtung, um zu überprüfen, was es war, dass sie so aus der Fassung gebracht hatte.
Erleichtert ging sie aufs Fenster zu als sie erkannte, dass es nur ein geflügelter Postbote war. Knarzend klagte der Holzrahmen, als er hochgezogen wurde. Zugleich trat die frische Nachtluft ein, sodass Pansy leicht zu frösteln begann. Nach wie vor war sie recht freizügig gekleidet, da ihr Zimmer eines der wenigen mit Kamin war. Um das Fenster schnell wieder schließen zu können, entfernte sie das Packet von der Eule recht zügig, die ihr aus Freude gleich in den Finger pickte. Rasch zog sie ihre Hand weg und schüttelte diese, bis der Schmerz verflog. Schon fast tadelnd sah sie den Boten an, beschloss aber dann, nach dieser langen Reise hätte sich der Kauz doch eine Belohnung verdient. Aus einer nahegelegenen Anrichte fischte sie eine Packung Eulennüsse und streute einige auf die Fensterbank. Selbstredend war die Eule begeistert und bediente sich nur all zu gern. So konnte Pansy das Päckchen dann doch noch entnehmen, ohne wieder angegriffen zu werden. Es war ziemlich leicht, wie sie enttäuscht feststellen musste. Normalerweise waren Dracos Geschenke immer etwas schwerer. Aber noch war ja auch noch nicht Heiligabend. Hatte er ihr einfach so eine kleine Aufmerksamkeit schicken wollen? Auf einem kleinen Zettel, das an der Paketschnur befestigt war, stand nur in großen sauberen Buchstaben ihr Name. Sie wusste nicht, was sie zu befürchten hatte, sodass sie es erstmal schüttelte, um den Inhalt zu überprüfen. Es war ein dumpfes Rascheln zu hören. Also war es schon mal nichts Gläsernes. Leider gab es nur einen Weg dies zu bestätigen. Pansy musste es wohl einfach öffnen.
Darin waren ein weiteres kleines Schächtelchen und ein Brief, der ebenfalls nochmal verpackt war. Zuerst nahm sie sich die Box und entdeckte darin eine goldene Kette mit einem herzförmigen Anhänger, der wiederrum einen einzelnen rosa Edelstein fasste. Wer um Himmels Willen hatte ihr denn ein so großzügiges Geschenk gemacht? Und vor allem, warum einen Tag zu früh? Sie konnte ihr Glück gar nicht fassen und drückte sich die Schachtel an die Brust. Aufgeregt lief sie zum Spiegel zurück und legte sich selbst nach ein wenig Pfriemeln die Kette an. Ihre Hand zog den Anhänger nach vorne und sie begutachtete ihn. Noch besser als das Schmuckstück fand sie, die Tatsache wie fabelhaft es an ihr aussah. Ganz so als wäre es eigens für sie geschaffen. Nun war sie doch neugierig geworden, wer so liebevoll an sie dachte. Wenn es von Draco kam, dann hatte Narcissa sicher geholfen, es auszuwählen. Er selbst kam nie auf so schöne Ideen und überließ dies meist seiner Mutter. Pansy war ihm dafür natürlich dankbar, denn wenn Mrs. Malfoy eines konnte, dann war es den Geschmack von anderen zu treffen. Wenn sie so darüber nachdachte, erschien es ihr logisch, dass es eigens von den Malfoys ausgesucht wurde. Doch sie wollte dennoch die Worte hören, mit denen Draco das Geschenk besehen hatte. Ihre Finger zitterten vor Vorfreude als sie den Brief aus dem Umschlag nahm. Lachend stellte sie fest, dass er eine kitschige Weihnachtskarte hinzugefügt hatte. Kaum hatte sie die Karte entfaltet, bemerkte sie, dass es nicht die Handschrift ihres langjährigen Freundes war, sondern die vom Gryffindor, den sie doch glatt für einen Moment vergessen hatte. Das erklärte natürlich, warum keine Adresse am Paket war. Er konnte diese ja gar nicht wissen. Doch wenn es verloren gegangen wäre, dann wäre es auch sicher nicht wieder aufgetaucht. Der Gedanke, dass sie Kette fast irgendwo in irgendeinem Wald oder See verschollen gewesen wäre, bekümmerte sie. So sehr hatte sie das Geschenk schon lieb gewonnen. Sie schüttelte sich und nahm all ihre Konzentration zusammen, um den Brief zu lesen. Er hatte es also in einem Laden gesehen und dabei an sie denken müssen. Ihr Herz schlug auf einmal doppelt so schnell. Die Vorstellung, dass Dean die Kette im Schaufenster gesehen und belächelt hatte, gefiel ihr. Bisher war kaum jemand so aufmerksam ihr gegenüber gewesen.
Nun hatte er ihr etwas zu Weihnachten geschenkt und sie hatte nicht mal daran gedacht, dass er auf diese Idee gekommen war. „Oh je.", murmelte sie: „Jetzt muss ich dringend noch zwei Geschenke besorgen." Sie drehte den Brief um, da dieser auf von der Rückseite beschrieben war, und las weiter. Anscheinend wollte er sich mit ihr treffen, bevor der Zug zurück zur Schule abfahren würde. Einen Kaffee trinken stand dort. War das ein Date oder wollte er mit ihr reden? Sicherheitshalber sollten sie nicht am Gleis 9³/4 warten, sondern am zweiten. Pansy war erfreut, das er soweit mitdachte, doch sie musste ihm noch antworten. Für ihre Eltern musste sie sich noch eine gute Lüge ausdenken, warum sie alleine und dann noch so früh aufbrechen wollte, doch dazu würde sie zu gegebener Zeit kommen. Erstmal musste sie ihm zusagen. Schnell griff sie sich ihr rosa Briefpapier und schrieb einen kurzen Text. Am Ende setzte sie neben ihren Namen noch ein kleines Herz. Gerade wollte sie es zusammen rollen, da kam ihr eine grandiose Idee. Ein Spritzer Parfüm war genau das, was dieser Botschaft fehlte. Danach sah sie sich panisch nach der Eule um, doch zu ihrer Erleichterung war, diese immer noch mit den Nüssen beschäftigt. Mit einem Wisch ihres Zauberstabs versiegelte sie die Rolle mit ihrem Familienwappen und machte es an der Eule fest. Diese rappelte kurz und flog dann in die schwarze Nacht davon. Bei dem ganzen Trubel hatte sie gar nicht bemerkt wie kalt es in ihrem Zimmer geworden war. Nachdem die Fenster geschlossen waren, zog sie sich um und legte sich unter die Decke. Schlafen würde sie jetzt noch nicht, dazu war es viel zu frisch, doch sie musste sich ernsthaft überlegen, wie sie Dean ein mindestens genauso schönes Geschenk machen konnte. Gänsehaut zog sich über ihren ganzen Körper und das lag sicher nicht nur an der niedrigen Temperatur.

Die restlichen Tage zogen nur so an ihr vorbei. Sie hatte ihrer Mutter erklärt, dass sie sich mit Draco im tropfenden Kessel treffen würde und sie von dort aus gemeinsam zum Kings Cross fahren würden. Mit ihrem großen weißen Koffer und zwei kleineren in der gleichen Farbe sowie einer dazu passenden Hutschachtel stieg sie in den großen Kamin im Haus der Parkinsons nur um Sekunden später in der Taverne wieder aufzutauchen. In diesen frühen Morgenstunden war es wie zu erwarten noch ungewöhnlich leer. Nur Tom, der Wirt war bereits wach und stand am Tresen. „Ach, Miss Parkinson, ihre Mutter sagte Sie würden kommen.", begrüßte er sie freundlich und eilte mit einem Küchentuch über der Schulter auf sie zu. Sie schenkte ihm ein mildes Lächeln und sagte dann: „Schön, dass Sie mich empfangen. Würden Sie mit vielleicht mit einem Reinigungszauber zur Hand gehen? Das Reisen per Flohpulver hinterlässt doch seine Spuren." Eifrig nickte er ihr zu und zückte zugleich seinen Zauberstab. Ein wenig umständlich stieg Pansy dann aus der Feuerstelle und präsentierte sich ihm, um die Hilfe in Empfang zu nehmen. Bläuliches Licht prasselte aus der Spitze seines Stabs und schlagartig fiel der gesamte Ruß von ihrer Kleidung ab. Zum besonderen Anlass des Tages hatte sie sich ihre rosa-weiße Muggelrobe angezogen. Es war einige der wenigen, die sie besaß und stammte wie so vieles ursprünglich von ihrer Mutter. So schön es auch aussah, mit dem puffrigen Rock und dem Mieder, so unbequem war es leider auch. Sie würde sich wahrscheinlich nie daran gewöhnen. Da waren ihr die Hexenroben doch um einiges lieber. „Würden Sie mir bitte einen Wagen zum Kings Cross Bahnhof bestellen?", fragte sie, während sie sich den Hut richtete. Ohne auch nur auf seine Antwort zu achten, nahm sie auf einem Stuhl nahe des Ausgangs Platz, jedoch nicht ohne diesen vorher mit einem bestickten Taschentuch sauber zu wischen. Mit einem Ohr hörte sie, dass er ihr versicherte der Bitte nachzukommen. Nun musste sie also nur warten. Ihr Blick glitt immer wieder zur großen Uhr und stöhnend verdrehte sie die Augen, als sie feststellte, das kaum eine Minute vergangen war, wenn sie nicht gerade damit beschäftigt war, ihr Make-up zu überprüfen. „Miss, Ihr Wagen ist angekommen. Kann ich Ihnen mit den Koffern behilflich sein?", bot der Wirt an und sah sie zögernd an, doch er war bereits einige Schritte Richtung Kamin gegangen. Ein steifes Nicken seitens Pansy erfolgte und dann sagte sie: „Oh, Tom, Könnten Sie noch zuvorkommender sein? Ich werde dann im Wagen warten."
Mit diesen Worten verließ sie die Tür und setzte sich in das schwarze Auto, das vor dem tropfenden Kessel parkte. Ebenso freundlich wie schon den ganzen Morgen erklärte sie dann dem Fahrer: „Guten Morgen, Ich würde gerne zum Kings Cross Bahnhof gebracht werden. Allerdings müssen Sie noch einen kleinen Moment auf mein Gepäck warten." Es war die reinste Etikette. Ihr konnte es gar nicht schnell genug gehen, wenn sie dann nur endlich diesen ranzigen Ort verlassen könnte. Der Fahrer nuschelte ihr etwas Unverständliches zu, aber fuhr noch nicht los, sodass Tom genug Zeit hatte, die Koffer einzuladen. Natürlich bekam er Hilfe vom Taxifahrer, aber Pansy blieb starr und unbeweglich auf der Rückbank sitzen. Mit glasigen Augen sah sie aus dem Fenster und wirkte noch puppenhafter als sonst. Kein Lächeln und keine emotionale Regung zierten ihre rundlichen Züge. Einzig und allein verließ ein kleines Räuspern ihre Lippen als der Wagen sich in Bewegung setzte. Die ganze Fahrt über saß sie schweigend mit den gefalteten Händen im Schoss da und rührte sich nicht. Wenn der Fahrer verängstigt von ihrem Verhalten war, so war das sicher kein Wunder. Sie wirkte wie eine zu groß geratene Barbie aus einem Horrorfilm. Alles an ihr war irgendwie so mechanisch. So war er sogar froh, als er sie am Bahnhof rauslassen konnte und ihre Koffer ausgeladen hatte. Beinahe hätte er vergessen, sie nach dem Geld für den Weg zu fragen, doch sie reichte ihm wortlos einige Scheine und ging mit einer beladenen Barre von dannen. Eine Sekunde sah er ihr nach. Das Mädchen konnte unmöglich normal sein. Ihr Auftreten und ihre Kleidung waren so unnatürlich, dass man meinen könnte, er wäre gerade einem Roboter begegnet. Wer zog sich denn noch in der heutigen Zeit ein Petticoat-kleid an?

Pansy hatte kein Gespür für die Reaktion, die sie bei anderen auslöste. Innerlich schäumte sie vor Freude über und schob nur allzu begeistert ihren Wagen Richtung Gleise. Ihr Herz pochte wieder so stark, doch diesmal sah sie es als gutes Zeichen an. Dean hatte es sicher nicht geschrieben, um sie jetzt hier stehen zu lassen und selbst wenn dies der Fall war, könnte sie danach immer noch locker an das richtige Gleis gehen und so tun als wäre es nie passiert. Diesmal stimmte der Treffpunkt natürlich, aber wegen der vielen Menschen, die hektisch durch die Gegend irrten, war es schwer ihn zu finden. Sie atmete durch als sie sein Gesicht in der Menge erkannte. Schon fast ein wenig schelmisch saß er auf seinem Gepäckwagen und grinste ihr zu. Er hatte lediglich einen großen schwarzen Koffer mit goldenen Ornamenten bei sich, sprang jedoch direkt auf, um ihr entgegen zu kommen. „Hey.", schnurrte er und umarmte sie. Für Pansy kam dies recht unerwartet, sodass sie sich nicht wehren konnte. Auch kam sie nicht dazu ihn ebenfalls zu begrüßen, da er ihr ins Ohr flüsterte: „Du hast mir gefehlt." Erst danach löste er die Umarmung und ließ eine hochrote Pansy zurück. Nun nahm er sich die Zeit, seine Freundin genau in Augenschein zu nehmen. „Was ist das denn für ein Aufzug?", neckte er sie: „Willst du hier jemanden beeindrucken?" Scharf zog sie Luft ein und öffnete ihren Mund, sagte dann aber doch nichts. Stattdessen stierte sie ihn eine Weile an und tippte dann auf seine Brust. „Eh, nur zu deiner Information, das ist adäquate Muggelkleidung. Uns wurde ja geraten, uns besser einzufügen, wenn wir unter ihnen wandeln.", konterte sie schließlich und rümpfte die Nase. Entschuldigend hob er beide Hände und sah sie mit großen Augen an. Dann meinte er: „Das ist zwar auffälliger als einfach in der Schuluniform zu erscheinen, aber mir gefällt es. So wir müssen los, sonst kommen wir am Ende noch zu spät." „Zu spät wohin?", warf Pansy ein. In ihrem Kopf war sie bei seinem Kompliment stehen geblieben. Natürlich hatte sie sich diese Wirkung erhofft, doch es war schon dies auch noch mal bestätigt zu bekommen. „Wir gehen einen Kaffee trinken.", erklärte Dean mit einer Betonung, die vermuten ließ, dass er es als lächerlich empfand, dies überhaupt zu erwähnen: „Wir haben doch ein Date." Mit dieser Formulierung hatte sie im Leben nicht gerechnet. Weit aufgerissene graue Augen starrten ihn an. Leise stammelte sie etwas von: „Ich dachte, wir trinken irgendwo im Bahnhof ein Kaffee oder so." „Pff.", meinte Dean und schenkte ihr eine abwinkende Handbewegung: „Als wäre das einer Parkinson würdig." Die Bemerkung zu ihrer Familie beschloss sie zu ignorieren, da sie sonst nur wütend werden würde und das wiederrum würde ihr die Laune versauen, dabei war sie doch extra wegen ihm hergekommen. Stattdessen sprach sie das offensichtlichere Problem an: „Aber wohin mit unseren Koffern?" „Glaubst du, ich habe mir dafür nicht schon längst etwas überlegt?", erwiderte er und holte seinen Wagen auf ihre Höhe. Nun gingen sie beide gemeinsam vom Gleis. Zu erwähnen war jedoch, dass Pansy keine Ahnung hatte, was Dean da geplant hatte und ihm einfach nur missmutig folgte.

Wenig später standen sie vor einem Schalter und Dean sprach mit dem Angestellten des Bahnhofs, etwas das Pansy auf die Distanz nicht gut hören konnte. Es war ihr auch reichlich egal, wenn sie ehrlich war. Solange sie nur ihren Koffer loswerden konnte, um ihn später unbeschädigt wiederzubekommen, war sie mit allem zu Frieden. Ihre größere Sorge war eigentlich, dass jemand von der Schule die beiden sah. Aber es war ein großer Bahnhof und sie waren am anderen Ende. Dennoch ließen dramatische Szenarien, in denen sie aufflog und von Draco oder anderen verspottet wurde, nicht los. Sicherheitshalber zog sie ihre Sonnenbrille, die sie eigens für diesen Zweck mit sich geführt hatte, auf ihrer kleinen rosa Handtasche und verdeckte so noch mehr von ihrem Gesicht. Mit dem großen weißen Hut so tief gezogen würde man sie sicher nicht erkennen. Es war ja kaum noch Haut zu sehen. Konnte man jemanden bloß an den Lippen und dem Kinn ausmachen? Gedankenverloren starrte sie zum Ausgang und erlange erst wieder Bezug zur Realität als Dean sie an ihrer Schulter antippte. Die Koffer waren bereits verschwunden. Stattdessen hielt er ihr begeistert zwei kleine Zettel vor die Nase. Sie stieß seine Hand aus ihrem Gesicht und lächelte ihn als Entschuldigung freudig an. Er stopfte die Zettel in eine Innentasche seiner Jacke und nahm sie an der Hand, um sie aus dem Gebäude zu führen. Eigentlich sollte es ihr unbehaglich sein, doch ehrlich sagt, fühlte sie sich damit weniger verloren als sonst, wenn sie in London war. Er strahlte eine angenehme Wärme aus, die sie sogar durch den Stoff ihrer Handschuhe spürten konnte. Draußen auf dem großen Platz peitschte der kalte Januarwind und Dean ließ dies nicht unkommentiert: „Puh, es ist echt ziemlich frisch." „Es ist ja auch noch Winter.", murmelte Pansy kichernd. Wenigstens hatte sie dann mit ihrem Geschenk für ihn einen Glückgriff gelandet.

Eine ganze Weile schlenderten sie durch die Stadt und gerade als Pansy schon bezweifelte, dass sie noch ankommen würde, zeigte Dean auf einen Laden und verkündete: „Da ist es. Das Caravan." Erwartungsvoll sah er sie an. „Es... sieht... gut aus?", kam es von Pansy, unschlüssig, was er denn von ihr hören wollte. „Lass uns reingehen.", beschloss er und zog sie wieder mit. So müde und verängstigt wie Pansy war, störte es sie gar nicht, sich führen zu lassen. In diesen frühen Stunden arbeitete ihr Kopf noch nicht richtig und sie hatte gar keine Kraft, sich Einwände oder Argumente zu überlegen. Eigentlich war sie sogar sehr froh darüber, dass er sich schon Gedanken gemacht hatte und sich so viel Mühe gab. Bisher hatte sie so etwas nur in Geschichten erlebt, aber in Echt war es noch viel schöner. Ihr Blick folgte ihm auf Schritt und Triff und als die warme Luft sich ihnen aufdrücke wie die Begrüßung eines Verwandten, war Pansy nicht genervt, sondern erleichtert. Ihre Wangen wurden schnell rosig als sie aus der Kälte traten. Auch ihre Nase trug einen rötlichen Schimmer. Im Laden angekommen, nahm sie ihre Brille ab, um sich besser umsehen zu können. Überall standen große schwere Ledersessel und kleine hölzerne Tische herum. Die Lampen hingen kahl von der Decke und strahlten ein warmes Licht aus, das im starken Kontrast zum grauen Himmel von London stand. Hinter der Theke waren große Säulen mit Aufschriften wie „Arabica Exotic" und „Dolce Vita" versehen und sie vermutete, dass es sich dabei um Kaffee handelte. Sie selbst war nie ein großer Kaffee-Fanatiker gewesen, sondern immer bei schwarzem Tee geblieben. Dean war wie immer schon vorgegangen und bestellte etwas am Tresen. Als hätte er ihren Blick bemerkt, drehte er sich auf einmal zu ihr herüber und wank sie mit einer Handbewegung her. Es war wohl besser, zu tun, was er sagte, dachte sich Pansy und trat auf ihn zu. Erst danach erkannte sie, dass hinter ihm ein großer Glaskasten mit einer Auswahl an Leckereien war. „Such dir was aus.", ermunterte Dean sie. Die Versuchung war groß ihr Gesicht gegen die Scheibe zu pressen, wie ein kleines Kind, das begierig auf etwas in der Auslage starrte. Stattdessen ging sie nur in die Hocke und musterte jeden einzelnen Teller und jede Platte genau. Hinter sich hörte sie Deans Lachen. Es war warm und freundlich, so wie er selbst. Das freudige Gefühl, dass er in ihr auslöste, konnte sie nicht länger verschweigen. Sie verbrachte einfach gerne Zeit mit ihm. „Guten Morgen.", quiekte sie in einer unnatürlich hohen Stimme: „Ich hätte gerne bitte, wenn es Ihnen recht ist, ein Stück von der Aprikosen-Sahne-Torte." „Oh, aber natürlich.", meinte der Verkäufer und platzierte eine Portion auf einem Teller, den er ihr reichte. Sie war verwirrt. Wurde es hier nicht an den Platz gebracht? Ihr Blick ging zu Dean, der sein Portmonee zückte. Diese war knallorange und hat ein ihr unbekanntes Logo darauf. Nachdem Dean bezahlt hatte und sein Geldbeutel wieder wegsteckte, nahm er sich ein Tablett mit zwei Getränken und einem Stück Schokokuchen. Das beantwortete immer noch nicht die Fragen, die sich Pansy gerade regelrecht aufdrängten. „Sollen wir uns da hinten hin setzen?", erklärte er und zeigte auf zwei Sessel, die nahe bei der großen Fensterfront standen. Überfordert von der Lage nickte Pansy und folgte ihm mit ihrem Teller in beiden Händen.

Als beide endlich Platz genommen hatten, begann Pansy sich zu entspannen. Wie ein Klotz Eis taute sie langsam auf. Das Stück Torte lächelte ihr so entgegen, dass sie nicht wiederstehen konnte zu probieren. Ein langes genussvolles Stöhnen entwich ihr, kaum dass sie den ersten Bissen im Mund hatte. „Dir gefällt es... nehme ich an?", erkundigte sich Dean zwischen zwei Schlücken seines Kaffees. Eifrig nickte sie mit dem Kopf. Ihr Hut lag auf einem dritten Sessel, mit ihrem Mantel und ihren Handschuhen. Eigentlich war sie immer noch verwundert, was das für ein komisches Café war, doch sie beschloss, sich nicht groß am fehlenden Service zu stören. Pansy bestätigte ihn nur zu gern: „Ja, es ist super lecker. Die Creme und die Aprikosen passen ganz toll zusammen." „Das freut mich.", sagte Dean: „Dann habe ich deinen Geschmack ja ganz gut getroffen. Zwei Mal sogar, wenn ich die Kette mitzähle." Sofort fuhr ihre Hand an ihr Dekolleté und berührte den Anhänger. Beinahe hätte sie vergessen, dass sie es trug oder die Tatsache, dass sie sich noch nicht dafür bedankt hatte. „Oh, ich wollte dir noch meinen Dank dafür aussprechen. Sie ist einfach unbeschreiblich schön.", stammelte Pansy und strich sich mit der Hand eine Strähne hinters Ohr. Außer ihnen war fast keiner hier. Es wunderte sie aber nicht, so früh wie es war, waren sicher die meisten noch zuhause. Nur einige Geschäftsmänner saßen verstreut an Tischen und tranken Kaffee aus unglaublich kleinen Tassen. Lachend betonte Dean: „Musst du nicht. Es ist einfach hinreißend zu sehen, wie du sie trägst." Sein Kuchen war nun zur Hälfte leer und sein Kaffee auch, doch Pansy hatte sich noch nicht getraut von ihrem Getränk zu probieren. Schließlich hatte sie es sich nicht ausgesucht. Auch Dean hatte das bemerkt und schob es ein Stück näher zu ihr hin. „Versuch es einfach mal.", riet er ihr. „Weißt du... Eigentlich bin ich nicht so-", begann sie doch verstummte sie als sie seinen Blick sah. Nun konnte sie nicht mehr ablehnen. „Aber wenn es mir nicht schmeckt-", hakte sie weiter nach und wurde wieder von Dean unterbrochen: „Dann werde ich es austrinken. Jetzt spring über deinen Schatten. Es ist nur Kaffee." Entwaffend atmete sie aus und führte sich die Tasse an den Mund, um einen Schluck zu nehmen. Es war nicht so heiß wie sie erwartet hatte, aber schmeckt dafür umso besser. "Es ist süß und cremig und erinnert mich an Kuchen.", murmelte sie, während sie geistesabwesend die Tasse anstarrte: "Was ist das für ein Schaum darauf?" "Milchschaum.", erklärte Dean grinsend: "Das ist ein Latte Macciato mit einem Schuss Vanillie- Sirup. Irgendwie hatte ich es im Gefühl, dass du es mögen wirst. Willst du mal meinen probieren? Der ist mit Haselnuss." Blinzelnd beäugte sie ihn, er sprach zwar offensichtlich englisch, aber sie hatte keine Ahnung, was er ihr eben gesagt hatte. Als er ihr plötzlich seine Tasse vor die Nase hielt, nahm sie diese, wenn auch sichtlich überfordert, entgegen. Nachdem sie auch diese Getränk probiert hatte, starrte sie ihn verwundert an und fragte dann, als könnte sie nicht begreifen, was gerade geschehen war: "Warum schmeckt unser Kaffee gleich nochmal nach Kuchen?" "Sirup.", sagte Dean und zog jeden Laut lang, damit das Wort sogar ihr in den Kopf ging. Pansy nickte und murrte: "Sirup. Interessant." Erneut brach er in Gelächter aus und sah sie danach mit einem träumerischen Blick an. Sein Seufzten irritierte sie. Eigentlich war es alles an ihm. Wie seine Rehaugen auf ihr ruhten, behagte ihr nicht. Die Art wie er seinen Kopf auf seiner Hand abstützte oder sein verschmilztes Grinsen trugen nicht zu ihrem Wohlbefinden bei. Es war als wäre ihr Kragen auf einmal auf die Hälfte seiner GRöße geschrumpft und schnürte ihr so die Luft ab. Mit ihren Finger glitt sie unter den Stoff ihres Kleides und zupfte daran, doch es änderte nichts.
Ungeduldig sah sie zur Uhr und dann wieder auf ihren Teller. Es war so still zwischen den beiden geworden, dass sie nur noch ihren Atmen hörte und spürte wie sich ihre Brust schweren Herzens regte. Gänsehaut zog sich über ihren ganzen Körper und das obwohl ihr eigentlich viel zu warm war. Die Empfindungen waren doch lächerlich, sagte sich Pansy und schloss ihre Augen für einen Moment. Eigentlich lag da keine Spannung im Raum, schon gar nicht zwischen Ihnen. Ihre Nervosität war also total überflüssig. Außerdem mussten sie noch rechtzeitig zum Bahnhof zurück. Sie schluckte und zog ihre Augenbrauen hoch. Das Gefühl verflog so schnell es gekommen war und sie widmete sich wieder ihrem Frühstück. Er tat es ihr gleich und beide schwiegen sich dabei an. Natürlich hatte sie es vermieden, nochmal seinen Blick zu kreuzen und ihm so mehr Angriffsfläche zu bieten. Erst nur noch leeres Geschirr vor ihnen stand, wagte sie es in seine Richtung zu schauen. "Wir sollten uns auf den Rückweg machen.", schlug sie vor und hatte dabei wieder ihre Hände im Schoss gefaltet. Dean nickte und bestätigte sie: "Ist wohl besser so. Andernfalls wird es knapp werden." Während sich Pansy wieder vollständig anzog, mit allem drum und dran, war Dean damit beschäfitgt, das Geschirr auf dem Tablett zu stapeln. Sie stellte das schon nicht mehr in Frage. Seine Jacke hatte er sich lässig über einen Arm geworfen und schlenderte mit dem Tablett in der anderen Hand auf den Tresen zu. Über seine Schulter schenkte er ihr ein schwaches Lächeln und bot an: "Also ich hole mir noch einen Kaffee für den Rückweg, damit ich nicht wieder auf der Zugfahrt nach Hogwarts einschlafe. Willst du auch noch einen?" Da war dieser kleine Hinweis auf die Realität, die nach dem Treffen wieder einsetzen würde. Dann würde sich die Welt wieder drehen und er war dann Dean Thomas, ein Nichts und sie war wieder Pansy Parkinson, Erbin eines gewaltigen Vermögens und Reinblüterin. Wenn sie unter Muggeln waren, hatte sie das noch leugnen und verdrängen können, doch es zwängte sich mit aller Macht wieder in ihr Bewusstsein. Die Geschenke konnte sie keinem erklären. Dieses Date oder was auch immer, war für sie, sobald sie am Bahnhof bei ihren Freunden stand, nie passiert und auch er war dann nur noch irgendein Mitschüler für sie. Noch hatte sie ihm keine Antwort gegeben, aber selbst wenn sie es versucht hätte, war sie sich sicher, dass keine Wörter ihre Lippen verlassen hätten. Stattdessen schüttelte sie den Kopf und ihr Blick sank zu Boden. Ihn anzusehen fühlte sich an wie eine Strafe. Ihr war wohl bewusst, dass sie so langsam damit aufhören musste. Es war für sie nur mehr als ein Spiel oder ein Befriedung eventueller Gelüste geworden, doch sie musste auf ein Ende zusteuern, bevor sie da nicht mehr herauskam. Ein Ultmatium baute sich in ihr auf. Sollte sie all ihre Prinzipien und Werte auf den Haufen werfen oder sich zusammenreißen und einen klaren Schnitt setzen? Leise als wäre es nicht mehr als ein Flüstern hörte sie die Kellnerin sagen: "Ist das deine Freundin?" "Ja, genau.", bestätigte es Dean. "Ihr seid ja ein süßes Paar. Schönen Tag euch noch.", sagte die Bedienung. Ihr Freund führte sie aus dem Laden. Eigenständig hätte sie wohl keinen Schritt mehr gemacht. Alles, jede Ritze und jede Ecke in ihrem Kopf waren voller Gedanken, die sie lange hatte vermeiden wollen. Sie gingen die Straßen entlang, zurück zum Bahnhof.
"Was war das eben?", fragte sie mehr verwirrt als wütend. Es war immer noch viel zu früh für ihre aufbrausende Ader. Schlagartig ließ Dean ihre Hand los und erklärte: "Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst." "Du hast doch was zu dieser Frau gesagt.", erwiderte Pansy und zog ihre Hände in ihre Manteltaschen. Einen Moment lang sah Dean sie verwundert an, ergänzte dann aber: "Ach so, ja, ich habe doch nur Small Talk gehalten. Dass ist nichts, weshalb du eifersüchtig sein solltest." Etwas in ihrer erwachte und bebte in ihrer Brust. Es hämmerte gegen ihre Rippen und die Kälte trieb ihr Tränen in die Augen, die sie direkt abwischte. Er sollte nicht auf falsche Gedanken kommen. Sie war gerade weder sentimental noch weinerlich. Zum ersten Mal seit fast zwei Monaten sah sie klar und war wieder völlig sie selbst. Dean war für sie nicht mehr als eine Ablenkung vom Schulstress gewesen und sie erkannte das jetzt. Mit Eifersucht hatte das wenig zu tun. "Oh, das meinte ich gar nicht.", sagte sie betont ruhig: "Du hast uns als Paar bezeichnet. Wir sind kein Paar. Es gibt nicht mal ein Wir. Nenn uns nicht noch einmal im gleichen Satz." "Bitte was passiert gerade hier?", warf er ein: "Habe ich irgendwas seit der letzten Viertelstunde nicht mitbekommen? Wenn ja, dann sag es mir bitte, anstatt mich einfach anzublaffen." Er trat einen Schritt von ihr weg. Das war ihr nur recht. Gerade konnte sie seine Nähe eh nicht mehr ertragen. Sie waren nur noch eine Straße vom Bahnhof und ihrem normalen Leben entfernt. Er würde alles kaputt machen, was sie sich die letzten Jahre aufgebaut hatte. Ihre Haltung versteifte sich und sie betonte besonders sachlich: "Ich will nur nicht, dass ein Missverständnis aufkommt." "Was für ein Missverständnis?", hackte Dean nach: "Wir sind doch ein Paar oder wie würdest du uns sonst bezeichnen?" "Als Mitschüler.", kam es prompt von Pansy. Er rollte mit den Augen als wäre ihre Aussage gerade zu lächerlich gewesen.
"Gut.", verkündete er dann: "Also in der Öffentlichkeit meidest du mich im besten Fall, im schlimmsten wirfst du mir Beleidigungen und Flüche an den Kopf, aber wenn wir allein sind, willst du mit mir rummachen und über deine Gefühle reden. Habe ich das richtig zusammen gefasst?" "Oh, nein, zu diesen Treffen wird es absofort nicht mehr kommen.", erklärte sie: "Ich kann es nicht risikeren-" "Was? Was kannst du werte Dame dir nicht leisten? Deinen Ruf zu verlieren? Sag mir bitte was in deinem verdrehten Verstand vor sich geht, denn ich habe es satt zu rätseln.", schmiss er ihr entgegen. Seine Stimme war deutlich lauter als sonst. Es zog die Blicke von Passanten auf sich. Das erste Mal hatte sie sogar das Gefühl, er würde von oben auf sie herabschauen. Ihr war übel und der peitschende Wind machte es auch nicht besser. "Vergiss es. Du würdest es eh nicht verstehen.", zischte sie und drehte sich weg um zu gehen. Ihre Beine waren wie festgefroren, doch sie zwang sich zähneknirschend von ihm weg zu gehen. Wenn er nur eine Ahnung davon hatte, in was für einer Welt sie lebte. Ein kleiner Funke der Selbstsucht flehte sie an, sich wieder umzudrehen. Sie ignorierte es diesmal. Solche Vorschläge hatten sie bisher nur in Schwierigkeiten gebracht. "Warte.", tönte es plötzlich von ihm. Ihre Übelkeit hatte ein neues Maß angenommen. Wenn sie hier nicht schnell wegkam, würde sie sich entweder übergeben oder zusammenbrechen. In diesem kurzen Moment als sie ihn beobachtete, schlug ihr Herz unglaublich schmerzhaft. Dreihundertzehn Gedanken oder mögliche Ausgänge der Situation rasten ihr durch den Kopf. Sie wusste nicht, was sie von ihm hören wollte. Sollte er um Vergebung bitten oder doch erklären, dass er sie nicht so einfach aufgeben würde. Doch sie wusste, was sie nicht hören wollte, als er es aussprach: "Hier. Der Zettel, damit du dein Gepäck abholen kannst." Er kramte sein Portmonee aus seiner Hosentasche und Pansy starrte auf das grell orangene Stück Stoff. Es brannte sich regelrecht in ihre Netzhaut. Dann als sich ihre Hände für ein letztes Mal berührten, hielt er kurz inne und sah an. Noch bereuhte sie ihre Entscheidung nicht. Das Papierchen fiel in ihre Hand und er ließ von ihr ab. Ohne auch noch etwas dazu zu sagen, ging er an ihr vorbei und ließ sie stehen.
Vielleicht hatte er es so gewollt. Nun hatte er sie zurück gelassen. Sie musste keine Schuldgefühle haben. Es war vorbei bevor es überhaupt angefangen hatte. Jedenfalls sagte sie sich das, als sie mit ihren Koffern am Gleis stand. Wenigstens hatte diese eine Sache heute gut geklappt. Nebenbei sprach sie unverfänglich einige Worte mit Goyle und Zabini, doch ihre Hauptbeschäftigung war nach wie vor, sich davon zu überzeugen, dass sie eben richtig gehandelt hatte. "Pansy!", rief eine bekannte Stimme quer über den Bahnhof. Ihr Blick ging in die Richtung und auch wenn es nicht die Person war, die sie sich gewünscht hätte, war sie dennoch erfreut, Draco zu sehen. Dieser hatte allerdings einen eindringlichen Gesichtsausdruck. Er war verärgert, man konnte es ihm ansehen. Einige Strähnen hingen aus seinen sonst so perfekt gestylten blonden Haaren. Und er bleckte die Zähne als er vor ihr zum stehen kam. "Ich habe dich gesucht.", erklärte er ihr und umarmte sie ein Tick zu fest. "Hee, ich muss auch atmen.", flüsterte sie in sein Ohr. Hinter ihm trabten seine Eltern an. Jetzt wusste sie, was er meinte. Es gab neue schlimmste Befürchtungen in ihrem Kopf, die nichts mit Dean Thomas zu tun hatten. "Guten Tag, Pansy, hier bist du.", begrüßte Narcissa die Parkinson: "Wir waren eben noch bei deinen Eltern." "Ja und wir wollten dich dort eigentlich abholen, aber dann haben wir erfahren, dass du schon längst ohne uns abgereist bist.", ergänzte Mr. Malfoy in einem strengen Ton. Sie schluckte. Ihr Ende war nah. Hätte sie doch nicht ihre Eltern angelogen und zu diesem blöden Treffen gefahren. Langsam aber sicher holen ihre Lügen sie ein und würden sie noch überrollen, wenn sie jetzt nicht äußerst bedachtsam vorging. Narcissa tätschelte Pansys Wangen und sagte dann: "Draco hat auf dich gewartet. Was hattest du denn so wichtiges vor, dass du ohne uns nach London aufgebrochen bist?" "Oh, es tut mir so leid.", stammelte Pansy: "Es ist mir sehr peinlich, dass zuzugeben, aber ich hatte noch kein Geschenk für Draco und weil seins so schön war, wollte ich ihm heute noch schnell eins holen. Ich dachte meine Eltern lassen mich eher gehen, wenn ich sage, ich treffe mich mit ihm." Die hochgewachsenen Malfoys schauten nicht milde überrascht und Narcissa tätschelte sie weiter. "Aber, Kind, das hättest du uns auch sagen können.", pflichtete Narcissa bei: "Jedenfalls ist das mit deinen Eltern nicht mehr dein Problem. Wir haben gesagt, wir hätten uns beim Treffpunkt vertan und sind schnell wieder in den Kamin gestiegen." Ein Stein fiel Pansy vom Herzen. Also würde bei den nächsten Ferien nicht der vorzeitige Tod auf sie warten. Sie hauchte ein stummes Danke in Dracos Richtung. Mr. Malfoy sah ungeduldig auf seine Taschenuhr. "Ihr solltet gleich in den Zug steigen. Draco, ich helf dir mit den Koffern. Komm jetzt."
Während die beiden blonden Männer von dannen zogen, hatten Narcissa und Pansy einen der seltenen Momente für sich. "Oh, ich sehe, du hast Anwendung für meinen seidigen Haar-Zauber gefunden. Hast du schon das ganze Buch gelesen?", erkundigte sich Narcissa und fuhr mit ihren langen Fingern durch Pansys Mähne. Sie selbst nickte und bestätigte: "Da sind wirklich viele hilfreiche Zauber dabei. Danke nochmal dafür." Mit einem charmanten Lächeln im Gesicht winkte sie ab. "Aber nein, das sollte jede junge Dame wissen. Allein die Zauber für elegante Gesichtsbemalung haben mein Auftreten entscheidend verändert und ich dachte mir, dass du auch schon im richtigen Alter dafür bist. Soll ich dir noch deinen Hut richten, bevor du aufbrichst? Das hier sieht ja irrwitzig aus.", sprach die Malfoy unermüdlich. Pansy sah zu ihr auf. Die klaren grauen Augen hatten schon immer einen beruhigenden Effekt auf sie gehabt. Es fiel ihr nicht schwer, das Angebot der Älteren anzunehmen. "Oh, sehr gern, wenn du dir die Mühe machen möchtest.", sagte sie kleinlaut und fummelte an ihren Handschuhen herum. Mit einem Wisch von Narcissas Zauberstab war Pansys Hut nun nicht mehr rund sondern spitz. Die lange Stoffspitze hing über die breite Krempe, doch das entsprach dem ursprünglichen Aussehen ihres Accessoires. Hastig kam es von Pansy: "Danke schön und danke auch, dass ihr meinen Eltern nichts gesagt habt." Im Augenwinkel erkannte Pansy bereits, dass Mr. Malfoy und Draco schon zurückkamen. Der Zug pfeifte. Sie hatten nun wohl nur noch Minuten bis zur Abfahrt. Alle verabschiedeten sich recht herzlich und Pansy musste Narcissa noch mal ausdrücklich versprechen, dass sie in den nächsten Ferien vorbeikommen würde.
Im Zug selbst war es sehr ruhig. Daphne und Tracey redeten unentwegt über ihre Reise zu Verwandeten in der Schweiz. Dem konnte und wollte Pansy nichts hinzufügen. Stattdessen hatte sie sich zu Draco gesetzt, der sich nun gegen sie lehnte und darüber klagte wie müde er doch war, da er die ganzen Ferien immer ausgeschlafen hatte. "Und weißt du, was noch so schlimm daran ist, dass ich wieder so früh aufstehen muss?", fragte er mehr rhetorisch als ernst gemeint und dennoch gab Pansy ein kleines "Hmm?" von sich. Gerade als er anfing zu sprechen, hörte sie ihm schon nicht mehr zu. Ihr Herz setzte kurz aus als einige Griffindors das Abteil betraten. Sie starrte zu dem einen rüber, dem sie noch am gleichen Morgen eine Abfuhr erteilt hatte. Auch er konnte seinen Blick nicht von ihr abwenden. Es war wie ein großes Unglück. Man konnte es einfach nicht ignorieren und auch wenn es an den anderen vorbeiging, so stand da doch etwas gigantisches und zugleich unangenehmes im Raum, ähnlich eines Dementors oder eines Werwolfs, den nur er und sie erkannten. "Was glotzt ihr so?", keifte Draco die Gruppe Schüler an. Es waren mit Dean zwei Jungen und zwei Mädchen. "Wir schauen nur nach freien Plätzen, aber in diesem Abteil riecht es so widerlich. Hier möchte ich mich auf keinen Fall hinsetzen.", konterte ein rothaariges Gryffindor Weib. "Liegt wohl eher an euch. Ich kann den Geruch von Blutsverrätern und Muggeln auch nicht ab.", giftete Pansy und erntete dafür hämisches Gelächter ihrer Freunde. Deans Blick ruhte immer noch auf ihr und auch wenn es ihr schwer fiel zu atmen, würde sie jetzt nicht klein bei geben. Sie setzte noch nach: "Zieh ab oder ihr dürft Strafarbeiten schreiben."Er sollte nur verschwinden, aus ihrem Kopf und aus ihrem Leben. Am besten wäre es, wenn sie sich einfach nicht mehr über den Weg liefen. Dann würde sie die Sache ganz schnell vergessen. "Ach ja, Parkinson, ich hab ganz vergessen, dass du ja jetzt Vertrauenschülerin bist.", zischte die Rothaarige wieder: "Aber das macht dich auch nicht weniger dämlich." Sollte ihr das Gesicht dieser kleinen Ziege irgendetwas sagen? Kannten sie sich oder hatte Dean sie einmal erwähnt? Offensichtlich waren sie ja Freunde, er und diese kleine Blutsverräterin. Pansy erkannte an den roten Haaren, dass sie sicher eine Weasley war, aber eigentlich kannte sie nur ihren älteren Bruder, Ronald. Der war ja immerhin in ihrer Klasse. Wer diese blöde Trulle war wollte ihr partout nicht einfallen. "Schön, dann schreibst du jetzt eine Strafarbeit, Weasley. Die kannst du dann gerne bei Professor Snape abgeben.", verkündete Pansy und richtete sich auf. Draco rutschte dabei ein Stück zur Seite. Ihre Hand tastete nach ihrem Zauberstab. Sie hatte nach wie vor einen Ruf an dieser Schule und so ließ sie sicherlich nicht mit sich reden. Zur Not würde sie auch die Schulregeln brechen, um den ihr zustehenden Respekt einzufordern. Es hielt sie ja nichts davon ab. "Lass uns regen, Ginny. Die ist durchgedreht.", warf Dean ein und die Gryffindors huschten durchs Abteil. Es kribbelte Pansy in den Fingerspitzen ihnen noch einen letzten Zauber hinterherzujagen. Die Tür schlug zu und sie hatte ihre Chance vertan. Seine abfällige Bemerkung schnürte ihr die Luft ab. Am liebsten hätte sie ihm auch so einiges an den Kopf geworfen.
Stattdessen stieß sie einen Schrei der Frustration aus und ließ sich wieder auf ihren Sitz fallen. Während sie ihren Schläfen massierte, gingen Tracey und Daphne die lobenden Worte nicht aus. "Du hast es denen gezeigt.", versicherte Daphne ihrer besten Freundin: "Die Rothaarige hatte ich schon vor den Ferien im Verdacht, aber sie ist mir irgendwie entwischt. Diese Gryffindors nehmen sich immer mehr Freiheiten raus. Hoffentlich wird Umbridge dem einen Riegel vorschieben." Pansy sank noch ein Stück tiefer ins Polster und versuchte einen Punkt im Abteil zu fokussieren, um nicht zu weinen. Er hatte sie schließlich vor all ihren Freunden beleidigt und sie hatte einfach dargestanden und nichts getan. Auch ihren Freundinnen entging dies nicht. Tracey tauchte in der Nische zwischen Dracos und ihrem Sitz auf und machte einen interessanten Vorschlag: "Bevor wir diese Trottel weiter verfolgen- wir sind uns ja alle sicher, dass sie nichts Gutes im Schilde führen- sollten wir mit Umbridge sprechen, damit wir die Befugnis kriegen. Ich meine, ihr seid zwar Vertrauensschüler, aber ihr braucht sicher noch Hilfe, oder?" Leider hörte Pansy nur halbherzig hin und war immer noch damit beschäftigt, Dean aus ihren Gedanken zu verbannen. Sie hatte das beendet und sollte zu ihrer Entscheidung stehen, doch alles in ihr schrie ihm nachzulaufen. Schnaubend zwang sie sich weiter auszuharren. Es würde noch viel mehr brauchen, damit sie, eine Parkinson, jemandem wie ihm hinterher rannte und wenn dann hatte es sicher mit einen Fluch zu tun, dem sie ihm aufhalste.


"Isn't this the obivious choice?"

Antworten Zuletzt bearbeitet am 30.03.2020 13:33.

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Re: falling for a lie [Harry Potter FF]

von BrynTheBeatnik am 21.03.2020 22:21

Kapitel 10
You were never on my side
Das fünfte Jahr war stressiger als gedacht. Vielleicht hatte sich Dean doch zu viel zugemutet. Er hatte seine Fächer plus die DA-Treffen, einen anhänglichen besten Freund, der gerade mehr als eine Phase durchlief und eine geheime Beziehung zu Pansy am Hals. Noch hatte sie ihn nämlich nicht aus ihrem Terminplaner oder von der Couch gekickt und er traf sich immer noch mit ihr. Dabei konnte er nicht sagen, ob die Blicke, die sie ihm in der großen Halle zu warf, böse oder sinnlich gemeint waren. Einerseits konnte sie nicht aufhören, nach seinen Küssen zu gieren, andererseits war sie als Vertrauensschülerin seltsam interessiert daran, wohin denn einige sehr spezielle Gryffindor –Schüler gingen. Darunter auch er und andere. So erntete Pansy von einigen Kollegen aus seinem Haus einige fiese Sprüche. Direkt vor ihrer Nase als auch im Gemeinschaftsraum der Löwen, wurde schlecht über sie gesprochen. Gerade dann verschwand plötzlich das Verlangen der ganzen Welt zu offenbaren, dass er heimlich sich über die fiese Slytherin-Tussi hermachte. Es war auch nicht so als könnte er es wenigstens seinem besten Freund sagen. Der schien sie nämlich mehr als jeder andere zu hassen, dabei war er nicht mal in der DA und trotzdem drauf und dran ihr einen Fluch aufzuhalsen, wenn sie sich mal über den Weg liefen. Zähneknirschend ließ Dean dies meist unkommentiert, aber diesmal würde er es nicht herunterschlucken. So konnte es nicht weiter gehen. Irgendwann, wenn sich der Ärger gelegt hatte, würde er sicher gerne offen mit Pansy zusammen sein, doch dazu musste er erstmal Seamus weichklopfen. Sie waren um die Ecke gebogen und als sich Dean nach hinten umdrehte, konnte er erleichtert feststellen, dass kein Slytherin ihnen gefolgt war. „Was ist denn mit dir los?", zischte Dean schließlich und hielt Seamus an der Schulter fest, damit dieser nicht einfach weiter gehen würde. Doch dafür erntete er nur einen missbilligenden Blick seitens Seamus und einen pikierten Konter: „Hast du nicht gesehen, wie die uns angesehen haben? Die wollten auf uns losgehen." Dean dachte unweigerlich an die Szene eben zurück. Leider hatten Pansy und ihre Freunde wie immer große Töne gespuckt und er verstand schon, wie Seamus auf die Idee gekommen war, dass die Slytherins gleich die Schulregeln brechen würden. Aber er war nach wie vor fest überzeugt, dass Pansy ihn keineswegs angegriffen hätte. Andernfalls wäre es wohl ein schlechtes Omen für ihre Beziehung gewesen. Er schluckte und erklärte dann: „Ja, und selbst wenn, wir dürfen deswegen noch lange nicht die Schulregeln brechen. Du weißt ja wie das für mich ausgegangen ist, als ich mich verteidigen wollte. Schlussendlich hab ich nur auch eine Strafe bekommen und je nach dem welcher Lehrer uns erwischt, kommen die dann davon und wir haben die Extraarbeit. Das können wir uns dieses Jahr nicht wirklich leisten, Seamus." Eigentlich fühlte sich Dean bei diesen Worten nicht wohl. Es fühlte sich an wie eine Lüge. Hinter Seamus Rücken lernte er sich für den Ernstfall zu verteidigen. Und da war ja noch die Liebelei mit Pansy, das Endergebnis seiner Strafe. Schlussendlich hätte er wirklich nicht gewusst, wie er jemanden beibringen sollte, warum er sich immer noch mit ihr traf, geschweige denn warum sie jedes Mal miteinander knutschten, obwohl sie ihn ursprünglich angegriffen hatte. Von Feinden zu Liebenden, das kam eindeutig nur in Geschichten vor. Nicht im echten Leben, dachte sich Dean und musste noch eine plausible Begründung finden, warum er sich ständig ausmalte, wie sie nackt aussah oder wie sie an seiner Brust einschlafen würde. Seamus seufzte und zuckte mit den Schultern. Die darauf liegende Hand von Dean rutsche herunter. „Du hast wohl recht, aber wenn du glaubst, ich werde einfach vergessen, wie diese Bitch auf dich losgegangen ist, dann bist du wohl nicht ganz richtig im Kopf.", meinte Seamus und ging weiter. Dean brauche einen Moment um diese Information zu verarbeiten, doch holte schnell die Distanz wieder auf. Anscheinend würde es noch eine Weile dauern, bis Dean ihm die Wahrheit gestehen konnte. Er hatte Pansy schon weitestgehend verziehen, aber das lag wohl an ihren Zungenküssen und der Art und Weise wie sie ihren Busen beim Knutschen an ihn drückte. Natürlich missfiel es ihm, dass sie ihn nie anlächelte, wenn sie in der Öffentlichkeit waren oder dass sie so wie eben, ein loses Mundwerk bewies. Vielleicht bildete er sich nur ein, dass sie ihm gegenüber freundlicher gesinnt als anderen seines Hauses gegenüber. Wenn es so war, dann war es wenigstens eine schöne Illusion.
Der Klassenraum, zu dem sie gehen wollten, stand schon offen und sie nahmen in Binns Klassenraum Platz. Dann drehte sich Seamus noch einmal zu Dean um und fragte: „Willst du wenigstens heute Abend mit mir im Gemeinschaftsraum lernen?" Daraufhin musste der Thomas erst angestrengt überlegen. Stand eine seiner dubiosen Nebenaktivitäten an oder hatte er tatsächlich mal Zeit? „Nein, ich glaub heute wird es wohl nichts.", gestand er und kratzte sich am Nacken. Wenn er sich recht entsinnt, dann war er abends mit der DA beschäftigt. Er würde mit Neville hingehen, der sonst allein gehen würde. In kleinen Gruppen, so hatte es Hermine betont, wäre es am sichersten, damit man nicht auf den Gängen von Slytherins oder Lehrern erwischt wurde. Es tat ihm wirklich leid, dass er Seamus schon wieder im Stich ließ, aber es ging nicht anders. Wenn Seamus wenigstens mit sich reden ließ, könnte er ihn möglicherweise zur DA mitnehmen. So schenkte er seinem besten Freund nur einen leidigen Blick, während er weiter seine Sachen auspackte. „Du wirst mir auch diesmal nicht sagen, was du vorhast, oder?", zischte Seamus, der schon Platz genommen hatte. Im Augenwinkel sah Dean Professor Binns in den Raum schweben und setzte sich schnell, um sich dann zu Seamus hinüberzubeugen und zu flüstern: „Ich sag es dir schon, sobald ich kann." Von seinem Freund kam nur ein langgezogenes Grummeln und das Kratzen seiner Schreibfeder. Für einen Moment schloss Dean seine Augen und presste die Lippen aufeinander. Jetzt war Seamus sauer und er konnte nichts mehr daran ändern. So wie die Dinge gerade standen, bezweifelte er einfach, dass Seamus gut darauf reagieren würde, dass Dean dem Tagespropheten weniger glaubte als Harry. Er verstand auch nicht wie Seamus so stur sein konnte. Natürlich wurde er wohl von seiner Mutter beeinflusst, die sicher große Angst vor der Rückkehr des niederträchtigsten Magiers des Jahrhunderts hatte. Aber Dean war überzeugt davon, dass Harry die Wahrheit sprach. Er würde sich das sicher nicht nur aus dem Spaß an der Sache ausdenken. Und Harry war auch sicher nicht geistig verrückt. Die Geschichten des Propheten ergaben immer weniger Sinn und wirkten zu reißerisch, um wahr zu sein. Sie wollten nur noch Harry schlecht machen und das missfiel Dean. Da nahm sich Dean heraus, selbst über die Person zu urteilen, mit der er seit vier Jahren das Zimmer teilte. Außerdem hatte er mitbekommen, wie oft Harry sich nachts im Schlaf hin und her wälzte. Seit Cedrics Tod war es noch viel schlimmer geworden. Dean konnte sich nicht vorstellen, wie grauenhaft es für Harry gewesen sein muss, einen anderen Schüler sterben zu sehen, geschweige denn Voldemort persönlich gegenüber zu stehen. Er war mehr als solidarisch, doch er wusste nicht wie er Harry das zeigen sollte. Seit dem Streit im Jungenschlafsaal am ersten Abend kam das Thema zwischen ihnen nicht nochmal auf. Damals hatte er klar betont, dass er die Dinge anders sah als Seamus, aber er bekam das Gefühl nicht los noch mehr tun zu müssen. Die DA half, doch es quält Dean Harry so fertig zu sehen. Sie standen sich jetzt nicht unbedingt so nah, weshalb Dean erstmal Abstand zum schweigsamen Potter hielt, was jedoch nicht hieß, dass er nicht bereit war ihm so gut zu helfen, wie es ihm möglich war.
Die Stunde danach war so langweilig und ereignislos wie Dean es erwartet hatte, doch kaum klingelte es, packten alle ihre Sachen zusammen als wäre es eine Angelegenheit von Leben und Tod. Dean ging es ähnlich, sodass er erst nicht bemerkte, dass sein bester Freund bereits gegangen war. Hatte sein Freund ihn gerade wirklich stehen lassen, um zu schmollen? Genervt rollte er mit den Augen und schulterte seine Tasche. An der Tür traf er gerade noch rechtzeitig auf Neville. So musste er wenigstens nicht allein in die Pause gehen, denn er würde Seamus jetzt sicher nicht nachrennen. „Hey, Neville, wollen wir die Pause zusammen verbringen?", erkundigte er sich und tippte den Longbottom am Rücken an. Dieser drehte sich zugleich zu ihm um und nickte freudig, sagte dann aber weniger amüsiert: „Seamus ist schon abgehauen, oder?" „Du hast es erfasst und diesmal habe ich keine Lust mich mit seinen Launen herumzuschlagen, aber das heißt nicht, dass ich sonst nicht mit dir reden würde.", antwortete Dean und zog die Tür vom Klassenraum zu, da er der Letzte gewesen war, der ihn verlassen hatte. Gemeinsam wanderten sie den Gang entlang bis sie einen geeigneten Ort gefunden hatten, um sich niederzulassen. „Ach, ich will mich nicht in euren Streit einmischen, aber es geht um die DA, oder?", kam es plötzlich von Neville, der sich fröstelnd dicke Handschuhe anzog. Dean kommentierte dies nur mit einem ausgelassenen Seufzten sowie einigen undefinierbaren Lauten der Frustration. Er wollte ungern jemanden zwischen die Fronten ziehen, weshalb er auch sehr darauf achtete, Neville nicht zu oft deswegen zu bequatschen. So wie sich Seamus gerade verhielt, machte er es Dean reichlich schwer, ihm entgegenzukommen. Da war sogar Pansy einfacher in der Handhabung, doch er wollte mit ihr nicht über dieses Thema reden. Es müsste noch viel schlimmer werden, damit er die DA gegenüber jemandem erwähnen würde, der nicht aktiv daran teilnahm. Neville kam ihm da ziemlich gelegen und betonte auch noch einmal: „Er verhält sich aber auch wie ein Arsch. So wie er Harry immer anschaut als hätte er etwas verbrochen, macht er die Stimmung echt kaputt." Wo Neville Recht hatte, hatte er eben Recht. „Tja und so stur wie er ist, wird er auch nicht mit sich reden lassen. Da können weder du noch ich etwas ändern. Es muss wohl erst noch etwas viel drastischeres passieren, damit er Einsicht zeigt.", stimmte Dean ihm zu. Für einen Moment spielte er mit dem Gedanken, über etwas Erfreulicheres zu sprechen... wie Pansy zum Beispiel, doch er wollte sich nicht ausschließlich bei Neville auslassen. So beschloss er sich mal nach dem Longbottom zu erkundigen: „Also... Heute gehen wir gemeinsam zum Treffen. Freust du dich schon?" Schlagartig hellte sich Nevilles Mine auf und abermals nickte er freudig. „Seit der DA habe ich endlich das Gefühl, dass ich nicht mehr so miserabel in Verteidigung bin und es macht wirklich Spaß, dass zu üben. Viel mehr als im Unterricht, wo ich immer so unter Druck stehe, es richtig machen zu müssen.", erklärte er und rieb sich seine rosigen Wangen mit den behandschuhten Händen, um sein Gesicht zu wärmen. Dean schlug die Beine übereinander und lehnte sich zurück. Er war nicht milde verwundert, dass Neville so direkt ansprach, was ihn störte. Das taten nicht viele Menschen und es war eine angenehme Abwechslung. Mit den Händen hinter dem Kopf verschränkt hakte Dean weiter nach: „Aber im Unterricht muss es ja auch nicht auf Anhieb klappen. Gerade müssen wir in Verteidigung gegen die dunklen Künste sogar gar nicht zaubern und das ist auch nicht optimal. Es freut mich natürlich, dass es dir jetzt besser damit geht, aber vielleicht solltest du generell etwas lockerer werden. Ich meine, ich bin ja auch kein herausragender Zauberer und komme ganz gut durch." Neville lehnte sich nach vorne, legte seine Ellbogen auf seinen Oberschenkeln ab und murmelte: „Aber von dir erwartet auch keiner, dass du so gut wie deine Eltern bist." Bei diesen Worten riss Dean die Augen auf und öffnete seinen Mund, um zu sprechen, doch schloss ihn gleich wieder. Ihm jetzt zu widersprechen, kam ihm anmaßend vor. In seinem Kopf ploppte das Bild von Nevilles Großmutter auf, die er bisher nur zwei oder dreimal gesehen hatte. Sie wirkte wie eine strenge und unnachgiebige Frau. „Natürlich kann ich mir vorstellen, dass du viel Wert auf die Meinung deiner Oma legst, aber vielleicht ist sie selbst nicht ganz objektiv, wenn es um dich geht. Du hast halt deinen eigenen Weg und deine Fortschritte sind vielleicht nicht so groß wie die von anderen, aber das heißt ja nicht, dass sie weniger relevant sind. Am Ende bist du sicher genauso gut wie alle anderen aus der DA, wenn nicht sogar besser. Ich bin mir sicher keiner übt mehr als du.", ermutigte Dean seinen Mitschüler. Er würde sich fast so weit aus dem Fenster lehnen und sagen, dass die beiden inzwischen auch Freunde waren, wenn auch keine sonderlich guten. Neville hatte sich nun zu ihm umgedreht und warf ihm einen leidigen Blick zu. Dann seufzte er und hauchte: „Danke, ich glaub, das musste ich mal hören." Zugleich glätteten sich seine Züge wieder und auf seine rosigen Wangen schlich sich ein leichtes Lächeln. „Am Ende des Jahres kann ich meiner Oma stolz meine Fortschritte zeigen und dann wird sie es auch sehen. Schließlich ist Harry ein ziemlich guter Lehrer.", verkündete er. Doch Dean musste ihm wiedersprechen: „Das liegt sicher nicht alles nur an Harry. Deine Entscheidung nicht einfach aufzugeben ist viel entscheidender." Nun richtete sich der Thomas wieder auf und steckte sich, da seine Haltung auf die Dauer nicht so entspannend war wie gedacht. Am liebsten würde er in der Pause wieder in den Gemeinschaftsraum gehen, aber einerseits war der ziemlich weit weg und andererseits würde Seamus dort sicher auf ihn warten.
Deans restlicher Tag verlief überwiegend schweigend. Seamus mied seinen Blick und reagierte auch nicht auf eventuelle Winker oder eine Begrüßung seitens Dean, sodass er es aufgab, weiternachzubohren. Auch Pansy wollte kein zweites Mal zu ihm schauen. Die beiden würden sich voraussichtlich erst in zwei Tagen wiedersehen. Er hatte ihr einen Brief in dem verlassenen Büro hinterlassen, aber er bezweifelte, dass sie ihn gelesen oder beantwortet hatte. Doch er wollte sich gerade keinen Kopf darum machen, dafür hatte er gerade größere Probleme. Auf dem Weg zum Raum der Wünsche hatten Neville und Dean sich noch ausgelassen unterhalten, aber ihre Stimmen verstummten als sie im gleichen Gang auf eine Slytherin stießen. Daphne Greengrass, eine von Pansys besten Freundinnen, stand dort und band sich den Schuh. Die Jungen tauschten einen vielsagenden Blick aus und gingen ohne zu zögern an ihrem Ziel vorbei. Dann bogen sie vorsichtshalber nochmal in einen anderen Korridor und spähten vorsichtig um die Ecke. Noch immer bewegte sich die Blondine nicht vom Fleck. Wenn sie nicht bald weg war, würden Neville und er noch zu spät kommen. Sie waren sicher schon die letzten gewesen, als sie losgegangen waren, doch jetzt drängte die Zeit ein wenig. „Was sollen wir tun?", flüsterte Neville als sie keine Anstalten machte sich in Bewegung zu setzen. Es ratterte unaufhörlich in seinem Kopf, bis er seinen Zauberstab zückte und sich vorsichtshalber noch einmal umsah. „Ich hab eine Idee. Keine Sorge.", versicherte Dean. Da keiner in Sicht war, konnte er ungestört eine Murmel aus der Spitze seines Zauberstabs herausschießen, durch die Fensterscheibe am anderen Ende des Gangs knallte. Aufgeschreckt schaute die Greengrass hoch und suchte schnell das Weite. Als Dank klopfte Neville ihm auf die Schulter.
Beide betraten wenig später den Raum der Wünsche und wurden zugleich von den Anderen begrüßt. Ginny Weasley und Luna Lovegood sprangen förmlich auf die Neuankömmlinge zu und fragen wie aus einem Mund: „Hat euch etwas aufgehalten?" Dean fühlte sich ein wenig überfallen. Einige Male blinzelte er mit den Augen, als würde er gerade plötzlich von einem hellen Licht geblendet werden. „Ja, so eine Slytherin.", meinte er und machte eine abwinkende Geste: „Aber sie ist gegangen." „So eine Blonde? Die ist uns vom dritten Stock aus gefolgt!", fügte die Rothaarige hinzu. Dean stimmte ihr zu: „Ja, ich denke schon. Es war wohl die gleiche." „Wir sollten das später Hermine sagen.", kam es von Neville, der danach wieder schlagartig still wurde. Harry räusperte sich drei Mal, immer lauter werdend und ergriff dann das Wort: „Heute üben wir wieder Schockzauber. Ich habe gesehen, dass einige ihn immer noch nicht perfekt beherrschen. Die Aufstellung ist wie immer." Neville und Dean nickten sich entschlossen zu. Beide stellten sich auf eine der Seiten, die sich gebildet hatten. In der Mitte war ein langer Streifen frei, so wie es für ein Duell üblich war. An beiden Enden des Raums waren Kissen aufgehäuft. Neville stand an der Seite nahe der Tür. Er selbst an der Fensterseite direkt neben Ginny und Angelina Johnson. Letztere beugte sich zu beiden herüber und flüsterte: „Übrigens sind morgen noch mal Probespiele. Jetzt sind ja wieder drei Positionen im Team frei, seit dem Fiasko vom letzten Spiel. Ihr wollt doch immer noch ins Team, oder?" Stumm nickten die beiden, um die Konzentration der Duellanten nicht zu stören. Er schaute noch einmal genauer zu der Mannschaftskapitänin herüber. Sie wirkte nicht so gelassen wie zu Beginn des Jahres. Wenn er ihr im Gemeinschaftsraum begegnete, dann nur kurz und meistens war sie in ihr Buch vertieft. Es war wohl wirklich nicht so einfach, wenn man im gleichen Jahr Kapitän war, indem man auch seine UTZ schrieb. Jetzt würde er sicher nicht nochmal nachfragen, ob die Einladung zur Probe auch für Seamus galt, der auch unbedingt ins Team wollte. Mal abgesehen davon wusste Dean ja nicht mal, ob sein bester Freund ihn weiterhin ignorieren würde, wenn sie es beide in die Mannschaft schaffen sollten. Er versuchte den Gedanken vorerst abzuschreiben und widmete sich wieder ihrer Aufgabe zu. Nun waren Neville und er an der Reihe. Mit gezielten Schritten ging auf das X auf dem Boden zu und platzierte sich dort. Abermals schäumte die Wut in ihm hoch. Es würde sicher mehr Spaß machen, wenn Seamus mit dabei wäre. Doch das hatte Seamus ganz allein verschuldet. Dean hätte ihn sicher mitgenommen, wenn Seamus ihm einmal zuhören würde, ohne nicht abzublocken, wenn Dean mal nicht seiner Meinung war. Das waren zu viele „wenn-dann's" für ihn. Er hatte es auch satt sich einreden zu müssen, dass es sich noch ändern würde. Vielleicht war er einfach übereifrig oder ziemlich sauer, vielleicht beides, aber sein Schockzauber traf Neville direkt an der Brust, der zugleich nachhinten gerissen wurde und in den Kissen landete. Selten war ihm ein so schwungvoller Zauber gelungen, ausnahmsweise jedoch war er nicht stolz auf sich. Gefühle sollte man beim Zaubern eigentlich besser bei Seite lassen. Doch er war auch nur ein Mensch und hatte sich in den letzten Wochen wohl mehr als einen Fehler erlaubt. Während die anderen ihm applaudierten, als hätte er gerade etwas ganz tolles geschafft, stöhnte er nur laut auf und marschierte auf Neville zu, um diesem aufzuhelfen. „Beim nächsten Mal krieg ich dich aber.", sagte dieser grinsend, wenn auch benommen. Der Longbottom rieb sich die Brust und nahm mit anderen Hand die von Dean, um sich daran hochzuziehen. Auch er selbst musste jetzt lachen, doch er stimmte ihm zu: „Sicher wirst du das." Danach waren noch einige andere Leute dran, aber dann mussten sie wieder in Zweier-Gruppen üben. Nach dem ganzen Hinfallen und wieder Aufstehen war Dean ganz schön erledigt. Trotzdem hatte er das Gefühl etwas geschafft zu haben und das machte ihn ziemlich froh. Neville hatte ihn tatsächlich nochmal erwischt. Alle hatten lauthals geklatscht und der arme Junge war wegen des Beifalls tomatenrot geworden. Am Ende der Stunde kam Ginny nochmal auf die beiden zu und erinnerte sie, dass sie zu Hermine gehen sollten, solange sie noch im Raum war. Zu Dritten standen sie dann vor der Brünetten und wussten nicht wer anfangen sollte. Es war erneut die Weasley, die das Wort ergriff: „Hermine, sowohl Luna und ich als auch die beiden wurden von einer Slytherin auf dem Hinweg aufgehalten. Wir sollten die anderen beim nächsten Mal warnen auf sowas zu achten." So blieb den Jungs nichts anders übrig als nickend hinter ihr zu stehen. „Wisst ihr denn wer genau es war?", erkundigte sich die Granger und stemmte die Hände in die Hüften. Ihr Blick schien durch die drei hindurchzugehen als wären sie Luft. „Ja, es war Daphne Greengrass.", ergänzte Dean, froh darüber, doch noch etwas Nützliches beitragen zu können. Eine Zeit lang sprach keiner. Es schien als würde Hermine angestrengt überlegen und niemand wollte sie dabei stören. Schließlich verkündete sie: „Gut, dass ihr es mir gesagt habt, ich werde es mit mir Harry schon etwas überlegen." Selten hatte sie so lehrerhaft geklungen wie in diesem Moment. Danach drehte sie sich auf dem Absatz herum und ging auf eben den Angesprochenen zu. Neville fragte Ginny noch etwas über die Sachen, die von ihren Brüdern verkauft wurden, doch sie blockte entschieden ab und meinte: „Ach, da musst du Fred und George wohl selbst fragen. Ich werd nicht für dich bei denen etwas bestellen." „Neville, ich bin enttäuscht. Du willst doch nicht etwa den Unterricht schwänzen, oder?", erwiderte Dean in einem gespielt vorwurfsvollen Ton und drohte ihm mit dem Zeigefinger. Verschmilzt grinste der Longbottom und wurde wieder leicht rot, doch Ginny lachte lauthals: „Ich wusste schon immer, dass Neville eigentlich der Bad Boy aus eurem Jahrgang ist." Daraufhin musste auch Dean kichern. Kaum war der Moment verflogen stapfte auch Micheal Corner, Ginnys Freund, an und warf ihr einen missbilligenden Blick zu. Sie zuckte lediglich mit den Schultern und ging dann zurück zu der Gruppe von Leuten, von der sie ursprünglich gekommen war. Dean sah ihr eine Weile nach, wendete sich dann wieder zu Neville und fragte: „Kommst du mit oder willst du hier festwachsen?"
Wieder im Gemeinschaftsraum angekommen setzten sich die Jungs in zwei freie Sessel, die sie gerade noch so für sich ergattern konnten. „Endlich mal ein bisschen entspannen.", kam es von Dean, der es sich bequem machte. Dabei war er so weit heruntergerutscht, dass es so aussah als würde er gleich zerlaufen. Seine langen Beine stemmten ihn gerade noch so hoch. Neville ließ erstmal seinen Nacken knacksen und bestätigte dann: „Tut wirklich gut nach so einem anstrengenden Tag." Danach reden sie ein wenig über Kräuterkunde und Verwandlungen. Die besten Fächer des jeweils anderen. Bisher hatte sich Dean eigentlich nicht sonderlich für das Fach interessiert, aber für Neville gab er sich Mühe seinen Ausführungen zu folgen. Dean seinerseits erwähnte, dass er wegen seinem Talent in dem Fach schon mal überlegt hatte, ob er es nicht mal wagen sollte, Animagus zu werden. Die Idee hatte er zwar schon verworfen, aber es war interessant darüber zu reden. „Wenn ich tatsächlich einer werden sollte, würde ich mir ein cooles Tier aussuchen, wie zum Beispiel ein Löwe oder ein Gorilla. Aber dann könnte ich es in der Öffentlichkeit nicht als Tarnung verwenden.", erklärte Dean und trommelte mit den Fingern auf seinem Bauch herum. Sein Gegenüber schaute kurz zu ihm herüber, dann wieder an die Decke und warf beiläufig ein: „Warum willst du es denn als Tarnung verwenden?" „Pff. Ich dachte du würdest das noch am besten verstehen. Wenn du-weißt-schon-wer wirklich zurück ist und er mächtiger wird, dann wird er sicher wieder anfangen Muggel und Muggelstämmige zu jagen und da hab ich dann ganz schlechte Karten. Es wäre schon praktisch, sich in der Lage verstecken zu können. Außerdem konnte ich mir dann hin und wieder einen Spaß erlauben, bei Leuten, die nicht eingeweiht sind.", fügte er hinzu. Mit Mühe und Not hievte er sich wieder ein wenig auf, um sich erneut in den Sessel zu setzen. Dabei ließ er seinen Blick durch den Raum schweifen. Eigentlich hatte er gehofft, dass Seamus schmollend im Schlafsaal auf ihn wartete, doch er war umringt von Mädchen. Dafür dass er ja eigentlich so schlechte Laune hatte, unterhielt er die Damen um ihn herum aber ganz gut. Deans Mundwinkel wanderten nach unten. Er warf seinem besten Freund einen missbilligenden Blick zu und sank wieder auf seinen Platz. In den wenigen Momenten an diesem Tag, in denen er für kurze Zeit den Streit vergessen hatte, schaffte Seamus immer wieder sich in seine Gedanken zu drängen und ihm die Laune zu versauen. Er hatte sich das aber schon lange genug angesehen, um jetzt wieder so zu tun als wäre nichts. Leider konnte er nicht der Versuchung wiederstehen es jemandem zu sagen. „Seamus sitzt mit Sophie, Patil, Sally und Lavender in einer Ecke und sie amüsieren sich ganz prächtig.", zischte Dean und konnte es immer noch nicht lassen, sich auf der Lippe zu kauen. Sein Nacken versteifte sich und er stellte vor, wie er ganz allein ins Team kommen würde und Seamus ihn säuerlich von der Tribüne ansehen würde. „Mhh, bei den Zicken sitzt er ganz gut.", ergänzte Neville und spähte ebenfalls kurz zu der illustren Runde herüber. Dean brach in schallendes Gelächter aus. Vielleicht würde er Seamus in nächster Zeit doch nicht so sehr vermissen. Schließlich hatte sein bester Freund ihn ebenfalls schon ausgetauscht.


"Isn't this the obivious choice?"

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BrynTheBeatnik

24, Weiblich

  10. Wannabe Poet

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Re: falling for a lie [Harry Potter FF]

von BrynTheBeatnik am 20.03.2020 12:36

Es war nicht so, dass sie ihn nicht küssen wollte. Nur wollte sie zuerst eigentlich die Sache mit dem Brief geklärt wissen. Nun überrempelte er sie regelrecht mit Berührungen und sie konnte kaum klar denken. Irgendwie hatten sie sich auf dem Sofa niedergelassen und immer noch heiß zugange. Seine Hände waren scheinbar überall auf ihrem Körper und fuhren durch ihr Haar. Er entlockte ihr ein Wimmern als seine Hand unter ihren Rock glitt. Erinnerungen von der bitteren Sorte schwemmten an die Oberfläche. Das hier war ein bisschen zu sehr wie mit Draco letztes Jahr. Zwischen den Küssen keuchte sie und legte ihre Finger an seine Brust. Eigentlich wollte sie ihn wegdrücken, doch irgendwie fehlte ihr die Kraft dazu. Schon wieder war Pansy hilflos in den Armen eines Mannes gefangen, den sie eigentlich und bisher ganz gut hatte leiden können. War das ihr Fluch? Musste es immer so kommen? „Du bist so heiß.", raunte er in ihr Ohr. Zugegeben war Pansy auch nicht von der zurückhaltenden Sorte, aber musste es gleich immer so ausarten, kaum dass sie den Weg für Zärtlichkeiten freigemacht hatte. Konnte es keiner langsam angehen lassen? Warum wollte man sie immer zwingen, sie beherrschen und kontrollieren? Als hätte sie gerade einen gefährlichen Sprung gewagt atmete sie unregelmäßig ein und aus. Ihr Puls stieg rapide an. Darauf hatte sie sich ganz bestimmt nicht schon den ganzen Tag gefreut. Mehr und mehr kam es ihr so vor, als wäre sie in der gleichen Lage wie vor einem Jahr. Heiße Tränen stiegen ihr in die Augen und jammerte tonlos: „Bitte nicht." Keiner würde ihr nun zu Hilfe kommen, sie hatte quasi selbst dafür gesorgt. Verdammt, sie war aus freiem Willen in diesem Raum gegangen, hatte ihm sogar noch diesen Ort gezeigt, mit dem sie eigentlich Sicherheit verband. Wenn man es so sah, hatte sie gerade ihr eigenes Grab geschaufelt. Soweit weg von allen anderen würde niemand sie schreien hören.
Sie hatte schon gar nicht mehr damit gerechnet, dass er überhaupt von ihr abließ. Wie ein wildes Tier labte er sich an seiner Beute und sie konnte es nicht verhindern. Doch er löste sich von ihr und es dauerte einige Sekunden bis sein Gesichtsausdruck sich von dem romantisch verklärten hin zu einem entsetzten panischen Ausdruck änderte. „Was ist mit dir?", kam es von Dean, während er langsam von ihr herunterging, um sich neben sie zu setzen. Wahrscheinlich war es lieb gemeint gewesen, als er ihre Hände nahm, dennoch beruhigte sie es kein bisschen. Immer noch weinend zerrte sie an seinen Handgelenken. Sie weigerte sich ihren Mund aufzumachen und ihm eine Möglichkeit zu geben, ihre Worte zu seinem eigenen Nutzen herumzudrehen. Vehement schüttelte sie ihre schwarze Mähne und kniff ihre Augen zusammen. Leise, fast übertönt von ihrem Wimmern, hörte sie wie er einige Schritte zurück ging. Ein Räuspern folgte und dann sprach er mit bebender Stimme: „Es tut mir so leid. Ich wollte das nicht. Wirklich nicht."
Ihre Brust schnürte sich bei seinen Worten zu. Was war das nur für eine elende Lüge gewesen. Er hatte es sehr wohl gewollt. Genau genommen hatte er sie gewollt und war durchaus bereit gewesen, sich etwas zu nehmen, dass ihm keineswegs zustand. „Verdammt.", fluchte er: „Am besten sollte ich dir Hilfe holen." Schlagartig riss sie wieder die Lider auf und schüttelte ihren Kopf. Er hatte sie genau im Visier und wiederholte dann: „Niemanden herholen?" Ein zaghaftes, fast mechanisches Nicken ihrerseits war die Antwort. Sämtliche Muskeln in ihrem Körper waren angespannt und sie war wie versteinert. Allein diese kleinen Bewegungen schienen ihr unglaubliche Schmerzen zu bereiten, Nach wie vor rannten ihr unablässig Tränen über die Wangen. Ihre Augen waren rot und die Wangen fleckig vor Scharm. Länger konnte Dean diesen Anblick nicht ertragen. Schwungvoll wendete er sich ab und begann in dem Raum auf und ab zu tigern. Dabei murmelte er als wäre es ein Mantra: „Was kann ich nur tun?" Immer wieder war er panische Blicke zu ihr herüber. Ihr Rock war hochgerutscht und gab die blasse Haut ihres Schenkels preis. Plötzlich stockte er und atmete tief durch.
„Okay, ich habe eine Idee, die vielleicht helfen könnte. Wenn es nichts bringt, kannst du einfach deinen Kopf schütteln, ja?", erklärte er mehr zu sich selbst als zu ihr und erhielt ein schwaches Nicken. Übertrieben langsam schritt er auf sie zu und zupfte ihre Kleidung zunächst zurecht. Danach setzte er sie gerade hin und legte ihr Handtuch über sie. Er hätte eigentlich eine Decke genommen, aber es war wohl keine in greifbarer Nähe. Zuletzt öffnete er das Fenster, welches sich über der Couch befand. Die kalte Nachtluft strömte hinein und er nahm neben ihr Platz. Einige Sekunden überlegte er und fragte dann: "Darf ich neben dir sitzen?" So wie es ihr möglich war schien sie dem zuzustimmen. Ihre Tränen waren endlich versiegt, doch sie bekam immer noch keinen Ton raus. Dean wusste nicht was er noch tun sollte aus ihr eine sehr wichtige Sache zu versprechen: „Du kannst mir immer sagen, wenn du etwas nicht möchtest. Dann höre ich sofort auf. Wenn ich gewusst hätte, dass du dich unwohl fühlst, wäre ich nie so weit gegangen. Das musst du mir glauben." Es war tatsächlich ein wenig tröstlich für Pansy, der immer noch tausend schreckliche Gedanken durch den Verstand rasten.
Eine ganze Weile saßen sie da und berührten sich nicht. Weder Dean noch Pansy hatten auch nur ein Wort gesprochen. In der Ferne, aber nun deutlich lauter als beim letzten Mal, hörten sie die Glocken zur Sperrstunde schlagen. Eigentlich müssten beide nun wieder zurück in ihre Häuser, aber so war wohl keiner von ihnen dazu in der Lage. „Ich bleib bei dir bis es dir besser geht.", flüsterte Dean und warf einen kurzen Blick über seine Schulter nach draußen. Nur noch wenige andere Fenster waren beleuchtet, doch von hier aus konnte er den Turm, in dem sein Schlafsaal lag erkennen. Er hatte kaum damit gerechnet, dass sie sich in nächster Zeit wieder bewegte, doch sie rutschte langsam auf ihn und krätzte dann ein leises: „Danke." Anscheinend waren seine Worte doch ernst gemeint. Jedenfalls würde sie sich für den Moment darauf verlassen. Ihre Stimme war heiser und angeschlagen, obwohl sie keinen Ton von sich gegeben hatte. Sie hustete und räusperte sich einige Male und sagte dann: „Die meisten hätten an deiner Stelle wohl die Flucht ergriffen, anstatt bei der verrückten Trulle zu bleiben." „Nein, keineswegs. Wie kann man denn jemanden in dieser Verfassung alleine lassen. Das kommt mir unmenschlich vor.", erwiderte Dean und strich ihr sanft übers Haar. Mit einer geschickten Handbewegung wischte sie sich die Nässe vom Gesicht und schaute zu ihm hoch: „Das glaubst du selbst nicht... Außerdem machen die meisten weiter, egal, ob es jemandem nicht gefällt." Ihr Blick war leicht trotzig, doch es war viel besser als die leeren glasigen Augen, die sie hatte, wenn sie weinte. „Ich könnte das nie tun.", gab er zu und lächelte sie entschuldigend an. Sie schaute wieder nach unten und drückte seine Finger in ihrer Hand zusammen, während sie murrte: „Das will ich auch hoffen."
Danach wendete sie sich abrupt von ihm ab und beugte sie über die Lehne hin zum Fenster. „Ist nicht mein erstes Mal.", eröffnete sie ihm und rang mit sich, um nicht wieder zu weinen: „Und wahrscheinlich auch nicht das letzte Mal, das man versuchen wird, mich zu beherrschen." „Wer?", schoss es aus ihm heraus und er drehte sich zu ihr, um ihr Gesicht in der Dunkelheit zu erkennen. Eine lange Pause setzte ein, in der sie nur aus dem Fenster schaute, doch schließlich erklärte sie: „Draco. Im letzten Jahr nach dem Ball." „Warum bist du noch mit ihm befreundet? Warum wurde dieser Arsch noch nicht von der Schule geworfen? Du hast es doch hoffentlich jemandem gesagt.", warf Dean empört ein. Er krallte sich in den Bezug von der Couch und ließ sie nicht aus den Augen. Auch er hatte sich an der Lehne abgestützt und war zum Fenster gerichtet. Ein Seufzten entwich ihr und dann erläuterte sie: „Ich hab es schon ein paar Leuten erzählt, aber das hat nichts gebracht. Ich weiß ja nicht mal, ob sie mich richtig verstanden haben, weil ich so viel dabei geweint habe. Naja, Draco hat schon immer seine Launen an mir ausgelassen, es ist okay. Ich bin das gewohnt." Bei ihren Worten stieg eine bekannte Wut in Dean auf. Mit der flachen Hand schlug er auf das Fensterbrett. „Es gibt nur eine Möglichkeit, dass zu verstehen und keine, das zu verzeihen. Das darf niemand einem anderen antun. Das ist nicht okay.", meinte er mit knirschenden Zähnen und bebender Stimme. Eine Ader an seiner Schläfe zuckte gefährlich. Er würde diesen Typen noch umbringen. Schon immer hatte Dean gewusst, dass Draco ein widerwärtiger Mensch war, doch das riss Merlin noch den Bart aus. Kein Begriff, keine Beleidung würde dieser schändlichen Tat gerecht werden. Dean schluckte und bestimmte: „Ich werde ihn gleich morgen zusammenschlagen oder noch besser. Ich sage es McGonagall und er fliegt von der Schule." „Nein.", fuhr sie ihn an: „Das ist meine Sache und ich komme damit schon allein klar."
Mit einer solchen Reaktion hatte er ehrlich nicht gerechnet. „Das hat man ja eben gesehen.", erwiderte er immer noch voller Wut. Diese richtete sich nicht gegen Pansy, doch es war schwer sie zu verbergen. „Ich bin ein Mädchen.", erklärte sie in einem vorwurfsvollen Ton: „Mädchen weinen quasi immer." Mit großen Augen starrte er sie an. Wer hatte ihr denn das in den Mund gelegt? Das klang nicht nach der vernünftigen Meinung einer Person, die körperliche Gewalt erlebt hatte. Es war als wäre sie ein tänzelnder Hippogreif, der ihm die Grundfesten der Arithmantik näherbringen wollte. Nicht von dieser Welt. „Meine Mutter hat mir gesagt, es ist ganz normal, dass man am Anfang Angst davor hat.", fügte sie hinzu und die schäumende Wut in Dean hätte ihn fast dazu bewegt, ihr eine Ohrfeige zu verpassen. Sie war nicht daran schuld, sagte er sich, um die Ruhe zu bewahren. „Was hast du denn für eine Mutter?", fragte er monoton. Mit aller Macht hatte er versucht, den Cocktail aus Gefühlen wie Abscheu und Widerwillen in sich zu behalten. Pansy war entsetzt und wagte es nicht ihm zu antworten. Egal, was sie sagt, es war falsch gewesen. Man hatte ihr lange genug einredet, dass sie sich nicht über den Vorfall beschweren sollte, und sie war zum Glauben gekommen, dass es wohl die allgemeine und kollektive Meinung war. Warum regte es ihn so auf? Es war weder sein Problem noch seine Schuld. Eigentlich sollte er froh sein, dass sie so stark war, über dem Ganzen zu stehen, aber er war nach wie vor wütend auf sie. Dabei hätte sie eigentlich mehr Recht dazu gehabt.
„Wer sagt seinem Kind solche Lügen?", murmelte Dean vor sich hin: „Ich kann es nicht begreifen, wie sie dir dein Selbstbestimmungsrecht absprechen wollte. Niemand sollte bei seinem ersten Mal es über sich ergehen lassen, geschweige denn, zu Tode geängstigt sein." „Woher willst du denn mehr wissen als sie?", warf Pansy ein. In ihrer Stimme lag eine Mischung aus Unverständnis, Verwirrung und Wut. Er konnte sich das nicht länger antun. Wer hatte ihr denn so den Kopf gewaschen? Langsam ließ er sich wieder auf die Couch sinken und stierte in den dunklen Raum, um ihr dann zu eröffnen: „Meine Mutter ist Frauenärztin und sie hat mit vielen Frauen gesprochen, denen ähnliches passiert ist." „Was ist denn das?", hakte Pansy nach und nahm wieder neben im Platz. Im Schneidersitz mit den gefalteten Händen im Schoß, wirkte sie so unschuldig, dass Dean ihr kaum für ihr Unwissen böse sein konnte. „Das ist jemand, der Frauen bei Problemen bezüglich ihrer Geschlechtsorgane hilft. Zum Beispiel, wenn man schwanger werden will oder eben nicht. Oder wenn man übermäßig starke Schmerzen bei der Regelblutung hat. Sie kann einem auch Rat erteilen, wenn man sich nicht sicher ist.", erklärte er und legte seine große auf ihre signifikant kleinere: „Sie redet oft über ihre Arbeit, deshalb weiß ich auch ein wenig Bescheid. Ihr war es wichtig, dass ich grundlegend verstehe, was im Körper vorgeht und wie man richtig verhütet."
Sein Blick ruhte immer noch auf ihr. Ihre Augen hatten sich zu schlitzen verengt und sie blieb vorerst still, bis sie sich schüttelte und dann lachte: „Es tut mir leid, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass deine Mutter mit dir über solche Dinge wirklich gesprochen hat. Sie wird ja wohl kaum gewollt haben, dass du unverheiratet durch die Betten springst." Wenn er geahnt hätte, wie verdreht ihre Wahrnehmung doch war, hätte er vielleicht nichts mit ihr angefangen. Er schnaubte und holte tief Luft, um ihr zu wiedersprechen: „Selbst verständlich nicht, aber sie wusste, dass es irgendwann passieren wird und besser sie sagt es mir früher als das es dann zu spät ist. Übrigens hatte ich auch nicht vor, dir jetzt alle Kleider vom Leib zu reißen, falls du das gedacht hast." Das erste Mal in seinem Leben fühlte es nicht so an, als wäre er mit einer Gleichaltrigen im Raum, sondern eher als müsste er einem Kind die Welt erklären. In der Schule war sie so eine begabte Heldin und nun erfuhr Dean, dass sie so weltfremd war keine andere Person, die er kannte. „Meine Mutter hätte sich eher vor den Cruciatus Fluch geworfen als mit mir über dieses Thema zu reden.", sagte sie schließlich und zog die Augenbrauen hoch. Also kam sie doch noch in der Realität an. Schön. Das erleichterte Dean, der daraufhin auch schmunzelte und meinte: „Wir kommen wohl aus ganz verschiedenen Familien." „Was? Eher aus ganz verschiedenen Welten!", ergänzte Pansy und stieß ihm leicht mit den Ellbogen in die Seite. Wo sie Recht hatte, dachte sich Dean und war mehr als froh, dass das Thema zwischen den beiden vorerst durch war.
Irgendwann konnten sie sicher nochmal darüber reden, aber soweit war er noch nicht, zumal sie sich auch nicht lange kannten. Doch Pansy hatte noch eine Sache dazu zu sagen: „Es ist nicht so, als hätte ich nicht schon mal mit dem Gedanken gespielt, wegen... naja, du weißt schon, aber ich habe immer das Gefühl ich würde die Kontrolle verlieren und am Ende macht man mit meinem Körper etwas, das ich nicht will." „Das ist nicht unlösbar. Wenn es soweit ist, finden wir sicher eine Lösung.", antwortete Dean und zog sie zu sich. Dabei streifte er unweigerlich ihren Busen, doch sie beachtete das nicht weiter und lehnte ihren Kopf abermals an seine Brust. Wegen dem Streit hatte sie beinahe vergessen wie spät es war, schläfrig rieb sie sich die Augen. „Du kannst also noch warten?", versicherte sich Pansy noch einmal. Dean nickte und stimmte ihr zu: „Ich wäre überaus froh, wenn wir noch warten." Ein Lächeln schlich sich auf ihre Lippen. Es war schön zu wissen, dass er sie nicht verurteilte, sondern auch ihrer Meinung war. Einem anderen hätte sie das nicht zugetraut.
Gähnend war sie schon bereit in Reich der Träume überzugehen, da schreckte sie auf und schaute ihn an. Da war ja noch was. „Keine Zettelchen mehr. Hast du verstanden?", befahl sie ihm und zeigte mit ihrem Finger auf seine Nase. In seinem Kopf ratterte es wie wild. Plötzlich fiel ihm wieder ein, was sie meinen könnte. Er nickte überschwänglich. „Wenn du mir eine Nachricht hinterlassen willst, dann leg sie vorerst hierhin. Ich lass mir noch was Besseres einfallen, aber meine Schulsachen sind für dich tabu. Wenn dich jemand gesehen hätte, wären wir jetzt in großen Schwierigkeiten.", führte sie ihre Bedenken an. Dean seufzte und bestätigte noch einmal: „Keine Zettel mehr in deinen Büchern. Ich habe schon verstanden, aber warum sollte das so große Probleme nach sich ziehen. Dann sind wir halt zusammen. Wen kümmert's?" „Erstens wir sind nicht zusammen. Ich weiß ehrlich noch nicht, was das hier werden soll und zweitens will ich mir heute keine Gedanken mehr darum machen, was passieren könnte. Das geht nämlich in Richtung Totalkatastrophe und ich habe dafür keine Nerven mehr. Zumal wir auch gleich ins Bett sollten.", erzählte sie ihm: „Kannst du nicht einfach meine Hand halten bis die Glocke erneut schlägt?" Wenn sie diesen Ton anschlug, und er hatte sie durchaus schonmal so gehört, dann wusste er, dass Wiederworte vergebens waren. Er schürzte die Lippen und schüttelte etwaige Bemerkungen ab als er nach ihrer Hand griff.
Auch als sich ihre Wege trennten, wirkte er seltsam demotiviert. Anscheinend war seine geheime Beziehung zu Pansy Parkinson nicht mal das. Hatte er gerade sein nicht vorhandenes Liebesleben gekillt? Wenn ja würde er es wohl merken und musste sie rechtzeitig abschreiben, bevor er noch sein Herz an sie verlor.


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BrynTheBeatnik

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Re: falling for a lie [Harry Potter FF]

von BrynTheBeatnik am 20.03.2020 12:36

Im Zauberkunst-Unterricht herrschte buntes Durcheinander. Alle liefen durch die Gegend und sprachen ihre Beschwörungen. Diverse Gegenstände flogen quer durch den Raum. Pansy konzentrierte sich nicht noch von etwas getroffen zu werden. Ihre Aufruf und Verschwindezauber waren bereits ziemlich gut, also sah sie keinen großen Bedarf für weitere Übungsstunden. Sie wollte lieber schon den nächsten Zauber lernen, doch Flitwick würde das wohl nicht einsehen. Genervt ging sie herüber zu ihrem Platz und war drauf und dran, ihr Zeug in ihre Tasche einzupacken, da bemerkte sie einen Zettel, der aus ihrem Buch herausschaute. Während der Stunde hatte sie keinen Blick in diese Richtung verschwendet, Schade eigentlich, sonst wüsste sie jetzt, wer ihr eine Nachricht hinterlassen wollte. Mit einem Ruck zog sie das Papier zwischen den Seiten hervor und entfaltete es. In einer kleinen, krakligen Schrift stand dort: „Ich kann nicht aufhören an dich zu denken." Natürlich sagte ihr die Handschrift nichts, doch der Text konnte nur von einer Person kommen. Dean Thomas. Dieser war seit wenigen Tagen so etwas wie ihre Liaison und sie fing an, die Sache zu bereuen. Wenn jemand ihn dabei erwischt hatte, wie er ihr süße Botschaften zusteckte, würde sie einiges erklären müssten, für das sie selbst keine plausible Erklärung hatte. Doch neben ihrer Verärgerung verspürte sie noch etwas anderes. Irgendwie und sie konnte es selbst nicht besser beurteilen, fühlte sie sich geschmeichelt. Dass sie ihm nicht aus dem Kopf ging, gefiel ihr. Wenigstens das musste sie sich eingestehen. Auch sie hatte viele Tagträumereien an ihn verschwendet. Dennoch musste sie ihm wohl noch genau beibringen, wie das zu laufen hatte. Kleine Zettelchen führten bei ihr nämlich zu kleinen Herzattacken. Hätten Draco oder Tracey sie gesehen, wäre es nämlich mit der Liebelei so schnell vorbei, wie es angefangen hatte. Andererseits konnte er ihr natürlich gerne weiter Bekundungen seiner Gefühle schreiben, nur sollte er sie nicht mehr so offen hinterlassen. Pansy musste seine Handlungen wohl nur in die richtigen Bahnen leiten. Mit gepackter Tasche und schnellen Schritten eilte sie zu ihren Freundinnen, die vor dem Klassenraum auf sie gewartet hatten. „Auf zum Mittagessen?", schlug sie den anderen vor. „Ja, gern.", stimmte Daphne ihr zu und warf dabei ihre blonde Mähne zurück. Alle drei Mädchen gingen die Stufen zur großen Halle hinab und quatschten dabei über das übliche Thema; Jungs. Seit Neustem versuchte Tracey sich bei Blaise beliebt zu machen, bisher ohne Erfolg. Nun musste genau besprochen werden, was sie eventuell falsch gemacht hatte und wie sie ab sofort verfahren sollte, wenn sie in seiner Nähe war. Daraus konnte auch Pansy ihre Lehren ziehen. „Du darfst dich ihm auf keinen Fall aufdrängen.", pflichtete Daphne ihrer Freundin bei: „Wenn du das machst, denkt er, er kann sich bei dir alles erlauben und das willst du doch nicht." „Genau, dann kommt er noch auf Ideen.", tönte es von Tracey, die selbstgefällig ihre Nase in die Höhe reckte. „Männer lieben es, wenn sie etwas mühevoll erarbeiten müssen. Andernfalls wissen sie es meistens nicht richtig zu schätzen.", fügte Daphne hinzu: „Deswegen müssen wir es ihnen schwer machen. Stimmt's Pansy?" Bei der Erwähnung ihres Namens schreckte sie auf und bestätigte dann: „Ja, genau." Auf ihr Gesicht zog sich ein schrecklicher gequälter Ausdruck. Das war ein fieser Seitenhieb von Daphne gewesen, die noch genau wusste, was letztes Jahr zwischen Pansy und Draco vorgefallen war und es ihr zu gern unter die Nase rieb. Für einen Moment drehte Pansy sich von ihren Freundinnen weg und rollte mit den Augen. Danach schluckte sie ihre Wut und ihren Missmut herunter und setzte sich mit den anderen an den Tisch der Slytherins. Ihr Gespräch verstarb augenblicklich als sie die Halle betraten. Schließlich ging es größtenteils um Leute, die in ihrem Haus waren. Pansy tat sich Essen auf und versuchte nicht weiter über Daphnes Mahnung nachzudenken. Eher lustlos stocherte sie in ihrer Mahlzeit herum und wollte nicht mal nach Dean Ausschau halten. Inzwischen hatte sich das während der Pausen zu ihrer Lieblingsbeschäftigung entwickelt, aber heute war ihr nicht danach. Draco nervte sie mit einem langen Vortrag über die Vorgänge aus dem Ministerium. Danach schwenkte er auf sein liebstes Thema um, der unerträgliche Harry Potter. Eigentlich hatte sie es immer genossen, sich mit ihm über die nervigen Gryffindors lustig zu machen, aber an diesem Tag bereitete es ihr nur Kopfschmerzen. Es war Anfang des Jahres. Bisher war noch nichts Großartiges passiert, worüber man sich aufregen konnte. Warum brachte Draco das Thema immer wieder auf? Was sollte Umbridge schon ändern? Die drei Chaoten würden wie jedes Jahr einen Weg finden auf sich aufmerksam zu machen. Die suchten ja nur nach Gründen, damit man über sie sprach. Genau das hatte sie auch Draco mehrfach erklärt, doch er war trotzdem zuversichtlich, dass sich dieses Mal etwas ändern würde. Glücklicherweise verschonte er sie damit, was es wohl sein würde. Wahrscheinlich war es noch nicht dingfest abgeklärt und deswegen behielt Draco es vor, es zu einem großen Geheimnis zu machen. In allen vier Jahren zuvor hätte Pansy darum gebettelt, dass er es ihr verriet, aber dieses Schuljahr hatte sie bereits so geschafft, dass sie drohte auf dem Tisch einzuschlafen. Sie sagte es ihm nicht und war auch die restliche Pause unerwartet still. Als erste stand sie auf und nahm ihre Tasche, nur um dann auf die anderen zu warten, die mit ihr zu Pflege magischer Geschöpfe gehen würden. Ein wenig patzig tippte sie dabei mit ihrem Fuß auf den Boden. Crabbe stopfte sich noch einen weiteren Yorkshire Pudding in den Mund. Ein Stöhnen verließ ihre Lippen und sie schlug gegen seine schwabblige Schulter. Dafür erntete sie einen missbilligenden Blick, den sie allerdings gern zurückgab. Mit Augen wie Schlitzen stierte sie Crabbe an, bis dieser sich tatsächlich erhob und mit seinen massigen Händen seine Tasche umklammerte. Der Weg nachunten bis zum Rand des verbotenen Wald war in ein Schweigen gehüllt. Das hieß, Draco sprach und alle anderen nickten ihm hin und wieder zu. Zu Pansys Glück war dieser Trottel Hagrid noch nicht zurückgekehrt. Wo auch immer er war, Pansy fand, da könnte er bleiben. So einen inkompetenten Lehrer auf Schüler loszulassen, war gerade die irrationale Entscheidung, die sie dem Schulleiter durchauszutraute. In dieser Stunde würde es um Bowtruckles gehen und erleichtert atmete Pansy aus. Solang es nicht gefährlich war, war ihr gerade alles recht. Wie zu erwarten verlief alles ziemlich ruhig, bis ihr Bowtruckle beschlossen hatte, nicht länger stillhalten zu wollen. Er zwängte und drängte sich aus ihrer Hand und beschloss Rache an jener grausamen Person zu verüben, die ihn so gefangen gehalten hatte. Panisch hielt sich Pansy die andere Hand vor ihre Augen, welche so gleich von dem wütenden Bowtruckle attackiert wurden. Mit seinen langen spitzen Fingern bohrte er sich in ihr Fleisch. Unweigerlich stieß Pansy einen kleinen Schrei aus und schlug nach dem Bowtruckle. Dieser machte sich auf und davon und wurde schließlich von Professor Raue-Pritsche eingefangen. „Miss Parkinson, habe ich Ihnen nicht genau erklärt, wie mit Bowtruckle zu verfahren ist?", ertönte es von der Lehrerin. Ein Schnauben entwich Pansy, doch sie hatte es gewusst, nur war sie heute so wenig bei der Sache wie es selten der Fall war. „Doch, haben Sie, Professor.", bestätigte Pansy und zückte ihren Zauberstab, um ihre Wunde zu verschließen. Die Augen der gesamten Klasse waren nun auf sie gerichtet. Diesmal hatte sie sogar die Schande verdient. Ihr entging natürlich nicht, dass besonders Einer seinen Blick nicht von ihr abwenden konnte. Ihr Tag war bisher unerträglich gewesen und dass sie sich auch noch um ihn kümmern müsste, machte das nicht besser. Säuerlich geradezu tödlich giftig starrte sie ihn an, bis er sich doch noch wegdrehte. Ihr Herz bebte und das lag sicher an mehr als nur der Verletzung an ihrer Hand. Ihr eigenes Blut lief in einem roten Rinnsal über ihre Haut und tropfte dann auf den Stoff ihres Rocks. Da war ja was. „Episkey.", zischte sie und die Quelle roter Flüssigkeit versiegte. „Pans, was ist denn los?", raunte Draco ihr zu. Sie war überrascht, dass er doch so viel Mitgefühl zeigte, nichtsdestotrotz log sie: „Ich hab einfach einen schlechten Tag." Es dauerte keine zwei Sekunden, da wendete sie sich schon wieder von ihm ab und ihrer Arbeit zu. Irgendwie wollte sie ja noch fertig werden, auch wenn sie sich jetzt einen neuen Bowtruckle holen musste. Crabbe hatte dies netterweise auf Dracos Anweisung erledigt. Der Malfoy rückte nun ein Stück näher an sie heran: „Hey, Pans, mit mir kannst du doch reden. Was ist denn mit dir?" Ein sanftes Lächeln zierte seine dünnen Lippen. Sie leckte sich über ihre und erklärte: „Ach, ich brauch einfach ne Ablenkung von dem Ganzen hier." „Sag das doch gleich.", flüsterte er ihr zu und tätschelte ihre Schulter. Danach gab er eine der besten Interpretationen seiner Halbriesen-Parodie zum Besten, natürlich konnte Pansy sich dabei das Lachen nicht mehr verkneifen. Das löste keines ihrer Probleme, aber wenigstens hatte sie diese für eine Weile vergessen.
Spätestens nach der Stunde waren jedoch die gleichen düsterten Gedanken zurück. Sie wollte jemanden, den sie eigentlich nicht haben konnte und musste ständig fürchten entdeckt zu werden. Warum konnte sie nicht Schlag auf Schlag das Interesse an ihm verlieren? Eigentlich hatte sie erwartet, dass sie nach dem ersten Treffen schon genug von ihm hatte, doch sie musste wohl noch ein zweites Mal ihrer Begierde nachgehen. Es beschäftigte sie immer noch, dass er ihr eine Nachricht schreiben musste. War sein Verlangen nach ihr so stark wie ihres nach ihm? Hätte er sich nicht denken können, wie unvorsichtig seine Aktion war oder hatte er sie damit nur ärgern wollen? Den restlichen Tag bis zum Abend konnte sie ihn sich nicht aus dem Kopf schlagen. Nach dem Essen würde sie sich wieder mit ihm treffen. Diesmal würde sie sich jedoch nicht zu viel Mühe geben, früh aufzutauchen. Er konnte ja gerne warten, so wie sie beim letzten Mal gewartet hatte. Ziemlich ausgelassen hatte sie den anderen noch eine schöne Lüge aufgetischt, warum sie eben nochmal aus dem Gemeinschaftsraum verschwinden wollte. Zum Glück kaufte ihr jeder ihrer Freunde ab, dass sie nach diesem langen Tag ein ebenso langes Bad nehmen wollte. Auf den Hinweis von Tracey nahm sie dann natürlich auch ihr Handtuch und ihre Kosmetiktasche mit, als sie den Kerker hinter sich ließ und zu ihrem Versteck huschte. Dabei versuchte sie möglichst allen Mitschülern aus dem Weg zu gehen.
Zögerlich stand sie nun vor der Tür und wusste nicht, ob sie eintreten wollte. Eigentlich war ihr gerade gar nicht nach einer Konfrontation, aber wie lange sollte sie es noch hinauszögern. Am liebsten ging sie ein Problem direkt und an der Wurzel an, ohne lange mit sich zu ringen. Natürlich gab es auch mehr als genug Situationen in ihrem Leben, in denen sich das nicht so anwenden ließ oder sich einfach keine Lösung ergab. Leider war das hier keine davon. Sie musste nur mit ihm reden, dann hätte es sich sicher erledigt. Dies motivierte sie doch ein wenig, sodass sie es nun wagte, die Klinke herunterzudrücken und die Tür aufzuschieben. Dean lehnte gegen den Schreibtisch und hatte seinen Blick auf den Eingang gerichtet. Er begrüßte sie mit einem Lächeln und trat sogleich einen Schritt auf sie zu. „Hey, ich dachte schon du schaffst es nicht mehr.", sagte er und strich ihr das dunkle Haar aus dem Gesicht. Bei der Berührung erschauderte sie kurz. „Aber... Warum das Handtuch?", fügte er belustigt hinzu. Ihr Hirn hatte die Funktion in dem Moment aufgegeben, als sie ihn erblickte. Jetzt arbeitete es nur auf Sparmodus und aus ihrem Mund kam ein Laut des Zögerns.
Es brauchte einige Anläufe, damit sie wieder in ganzen Sätzen denken konnte, woraufhin sie immer noch ein wenig verdattert erklärte: „Ich... ähm... Ich hab den anderen gesagt, ich gehe baden." „Ach so.", antwortete Dean und nahm ihr das Tuch und den Kulturbeutel ab, um sie auf dem Tisch abzustellen. So ohne etwas in den Händen wurde Pansy hibbelig. Was taten ihre Arme normalerweise? Hingen die immer so wabbelig rum? Wie verhielt sich ein Mensch in dieser Lage? Ihr blieb keine Zeit darüber nachzugrübeln, da Dean jeden ihrer Gedanken aus ihrem Verstand fegte als er ihr Gesicht in seine Hände nahm, um sie zu küssen. Bis eben hatte sie sich noch einige Worte festgelegt, die sie ihm unbedingt mitteilen wollte, doch sie hatte nicht damit gerechnet, dass ihr Treffen so anfangen würde, wie es beim letzten Mal geendet hatte. Die Tür stand immer noch weit geöffnet, aber wurde von Pansy mit einer Hand umständlich zugeschoben. Immer noch küssend machten sie gemeinsam einen Schritt auf den Ausgang zu, um diesen endgültig zu schließen. Fast wäre Pansy mit dem Kopf gegen das Holz geknallt, doch im letzten Moment schob er seine Hand dazwischen. Er entfernte sich von ihr und gab ihr so die Möglichkeit, wieder ungestört einige Atemzüge zu machen- auch wenn es ihr schwer fiel. Ihre Lippen prickelten, als sehnten sie sich nach der warmen Berührung. Seitdem sie diesen Raum betreten hatte, breitete sich eine Röte auf ihren Wangen aus, die nun eine ungeahnte Intensivität annahm. Die heimliche Frage, die sie sich seit ihrem letzten Treffen gestellt hatte, war nun geklärt. Gerne hätte sie gewusst, ob er ihren Kuss gemocht hatte, doch anscheinend war dem so. Hätte er sie sonst nochmal geküsst? Wahrscheinlich nicht. Mit zitternden Fingern stand sie da und wusste weder, was nun zu sagen war, noch was sie jetzt tun sollte.

 

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Also eigentlich sollte es an dieser Stelle weiter gehen, aber ich tu mich gerade schwer, Zeit und Nerven zum Schreiben zu finden. Deswegen die eins... Es wird vielleicht zwei geteilt, vielleicht ergänze ich den Rest. Ich habe ehrlich keine Ahnung.
Irgendwie brannte es mir gerade unter den Finger, etwas hochzustellen. Ja, ich weiß, dass ist nicht ganz der richtige Ansatz für ne Story, aber das Kapitel wäre sonst ewig lang geworden und es hätte ziemlich lange gedauert, es fertig zu stellen.
Eigentlich sollte ich jetzt dank dieser blöden Pandemie (ich will den Namen schon gar nicht nennen) genug Zeit haben, also mal gucken wie ich vorran komme.
Außerdem wollte ich hier eine kleine Überlegung äußern. Vielleicht sieht ja jemand das ähnlich wie ich. Oder eben nicht. Ich bin interessiert an eurer Meinung. Also ich finde Pansy ist eine ziemliche INTJ und Dean ein ENFP wie aus dem Buch. Ja es geht um MBTI Types. Okay, das ist nichts so ganz auf den Büchern basierend, zumindest nicht bei Pansy, aber ich kann es mir ganz gut vorstellen. Seitdem ich das Ende meiner eigenen Geschichte überarbeitet habe, bin ich der festen Überzeugung, dass Pansy ein total underrateder Charakter ist, aber vielleicht geht es nur mir so.
Wenn jemand von euch Motivation übrig hat, kann er mir die gerne in einem luftdichtverpackten Paket oder in Form eines Revies schicken. I could use that.

Totmüde und fertig,
Dahlia


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BrynTheBeatnik

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Re: falling for a lie [Harry Potter FF]

von BrynTheBeatnik am 10.03.2020 14:27

Kapitel 7
Oh, i think i'm catching feelings
„Und das soll ich dir glauben?", fragte Pansy in einem höchst vorwurfsvollen Ton. Ihr Mund zog sich zu einer Schnute zusammen und sie presste mit aller Kraft ihre Zähne zusammen, um nicht mit Beleidigungen um sich zu werfen.
„Natürlich.", antwortete Dean: „Wäre ich sonst hier runter gerannt in der Hoffnung dich noch zu erwischen?" Erwischen war dabei genau das richtige Wort. Wenn er nur früher da gewesen wäre, hätte er noch ihre Tränen gesehen. Allerdings... wäre er später kommen, dann wäre sie wahrscheinlich schon längst zurück in ihren Gemeinschaftsraum gerannt. Sein Timing stimmte also. Nur würde sie sich damit zufrieden geben? Sie schnaubte und verkündete dann:
„Lass uns zuerst einfach das Buch wegbringen." Das klang nach einem Plan. Geradlinig und einfach, allerdings schon fast zu simpel, dachte Dean. Pansy wirkte nicht wie der Mensch, der etwas ohne Umwege erledigen wollte. Eigentlich traute man ihr eher zu, dass sie einen in eine dunkle Seitengasse lockte, um ihn dort zu beklauen und zu beleidigen. Doch er beschloss ihr vorerst zu folgen, dabei musste er besonders auf sein Tempo achten, da sie es nicht gerade eilig hatte. Er deutete das als gutes Zeichen, schließlich konnten sie es auch einfach hinter sich bringen und dann gehen. Irgendwie war sie schweigsamer als sonst. Sollte er sie darauf ansprechen oder lässig ein unverfängliches Gespräch beginnen?
„Wolltest du eigentlich in die Mannschaft?", erkundigte er sich plötzlich und Pansy zuckte kurz zusammen. Seine Stimme hatte sie erschreckt. Obwohl sie jetzt auf freiem Willen und nicht auf Geheiß eines Lehrers neben ihm stand, fiel ihr der Gedanke schwer, dass sie eine ganz normale Konversation im Treppenhaus führten. Was tat sie, wenn jemand die beiden zusammen sah? Allein die Vorstellung small talk mit einem Gryffindor zu führen kam ihr komisch vor. Also naja, eigentlich meinte sie dessen Umsetzung. Sowohl in ihrem Traum als auch im dunklen Korridor, in dem sie ihre Strafe absitzen mussten war es sehr leicht gewesen mit ihm zu reden. Nur jetzt wollten einfach keine Wörter aus ihrem Mund kommen. Als sie es versuchte kam nur ein komisches Geräusch ähnlich eines Hustens über ihre Lippen. Sie ließ es vorerst bleiben und konzentrierte sich einfach ein- und auszuatmen. Gnade ihr Gott, wenn sie nur einen Blick in seine Richtung warf oder sich gar ihre Körper berührten. Es würde ihr noch den Verstand rauben oder sie würde einfach rücklings umkippen.
„Ist was?", erkundigte er sich und blieb wenige Meter vor der großen Holztür der Bibliothek stehen. Verlegen starrte sie seine Brust an. Sie wusste immer noch nicht, was sie sagen sollte. Ihr Herz pochte immer noch so stark. Es schmerzte schon, sodass sie ihre Hand auf die Brust legte, als könnte es ihr helfen, sich zu beruhigen. Das war doch nicht sie selbst. Seitdem er sie in diesem Gang getröstet hatte, war sie in eine Art manische Phase geraten und ihr richtiges Ich kam nur noch selten zum Vorschein. Eigentlich wollte sie ihm nur beibringen, dass es ihr sehr wohl gut ging, aber langsam bezweifelte auch sie, dass ihr Zustand normal war. Beim Versuch den Mund aufzumachen biss sie sich auf die Zunge und stieß ein kleines Jaulen aus. Seine Hand legte sich auf ihre Stirn, während er sie besorgt musterte. Schließlich kam er zu folgender Erkenntnis: „Also erkältet bist du schon mal nicht." Mit einem gezwungenen Lächeln nickte sie und deutete auf die Bibliothek. Beide betraten kurz vor Sperrstunde das Reich von Miss Pince. Gleich würde die Bibliothek schließen, sodass nur noch sehr wenige Schüler- man konnte sie glatt an einer Hand abzählen- dort waren. Pansy ging voran, hauptsächlich um seine Blick zu meiden und stand genauso ratlos wie einige Tage zuvor im Kräuterkunde-Gang. Dort angekommen pfriemelte sie ziemlich lang an ihrer Tasche herum, deren Verschluss leider klemmte. Unschlüssig ob und wie er eingreifen sollte, blieb Dean stehen und beobachtete das Schauspiel nur. Bisher lief es ja alles andere als gut zwischen den beiden, dabei hatten sie noch zuvor so viel Spaß gehabt. Wobei auch dies eine relative Sache war, wenn man ihre Streitigkeiten mit ihren guten Gesprächen aufaddieren würde, käme man sicher wieder bei null raus. Als er sich kurz umschaute, hörte er ein Klacken und sein Blick schwankte zurück. Die Tasche war nun offen und sie nahm das Buch in die Hand. Ihren anderen Arm ließ sie neben sich sinken. Einige Sekunden lang fokussierte sie den Grund für ihr Erscheinen.
„Es ist eigentlich ganz gut... dafür, dass du mir nur irgendeins gegeben hast.", murmelte sie schließlich und stellte es im Regal ab. Die Schule erschien ihr wie ein sicheres Thema. Dort konnte sie nicht in sprichwörtliche Minen laufen.
„Ach, vielleicht sollte ich es dann auch lesen.", meinte Dean und wollte gerade danach greifen, als sie seine Hand nahm. Es war wohl das erste Mal, dass sie ihn von sich ausanfassen wollte, ohne ihn dabei verletzen zu wollen. Ihre Haut war kalt, aber weich und auch ein wenig feucht. Sie war wohl so nervös wie er selbst. Noch immer rief eine kleine Stimme in seinem Inneren, dass es definitiv eine Falle war und gleich sämtliche ihrer Slytherin-Freunde auf ihn losgehen würden. Noch machte sie keine Anstalten die Berührung zu lösen, stattdessen starrte sie nur ihre Hände an.
„Ich möchte nur einmal wissen, was in deinem Kopf abgeht.", stöhnte Dean und auch wenn er diese Aussage mehr an sich selbst als an sie gerichtet hatte, würde er sich doch über eine Antwort freuen. „Ich glaub.", begann sie: „Ich glaub, du hast Recht."
„Womit?", warf er ein: „Ich meine, das freut mich, aber ich hab oft Recht. Du musst schon genauer werden." Ein Geständnis war schwerer als gedacht, doch sie war schon so weit gekommen.
Ihr war speiübel und es bestand eine gewisse Gefahr, dass sie ihm gleich ihren Mageninhalt präsentieren würde, doch sie musste es hinter sich bringen. So konnte und wollte sie nicht weiter bestehen. Es machte sie verrückt und dieser ganze Spuk sollte endlich ein Ende haben. „Ich denke, ich mag dich und es macht mich verrückt.", gestand sie schließlich. Vor lauter Ungläubigkeit weiteten sich Deans Augen. Er war auf vieles vorbeireitet gewesen, aber nicht darauf, dass sie es zugab. Noch gestern hatte sie es vehement abgestritten, also was hatte sich geändert? Möglicherweise hatte es mit ihrer schlechten körperlichen Verfassung zu tun gehabt. Bevor er jedoch etwas dazu äußern konnte, flüsterte sie: „Können wir vielleicht an einen ruhigeren Ort gehen?"
Natürlich war sie nicht besorgt, um die Lautstärke in der Bibliothek gewesen. Es lag wahrscheinlich eher an den Mitschülern, die ungehindert in ihre Nähe kommen konnten oder sie gar belauschen konnten. Romantisch war das natürlich nicht gerade. Nicht, dass Dean so viel Wert darauf legte, doch er konnte sich gut vorstellen, dass es für Pansy eine große Rolle spielte.
Nickend schlug er vor: „In einem leeren Klassenzimmer?" „Ich weiß schon wo.", erwiderte Pansy und schaute sich um, als würden sie jeden Moment angegriffen werden. Langsam ließ sie auch ihre Hand sinken.
Sollte Dean ihr wirklich bedenkenfrei folgen? Nach wie vor traute er ihr das Schlimmste zu. Es war gut möglich, dass sie auch vorhin schon gelogen hatte, um sein Vertrauen zu gewinnen. Andererseits sprachen ihren Augen keinen Hass und auch keinen Zorn aus. Das Funkeln in ihren dunklen Irden wirkte eher ängstlich und dennoch wollte er nicht mehr Risiken eingehen als nötig. Seamus Worte hatte er immer noch im Hinterkopf. Sie wird dich fertig machen, hallte es aus einer dunklen Ecke seines Verstands.
„Wie kann ich sicher sein, dass es keine Falle ist?", erfragte Dean mit einem bestimmten Unterton. Sicher würde er nicht so dumm sein ihr nachzugeben, ohne einen kleinen Beweis ihrer guten Absichten. „Ich geb dir meinen Zauberstab.", sagte sie nach längerer Überlegung, doch Dean fiel natürlich direkt die Lücke in diesem Plan aufgefallen. „Sehr gut, das hilft mir nur nicht, wenn deine Freunde schon auf mich warten.", erwiderte er und nahm nun auch seine Hand vom Buch. Für einen Moment schloss sie die Augen und atmete aus. Dann erklärte sie ihm mit sachlicher Stimme: „Meine Freunde wissen nicht, dass wir uns treffen, sonst hätten sie mich wohl gar nicht erst gehen lassen." Ihre Worte warfen nur noch weitere Fragen in ihm auf. Warum durfte sie ohne das Einverständnis ihrer Freunde sich nicht mit jemandem treffen? Es war merkwürdig anzunehmen, dass jemand so viel Kontrolle über einen anderen hatte. „Bitte.", fehlte sie: „Komm einfach mit mir mit. Wenn du nicht mehr willst, kannst du einfach gehen." Der Blick, den sie ihm dabei schenkte, sollte ihn jedoch überzeugen, so durchdringend wie er war. Dean presste seine Lippen aufeinander und fasste sich an die Schläfe. Wie Butter schmolz er in ihren Händen. Was war nur so besonders an ihr, dass er jedem ihrer Wünsche nachgehen wollte, selbst wenn es ihn zum Vollidioten machte? „Na gut.", zischte er schließlich und nahm ihren Zauberstab entgegen, den sie ihm anreichte. Den Stab stecke er sicherheitshalber in seinen langen Shirt-Ärmel. Wenn man ihn noch mit einem gezogenen Zauberstab erwischte, würde er nur noch eine Strafe aufgehalst kriegen.
Eindringlich musterte er sie, wartend auf ein Zeichen oder eine Anweisung. Mit einem kleinen Schwenk ihres Kopfes suggerierte Pansy, dass die beiden die Bibliothek nun verlassen sollten. Schweigend gingen sie durch die Gänge. Ihrer Geschwindigkeit nach zu urteilen hatte sie es nun eiliger als zuvor. Wegen ihrer zuvor geäußerten Bedenken bezüglich eventuellen Schaulustigen zog Dean es vor, einige Schritte hinter ihr zu bleiben. Dabei waren sie so lange unterwegs gewesen, dass sich der junge Thomas schon fragte, zu welchem Teil des Schlosses sie überhaupt wollten. Noch nie war er so tief im Inneren der Schule vorgedrungen. Gerade als er schon nachfragen wollte, wo zum Teufel sie denn waren, hielt Pansy an. Vor einer leeren Wand. Na toll, sie hatte ihn doch reingelegt. Hier war nichts weit und breit. Der Korridor war so dunkel und verstaubt wie jene, die sie hatten sauber machen müssen. Doch privat war trotzdem etwas anderes. Jeder konnte sich hierher verirren, wenn man sich denn die Mühe machte. Wieder einmal war er gezwungen zu zusehen, wie sie was auch immer anstellte.
Ihre Hände glitten auf dem Mauerstein auf und ab als würde sie etwas suchen. „Ich hab es gleich.", kommentierte sie ihren eigenen Akt und warf ihm nur kurz einen prüfenden Blick zu. Noch war er ja nicht weggerannt. „Soll ich dir helfen?", fragte er nachdem sie schon eine ganze Weile in der Dunkelheit gestanden haben. Fast schon erleichtert nickte sie und wies ihn an: „Kannst du Specialis Revelio verwenden?" Voller Verblüffung riss er die Augen auf und verharrte in seiner Bewegung. Tatsächlich musste er überlegen, ob er den Spruch kannte- ihn sogar anwenden konnte. „Ich kann es versuchen.", meinte er und zog seinen eigenen Zauberstab, mit dem er gegen die Wand tippte und bestimmte: „Specialis Revelio." Vielleicht war es Anfängerglück, vielleicht lag es daran, dass er wie ein fähiger Zauberer wirken wollte, doch es gelang ihm tatsächlich und eine dunkle Holztür offenbarte sich den beiden. Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen und er war fast schon stolz auf seine Leistung. Es war zwar kein ungesprochener Zauber, aber die waren bisher nicht mal Hermine gelungen. Pansy drückte die Klinge herunter und stemmte sich mit ihrem ganzen Körper gegen das Holz, um dieses zu verschieben.
Klagend schleifte die Tür über den Boden, doch immerhin stand sie nun offen. Dahinter lag ein vollständig eingerichteter Raum, ähnlich eines Arbeitszimmers. Er war komplett getäfelt, wie die meisten Lehrerbüros in Hogwarts und ausgestattet mit einem Schreibtisch, einem Stuhl, mehreren Regalen und einem sehr alten Sofa. Darin war lang nicht so staubig wie noch in dem Korridor davor, aber es roch unverkennbar nach Keller und feuchtgewordenem Mobiliar. Pansy war ohne zu zögern voran gegangen und schaute ihn nun fordernd an. Natürlich, er musste ebenfalls eintreten. Hinter sich presste er die schwergängige Tür wieder zu, die daraufhin wieder zu fester Wand wurde. Nur die eiserne Klinke schaue noch raus.
Jetzt waren sie allein. Endlich. „Da wir jetzt unter uns sind, hätte ich gerne wieder meinen Stab.", forderte Pansy ihr Eigentum ein: „Ohne ihn fühle ich mich irgendwie nackt." War das ein Flirtversuch oder bildete sich Dean das nur ein? Als er zögerte, um zu überlegen, wie es zu verstehen war, räusperte sie sich und steckte suggestiv ihre Hand aus. Unter beständigem Grummeln fischte er den Stab wieder aus seinem Ärmel und gab ihn an seinen rechtmäßigen Besitzer zurück. Ein Tick zu energisch zog sie den Stab zu sich und tippte dann auf die Öllampe auf dem Tisch. Diese flackerte sofort auf und warf warmes Licht an die Wände. Nun erkannte Dean auch weitere Gegenstände im Zimmer wie die unzähligen Bücher und einige lustige magische Objekte.
„Was ist das für ein Raum?", kam es ihm unweigerlich über die Lippen. Pansys Antwort war überraschend, aber simpel: „Ach, es ist das Büro von einem ehemaligen Lehrer. Sicher bin ich mir nicht ganz, aber der hat wohl Illusion gelehrt. Als er unter mysteriösen Umständen starb, wurde kein Ersatz eingestellt und der ganze Trakt ist seitdem ungenutzt. Jedenfalls gab es einen alten Zeitungsbericht vom Tagespropheten mit seiner Todesanzeige und das deckt sich mit den Briefen, die hier so rumliegen." Leider beruhigte Dean diese Erklärung kein bisschen, er musste weiter nachhaken: „Und wie bist du hier hingekommen?" „Ach, im zweiten Jahr hab ich nach der Kammer des Schreckens gesucht und bin reinzufällig hierdrauf gestoßen.", erklärte sie beiläufig und nahm auf dem alten Sofa Platz. „Bitte was?", stammelte Dean und beäugte sie ungläubig.
Sie brach in Lachen aus. Was für ein ungewöhnlicher aber erfreulicher Stimmungsumschwung von ihr. „Das war ein Scherz. Ich hatte genauso Schiss wie alle anderen.", kam es von ihr: „Nein, es war so, dass ich mich in meinen ersten Wochen ständig verlaufen habe und irgendwie bin ich hier hingeraten als ich auf dem Weg zu einer Stunde war. Erst nach dem Mittagsessen habe ich dann hieraus gefunden. Es war ein Alptraum." Das war natürlich schon viel sinniger, fand Dean und bemerkte, dass sie viel entspannter wirkte als noch in der Bibliothek. „Du bist öfter hier, richtig?", fragte er und sie nickte. Nun musste er nur noch eine Sache wissen: „Wissen deine Freunde davon?" Nun schloss sie die Augen und schüttelte den Kopf. Ein sanftes Lächeln umspielte ihre Lippen. Sie musste sich wirklich wohl hier fühlen. Ihre Hand klopfte etwas Staub aus dem Polster. „Setz dich doch.", meinte sie dann und schaute zu ihm hoch. Das ließ er sich nicht zweimal sagen und ließ sich neben ihr fallen. „Wenn keiner von diesem Ort weiß, warum bringst du dann mich hier her?", erkundigte er sich. Solange er die Lage, in der er sich gerade befand, nicht verstand, konnte er sich auch nicht entspannen.
Leise summte Pansy vor sich hin und sank noch tiefer ins Polster. Hatte sie ihn überhaupt gehört? „Ach, ich weiß auch nicht.", sagte sie: „Ich wollte mit dir allein sein." Ihr Kopf drehte sich zu ihm und sie hatte immer noch dieses seltsame Lächeln im Gesicht. Er wollte wirklich gerne wissen, was sie vorhatte. Würde er jetzt dafür bezahlen, was auch immer er ihr angetan hatte? Schließlich hatte sie es ihm ja noch vor zwei Tagen angedroht. Nichts, was sie sagte, konnte ihn davon überzeugen, dass sie nicht heimlich etwas plante, doch ihm gingen die Fragen aus. „Erzähl mir etwas, dass du noch niemandem erzählt hast.", rief sie in den Raum, um das eingekehrte Schweigen zu brechen. Nun musste er überlegen. Eigentlich hatte er keine Geheimnisse. Jeder wusste irgendetwas von ihm. Während er sie so anschaute, kam ihm sein Notizbuch in den Sinn. Das sollte er jedoch nicht erwähnen. Sie würde ihn noch für pervers oder verrückt halten. Stattdessen entschied er sich für vollkommen anderes und meinte: „Ich wünschte wir würden hier mehr als nur magische Dinge lernen. Einige Dinge, die man wissen sollte, fehlen im Lehrplan einfach." „Schade, ich dachte, es wird etwas privater, aber ich weiß auch nicht, was ich davon halten soll. Bisher habe ich nicht darüber nachgedacht, also bin ich davon wohl nicht so betroffen.", erwiderte sie und ihre Hand setzte sich langsam in Bewegung. Über den grünen Samtstoff des Sofas glitten ihre Finger direkt auf ihn zu und erreichten ihr Ziel; seine Hand. Mit dem Zeigefinger strich sie über seine Knöchel. Diese Berührung war so ungeahnt sanft gewesen, dass es in ihm ein Bedürfnis nach mehr geweckt hatte. Seine ganze Aufmerksamkeit galt dieser kleinen Szene und er sah sie nur kurz an, als er ihre Hand in die seine nahm. Für eine Sekunde hatten sich ihre Blicke gekreuzt.
Mit einem kleinen Ruck rutschte sie näher. Dies war das Zeichen für ihn, sich ebenfalls auf sie zu zubewegen. „Warum bist du nur so interessant?", murmelte sie in einem verführerischen Ton. Da war immer noch dieses mysteriöse Lächeln. Sein Herz schlug schneller, aber diesmal nicht aus Unbehagen. Es war etwas anderes an ihr, dass ihn verunsicherte. Lag es an den satten roten Lippen oder doch an ihrem frechen Blick, der ihn förmlich herausforderte? „Warum bist du so hübsch?", erwiderte er und schmunzelte. In diesem verlassenen Büro wurde es, obwohl kein Feuer brannte, ganz schön warm. Automatisch schaute er sich nach einem Kamin um. Tatsächlich war auch einer vorhanden, nur kein Feuerholz mehr. Nicht, dass er jetzt Lust hatte, aufzustehen, um eins anzumachen. Irgendwann anders hatte er sicher noch die Gelegenheit, mit ihr davor zu sitzen. Nun erwischte er sich schon wie er selbst Pläne schmiedete. Seamus hätte wahrscheinlich gesagt, dass es die falsche Art von Plänen war. Aber es käme Dean nie in den Sinn jetzt seinen Zauberstab auf sie zu richten. Schließlich tat sie keinem etwas. Jedenfalls nichts Böses. Irgendwas löste sie in ihm aus, aber lodernde Wut war es nicht. Es war eher brennendes Verlangen.
Nein, befahl er sich und versuchte zwanghaft an etwas anderes zu denken. Er hatte bereits in der Bibliothek seine Chance gehabt und sie hatte ihn abgewiesen. Noch einmal würde er sich nicht zum Vollidioten machen, auch wenn die Stimmung nun eine gänzlich andere war. Weitere Blamagen hob er sich lieber für später auf, doch er wurde das Gefühl nicht los, dass sie auf ihn zukam. Als sich ihre Schultern berührten stoppte sie wieder. Wollte sie ihn auf die Probe stellen? Ala wann fing er an mehr in ihr Verhalten zu interpretieren als es bedeutete? Scharf zog er die Luft ein und schloss die Augen. Wenn er noch länger diesem Blick ausgesetzt war, würde er noch auf Ideen kommen. Für ihn war es eine sehr schöne Vorstellung, doch sie war sicher nicht seiner Meinung. Gänsehaut zog sich über seinen Körper als er ihren Atem auf seiner Haut spürte. Ihr Gesicht konnte jetzt nur noch eine Nasenlänge von dem seinen entfernt sein. Noch fester presste er die Augen zusammen, als würde sie sich in Luft auflösen, sobald er sich umschaute. Immer wieder erschauderte er. Sie waren sich so nah, dass er bemerkte, dass sie nach Vanille und Patschuli roch. Der Gedanke, dass sie ihn reinlegen wollte, schien ihm auf einmal ganz fern und es rückte noch weiter weg, als sie endlich ihn endlich küsste. Vor lauter Begierde bebte sein Kiefer. Ihre Lippen waren weicher als er es je zu träumen gewagt hätte. Langsam erwachte er aus einer Starre wie aus einem langen Schlaf und legte seine Hand an ihre Wange, um sie für einen Wimpernschlag lang bei sich zu behalten. Er wollte diesen Moment, der sich wie eine halbe Ewigkeit anfühlte, noch festhalten. Viel zu rasch würde dieser noch durch seine Finger gleiten. Alle schönen Dinge im Leben taten das. Schließlich mussten sie sich von einer lösen, um wieder durchatmen zu können. Nun musste Dean doch einen Realitätscheck einholen und schlug die dunkelbraunen Augen auf. Das Licht der Öllampe ließ diese golden schimmern. Ihr Kopf sank auf die Lehne und sie rutsche ein Stück herunter. Verdammt, dachte sich Dean, sie war so hinreißend. Wie konnte man sich nur mit einem Kuss zufrieden geben?
In der Ferne schlug die Uhr wieder zur vollen Stunde. Beide brauchten einen Moment, doch sie schreckten fast gleichzeitig auf. Nun mussten sie wohl wieder in ihre Gemeinschaftsräume zurückkehren. Ein viel sagender Blick wurde ausgetauscht. Er versprach ein baldiges Wiedersehen. Das konnte man nicht so stehen lassen. Noch konnte es einfach nicht aufhören. „Wir...", begann er und räusperte sich: „Wir müssen wieder..." „Ja.", unterbrach sie ihn und rückte rasch ein Stück von ihm weg. Die Hitze, die sich zwischen den beiden aufgebaut hatte, wurde nun vom nächsten Hauch davon getragen und verteilte sich im dunklen Raum. Es lag ihm schon auf der Zunge, doch Pansy kam ihm zuvor und fragte: „Wann sehen wir uns wieder?" Ihre Stimme klang flehend. „Dienstag? Gleiche Zeit?", erwiderte er und wendete den Blick ab. Wenn er sie so anschaute, konnte er nicht verhandeln. Ihr Anblick machte ihn schwach. Er hörte Pansy antworten: „Es tut mir leid, aber da kann ich leider nicht. Ist Mittwoch in Ordnung?" Eigentlich müsste er auch diesen Moment festhalten. Das war vielleicht das erste Mal jemals, dass sich Pansy Parkinson bei jemandem entschuldigte. Nach eingängiger Beurteilung nickte er: „Das müsste so passen. Treffen wir uns hier?" „Wäre doch am besten, oder?", stimmte sie ihm zu.
Eine richtige Verabschiedung erfolgte nicht. Tatsächlich wechselten sie kein Wort mehr miteinander, aber er wusste auch nicht, wie eine einfache Floskel aus seine Mund sich nicht dämlich angehört hätte. Nachdem, was geschehen war, konnte er nicht wieder auf normal schalten. Sein Blut rauschte immer noch mit beachtlichem Tempo durch seine Adern. Sogar als er schon die Stufen zu seinem Schlafsaal hinaufschritt. Drinnen begrüßten ihn Seamus und Neville. „Was ist das an deinem Mund?", fragte der Longbottom. Beschämt verdeckte seine Hand seine Lippen. Anscheinend hatte sie ihn unabsichtlich genötigt die gleiche Farbe zu tragen wie sie, doch weil sie so schön damit aussah, sollte es ihn nicht stören. Mit seinem Handrücken wischte er sich übers Gesicht und murmelte dann: „Weiß nicht." Die beiden anderen Jungs tauschen einen fragenden Blick aus. Schulterzuckend nahm Neville die Antwort hin. Dean ließ sich auf sein Bett fallen und zog seine Schuhe aus.
Plötzlich fiel ihm ein, dass er nicht der einzige mit einem Date war. „Wie lief es mit Pavati?", hakte er nach und zog sich währenddessen weiter aus. „Ganz gut.", murrte Seamus und schaute auf seine Hände. Im Schneidersitz saß Finnigan auf seine Matratze. Anscheinend wollte er nicht darüber reden. Vielleicht lief es nicht gut zwischen den beiden. Er machte das hauptsächlich daran fest, dass er eigentlich unbedingt sagen wollte, was mit Pansy passiert war. Zu viel verheimliche er schon vor seinem besten Freund. Darunter zählte auch die Verteidigungsgruppe angeführt von Harry. Seit Anfang des Jahres war Seamus nun schlecht auf den Bettnachbarn zu sprechen gewesen. Jedes Mal, wenn das Thema aufkam, wurde er entweder zornig oder beleidigt. Dean wusste nicht, was ihm davon lieber war. „Dann halt nicht.", raunte Dean und holte nun seinen Schlafanzug aus seinem Koffer. Während er sich weiter fürs Bett vorbereitete, wurde er von Seamus angestarrt. Mit verschränkten Armen zischte dieser: „Was soll denn das heißen?" Genervt stieß Dean Luft aus und meinte: „Ich wollte dir nur sagen, dass du nicht darüber reden musst, wenn du nicht willst." „Schön, danke. Du hättest es ja selbst gesehen, wenn du hier gewesen wärst?", konterte sein bester Freund. Dafür, dass er bis eben noch so glücklich gewesen war, hatte man nun sehr eilig gehabt, ihm seine Stimmung zu verhageln. Zähneknirschend sah Dean Seamus an, schwankte dann aber rüber zu Neville. Er wollte eine non-verbale Einschätzung der Lage von einem Unbeteiligten. Der blonde Junge zog seine Mundwinkel nach unten und stierte zurück. Auf der Neville-Skala waren wir nur bei den hochgezogenen Schultern und dem entschuldigenden Blick. Aha, als stellte sich Seamus nur an. „Wo warst du eigentlich?", setzte Seamus noch nach. Dean fühlte sich zu einer Aussage genötigt. Natürlich nahm sich sein bester Freund das Vorrecht raus, andere auszuhorchen, ohne selbst Antworten zu geben. Dean schaute ihn direkt an und erklärte dann: „In der Bibliothek." „Das glaubt dir zwar keiner, aber auch gut.", entgegnete Seamus: „Dann halt nicht." Nun hatte er es sogar noch fertiggebracht, seine eigenen Worte, die eigentlich nett gemeint waren, gegen ihn zu verwenden. Die Stimmung im Schlafsaal war zum Schneiden dick. Keiner sprach mehr und alle gingen schweigend zu Bett.


"Isn't this the obivious choice?"

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BrynTheBeatnik

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Re: falling for a lie [Harry Potter FF]

von BrynTheBeatnik am 07.03.2020 14:33

Kapitel 6
a little bit selfish
Alle anderen Mädchen hatten bereits ihr Bett verlassen und waren zum Frühstück gegangen, da lag Pansy noch in den Laken. Natürlich hatten Daphne und Tracey versucht die Gute zu wecken, doch bei einem so schönen Traum blieb man gerne liegen. Im Halbschlaf hatte sie die anderen verscheucht und sich auf die andere Seite gedreht. Als sie dann doch widerwillig aus ihrer Trance erwachte, versuchte sie sich an jene Fantasie zurückzuerinnern, die ihr Verstand noch vor wenigen Sekunden beschworen hatte. Es ging, soweit sie sich daran erinnern konnte, um keinen anderen als den Gryffindor, den sie gestern Abend hatte stehen lassen. So war es kaum verwunderlich, dass er noch immer in ihrem Kopf herumspukte, sogar eine Rolle in dem Theaterstück ihres Unterbewusstseins spielte. Wieder war ihr so warm zwischen den Schenkeln und ihre Hand beschloss ganz von selbst, unter die Decke zu fahren und dem auf den Grund zu gehen. Natürlich hatte sie bisher schon den ein oder anderen Versuch gemacht, sich ihr erstes Mal vorzustellen, doch noch nie war eine reale Person, außer ihrer Wenigkeit, darin vorgekommen. Sanft keuchte sie auf, während sie an den Traum zurückdachte, versuchte sich die Handlung erneut vorzustellen. Ihr Finger streichelte dabei immer wieder über den Stoff ihres Höschens. Dieser saugte sich dann mit jener Feuchtigkeit voll, die für Pansy noch neu und gewissermaßen unbegreiflich war. Beim Gedanken an den Gryffindor wurde ihr ganz heiß. Leider wusste sie schon eher, was das zu bedeuten hatte. Er hatte letztens genau ins Schwarze getroffen, als er angemerkt hatte, dass sie ihn mochte. Und wie sehr sie ihn mochte. Noch hatte sie dafür keine Erklärung, aber sie hielt es für sinnvoll, mehr Zeit mit ihm zu verbringen, um es herauszufinden. Vielleicht war das pure Selbstsucht, aber das war ihr egal. Dann gierte sie eben nach ihm, doch sie war sich sicher, dass sie früher oder später schon genug von ihm haben würde. So war sie eben. Noch in der einen Woche hatte sie Dracos Seite nicht verlassen, in der nächsten hatte sie ihn schon völlig vergessen. Das passierte doch immer so.
Als sie fertig war, sich selbst zu befriedigen, sackte sie kurz zusammen, nur um sich dann ausgiebig zu strecken. Die Realität begann wieder einzusetzen. Ihr Blick fiel auf die Uhr. Huch, das Frühstück hatte sie wohl verpasst, aber zum Glück war sie bis jetzt noch allein gewesen. Hätte man sie in flagranti erwischt, wie sie Perlentaucher spielte, wäre das sehr peinlich geworden und keiner der Slytherins hätte es je vergessen. Dann würde bei einem Klassentreffen nach Jahren auch noch erwähnt werden, wie gerne sie doch morgens masturbiert hatte. Nein, das sollte man nicht von ihr behalten. Pansy würde als Vertrauensschülerin mit herausragenden Noten im kollektiven Gedächtnis der Slytherins bleiben. Jedenfalls redete sie sich das gerne ein, wenn sie vor dem Spiegel stand. So wie gerade. Doch was sollte sie anziehen, wenn sie heute Abend noch Pläne hatte in die Bücherei zu gehen. Mit einem Wisch von ihrem Zauberstab, richtete sie die Laken, kaum dass sie ihr Bett verlassen hatte. Nun schaute sie sich zuerst im Spiegel an und warf dann ein Blick auf ihren Koffer, in dem sich all ihre Habseligkeiten befanden. Da sie nicht plante, das Schloss heute zu verlassen- das Wetter war sicher wieder fürchterlich-, konnte sie auch ihren schwarzen Faltenrock anziehen. Dazu lange weiße Kniestrümpfe damit ihr nicht kalt wurde. Ja, doch, das gefiel ihr. Jetzt brauchte sie nur noch ein Oberteil, das aussagte wie liebenswert sie war. Ihre Wahl fiel auf ein schwarzes enges schulterfreies Sweatshirt. Um ihren Hals noch mehr hervorzugeben, band sie ihre kinnlangen Haare mit ihrem liebsten schwarzen Tuch zurück. Später würde sie sich noch schminken, doch noch war es zu früh.
Vielleicht, wenn sie großes Glück hatte, konnte sie noch etwas frühstücken, wenn sie schnell zur Küche ging. Hastig verließ sie also ihr Zimmer und ignorierte dabei größtenteils die Kommentare ihrer Freunde. „Wo willst du denn hin, Pansy?", rief Daphne ihr nach, doch Pansy antworte nicht. Den Kerker hatte sie schnell hinter sich gelassen und auch den Weg zur Küche legte sie in einer bemerkenswerten Zeit zurück, dafür, dass sie nicht rannte. Mit beiden Händen presste sie sich gegen die schwere Tür der Küche, damit diese nachgab. Der Geruch von Lebensmitteln drang ihr in die Nase. Es roch nach gebratenem Schinken, Eiern und frischem Brot. Gerade das, was sie so brauchte. Tatsächlich hatte noch Glück gehabt. Alle Hauselfen hatten auf Hockern Platz genommen und aßen die Reste der Schüler. „Guten Morgen.", säuselte sie und rieb sich den Bauch: „Ich hab leider verschlafen. Könnte ich hier noch eine Portion essen?" Die Hauselfen waren sichtlich verwirrt von ihrem plötzlichen Besucher, aber nicht keineswegs feindlich. Stattdessen holte man ihr rasch einen Teller und sie häufte ihn mit Rührei und Speck. Dann setzte sie sich auf eine der niedrigen Theken, extra an seine Mitarbeiter angepasst. Gierig piekst sie alles, was ihr unter die Gabel kam auf, und stopfte es sich in den Mund. Essen hatte sich lang nicht mehr so gut angefühlt. Generell war sie fröhlicher als sonst, konnte aber keinen Grund dafür ausmachen. Ihr Leben war überwiegend noch so wie letztes Jahr, nur dass es ihr da viel schlechter ging. „Warum haben Sie denn verschlafen, Miss Pansy?", erkundigte sich Dobby, der sie noch von seiner Zeit im Dienste der Malfoys kannte und mochte. „Ach, ich hab einfach gut geschlafen.", erklärte Pansy mit einem Lächeln auf den Lippen. Dieser Tag kam ihr bisher schon erstaunlich schön vor. Sie freute sich Dobby zu sehen. Bisher hatte sie nicht oft gesehen, da sie nur in Notfällen die Küche betrat. Keineswegs wollte sie die Arbeit der Hauselfen stören. Auch Dobby war begeistert, dass Pansy vorbei gekommen war und sagte: „Sie sehen fröhlich aus, Miss." Dankend nahm sie das Kompliment an. „Behandelt Draco sie nun besser?", fragte der freie Elf. Es war komisch für Pansy, dass er ihn nicht werten Herrn nannte, doch nun konnte es ihm ja keiner verbieten.
Wieder nickte sie, ihr Mund war immer noch voller Frühstück. „Wir sind wieder gute Freunde geworden.", erklärte sie zischen zwei Bissen: „Aber heute treffe ich mich mit einem anderen Jungen." Sie wusste, dass sie von einem Hauselfen nicht zu befürchten hatte. Er würde sich schon nicht am üblichen Schultratsch beteiligen. Was hätte er auch davon? Dobby konnte es allerdings nicht lassen sie weiter auszuhorchen: „Wer ist es denn?" Pansy schluckte, und wollte dann das Thema wechseln: „Könnte ich bitte ein Glas Saft bekommen?" Prompt reichte eine Hauselfe ihr mit beiden seiner kleinen knochigen Hände ein bis zum Rand gefülltes Glas. Als Zeichen der Dankbarkeit hielt sie den Daumen hoch, während sie mit der anderen Hand trank. Als hätte Dobby gewusst, dass seine Frage an ihrem Ausweichmanöver schuld war, wiederholte er sie. „Dean.", gab sie vorsichtig zu: „Dean Thomas aus Gryffindor." Der kleine Elf richtete sich den untersten Hut auf seinem kahlen Kopf und wendete sich verlegen ab. Es dauerte eine Weile bis er wieder zu sich kam, doch dann sagte er langsam und sehr bedachtsam: „Weiß Ihre Mutter davon, Miss?" Mit einer solchen Andeutung hatte sie gerechnet. Schließlich kannte er ihre Eltern gut und hatte sie oft darüber reden hören, dass sie sich als Partie für Pansy ausschließlich Draco wünschten. Selbstverständlich um das reine magische Blut zu erhalten. Seit letztem Jahr hatte sie aber noch nie weniger Interesse an dieser Sache gehabt. Schulterzuckend meinte sie: „Muss sie ja nicht. Ist ja nicht so als würde ich den Typen heiraten. Wir bringen nur ein Buch weg." Doch kaum dachte sie wieder an ihn, wurden ihre Wangen rot vor Aufregung. Sie kratzte sich an der Nase, die so schrecklich kribbelte und sah an Dobby vorbei. Schon heute würde sie Dean wiedersehen und musste nicht Tage darauf warten. Jetzt hatten sie sich bereits öfter privat gesehen als sie sonst in den vergangen Jahren miteinander überhaupt gesprochen hatten. Und dennoch waren sie sich dabei sehr nah gekommen. Vor ihrem geistigen Auge flackerten Bilder auf von seinem Gesicht und wie er sie anlächelte. Es war fast so als könnte sie hören wie er noch einmal zu ihr sagte, dass er sie mochte. In ihrem Magen grummelte es und diesmal konnte es nicht am Hunger liegen. Was hatte sie so plötzlich zu einem sabbernden Zombie gemacht?
Ihr restlicher Tag verlief ruhig. Wegen dem Nachsitzen und anderen Ablenkungen musste sie noch eine ganze Menge für die Schule nachholen. Damit war sie die meiste Zeit beschäftigt, doch in jeder freien Sekunde fieberte sie auf das Treffen am Abend hin. Bereits als es zu dämmern begann und sie sich mit ihren Freunden in die große Halle zum Abendessen begab, hielt sie nach ihm Ausschau. Es war schwer ihn bei all den Schülern zu finden, zumal er leider nur mit dem Rücken zu ihr saß. Sie war so darin vertieft gewesen, ihn anzustarren, dass sie zusammenzuckte als etwas, beziehungsweise jemand, seine Hand auf ihren Oberschenkel legte. „Ist alles in Ordnung, Pans?", fragte er und fuhr über den Stoff ihres Rocks weiter nach oben. Ein kalter Schauer rannte über ihre Schultern und sie bekam Gänsehaut am ganzen Körper. Langsam drehte sie sich zu Draco und als könnte sie immer noch nicht begreifen, was gerade geschah, sagte sie: „Der Stress setzt mir ein bisschen zu." Ihre Stimme war monoton und ihre Atmung flach. Es schien als wäre sie gar nicht richtig anwesend, sondern irgendwo anders. „Wir können uns ja heute einen schönen Abend machen.", flüsterte Draco in ihr Ohr, damit kein anderer davon Wind bekam. „Nein.", sagte sie instinktiv: „Ich kann nicht." „Was hast du denn vor?", hakte Draco voller Neugier nach: „Du kannst ja nicht schon wieder lernen wollen." Tja, das war es dann auch mit ihrer einzigen passenden Ausrede. Eine Chorprobe konnte sie auch nicht vorschieben, denn die waren immer dienstags und Tracey ging auch hin. Lerngruppen oder andere Arbeitsgemeinschaften hatte sie nicht. Was sollte sie denn sonst vorhaben? All seine Freunde waren auch ihre. Die Wahrheit kam ihr sicher nicht über die Lippen. Das würde sowohl ihr als auch ihm nur Probleme bringen. Doch da fiel ihr das Buch ein, der eigentliche Grund für ihren späten Abstecher. „Ich gehe in die Bibliothek und schaute nach, ob das Buch da ist, das ich haben wollte.", verkündete sie und war schon ein wenig stolz auf ihre gute Lüge. Auch ihr Tonfall war nun belebter als zu vor und die Starre, die sie bis eben noch fest im Griff hatte, war gelöst. Draco atmete aus und meinte augenrollend: „Wenn es denn sein muss. Aber lange wird das ja nicht gerade dauern und dann haben wir ja immer noch sehr viel Zeit, um ein paar Spiele zu spielen." Solange er nicht weiternachfragte, zählte Pansy das als Erfolg. Irgendwie würde sie schon später aus der Lage wieder herauskommen, doch das würde sich noch ergeben. Jedenfalls würde sie den Abend nicht mit dem Malfoy verbringen.
Nachdem ihr Teller in der Küche verschwunden war, erhob sie sich und ließ ihre Freunde zurück. Ihr Weg führte sie wieder zu ihrem Gemeinschaftsraum. Dieser war natürlich leer. So schnell wie sie aus der großen Halle getürmt war, kam ihr wohl keiner hinterher. Doch es störte sie nicht weiter, stattdessen betrat sie ihren Schlafsaal und kramte in ihrem Koffer nach ihrem Make-up. Zugegeben sie hatte nicht wirklich viel und ursprünglich war es im Besitz ihrer Mutter gewesen, bis Pansy es entwendet hatte. Dann setzte sie sich vor den großen Spiegel, der im Zimmer auf gehangen war. Eigentlich wusste sie nicht wirklich, was sie tat, doch sie hatte schon einige Male mit Daphne und den anderen Mädchen geübt. Damals hatte sie es noch für den Ball getan, doch das war schon so unglaublich lang her. Sattes Rot zierte nun ihre Lippen. Wenn er sie so nicht küssten wollte, wusste sie auch nicht mehr weiter. Der Lidstrich, den sie zog, diente nur zur Vervollständigung des Looks. Mit einem Ächzten erhob sie sich und schaute sich ein letztes Mal prüfend an. Doch, doch, ja, es war ihr ganz gut gelungen. Sie war bereit sich Dean entgegenzustellen. Dies klang auf eine subtile Art vernichtend, aber es entsprach so ziemlich dem, was sie sich von dem Abend erhoffte. Eine wilde Knutscherei bei der sie die Kontrolle behielt und ging, wenn sie die Lust an ihm verloren hatte. Wie oft konnte sie ihn noch stehen lassen, bis er ihr den Hals umdrehte? Sie sollte besser keine Wetten darauf abschließen.
„Wie siehst du denn aus?", kam es erschrocken von Tracey. Ein breites Grinsen zog sich auf Pansys Gesicht, während sie erklärte: „Ach, ich verbringe den Abend mit Draco. Ich muss nur vorher nochmal in die Bibliothek." Selbstsicher steckte sie sich eine Strähne hinters Ohr und verschränkte dann die Arme vor der Brust. Nun würde sie genau wie Tracey die Blicke der Mitschüler auf sich ziehen. „Das sieht richtig gut aus.", sagte Tracey und machte Anstalten Pansy zu umarmen: „Ich hoffe diesmal läuft es mit Draco besser als letztes Jahr." In ihr sprudelte eine bereits versiegte geglaubte Quelle des Glücks auf und ihr Lächeln reichte nun von einer Wange bis zur anderen. Wenn Tracey nur wüsste mit wem sie sich heute wirklich traf, würde sie ihr das nicht wünschen. Es gab Pansy eine gewisse Genugtuung. Natürlich mochte sie ihre Freunde sehr gern, doch die hatten ihr schon oft den ein oder anderen schlechten Rat gegeben und Pansy gefiel der Gedanke, etwas Verbotenes zu tun. Keiner, den sie kannte, würde das für eine gute Idee halten, aber gerade das machte es so lustig. Vielleicht zum ersten Mal in ihrem Leben ließ sie niemanden über sich bestimmen. Sie musste nicht extra erwähnen, dass es sich berauschend anfühlte. Ihr Herz schlug jetzt schon mit doppelter Geschwindigkeit. Nachher, wenn die ganze Sache Schnee von gestern war, würde sie es ihren Freundinnen sicher beichten. Die würden es dann schon verstehen, doch gerade war es nur ihr Geheimnis. Sie löste sich auf der Umarmung mit Tracey und schenkte ihr noch einen letzten wohlwollenden Blick, ehe sie das Zimmer verließ. Während sie so durch den Gemeinschaftsraum stolzierte und die Nase in die Luft reckte, entging ihr natürlich nicht, dass viele Augen auf sie gerichtet waren. Es war eigentlich eher selten, dass Pansy sich besonders hübsch machte. Mit einer eleganten Handbewegung winkte sie Draco zu, nur um Sekunden später durch die Tür in den Korridor zu verschwinden.
Ihre Schritte hallten durch den Gang bis zu jenem Moment an dem sie abrupt stehen blieb. Es war der Eingang zum Kerker und der verabredete Treffpunkt. Doch er war nicht in Sicht und sie war ganz allein. Vielleicht hatte er es ja vergessen. Oder er wollte sie gar nicht wiedersehen? Diese und andere beunruhigende Gedanken streiften ihren Verstand, während sie an die Wand gelehnt wartete. Dabei hatte sie sich extra in die Ecke gepresst, sodass sie vom Gang aus kaum zu sehen war. Wenn jemand sie hier warten sah, würde sie aussehen wie die letzte Idiotin. Sie selbst fühlte sich schon so. Warum stand sie überhaupt noch hier? Es war offensichtlich, dass er nicht mehr auftauchen würde. Auch wenn sie sich noch an die mageren Reste Hoffnung klammern wollte. Vielleicht hatte sie ihn einmal zu oft paralysiert zurückgelassen und er wollte es ihr nun heimzahlen. Panik machte sich in ihr breit und sie presste ihre Lippen zusammen, um sich vom Weinen abzuhalten. Bisher hatte sie auch noch wenig Grund dafür. Es war nur so, dass die Zeit auf einmal sehr langsam voranzuschreiten schien. Der ganze Tag war nur so verflogen, aber jetzt fühlte sich jede Minute wie eine halbe Ewigkeit an. Es war nicht schön, zu hoffen, dass er noch kommen würde. Am besten mit einer guten Entschuldigung. Noch länger konnte sie nicht in die Richtung starren, aus der er wohl kommen würde. Ihr Blick ging gen Boden und auf einmal waren ihre Schuhe furchtbar interessant.
Als die Glocke zur vollen Stunde läutete, wusste Pansy, dass sie wohl doch schon umkehren konnte. Anscheinend waren seine Worte bedeutungslos gewesen. Entweder das oder er hatte sie ganz schön aufs Kreuz gelegt. Sicher sah er von sicherer Entfernung zu und wartete nur darauf, dass ihr die Tränen kamen. Warum war sie auch noch so blöd gewesen und hatte sich auf einen Gryffindor, den sie gar nicht kannte, so verlassen? Ihr hätte es früher klar sein sollen, dass ihm nicht zu trauen war. Sie umfasste den Stoff ihres kleinen Täschchens immer fester und schnaubte. Dann hatte sie sich diese Chemie zwischen den beiden nur eingebildet. Schön, auch gut, sie hatte immer noch Draco und zu dem konnte sie immer noch gehen ohne dabei auf diese Weise gedemütigt zu werden. Ihr Gesicht brannte und sie spürte wie sich ihre Augen mit der traurigsten aller Körperflüssigkeiten füllten. Man war sie dämlich gewesen. Ein richtiger Trottel. Eigentlich hatte sie das hier verdient, wenn sie so recht überlegte. Sicher hatte sie schon eine ganze Menge schlechtes Karma kassiert und nun bekam sie die Rechnung dafür. Angestrengt schnappte sie nach Luft als sie Schritte in dem Gang hörte. Nun war definitiv nicht der richtige Zeitpunkt oder der Ort für das Vergießen weiterer Tränen. „Gut, du bist noch hier.", rief eine atemlose Stimme und Pansy Kopf schnellte nach oben. Er war doch noch gekommen. Vorsichtig trocknete sie mit ihrem Zeigefinger die Nässe unter ihren Augen. „Ich hab vor der Bibliothek gewartet, aber du bist nicht gekommen, da ist mir eingefallen, dass wir uns hier treffen wollten.", erklärte Dean immer noch prustend als er vor ihr zum Stehen kam.


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Antworten Zuletzt bearbeitet am 07.03.2020 14:35.

BrynTheBeatnik

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Re: falling for a lie [Harry Potter FF]

von BrynTheBeatnik am 06.03.2020 13:28

Kapitel 5
Don't kiss, but tell
Natürlich wusste Pansy, dass sie spät dran war. Das Abendessen hatte unerwartet länger gedauert, da Draco noch mit ihr diskutieren wollte, was sich jetzt in der Schule verändern würde, nun da Umbridge ihren Beschluss durchgebracht hatte. Eigentlich waren sie ja der gleichen Meinung gewesen, aber er hatte es sich nicht nehmen lassen das Ganze dreimal durchzukauen. Nun hastete sie die Stufen hoch und hoffte, dass dieser elende Gryffindor sie nicht direkt bei der Lehrerin verpetzt hatte. Dabei wurde sie immer schneller, da die Panik in ihr rasant anstieg. Wenn es wirklich schlecht lief, wurden ihr noch mehr Punkte abgezogen oder sie musste sogar noch eine Strafarbeit machen. Das würde ihm so gefallen, dachte sie sich und beschleunigte noch einmal auf den letzten Stufen. Dies führte dazu, dass sie die Stelle übersehen hatte, die nur vorgab fest zu sein und auf einmal steckte sie mit einem Bein in der Treppe. Mit ihrer Hand klammerte sie sich an das Geländer, während sie verzweifelt umherschaute. Zum Glück hatte niemand ihr Malheure gesehen. Es benötigte all ihre Kraft, damit sie sich wieder befreien konnte. Sichtlich angesäuert betrat sie den Korridor und tastete nach Schenkel. Bei ihrem Sturz hatte sie sich ein wenig aufgeschürft. Das würde noch einen fetten blauen Fleck geben. „Du siehst ja gut aus.", begrüßte sie der Gryffindor: „Welcher Beauty-Behandlung verdanken wir den diese Frisur?" Der sarkastische Unterton von ihm war ihr nicht entgangen und ihre Hand schnellte zu ihren Haaren, um dies zu glätten. „Nur wenn du mir im Gegenzug verrätst, wie du es hinbekommst, so unerträglich nervig zu sein.", konterte sie und klopfte schon einmal an der Tür an. Dean grinste sie an: „Gottgegebenes Talent." Kaum hörten sie, dass man sie hereinbat, öffnete Pansy auch schon die Tür. „Ihre Utensilien liegen wieder auf der Anrichte.", murrte McGonagall ohne auch nur von ihren Unterlagen aufzuschauen: „Bitte werden Sie diesmal vor der Sperrstunde mit Ihrer Aufgabe fertig." Anscheinend war sie schwer damit beschäftigt Aufsätze zu korrigieren, also nahmen sie sich stumm ihre Wedel und verließen das Zimmer wieder. Die Tür fiel mit einem Klacken ins Schloss und beide tauschten einen undefinierbaren Blick aus. Normalerweise wäre die Lehrerin nicht so abweisend gewesen. Etwas muss sie gerade wirklich stören. Doch Pansy beschloss nicht weiter darüber nachzudenken und stattdessen lieber an die Arbeit zu gehen. Der Weg zum fünften Stock war von einer einnehmenden Stille geprägt. Immer wieder linste sie zu Dean herüber, der dank seiner langen Beine ein ganzes Stück schneller als sie war. Er war wirklich groß, aber recht hager. Was ihr ganz gut gefiel, wenn sie ehrlich war. Sie hatte nie wirklich etwas für Muskelprotze wie Flint oder Goyle übrig gehabt. Seine Haare waren zu einem Flat Top geschnitten und das sah nur so gut aus, weil es hervorragend zu seinem Teint passte. Es war ein satter Schokoladenton, was sie ein wenig an Blaise erinnerte. Doch der war eh eine Nummer für sich. Ihre Augen folgten ihm weiter sämtliche Gänge entlang. Ausnahmsweise trugen die beiden sogar keine Schuluniform. So gesehen war dies ja gerade ihre Freizeit. Wenn sie es nicht besser wusste, würde sie sagen, die beiden waren auf dem Weg zu einem Date. Doch dann würde er ihre Hand halten. Sie war froh, dass er es nicht tat. Sonst käme einer der beiden noch auf falsche Gedanken. Damit sich keines ihrer Gliedmaßen verselbstständigte, klammerte sie sich an den Saum ihres Rocks. Beide standen nun wieder vor einer Tür, doch da auf der anderen Seite niemand auf sie warten würde, betraten sie ohne weitere Umschweife den Korridor. Dieser war noch staubiger und verlassener als der letzte. Bisher war Pansy noch nie hier gewesen, nicht mal am Anfang als sie sich ständig verlaufen hatte. Damals hatte Draco sich ihrer angenommen, sodass sie ihm nur noch hinterher laufen musste. Ein Muster, das sich bis zum letzten Jahr stark gehalten hatte. Doch sie wollte nicht an das Ereignis denken, dass die geändert hatte. Wenn sie zum zweiten Mal in der Gesellschaft von Dean Thomas weinen würde, warf das ein schlechtes Licht auf sie. Verlegen kratzte sie sich am Ohr, und beschloss dann: „Lass uns anfangen." Er nickte nur und ging ans andere Ende des Korridors. Diesmal ging die Arbeit wesentlich schneller voran als beim letzten Mal. Bisher gab es ja auch nichts, dass sie davon abhielt, doch schweigend war es noch einschläfernder als zuvor. „Ich hab das Buch vergessen.", sagte sie schließlich und wollte damit zumindest das Eis brechen. „Du solltest es zumindest zurück in die Bibliothek bringen.", antwortete Dean monoton. Anscheinend hatte das schon mal nicht geklappt. Vielleicht war er ihr wirklich böse, seit dem Gespräch auf der Treppe. Eigentlich hatte sie gehofft, er würde verstehen, dass sie gerne so mit anderen feixte. „Wenn du mitkommst, überleg ich es mir.", murmelte sie gerade laut genug, damit er es hören konnte. Sein Lachen hallte durch den Raum. Er lehnte sich gegen eine freie Stelle an der Wand und fragte: „Habe ich mich gerade verhört? Willst du wirklich meine Gesellschaft?" Nein, er hatte alles richtig verstanden und ja, es war möglich, dass sie Zeit mit ihm verbringen wollte. Aber es gab keine Realität in der sie das aussprechen würde. Sie stand immer noch vor der anderen Wand und staubte das Bild von Olgar der Fliegenfängerin ab. Kein beliebtes Bild. Auf ihren Wangen zeichnete sich eine sanfte Röte ab. Konnte er nicht einfach ja sagen? „Was ist aus ‚du bist mir nicht gewachsen' geworden?", hakte er weiter nach und trat einige Schritte auf sie zu. Sie wich ihm rückwärts aus. Ihre Augen suchten nach Fluchtmöglichkeiten, doch Fehlanzeige. Alle Türen waren hinter ihm und sie war sicher, dass er sie in diesem engen Korridor mit Leichtigkeit schnappen konnte. „Nichts.", piepste sie: „Ich dachte nur du willst sicher gehen, dass ich es wirklich mache." Wieder nickte er übertrieben und starrte sie dabei an, als würden sich ihm gerade all ihre Geheimnisse offenbaren. Er räusperte sich und raunte: „Sicher denkst du das." Sein Auftreten verunsicherte sie, doch sie wusste nicht woran es lag. Waren es seine braunen Augen, die sie unablässig durchlöcherten? War es seine wunderbar rauchige Stimme oder doch seine vollen Lippen, die sie auf einmal schmecken wollte? Vielleicht war es alles davon. Ihr Kopf war wie vernebelt und plötzlich breitete sich zwischen ihren Schenkeln eine sonderbare Hitze aus. Sie wusste nicht woher dieses Gefühl kam, aber beschloss es nicht zu hinterfragen, da es sich neu und erstaunlich gut anfühlte. „Liegt es nicht viel eher daran, dass du Zeit mit mir verbringen willst?", neckte er sie und nahm ihre Hand. Ihr Geist hatte nun ihren Körper verlassen und ein schwaches, gieriges Wesen der Unvernunft zurückgelassen. Laut pochte ihr Herz und sie hatte Angst, es würde ihr gleich aus der Brust springen. Was geschah gerade mit ihr? Ihr fehlten die Worte, um die Gefühle und Gedanken zu beschreiben, die in ihr gerade mehrere Flugrollen auf dem Besen absolvierten. „Ja.", stimmte sie ihm zu, dabei war ihre Stimme so kläglich wie sonst nie. Gerade war sie höchstens ein Schatten ihres Selbst und nicht die großartige Pansy, die sie sonst war. Die sich so etwas nicht gefallen lassen hätte und wäre jetzt in den Berserker Modus gewechselt. „Dann ist ja alles klar.", sagte er und ließ ihre Hand wieder sinken, um nach getaner Arbeit in seine Hände zu klatschen: „Du stehst auf mich." Schlagartig riss sie die Augen weit auf. Der Zauber von eben war nun verflogen. Dieser Gryffindor hatte wirklich Nerven. Sie war sich fast sicher, dass er sie gerade mit irgendeinem komischen Fluch manipuliert hatte. „Nein.", revidierte sie: „Nein, sicher nicht." Zähneknirschend tippte sie mit aller Wucht auf seine Brust und sprach dabei in einem Befehlston: „Du bist ein elender Lügner und hast mich irgendwie verhext." „Wie denn? Mein Zauberstab ist immer noch in meiner Hosentasche.", erwiderte er und grinste noch breiter. Zornig riss sie die Arme in die Luft und schrie: „Ich weiß es nicht." Danach folgten noch einige verärgerte Laute, während sie auf und ab tigerte. Er konnte sich das nicht länger ansehen. Sie war wirklich zu lustig. „Es ist doch okay.", meinte er: „Dann stehst du halt auf mich. Bei meinem unvergleichlichen Charme ist das kein Wunder, Schätzchen." Schlagartig blieb sie stehen und warf ihm den niederträchtigsten Blick aller Zeiten zu, zwischen ihren zusammengepressten Zähnen presste sie ein: „Wie hast du mich gerade genannt?" hervor. „Schätzchen.", wiederholte er, nicht im Geringsten beeindruckt. Er konnte inzwischen abschätzen, dass sie mehr der Bellen als Beißen Typ war. Auch wenn sie gefährlich wirkte, konnte sie ihm wohl kaum etwas antun. Sie baute sich vor ihm auf, die Hände in die Hüfte gestemmt und erklärte mit schon fast beängstigend ruhiger Stimme: „Ich bring dich um. Es ist beschlossen. Ich. Bring. Dich. Um. Das ist mein Ernst." Dass Dean diese Drohung nicht einschüchterte, war klar gewesen. Schließlich war sie ein gutes Stück kleiner als er und trug eine rosa Rüschenbluse. Er brach in schallendes Gelächter aus. Am liebsten hätte sie sich gerade auf ihn gestürzt, aber er würde das nur so drehen, dass sie ihm liebevoll um den Hals fiel. „Dir kann man auch nicht mehr helfen.", zischte sie und wendete sich stürmisch ab, um weiter das Bild vor ihn zu entstauben. Dabei drückte sie den Wedel so fest, dass ihre Knöchel weiß wurden. Die schlechte Nummer, eine billige Ablenkung, sah sich Dean eine ganze Weile an, bis es ihm zu bunt wurde. Er wollte doch offensichtlich das Gleiche wie sie. „Hey, sag mir einfach, wann und wo und ich begleite dich sehr gern zur Bibliothek.", schlug er als Friedensangebot vor. „Fick dich.", fluchte sie und drehte sich nicht noch einmal nach ihm um. Entwaffnet hob er die Hände und entschuldigte sich: „Es tut mir ja sehr leid, Prinzessin." „Ich reiß dir den Arsch auf.", knurrte sie, während sie sich nach wie vor weigert, ihn auch nur eins Blickes zu würdigen. Dean war überrascht, dass ihre Reaktion so feindselig war, nachdem sie ihn doch eingeladen hatte, sie zu begleiten. Gegen besseren Wissens beschloss er nachzuhaken: „Wo hast du denn das gelernt? Sicher nicht im ehrenwerten Hause Parkinson." Gerade hatte er ungewollt eine unsichtbare Linie überschritten, eine Sache über die Pansy nicht hinwegkommen konnte, außer sie machte sich jetzt Luft. „Nimm nie wieder den Namen meiner Familie in den Mund, Schlammblut.", zischte sie wutentbrannt und Dean wusste, dass jetzt der Zeitpunkt gekommen war, an dem es gerechtfertigt war, vor ihr Angst zu haben. Es war weniger die Beleidigung, die sie ihm schon einige Male entgegen gesetzt hatte, sondern eher der kalte Ausdruck auf ihrem Gesicht. „Wow.", murmelte er: „Ich hör ja schon auf. Sorry, dass ich einen Witz gemacht habe." Für ihn bedeutete Schlammblut nichts, es war eine hohle Phrase, die Leute benutzten, um ihr elitäres Denken zurechtfertigen, doch er war verblüfft, dass sie so gereizt auf die Erwähnung ihrer Familie reagierte. Auch er wendete sich jetzt wieder seiner Arbeit zu. Stumm fuhr er mit dem Wedel über die verstaubten Rahmen. Hin und wieder erwischte er sich dabei, wie er zu ihr herüber sah. Leider machte sie immer noch den Eindruck, ziemlich sauer zu sein. Plötzlich vernahm er ihr Schnauben, dann schüttelte sie sich als wäre ihr die Handlung zuwider und sagte plötzlich: „Also wenn du mich wirklich begleiten willst, dann kannst du morgen Abend vor dem Kerker warten. Ich hol dich dann ab." Dean war milde erleichtert, dass sich ihre Wut gelegt hatte, so sehr sogar, dass er bereit war zuzustimmen: „Ja, gern. Nach dem Abendessen?" „Warum nicht? Also ja, meine ich.", antwortete Pansy: „Und wenn du mir jetzt noch erklären würdest, warum du findest, dass dein Haus dieses Jahr irgendeine Chance auf den Hauspokal hat, wäre ich sicher sehr amüsiert davon." Wieder musste er lächeln, aber diesmal sanfter und weniger hämisch als zuvor. Nun konnte er wieder unbeschwert mit ihr reden, aber er fragte sich, warum sie nicht einmal den Streit auslassen konnten.
Trotz der hitzigen Diskussion, die Pansy angesteuert hatte, war es dennoch ein lustiger Abend gewesen. Produktiv waren sie auch, sodass sie noch vor der Sperrstunde die Wedel wieder bei McGonagall abgaben und endlich frei von ihrer Strafe waren. „Das war es dann also.", meinte Dean, während sie beide im unbeleuchteten Korridor vor dem Büro der Lehrerin standen. Sollten sie jetzt einfach in ihre Betten gehen, obwohl sie noch eine gute Ausrede hatten, warum sie miteinander Zeit verbrachten? Sollte es wirklich schon vorbei sein, bevor es richtig angefangen hatte? „Ja, wir müssen nichts mehr machen.", kam es leicht bedröppelt von Pansy. Noch vor einer Woche hätte sie nicht gedacht, dass sie eine Strafe vermissen würde. „Aber morgen steht?", fragte Dean zögerlich, auch er wusste nicht, wie er sich ihr Gegenüber verhalten sollte. Sie nickte und schaute dabei auf ihre Hände, die was auch immer taten, um nicht schlaff herunterzuhängen. Er wollte sich schon zum Gehen abwenden, da hörte er sie leise sagen: „Dann sehen wir uns wieder." Verwirrt drehte er sich um und schaute sie an. Ihre Worte klangen nicht niederträchtig, sondern vorfreudig. War das wieder ein Scherz? Wollte sie ihn nur wieder eine Falle locken, damit sie nachher sauer sein konnte und er ein schlechtes Gewissen bekam? So wie ihr Gesicht gerade aussah, zerbrechlich wie Porzellan, kannte er sie gar nicht. Es war anders als die trotzigen Tränen, die letzten Freitag über ihre Wangen gekullert waren. Vielleicht weil sie gerade so verletzlich aussah, verspürte er den starken Drang sie in den Arm zu nehmen, doch da sie bisher eher schlecht darauf reagiert hatte, wagte er es nicht sie anzufassen. Seine Brust schnürte sich ab und er wusste nicht, was er tun konnte, damit sie wieder lachte. „Wenn du das Buch wieder vergessen solltest, müssen wir uns danach nochmal treffen.", versicherte er ihr und verhinderte mit aller Macht, seine Hand an ihre Wange zu legen. Pansy, die immer noch bleich und verdächtig leise war, beschloss ihr Schweigen zu brechen, um eine schwierige Frage zu stellen: „Würde dich das stören?" „Nein.", meinte er schnell: „Ich..." Nun wusste er nicht weiter, er wollte sich nicht wiederholen und nochmal betonen, dass er sich über ihre Gesellschaft freute, nur um dann wieder einen Korb von ihr zu kriegen. Sein Satz war noch nicht beendet, er musste all seinen Mut zusammenfassen, um ihn zu vollenden: „Ich will dich wiedersehen." „Wieso?", kam es von ihr und ihre Stimme klang noch brüchiger als zuvor. War sie den Tränen nah? Bei dieser Dunkelheit konnte er das nicht richtig erkennen und dennoch wollte er sie aufheitern. Nur Gott wusste warum. Dean wusste es jedenfalls nicht. „Du bist lustig und es macht Spaß mit dir zu reden und", begann er ohne zu wissen wo seine Worte ihn hinführten: „Ich denke ich mag dich." War es schlau, dass vor ihr zuzugeben? Nein, definitiv nicht. Würde er es noch bereuen? Vielleicht. Bekam er noch eine Antwort von ihr? Leider nicht, da Pansy sich umdrehte und ging. „Dann ist ja alles gut.", säuselte sie: „Bis morgen und schlaf gut." Noch bevor Dean überhaupt reagieren konnte, knallte schon die Tür zum Korridor zu und er stand allein in der Dunkelheit. Abermals hatte sie ihn stehen lassen, nachdem er ihr näher kommen wollte. War er ein Masochist reinster Natur oder warum tat er sich diese Qual von einem Mädchen immer wieder an? Und warum war er erleichtert, nun da sie plötzlich fröhlicher klang? Dieses Weib ging ihm nicht aus dem Kopf und er war sicher, dass sie auch noch seine Träume heimsuchen würde.


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BrynTheBeatnik

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Re: falling for a lie [Harry Potter FF]

von BrynTheBeatnik am 05.03.2020 13:11

Kapitel 4
far away from fair
Die vergangene Woche war sie seine Muse und seine Inspiration gewesen. Viele Seiten seines Notizbuches hatten Zeichnungen von ihr eingenommen. Der böse Blick, den sie ihm in der Bibliothek geschenkt hatte, hing ihm immer noch im Kopf, doch viel dominanter war das süße Gesicht als er ihr so nah gekommen war, wie zuvor nicht. Er hatte einen Einblick in eine ganz neue Pansy erhalten. Die harte Schale war für einen Moment gebrochen und aus ihr quoll klebrige Unschuld. Dieses Bild hatte sich in ihm manifestiert und wenn er die Augen zuschlug dann sah er sie. Leider konnte er nicht abstreiten, dass er mehr davon wollte. Diese Faszination war für ihn völlig neu. Noch nie hatte er an einer Person ein so intensives Interesse gehegt und vor allem noch nie so schnell. Immer wieder warf er verstohlene Blicke zu ihr herüber. Manchmal schaute sie zurück. Ihre Augen verhießen nichts Gutes, als würde sie nur seinen Untergang planen. Erstmal war er versucht, direkt auf die Gefahr hin zu rennen anstatt von ihr weg. Sie war in seinen Träumen und in seinem Verstand, dabei dachte er nicht unbedingt nett von ihr. Bisher hatte er mehr von ihrer gehässigen Seite gesehen als ihm lieb war. Er begriff auch nicht, warum sie ihn in diesem Gang abgewiesen hatte, obwohl sie offensichtlich wollte, dass er ihr folgte. Machte sie sich einen Spaß auf dieser Sache? Wollte sie ihn nur demütigen? Die einzige Tatsache, die er mit Gewissheit bestimmen konnte, war, dass er zu oft über sie nachdachte. Schwungvoll schloss er sein Notizbuch als Seamus ihn am Ende der Stunde an der Schulter berührte. Dabei war er leicht zusammengezuckt, das konnte er nicht leugnen. Bisher hielt er seine neue Obsession mit einer Slytherin geheim. Es war einfach besser so. Schließlich war er nun Teil der Verteidigungsgruppe. Seine Unterschrift hatte dies besiegelt. Wenn andere davon wussten, würden sie ihn vielleicht für einen Verräter halten. Auch sein bester Freund war misstrauisch gegenüber den Slytherins, deshalb schwieg er auch ihn an, wann immer es nötig war. „Du warst ja ziemlich beschäftigt. Darf ich auch wissen womit?", lachte Seamus und packte seine Schulsachen zurück in seine Tasche. Dean wurde nervös. Seine Hand glitt automatisch an seinen Hinterkopf um sich dort zu kratzen. Er mied den Blick des anderen und sagte: „Ach, das ist noch ganz stümperhaft. Ich experimentiere gerade mit ein paar neuen Ideen. Vielleicht zeige ich es dir, wenn es auch nach etwas aussieht." Als Antwort erhielt er nur ein Nicken, doch das war ihm mehr als recht. Je weniger Seamus fragte, desto weniger musste Dean lügen. Die Freistunde hatten sie diesmal nicht im Hof verbracht, zumal Dean ja sein Frisbee verloren hatte und zum anderen hatte er gehofft, sie noch einmal in der Bibliothek anzutreffen. Doch sie hielt sich von ihm fern. Noch vor zwei Tagen wollte sie ihn unbedingt in eine Falle locken und er war noch darauf hereingefallen und jetzt mied sie seinen Blick. Sie lachte viel mit ihren Freunden, als wollte sie ihm zeigen, wie viel Spaß sie in Gesellschaft anderer Slytherins hatte. War er ihr vielleicht zu leichtsinnig gefolgt? Hatte sie das Interesse an ihm verloren? Eigentlich sollte er froh darum sein, sie ab dem heutigen Abend nicht mehr wiedersehen zu müssen, aber so lange ihre unergründlichen Augen in seinem Verstand rumspukten fiel es ihm schwer, sie zu verdrängen. Seamus und Dean hatten alles weggepackt und waren nun auf den Weg in den Gemeinschaftsraum. Als sie endlich im siebten Stock angelangt waren und vor der fetten Dame standen, war dort jemand mit dem er nicht gerechnet hatte. Pansy stand an die Mauer gelehnt da und hatte eine Rolle Pergament in ihrer Hand. Die Arme hatte sie wie so oft auf der Brust verschränkt und sie verdrehte die Augen als er vor ihr zum Stehen kam. Nun musste er nur noch Seamus loswerden. „Du kannst schon mal vorgehen. Nimmst du gerade meine Tasche mit?", meinte er und drückte Seamus seine Sachen förmlich in die Hand. Schulterzuckend ließ er die beiden im Korridor zurück und verschwand im Portraitloch. Seine Neugier stieg ins unermessliche und da sie noch nichts gesagt hatte, beschloss er einfach zu fragen: „Was machst du hier?" „Von McGonagall.", flüsterte sie und zeigte auf einmal wieder ein Lächeln. Ihre Augen funkelten böse als sie ihm die Nachricht in die Hand legte. Ihre Finger fuhren noch einige Sekunden über sein Handgelenk. Länger als es angebracht gewesen wäre. Skeptisch öffnete er die Rolle, wobei das Wachssiegel ein Knacksen von sich gab, als es brach. Nur flüchtig überflog er den Text. Sie war anscheinend heute bereits beschäftigt, sodass das Nachsitzen auf morgen verschoben wurde. „Das war auch schon alles.", erklärte Pansy und war drauf und dran zu gehen. Dean wollte sie aufhalten. Nur einen Moment länger sollte sie bei ihm bleiben. Seine Hand reagierte schneller als er darüber nachdenken konnte und packte sie am Unterarm. „Warte.", stammelte er, unschlüssig darüber, was er jetzt tun sollte. „Was?", zischte sie und ihr Gesicht hatte sich zu einer Fratze zusammengezogen: „Die Muggel, die dich großgezogen haben, hatten wirklich keine Manieren. Oder warum wirst du immer so schnell handgreiflich?" Als wäre sie ein Feuer, zu heiß um es anzufassen, ließ er von ihr ab. Auf seiner Haut spürte er einen Wimpernschlag lang, wo sie sich berührt hatten. „Und du hältst dich wohl für was Besseres.", erwiderte er: „Aber ich kann dir versichern, dass du wirklich nichts Besonderes bist. Ich hätte dich glatt übersehen, so farblos wie du bist." Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen und sie biss sich auf die Lippe. Trotzig ging sie einen Schritt zurück. Sie war nun fast am Treppenabsatz, doch Dean war es egal, wenn sie fiel. „Du hast noch mein Buch.", fügte er hinzu und ließ sie nicht aus den Augen. Er sah, dass sie nicht damit gerechnet hatte, dass er sie danach fragte. Sie brauchte zu lange für eine Antwort, was hieß, dass er sie aus dem Konzept gebracht hatte. „Es ist nicht deins.", kam es schließlich von ihr: „Ich habe es zu Mrs Pince zurückgebracht. Sie war froh, dass ich erklärte habe, wie das Buch abhandengekommen ist." Ihre Züge waren wieder komplett glatt, gar ausdruckslos. Dean wusste nun nicht mehr, wie er sie deuten sollte oder was er sagen sollte. Wenn er das nächste Mal in die Bibliothek gehen würde, würde Mrs Pince ihm dann eine Strafe aufdrücken? Er wollte nicht glauben, dass sie es nicht mehr hatte. Das wäre das Ende von ihrem Spiel. Oder bildete er sich auch nur ein, dass da etwas Unausgesprochenes zwischen ihnen war? Seiner bescheidenen Meinung nach, versuchten beide Parteien, den anderen verrückt zu machen und sie war ein wirklich guter Gegner. Ihm gefiel nicht, wie abfällig sie ihn anschaute oder das sie ihn immer wieder kalt erwischte. Er wollte mehr von der netten Pansy, die er beim Nachsitzen erlebt hatte, doch war das alles nur eine Lüge gewesen. Mehr und mehr gelangte er zur Erkenntnis, dass Pansy genau der Mensch war, für den sie alle hielten. Gemein, gehässig und schikanös. Sie wollte Macht über Andere haben und Dean musste ebenfalls gestehen, dass sie bei ihm sogar Erfolg hatte. Hätte er sonst das Buch nach ihr geworfen, nachdem sie seine Hilfe abgelehnt hatte? „Ich werde gleich nachschauen.", sagte er schließlich: „Du kannst ja mitkommen. Von hier ist es gar nicht so weit zu Bibliothek." Ein breites Grinsen zog sich auf ihr Gesicht und betonte: „Oh, das kannst du gerne machen, aber zieh mich da nicht mit rein." „Gut.", setzte er nach und ging an ihr vorbei. Er nahm immer drei Stufen auf einmal und schaute nicht zurück. Sie würde ihm folgen. Sein Instinkt sagte ihm das. Kaum war er die zweite Treppe hinabgestiegen, hörte er sie hinter ihm rufen: „Bleib stehen." Auf der Stelle drehte er sich um und lächelte sie triumphierend an: „Ja? Warum denn?" „Stell dich nicht so blöd an.", meinte sie patzig als sie näher kam: „Das Buch ist nicht bei Mrs Pince. Ich hab es behalten." „Was? Wirklich?", kam es von ihm in einem dramatisch überzogenen Ton: „Damit hätte ich ja niemals gerechnet." Um sie noch weiter ins Lächerliche zu ziehen, machte er noch einige Grimassen, die betonen sollten, wie unerwartet ihr Geständnis war. „Lass das.", fauchte sie und schubste ihn leicht an der Schulter. „Ach, wieso?", keifte er: „Ich hab meinen Spaß und wenn wir schon dabei sind, kannst du mir auch gleich sagen, warum du es immer noch hast. Und ich habe damit lernen wollen, zählt leider nicht. Ich habe dir nämlich irgendein Buch gegeben." Pansy schluckte und tippte mit dem Fuß wütend auf den Boden. Ihr wollten keine Wörter der Erklärung über die Lippen kommen, stattdessen zog sich ihr Mund zu einer Schnute zusammen. Schnippisch wie immer warf sie ihr Haar nach hinten und spuckte ihm förmlich die Wahrheit vor die Füße: „Ich wollte es dir beim Nachsitzen wieder geben. Also eigentlich heute, aber jetzt musst du noch warten." „Aha.", jubelte er und zeigte auf sie, als hätte er gerade ein großes Geheimnis enttarnt: „Ich wusste es. Ich gehe dir unter die Haut." „Warum hast du es denn nach mir geworfen?", erwiderte sie. Wie ein listiger Fuchs hatte sie die Chance auf eine Revanche gewittert. „Weil du einfach unerträglich warst.", gab er zurück: „Ich wollte bloß nett sein und" „Nein", fiel sie ihm ins Wort: „Du hast eben noch gesagt, du hast mir irgendein Buch gegeben und ich habe das bemerkt. Warum bist du mir denn in den Gang gefolgt, wenn nicht um mich zu nerven?" Man musste sich eingestehen, dass Pansy gut darin war, jemanden zu verhören. Sie stellte die richtigen Fragen und er hatte keine guten Antworten. Sein Blick glitt an die Decke, doch auch die vielen sprechenden Bilder konnten ihm nicht helfen. Mit den Händen in den Hosentaschen sagte er betont lässig: „Na, und wenn es so wäre? Was würde das beweisen?" Nun war es an ihr siegessicher und freudestrahlend aufzutreten. „Naja, ich würde daraus schließen, dass du dir einen Narren an mir gefressen hast.", hauchte sie in sein Ohr. Dazu musste sie auf ihre Zehnspitzen gehen, aber sie wollte sehen, wie sich ihm alle Nackenhaare aufstellten, wenn sie so mit ihm sprach. Sie entfernte sich jedoch so schnell wie sie gekommen war, da sie besorgt war, dass gleich ein anderer Mitschüler vorbeikam. Da die Stunde noch nicht zu Ende war, waren die Gänge sehr leer und das war auch ihr Glück gewesen. Sonst hätte sie nicht so ausgelassen mit ihm quatschen können, aber etwas in ihrem Inneren war höchst zufrieden, darüber so lange in seiner Nähe sein zu können. Stumm standen die beiden dar und keiner war in der Lage, etwas zu sagen. Pansy wollte noch ihren Sieg auskosten, sich seinen verwirrten Gesichtsausdruck genau einprägen und Dean fiel keine Ausrede für sein Verhalten ein. „Ich denke.", begann er: „Wir sind quitt, oder?" „Noch lange nicht.", kicherte Pansy: „Du wirst es noch bereuen, dass du dich mit mir angelegt hast." Ihre Worte ließen ihn erschaudern. Sie klang wie ein Serienmörder aus einem Horrorfilm. Wollte er sich das wirklich weiter antun? „Ich muss los, die Stunde ist gleich vorbei.", gab er beiläufig von sich und wollte gerade wieder die Treppe hoch gehen, da rief sie ihm nach: „Oh ja, zieh besser ab. Du bist mir nichts gewachsen."
Die Worte hallten ihm noch nach als er schon längst im Gemeinschaftsraum war. Er stand immer noch ein bisschen neben sich. Natürlich hatte er selbst schon bemerkt, dass er viel zu viel Zeit darauf verschwendet hatte, über sie nachzudenken, aber wie hatte sie es bemerkt. Seamus begrüßte ihn direkt am Eingang: „Wir können eigentlich schon direkt zu Muggelkunde gehen oder?" Dean nickte stumm. Seine Zunge war auch ohne Fluch an seinen Gaumen geklebt. „Was wollte die denn von dir?", hakte Seamus nach. „Ach, sie hat mir nur eine Nachricht von Professor McGonagall gebracht.", erklärte Dean und schnappte sich seine Tasche. Sein bester Freund beäugte ihn skeptisch und erwiderte dann: „Das hätte aber nicht so lange gedauert." Tja, das entsprach der Wahrheit, aber die wollte Dean nicht eins zu eins an ihn weiter geben. „Sie hat mich nur Piesacken wollen. Anscheinend ist sie immer noch sauer, weil ich sie geschubst hatte.", kam es von Dean, als er wieder durchs Portraitloch stieg. „Du hast sie doch nicht gewinnen lassen?", tönte es hinter ihm. Er schnaubte und erklärte dann: „Was wäre so schlimm daran, wenn doch?" Seamus Stimme war plötzlich sehr laut und er klang als wäre es dumm, dass Dean überhaupt gefragt hatte. „Na, sie ist ein Slytherin und wird vor nichts zurückschrecken, um dein Leben zur Hölle zu machen. Wenn du dich nicht wehrst, geht das nur so weiter.", erläuterte Seamus als wäre es selbst verständlich, doch der Gedanke war Dean auch schon gekommen. Jetzt wollte er allerdings nicht mehr darüber reden. Konnte es denn noch viel schlimmer werden? Dean versuchte nicht mehr darüber nachzudenken und reihte sich mit Seamus zu den anderen Mitschülern ein, die vor dem Klassenzimmer warteten.


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BrynTheBeatnik

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Re: falling for a lie [Harry Potter FF]

von BrynTheBeatnik am 03.03.2020 14:26

Kapitel 3
More than the eyes meet
Unterwartet fand sich Pansy in der Bibliothek wieder. Eigentlich, wenn sie darüber nachdachte, wusste sie, was sie an diesem regnerischen Mittwoch dazu überredet hatte, nicht unten im Gemeinschaftsraum zu lernen. Es lag weder an Draco noch an Daphne, sondern an Dean und sie hatte sich leider immer wieder dabei ertappt, wie sie an das Nachsitzen zurückdachte. Oder wie sie die Blicke zählte, die er ihr seitdem zugeworfen hatte. Ganze fünf Mal war sie sich sicher gewesen, dass er zu ihr herübergeschaut hatte. Natürlich war es nicht so obsessiv wie es gerade klang. Sie kannten sich ja nicht wirklich. Vielleicht war es das, was Pansy so neugierig machte. Noch konnte sie sich keinen Reim darauf machen, warum sie sich so gut verstanden hatten. Im Normalfall wäre sie immer noch sauer, weil ihr Haus seinetwegen Punkte verloren hatte, aber dieser Vorfall war für sie schon sehr lange her. Das Treffen war ihr jedoch noch sehr präsent im Gedächtnis. Vielleicht hatte sie deshalb so plötzlich vorgeschlagen, dass sie heute in die Bibliothek gehen. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass ihr alle folgen würden. Ihre Bitte war eigentlich nur an Tracey gerichtet gewesen. Nun saßen Draco, Blaise, Crabbe und Goyle ebenfalls mit am Tisch. Mit aller Macht redete sie sich ein, dass es eine gute Idee gewesen war, hier her zu kommen. Wenn er sie sehen wollte, würde er sicher auch zuerst hier nach ihr gucken. Es fiel ihr schwer sich auf ihre Aufgaben zu konzentrieren, weil sie immer wieder nach ihm Ausschau hielt. Das müsste aufhören, mahnte sie sich streng und beugte sich über ihr Buch für Zaubertränke. Wenn sie an die lange Liste von Hausaufgaben dachte, die sie noch zu erledigen hatte, wurde ihr ganz bange. Obwohl sie schon ihr bestes gab, alles zeitig fertig zu stellen, schien sich immer mehr anzuhäufen. Nachdem sie besonders lange auf einen komplizierten Abschnitt des Textes gestarrt hatte, stieß sie ein Grummeln aus und fuhr sich durch die Haare. Es war zum verrückt werden. Sie konnte einfach nicht mehr denken, doch bis zum Mittagessen würde es noch eine halbe Stunde dauern. Kaum hatte sie es schon aufgegeben an diesem Tag noch etwas zu lernen, sah sie Dean, der mit anderen Schülern seines Hauses, an einem der Tische Platz nahm. Er war weit genug entfernt, jedoch hatte er sich mit einem schelmischen Grinsen ihr genau gegenüber gesetzt. Zwischen ihnen war kein anderer Schüler, der ihr Sicht versaut hätte. Selbstverständlich ging er nicht zu ihr herüber und sagte kurz hallo, auch wenn sie sich das wünschte. Nein, natürlich wollte sie nicht, dass er ihr zuwinkte oder ihr ein Lächeln schenkte. Das wäre doch lächerlich. Die beiden waren keine Freunde. Pansy hatte es ihm ausdrücklich gesagt. Nun biss sie sich auf die Lippe und überlegte, wie sie es anstellen konnte, dass sie miteinander reden konnten. Bis Freitag waren es noch zwei Tage. Sie konnte selbst nicht glauben, wie sie sich aufführte, wegen jemandem, den sie nur flüchtig kannte. Das war nicht sie. Eindeutig spielte sie gerade verrückt, aber das konnte sie sich dieses Jahr nicht erlauben. Wenn sie nicht mindestens fünf ZAG'S mitnachhause brachte, wären ihre Eltern schrecklich enttäuscht. Während sie sich einen schlauen Plan ausdachte, um sich selbst wieder zu motivieren, schaute sie angestrengt Draco an. „Brauchst du was, Pans?", fragte er plötzlich. Vollkommen in Gedanken versunken hatte sie gar nicht mitbekommen, dass er etwas gesagt hatte. „Was?", kam es von ihr und die Starre war gelöst. Ein kalter Schauer war ihr über den Rücken gelaufen und jetzt hatte sie Gänsehaut. Anscheinend sah man es ihr mehr an als sie dachte, da Blaise seine Sorge bekundete: „Geht es dir nicht gut?" „Hm, doch, ich bin nur müde.", antwortete sie und lachte zaghaft, aber leise. Wenn Miss Pince sie rauswarf, musste sie gar nicht mehr überlegen, wie sie heute noch lernen konnte. Ihr Blick richtete sich wieder auf das Buch. Sie würde einfach immer nur kleine Sätze lesen und wenn sie das geschafft hatte, würde sie sich belohnen, in dem sie kurz aufschaute. Dies bezog sich weniger auf die starken Nackenschmerzen, die sie schon seit Anfang des Schuljahres hatte, sondern eher auf den Gryffindor direkt vor ihrer Nase. Es klappte auch ganz gut. Jedes Mal, wenn er dann den Blick erwiderte, wendete sie sich wieder der Arbeit zu. Den Aufsatz für Zaubertränke hatte sie nun zu Ende geschrieben und sie hatte sich jetzt etwas Größeres verdient. Langsam und äußerst bedacht darauf, kein Geräusch zu erzeugen, erhob sie sich von ihrem Stuhl und erklärte den anderen im Flüsterton: „Ich hol mir gerade ein zusätzliches Buch für Kräuterkunde." Ein kollektives Nicken war die Antwort. Man konnte nicht mehr von ihnen erwarten. Alle waren gestresst und es verbreitete sich wie eine Epidemie. Mit zielgerichteten Schritten machte sie sich auf den Weg zu der Herbology-Abteilung. Dabei konnte sie es sich aber nicht verkneifen, noch einmal zu ihrer neuen Bekanntschaft zu spähen. Kaum war sie am Ziel angekommen, wusste sie nicht, was sie tun sollte. Die Lüge war schnell und einfach gewesen, aber was würde sie machen, wenn er nicht kurz vorbeikam. Ahnungslos stellte sie sich vor das hohe Regal und las die Buchtitel. Keines davon klang irgendwie interessant. Ihr Herz schlug so laut, sie wusste nicht, ob sie überhaupt noch etwas anderes hören konnte. Vielleicht lag es aber auch nur an der zwanghaften Stille in diesem Teil der Schule. Miss Pince war bei allen Schülern gleichermaßen verhasst. „Ich kann dir Kräuter und die magische Verwendung empfehlen.", flüsterte man ihr plötzlich zu. Natürlich wusste sie bereits, wer hinter ihr stand. Ihr kleines Spiel hatte also genau so funktioniert, wie es sollte. Ein Lächeln schlich sich auf ihre Lippen, aber es hielt nur so lange, bis sie sich umdrehte, um ihn anzusehen. „Ach ja, das kenn ich schon", zischte sie: „Damit kann ich nicht arbeiten." Einerseits wollte sie sich nicht die Blöße geben, und ihm offenbaren, wie froh sie war, dass er zu ihr gekommen war, andererseits... Warte, es gab keine andere Möglichkeit. Sie würde ihm jetzt nicht um den Hals fallen. Das war keineswegs angebracht. Gekonnt wie immer stemmte sie ihre Hand in ihre Hüfte und setzte einen blasierten Blick auf. Er sollte nicht auf die Idee kommen, dass sie Gefallen daran hatte, mit ihm zu reden. Schließlich hatte er sie geschubst. Dean war ein Rüpel und ihre Mutter hatte sie gelehrt, sich nicht mit solchen Leuten abzugeben. „Dann nimm das hier.", raunte er ihr zu als er ihr plötzlich nahe gekommen war, um ein Buch direkt neben ihrem andere Ohr herauszuziehen. Es war sehr klein und hatte einen schwarzen Ledereinband. Sie war überrascht, dass er sie überhaupt gehört hatte. Eigentlich sollten ihre Freunde als einzige ihre Lüge mitbekommen. „Ich... werde es mal versuchen.", meinte sie und drückte ihn von sich weg: „Schaden wird es mir ja nicht." „Ich freu mich schon auf Freitag.", hauchte er und grinste dabei über beide Wangen. Ihre Augen suchten sein Gesicht ab, als gäbe es ein Zeichen, dass ihn als Lügner enttarnen könnte. Doch sie fand selbstverständlich keins, stattdessen trat sie noch einen Schritt zurück. Wie er so dastand, so groß wie er war, es bereitete ihr Unbehagen. Verdammt sei sie, wenn er das hier gewann. Sie würde nicht klein bei geben und wenn er das dachte, konnte er gleich sein blaues Wunder erleben. „Du hast ja ganz schön merkwürdige Freizeitbeschäftigungen.", begann sie: „Meines Wissens nach werden wir bestraft. Ich freue mich darüber ganz und gar nicht, zumal das ja auch alles deine Schuld ist." Nun war sie es, die vergnügt auf ihn herabblickte. Ihm war sein Lachen vergangen und er starrte sie an als hätte sie ihm gerade erklärt, dass Trolle eigentlich tief missverstandene Wesen waren oder dass Dumbledore der größte Hochstapler des Jahrhunderts war. „Wenn du mich also entschuldigst, aber ich habe heute noch vor zu lernen, anstatt meine Mitschüler zu nerven.", setzte sie noch nach, bevor sie sich auf dem Absatz umdrehte und ging. Erst als sie schon wieder am Tisch war, fragte Tracey: „Wo ist denn dein Buch?" „Oh, die hatten nicht das richtige da.", log Pansy: „Es ist wohl gerade verliehen. Sicher hat es die blöde Granger, die lies ja alles solange es nur langweilig ist." Die Uhr verriet ihr, dass es sich nicht mehr lohnen würde, sich jetzt noch hinzusetzen. Stattdessen packte sie ihr Zeug in ihre Schultasche und erkundigte sich bei den anderen: „Gehen wir schon runter zum Mittagessen? Die Stunde endet eh gleich." Die Gruppe stimmte schweigend zu, indem sie ebenfalls alle schon zusammenpackten. Gemeinsam bahnten sie sich den Weg zwischen all den Tischen, Stühlen und Büchern. Dean saß immer noch nicht wieder an seinem Platz und daher linste Pansy in den Gang, in dem sie ihn hatte stehen lassen. Tatsächlich war er wie angewurzelt. Sogar das schwarze Buch war noch in seiner Hand. Einige Sekunden verstrichen, während sie wartete, dass ihre Freunde sie minimal überholten. Für einen Moment trafen sich die Blicke der beiden. Pansy lächelte schemenhaft und streckte ihm dann die Zunge heraus. Ihre Hand zog ihren Rock ein Stück hoch, nur um ihn dann wieder loszulassen. Am liebsten würde sie nachschauen, wie lange er regungslos im Gang verblieb, doch sie musste ihren Freunden hinterher eilen, um den Abstand wieder aufzuholen. Sie waren schon auf dem Korridor auf dem Weg zur großen Halle, da hörten sie ein Klatschen hinter sich. Pansy zuckte zusammen als sie sah, woher das Geräusch kam. Das kleine schwarze Buch lag auf dem Steinboden. Es hatte sie nicht annähernd getroffen, aber dennoch fiel es ihr direkt ins Auge. Vom Gryffindor allerdings fehlte jede Spur. Ihre Kameraden hatten sich schon umgedreht und wollten gerade weiter, da spurtete Pansy und holte sich den Beweis für ihren Sieg. Lächelnd drückte sie es sich an die
Brust und hoffte, dass er sich dafür schämte. Sie konnte es ihm ja noch am Freitag zurückgeben.


"Isn't this the obivious choice?"

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