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The Headwinds - Handlung

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Zladune

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Re: The Headwinds - Handlung

von Zladune am 06.09.2024 16:50

Für einen Moment fragte er sich, ob er Nirah nicht aus Versehen geweckt hatte. Sie wirkte sehr verschlafen, als sie ihre Gegenfragen stellte. „Ich habe gefühlt den halben Wald ums Flussufer abgeholzt", antwortete er scherzend, aber dieser witzelnde Versuch wurde halb vom Gähnen erstickt, von dem er sich anstecken ließ. Er legte seine Waffen ab, wandte sich dann irritiert zu ihr um. Ob etwas passiert war? „Nichts wovon ich wüsste?

Gleich darauf waren scheinbar jegliche Sorgen von Nirah sofort verflogen. Es reichte einzig das magische Wort Bad. Er hatte Nirah vermutlich noch nie so schnell aufstehen sehen. Ihm entkam ein belustigtes Auflachen, als sie an ihm vorbeiflitzte, mit einem seligen Ausdruck im Gesicht. „Du klingst wie Jerell", schmunzelte er erheitert. Oder wie Vernon. Aber sie hatte recht. Ein Bad klang wirklich verlockend.

Als man sie vor dem Badehaus absetzte, verstand Notos, dass es wohl nicht ganz einem Badehaus seiner Heimat ähneln würde. Nichtsdestotrotz war es erstaunlich, dass sie hier mitten in der Wildnis so eine Einrichtung erbauen konnten. Ein Glück war diese bei dem Überfall nicht zu schaden gekommen. Drinnen schlug ihnen sofort schwüle Luft entgegen, begleitet von Wasserdampfschwaden – fast wie bei einem Dampfbad. Für einen kurzen Augenblick siegte die Neugier über die Sehnsucht sich die Strapazen des Tages von der Haut waschen zu können. Soweit ihm seine Sicht erlaubte, sah er sich um, bis sein Blick auf dem Ofen hängen blieb. Ah, so funktionierte es also. Das Wasser wurde immer über dem Ofen erhitzt und dann direkt ins Becken gekippt. Simpel, aber effektiv. Deutlich ressourcenschonender und komfortabel noch dazu. Er fragte sich nur, ob man hier ein einfacheres Heizsystem einführen konnte, um das ganze Becken zu erhitzen, statt nur die einzelnen Eimer...

Ein Räuspern riss ihn aus seinen Überlegungen. Der Mann, der den Ofen hütete, sah ihn erwartungsvoll an. „Wir können auch eure Kleidung waschen, wenn ihr wollt. Ihr könnt euch solange Ersatzkleidung borgen, müsst mir nur eure Größe nennen." Notos blinzelte. Huh. Das...könnte in der Tat praktisch sein. Er wandte sich an Nirah – die bereits den Eimer gepackt hatte und ein wenig vorangegangen war. Einen Moment haderte er damit, sie zurückzurufen, entschied sich aber mit einem lächelnden Seufzen dagegen. Ach was soll's. Er kannte ihre Gestalt inzwischen gut genug.

Eine knappe Erklärung später, war Notos um zwei Bündel an Dorfkleidung reicher. Der Mann reichte ihm dazu zwei kleine, nummerierte Holztäfelchen mit der Anweisung, diese auf ihren Stapel an Klamotten zu legen, die sie zum Waschen abgeben wollten. Notos bedankte sich, bevor er eilig Nirah folgte. Die Heilerin hatte ihre Kabine schnell gefunden. Eine Kabine, um genau zu sein. Notos stoppte, noch bevor er eintrat. Auf Nirahs Spekulationen, warum man sie nicht getrennt baden ließ, antwortete er nur mit einem halb zustimmenden, halb nachdenklichen „Hm." Erst ihre Unterkunft, nun das... Nun, er hatte ja gesagt, er wolle dem Dorf keine Umstände bereiten. Nirah allerdings auch nicht.

Bereits mit seinem Schicksal abgefunden, setzte er zu einem ergebenen „Soll ich warten bis..." an, aber Nirah unterbrach ihn. Er hob fragend eine Braue hoch. Sie wollte, dass er sich auszog? Zwei Herzschläge lang sah er sie nur an, dann begann er zu grinsen, zuckte dabei unbekümmert mit den Schultern. Wenn sie wirklich darauf bestehen wollte. Er kam wie erwartet aber nicht dazu, den Gürtel an seiner Hose anzufassen, da grätsche Nirah auch schon dazwischen. Der Anflug an Panik in ihrer Stimme war unverkennbar und hinreißend niedlich. Er lachte immer noch leise in sich hinein, als er sich schlussendlich halb entkleidet auf den Hocker setzte. Erst als er das tat, begann er zu hinterfragen, was Nirah mit ihrem Befehl eigentlich bezwecken wollte – und erstarrte, als sie ihn einfach zu waschen begann. Irritiert runzelte er die Stirn, kämpfte den Drang nieder, sich fragend zu ihr umzudrehen. Was tat sie da?

Nach und nach schwand die Anspannung langsam, auch wenn die Verwirrung blieb. Er gab zu, es war erstaunlich...angenehm, trotz Nirahs eher gröberen Herangehensweise. Es wirkte irgendwie...vertraut? Dabei konnte er sich nicht dran erinnern, wann er das letzte Mal gewaschen wurde. Hatte ihn überhaupt jemand mal so behandelt?

Die stille Frage hing weiterhin im Raum, auch als Nirah sich von seinem Rücken abwandte, stattdessen seine alte Wunde inspizierte. Immerhin war das etwas, was ihr ähnlicher sah. Er lächelte sachte, als sie ihm mitteilte, dass es gut aussah, er eine Narbe aber wohl behalten würde. „Wäre nicht das erste Andenken dieser Art". Und höchstwahrscheinlich wird es auch nicht das letzte sein. Als er seinen Blick hob, traf er auf den von Nirah. Abwarten verharrte er – und lachte überrascht auf, als sie ihm den Lappen ins Gesicht warf.

Seine Mundwinkel zuckten bei ihren Drohungen belustigt nach oben. „Du meinst, ich sollte dich nicht tragen. Oder dasselbe anstellen wie beim See", meinte er neckend, wusch sich dabei unbekümmert weiter. Aber er hielt sich an die Aufforderung, ignorierte dabei die selbst Präsenz ihrer Aura, die ihm inzwischen so vertraut war. Versuchte es zumindest.
Notos taucht die Arme in seinen Eimer, schöpfte warmes Wasser, kippte es sich über den Kopf. Er hörte Bewegung in einer der Kabinen neben ihnen, ansonsten verlief alles ansatzweise still. Aber es tat dennoch unheimlich gut. Er fühlte sich zunehmend wacher.

Als er zu einem guten Teil fertig war, tauchte er seine Hände in den Eimer – und grinste verschmitzt, als er einen Schwall Wasser auf Nirah warf. Selbstverständlich ohne sie dabei anzusehen. Lachte dabei mit diebischem Vergnügen auf: „Ich geh mir bereits was anziehen. Nur damit du nicht versehentlich in die falsche Richtung starrst." Er zog sich seine Ersatzklamotten aus dem Haufen – natürlich in Naturfarben, wie sie hier so ziemlich jeder zu tragen schien. Gerade war er dabei, sich eine Hose überzuziehen, als er hinter sich ein leises Fluchen hörte. Lauschte dem eine Weile. Ein Schmunzeln schlich sich auf seine Lippen, als er verstand, mit was Nirah gerade kämpfte. Störrische Haare. Das kam ihm bekannt vor... 
Er wollte nach seinem Oberteil greifen – und stockte, als aus den Kleidern mit einem leisen, dumpfen Laut ein hölzerner Kamm rausfiel. Er blinzelte. Das ...war eine dumme Idee. Oder?
Blut schoss ihm in die Wangen, aber schlussendlich schüttelte er seine Verlegenheit ab, packte wortlos ein Stück Stoff. Dann drehte er sich zu Nirah um. „Lass mich helfen. Ich werde dich dabei auch nicht ansehen, versprochen." Vielsagend grinste er sie an, deutete dabei mit dem Kamm in seiner Hand auf das Tuch, mit dem er seine Augen verbunden hatte.

Wenig später saß er hinter der Heilerin, die ihn überraschenderweise nicht umgebracht hatte. Noch nicht. Bei allen Möglichkeiten wie der Tag verlaufen konnte, hatte er nicht damit gerechnet, heute ein Bad mit Nirah zu teilen und ihre Haare zu kämmen. Seine Bewegungen waren dabei so weich und geduldig, wie ihm nur möglich. Ein warmes Lächeln zierte sein Gesicht. „Ich habe das immer bei meiner Schwester gemacht, als wir jünger waren. Sie besaß absolut nicht die Geduld dafür, wenn ihre Haare ihr Schwierigkeiten gemacht hatten. Hat dann immer frustriert damit gedroht, dass sie einfach alles abschneidet." 
Er lachte leise, löste dabei vorsichtig kleinen Verfilzungen, entfernte die ein oder andere Tannennadel oder Blätterreste - Überbleibsel der vergangenen Nacht. Locker sprach er weiter, versuchte Nirah dabei von seinem Tun abzulenken: „Ich glaube, du würdest die Badehäuser in meiner Heimat lieben. Die Becken dort sind aus weißem Stein, meistens verziert mit bunten Mosaikbildern. Nachts stellen sie überall Kerzen und Laternen auf – manchmal auch ins Wasser rein. Die gießen auf Wunsch sogar Öle aus Kräutern und Blumen in die Becken oder bereiten Schaumbäder zu. Ich hatte nie wirklich Gelegenheit hinzugehen, aber ein Freund von mir hat immer sehr davon geschwärmt." 
Es tat gut, nach dem anstrengenden Nachmittag einfach nur über unbeschwerte, alltägliche Themen zu reden. Fast hatte diese Situation etwas Vertrautes an sich, so bizarr alles erscheinen mochte.



Antworten Zuletzt bearbeitet am 06.09.2024 16:57.
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