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The Headwinds - Handlung

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Zladune

27, Weiblich

  11. Ghostwriter

Neuling

Beiträge: 1125

Re: The Headwinds - Handlung

von Zladune am 20.04.2025 01:15

Notos' Blick schnellte zu Nirah. Ein Schnaufen erklang, irgendwo zwischen Spott und Unglaube. „Perrine hat dich auch wirklich lange dafür überreden müssen."

Alles in ihm spannte sich an. Ein Teil wollte zurückschreien. Wollte ihr entgegenschleudern, dass sie kein Recht hatte, ihm jetzt vorzuhalten, wie wenig er ihr vertraute, wenn sie es selbst so wenig tat. Dass sie ihm nicht weiszumachen konnte, dass sie ihn auch so gesucht hätte – wenn sie sich nichtmal hatte dazu bringen können, bei Perrine auf ihn zu warten. Dass sie vermutlich froh war, ihn für ein paar Stunden nicht sehen zu müssen.

Doch der Zorn, der sich in ihm aufbaute, verpuffte im nächsten Moment.
Ich könnte dir sogar helfen.

Notos riss den Kopf hoch, taumelte wie getroffen einen Schritt nach hinten. Ein knappes, ungläubiges Auflachen entrang seiner Kehle. „Helfen?"
Ein Funke kroch über sein Schwert.

„Du glaubst wirklich, du könntest irgendetwas tun?" Seine Stimme schwankte, bebte vor Groll, der sich langsam in seine Gedanken fraß. Das Glühen hinter seinem Rücken verstärkte sich.

„Da gibt es nichts, womit man helfen kann!", stieß er rau aus. „Nicht, wenn ich mich nichtmal mehr über dem Wolkenmeer befinde."

Er machte eine vage Geste in Richtung Himmel. „Du verstehst es nicht... Du kannst es nicht verstehen. Durch das Wolkenmeer zu fallen...das..das ist ein Todesurteil. An dem Tag, an dem ich von den Inseln oben gestürzt bin, bin ich für alle dort gestorben."

Mit einem Mal hielt Notos inne, schloss die Augen. Die Blitze zogen sich enger um die Klinge, beinahe lauernd, ohne einen Hauch an Energie einzubüßen. Als er den Kopf senkte, klang seine Stimme dumpf, erschöpft. Bitter. Er ließ die Schultern sinken. „Vielleicht wäre es für alle besser gewesen, wenn ich es an dem Tag auch getan hätte."

Jasper regte sich unruhig in Nirahs Umklammerung. Als Notos weitersprach, wurde sein Zappeln hektischer. Notos achtete nicht darauf. Sein Blick war starr auf Nirah gerichtet. „Sag mir nicht, dass ich damit falsch liege." Seine Stimme war flach. Leise.

„Dein Leben wäre einfacher gewesen, wenn ich nie aufgetaucht wäre. Du wärst nie angegriffen worden. Hättest mich nicht tagelang versorgen oder mir nacheilen müssen. Du hättest Zuhause bleiben können."

Der Griff um sein Schwert verkrampfte sich. „Wenn ich oben gestorben wäre, hätten sie wenigstens etwas zum Bestatten gehabt."

Ein schlagartiges Aufleuchten. Seine Aura zitterte jetzt nicht mehr – sie staute sich auf, wurde dunkler. Die Klinge bebte sichtbar in seiner Hand.

„Du weißt nicht, wie es ist vor einem leeren Grabmal zu stehen." Notos verzog das Gesicht.
„Zu trauern, aber nicht zu dürfen, weil es sich wie Verrat anfühlt."

Er atmete schwer, blinzelte ein paar aufsteigende Tränen weg.
„Dass niemand versteht, dass es nie vorbei ist. Dass es nie vorbei sein kann, solange man es nicht gesehen hat. Solange man keine Gewissheit hat." Eine Gewissheit, die er allen nehmen würde.

Ein gleißender Strom riss durch das Schwert.
Es war zu viel.

Ein einzelner Laut entrang sich Notos – dann zog er die tobende Energie zum zweiten Mal in sich zurück.

Sein Körper zuckte zusammen, ruckartig.
Die Energie in seiner Klinge verschwand schlagartig. Dann gaben seine Knie nach.
Mit einem lauten Platschen fiel er vorwärts ins Wasser und ließ das Schwert los, als hätte es ihn verbrannt.
Jasper entriss sich endgültig aus Nirahs Griff, stieß einen schrillen Laut aus und stürzte sich im Schnellflug in den Fluss, um sich zwischen Notos und dem Schwert zu drängen, das er mit einer angstverzerrten Entschlossenheit von ihm weg zog.

Notos jedoch bemerkte es kaum. Schwer atmend stützte er sich zusammengekrümmt mit den Armen ab. Sein Herz schlug, als würde es ihm aus der Brust brechen. Seine Lungen fühlten sich an, als würden sie unter der Mischung aus kalter Luft und heißem Schmerz nachgeben wollen. Dabei schaffte es kaum genug Luft zu bekommen. Mit einer Hand fuhr er fahrig zu seinem Mund, als würde er damit seinen Würgereiz unter Kontrolle bekommen.

Aber nichts, nichts übertraf die Welle des Schmerzes, die ihn bei der letzten Erkenntnis durchfuhr.

Neela.
Sie wird alles noch einmal erleben müssen.
Wegen ihm.

Übelkeit überrollte ihn. Und dieses Mal besaß er nicht mehr den Willen, dem Einhalt zu gebieten.



Antworten Zuletzt bearbeitet am 21.04.2025 13:09.

Saphyr

26, Weiblich

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Eventmanager

Neuling

Beiträge: 1063

Re: The Headwinds - Handlung

von Saphyr am 22.04.2025 16:41

Nichts von dem, was Notos sagte, ergab einen Sinn. Er war von den Inseln oben gestürzt? Und was in aller Welt war das Wolkenmeer?

 

Vielleicht wäre es für alle besser gewesen, wenn ich es an dem Tag auch getan hätte.
Sag mir nicht, dass ich damit falsch liege.

"Ich weiß nicht, wovon du redest." meinte Nirah. Es ergab genauso wenig einen Sinn wie das Gerede um das Abstürzen von irgendwelchen Inseln.

Nicht er hatte mit seinem Auftauchen entschieden, wohin ihre Visionen sie führen würden. Wer wusste schon, wie ihr Weg verlaufen wäre ohne ihn?
Vielleicht hätte sie nie die Chance, die Hoffnung auf den Abschluss ihrer Ausbildung erhalten. Vielleicht wäre sie angegriffen worden und wäre dabei gestorben.
Außerdem war es ihre eigene Entscheidung gewesen ihn zur Genesung ins Dorf zu bringen und ihm später nachzueilen. Er tat ja gerade so, als hätte jemand sie dazu gezwungen. Wenn überhaupt, hatte sie sich selbst gezwungen.

Sie setzte dazu an, etwas zu sagen, ohne zu wissen, wie. Da wurde ihr die Tragweite dessen, was er sagte, erst richtig bewusst.

"Du willst nicht andeuten, dass du von deinem eigenen Tod..." begann sie ungläubig, doch Notos sprach weiter. Oh doch, genau davon redet er.

Nein, sie wusste nicht, wie es war. Aber sie wusste nicht, was sie sagten sollte. Bevor sie ihre Gedanken ordnen konnte, durchbrach ein gleißendes Licht die Dunkelheit. Wie vorhin wanderte es umgehend zurück, allerdings erlosch es dann vollständig. Notos ächzte und im letzten Flackern der Magie sah Nirah, wie er zusammenbrach.

Sie stieß einen lauten Fluch aus.

Jasper - sie musste ihn ausversehen krampfartig an sich gedrückt haben - hatte sich bereits losgerissen und sauste Richtung Fluss. Nirah kämpfte sich ohne einen Augenblick zu verschwenden auf die Beine und eilte ihm hinterher. Sie hörte wie Notos würgte, was zumindest bedeutete, dass er nicht ertrank. Noch nicht.

Allen Schwindel und jedes Unbehagen verdrängend versuchte sie zu Notos zu gelangen. Jetzt könnte sie ein Licht gebrauchen, ging es ihr durch den Kopf.

Bald schon drang eiskaltes Wasser erst an ihre Füße, dann durch ihre Kleidung. Glücklicherweise fiel der Fluss nicht schnell ab. Das größere Problem war, dass Nirah kaum noch etwas sah.

Notos' ungefähre Position konnte sie ausmachen. Auf dem Weg stolperte sie jedoch mehrmals über Unebenheiten, Steinbrocken oder trat unerwartet ins Leere. Bis sie ihn erreichte, war sie völlig durchweicht.

Notos hockte ähnlich wie sie selbst vorhin auf allen Vieren. Das Wasser reichte ihm bis zum Bauch. Jasper platschte wie wild um ihn herum.

"Jasper, Jasper! Hör auf. Ich helfe, ja?" sagte sie und watete zu Notos. Er atmete schwer, kämpfte um Luft. Sie ließ sich an seiner Seite auf die Knie fallen und legte einen Arm über seinen Rücken und machte feste, beruhigende Bewegungen. Notos fühlte sich trotz der eisigen Kälte warm an. Zu warm? Sein ganzer Körper zitterte dennoch heftig.

"Notos. Es ist alles in Ordnung, ich bin da" sagte sie mit sanfter Stimme. Schwach lächelnd fügte sie hinzu. "Es ist kein See und ich bin nicht ertrunken, aber ich hoffe du weißt es trotzdem zu schätzen"

Mit der freien Hand schob sie ihm ein paar Strähnen aus dem Gesicht. "Dir geht es nicht gut, hm?" murmelte sie leise. Für eine Weile sagte sie gar nichts, streichelte nur weiter seinen Rücken und ab und an durch seine Haare, wartete bis er ruhiger wurde.

"Notos? Denkst du, du kannst laufen?" fragte sie ihn schließlich. "Wir müssen aus dem Wasser raus und ich kann dich nicht tragen. Aber ich kann dich stützen, in Ordnung?"


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Zladune

27, Weiblich

  11. Ghostwriter

Neuling

Beiträge: 1125

Re: The Headwinds - Handlung

von Zladune am 22.04.2025 21:35

Notos spürte alles um ihn rum zuerst kaum. Seine Sinne waren dumpf, aber auch überladen – er nahm alles zu viel, zu intensiv wahr, aber gleichzeitig wie durch einen dichten Schleier. Der Fluss rauschte um ihn herum, das Wasser war eiskalt, und dennoch fühlte es sich an, als würde sein Körper in Flammen stehen.

Nirahs Stimme drang an ihn heran, selbst wenn er mehr den sanften, weichen Ton raushörte als den Inhalt ihrer Worte. Dann, zuerst nur vage, spürte er ihre Berührungen. Warm. Fürsorglich. Er besaß weder die Kraft noch den Willen dazu, Nirah von sich zu stoßen. Fast wartete er darauf, dass seine Aura bei ihrer Nähe wieder wild aufflammen würde, so wie sie es seit gestern immer wieder gerne tat. Dass er die Kraft wieder nicht kontollieren könnte, dass er Nirah dabei verletzen würde. Zu seiner Überraschung passierte jedoch...nichts. Kein plötzliches Aufflackern von Licht, keine Hitze, die zu Blitzen anschwoll. Im Gegenteil – seine Aura wurde ruhiger, drückte sich an ihre, als würde sie Halt suchen.

Notos sog zitternd mehr Luft in seine Lungen. Er verstand es nicht. Warum Nirah blieb. Warum sie sich nicht von ihm abwandte, nach allem. Sie hätte es tun können. Vielleicht sogar sollen.

Aber sie war hier.

Nach einer langen, undefinierbaren Zeit – er wusste gar nicht, wann genau es geschah – lehnte auch Notos sich gegen sie. Vielleicht nur ein wenig. Vielleicht mehr, als er zugeben wollte. Die Übelkeit war inzwischen abgeklungen. Der Schmerz nicht wirklich – aber er konnte wieder atmen. Irgendwie.

Er wagte es kaum, bei Nirahs Frage den Kopf zu heben. Sie wollte gehen. Notos war es einerlei, wie lange er im Fluss knien würde. Aber sie sollte vermutlich raus aus dem Wasser...
Er schwieg. Dann gab er ein kraftloses Nicken von sich.

Noch bevor er sich gänzlich hochhieven konnte, hielt er aber inne.
„Warte... mein Schwert." Seine Worte klangen rau und kratzend. Es lag nicht weit entfernt. Jasper kämpfte wie ein kleiner Krieger mit dem Gewicht der Klinge. Er hatte sie fast bis zu einem flachen Stein gezogen, aber er hatte sichtlich mit dem Strom zu kämpfen, der die Waffe fortzerren wollte. Kleine Funken sprühten über die Klinge, während er sich mit den Klauen festklammerte und ein wütendes Knurren von sich gab.

Nachdem Nirah den kleinen Drachen erlöst hatte, wateten sie gemeinsam ans Ufer, mehr taumelnd als gehend. Jasper hüpfte vor ihnen her, flatterte immer mal wieder dank seinem schweren, durchnässten Gefieder eher hüpfend als fliegend in die Luft. Kleine Funken nisteten in seinen Schwingen und unter seinen Krallen, als er versuchte, den Menschen in der Dunkelheit den Weg zu weisen.

Kaum spürte er festen Boden unter seinen Füßen, sackte Notos wieder zusammen. Er ließ sich schwer atmend nieder, den Blick ins Nichts gerichtet. Nicht lange danach spürte er, wie sich Nirah neben ihm auf den Boden senkte. Ein beständiges Zittern erfüllte ihren Körper. Instinktiv wollte er die Hand heben, tastete nach seinem Rest an Kraft. Nur ein wenig Wärme. Nur so viel, dass es sie nicht frieren ließ. Dass er irgendetwas tun konnte. Doch kaum hob er den Arm, durchzuckte ihn ein kurzer Impuls, gefolgt von einem schmerzhaften Kneifen in seiner Haut.

Jasper hatte sich in seinen Unterarm verbissen. Ein warnendes Grollen vibrierte in seiner Kehle, welches Notos nur zu gut verstand. Wortlos ließ er die Hand wieder sinken. Jasper beobachtete ihn lange, wie um sicherzugehen, dass sein Partner nicht nochmal so eine Dummheit wagte. Dann, nicht ohne jedoch mehrmals zurückzusehen, entfernte er sich trippelnd zum Waldrand.
Notos blieb einfach liegen. So nah bei Nirah, dass er ihren Atem hörte. Und für eine Weile war das neben dem Rauschen von Wasser das Einzige, was die Stille füllte.

Und dann, nach einer langen Weile, wandte er das Gesicht ein wenig von ihr ab. „Danke."



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