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Fear me [FSK 18 - zum Mitlesen]

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Nova

23, Weiblich

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Re: Fear me [FSK 18 - zum Mitlesen]

von Nova am 03.01.2022 21:17

Erst zögernd, unentschlossen wirkend, dann wieder in voller Präsenz, seinem Namen alle Ehre machend. Es war ein auf und ab der Gefühle, ein herumirren ohne das tatsächliche Ziel vor Augen zu haben, unpassend wenn man den Gerüchten glaubte. Jenen Gerüchten, die die La Lumiéres immer als äußerst kontrolliert und manipulativ beschrieben. Gerüchte, von denen es zu wenige gab, eine Tatsache die in meinen Augen an sich schon verdächtig genug war. Denn es gab niemanden, keinen Menschen, keinen Vampyre auf dieser Welt, der nicht etwas Dreck am Stecken haben musste. Und solch wenige Informationen, so wenig Wissenswertes, Vertrauenswürdiges über mein Gegenüber war ein Grund zur Besorgnis, ein Grund für Vorsicht. Trotz der Tatsache, dass ich dies bereits seit dem ersten Wort, dass seine Lippen verlassen hatte wusste, kam es mir nicht in den Sinn mein Verhalten zu ändern, etwas subtiler an die Sache heranzugehen. Dies widersprach meinem Wesen, würde doch die Anspannung, die Aufregung, welche dieses Aufeinandertreffen mit sich brachte abschwächen oder gar verhindern.
Wieder wanderten meine Augenbrauen höher, dieses Mal als er meinem Angebot tatsächlich nachkam, als er mir die Pfeife aus der Hand nahm, ich für einen Moment eine Berührung spürte. Fingerspitze an Fingerspitze, nichts ungewöhnliches, doch in diesem Augenblick, diesen Sekunden glaubte ich ein leichtes Rauschen vernehmen zu können. Ein Pulsieren vermischt mit unendlicher Kraft, jener Lebenskraft, welche seine Adern erfüllte, welche sein Herz weiter schlagen ließ.
Dieses Mal war es an mir keine Richtung vorzugeben, bloß dazustehen, nicht wissend wie ich reagieren konnte, ohne einen klaren Gedanken fassen zu können. Seltsame Hilflosigkeit vermischt mit einem aufkommenden, beflügelnden Gefühl. Ein Zustand, der zu meinem Glück, mit gleichzeitigem Bedauern beim nächsten Blinzeln abbrach, es mir erlaubte zurück in alte Muster zu fallen, das Spiel weiter zu spielen.
"Eine Gegenleistung kann man auf viele Arten erbringen, Monsieur." Ich lächelte, zeigte dabei meine spitzen, hellen Zähne und ergriff mit der linken Hand sein Jackett. Gerade fest genug um mich an diesem nach vorne zu ziehen, sodass uns kaum noch eine Handfläche trennte. Ließ dann augenblicklich wieder locker, um ihn an seiner Brust provokant zurück zu schubsen.
"Wäre das in ihren Augen angemessen, würde es einem Rückkehrer entsprechen? Oder soll ich ein wenig mehr den Wilden heraushängen lassen, meine Manieren gänzlich vergessen?" Das Lächeln behielt ich bei, verpasste ihm eine Anstößige Note um dem Klischee gerade recht zu kommen. Es machte mir Spaß, dieses vergangene Ich zu spielen, die Facetten seines Charakters auszuspielen, zu beobachten wie dieses feine Gesindel um mich herum die Situation zu Händeln wusste.
Ich schnaubte, schien bei der Erwähnung meines Namens, eines Titels um welchen ich nicht gebeten hatte beinahe gereizt wenn nicht beleidigt. Denn für mich hatte er einen unangenehmen Beigeschmack, erinnerte mich an eine Zeit, auf welche ich nicht gerne zurückblickte. Nicht das Leben in Freiheit, das Leben in Armut, das Leben als Wilder, war es, welches ich verabscheute. Es war der Wechsel gewesen, das was man mir genommen hatte, was ich zurück hatte lassen müssen, wofür ich gekämpft hatte. Ein einfacher Wechsel der Tapeten, so hatte man dies Bezeichnen wollen, herunterschrauben von dem was es eigentlich gewesen war.
Ein Diebstahl der Identität, nein eine Auslöschung, vollkommene Zerstörung. Denn das, was ich mir aufgebaut hatte, die mühsam errichteten Mauern einer Gemeinschaft, einer Familie, all dies war niedergerissen worden um Platz zu schaffen für ein Leben, für welches ich angeblich bestimmt gewesen worden war. Natürlich würde ich jetzt keinen Schritt zurück mehr machen wollen, nicht auf das verzichten wollen, was mir zustand, was der Name Bentley mit sich brachte. Doch mit der Nase auf jene Zeit der Ungewissheit, des Verlusts gestoßen zu werden war kein schönes Gefühl.
Mein Gewicht hatte ich von einem Bein auf das Andere verlagert, mich mit dem Unterarm auf dem steinernen Geländer abgestützt und fuhr mir durchs Haar, den Kopf etwas zur Seite gelegt und ohne, dass meine Miene eine weitere Emotionsregung preisgab beobachtete ich ihn, ließ den Blick kurz zur Seite schwenken in der Überlegung noch weiter zu gehen. So weit, mir sein Glas einfach zu nehmen. Doch diese Geste schien mir dann doch zu übertrieben, eine Tat, die zu früh war für ein erstes Aufeinandertreffen, ein Verhalten, welches selbst ich, in meiner Position nicht an den Tag legen konnte.
Nächstes Mal, wenn es ein nächstes Mal geben würde.

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Elone

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Re: Fear me [FSK 18 - zum Mitlesen]

von Elone am 03.01.2022 22:24

Der Name hatte etwas in ihm ausgelöst, ein Aufpeitschen der Gefühle, ein Funken Wildheit, der in seinen Augen aufzublitzen schien. Es war die verlorene Freiheit, die Erinnerung daran, die sich regte.
Es wäre interessant zu erfahren, ob jemand wie er... dieses freie Leben tatsächlich noch vermissen kann. Kein Sehnen, kein stummes Verlangen. Denn anders als ich... hat er es gelebt und er hat es geschafft. Ein Dolchstoß in das Herz der Unabhängigkeit.
Ein kaum merkliches Lächeln zierte meine Lippen, als ich mich fing, meine Hand sich einem Reflex gleich um das Geländer schloss, um den Stoß zu dämpfen.
Ein Abenteuer.
Das Lächeln wurde breiter, ein Grinsen beinahe, die unbeherrschte Energie hatte Besitz von mir ergriffen. Spitz zeichneten sich die Eckzähne gegen das Mondlicht ab und ich ließ den Kopf zur Seite kippen, um den jungen Mann aus einem neuen Blickwinkel zu betrachten. Eine neue Perspektive, eine, aus der das Licht auf seinen hellen Haaren noch stärker zu leuchten schien.
"Es ist perfekt", antwortete ich leise, dieselbe ruhige Stimme wie zuvor, dieselben kühlen Augen, der nichtssagende Ausdruck. Doch aus meinen Worten sprach eine Faszination, obwohl das Lächeln jetzt verblichen war.
Nicht länger ein Spiel, viel mehr denke ich, diesem Abend einen Sinn verleihen zu können, doch noch zu meinen Gunsten zu finden. Es ist doch spannend, ja, fast aufregend.
Mein Blick folgte dem seinen, glitt von seinem Gesicht zu dem steinernen Geländer, auf den Drink, diese geschmacklose Flüssigkeit, die nichts weiter gab als ein ästhetisches Bild.
Es tut mir leid, hoher Vater. Nein. Eigentlich nicht.
Meine Hand näherte sich dem Glas, doch statt danach zu greifen, drückte ich die Knöchel meiner Faust gegen das kalte Material. Es war ein kurzes Innehalten, ein herausfordernder Augenaufschlag in Richtung meiner Gesellschaft. Und in dem Bruchteil einer Sekunde ließ ich die Finger vorschnellen, das Getränk kippte vornüber und verschwand in den Schatten des Gartens, der ein Geschoss darunter lag.
"Wie ungeschickt."
Ich hob das Kinn. Das leise Klirren des Glases hallte in meinen Ohren nach. Ein Luftzug bewegte die Zweige der Bäume, das helle Haar, das so interessant glänzte im fahlen Licht. Ich entschied mich in dieser Sekunde, mit einem letzten Blick auf die Menschen im hell erleuchteten Saal. In der Dunkelheit geschützt vor stierenden Augen, vor wachsamen Augen, Augen aus der Menge. Im Schatten der Nacht, die unsere beiden Gestalten schluckte, würde es keiner erahnen.
"Welch Chaos. All die Scherben..." Mein Blick zuckte zu ihm, traf seine Augen, die rote Iris voller Leben. "Was haltet Ihr davon, es doch noch zu wagen? Eine Flucht?"
Wieder blitzten die Zähne auf, als ich mich auf das Geländer schwang, die Füße in den schwarzen Stiefeln waghalsig balancierend auf dem schmalen Grad von Gestein. Meine Hand streckte sich aus, die Fläche nach oben gedreht, auffordernd in seine Richtung.
"Zeigt es mir..."

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Nova

23, Weiblich

  4. Writer's Assistant

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Re: Fear me [FSK 18 - zum Mitlesen]

von Nova am 04.01.2022 10:12

Eine unerwartete Wendung, das Aufflammen von einem Verhalten, welches mir so viel eher entsprach, als meinem Gegenüber. Um so mehr löste die Aufforderung, der plötzliche Wechsel, das fallen lassen einer faden Maske ein kribbelndes Gefühl in meinem Magen aus. Eines, welches ich seit meinen Tagen als Wilder, als Gesetzesloser kaum mehr verspürt hatte. Das Klirren hallte noch länger in meinen Ohren nach, ein Befreiungsschlag, ein eindeutiges Abwenden von den Prinzipien, den Regeln. Eine so kleine Geste, die man so vielfältig interpretieren konnte, eine Geste die mir meiner Miene nach zu urteilen gefiel. Keine ziellosen Gespräche, Angebereien, der dauernde Wille die anderen Häuser übertrumpfen zu wollen. Eine Politik, ein Rangsystem, welches ich weder verstand noch akzeptieren wollte. Jeder hier trug eine Maske, doch nicht jeder war bereit den Blick auf das Gesicht, welches sich dahinter verbarg wenigstens für Sekunden zu erlauben.
"Solch ein tadelloses Benehmen..." Ich begann den Kopf zu schütteln, verlieh meinen Gesichtszügen etwas beinahe erschrockenes. Ein weiteres Schauspiel, welches von meinem anzüglichen Grinsen nur unterstrichen wurde. Alkohol. Die reinste Verschwendung, dieses Gebräu auf einer Veranstaltung wie dieser auszuschenken. Geschmacklich nicht unbedingt überzeugend und von der Wirkung durfte man gar nicht erst anfangen. Meiner Pfeife entwichen die letzten Schwaden des hellen Rauches, welcher sich sogleich mit der kühlen Luft vermischte. Verschwand als hätte er nie existiert, ohne dass etwas blieb, was auf seine Existenz zurück schließen ließ. Das Glühen hatte nachgelassen, der Tabak war aufgebraucht, die Pfeife fand ihren Weg zurück in die Tasche meines Mantels. Von drinnen drangen immer noch die Geräusche des Festes bis zu uns, verloren sich schließlich in der Ferne. Die Lichter tanzen an den Wänden, die Schatten der Gäste dort drinnen verformten sich zu unförmigen Gestalten hier draußen. Die Dunkelheit war es, welche uns beide vor den tadelnden Blicken schütze. Welche uns verschluckte, völlig verschwinden ließ wenn wir es denn wollten.
Mein Blick fuhr hinauf zu ihm, blieb an der blassen Hand hängen und ließ mich diese ohne ein Zögern ergreifen. Ein Abenteuer? Mein Name wäre nicht Aurel Bentley, würde ich dieses Angebot ausschlagen, diese Möglichkeit nicht wenigstens kurz in Betracht ziehen. Elegant schwang ich mich zu ihm hinauf, behielt den festen Griff bei und ließ den Blick hinunter sinken. Ein Schritt und der Fall folgte, ein Schritt der Freiheit entgegen. Einer Freiheit jedoch, welcher man danach nicht mehr entkommen konnte. Meine Augen hafteten sich wieder an ihn, an die Gestalt welche nun aus ihrem Schatten getreten war, mir eine andere Seite offenbart hatte, welche mich so viel mehr faszinierte als alles, was ich bisher von dieser adligen Welt zu Gesicht bekommen hatte, die überzeugender war als all die Facetten, welche ich zunächst beobachten hatte können.
"Ist der werte Herr nun doch auf den Geschmack gekommen?" Ich biss mir auf die Lippe, sah ihm entgegen. Von Schweigen umhüllt, einer mir angenehmen Stille, welche das große Finale ankündigen sollte, welchem wir bevorstanden. Er war ein Lumiere, einer Blutlinie, welchen es bestimmt war als Könige des Sonnenlichts, Könige der Lüfte zu herrschen. Ein Mann, welcher sich vor jeglicher Höhe nicht zu fürchten brauchte. Doch ich war nicht er, nicht dazu in der Lage mich aus einem tödlichen Sturz zu retten, wenn es von Nöten wäre. Reichte es, reichte diese kleine Geste, dieses kaum innige Gespräch, die gewechselten Worte um mich bis hier her zu treiben. Mich dazu zu bringen einen Weg einzuschlagen, auf welchem ein Umkehren unmöglich war? Ein Funkel war in meinen Augen zu erkennen, ein Lodern, welches mit jeder Sekunde weiter zunahm. Denn diese Situation war es, welche das wilde Feuer in mir schürte, welches aus mir herausbrechen, wieder heller brennen wollte.
Lass uns Fliehen, lass uns fliegen. Leise Worte die ich gesprochen hätte, sofern ich mich auf das einlassen wollte, was er mir bot. Die Gefahr, welche in den Schatten lauerte, mich beinahe überreden wollten den Schritt zu tun.
Einen Schritt ins Leere, ein Schritt ins Abenteuer, ein Schritt im Vertrauen zu dem jungen Mann an meiner Seite. Vertrauen, welches ich nicht besaß, ein Abendteuer welches ich wohl lieber meiden sollte und jene Leere die ich in den Herzen der meisten hier anwesenden finden konnte. Ich liebte das Spiel, doch auch mein jetziges Leben, Reichtum den Ruhm. Das aufs Spiel zu setzten, wofür? 
Ich löste meine Hand von der seinen, starrte bloß weiter in die tiefe Nacht, welche vor uns lag. Wieder hatte ich mich dagegen entschieden, wieder war ich dem Aurel Bentley, welchen sich meine Familie so sehnsüchtig wünschte näher gekommen, wieder hatte ich einen Teil meiner wilden Art, meiner Vergangenheit aus meinem Herzen verbannt, Platz gemacht für etwas was ich eigentlich nicht sein wollte.

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Elone

-, Weiblich

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Re: Fear me [FSK 18 - zum Mitlesen]

von Elone am 04.01.2022 21:25

Seine Hand war rauer als die meine, seine Fingerkuppen waren geformt von Leben, Spuren, Narben vergangener Zeiten. Erzählten Geschichten, die eines Tages zu Legenden werden könnten. Ich wollte sie hören, wollte ihnen lauschen, ein tiefes, inneres, plötzliches Verlangen, Teil dieser Welt zu werden. Ein zarter Klecks Farbe inmitten eines Kunstwerks. Denn meine Haut war fein, glatt, hatte nie harte Arbeit verrichten müssen, niemals die Beschwerden, das Leiden der Arbeitenden ertragen müssen. Sie trugen keine Spuren glorreicher Abenteuer, hatten nie die Energie der Freiheit zu spüren bekommen.
Werde ich es je erfahren? Rot, ein Rot wie das von Blut. Leben. Leben und Tod und die Energie. Zu fliegen.
Seine Augen sahen zu mir auf, eine Hoffnung sprach aus ihnen, eine stille Bitte, Furcht. Nein. Seine Augen glitten auf meine Höhe, sein Blick war nicht länger erhoben. Keine Furcht.
Ein Zauber. Nichts als das.
Mein Gesicht hinter einer Fassade, die Maske längst wieder gerichtet. Doch nicht für ihn, nicht für den Rückkehrer, der niemals vollkommen in diese Welt passen würde.
"So scheint es", antwortete ich seinen Worten, leise, ganz auf meine Art, die Unterschiede zwischen uns deutlicher denn je.
Ich kannte ihn nicht. Ein Fremder mit einer Geschichte. Das war er und besaß die Macht, jene Faszination zu erwecken, von der ich dachte, sie vor langer Zeit verloren zu haben. Denn die Unsterblichkeit ließ Herz und Verstand verblassen. Manchmal glaubte ich, den Sinn zu vergessen, falls es denn je einen gegeben hatte, und dass es dort ein Ende gab, wo das Licht niemals schien.
Die Nacht... Dunkel und gefährlich.
Wind kam auf und griff in mein Haar, erfasste die leichte Kleidung, edel, teuer, erschaffen in Gold, und doch nichts wert. Finster war der Grund tief unter uns, tödlich, vernichtend.
Ich frage mich, ob ein Sturz aus dieser Höhe einem Vampyr das Leben nimmt. Ich frage mich, was geschehen würde, wenn...
Ein Lächeln bildete sich auf meinen Zügen, ein schelmisches Glitzern in meinen Augen, während ich seinen Blick erwiderte. Ich konnte sie sehen, die Hoffnung, konnte sie lesen, die stumme Bitte. 
Vertrauen. Nichts als das.
Doch das Funkeln verschwand so schnell, wie es gekommen war und seine Hand löste sich aus der meinen. Die Verbindung war fort, der kurze Moment der Zweisamkeit vorbei, die Emotion erloschen. Erneut. Ich wandte mich ab, akzeptierte seine Wahl, gab ihm die Freiheit, selbst zu entscheiden, sich gegen mich zu entscheiden.
Ein Sturm, der am Horizont sich festigt. Ein Sturm um uns herum, ein Sturm in meinem Innern. Was ist es?
Ich hob den Kopf, starrte mit weiten, offenen Augen zu den Wolken hinauf. Wollte ich seinem Blick entweichen? Einem letzten Zurückschauen widerstehen? Ich wusste es nicht. Es war nicht von Bedeutung.

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Nova

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Re: Fear me [FSK 18 - zum Mitlesen]

von Nova am 13.01.2022 16:56

Blindes Vertrauen oder meine Risikofreundschaft, eines davon hätte es sein können, dass mich vergessen lassen wollte wer ich war, mich beinahe dazu verführt hatte diesen einen Schritt zu gehen. Einen Weg zu beschreiten, von welchem es kein Zurück gab, der mich entweder mein Leben oder mein Ansehen kosten konnte. Und dennoch glaubte ich spüren zu können, dass ich nicht alleine gefallen wäre, der Fantasie einer möglichen Wendung meines Schicksals, einer möglichen anderen Realität hinterher trauerte, welche ich durch meine Entscheidung bewusst abgelehnt hatte. Mich möglicherweise davor bewahrt hatte einen Fehler zu begehen, der nicht bloß mich sondern jene goldene Blutlinie betraf, welche ich stets gewissenhaft vertrat.
Es wäre ein Ableben, welches noch lange als Schauermärchen durch die Mauern der Schlösser geistern würde. Ein Rätsel, welches lediglich jener Verstorbener hätte lösen können. Ein Mysterium, welches nie aufgeklärt werden könnte, damit dazu verdammt war ewig weiter zu leben. Ein Gefangener, welcher seinen Ketten bloß auf einer Art und Weise entkommen konnte, denn der Tod war es, welcher als einziges wahre Freiheit bringen konnte, nicht?
Skurrile Gedanken, die mir dennoch ein Schmunzeln entlockte, denn vor dem Tod hatte ich weder Angst, noch würde ich ihm zu entfliehen versuchen. Er war vorherbestimmt, für einen Vampyr weniger als für all jene unwissenden Menschen, dennoch unausweichlich. Wozu die eigene Vorstellungskraft doch fähig war, wenn sie dem eigentlichen hier und jetzt entfliehen wollte, einem vorgaukelte sich falsch entschieden zu haben, vor Augen führte was hätte sein können. Und dennoch war es nichts weniger als jene Kraft, die mich genau die Sicherheit anzweifeln ließ, mit welcher ich mich aus der Affäre gezogen hatte.
"Nun..." ich hatte Abstand zischen uns gebracht, mich neben den Flügelfenstern positioniert mit dem eigentlichen Gedanken so still und heimlich wieder zu verschwinden wie ich aufgetaucht war. Ihn erneut seiner selbst zu überlassen, es bei diesem kurzen Aufeinandertreffen zu lassen und kein weiteres Wort über die Geschehnisse dieses Abends zu verlieren. Ich hatte vorgehabt zu vergessen und zu leugnen, denn das wäre es gewesen, was man von mir erwartete.
"...mir kam zu Ohren sie seien ein äußerst beschäftigter Mann... dennoch würde ich sie um einen kleinen Gefallen der besonderen Art bitten..." Mit Daumen und Zeigefinger versuchte ich zu verdeutlichen, wie winzig dieser Gefallen doch sein sollte. Eine Lüge. Eine Lüge, welche es mir erlauben sollte zu verschwinden, erneut jene ungeschriebenen Regeln zu brechen, wie so oft schon. Nur wollte ich es dieses Mal nicht alleine, verfolgte ein Gefühl, bloß den Hauch einer Möglichkeit. Denn ich durfte nicht vergessen wer er war, wer ich war und welche Ziele ich trotz gewisser Meinungsverschiedenheiten mit Mitgliedern meines Adelshauses verfolgte. Nicht vergaß dass Blut doch dicker war als Wasser, ich stets zu jenen halten musste, die mir ebenso den Rücken stärkten. Meine Hand umschloss die Klinke des hellen Fensters, hinter welchem bloß die schweren, dunklen Vorhänge zu erkennen waren. Den Blick über die Schulter auf ihn gerichtet, abwartend auf eine Antwort, eine Ab- oder Zusage zu meinem Begleiter zu werden.
Ein Gefühl als Ausrede mit dem Willen weitaus Größeres zu erreichen, eine neue Ära einzuläuten.
Lass uns Spielen, Lumiére.

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