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The Headwinds - Handlung

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Zladune

27, Weiblich

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Beiträge: 1161

Re: The Headwinds - Handlung

von Zladune am 27.10.2022 23:30

Reglos starrte der kleine Drache das Feuer nieder. Wanderte dann mit einem langen Blick das gesamte Kochgestell ab. Verharrte letzten Endes auf dem Griff des Kessels. Die Federn waren inzwischen derartig aufgebauscht, dass Jasper tatsächlich ein paar Zentimeter größer wirkte. Aber es war nicht genug. Nicht groß genug zumindest, um einfach den gesamten metallischen Behälter samt Inhalt zu packen. Nachdenklich legte er den Kopf schief. Vielleicht wenn er ja... aber nein. Dann würde er ja nicht mehr durch die Tür passen.

Worte erklangen neben ihm. Sanfter ausgesprochen, als er bislang gewohnt war. Jasper ignorierte die Trägerin dieser Stimme, so, wie er ihrer Präsenz von Anfang an bewusst keine Beachtung geschenkt hatte. Einzig das kleine, ruckartige Hin- und Herzucken des gefiederten Schweifes auf dem Boden verriet, dass er sie überhaupt gehört hatte. Die stets griesgrämig dreinblickende Menschenfrau. Die seinem Partner gedroht hatte. Ihn meist ausnahmslos unfreundlich behandelte. Sich selbst und dadurch auch seinen Gefährten in Gefahr gebracht hatte ... Die ihnen Futter und Unterkunft anbot ...Notos lächelte oft in ihrer Nähe... Er verstand es nicht. Verstand sie nicht. Alle beide.

Die fremde Frau sprach weiter. Du solltest deinen Gefährten besser erziehen. Jasper legte die Ohren an, verengte die Augen zu Schlitzen. Ließ von diesem feindseligeren Verhalten jedoch sofort ab, kaum dass Nirah weiterredete. Wäre es leichter gewesen, seinen Gefährten nach draußen zu bringen? Für einen Moment war der Blick des Drachen nur lautlos auf das orangene Flackern der Flammen vor ihm gerichtet. Dann versuchte er die Geste nachzuahmen, die er bei Menschen schon unzählige Male gesehen hatte – und bewegte verneinend den Kopf von einer Seite zur anderen. Nur, dass es bei ihm nicht ganz wie geplant funktionierte, er noch dazu beinahe simultan seinen ganzen Körper schüttelte.

Als die Rothaarige vorsichtig auf ihn zuschritt, rührte sich Jasper keinen Millimeter von der Stelle. Stattdessen wandte er sich ihr langsam zu, ließ die goldbraunen Augen auf ihr ruhen, beobachtete sie strengstens. Jedoch wich Nirah nicht vor ihm zurück. Nein, sie hatte sogar den Mut, ihn um etwas Geduld zu bitten. Und ihm sogar die Schüssel zu nehmen. Sein Blick folgte der Fremden noch lange, selbst als sie im Haus verschwand. Kurz daraufhin wieder auftauchte. Mit neuen Schüsseln fürs Essen?

Jasper musterte Nirah fragend, folgte ihren Handbewegungen. Sie... füllte eine der Tonschalen? Kaum hatte sie die erste Schüssel auf die Bank gestellt, war der Drache bereits auf diese gesprungen. Beschnupperte den Rand. Machte den Eindruck, als wäre er drauf und dran, auch diese Schüssel wieder den ganzen Weg zurückzuziehen. Irgendwie. Doch die Heilerin kam ihm zuvor, schnappte sich beide Portionen und war dann bereits auch schon wieder auf dem Weg. Diesmal zu Notos' Hütte. Sie wollte ihm helfen? Jasper betrachtete die seltsame Menschenfrau noch für eine ganze Weile nachdenklich, bevor er von seinem hölzernen Sitzplatz runterhüpfte und ihr hinterherhetzte.

Das Zimmer, welches beide Wesen betraten, lag inzwischen vollständig in der Halbdunkelheit versunken. Einzig eine winzige, tänzelnde Flamme erhellte den schummrigen Raum, warf dafür umso tiefere Schatten an den Rändern und Ecken, erzeugte dort dunkle, flackernde Konturen. Für ihre Größe gab die kleine, tönerne Öllampe erstaunlich viel Licht ab, beleuchtete entschlossen ganz allein die unmittelbare Umgebung bei der Ablage neben dem Bett – und ermöglichte somit auch einen Blick auf einen verdutzt aussehenden Notos, welcher, mit einem Verband bewaffnet, gerade den weißen, festen Stoff durch eines der gebohrten Löcher am Astende zog. Inzwischen schien er die Abwesenheit seines Partners dazu genutzt zu haben, um auch den unteren Teil seiner Montur für die naturfarbenen Kleider auszutauschen, welche Nirah ihm gegeben hatte. Jasper quittierte diese Erkenntnis mit einem mürrischen Blick.

Welcher jedoch sofort zu der Heilerin rüber schwenkte, kaum dass diese beide Schüsseln auf den Tisch abstellte. Jasper horchte auf. Also war die eine Portion doch nicht für sie selbst gedacht? Sondern sie nutzte ihn als Vorwand, um auch Notos etwas mehr zu Essen unterzujubeln? Etwas wie ein Funken an neugefundenem Respekt schlich sich in die goldenen Augen, als der kleine Drache an der Rothaarigen vorbeihuschte. Dabei wie unbeabsichtigt einmal dankend seinen Kopf an ihrem Hosenbein rieb, bevor er mit schneller Trippelschritten zu seinem Partner sprintete, ihm besitzergreifend auf die Schulter sprang. Lauernd Nirah im Visier behielt.

Notos sah bei dem klaren Vorwurf, dass er sich nicht gut genug um seinen Gefährten kümmerte, unverständlich zu dem kleinen Drachen. „Stimmt das? Warum hast du mir nichts gesagt, Jasper? Ich hätte dir sofort was geholt." Scharfe Krallen bohrten sich in seine Haut, sendeten verärgerte, elektrische Impulse. Er musste sich hüten, nicht laut aufzuseufzen. Natürlich hätte er sich dann keine eigene Portion geholt. Wollte diese auch nicht haben oder sie von Nirah verlangen... warte, sie wollte gehen?

Noch im selben Moment legte Notos seine Sachen beiseite, richtete sich mit einem hektisch klingenden „Warte kurz, Nirah" auf – und wäre beinahe sofort wieder aufs Bett gefallen. Allein das scharfe, befehlsgebende Kribbeln auf seiner Schulter hielt ihn davon ab, noch einen weiteren, schwankenden Schritt zu tun. Mit einer flüchtigen Bewegung massierte sich Notos die Schläfen, schüttelte etwas den Kopf. Mit dem Schwindelgefühl hatte er nicht gerechnet. Es war ihm lange nicht mehr passiert, dass ihm vom schnellen Aufstehen schwarz vor Augen geworden war. Lag das an seinem Hunger? Oder war das eine der Nebenwirkungen, von der Nirah gesprochen hatte? Nun, wenn Kreislaufprobleme das Einzige waren, was ihn erwarten würde, dann würde es schon nicht so schlimm werden.

Mit einem verhaltenen Lächeln versuchte er sein kleines Zögern zu vertuschen. Stützte sich dabei mit einer Hand vorsichtshalber nebenbei an der Stuhllehne. „Danke, erstmal, für deine Hilfe. Und, dass du auf Jasper Acht gibst. Aber... ich hätte tatsächlich noch zwei Fragen, wenn ich darf?" Sein Blick fiel auf die Schüsseln voller Eintopf, dann auf das ganze gesammelte Material auf dem Bett, bevor er sich abermals Nirah zuwandte. Sich dabei unsicher über den Nacken rieb. „Nun, ich habe mich gefragt... dankt man bei euch der heiligen Mutter auch für ihre ... Führung? Und Schutz? Oder generell allem? Besser gesagt... wie und wofür dank man ihr generell? Und..." Ein kleines, befangenes Grinsen wurde kurz auf seinen Zügen sichtbar. „Hat sie oder du etwas dagegen, wenn ich hier etwas aufhängen würde? Oder draußen? Nur solange ich hier gefangen gehalten werde, natürlich", meinte er witzelnd. Gott, er musste sich wie ein Idiot anhören... Aber das war es ihm wert.



Antworten Zuletzt bearbeitet am 28.10.2022 13:29.

Saphyr

26, Weiblich

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Neuling

Beiträge: 1075

Re: The Headwinds - Handlung

von Saphyr am 25.10.2022 14:48

Dieses Mal ignorierte Nirah Notos' Getue so gut es ging. Ließ es außer mit dem üblichen ablehnenden Schnauben unkommentiert. Die Bitten einer Dame? Hatte sie das nicht schon einmal gehört? Es erinnerte sie daran, dass sie gedroht hatte ihn zu treten. Vielleicht müsste sie das doch noch wahr machen. Anders als gedacht. Hatte sie bei ihrem ersten Zusammentreffen im Wald noch gedacht, es würde aufgrund seines mehr als zweifelhaften "Charmes" sein, war es nun der Gedanke, ihn zur Ruhe zwingen zu müssen. Zurück in die Hütte, falls er wieder Ausflüge machte und danach auf direktem Weg ins Bett. Seine Antwort war kein Versprechen, kaum eine Zustimmung. Störrisch war das einzige Wort, das immer wieder in ihrem Kopf erklang. Störrisch und mit Absicht enervierend. Mit einem Tiefsinn, der sich gut dahinter verbarg, sich nur manchmal seinen Weg nach außen bahnte. Langsam entwickelte diese Mischung die Eigenschaft, wohlvertraut zu wirken.

Das änderte nichts daran, dass seine nächsten Worte einen Blick aus großen Augen voller Überraschung heraufbeschworen. Und Verwirrung. Verärgerung. Alles gleichzeitig. Es steht dir. Sie holte Luft, wie um etwas zu sagen. Klappte den Mund dann wieder zu. War das so etwas wie die Rache für ihren eigenen Spott? Es klang kein bisschen wie eine Stichelei. Nicht wie ein Vorwurf, dass sie zu wenig lächelte. Oder doch? War es womöglich ernst gemeint? Sie war sich nicht sicher, ob das Lächeln nicht doch eher ein Grinsen war.
Bevor sich ein wortloses Starren einstellen konnte, rauschte Nirah bereits davon. Auf ihrem Weg nach draußen warf sie mehrmals hastige Blicke über die Schulter. Verwundert, fragend, getrieben. Wie auf der Flucht. Sie stolperte beinahe über ihre eigenen Füße. Draußen verwandelten sich die misstrauischen Blicke zu einem Kopfschütteln aus zusammengezogenen Augenbrauen. Welches anhielt, bis sie unruhig und unentschlossen in die Flammen des Lagerfeuers starrte.

Ein dummer Spruch, entschied sie. Ein Spruch typisch für Notos. Sie schnappte sich einen Holzscheit und warf ihn mit Nachdruck in das Feuer. Funken stoben auf.
Schau doch nicht immer so böse. Wirklich Nirah. So brauchst du dich nicht wundern, dass die anderen nicht mit dir spielen wollen. Du musst mehr lächeln, ein bisschen aus dir heraus gehen. Das hat noch keinem geschadet. Erinnerungen an eine wohlmeinende Stimme und belehrende Augen.
"Ich schaue nicht böse." fuhr sie die Flammen vorwurfsvoll an. Mehr Holz folgte dem ersten Holzscheit. Kleine und größere Äste. Sogar Steine, die sie vom Boden auflas und hineinwarf. Weitere Funken, tanzend im Dämmerlicht der bald anbrechenden Nacht.
Und ich lächle sehr wohl, fügte sie in Gedanken hinzu und schleuderte dabei einen Stein versehentlich gegen das Kochgestell. Er prallte ab und erzeugte ein metallisches Klirren. Die nächsten Steine und eine Menge Dreck trat sie mit dem Fuß in eine beliebige Richtung von sich.
Es steht dir. Konnte ihm doch egal sein. Konnte allen egal sein. Sie musste nicht um die Gunst anderer Menschen ringen. Wem es nicht gefiel, wie sie schaute, konnte ja fernbleiben. Das funktionierte wunderbar. Oh, sie hatte es versucht: Zuerst erzwungene Versuche eines freundlichen Lächelns, dann eines unsicheren. Damit einhergehende Bemühungen, mehr abzuwarten, die Füße stillzuhalten, Zurückhaltung zu üben und sich gleichzeitig besser einzubringen. Am Ende hatte ihr eigenes Lachen in der Stille seltsam schrill und das Lächeln gequält gewirkt. Verwirrte Gesichter, die sich einander zuwandten, von ihr ab. Das Gefühl mehr als zuvor ein unerwünschter Gast zu sein, je länger sie versuchte all den Ratschlägen zu folgen. War es danach erst zur Gewohnheit geworden, sich von den tröstenden Armen der Wälder umschließen zu lassen?

Irgendwann hörte Nirah damit auf, frustriert Dinge herumfliegen zu lassen. Sie setze sich auf eine der Bänke und wärmte sich. Die Hütte war nicht die ihre und so bot sie keine wirkliche Zuflucht an, keine Verheißung von Entspannung. Das hier mochte nicht der einsame Ort im Wald sein, den sie zu ihrem persönlichen Rückzugsort auserkoren hatte, aber die Nähe des Wassers, die flirrende Energie, das prasselnde Feuer beruhigten sie dennoch. Mehr als das kahle Zimmer es tun könnte. Weiter entfernen sollte sie sich nicht, nicht heute Abend. Geistesabwesend rührte sie den Eintopf, setzte sich wieder, schloss die Augen. Und öffnete sie sofort wieder. 
Etwas regte sich, ein leises Geräusch. Nirah sah sich Notos gegenüber, der innehielt, sie kurz ansah, um danach so rasch wie möglich davonzulaufen. Die Versuchung etwas zu ihm zu sagen, ihn zurückzurufen war groß. Aber ... eigentlich hatte sie überhaupt keine Lust, mit ihm zu interagieren. Und würde es etwas bringen? Wenigstens schlich er sich nicht abermals ungesehen davon. Sie seufzte und lehnte sich wieder zurück, behielt aber die Umgebung um das Gebäude noch etwas weiter im Blick. Wenig später tauchte ein heller Haarschopf hinter der Ecke auf. Notos trug ... Holz im Arm? Nirah ließ es sich nicht nehmen, demonstrativ die Arme zu verschränken und ihm einen langen, strengen Blick zu schenken, bevor er nach drinnen huschte. 
Was in aller Welt trieb er mit diesen Dingen? Lohnte es sich dafür, die letzten Momente von erholsamer Ruhe aufs Spiel zu setzen, bevor er die volle Wirkung seiner Heilung zu spüren bekam? Nun, das war seine Sache. 

Sie rutschte nach kurzem Überlegen von der Bank und setzte sich auf den Boden. Den Rücken an das Holz hinter ihr gelehnt, die Beine ausgestreckt. Die Schmerzen waren ein allgegenwärtiger Begleiter, hielten sich aber in Grenzen, seit sie nicht mehr ohne Pause laufen musste. Wieder schloss sie die Augen und ließ sich endlich davon treiben. Hitze brannte auf ihrem Gesicht und ihren Füßen. Das leise Knacken des Feuers war ein willkommenes Geräusch. Ebenso wie das beginnende Konzert einiger Grillen und die letzten, langsam verklingenden Vogelrufe. Sie nutzte die Zeit, um die allzeit präsenten Magieströme wie nebenbei um ihre Verletzung zu beugen. Es war eine einfache Fleischwunde, nichts Kompliziertes. Dafür machte sie sich nicht die Mühe, noch ein zweites Mal die Heilerutensilien zu plündern. Sie wollte einfach etwas Ruhe. Ohne Widerstand ließ sich der kleine Heilzauber bewerkstelligen, so wie es sein sollte. Es fühlte sich weniger wie Anstrengung an, mehr wie ein Heimkommen an einen vertrauten Ort. Friedvoll. 

Es dauerte etwas, bis ein seltsames Schleifen bis an ihr Bewusstsein drang. Erst als es aufhörte, wurde ihr klar, dass es nicht hierher gehörte. Außerdem überkam sie der eigenartige Eindruck, nicht mehr alleine zu sein. Nirah blinzelte. Zuerst sah sie das Feuer, das sich nun stärker von der zunehmenden Dunkelheit abhob. Langsam drehte sie den Kopf, um sich nach der Quelle des Geräuschs umzusehen. Ihr Blick blieb an einer kleinen Gestalt hängen, die ein Stück entfernt in der Lücke zwischen den Bänken saß und das Feuer ansah. Sir Jasper, erkannte sie überrascht. Sie sah sich weiter um, konnte aber Notos nicht entdecken. Der Katzenvogel war alleine hier draußen. Und sie hatte sich geirrt: Er sah nicht das Feuer an, sondern den Kessel. Zu seinen Füßen lag eine Schale. Die Schüssel, die sie Notos gebracht hatte. Leer. 

Nirah ließ ihren Blick weitere Sekunden auf dem Wesen ruhen und glaubte dann zu verstehen. Vorsichtig und möglichst langsam zog sie sich auf die Beine, wollte Sir Jasper nicht erschrecken oder gar verscheuchen. "Hast du die Schüssel ganz alleine hierher gebracht, hm?", sprach sie mit sanfter Stimme, wohlwissend, dass sie keine Antwort bekommen würde. "Du solltest deinen Gefährten besser erziehen." schmunzelte sie. "Er hätte einfach nach draußen kommen können. Das wäre etwas leichter gewesen."
Sie machte einen kleinen Schritt auf ihren Besucher zu, sah ihn zögernd an. "Darf ich?", fragte sie und deutete auf die Schüssel. Wachsam kam sie noch etwas näher und hob die vom Boden auf. Die glänzende Tonoberfläche war übersät von Dreck, außen wie innen. 
"Gib mir einen Moment, ja?", bat sie Sir Jasper und lief dann in ihre Hütte. Kurz darauf kehrte sie mit zwei größeren und vor allem sauberen Schüsseln in den Händen zurück, welche sie kurzerhand aus dem Schrank gezogen hatte. Sie füllte erst die eine mit Eintopf, stellte sie auf der Bank ab. Dann die andere. Und nahm sie schließlich beide. 

"Komm mit, ich bringe es für dich nach drinnen." erklärte sie. Daraufhin ging sie auf Notos' Quartier zu, sah sich auf dem Weg mehrmals nach Sir Jasper um, ließ die Tür für ihn weit offen. Mit dem Ellenbogen klopfte sie an die angelehnte Tür und drückte sie anschließend auf. Ein Ausdruck von leichter Verwirrung schlich sich in ihre Züge, als sie Notos erblickte. Es wollte sich ihr nicht erschließen, was er da tat. Sie sagte nichts dazu, hob nur die beiden Schüsseln, zeigte ihm so, warum sie hier war. "Dein Partner hat noch Hunger." sprach sie den Krieger vorwurfsvoll an. "Ich habe dir gleich auch noch etwas mitgebracht." Damit stellte sie das Essen ab und wandte sich wieder zum Gehen. 


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Zladune

27, Weiblich

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Re: The Headwinds - Handlung

von Zladune am 22.10.2022 23:45

Es war auf gewisse Weise bizarr, wie erleichtert man nach einem einzigen, leisen Anknurren sein konnte. Es hatte beinahe einen beruhigenden Effekt auf ihn. Der Anflug eines kleinen, vorsichtigen Lächelns huschte über Notos' Miene, als er die ihm inzwischen wohl bekannte Äußerung von Nirahs mürrischer Unzufriedenheit vernahm. Das war ihm schon lieber. Bissige Kommentare, genervtes Schnauben, feindselige Blicke... damit konnte er deutlich besser umgehen als mit einer von Furcht geprägten Haltung. Als er aus dem Augenwinkel bemerkte, wie ihre verschreckte Ausstrahlung langsam abzuflauen begann, traute er sich sogar, wieder etwas den Kopf zu heben.

Nur um die Heilerin letztendlich bei den darauffolgenden Worten doch direkt anzusehen. Dezente Verwirrung prägte seine Züge, wandelte sich bald jedoch zu verhaltener Verlegenheit. Seine Tätowierung war am Leuchten gewesen. Und es sieht hübsch aus. Hatte Notos zuerst nur überrascht die Brauen in die Höhe gezogen, so schmunzelte er nun befangen, rieb sich dabei unsicher den Nacken. Lachte leise, zurückhaltend auf. „Nun... ich werde das Kompliment an meinen Freund weitergeben." Vernon hätte Luftsprünge gemacht, wenn er Nirah jetzt gehört hätte. Oder zumindest das breiteste, stolzeste Grinsen der Welt zur Schau gestellt. Sein begabter Freund hatte bei der Erstellung dieses Tätowierung die größte Mühe und Sorgfalt an den Tag gelegt. Mehr noch, als er es sowieso schon bei seinen Kunstwerken tat. Ihm lag aus unerfindlichen Gründen sehr viel daran, war von der Idee von Anfang an hellauf begeistert gewesen.

Im Gegensatz zu ihm. Notos konnte sich noch gut daran erinnern, wie er sich davor gescheut hatte, Vernon von diesem Motiv zu erzählen. Wie bedächtig er ihm den Grund dafür erläutert hatte. Zögerlich, nicht fähig dazu, die richtigen Worte zu finden. Sich sehr wohl bewusst, dass das ganze Bild seltsam und fehl am Platz wirken musste. Unpassend für ihn, untypisch für einen Drachenritter. Vernon hingegen hat nur gestrahlt. Seine Augen haben sein inneres Feuer aufgefangen und widergespielt – auch wenn er kurz gewirkt hatte, als wolle er voller Rührung in Tränen ausbrechen. Dann setzte er jedoch von einem Moment auf den anderen eine todernste Miene auf. Als hätte man ihm die wichtigste Mission seines Lebens gegeben. Alleine die Erinnerung brachte Notos zum Schmunzeln. Vernon hatte schon immer einen Hang für Dramatik gehabt. Aber eines musste man ihm lassen: Sein Enthusiasmus war ansteckend. Und er war wirklich schwer von etwas abzubringen, wenn er es sich einmal in den Kopf gesetzt hatte.

Allerdings, die Schönheit von den Meisterwerken seines künstlerischen Freundes hin oder her, es war kein Grund, diese einfach anzufassen. Auch wenn sie scheinbar während der Behandlung ein wenig geleuchtet haben. Hatte er sich das Pulsieren also doch nicht eingebildet. Nirahs Heilkünste mussten wohl auf irgendeine unerklärliche Art und Weise einen Einfluss auf den feinen Edelsteinstaub in den Tätowierungen oder den Energiefluss seines Körpers gehabt haben. Momentan jedoch hatte er weder den Nerv noch die dafür benötigte Konzentration, um sich mit diesem Mysterium auseinanderzusetzen.

Notos war bereits im Inbegriff, zum Sprechen anzusetzen und der Rothaarigen in einem ruhigen, sanftmütigen Ton genau dies nochmal zu erläutern. Dass er ihre Neugierde verstand, aber selbst diese ihre Grenzen hatte. Jedoch kam ihm seine Begleiterin zuvor, gestand sich nach einem Zögern ihren kleinen Fehltritt selbst. Und auch wenn er bei der Erwähnung, dass ihn keine Schuld traf, erst protestierend die Luft einsog, kam kein Wort über seine Lippen. Stattdessen senkte er nur abermals verhalten den Blick, gab ein knappes Nicken von sich. Sie würde es ohne seine Erlaubnis nicht nochmal tun. „Dafür wäre ich dir sehr dankbar", meinte er leise, aber ehrlich.

Der eigenartigen, unbehaglich werdenden Stille, die sich abermals zwischen sie zu drängen versuchte, wurde schnell Einhalt geboten. Erneut von Nirah, die sich ein missmutiges Tadeln nicht nehmen ließ. Notos unterdrückte ein Schmunzeln, lächelte nur stumm. Ja, ja sie hatte ihm gesagt, er solle sich nicht unnötig bewegen. Allerdings war sein Ausflug nötig gewesen. Ihm wäre hier ansonsten das Dach auf den Kopf gefallen.

 

Seine Heilerin schien anderer Meinung. Er erwiderte das aufgebrachte Funkeln in Neelas Augen wie immer mit einem gutmütigen, arglosen Lächeln. Moment. Was? Warte. Notos runzelte verwirrt die Stirn. Nicht Neela. Nirah. Wie hatte er es überhaupt geschafft, die beiden zu vertauschen? Nirah war seiner Schwester in keiner Hinsicht ähnlich. Gut, vielleicht vereinzelt, in einigen wenigen Aspekten. Aber das war zu wenig, um... es musste wohl gerade an der Ausstrahlung gelegen haben.

Zu weiteren Grübeleien wäre er sowieso nicht gekommen. Besagte Person drückte ihm nämlich einfach einen Fleischspieß in die Hand und ließ ihn verdutzt stehen. Er hatte kaum Zeit, ein leicht überfordertes „Danke" von sich zu geben, da kehrte die Heilerin sogleich wieder zurück. Um seinen Ring zurückzugeben. Ein amüsiertes Schmunzeln kämpfte sich auf sein Gesicht. Immerhin schien er nicht der Einzige hier zu sein, der etwas durch den Wind war. Dabei würde er den Ring sowieso nicht gleich anziehen. Nicht ohne Reinigung und solange sich noch Nirahs Spuren darauf befanden. Sie hätte ihn genauso gut noch für eine Weile behalten können.

Als sich die Rothaarige abermals umdrehte, war er bereits dabei, noch einen Schritt zurückzutreten, damit sich die Heilerin nicht an ihm vorbeidrängen musste. Doch seine Begleiterin blieb überraschenderweise diesmal vor ihm stehen. Gab ihm noch ein paar Informationen und Ratschläge. Notos zog leicht die Brauen zusammen. Nebenwirkungen? Auf die konnte er gut verzichten. Aber er würde darauf verstärkt Acht geben. Und was die andere Sache mit dem Schonen anging.... Ein verschmitztes Grinsen stahl sich auf seine Lippen, wenngleich ein wenig vorsichtiger und kleiner als gewohnt: „Nun, ich kann die Bitten einer Dame wohl schlecht ignorieren, nicht wahr?".

Beinahe wirkte die Atmosphäre zwischen ihnen wieder wie zuvor. Fast. Nur das Nirah sich bisher eigentlich ausgesprochen selten zu solchen freundschaftlichen Sticheleien wie dieser verleiten ließ. Wie von selbst wanderte seine Hand in Richtung der Blumen, über die seine Begleiterin scherzte. Erwiderte ihren amüsierten Ausdruck mit einem warmen Schmunzeln. Das Grinsen, so gut sie es auch verstecken wollte, hatte er sehr wohl gesehen. Die nächsten Worte waren über seine Lippen gekommen, noch bevor er wirklich über sie nachdenken konnte. „Und du solltest öfter lächeln. Es steht dir." Anders als bei Nirah schwang jedoch kein Spott in seiner Stimme mit. Sein eigenes, sanftes Lächeln spiegelte nichts als pure Aufrichtigkeit wider.
Noch für ein paar weitere Augenblicke sah er der Heilerin nach, bevor sich der Korb in seinen Händen regte. Jasper machte auf sich aufmerksam, begann mit der Pfote nach dem Fleischspieß auszuholen. Notos lachte belustigt auf: „Ist ja gut, ist ja gut. Ich geh ja schon."

Kaum hatte er den Korb in seinem Zimmer abgesetzt, kletterte der kleine Drache heraus, stieß sein Transportmittel dabei um. Fixierte das Abendessen, welches ihm bevorstand. Welches ihm sein Gefährte aber nicht geben wollte. Nicht zumindest, bevor er abermals ein kleines Tuch auf dem Tisch ausgebreitet hatte und darauf das Fleisch legte. Wohl als Ersatz für einen Teller. Notos selbst hingegen sammelte erst seine Funde auf, bevor er sich mit ihnen auf das Bett setzte. Beobachtete seinen Partner schmunzelnd dabei, wie er alles verschlang. Seiner eigene Mahlzeit wandte er sich jedoch noch nicht zu. Zuerst berührte er mit einer Hand sein silbernes Medaillon. Bedankte sich stumm bei den Göttern. Nach einem kurzen Zögern auch knapp bei der heiligen Mutter. Tat man das hier? Er würde Nirah fragen müssen.

Doch selbst danach aß er nur langsam, einen Löffel nach dem anderen. Machte dazwischen viele Pausen, in denen er die aufgesammelten Materialien sortierte. Damit begann, die Lederbänder und stellenweise sogar die Verbände um die Äste zu wickeln. Mithilfe seiner Waffen vorsichtig Löcher an den ein oder anderen Stellen zu bohren. Auch wenn jede Unterbrechung ihn zunehmend daran erinnerte, wie groß sein Hunger wirklich war. Sein Magen zog sich jedes Mal aus Protest schmerzlich zusammen, wenn er ihm einen weiteren Löffel verwehrte. Aber genau dies war auch der Grund, warum er sich so viel Zeit mit dem Essen ließ. Wenn er jetzt alles auf einmal verdrücken würde, würde mit Sicherheit eine Quittung in Form von Übelkeit folgen. Auch wenn der Eintopf wirklich gut war. Wenn es nicht auch so noch recht schwül draußen wäre, hätte er höchstens vielleicht noch ein paar der Feuerbeeren reingeworfen. Die würden sicherlich hervorragend den Körper von innen wärmen.

Fast schon mit einer gewissen Betrübtheit betrachtete Notos die inzwischen leere Schüssel. Nirahs Angebot, sich noch eine zweite Portion zu holen, ging er jedoch nicht nach. Auch wenn er sie sicherlich willkommen heißen würde. Aber das konnte er sich nicht erlauben. Er würde sich ihr nicht mehr aufbürden als nötig. Wollte das zarte Band des wiedererstellenten Friedens zwischen ihnen nicht strapazieren. Mit einem lautlosen Seufzen stand er auf, stellte die Schüssel auf den Ablagetisch. Erlangte beim Vorbeigehen das Interesse von seinem Partner, der ihn erst schief anschaute, dann den zur Hälfte gefressenen Spieß auf das Tuch legte. In seine Richtung schob. Notos lächelte gutmütig winkend ab, trat stattdessen nach draußen. Dieses Mal benutzte er jedoch nicht das Fenster, sondern die Eingangstür – und sah somit sofort Nirah, wie sie an der Feuerstelle Wache hielt. Beinahe ertappt hielt er inne. Schenkte ihr ein verhaltenes Lächeln. Und verschwand mit eiligen Schritten hinter dem Haus. Nur, um keine Minute später mit drei kleineren Holzscheiten wieder in seine Hütte zu laufen. Und sich dort wieder an die Arbeit zu setzen.

Während Notos noch das letzte ihm vergönnte Licht der Abenddämmerung nutzte, um mit seiner Nadel vorsichtig feine Löcher in die Schneckenhäuser zu bohren, war auf dem Gang ein leises Schaben zu hören. Dann ein lauteres Scheppern, auf die eine kurze Pause folgte. Bevor erneut ein Klappern einsetzte. Jasper hatte inzwischen die Türschwelle überschritten. Zog mit sichtlicher Mühe tapfer die Tonschüssel hinter sich her. Immer wieder rutschten seine Zähne an dem Rand ab, aber der kleine Drache ließ sich davon nicht beirren, biss sich erneut entschlossen daran fest und schleifte die Schale bis zu dem Lagerfeuer. Plusterte sein Gefieder irritiert auf, bevor er sich setzte. Mit einem scharfen Blick den Topf mit dem restlichen Essen anvisierte. Dann den Kopf schief legte und das Gestell analysierend musterte. Wie würde er wohl am einfachsten an Futter für sich und seinen Partner kommen....



Antworten Zuletzt bearbeitet am 23.10.2022 23:24.

Saphyr

26, Weiblich

  11. Ghostwriter

Eventmanager

Neuling

Beiträge: 1075

Re: The Headwinds - Handlung

von Saphyr am 21.10.2022 17:29

Nirah balancierte das Essen in einer Hand und drückte die Tür der Hütte vorsichtig auf. Der Eintopf schwappte sacht in der Schüssel hin und her. Fleisch und Gemüse schwammen an der Oberfläche. Einige Tropfen Fett rannen an der Fasanenkeule herab, hinterließen glänzende Spuren am Spieß. Der Duft von beidem wehte ihr um die Nase. Wäre sie nicht gut gesättigt, käme sie in Versuchung, ein Stück abzubeißen. Vielleicht würde sie sich später noch eine Schüssel nehmen. Es blieb abzuwarten, wie viel übrigblieb. Nachdem Notos seinen Hunger gestillt hatte. Im Gegensatz zu ihm hatte Nirah vorhin schon eine Kleinigkeit gegessen. Er musste sehr hungrig sein. Die Mahlzeit gestern Abend hatte sich aufgrund eines gewissen blauäugigen Verfolgers in Grenzen gehalten. Sie würde sich trotzdem sehr wundern, falls er den Topf leerte. Es war viel, etwas zu viel für zwei Menschen. Und ein kleines, katzenähnliches Wesen. Ob Sir Jasper wohl auch Eintopf zu sich nehmen würde? Vermutlich nicht. Was übrig blieb, könnten sie auch noch morgen essen.

Sie ertappte sich dabei, grobe Pläne für Essen und Versorgung für mindestens drei weitere Tage zu machen. Dabei hoffte sie, dass ihr Arrest hier hinten sich möglichst kurz gestaltete.
Musste sie hierbleiben, bis Notos vollständig gesund war? Bis ihr Bein verheilt war?
Sie gab zu, es war ruhig, so abgeschnitten vom Rest des Dorfes. Niemand kam hierher. Höchstens der alte Weißhaar oder ein Jüngling, der ihnen Verpflegung brachte. Ihr gefiel nur nicht, ihrer Freiheit beraubt worden zu sein. Nicht tun und lassen zu können, was sie wollte.
Sie wäre gerne in ihrer eigenen Behausung. Sie war winzig und hatte wenig Platz für Habseligkeiten, ja. Trotzdem war es momentan ihr Zuhause. Der Ort, wohin sie sich zurückziehen konnte, der Sicherheit und Geborgenheit bot. Wie gerne hätte sie sich nach dem Essen in ihrem eigenen Bett vergraben. Zwischen den weichen, ausgefransten Decken, die teilweise aus der Hand ihrer Mutter stammten. Weit weg von Menschen. Von Notos. Seiner Mischung aus nervtötender Albernheit und erschreckendem Ernst. Seinen Augen und was sie bedeuten mochten. Von allem. Sich nur den Stoff über den Kopf ziehen und verschwinden.


Selbst wenn es ihr erlaubt wäre, sie konnte ihren Patienten die nächste Zeit nicht ganz alleine lassen. Bald sollte die Wirkung des Heilrituals für ihn spürbar werden. Und sie hatte keine Ahnung, wie heftig sein Körper darauf reagierte. Bei einer normalen Vergiftung hätte sie auf Erschöpfung, Fieber, vielleicht auch Übelkeit getippt. Wie schwer kam ganz auf den Fall und den Patienten an. Nur, dass diese Vergiftung scheinbar durch Magie erzeugt worden war. Und sie überhaupt nicht wusste, ob sie sich wirklich wie eine Vergiftung verhielt. Eigentlich wusste sie gar nichts darüber.

Der Ring in ihrer Tasche erinnerte sie immer wieder an die Vorsicht, zu der Notos sie im Umgang mit der Verletzung aufgerufen hatte. Sie hatte ihn erst bemerkt, nachdem sie aus der Hütte geflüchtet war. Seitdem trug sie ihn mit sich herum. Nicht am Finger, das Risiko ihn zu verlieren war zu hoch. Beinahe hätte sie ihn aus Gewohnheit zusammen mit den anderen Steinen in den Behältern voller Erde versenkt. Sie musste ihn zurückgeben. Vorhin hatte sie aber nicht umdrehen wollen, um den verärgerten Krieger erneut aufzusuchen.
Sollte seine Vorsicht ein Anhaltspunkt dafür sein, wie stark die Begleitsymptome der beschleunigten Heilung ausfallen würden ... Dann war ein Mindestmaß an Vorsicht geboten. Nicht, dass sie jemals einen Patienten nach solch einem Ritual alleine ließ.

Ginge es nur um das Abendessen, hätte Nirah länger gebraucht, bis sie zu Notos gegangen wäre. Wahrscheinlich hätte sie nach ihm gerufen, wäre gar nicht zu ihm hinein. Die Erinnerung an seine Reaktion erzeugte ein Gefühl von Widerwillen. Dieser Blick ... Es fiel ihr schwer es zuzugeben, aber es gefiel ihr besser, wenn er das dämliche Grinsen nicht aus dem Gesicht brachte. Und verhalten lachte. Oder redete. Vieles war besser als ein eisiges Schweigen, welches deutlich signalisierte, dass sie unerwünscht war. Gleichgültigkeit beispielsweise, genervtes Augenrollen und herablassende Belustigung, sogar Spott. Alles Dinge, mit denen sie umgehen konnte. Die sie selbst verwendete. Wirkte Wunder, um andere auf Abstand zu halten.
Allerdings wiegte die Verpflichtung mehr als das nervöse Flackern in ihrem Magen. Deshalb lief sie entschlossenen Schrittes auf seine Zimmertür zu und klopfte. Keine Reaktion. Vielleicht schlief er?
Sie wartete nicht lange, zögerte nur einen Moment, um Luft zu holen und trat ein.

Das Zimmer war ... leer? Noch einen verwirrten Schritt. Das Fenster war weit offen. Das leise Rauschen von Blättern in der warmen Abendbrise drang hindurch. Von Notos fehlte jede Spur. Wie auch von ihrem Korb und Sir Jasper. Er ist abgehauen. Du hast ihn vertrieben. Gut gemacht. Wieso stand dann dort noch seine ... Weiter kamen ihre Gedanken nicht.
Nirahs Körper spannte sich sofort fluchtbereit an, als ihr Name erklang. Ein leiser Laut des Erschreckens. Der Eintopf schwappte gefährlich nahe an den Rand der Schüssel. Sie konnte sich gerade noch zurückhalten, nicht wie wild herumzuwirbeln. Die Stimme war bekannt, nicht gänzlich unerwartet. Aber aus der falschen Richtung.

Vor ihr stand, wie gedacht, Notos. Direkt vor ihr. Wieso hatte sie ihn nicht eher gehört? Sie starrte ihn halb aufgescheucht, halb verärgert an. Suchte sofort nach einem Anzeichen von Wut oder Bedrohung an ihm. Sah hektisch einmal rechts und links an ihm vorbei. Machte gleichzeitig einen Schritt zurück, von ihm weg. Fand jedoch nichts dergleichen. Im Gegenteil, er war bereits auf dem Rückzug. Als flüchtete er vor ihr. Ihr Herz pochte noch immer lauter als es sollte. Was hatte dieser Mann bloß mit seiner Angewohnheit, sie zu erschrecken?

Einen Moment lang standen sie sich wortlos gegenüber. Etwas passte nicht so recht in das Bild, das sie erwartet hatte. Während Nirahs Haltung noch vom Schreck und vorsichtigem Misstrauen geprägt war, schien er ... fast scheu? Er sah sie jedenfalls nicht an. Es irritierte sie ein wenig, dass er tatsächlich die ihr wohlbekannte Farbe trug. Nun, zur Hälfte. Noch seltsamer war allerdings die Blume neben seinem Gesicht. Die Kombination gab seinen Zügen den Anflug von Weichheit und ... einer Zerbrechlichkeit, die sie dort nicht sehen wollte. Ließ ihn jünger wirken. Verwirrt legte Nirah den Kopf schief. War er am See gewesen? Dort wuchsen diese Blumen.

Sie erkannte den Korb in seiner Hand, als sich etwas darin bewegte. Ein Kopf lugte hervor, entpuppte sich als Sir Jasper. Dessen Federn zur Hälfte von irgendwelchen Dingen bedeckt war, die bei seinen Bewegungen an ihm herab rutschten. Goldene Augen fixierten einen bestimmten Punkt. Nirah schwenkte ihre Hand ein wenig zur Seite. Der Blick folgte. Unwillkürlich lächelte sie. Da hatte jemand Hunger.
Als sie aufsah, fand sie ihre eigene Erheiterung in dem Gesicht ihr gegenüber wieder. Einen eigenartigen, stillen Moment lang.

Dann wurde er durchbrochen von Notos' Augen, die die ihren suchten. Sie sofort wie erstarrt verharren ließ. Und einer Geste, die ... deplatziert wirkte. Nirah schüttelte sacht den Kopf. Wofür entschuldigte er sich? Oder besser: Wieso entschuldigte er sich mit solcher Vorsicht? Er hatte keinen Grund dazu. Trotzdem sorgte es dafür, dass ein Teil der Anspannung aus ihren Muskeln wich. 
"Lass das." knurrte sie ihn leise an. Doch er war noch nicht fertig, redete einfach weiter. Sie folgte seiner Hand mit den Augen, während er auf die nun versteckte Stelle deutete. Also war es tatsächlich die Tätowierung, auf die er so sensibel reagiert hatte. "Ich ..." fing sie an. Der Rest des Satzes wollte ihr nicht über die Lippen kommen. Sie war nicht gut im Entschuldigen. "Es hat geleuchtet." rechtfertigte sie sich stattdessen. "Und es sieht hübsch aus." fügte sie leiser hinzu. Ungeplant. Rutschte einfach heraus. 

Ein Seufzen bahnte sich einen Weg nach außen, die Augen kurz geschlossen. Sie hatte noch das Gefühl, dass irgendeine Reaktion von ihr erwartet wurde. Wenn er sie schon so direkt darauf ansprach. Ansonsten hätte sie wohl nie wieder davon geredet.
"Du hast nicht zu harsch reagiert. Ich hätte das nicht machen sollen. Wird nicht wieder vorkommen, Donnerschwinge." presste sie schwach hervor und drehte sich weg, ging in den Raum hinein. Die heiße Schüssel stellte sie auf derselben Ablage ab, wo vorhin die Räucherschale gestanden hatte. Gab sich so einige Sekunden Zeit, in der sie nicht mit Notos interagieren musste. Kühlere Luft wehte ihr um die Knöchel, erinnerte sie daran, dass das Fenster weit offen war.

"Hatte ich nicht eigentlich gesagt, du sollst dich nicht mehr als nötig bewegen?", brummte sie in einem strengen Ton gegen die Wand, ohne eine Antwort darauf zu erwarten. Das Fenster, die Äste, der Korb ... Er hatte sich wirklich davon geschlichen. Wie lange war er unterwegs gewesen? Wenigstens ist er zurückgekommen.
Als sie sich ihm das nächste Mal zuwandte, funkelte deutlich der Ärger in Nirahs Blick. Überdeckte den Hauch von Sorge, weil er sich nicht an ihre Anweisungen gehalten hatte. Doch sie unterdrückte den Drang, ihn noch einmal zur Ruhe zu gemahnen. Das änderte nichts, oder? Notos war der eigenwilligste Mensch, der ihr je untergekommen war. 

"Du solltest etwas essen. Falls es nicht reicht, draußen ist noch mehr. Nimm so viel, wie du willst." verkündete sie. "Hier bitte. Für Sir Jasper." Nirah streckte ihm den Fleischspieß entgegen. Damit huschte sie an ihm vorbei aus dem Zimmer, war schon beim Ausgang als sie auf der Stelle umdrehte und zurücklief. Wieder in sein Zimmer, wo sie den Ring neben die Schüssel auf die Ablage legte. Sie murmelte ein "Fast vergessen." Dieses Mal blieb sie kurz stehen, musterte Notos. 
"Ich bin draußen oder in der anderen Hütte, falls du etwas brauchen solltest. Melde dich bei mir, wenn etwas ist. Ich werde aber auch immer wieder nach dir schauen. Du wirst mit Sicherheit Nebenwirkungen von der beschleunigten Heilung haben. Das ist ganz normal. Versuch dich etwas zu schonen. Keine weiteren Ausflüge zum See. Bitte?" sagte sie ernst. "Ach und es würde deinem grimmigen Ausdruck guttun, wenn du das nächste Mal auf die Blumen verzichtest. Zerstört etwas die Wirkung." spottete sie mit dem Anflug eines Grinsens. Der Versuch von Wiedergutmachung, der Wiederherstellung von so etwas wie einer entspannten Atmosphäre.
Abrupt ging sie auf den Ausgang zu, drückte sich abermals an Notos vorbei und wollte ihren Patienten wieder allein lassen. Vorerst. 


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Zladune

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Re: The Headwinds - Handlung

von Zladune am 20.10.2022 02:09

Es schien nichts zu geben, was Notos in diesen Momenten eine einzige weitere Reaktion entlocken konnte. Weder als Nirah plötzlich einen Satz nach hinten machte, während er sich aufrichtete. Noch der donnernde Aufprall des Stuhls, der unmittelbar darauf folgte. Eher im Gegenteil. Die Augen leicht zusammengekniffen verharrte sein scharfer Blick umso mehr auf jeder noch so winzigen Bewegung der Heilerin, visierte sie geradezu an. Stutzte kurz. Irrte er sich, oder...

Seine Hand löste sich diesmal erst von der dunklen Lederummantelung seiner Schwertscheide, als erneut Anweisung erklangen. Nirah war noch nicht fertig. Natürlich. Mehr als ein leises Murren erhielt sie als Antwort jedoch nicht. Lediglich ein Hinweis verriet noch, dass er ihre Worte zur Kenntnis genommen hatte. Er erschien in Form einer kleinen Hilfestellung, indem er seine Arme ein wenig anhob. Auch den, mit dem er davor beinahe schützend seine Brust verdeckt hatte. Damit sie leichter an seine Wunde kam. Ihre Behandlung früher abschließen und somit ebenfalls danach schneller wieder verschwinden konnte.

Den Kopf hatte er dabei allerdings abgewandt, vermied es, sie direkt anzusehen. Es war ihm nicht entgangen. So flüchtig der Moment auch gewesen war. Der kurze Anflug an Angst in ihren Augen. Er hasste es. Wollte es ausgerechnet bei ihr nicht sehen. Aber diese Erkenntnis konnte ihn nicht dazu bringen, seine angespannte Haltung fallen zu lassen. Oder ihr gar zu folgen, als Nirah wirklich nach ein paar weiteren knappen Erklärungen geradezu aus dem Zimmer stürmte. Mit seinem Ring, wohlbemerkt. Ein kleiner Teil von ihm wollte ihr dennoch nach. Ihr zumindest anbieten, dass er beim Kochen aushelfen konnte. Ihr Dinge reichen konnte, damit sie nicht zu viel laufen musste. Er erstickte diese Gedanken noch im Keim.

Stattdessen stand er endlich vom Bett auf, ging raschen Schrittes zum Fenster, um die dort befestigte hölzerne Klappe mit einem Ruck aufzuschwingen. Sofort strömte ihm frische Luft entgegen, ließ ihn tief aufatmen. Dann drehte er sich abrupt um. Streifte mit einem fahrigen Blick das Zimmer, bevor er mit einem Griff den Hocker aufrichtete. Die verhedderten Lederbändchen aus dem Korb holte und zu entknoten begann. Alle seine Bewegungen wirkten mehr träge und abwesend als aufgewühlt. Wenngleich sich ein schwer zu unterdrückender Drang dahinter verbarg. Er musste einfach etwas tun.

Jasper hatte sich nach dem Abgang der Rothaarigen wieder auf dem Schrank verkrochen, wo er nun die Bemühungen seines Partners mit großer Skepsis verfolgte. Nach wenigen Minuten wurde sein Anstarren bemerkt und erwidert. Der kleine Drache wich den blauen Augen jedoch nicht aus. Selbst dann nicht, als sich eine Hand in einer fordernden Geste in seine Richtung bewegte, begleitet von der Frage: „Zumindest das Oberteil?" Die erdfarbenen Federn plusterten sich ablehnend auf. Woraufhin ein müdes Lächeln auf Notos' Zügen erschien. „Du willst mich jetzt wirklich nicht reizen, alter Freund." Jasper legte den Kopf schief. Musterte seinen Gefährten lange, bevor er verschwand. Ein Rascheln war zu hören, dann tauchte der katzenartige Kopf wieder auf. Zwischen den Zähnen, der helle Stoff eines Ärmels.

Mit tapsigen, unbeholfenen Schritten und einiges an Mühe hob der Drache ab, drehte einen Kreis über seinen weißhaarigen Menschen – und stürzte ohne Vorwarnung auf diesen herab. Notos fing seinen Partner auf, ohne sich dabei einem warmen Schmunzeln erwehren zu können. Welches nur an Intensität gewann, als Jasper seine Beute fallen ließ, stattdessen leicht die Zunge rausstreckte. Doch je länger er den kleinen Federball betrachtete, umso mehr erlosch der erheiterte Ausdruck auf seinem Gesicht. Seine Züge verzogen sich langsam, als ihn eine Welle leiser Wehmut erfasste. Ohne einen Laut von sich zu geben, drückte Notos seinen Gefährten an sich, vergrub den Kopf in dem weichen Gefieder. Jaspers Körper erfüllte bald ein tiefes, anhaltendes Vibrieren. Es dauerte eine lange Zeit, bis sich beide Wesen wieder voneinander lösten.

Notos ging. Es musste eine geraume Weile vergangen sein, seitdem Nirah aus seinem Zimmer verschwunden war. Allerdings war sie immer noch in der Nähe, er hatte sie draußen herumhantieren hören. Weshalb er sich einfach aus dem Fenster geschlichen hatte. Wie in alten Zeiten. Nur bewaffnet mit seinem Schwert am Gürtel und dem Korb, den Nirah ihnen da gelassen hatte. Letzteres war gefüllt mit verzwirbelten Verbänden und dem restlichen Teil der Wechselkleidung. Das luftige Hemd hatte er inzwischen angezogen. Eigentlich war sein Oberkörper derartig von weißen Verbänden umschlungen, dass dies fast unnötig war. Allerdings, seitdem ihm seine Begleiterin so nahe gekommen war...

Seine Gedanken drifteten ab, während er über Umwege zu dem einzigen Ort in diesem Dorf trottete, welcher ihm nicht völlig fremd vorkam. Die silbern glitzernde Wasseroberfläche begrüßte ihn wie einen vertrauten Freund. Auch wenn sein Weg ihn deutlich entfernt von seinem vorherigen Standort geführt hatte. Er erkannte diese Stelle nicht wieder. Aber es machte ihm nichts aus. Dieser Bereich war immer noch einsam und verlassen, weit weg vom Tumult der kleinen Siedlung.... Und von Nirah.

Was ihn auch daran erinnerte, warum er hergekommen war. Hier hatte er genug Platz um... In einer fließenden Bewegung setzte er den Korb ab, zog dafür sein Schwert hervor. Hielt die Spitze erst gen Himmel, dann zum See gerichtet. Visualisierte erneut, ohne die Miene zu verziehen, die Momente, an dem die Heilerin ihre Behandlung begonnen und beendet hatte. Ein scharfer Ton erklang. Dachte dann daran zurück, wie sie vorsichtig über seine Tätowierung gestrichen hatte. Ein weiteres Zischen war zu hören. Den heißen Zorn, den er dabei gespürt hatte. Diesmal folgte eine ganze Reihe an Schwerthieben, die mit einem leisen Surren die Luft zerschnitten. Doch nichts erinnerte an den federleichten, bedächtigen Tanz, den er beim morgendlichen Training zum Besten gegeben hatte. Alle Schläge waren schnell. Rabiat. Von grober Härte geprägt. Notos steckte unnötig viel Kraft in jede Bewegung, bis ihn selbst diese wenigen Minuten immer öfter nach Luft schnappen ließen.

Aber er hörte nicht auf. Vollkommen im Moment verloren, steuerte er seinen Körper vom See weg, zum Waldrand hin. Das Verlang war groß, seine Gefühle nicht nur gegen widerstandslose Luft auszulassen. Eher beiläufig fiel sein Blick auf einen Baum mit einem besonders breiten Stamm. Er zögerte nicht lange. War nach paar Schritten bei seinem erkorenen Ziel angelangt. Hatte das Schwert erhoben, bereit, es auf seinen Gegner niederschmettern zu lassen.

Dann erklang hinter ihm eine von sanftem Necken durchtränkte Stimme. „Du trägst dein Grinsen verkehrt herum. Bei deiner betrübten Miene lassen ja selbst die Blumen die Köpfe hängen." Sein Schwert stürzte mit einem dumpfen Scheppern zu Boden, bevor die Klinge auch nur einen Kratzer an der rauen Rinde hinterlassen konnte. Sofort wirbelte er herum, suchte schwer atmend die Umgebung ab. Allerdings... war da niemand. Einzig der Wind war zu hören, wie er leise durch das Blätterdach fuhr. Nur unterbrochen von dem hohen, hellen Zwitschern eines Vogels, der bei seiner Kampfeinlage noch nicht verschreckt das Weite gesucht hat. Obwohl er keine Energie in seine Klinge hatte leiten wollen, flirrte die Luft vor Hitze.

Notos ließ noch so lange seinen Blick forschend umherschweifen, bis sich sein Puls weitestgehend beruhigt hatte. Sogleich setzte statt seiner Verbitterung tiefliegender Scham ein. Ein Ritter sollte seine Waffe niemals aus Wut erheben. Allerdings war ihm dieses plötzliche, bis jetzt andauernde Gefühl von Verletzbarkeit so sehr unter die Haut gegangen... Er verzog die Miene, hob langsam sein Schwert auf und steckte es wieder in den hölzernen Behälter an seinem Gürtel. Schüttelte dabei erst sachte, dann entschlossen den Kopf. Es gab keinen guten Grund, dieser Frustrationen derartig zu verfallen. Auch wenn er sich zugegeben ein wenig besser fühlte. Mehr geerdet. Er hätte seine Ruhe in erster Linie niemals verlieren dürfen. Vielleicht setzte ihm seine Verwundung doch mehr zu als gedacht. Entweder das oder die Heilung. Er fühlte sich nicht wirklich besser. Vielmehr hatte sich seine innere Unruhe gesteigert. Inzwischen hatte er das Gefühl, dass Feuerameisen in seinen Adern krabbelten. Aber dass es sogar soweit ging, dass er anfing Stimmen zu hören... Mit einem weiteren Kopfschütteln holte Notos seinen Korb und setzte sich in Bewegung.

 

Noch trieb ihn allerdings nichts zu den Hütten zurück. Er nutzte die Zeit anders. Ging gemächlich am Ufer entlang. Suchte Ablenkung darin, dass er bestimmte Dinge aufzulesen begann. Es fing mit dem ein oder anderen, vom Wassers abgerundeten Stein an. Dann folgten die Halme langer, trockener Gräser. Moos. Alte, unbewohnte Schneckenhäuser. Das ein oder andere herabgefallene Blatt. Der Inhalt des Korbes regte sich irritiert, als sogar trockene Äste in diesem landeten. Notos ignorierte dies, fand sogar erneut irgendwie zu einem leichten Lächeln zurück. Zum Glück hatte Nirah all die Lederbände und Verbände dagelassen. Er würde es gut gebrauchen können.

Wenngleich ihm ein Blick zum See verriet, dass er wohl nicht heute mit allem fertig werden würde. Die ersten Flecken an glühendem Gold und Rot schlichen sich über die Wasseroberfläche. Und so gerne er beobachten würde, wie diese schillernden Farben die Umgebung in warmes Licht tauchen würden – er wollte die ansetzende Dämmerung ausnahmsweise gerne nicht im Wald verbringen. Allerdings, kurz bevor er aufbrechen wollte, fiel seine Aufmerksamkeit auf etwas anderes. Eines der in der Sonne glitzernden Bänder, zog sich bis zu einer Böschung, an der sich Ufer und Waldrand trafen. Und dort blühten am Wasserrand, in ihrem unverwechselbaren, zarten Himmelblau... Notos zögerte nicht lange. Er pflückte grundlos eigentlich selten Blumen. Aber bei diesen würde er eine Ausnahme machen.

Die untergehende Sonne hatte den Platz inzwischen in ein sanftes Abendlicht getaucht, als Notos bei den Hütten ankam. Eigentlich wollte er nur schnellstmöglich wieder in sein Zimmer. Zwei Dinge ließen ihn jedoch innehalten. Erstens: Die Tür zur anderen Hütte stand sperrangelweit offen. An sich eigentlich nie ein gutes Zeichen. Meist war es ein Grund zur Besorgnis. Wenn da nicht der zweite Punkt wäre: Die temporäre Bewohnerin dieser Hütte war gerade dabei, in der seinen zu verschwinden. Notos schloss die Augen, holte tief Luft und schritt vorsichtig voran.

Selbst das leise Knirschen seiner Schuhe schien sein Näherkommen nicht zu verraten. Er hatte gerade erst den Türrahmen erreicht, als die Heilerin in sein Zimmer eintauchte. Ihr folgte ein schwacher Hauch von gebratenem Fleisch und einer warmer Mahlzeit, welcher ihm fast schmerzlich bewusst werden ließ, wie lange er eigentlich nichts mehr gegessen hatte. Diese Gedanken verbannte er jedoch schnell aus seinem Kopf. Stattdessen trat er nun endgültig ein, blieb hinter seinem Besucher stehen. „Nirah?" Noch während ihm der Name, der mehr wie eine unsichere Frage klang, über seine Lippen rutschte, wurde sich Notos bewusst, dass er ihr wohl zu nah war. Und den einzigen normalen Weg nach draußen versperrte. Verhalten huschte sein Blick umher, bevor er ein paar Schritte nach hinten tätigte, beinahe bereits im Eingang zum gegenüberliegendem Zimmer verschwand. Gab seiner Begleiterin somit wieder einen möglichen Fluchtweg frei.

Und schaffte es nicht, ihr in die Augen zu sehen. Die Angst in ihrem Blick, der ihn das letztes Mal erwartet hatte, waren ihm noch lebhaft in Erinnerung geblieben. Wenngleich er nicht wusste, ob sie bei diesem Anblick wieder solch ein Schrecken überfallen würde. Nun, wo er zum Teil die Kleidung ihres Dorfes trug. Mit Vergissmeinnicht hinter dem Ohr geklemmt und einem Korb voller bizarrer Kleinigkeiten. Der sich bewegte...

Ein Rascheln von Kleidung war zu hören, dicht gefolgt von dem Klackern von herabfallenden Ästen, als sich unter den naturfarbenen Stoffen eine Schnauze freikämpfte. Witternd die Nase in die Luft hielt, bevor, wohl vom Geruch von Futter angelockt, auch der Rest des flauschigen Kopfes folgte. Jasper stemmte sich mit seinen Pfoten am Rand des Korbes etwas in die Höhe – und ließ somit endgültig die verhüllende Präsenz fallen, mit der er sie beide umgeben hatte. Notos folgte schmunzelnd dem hungrigen Blick zur Truthahnkeule. Dann zur Schüssel. Einer Schüssel, wohlbemerkt. Scheinbar würde Nirah nicht mit ihm zusammen essen. Natürlich nicht, meldete sich eine gehässige Stimme. Weshalb sollte sie? Sie hat dir oft genug gesagt, dass sie dich nicht ausstehen kann. Verbessert hast du deine Lage gerade auch nicht sonderlich.

Hatte Notos vorerst noch kleinmütig den Kopf gesenkt, so sah er nun wieder auf. Nun, es mochte stimmen, dass er nicht ihr Gast war. Sondern nur ein Patient. Ein verhasster Fremder. Aber das würde ihn nicht daran hindern... Kurz suchte er den Blickkontakt auf. Nur um danach sofort in eine angedeutete Verbeugung zu verfallen. Wenngleich dieses Mal der spielerische Hauch fehlte, der diese Geste normalerweise begleitete. „Ich wollte mich entschuldigen," fing er bedächtig an. Ernst. „Für meine unangebrachte Reaktion vorhin. Ich habe zu harsch reagiert. Wenngleich ich dich dennoch bitten würde... nächstes Mal das einfach nicht grundlos anzufassen? Zumindest nicht ohne meine Erlaubnis?" Er tippte mit einem verhaltenen, beinahe witzelnd anmutenden Lächeln auf seine Brust. Einen kleinen Vorwurf konnte er aus seiner Stimme jedoch nicht verbannen.



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Saphyr

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Re: The Headwinds - Handlung

von Saphyr am 19.10.2022 03:03

Ein Stich durchfuhr Nirah als sie Notos' Blick wieder auffing. In ihrer Hand hielt sie weichen Stoff und einen kleinen Behälter, aber sie schenkte dem keine Beachtung, hatte es kaum angeschaut. Die Augen, die sie trafen, waren ... kalt. So kalt wie ihre Farbe. Verwirrung wurde zu Unbehagen. So hatte er sie bisher kein einziges Mal angesehen, bei keinem ihrer harschen Worte und keiner ihrer Handlungen. Sie sprang geradezu vom Stuhl und einen Schritt vom Bett weg, als er sich plötzlich aufrichtete. Es war, als würde ihr Instinkt für sie handeln, sie zur Flucht vor einem Angreifer drängen. Dabei stolperte sie beinahe über den Korb, der direkt neben ihren Füßen stand. Für einen unnötig dramatischen Effekt sorgte allerdings der Hocker, welcher durch den Schwung krachend umkippte. 

Sie zuckte bei dem Geräusch zusammen. Natürlich stürzte sich Notos nicht auf sie. Und sie hatte auch keine Angst vor ihm. Eigentlich. Nicht nachdem er sein Leben riskiert hatte während des Kampfs letzte Nacht. Ihre leichte Erschöpfung machte sie anscheinend schreckhaft. Anders konnte sie sich ihre Reaktion nicht erklären. Oder es war der Kontrast von entspannter Abwesenheit zu dem Gefühl etwas schrecklich falsch gemacht zu haben. Weil sie sich hatte verleiten lassen, ihn nach Abschluss des Rituals noch einmal zu berühren? Das hätte sie wirklich lassen sollen. Sie hatte sich wieder einmal nichts dabei gedacht, doch sie wusste selbst, wie unangenehm so etwas sein konnte. Selbst wenn Notos' selbst keine Bedenken geäußert hatte, es gehörte sich nicht. Aktuell war er immer noch ein Patient, persönliches Interesse hatte hier rein gar nichts zu suchen. Aber mit einer solchen Reaktion hatte sie nicht gerechnet. Es liegt an den Tätowierungen. 

Ein weiteres tonloses "Entschuldige" wich über ihre Lippen. Nirah war sich nicht sicher, ob sie sich für den Lärm, ihr Aufspringen oder ihre Handlungen entschuldigte. Es war ohnehin so leise, dass Notos es wahrscheinlich nicht hörte. "Mir geht es gut. Nur etwas Kopfschmerzen." murmelte sie schnell, ohne ihn richtig anzusehen. Für eine Erklärung warum die Heilung bei ihm anstrengender gewesen war, hatte sie keinen Nerv. Ebenso überging sie den Hinweis, dass sie sich um ihre eigene Verletzung kümmern sollte. Das würde sie. Später. Mit der freien Hand massierte sie beiläufig ihre Schläfen, starrte ein paar Sekunden mit leerem Blick auf den Boden. Bis sie sich an den Verband und die Salbe erinnerte. 

Erst jetzt sah sie sich das Bündel in ihrer Hand und den Korb auf dem Boden. Statt geordnet aufgerollten Stoffbahnen begrüßte sie das Chaos. Schon jetzt hatte sie Lust, Notos damit und seiner schlechten Laune alleine zu lassen. Der Verband, den sie an sich genommen hatte, hing in einem wirren Knäuel zwischen ihren Fingern bis zum Boden. Die restlichen Verbände waren kreuz und quer verteilt. Als hätte man versucht, ein Nest daraus zu bauen. Moment. War da eine Feder?
Ein leises Rascheln brachte sie dazu, sich umzudrehen. Goldene Augen fixierten sie. Wie eine Statue saß Sir Jasper zwischen ihr und der Tür. Das Ende eines Lederbands lugte zwischen seinen Tatzen hervor. Bring deine Behandlung gefälligst zu Ende, schien er ihr sagen zu wollen. Er kann also auch Gedanken lesen, dachte Nirah und konnte den Anflug eines Lächelns einfach nicht unterdrücken. Die Unordnung war mit Sicherheit die Schuld des Katzenvogels, aber wer konnte diesem Wesen schon böse sein? 

Jedes noch so kleine bisschen von Erheiterung verschwand in dem Moment, als sie sich wieder ihrem Patienten zuwandte. Mit kühler Distanziertheit verkündete sie knapp "Ich bin noch nicht fertig. Lass mich bitte arbeiten." Zeigte ihm nur die beiden Utensilien in ihren Händen. Sie sah Notos kein einziges Mal in die Augen und sie vermied pedantisch, ihn mehr als unbedingt nötig anzufassen. Mit eiligen, aber geübten Bewegungen verteilte sie die Kräutersalbe überall, wo die dunklen Adern durch seine Haut schimmerten. Sie würde die Entgiftung ein wenig unterstützen, auch wenn der Großteil bereits getan war. Falls es in diesem Fall nichts brachte, es schadete nicht. An den Rändern der eigentlichen Wunde blieb sie vorsichtig, noch immer die Warnungen zu dieser Art der Magie im Hinterkopf. Sie war bereits gesäubert worden, das hatte Notos wohl selbst übernommen. Zum Schluss schlang sie einen der unberührt gebliebenen Verbände um ihn, sodass am Ende die Hälfte seines Oberkörpers in Stoff gewickelt war. 

Kaum war sie fertig, wandte sie sich ab. Sie schnappte sich noch die Feuerschale - war sie so fokussiert gewesen, dass sie diese direkt an den Abgrund gestellt hatte? - und trat ohne den Korb und was von den Verbänden und Lederstreifen übrig war, den Rückzug an. Sollte Sir Jasper seine Freude daran haben. Die Tür war schon geöffnet und ein Fuß über der Schwelle, da ergriff Nirah doch noch einmal das Wort, drehte sich dafür jedoch nicht um. "Ich kümmere mich um das Essen. Auf dem Tisch im Gang liegt frische Kleidung für dich. Es dauert noch ein wenig bis du eine Wirkung spürst, ich sehe später nach dir. Beweg dich trotzdem nicht mehr als notwendig." sagte sie nur eintönig und verschwand anschließend aus dem Raum. 

Keine Sekunde länger hätte sie es in dem Zimmer ausgehalten. Auf direktem Weg steuerte Nirah auf den Tisch zu, stellte Salbe und die erkaltete Schale einfach ab und nahm den Fasan und den Korb von Weißhaar an sich. Bemerkte dabei, dass die Kleidung bereits fehlte. Inzwischen hatte sich ein rhythmisches Pochen hinter ihren Augen breitgemacht. 
Draußen atmete sie tief durch. Die vom Räucherduft befreite Luft tat gut. Und es war eine Erleichterung, wieder alleine zu sein.

Die nächste Zeit verbrachte Nirah damit, den Vogel auszunehmen. Auf der Bank hatte sie einen weiteren Korb entdeckt, welcher bis oben mit allerlei Lebensmittelm gefüllt war. Man ließ sie hier hinten wenigstens nicht verhungern. Das Feuer schwelte noch halbherzig vor sich hin. Sie legte Holz nach. Richtete derweil alles, um aus den Zutaten einen stärkenden Eintopf zu kochen. Behielt eine Keule des Fasanen zurück, für Sir Jasper. Als das Abendessen schließlich im Topf an dem Gestell über dem Feuer köchelte und das Fleisch für den Katzenvogel daneben brutzelte, sah sich Nirah den Kräuterkorb genauer an. Die Pflanzen waren frisch. Sortiert. Sie erkannte eine klare Anweisung darin: Einen Teil trocknen, einen Teil verarbeiten. Ihr war, als höre sie Weißhaars Stimme in ihren Gedanken. Du hast ja jetzt genug Zeit dafür, nicht?

Nirah nahm alles, was sie um sich herum drapiert hatte, mit nach drinnen. In das Gebäude, wo Notos nicht war. Die Tür ließ sie offen stehen. Dort setzte sie sich hinter den großen Arbeitstisch und kümmerte sich um ihre Aufgabe. Besser heute als morgen. Pflanzen wurden schnell welk. Einen Teil hängte sie auf. Der Rest wurde zerkleinert, für Salben und Tinkturen vorbereitet, konserviert und sortiert. Ein kleines Häuflein an Kräutern stapelte sie am Rand auf. Daraus würde sie eine Paste für ihr Bein machen. Für morgen. Damit es sich nicht entzündete. Immer wieder ging Nirah nach draußen, sah nach dem Essen und dem Feuer. 

Es war einige Zeit vergangen, als sie entschied, dass es Zeit war ihren leeren Magen zu füllen. Sie zauberte tönerne Schüsseln aus den Untiefen der Schränke hervor. Als Erstes nahm sie für sich eine Portion. Diese war im Nu verschlungen. Die Zweite ebenfalls. 
Eigentlich hatte keinen Wunsch sich mit Notos auseinanderzusetzen, rang sich dann doch durch ihm eine Schüssel zu füllen. Mit Eintopf und knuspriger Fasanenkeule bewaffnet stand sie widerwillig auf, um auch ihrem Patienten Essen zu bringen. 


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Antworten Zuletzt bearbeitet am 19.10.2022 11:40.

Zladune

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Re: The Headwinds - Handlung

von Zladune am 16.10.2022 00:51

Er solle sich doch ein wenig entspannen. Nirahs Worte ließen seine Aura aufflammen, als sich eine kleine Welle von seiner Körpermitte ausgehend durch das intensive, dunkle Blau zog, dabei Schlieren an winzigen Verwirbelungen hinterließ. Notos hatte Mühe, nicht sofort die Augen zu verdrehen, kniff sie nur mürrisch zusammen. Sie hatte gut reden. Soweit er wusste, war er derjenige, der sich in dieser verwundbaren Position befand, nicht sie. In einem unbekannten Gebiet, in einem Bett, welches nicht ihm gehörte. Mit einer Heilerin neben ihm, die ihm genauso fremd war wie die Magie, die sie nutzte. Unfähig, sofort im Notfall zu verteidigenden Maßnahmen greifen zu können. Gezwungen dazu, seiner Begleiterin trotz allem genügend Vertrauen entgegenzubringen. Er wollte Nirah sehen, wie sie an seiner Stelle ruhig und sorglos hier liegen würde.

Den Effekt der Edelsteine spürte er allerdings, noch bevor sie seine Haut berührten. Als würde ein elektrisches Summen von ihnen ausgehen. Schwingungen, die in einem individuellen Rhythmus ausgesendet wurden. Auf seinen Körper trafen, der diese nahezu simultan zu imitieren versuchte. Notos gewährte es. Beobachtete währenddessen an seiner eigenen Aura, wie sie sich speziell um das Sonnengeflecht herum zu glätten begann, kaum, dass die Steine Kontakt mit ihm aufnahmen. Er kannte es zur Genüge. Mit der Zeit würde seine Aura an dieser Stelle einen stärkeren, satteren Farbton annehmen, sobald sie sich den Vibrationen des Citrins angepasst hatte. Auch wenn diese... anders waren, als gewohnt. Er hatte es schon davor bemerkt, als die Heilsteine sich noch in dem hölzernen Behälter befunden hatten. Er fragte sich, ob es an den Steinen selbst oder an der unterschiedliche Art ihrer Anwendung und damit verbunden der andersartigen Magie lag.

Nach einer Weile schenkte er dieser Auffälligkeit keine weitere Beachtung. Viel wichtiger war es, den Energiefluss an den Grenzen seiner Verwundung zu festigen. Dafür zu sorgen, dass die Vergiftung durch keine Lücken einen Ausweg finden und eventuell zu Nirah überspringen konnte. Gleichzeitig versuchte er, solange seine Begleiterin seine Hand ergriffen hatte, mit einem Finger den Jaspisring zu berühren, der als runder Schleier aus charakteristischem, dunklen Rot an ihrem Daumen für ihn klar erkennbar war. In Gedanken zählte er immer leise bis zehn, bevor er einen winzigen Impuls in diesen reinschickte. Nur als Anregung. Der Stein, dem die Energieströme seines Trägers in all den Jahren zu gut bekannt waren, nahm den kleinen Schwall, der in ihn drang, ohne Widerstand auf. Fügte seine eigene Energie hinzu, bevor er diese in beinahe violett gefärbten Wogen weiterleitete. Sie wie ein hauchdünnes Tuch auf die flammenfarbige Aura legte. Kaum wahrnehmbar, doch es würde genügend Schutz bieten.

Ansonsten.... behielt Nirah recht. Die Heilung dauerte wahrhaftig lange. Und war unglaublich eintönig. Nach etlichen Minuten öffnete er einen Spaltbreit die Augen, ließ seinen Blick an der Heilerin neben ihm haften, bevor er seine Aufmerksamkeit durch den Raum schweifen ließ – und bemerkte dabei, wie zwei flauschige Öhrchen über den Rand des Schrankes lugten. Goldene Augen starrten ihn unentwegt an, als Jaspers den Kopf hochreckte, diesen dabei forschend erst auf die eine, dann auf die andere Seite legte. Notos schenkte seinem Partner ein schwaches Schmunzeln. Welcher dieses prompt missverstand und seine Schwingen ausbreitete. Die Stirn in Falten gelegt beobachtete Notos, wie der kleine Drache lautlos hinunterglitt, seine Präsenz dabei vollkommen verschleierte. Jasper landete erst auf dem Tisch, schlich sich dann auf leisen Pfoten lauernd an. Sprang dabei auf die hölzerne Ablage neben dem Bett, tänzelte skeptisch um die Schale herum, aus der ein fürchterlicher Gestank kam. Jasper machte den Fehler, den Inhalt des Kohlegefäßes näher zu beschnuppern – und stellte sich auf einmal auf seine Hinterpfoten, die Nase angewidert gekräuselt.

 

Notos kämpfte das leise Lachen nieder, welches sich anzubahnen drohte, als sein Partner den Eindruck machte, dass er gleich in einen Niesanfall verfallen würde. Doch nichts dergleichen geschah. Irgendwie behielt auch Jasper seine Selbstbeherrschung, als er mit einem genervten Ausdruck mit einer Pfote die Schale bedrohlich nahe an den Rand der Ablage schob, bevor er sich setzte. Und wie Statue in dieser Position verharrte, Nirah dabei mit einem undefinierbaren Blick musterte. Dann fiel ebendieser auf den Korb neben ihr. Notos hätte schwören können, dass etwas in den goldbraunen Augen aufleuchtete, als der kleine Drache mit einem Satz hinuntersprang und zu dem geflochtenen Behältnis tapste. Den Kopf so tief reinsteckte, dass er beinahe fürchtete, dass Jasper gänzlich reinfallen würde. Stattdessen zog er jedoch aus diesem eine Art ledernes Band heraus, hielt es wie ein Beutetier stolz in seinem Maul fest. Und begann kurzerhand damit zu spielen. Warf es in die Höhe, nur um mit den Pfoten danach zu wedeln. Einer der Hiebe traf und das Band wurde durch den halben Raum geschleudert. Das Federbündel beobachtete dies, ließ sich sofort auf alle Viere nieder. Streckte dann das Hinterteil in die Höhe, wackelte aufgeregt mit seinem Schweif, bevor es seinem Opfer nachhetzte.

Notos wandte sich ab, schloss sofort wieder die Augen, in der Hoffnung, dass sich sein Partner weniger animiert zu solchen Blödeleien fühlte, wenn er ihm keine Aufmerksamkeit schenkte. Dennoch schlich sich der verräterische Hauch eines amüsierten Lächelns auf seine Züge. Wenn Jasper einen so unbekümmerten Zustand zum Besten gab, bedeutete das wohl, dass sie im Moment wirklich keine Bedrohungen zu fürchten hatten. Dieser Umstand beruhigte ihn tatsächlich mehr als alles andere. Er sank abermals ins Bett zurück. Verschärfte erneut seinen Fokus auf die farbigen Konturen seines eigenen Körpers und dem seiner Begleiterin. Ein tiefes Ausatmen begleitete den inneren Beschluss, den er gefasst hatte.

Er begann sich etwas mehr auf die ganze Situation einzulassen. Ließ den schweren, würzigen Geruch der Kräuter, an den er sich inzwischen gewöhnt hatte, zum gewissen Teil seine ruhelosen Gedanken einlullen. Achtete vielmehr auf das vertraute Pulsieren der Energie auf seiner Brust. Die Wellen, die dadurch bis zum Rand seiner Verletzung schwappten. Dabei wich seine Aufmerksamkeit nie von der Aura der Person neben ihm. Nur... er konzentrierte sich weniger auf etwaige Veränderung. Sondern verfolgte vielmehr das stetige, bedächtige Auf- und Abebben der flammenden Wogen. Friedlich. Ohne Hast. Ohne Flackern. Und fing langsam an, sie nachzuahmen. Der feste Griff um seine Schwertscheide lockerte sich.

Ein Gefühl erfüllte ihn, welches entfernt an Entspannung erinnerte. Ähnlich wie letzte Nacht in der Höhle. Ein halbwacher Zustand. Wachsam genug, um bei der kleinsten Warnung sofort aufzuspringen, zeitgleich aber ruhig genug, um ihn erholsam nennen zu können. Es ließ ihn beinahe den seltsamen, sich zunehmend steigernden Drang, sich bewegen zu müssen, vergessen. Genauso wie er eher am Rande wahrnahm, dass Nirahs Aura auf einmal wieder träge zu flackern begann. Und dass sie danach seine Hand drückte, bevor sie die ihre zurückzog.

Was er jedoch nicht mehr verdrängen konnte, war die Berührung, die danach folgte. Unscheinbar. Flüchtig. Zärtlich. Genau auf dem Kopf des Rotkehlchens, welches seine Brust zierte. Unbewusst verstärkte sich schmerzhaft der Griff um den Behälter seiner Waffe. Die Anflüge seiner neu gewonnenen Ruhe waren mit einem Schlag verweht. Ihrer statt sammelte sich Eis in seinen Adern, welches ihn in jeglicher Bewegung erstarren ließ, ihm einen kalten Schauer über seinen Rücken jagte. Im völligen Kontrast dazu staute sich heiße, zornige Glut in seinem Magen, vermischte sich dort mit tiefem Unwohlsein, welches von ihm Besitz ergriff. Es gab nur wenige Personen, denen er es erlaubte, diese spezifische Tätowierung zu berühren. Die letzte, die das getan hatte, noch dazu mit derselben, vorsichtigen Sanftheit...

Sofort schlug er die Augen auf, die Brauen dicht zusammengezogen. Pure, frostige Abweisung spiegelte sich in seiner Miene wider. Die Hand bereits gehoben, um jegliche weiteren möglichen Berührungen verhindern zu können. Er sah nur Nirah. Ihre Hände, ein wenig zu nahe an seinem Gesicht. Noch im selben Moment, bevor er ihr Handgelenk packen konnte, spürte er den Schatten eines Griffes, die Finger fest in seine Schulter gebohrt. Du kannst dir solch eine Unruhe nicht erlauben. Sie schwächt dich... Lass sie gehen.

Notos schloss die Augen, atmete einmal tief ein, bevor er mit einer einzigen Handbewegung über seine Brust und seinen Bauch wischte, um die letzten Spuren von Nirahs Berührungen zu vernichten, die Verbindung zu ihrer Aura endgültig zu kappen. Richtete sich dann im Bruchteil einer Sekunde wieder auf. Saß im Schneidersitz auf dem Bett, die Schwertscheide im Schoß. Das scharfe Stechen, welches diese abrupte Bewegung strafte, ließ ihn kurz zur Seite schauen. Mit wachsendem Missmut seine immer noch gut erkennbare, vergiftete Wunde betrachten, bevor er Nirah musterte.

Er ignorierte ihre seltsame Aussage zu seinen Tätowierungen völlig, ließ stattdessen seine Augen nur auf ihr ruhen. Die Kühle wich zunehmend aus seinem Blick. Die Strenge blieb. „Wie geht es dir?", fragte er langsam. Bedächtig. Es folgte eine simple Feststellung: „Du bist erschöpft." Eine Nachwirkung der Heilung? Notos schwieg einen Moment, die Lippen hart aufeinandergepresst, bevor er den Kopf leicht abwandte, scheinbar an ihr vorbei sah. Dabei eher nebenbei verkündete „Du solltest dir deine eigene Wunde ansehen. Nur zur Sicherheit."



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Saphyr

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Re: The Headwinds - Handlung

von Saphyr am 14.10.2022 23:48

Erstaunlicherweise war Notos weniger störrisch als erwartet. Er gab keinerlei Widerworte. Im Gegenteil, er war erschreckend still. Nirah beobachtete mit interessierter Verwunderung, wie er plötzlich ihrem Blick auswich und sich abwechselnd neue Ziele für eine Reihe an unruhigen Bewegungen aussuchte. Beinahe fragte sie sich, ob sie oder ihre Heilkünste furchteinflößend wirkten. Aber sie hatte sich wirklich Mühe gegeben, so vertrauenerweckend zu wirken, wie es von ihr in dieser Position erwartet wurde. Es hatte eine Weile gedauert, bis sie das gelernt hatte. Einen Unterschied zwischen ihren Patienten und anderen Menschen zu machen. 

Nein, nicht so. Du verschreckst sie, kleiner Wolf. Versuch ein wenig mehr ... mitfühlend zu wirken. Nimm dir Zeit für deine Bewegungen, sichere dich ab, ob es deinem Patienten gut geht. Die Leute verlassen sich auf uns. Verstehst du? Es erwartet keiner von dir, dass du dich mit ihnen anfreundest. Du sollst ihnen lediglich die Angst nehmen. Die Angst vor ihrer Krankheit oder Verletzung, die Angst vor immerwährenden Schmerzen, die Angst zu sterben, aber auch die Angst vor der Magie. Nicht jeder spürt sie so wie du. Wenn du dir einmal ihr Vertrauen erworben hast, werden sie es immer wieder mitbringen. Du hast gute Instinkte, du kannst das. Lass nicht zu, dass sie von deinen Erfahrungen ausgehebelt werden.
Sie hatte verstanden, irgendwann. Solange sie als Wächterin auftrat, ging es nicht um sie und es ging auch nicht darum, wie sie zu anderen stand. Es zählte ausschließlich, dass sie Dinge bewerkstelligen konnte, wozu andere nicht in der Lage waren. Die Verpflichtung, dieses Geschenk weiterzugeben. Solange sie sich leiten ließ, fiel es ihr leicht, einzig und allein ihre Aufgabe zu erfüllen. ... Auch wenn sie sich bis heute nicht sicher war, ob es das war, was Weißhaar mit seiner Rede gemeint hatte. 

Vermutlich hatte Notos endlich realisiert, dass es Unsinn war, sich so sehr gegen eine Behandlung zu sträuben. Mit einem weiteren kleinen Lächeln würdigte sie, wie etwas von seiner Anspannung aus ihm wich. Sie zog lediglich eine Augenbraue nach oben, als er eine unnötig genaue Antwort auf ihre Frage nach unliebsamen Berührungen gab. Er hätte einfach nein sagen können, falls es nichts Bestimmtes gab, das problematisch für ihn war. Ob er kitzelig war, interessierte sie nicht und es schien ohnehin mehr ein Ausdruck seiner Nervosität zu sein, ihr das mitzuteilen. Aber letzteres war einfach ... eine Information, die ihr wenig nützte. Die er damit nicht hätte preisgeben müssen. Und sie deshalb, verwirrte.
Als ob auch nur einer von ihnen Bedenken wegen irgendetwas haben musste.
Wenigstens hieß das ... ihre Berührungen wären kein Problem, oder? Also konnte alles wie geplant vonstattengehen. Umso besser. 

Während sich ihr Patient dazu durchrang, sich hinzulegen, zog sich Nirah einen niedrigen Hocker heran und setzte sich zum ihm ans Bett. Selbst als er bereits lag, zögerte sie damit direkt zu beginnen. Er schien noch immer unentspannt. Sie ließ ihm die Zeit, die er benötigte, wartete schweigend ab. 
"Fangen wir an." bestätigte sie, als er ihr schließlich ein Zeichen gab. "Entspann dich ein wenig. Ich denke an mein Versprechen, Notos." sagte sie leise. Das waren die letzten Worte, die ihr für einige Zeit über die Lippen kommen würden. 

Nirah nahm das Band mit den Steinen von ihrem Handgelenk und wickelte es zweimal um ihre Hand. Das Ende klemmte sie zwischen die Ring- und Mittelfinger. So legte sie die Hand vorsichtig, auf seinen Bauch. All ihre Bewegungen waren langsam, um ihn nicht zu erschrecken. Die meisten Steine berührten gleichzeitig, ihre und Notos' Haut. Er hatte seine eigene Hand wiederum bereits auf der richtigen Höhe bereitgelegt. Ohne Zögern nahm sie diese in einen lockeren Griff und legte sie gemeinsam mit ihrer auf ihm ab. Stellte auch hier sicher, dass sie Kontakt zu seinem Oberkörper hatte. Dann schloss sie die Augen. 

Fast sofort verdrängte ein kräftiges Pulsieren um sie herum alle anderen Eindrücke. Ein zufriedener Ausdruck legte sich auf ihr Gesicht. Dieser Ort war großartig. Das hatte sie natürlich bereits gewusst, doch es abermals so intensiv zu erleben war wunderbar. Je langsamer ihr Atem und je ruhiger ihr Inneres wurde, desto besser konnte sie fühlen, welche Bahnen die Energie nahm. Sie spürte sie sogar wie einen warmen Hauch, der über ihre Arme und ihr Gesicht streichelte. Die Grenzen des Raumes waren ihr nur bewusst, weil der Rauch der Kräuter den Fluss beschleunigte. Alles andere war ein gleichmäßiger Ort des Friedens und des Gleichgewichts. An einer Seite wurde er umfasst, von einem Band aus noch stärkerer Energie, welches der Rand des Wassers sein musste. In die andere Richtung endete der Kreis lediglich, flachte in seiner Intensität schnell ab. 

Erst als sie sich sicher war, dass sie den höchsten Punkt der Entspannung erreicht hatte, begann sie den Fluss zu lenken. Sie konzentrierte sich für den Anfang auf die Edelsteine, nutze sie, um den Zweck und die Richtung ihrer Bemühungen festzulegen. Heilung. Entgiftung. Reinigung. Es half, dass die Umgebung durch die Räucherung bereits darauf eingestellt war. Die Steine fingen dies auf und verstärkten es. Sobald sie ein Gefühl für die richtige Schwingung und Geschwindigkeit hatte, weitete sie die Blase bis zu ihrer anderen Hand aus. Wie zwei Magnete beugten ihre Hände das Netz aus Energie, legten das Zentrum des Heilzaubers fest, verwoben sie mit ihrem neuen Ziel. Und ließen sie auf die Gestalt unter ihr einströmen. 

Für gewöhnlich funktionierte das ohne Probleme. Aber ...
Nirah konnte fast die Oberseite von Notos' Körper vor ihrem inneren Auge sehen, weil sich Fluss daran brach. Er wurde nicht vollständig aufgehalten. Normalerweise gab es allerdings keinen Widerstand. Kein bisschen. Sodass sie kaum einschätzen konnte, wo ein Körper anfing und wo er aufhörte. Bei ihm schien das anders zu sein. Sie gab ein bisschen mehr Druck auf die Fäden, die sie in ihrer geistigen Hand hielt. Die Barriere war nicht stark genug, um die Energie zurückzuhalten. Mehr wie ein ärgerliches, aber kleines Hindernis ließ sie sie hindurchfließen. Mit der Zeit verschwand der Eindruck, dass etwas gegen sie kämpfte, zusehends. Als würde sich die unsichtbare Mauer daran gewöhnen. 

Aber da war noch etwas anderes. Nirah fand nach und nach mehrere Pole, an denen sich der Fluss automatisch sammelte und eine andere Richtung annahm. An denen sich die Schwingungen veränderten. Es war sehr schwach. Doch es fühlte sich beinahe an wie ... 
Sie öffnete die Augen nur einen Spalt breit und lokalisierte die Stellen. Besonders eine zog ihre Aufmerksamkeit auf sich und das war ... Ihr Blick fiel auf das Bild des Vogels. Die Tätowierungen? Und es fühlte sich an wie eine abgeschwächte Version dessen, was um die Edelsteine in ihrer Hand und an ihrem Finger passierte. Seltsam.

Nirah zwang sich, die Augen zu schließen und später darüber zu sinnieren. Es würde ihre Arbeit nicht stören. Der Effekt war nicht stark genug, um den Rest des Zaubers durcheinander zu bringen. Nur eine weitere Ablenkung. Aber das erinnerte sie daran ...
Ich denke an mein Versprechen. 

Bis auf die eigenartige Mauer und die Verwirbelungen, die sie den Tätowierungen zuschrieb, fand sie jedoch nichts. Alles verhielt sich so wie es sollte. Die Energieströme folgten ihrem Willen. Kein Ungleichgewicht, außerhalb des Üblichen. Keine chaotischen Flüsse, die auf sie oder die Umwelt übergriffen. Nichts. Nichteinmal direkt dort, wo Notos' Wunde und die vergifteten Adern sein mussten. 

Das hieß, es gab keinen Grund zur Sorge. Sie stellte wieder einen Zustand völliger Entspannung her, hatte kaum bemerkt, dass ihre Entdeckungen sie davon abgebracht hatten. Weitere Ablenkungen ließ sie nicht mehr zu. Nirah versank in ihrer Konzentration, war vollauf damit beschäftigt, die reinigenden Energien in der Position zu halten, wie sie beabsichtigt hatte.
Zeit verging. Wie viel wusste sie nicht. Sie hatte weder ein Gefühl für ihren Körper, noch für andere materielle Dinge um sich. Da war nur Ruhe und ihr Fokus auf das Ritual.

Schließlich drohten ihr die Stränge zu entgleiten. Eine vage Wahrnehmung ihrer Selbst setzte ein und damit ging ein dumpfer Schmerz irgendwo in ihrem Körper einher. Ein eindeutiges Zeichen, dass es genug war. Stück für Stück löste Nirah die Schichten ihrer Kontrolle auf. Die Energiestränge sprangen in ihre natürliche Position zurück, verloren langsam ihre zielgerichteten Vibrationen und schlossen sich ihren Brüdern in deren ewigen Kreislauf wieder an. Sie blieb noch so lange still sitzen, bis sie sicher war, dass keine bleibenden Effekte auf ihre Umwelt zurückbleiben würden. Dann verschloss sie ihre Wahrnehmung und fand in ihren Körper zurück. 

Müde öffnete Nirah die Augen. Sie hatte dumpfe Kopfschmerzen, schlimmer waren aber die Schmerzen in ihren Gliedmaßen vom langen Sitzen. Mit den Fingern drückte sie einmal Notos' Hand und entzog ihre anschließend. Auch die andere hob sie an, schlang das Band wieder um ihr Handgelenk. Kurz streckte sie sich.
Doch bevor sie etwas sagen konnte, fiel ihr ein grünes Schimmern ins Auge. Sofort erinnerte sie sich an die Wirbel um seine Tätowierungen, denn es war das Blatt im Schnabel des Vogels, welches ein schwaches Licht absonderte. Unwillkürlich streckte sie die Finger nach dem Bild aus und strich verwundert mit den Fingerspitzen darüber. An den Rändern entlang. Dann sanft über den Kopf des Tiers, als sei es ein echter Vogel. Aus der Nähe betrachtet, bewahrheitete sich, dass er ihr sehr gefiel. 
Es war nur eine Tätowierung - in Farbe zwar und sehr kunstvoll ausgeführt - doch nichts Besonderes. Oder? Als sie weiter nach oben sah, entdeckte sie ein weiteres Glimmen im Bereich von Notos' Augen. Sie hatte schon beinahe auch diese Stelle berührt, da bemerkte sie was sie tat und hielt inne. 

"Entschuldige." murmelte sie schnell. Als hätte sie sich verbrannt, zog sie ihre Hand zu sich. "Das Ritual ist abgeschlossen." verkündete sie. Doch ihre Augen fixierten weiterhin das Bild des Vogels, wechselten schnell zu seinen Augen, zu seiner Schulter und zu einer Stelle irgendwo bei seinen Füßen. Wo genau, wusste sie nicht. Und wieder zurück zu dem Vogel. Das Schimmern verblasste. Verschwand, als hätte sie es sich nur eingebildet. 
"Etwas stimmt nicht mit deinen Tätowierungen, Donnerschwinge." stellte sie fest. Mehr brachte sie nicht heraus, sah ihn einfach nur verwirrt an. Geistesabwesend zog sie wie automatisch die Salbe und Verbände aus ihrem Korb. 


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Antworten Zuletzt bearbeitet am 14.10.2022 23:57.

Zladune

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Re: The Headwinds - Handlung

von Zladune am 13.10.2022 01:58

Das schwache Grinsen, zu welchem Notos sich hatte verleiten lassen, gewann ein wenig an Wärme, als Nirah auf seine kleine Neckerei ansprang. Und tatsächlich zurückzusticheln wagte. Ich schätze bereits diesen Anblick nicht gerade. Er schmunzelte daraufhin nur gutmütig, schüttelte ergeben den Kopf: „Glaub mir, du bist wahrhaftig nicht die Erste, von der ich diesen Satz gehört bekommen habe." Gerade Vernon hatte es niemals unkommentiert gelassen, wenn er wieder mal nach einem Auftrag eine Tätowierung bei ihm nachbessern lassen musste. Er konnte es geradezu vor sich sehen, wie sein Freund bei diesem Anblick aufgebracht um ihn herumtänzeln würde, die Nase dabei voller Missbilligung, beinahe schon angewidert gerümpft. Sag mir Notos, bist du ein Masochist? Ich hab ja schon vieles bei dir gesehen. Aber DAS? Reicht es dir nicht schon aus, solche Schleifpapierhände zu besitzen? Du musst mehr auf dich achten. Sonst hast du irgendwann mehr Narben als intakter Haut auf deinem Körper. Er hatte auf diese empörte Begrüßung immer nur stumm gelächelt. Gutes Aussehen... das war unwichtig. Was brachte es ihm schon?

Das einzige, was zählt, sind Resultate.

Augenblicklich fiel Notos' Lächeln, der Ausdruck auf seinem Gesicht verhärtete sich. Ja. Das Wichtigste waren Ergebnisse. Alles andere war nebensächlich. Dementsprechend war es ihm gleichgültig, was Nirah während ihrer Behandlung mit ihm anstellen würde. Hauptsache, sie selber kam währenddessen nicht zu Schaden.

Besser gesagt, es sollte ihm gleichgültig sein. Als er jedoch auf dem niedrigen Bett saß, die Schwüle des späten Nachmittages sich um ihn legte wie eine viel zu warme Decke und ein herber, benebelnder Geruch den Raum erfüllte, wäre er am liebsten aufgestanden und wieder rausmarschiert. Einfach an die frische Luft. Vielleicht wieder zu dem kühlen Schatten am See. Oder besser noch – gleich nach Hause. Der erdige, würzige Duft mit der markanten, süßlichen Note erinnerte ihn sowieso viel zu stark daran, dass er hier nicht bleiben konnte.

 

Allerdings hielt er seine Versprechen. Versuchte es zumindest. Und... er respektiere seine rothaarige Begleiterin und ihre Wünsche wohl dann doch zu sehr, um sie nach all ihren Mühen einfach stehen zu lassen. Wenigstens schien sie zu begreifen, wie ernst seine Warnung gemeint war. Angespannt hörte er ihr weiter zu, die Stirn in tiefe Falten gelegt. Doch weder ihre beschwichtigenden Worte noch der intensiver werdende Geruch der Kräuter, die ihn in Watte packen wollten, vermochten seine Unruhe wirklich zu tilgen. Eher im Gegenteil. Notos' Griff um die Schwertscheide verstärkte sich, bis sich seine Finger beinahe schon verkrampft ins Bettlaken bohrten. Die Augen dunkel vor Sorge, die Brauen dicht zusammengezogen. Ich bin in der Lage, sehr genau zu spüren, was geschieht. Aber genau das war es doch, nicht wahr? Wie konnte sie so selbstsicher behaupten, dass sie mühelos schädliche Einflüsse wahrnehmen würde, wenn... sie es einfach nicht können konnte? Sie war allem Anschein nach bisher nie in der Lage gewesen, ihren eigenen Körperfluss wahrzunehmen. Oder ihn zumindest zu nutzen. Wie sollte sie dann also erst...

Notos' Gedanken erstickten im Keim, noch bevor er seine Bedenken laut aussprechen konnte. Es bedurfte nicht viel. Es war einzig und allein die ungewohnte Weichheit in Nirahs Stimme, die ihn innehalten ließ. Vorsichtig sah er von seiner Schwertscheide auf, traf dabei auf ihr kleines Lächeln. Seine Aufmerksamkeit ruhte für einen Moment darauf, bevor er unsicher die Lippen aufeinanderpresste, den Blick an ihr hin- und herwandern ließ. Auf der Suche nach dem kleinsten Anzeichen in ihrer Miene, in ihrer Haltung, welches verraten würde, dass sie ihre Aussage nicht ernst meinte. Ihm nur etwas vorspielte.

Er fand nichts außer unverfälschter Aufrichtigkeit.

Und plötzlich war er nicht mehr in der Lage, ihren Blick zu erwidern. Betreten wandte er den Kopf ab, löste sich mit einer fahrigen Bewegung von seiner Waffe.  Rieb sich stattdessen verhalten den Nacken, striff dabei sein silbernes Medaillon, bevor er seine Hände aufeinander legte. Nervös den Ring an seinem Finger drehte. Die Sanftheit in Nirahs nächsten Worten taten dann ihren Rest. Notos ließ mit einem stummen Aufseufzen die Schulter sinken, als sein innerer Widerstand endgültig zerschmolz. Gut, er gab auf. Sie hatte gewonnen. So sehr ihn alles an dieser Behandlung widerstrebte, so wollte er ihr wirklich eine Chance geben. Er wollte es sehen. Ihr die Möglichkeit geben, ihre Stärke und Fähigkeiten zeigen zu können. Selbst wenn das bedeutete, dass er seiner Begleiterin notgedrungen ein wenig seines Vertrauens schenken musste.

Fast schon erleichtert entspannte sich seine Körperhaltung endgültig, als Nirah dann den Ring annahm, ihn sich sogar direkt ansteckte. Ein kleines Lächeln erschien wieder auf seinen Zügen während er sich resigniert zurücklehnte. Seine Begleiterin nutzte den Moment, als er klein beigab, um ihn abermals auszufragen. Dieses Mal waren ihre Fragen jedoch wohl reine Routine. Ob er empfindlich gegenüber Berührungen war? Etwas skeptisch hob er eine Braue in die Höhe. „Falls du mich damit fragen willst, ob ich kitzlig bin – nein, bin ich nicht.... mehr", gab er mit einem schwachen, witzelnden Schmunzeln zu. Das wäre für einen Ritter fatal. Genau wie eine Sensibilität gegenüber Schmerzen. Eine gewisse Selbstbeherrschung war absolut unabdingbar. Er hatte diese Lektion früh gelernt.

Was aber andere Berührungen anging... Notos schwieg einen kleinen Moment zu lange, bevor er hinzufügte: „Ich wurde oft genug von Heilern behandelt, um unterscheiden zu können, für welchen Zweck dieser Körperkontakt stattfindet. Du musst also keine Bedenken haben." Matt lächelnd deutete er ein Nicken an, tat dies auch dann, als sie mit ihren Erläuterungen fortfuhr. In gewisser Weise beruhigte ihn das klassische Erklären des Vorgehens bei einer Behandlung, für welches wohl jeder Heiler getrimmt wurde. Sie wollte also Zugriff zum Sonnengeflecht haben. Machte Sinn. Genauso wie die Nähe zu den Herzströmen. Notos ließ Nirah kaum ausreden, als sie ihm ihr Angebot unterbreite: „Ich nehme an", gab er so ernst wie entschlossen von sich. Wurde sich dann sofort im Nachhinein bewusst, dass die knappe Antwort vielleicht doch ein wenig zu schnell gekommen war, fügte deshalb noch mit einem verhaltenen Räuspern hinzu: „Ich meine... ich wäre dir dankbar, wenn du das tun würdest." Nicht, dass ihn diese Geste beruhigen würde – obwohl, vielleicht ein wenig. Vermutlich allerdings auf andere Weise, als Nirah vermutete.

Eine Sache gab es jedoch, die ihm abermals einen Ausdruck des Missmutes bescherte. Das Ritual würde lange dauern? Na das waren ja großartige Neuigkeiten... Notos gab ein kurzes, müdes Schnauben von sich, als die Heilerin ihm die Idee unterbreitete, er könne sich schlafen legen. Als ob er das in dieser Situation tun könnte. Aber wo sie dabei war...Einen Versuch startete er noch. „Muss ich mich wirklich hinle... anscheinend ja". Seine letzte Gegenwehr endete mit einem ergebenen Seufzen, als er Nirahs eindeutigen Blick bemerkte. Sein bisheriges schwaches Lächeln war nun gänzlich verschwunden, machte einer mehr gequälten Variante Platz. „Gut", meinte er kapitulierend, „gib mir einen Moment, bitte."

Erneut zog Notos die Stiefel aus, hielt danach für eine Weile mit einer Hand den metallischen Anhänger umklammert, die Augen fest geschlossen. Mochten die Götter sie schützen... Sein Blick schweifte vergewissernd nach oben zum Schrank, bevor er sich einen Ruck gab und sich letztendlich wirklich nach langem Hadern aufs Bett legte. Jedoch immer noch mit der Schwertscheide dicht neben sich gelegt, unfähig, sich selbst jetzt von der Waffe zu trennen. Es dauerte diesmal lange, bis er das Aufflimmern seiner eigenen Aura sah. Viel zu verwirbelt, viel zu flackernd. Und es dauerte mindestens nochmal so lange, bis er mittels Atemübungen die Wogen seiner inneren Unruhe glätte. Erst als ein altbekannter flammenfarbenes Leuchten neben ihm langsam wahrnehmbar wurde, entschloss er sich, dass er es wohl nicht länger hinauszögern konnte. Während eine Hand auf dem Behälter seiner Waffe ruhte, tippte er mit der anderen Hand auf seine Brust. „Ich wär wohl soweit."
Lass es uns hinter uns bringen...



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Saphyr

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Re: The Headwinds - Handlung

von Saphyr am 12.10.2022 00:09

"Ich hoffe du erstickst an den Feuerbeeren, die ich dir gegeben habe." fauchte Nirah sofort als Antwort. Sie wusste, dass es wieder nur ein dummer Spruch war. Doch ihre Verärgerung saß noch tief. Ihr Blick wanderte unwillkürlich zu dem Band mit Steinen, welches um ihr Handgelenk gewickelt war. Noch trug sie es eng an sich, sodass es möglichst nichts anderes berührte außer ihre Haut - und später auch Notos'. Es hatte einen Grund, warum die Steine in Erde gelagert wurden. Sie mussten die Energie während des Rituals mit einem klaren Ziel leiten und nicht von anderen Einflüssen beeinträchtigt werden. Das sollte sie nicht mit ihrer eigenen Unruhe zunichtemachen. 
Nirah zwang sich ein paar Mal ein- und auszuatmen, um ihren persönlichen Frust niederzukämpfen. "Es ist ganz sicher nicht nötig, Donnerschwinge." fügte sie mit mühsamer Ruhe hinzu. "Das reicht völlig. Ob du es glaubst oder nicht, ich schätze bereits diesen Anblick nicht gerade." stichelte sie und deutete mit einem abschätzigen Blick auf seine Erscheinung. Bevor sie es verhindern konnte, versuchte sich einer ihrer Mundwinkel an dem Hauch eines Lächelns. Dabei waren seine Tätowierungen wirklich erstaunlich hübsch. Wieder zog der kleine Vogel ihre Aufmerksamkeit auf sich. Nein, das war nicht gut. Sie sollte sich nicht auf dieses ständige Geplänkel einlassen. Nicht, wenn sie eigentlich noch sauer auf seine unverschämten Aktionen sein sollte. 

Mit einem Kopfschütteln vertrieb sie ihre Gedanken und bestätigte dann wortlos nickend Notos' Feststellung. Edelsteine waren eines von vielen möglichen Hilfsmitteln bei Zaubern. Sie fanden hauptsächlich bei persönlichen Dingen wie Heilung ihre Anwendung. Manchmal auch für Beruhigung, Schlaf und Hilfe bei mentalen Problemen. Auch wenn man manchen Steinen Schutzwirkungen nachsagte, wurden sie für andere Rituale kaum genutzt. Einige Wächter verwendeten sie gar nicht und viele der Patienten verstanden es nicht. Doch Nirah spürte, wie die Energie auf ihre Anwesenheit reagierte und war überzeugt von ihrer Wirksamkeit. Sie halfen ihr, die Konzentration auf ein bestimmtes Ziel zu lenken. Warum auch nicht? Sie waren genauso Teil der Erde, der Umgebung wie jeder Baum, Fluss oder Findling. Auch diese Dinge wurden manchmal für spezifische Zwecke genutzt. 

Langsam drang die Hitze durch die Schale in ihrer Hand, während sie hinter Notos her nach drinnen trottete. Vorsichtig balancierte sie die glühenden Kohlen. Die ersten Flämmchen fraßen sich durch die Holzsplitter oben, verglommen aber gleich wieder. Sobald sie das Zimmer betraten, stellte sie die Schale auf eine Ablage neben dem Bett, den Korb auf den Boden. Nirah beobachtete kurz die immer wieder auflodernden Flämmchen und entschied dann, dass sie klein genug waren. Sie legte das vorbereitete Kräuterbündel, auf die Kohle. Wenig später breitete sich bereits der Duft: Verbrannt und trotzdem mit einem Hauch Würze. Sorgfältig stellte sie sicher, dass die Kräuter nicht sofort verzehrt wurden, sondern nur langsam vor sich hin glimmten. 

Ihr eigener Name ließ Nirah den Kopf von ihrem Werk abwenden. Notos saß bereits auf dem Bett. Saß, wohlgemerkt. Er sah aus irgendeinem Grund nicht zufrieden mit seiner Lage aus. Seine Haltung war angespannt. Und seinem Gesicht fehlte der Ausdruck von Belustigung, den er vorhin zur Schau getragen hatte. Bei seiner Warnung fiel ihr Blick sofort auf das Geflecht aus Adern an seiner Seite bis hoch zu seinen Rippen. Sie kam einen Schritt näher und musterte es eingängig, zog dann die Augenbrauen zusammen.
"Es ist schon wieder größer geworden." stellte sie fest. Aggressiv war diese Magie auf alle Fälle. Ein Grund mehr, warum es sich trotz allem gelohnt hatte, ihn dazu zu bringen, sich behandeln zu lassen. Allerdings konnte sie sich nicht vorstellen, dass es auf sie übergreifen könnte. Vor allem nicht wie. 

Sie entgegnete Notos' besorgtem Blick mit derselben Ernsthaftigkeit. Wenn er sie so nachdrücklich warnte, hatte das sicherlich einen Grund. "Keine Sorge. Ich werde deine Wunde nicht direkt anfassen." versuchte sie ihn zu beruhigen. "Das ist für die Heilung nicht notwendig."
Ein schweres Seufzen erklang. Machte er sich auch immer noch Sorgen um "vergiftete Energien"? 
"Und ich werde darauf achten. Versprochen. Wie gesagt ... ich bin in der Lage sehr genau zu spüren, was geschieht. Falls ich tatsächlich einen schädlichen Einfluss wahrnehme, breche ich das ganze ab und ich überlege mir etwas anderes. Aber ich versichere dir, das wird nicht passieren."

Wieder sah sie sich die dunkeln Verflechtungen an, hatte eigentlich kaum die Augen davon abgewandt. "Weißt du, das sieht wirklich nicht gut aus. Ich möchte wenigstens versuchen, dir damit zu helfen. Das ist wichtig." Sie probierte sich an einem beruhigenden Lächeln, unsicher, ob es die geplante Wirkung hatte. "Ich weiß, was ich tue, okay?", sagte sie sanft. Ihn hierzubehalten, war Eigennutz. Eigennutz, der sie das letzte bisschen ihrer Nerven kosten würde. Aber ihr Wunsch, ihm mit der Verletzung zu helfen, entsprang ihrer inneren Überzeugung. In diesem Moment meinte sie jedes einzelne Wort ernst. Aufrichtig.

Überrascht beäugte sie den Ring, den Notos ihr entgegenstreckte. Es dauerte einige Sekunden, bis sie das Material einordnen konnte. Er war aus Stein. Er war ihr nicht sehr geläufig, doch nach etwas Bedenkzeit glaubte sie ihn zu erkennen. Roter Jaspis? Nirah sah ihn fragend an. Schutz.
Notos wollte ihr Schutz anbieten? Sie hatte unterschätzt, wie sehr er sich sorgte. Unsicher, was gerade dieser Stein bringen sollte, zögerte sie. Noch nie hatte sie ihn selbst genutzt, nur einmal während Weißhaars Lehren gesehen. Schließlich pickte sie das Schmuckstück von seiner Hand. Es würde sich nicht negativ auswirken, also konnte sie die Geste genauso gut annehmen. Erstaunlicherweise nahm sie diese als wirklich gut gemeint wahr. Unnötig, aber gut gemeint. 

Sie steckte sich den Ring erst auf den Zeigefinger, dann auf den Daumen der freien Hand. Er war eindeutig zu groß für ihre Finger. Aber er würde schon nicht herunterfallen. Insbesondere, da sie gedachte, eben diese Hand Notos' anzubieten. Das war ein guter Zeitpunkt, um die grundlegenden Fragen zu klären.
"Ich werde dich während des Rituals berühren und da du es nicht kennst ... Bist du empfindlich gegenüber bestimmten Berührungen?", fragte sie und war bereits voll und ganz in ihrer Rolle als Heilerin. Für den Erfolg des Rituals war es wichtig, dass der Patient sich nicht unwohl fühlte. Das störte, brachte Unruhe in den Prozess. Wie sie selbst waren einige Menschen in manchen Dingen sensibel.
"Ich würde gerne eine Hand auf deinen Bauch, direkt unterhalb des Bauchnabels legen. Außerdem biete ich dir an, mit der anderen deine zu nehmen und sie etwa auf Herzhöhe abzulegen. Es hilft mir deine Position besser einschätzen zu können und es wirkt beruhigend. Falls du trotzdem während des Prozesses unruhig werden solltest, vielleicht sogar panisch, kannst du mir so ein kurzes Druckzeichen geben. Dann gebe ich dir etwas Raum oder höre auf." Sie hatte alles schon erlebt. Das lange Stillliegen löste in Manchen irrationale Ängste aus. "Ist das für dich in Ordnung? Ich kann auch etwas anders machen."

Nirah überlegte kurz. Was sollte sie noch jemandem sagen, der nicht wusste, was auf ihn zukam? "Ich werde sehr lange für das Ritual brauchen. Je länger, desto wirkungsvoller. Wenn es dir lieber ist, kannst du dabei schlafen. Hm ... Ja, ich denke, das ist das Wichtigste. Es wird nicht viel mehr geschehen. Ich werde nur still sitzen und mich konzentrieren." erklärte sie. "Deshalb ist es besser, wenn du liegst." betonte sie, begleitet von einer klaren Aufforderung in den Augen. Innerlich war sie bereits vollständig damit beschäftigt, sich mental vorzubereiten, die nötige Entspannung herzustellen. Wie immer verflog in diesen Augenblicken alles andere. Persönlicher Groll, Unruhe, Gedanken an etwas anderes außer das Ritual.


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