Oblivion
[ Nach unten | Zum letzten Beitrag | Thema abonnieren | Neueste Beiträge zuerst ]
Oblivion
von LuciferDaemonium am 04.12.2023 23:26Hallo ihr Lieben.
Ich habe mich entschlossen, eine alte Geschichte wieder aus der Versenke zu holen, die ich damals sehr geliebt habe. Ich habe sie jetzt etwas aufgefrischt (Ich habe die Texte mit 19 geschrieben, so lange ist das schon her xD) und aufgrund eines Wunsches meiner lieben Freundin werde ich sie hier teilen.
Ich hoffe sie findet ein paar Fans und den ein oder anderen Kommentar.
Neue Kapitel werden immer folgen, sobald ich die aktuellen soweit überarbeitet habe und hier hochladen kann. Ich entschuldige im Vorfeld kleine Fehler, die ich eventuell übersehen habe beim Ausarbeiten.
Ansonsten wünsche ich viel Spaß beim Lesen~
Passende Genre: Fantasy| Angel&Demons| Romance| Medieval
~*~
Oblivion
Prolog
„Eine Unterredung?" Er schnaubte bloß verächtlich und schüttelte den Kopf. Ausgerechnet jetzt, wo doch endlich alles bereit war, wollte jener Mann den er am meisten verachtete mit ihm sprechen? Mit ihm, der doch dabei war sein herrliches Reich des stinkenden Himmels in Schutt und Asche zu legen? Unwirsch schritt er mit großen Schritten voran, dass es dem Boten schwer fiel, mit ihm mitzuhalten. Außer Atem hetzte er neben seinem Herrn her, der wie ein zum Leben erwachter Schatten durch die Gänge lief, dabei eine kalte Aura mit sich zog, die jegliche so schon anherrschende Finsternis nur noch dunkler und boshafter werden ließ. Schwarz wie die Nacht umhüllten die Schatten seine schöne, hochgewachsene Gestalt, als wären sie Kleider aus feinstem Samt eines edlen Herren. Sie bedeckten seine Haut vollständig, ließen keinen Fetzen der hellen Haut durchdringen. Gleich zu jenem ungewöhnlichen Gewand, gewoben aus feinster Magie, wehten dunkel Haarsträhnen um sein vor Wut verzerrtes Gesicht. Doch eben jenes weich scheinende Haar blieb nicht vollends von Farben verschont, die Spitzen gingen in ein sanftes Gold über, welches wie goldene Flammen hinter seiner Gestalt her wehten. Mächtige Drachenhörner ragten aus dem dunklen Haar majestätisch nach oben.
Seine klauenartigen Hände ließen die mächtigen Tore zum Thronsaal mit einer genervten Geste regelrecht aufspringen.
Jener Saal war leer bis auf zwei Seelen, die zu ihm gehörten und jenem mächtigen Thron, den er sein Eigen nennen konnte. Gleich einem dunklen Nebel wurde dieser in einen sanften, unscharfen Schleier getaucht, den er mit seinen ungeduldigen Schritten zerschnitt. Sich auf dem kalten, tiefrot glühenden Stein niederlassend blickte er mit sonderbaren Augen auf jene herab, die sich seine Fürsten nannten. Zwei waren es an der Zahl, zwei von insgesamt sieben Fürsten der Höllenkreise. Noch immer verzerrte Ärger und Verachtung, die markanten und doch anmutigen Züge des Mannes und die blassen Lippen kräuselten sich zu einem freudlosen Lächeln. Die Botschaft, die er eben erhalten hatte, wollte ihn einerseits zu einem grausamen Lachen verleiten, und trotzdem löste sie brodelnde Wut in seinem Inneren aus. Die Luft um ihn herum flimmerte regelrecht, als würden die magischen Ebenen erzittern und seine Macht fürchten, die in seinem Kern lauerte.
„Mein Herr...", begann der Bote auf ein Neues, buckelte demütig von ihm, dass er sich einen herablassenden Blick nicht vergönnen konnte. Das Farbenspiel seiner Augen lag auf jenem niederen Wesen, welches wagte, diese schlechte und höchst nervtötenden Kunden zu bringen. Rot durchzog die Iris des Mannes, doch wurde sie von einem goldfarbenen, strahlenförmigen Muster unterbrochen, welches sich um die schmale Pupille wandte. Die Farben eines frühen Morgenrots erfüllten die Seelenspiegel des Dunklen, Erinnerungen an längst vergangene Zeiten, als eben jene Morgenröte ihm seinen Namen schenkte.
Umgeben von einem Vorhang dichter Wimpern sahen diese glühenden Augen auf den Dämon herab, als er seinen Mund öffnete, dessen Lippen nicht anders als sinnlich zu beschreiben waren.
„Schweig, du hast genug gesagt.", unterbrach er seinen Boten kalt und seine tiefe Stimme hallte in jedem Anwesenden wieder, brachte ihn förmlich zum Beben- obgleich der samtigen Weiche oder der dunklen Schärfe seines Tones konnte keiner bestimmen. Schwarz wie seidiger Samt war seine Stimme und doch von deutlichem Hass durchzogen, der gleich Eis durch die Adern der Zuhörer rann. Ein weiteres, viel prägnantes Gefühl erfüllte die Dämonen vor ihm: Autorität. Seine Präsenz alleine reichte, um jeden in die Knie zu zwingen.
„Wie ärgerlich, die Legionen sind bereit, doch er will wieder vor dem Unausweichlichen fliehen. Wann beginnt dieser Narr endlich die Sache ernst zu nehmen?!", letzteres glitt als wütendes Grollen über seine Lippen, dass den Boten um einige Meter nach hinten schob, als der Unmut des dunklen Herrschers sich Luft machte.
„Werdet Ihr zu der Unterredung gehen?", fragte einer seiner Fürsten von großer, stattlicher Statur. Eine Hüne möchte man sagen, war er doch um einiges größer als der Schwarzhaarige selbst und der Körperbau glich mehr einem starken Bären als einem Menschen. Die passende Sturmmähne eines Löwen besaß er allemal, wenngleich sie grau war und wie vom Alter gezeichnet wirkte. Die gleichfarbigen Augen des Hünen sprachen von einem langen Leben und verbargen sogar eine gewisse Weisheit in ihnen.
Genervt stöhnte der Angesprochene auf.
„Bleibt mir etwas anderes übrig? Nach den Gesetzen darf ich eine solche Unterredung nicht ablehnen, schon vergessen?", fuhr er die Löwenmähne gereizt an und bettete seine Stirn in seiner Hand. Und wieder durfte er den Ruf in die Schlacht hinauszögern! Elender, seniler Bastard von einem Engel... Er hing noch immer an seiner Vorstellung eines wankelmütigen Friedens, den es niemals zwischen Engeln und Dämonen geben würde.
Er atmete durch, beherrschte den Zorn in sich, der ein fester Bestandteil seines Wesens war. Sicher war, dass die Legionen von Bestien und Dämonen unruhig wurden und selbst ihm fiel es langsam schwer, ihren Blutdurst zurückzuhalten. Die Generäle drängten jetzt schon auf den Angriff, doch er hielt sie noch zurück. Lange konnte er das jedoch nicht mehr und auch er verlor langsam aber sicher die Geduld! Es hat Jahrhunderte gedauert, Wege zu finden, um das verfluchte Himmelreich endlich in Schutt und Asche zu wandeln. Jahrhunderte der Vorbereitung, der Intrigen und dem Warten. Und jetzt stand lediglich eine Unterredung zwischen ihm und dem Sieg, den er vor Äonen schon den Seinen nennen sollte.
„Mein Herr, wenn ich etwas vorschlagen dürfte?", begann sein zweiter Fürst. Dieser wirkte neben dem Hünen wie ein Zwerg, war er doch von kleiner Statur, schmächtig könnte man sagen, mit dem Gesicht eines Gentlemans. Langes, rotes Haar war zu einem Zopf gebunden, doch widerspenstig fielen viele Strähnen über seine Schultern und Rücken, die von einer ledernen, ärmellosen Montur bedeckt waren. Sein Lächeln besaß jedes Mal etwas Schalkhaftes und man wusste, wenn er ansetzte zu sprechen, würde er alles zu seinem Vorteil drehen. Seine Zunge war genauso gespalten wie sein Ruf, doch war er ein wertvoller und machtvoller Dämon, der seine Treue oft bewiesen hatte. Gelangweilt blickte der Herr beider auf sie herab.
„Kommt denn bei dir etwas Vernünftiges heraus, Astaroth?", gab der König beider arrogant von sich und erniedrigte den Dämon namens Astaroth allein mit seinem Blick. Dieser setzte jedoch ein strahlendes Lächeln auf, ließ sich nicht beirren vom schroffen Ton seines Meisters.
„Nun, wäre es nicht besser für die Legionen und auch für Euch, wenn wir dennoch unseren bevorstehenden Sieg feiern würden? Immerhin steigt der Unmut der Bestien langsam, sie sind hungrig auf frisches Fleisch, was Euer Feind jetzt wieder aufschieben will. Lasst wenigstens die Generäle der Armeen etwas feiern, sie sollten sich amüsieren, ehe ihr Unmut in Aufständen enden würde." Seine Worte waren freundlich, als würde er einem langjährigen Freund einen Rat geben, doch sein Grinsen war boshaft. Hinterlistig und der Gefallene auf dem Thron wusste, dass mehr Tragweite hinter diesen Worten steckte.
„Es wäre zum...steigern der Moral könnte man sagen.", lachte Astaroth vergnügt, während weder der Sturmgraue noch der Dunkle wirklich begeistert wirkten und letzterer schnaubte bloß.
„Und du schlägst es nicht nur vor, um dich mit einigen Succubus zu vergnügen und trinken zu können?" Fragend zog der Schwarzhaarige seine Brauen hoch und erntete einen ertappten Blick seitens Astaroth. Seufzend wedelte er jedoch bloß mit seiner behandschuhten Hand. Er war der Fürst der Lust, etwas Anderes war selten von ihm zu erwarten. Astaroth war schon immer nur auf sein eigenes Vergnügen bedacht, aber dieses Mal schien es nicht verkehrt, den Dämonen ein Ventil für ihren unerfüllten Blutdurst zu geben.
„Aber von mir aus. Mach wie du willst.", gab er gelangweilt sein Einverständnis. Warum nicht etwas Vergnügen, wenn er schon seinem verdammten Feind gegenüberstehen musste und nicht einmal einen Finger rühren durfte?
„Ich werde morgen zum Treffen mit meinem Bruder aufbrechen, geht jetzt.", befahl der Schwarzhaarige sichtlich genervt, während er sich im rotglühenden Stein zurücklehnte. Zu seinem Missfallen fand das Treffen auf dem einzigen neutralen Ort statt, den es für Wesen wie sie gab. Der Menschenwelt. Jenem Reich, das er am liebsten in Flammen aufgehen lassen wollte.
Er seufzte lautlos und lehnte seinen Kopf an den kalten Stein. Damit versank seine ganze Gestalt im Schatten und lediglich das Glimmen seiner Augen blieb übrig.
„Wie Ihr wünscht, Lucifer." Mit einer tiefen Verneigung verließen der Hüne und Astaroth den Saal, ebenso der Bote, der es kaum erwarten konnte, herauszukommen. Das unheilvolle Flackern in den Augen des rothaarigen Schlangendämons blieb jedoch ungesehen.
Besser hätte Astaroth es sich nicht erhoffen können.