The Headwinds - Handlung
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Re: The Headwinds - Handlung
von Zladune am 18.08.2023 00:00Die Auszeit hatte ihr gutgetan. Als Nirah wieder zu ihm stieß, wirkte sie deutlich ruhiger. Oder ausgelaugt, das traf es eher. Notos hatte ihre Trainingsstunde mitbekommen. Hatte immer wieder das charakteristische Rauschen der Pfeile gehört, dicht gefolgt von einem dumpfen Ton, als diese ihr Ziel trafen. Ein Teil von ihm hätte sie dabei gerne näher beobachtet oder sogar mitgemacht, wenn sie dies erlaubt hätte. Doch seine Vernunft sprach dagegen. Was sie davor und danach gemacht hatte, das wusste er jedoch nicht. Es war auch unwichtig. Hauptsache, seine Heilerin war weniger aufgebracht, sondern einfach nur genauso mürrisch wie gewohnt. So wie er sie kannte und mochte.
Notos forderte ihre noch vergleichsweise milde Laune diesmal nicht heraus. Gehorsam befolgte er jeden Befehl, legte den Windtänzer zur Seite, den er mittlerweile fast fertiggestellt hatte, und ließ Nirah arbeiten. Als sie ihm ihr letztes Urteil über seine Verletzung mitteilte, kommentierte er dies mit einem zufriedenen Schmunzeln. Die offensichtliche Erleichterung in ihrer Stimme war ihm nicht entgangen. Anscheinend hatte sie sich wirklich aufrichtig Sorgen um ihn gemacht. So besorgniserregend wie lieb zugleich. Doch er teilte ihre Gefühle in dieser Hinsicht. Dieses spezifische Gift war tückisch und gefährlich. Es fast aus seinem Körper verbannt zu haben, schenkte ihm ein ruhigeres Gewissen – insbesondere vor seiner Reise.
Als Nirah erneut das Wort anhob, hatte Notos seine Hand bereits nach seinem Hemd ausgestreckt. Nun jedoch hielt er inne und musterte die Heilerin lange. Dann zog er seine Hand zurück, nickte dabei bedächtig: „Natürlich. So war es abgemacht." Sein Blick schweifte zur ausgebrannten Feuerstelle. Mit einem schwachen Lächeln richtete er sich auf, wandte sich bereits in Richtung des Holzstapels neben den Hütten. „Wenn du Zunder holst, bringe ich Brennholz und mache Feuer. Ist ein guter Zeitpunkt, um die einfachste deiner Fragen zu klären."
Es dauerte nicht lange, bis alles vorbereitet war. Statt jedoch zu einem Feuerstein zu greifen, hielt Notos direkt eine Hand über ein paar Äste und kleinere Baumrindestücke, die aus dem aufgerichteten Holzgestell ragten. „Also, die Tätowierungen..." Er zögerte. Mit einer fahrigen Bewegung strich er sich beiläufig über die Brust. Er hatte vorhin Nirahs Blick zu dem Bildnis des Vogels, das die Gegend nahe seines Herzen zierte, sehr wohl bemerkt. Und immer noch schickte die bloße Erinnerung an den gestrigen Vorfall einen frostigen Schauer durch seinen ganzen Körper.
„Am besten wirst du es wohl an der größeren Tätowierung am Rücken sehen können", gab er bemüht gutmütig von sich. Gleichzeitig beugte er sich etwas vor, um eine Sicht auf seine andere Tätowierung vor Nirah mehr verbergen zu können. Es würde ihm in die Karten spielen, wenn sie ihn nicht von vorne beobachten würde. Sie musste nicht alles sehen.
Das schwache Pulsieren an seinem Rücken machte sich beinahe zeitgleich mit dem hellen Flackern der Flammen um seine Fingerspitzen bemerkbar. Notos ließ die Energie äußerst kontrolliert und in winzigen Mengen durch seinen Körper strömen. Es reichte jedoch aus, um die normalerweise kaum sichtbaren, goldgelben Flügelkonturen des Vogels auf seinem Rücken in einem warmen Schimmer aufglimmen zu lassen – ein starker Kontrast zu den restlichen tiefblauen Umrissen und den farbig angehauchten Schweiffedern, die von den flammenden Energieströmen kaum beeinflusst wurden. Allerdings reichte die Energiemenge trotzdem aus, um ein unheilvolles Kribbeln an seiner Seite einsetzen zu lassen.
Notos sog scharf die Luft ein und kappte den Fluss, sobald sich die ersten Funken im Zunder und den trockenen Ästen verfingen. Er wagte es kaum, Nirah anzuschauen, rieb sich stattdessen verhalten den Nacken. „Es ist etwas...extravagant, ich weiß". Das beinahe beschämt wirkende Augenrollen war deutlich in seiner Stimme zu hören. „Aber es war die Idee meines Freundes gewesen. Er hat mich regelrecht dazu gedrängt." Dabei hatte er anfangs sogar noch gewagt zu protestieren. Ein vergebliches Unterfangen. Vernon hatte wie immer nicht mehr als ein hämisches Feixen und stichelnde Worte für ihn übrig gehabt. Ich weiß nicht, wo dein Problem ist. Das bekommen doch sowieso nur die Leute zu sehen, die du nah genug an dich dran lässt. Dürfte also nicht zu oft passieren. Nicht wahr, Donnerschwinge?
Mit einem gutmütigen Seufzen fuhr Notos fort. „Mein Freund war auch derjenige, der diese Tätowierungen erschaffen hat. Er nutzt dafür eine Technik, die in meiner Heimat weiter verbreitet ist. In der Farbe befindet sich feiner Edelsteinstaub." Noch bevor er weitersprach, griff Notos zu seinem Oberteil. „Es ist eine spezielle Art von Gestein, das sensibel auf Energieströme reagiert. Es kann dabei helfen, diese zu lenken oder sogar zu verstärken." Abermals hielt Notos inne, während er sein Hemd zuknöpfte. Nachdenklich zog er eine Braue in die Höhe. „Nun, zumindest tun sie das bei meinen Energieströmen. Ich vermute, dass die Tätowierungen gestern irgendwie auf deine Heilung reagiert hatten. Selbst wenn ich nicht genau weiß, wie." Und damit stand er auf und setzte sich nahe des Korbes wieder hin, aus welchem ein paar Wurzeln, Knollen und anderes Gemüse ragte. Notos griff nach einem Messer und reichte ein weiteres mit einem Lächeln zu Nirah: „Aber den Rest besprechen wir nach dem Abendessen, in Ordnung?"
Im Verlaufe der Vorbereitungen machte sich eine für ihn angenehme Ruhe um das kleine Lagerfeuer breit. Notos hüllte sich in Schweigen, wartete lediglich immer mal wieder, ob Anweisungen von Nirahs Seite kamen. Seine Kochkünste gingen über die Basiskenntnisse nicht hinaus. Es würde ihn nicht wundern, wenn die Heilerin daran etwas auszusetzen hätte. Weshalb er sich vorsichtshalber erstmal einzig an das Schälen und Schneiden der Zutaten wagte. Selbst wenn es ihn reizte auszuprobieren, wie gut Feuerbeeren zu dieser Mahlzeit passen würden.
Immer wieder warf er Nirah dabei jedoch verstohlene Seitenblicke zu. Insbesondere dann, wenn ihm die blassblauen Blüten ins Auge stachen, die weiterhin gut im roten Haar versteckt blieben. Hatte Nirah etwa noch nichts bemerkt? Das musste es sein. Niemals hätte sie diese Blumen freiwillig weitergetragen. Nicht nach dem Vorfall am See. Nicht nachdem sie wegen ihm so wutentbrannt gewesen war.
Er sagte nichts. Nirah entschloss sich, kein Wort über die vorherigen Stunden zu verlieren, also würde er dies auch nicht tun. Das glückselige Strahlen konnte er dennoch nicht ganz aus seiner Miene bannen, während er nahe an ihrer Seite weilte und weiterarbeitete. Es dauerte seine Zeit, bevor er sich dazu bringen konnte, weitere Fragen zu beantworten. Erst als er sich sicher war, dass niemand außer ihnen – und einem gut versteckten und eingeschnappten Jasper im Gebüsch – sich in der Nähe der Hütten aufhielt, startete er einen Erklärungsversuch. „Du hast von Energien gesprochen", fing er langsam an. „Energien, die um uns fließen. Dabei Dinge in Bewegung setzen können. Die man nicht sehen, aber spüren kann...oder wohl eher, sollte." Er schenkte ihr ein schiefes Grinsen, bevor er verhaltener als zuvor fortfuhr. „Nun...bei mir und meinen Fähigkeiten ist es nicht unähnlich."
Notos lehnte sich zurück, versuchte dabei die für ihn verständlichste Sache der Welt in die richtigen Worte zu packen. „Jedes Wesen besitzt eine innere Energie, die in steten Bahnen in unserem Körper fließt. Ich kann diese Energie in mir spüren und lenken. Ihr eine Form geben. Und diese dann auch an meine Umwelt weitergeben." Unsicher presste er die Lippen aufeinander. „Es ist nicht ganz einfach zu erklären. Aber ich würde behaupten, es ist deinen Fähigkeiten nicht unähnlich. Nur lenke ich Energien in meinem Körper und du die Energiebahnen der... Natur?"
Dann wandte er auf einmal den Blick ab, starrte stattdessen mit einem matten Lächeln den brodelnden Inhalt des Topfes nieder. „Was meine Augen angeht, kann ich nur wiederholen, was ich dir schonmal gesagt habe. Ich weiß nicht genau, was mit ihnen nicht stimmt. Ich weiß aber, dass ich schon seit vielen Jahren diese Blindheit besitze. Und dass schon viele Heiler vor dir versucht hatten, mir zu helfen und daran gescheitert sind. Und, mit Verlaub, ich würde es gerne bei dieser Antwort belassen. Ich...erinnere mich nicht sonderlich gerne an diese Zeit zurück." Ein dunkler Schatten legte sich um Notos' Miene, als die Erinnerungen sich hervorzukämpfen versuchten. Erinnerungen an eine lang vergangene Zeit, in der er ein Krankenzimmer sein Zuhause genannt hatte. Und eine Zeit, in der sein Zorn ständig kurz davor war, überzulaufen.
Mit einem tiefen Ausatmen verwischte Notos seine Gedanken, löste dabei die Anspannung in seinem Körper. Erst jetzt bemerkte er, dass er seine Hände unbewusst zu Fäusten geballt hatte. Er lockerte diese sofort, wandte sich stattdessen mit einem zurückgewonnen, kleinen Lächeln Nirah zu: „Ich habe es akzeptiert und meine Wege gefunden, wie ich damit umgehen kann. Mehr kann und will ich nicht erhoffen. Nicht mehr."
Re: The Headwinds - Handlung
von Saphyr am 07.08.2023 21:41Nur halb beobachtete Nirah wie Notos zurückkam und kurz darauf seinen Begleiter einfing. Nein, sie vermied so gut wie möglich jeden Blick in seine Richtung. Sobald die Gefahr eines verärgerten Klauenangriffs gebannt war, watete sie aus dem Wasser, beinahe an dem Korb und seinem Inhalt vorbei. Abrupt hielt sie an, wandte sich ruckartig um und bückte sich, um das mitgebrachte Geschirr einzusammeln. Oder eher, um es rücksichtslos in den Behälter zu werfen. Schließlich umfasste sie den Griff des kleinen Messers fest und schleuderte es mit der Klinge voran zu dem restlichen Kram. Etwas knackte.
Sie bemerkte, wie Notos auf sie zu ging, krallte ihre Finger automatisch um den Korbgriff und hielt ihn schützend vor sich. Mit warnendem Blick bedachte sie sein Näherkommen. Blieb dabei wie erstarrt stehen. Aber er griff nur nach seiner Waffe, die unweit von ihr entfernt im Boden steckte. Er sagte nichts, sah sie gar nicht an. Nirah entspannte sich ein wenig, bis er sich unvermittelt doch an sie wandte.
Eine Entschuldigung war nicht das, womit sie gerechnet hatte. Verärgert nach Luft schnappend suchte sie nach Worten, war sich jedoch nicht sicher, was sie sagen wollte. Sie hang irgendwo zwischen wütend untermalter Anklage, Drohungen und der Frage, ob sie die Entschuldigung überhaupt annehmen wollte.
Selbst wenn ich es wieder tun würde. Nirah quittierte die Aussage mit einem lauten Zähneknirschen und einem unheilvollen Ausdruck im Gesicht, der jeden Moment zu entgleisen drohte. Noch viel schlimmer als das war Notos' selbstgefällige Lächeln. Und ob er zu weit gegangen war. Eine Entschuldigung? Ha. Wohl kaum. Nirah setzte dazu an, den Krieger anzufahren, der war allerdings schon auf der Flucht. Schnaubend verharrte sie einige Momente auf der Stelle. Oh, er wusste ganz genau, was ihn erwartet hätte.
Mit großem Abstand stapfte Nirah zu den Hütten. Ihre Kleidung hing schwer an ihr und sie tropfte bei jedem Schritt. Bei ihrer Unterkunft angekommen, suchte sie sofort ihr Zimmer auf und schälte sich aus dem nassen Stoff. Gut, dass sie vorhin einen Stapel frischer Kleidung mitgenommen hatte. Trocken und leicht zitternd marschierte sie aus der Hütte, entdeckte Notos seelenruhig am Feuerplatz sitzend, machte auf der Stelle kehrt und schlug die entgegengesetzte Richtung ein. Wieso musste er ausgerechnet jetzt entscheiden, seine Zeit hier zu verbringen?
Ehe sie sich versah, hatten ihre Füße sie zwischen die Bäume geführt. Weg von den Hütten, weg von Notos und Sir Jasper. Am liebsten hätte sie einen großen Spaziergang gemacht. Einen sehr großen. Weit, weit weg. Sie saß bereits in ihrer eigenen Behausung, als sie die Erkenntnis überrollte, dass sie ihren Patienten trotz allem nicht völlig allein lassen sollte. Frustriert warf sie die Lederstiefel wieder in eine Ecke, die sie sich gerade hatte anziehen wollen. Seufzte in die Stille hinein. Schnappte sich einen kleinen Teil ihrer Ausrüstung und eilte hinaus.
Wenig später tauchte sie wortlos beim Heilerquartier auf, wo Notos weiterhin herumsaß. Nirah ignorierte ihn, als sie an ihm vorbeilief. Sie war immernoch gekleidet wie zuvor, bis auf einen halboffenen Handschuh aus dünnem Leder und einer Manschette am Arm. An ihrem Gürtel baumelte ein Köcher mit fünf Pfeilen und in der Hand trug sie den Bogen. Soweit abseits wie möglich fand sie eine freie Fläche, die den Blick auf einen alleinstehenden Baum und - gerade noch so - auch auf Notos bot.
Nirah spannte die Sehne, nahm Position ein und begann mit ihrem Training. Das sollte sie ohnehin nicht vernachlässigen und war der perfekte Vorwand, um auf Abstand bleiben zu können. Zuerst übte sie ohne Pfeile. Sie zog die Sehne auf Anschlag. Hielt den Zug bis es wehtat. Gab langsam nach, zurück zur Ausgangsposition. Kurze Pause. Dann wieder von vorne. Zwischendurch wechselte sie die Seite. Ihr linker Arm brannte schneller von der Anstrengung. Aber wie sagte man so schön? Ein Bogenschütze sollte mit beiden Armen schießen können. Selbst wenn sie es unterwegs nicht tat. Der Ausgleich war wichtig. Nach der ersten Einheit pausierte sie ein wenig länger, dehnte sich. Dann ging es weiter mit einer anderen Übung. Halber Zug, voller Zug, kurz halten und von vorne. Wechsel auf den anderen Arm. Solange, bis ihre Muskeln protestierten. Beide Arme fühlten sich bereits schwer an, als Nirah den ersten Pfeil anlegte. Sie suchte sich drei markante Stellen an dem Baum auf ihrer Sichtlinie aus und schoss auf diese. Anfangs landeten nur wenige Pfeile zwei Finger breit entfernt von den auserkorenen Zielen. Nach einiger Zeit - Nirah hatte aufgehört zu zählen, wie oft sie nach vorne gelaufen war, um die Pfeile einzusammeln - flog einer knapp am Stamm vorbei. Das war der Moment als sie den Bogen sinken ließ. Alles brannte. Erschöpft trottete sie ins Dickicht, um das verloren gegangene Geschoss zu finden und den Rest aus dem Holz zu ziehen. Der Baumstamm sah ein wenig mitgenommen aus.
Sie sah sich zum ersten Mal seit Beginn des Trainings nach Notos um. Der saß leider immernoch an Ort und Stelle. Also entspannte sie mit langsamen Bewegungen den Bogen und setzte sich an den Fuß des Baumes. Sie widmete die Meditation ihm. Alles war besser, als zurückzugehen. Aber bald schon machte sich eine hartnäckige Erschöpfung in ihr breit. Ihre ohnehin schwindende Konzentration bröckelte. Als sich zusätzlich der Hunger meldete, fand Nirah keine Ausreden mehr, um sich fernzuhalten. Immerhin war Notos' nach wie vor ihr Patient und es galt eine Abmachung zum Ende zu führen. Inzwischen war sie ruhig geworden. Die Anstrengung hatte die gewünschte Entspannung mit sich gebracht, wenngleich ein Teil der Verwirrung, über das vorhin einfach nicht weichen wollte.
Nachdem sie zur Hütte zurückgekehrt war und ihre Ausrüstung verstaut hatte, schleifte Nirah sich regelrecht zum Feuerplatz. Sagte nichts. Statt Notos sah sie den Boden an, nein starrte ihn an. Ein einzelner Pfotenabdruck befand sich auf der Erde vor ihm. Eine Wolfspfote. Wie...?
Da erhob er das Wort. Sofort beäugte sie die Notos' Verbände und zog augenblicklich kritisch die Brauen nach oben. Viel gebracht hatten sie wohl nicht mehr nach dem Bad, dachte sie. Warum auch immer er sie nicht abgenommen hatte. Mit ein paar Änderungen wäre er vielleicht ein vorbildlicher Patient. "Schön." murrte sie. "Lass mich sehen." Nirah ließ ihn auf der Bank sitzen, bat ihn lediglich darum, den Windtänzer zur Seite zu legen. Kommentiere seinen Fortschritt daran nicht. Vorsichtig löste sie die Verbände dort, wo sie an Notos' Haut klebten, zum größten Teil fielen sie von allein ab. Kurz darauf hatte sie die gesamte Bahn aufgerollt und wieder einmal freien Blick auf Notos' Oberkörper. Dieses Mal ignorierte sie die Tätowierungen so gut es ging, presste lediglich die Lippen aufeinander und inspizierte den relevanten Teil.
Die Verletzung an seiner Seite war geschlossen und sah aus, als würde sie gut verheilen. Wichtiger war jedoch, dass die verästelten dunklen Adern sich zurückgezogen hatten. Ihre Farbe war verblasst und sie nahmen eine geringere Fläche ein. Die seltsame Vergiftung löste sich offensichtlich auf. "Es sieht gut aus", murmelte sie, während sie ihn untersuchte. "Sehr gut. Kein Vergleich."
Schließlich trat sie einen Schritt zurück, erwischte sich dabei, wie sie erleichtert ausatmete und sah Notos an. "Ein wenig solltest du dich noch schonen. Aber ich denke ein leichtes Training, kombiniert mit ausreichend Wasser und Schlaf ist in Ordnung. Die Bewegung kann helfen. Nur nicht zu viel." stellte sie fest. "Ich werde jedenfalls nichts mehr daran machen. Wobei Salbe sicher nicht schadet. Ich gebe dir welche später."
Dann zögerte sie. "Ich will Antworten, Donnerschwinge. Die schuldest du mir ... bevor du gehst." sagte sie. "Ich will wissen, wie deine Magie funktioniert. Ich meine, du bist fast an dieser seltsamen Magie gestorben. Was mit deinen Augen los ist. Und den leuchtenden Tätowierungen." Sie warf nun doch einen verstohlenen Blick zu dem Vogel auf seiner Brust, der in der anbrechenden Dämmerung unscheinbar wirkte.
"Beim Abendessen, ja?" Ihre Stimme war leise, fast vorsichtig. Als wüsste sie nicht, wie sie sich verhalten sollte. Sie deutete auf den Topf auf dem Gestell. "Wir brauchen Feuer."
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Re: The Headwinds - Handlung
von Zladune am 19.07.2023 17:25Es half nicht. Egal wie oft er versuchte, seine Gedanken in den Gewässern des Sees zu ertränken. Die Kälte um ihn rum schenkte ihm weder die erwünschte Betäubung noch schaffte sie es, seinen Kopf zu klären. Es gab einfach keine Erklärung für sein Verhalten. Es einfach auf seinen wirren, noch von den Nachwirkungen des Giftes beeinflussten Zustand zu schieben, klang verlockend...aber machte diese Erklärung dadurch auch nicht wahr.
Mit der Zeit gab Notos auf, sich einen Reim aus allem zu machen. Nahm es einfach hin und machte es sich lieber zur Aufgabe, seinem ursprünglichen Vorhaben nachzugehen. Wie Nirah ebenfalls schon gemeint hatte: Nach der Nacht – und der vorherigen Trainingsstunde – war ein Bad dringend nötig. Und es war einfacher, dabei erstmal jegliche ungewollten Gefühle zu unterdrücken. Sie nach und nach vom Wasser davontragen zu lassen. Es funktionierte mit der Zeit. Das unterschwellig nistende Unverständnis über...alles was eben vorgefallen war schwand allmählich. Die nachklingende Wärme, die von seiner Mitte aus in seinen gesamten Körper strahlte, würde dies bestimmt auch bald tun.
Nach und nach nahm seine Miene einen friedlicheren Ausdruck an. Die Ansätze eines zufriedenen Lächelns schlichen sich auf sein Gesicht. Er hatte fast vergessen, wie sehr er es vermisst hatte. Sich einfach treiben zu lassen. Gedankenlos. Nur das sanfte Wiegen des Wassers zu spüren, das sich an seinen Körper schmiegte. Er hätte sich gewünscht, es länger genießen zu können.
Ein schweres Seufzen entkam ihm, kaum dass Nirahs Stimme diesen zarten, zerbrechlichen Moment der Ruhe zerstörte. Der Ton einen kleinen Tick zu hoch und schrill, als dass er sie einfach ignorieren könnte. Die Heilerin musste auf ihrem letzten Geduldsfaden balancieren. Wenn sie sogar schon so weit ging und seinen Gefährten in ihrer Aufgebrachtheit lediglich als Vogel bezeichnete...
Jasper, der sein Gemüt eigentlich mittlerweile fast wieder in den Griff bekommen hatte, quittierte diese neue Bezeichnung für ihn mürrisch knurrend mit einem erbosten Aufplustern seiner Feder. Es fehlte nicht viel und ihm wäre dazu noch ein drohendes Fauchen entkommen. Dieses ließ er allerdings stattdessen dann seinem Partner zukommen, als dieser aus dem Wasser stieg und auf ihn zukam. Immer noch triefend nass. Und ihm bedrohlich nahe. Als Notos nicht auf seine Warnungen reagierte, war es nun der gefiederte Drache, der Schritt für Schritt zurückwich, dabei weiterhin ein möglichst einschüchterndes Brummen zum Besten gab. Beinahe wäre ihm seine Drachenpräsenz rausgerutscht, bevor er sich eines Besseren besann und lieber zur Flucht überging. Eine Entscheidung, die zu spät kam. Jasper schaffte es kaum sich umzudrehen und die Flügel zu spreizen, da wurde er bereits sanft, aber bestimmt gepackt und den nassen Oberkörper seines Partners gedrückt. Anfangs zappelte er noch, wand sich in den Armen, die ihn gefangen hielten. Doch es gab kein Entkommen vor Notos' Klammergriff.
Mit einer Hand seinen Gefährten gefangen haltend, zog Notos sich mit der anderen schnell wieder seine Stiefel an. Ignorierte dabei die kleinen Zähnchen, die sich in seine Haut gruben. Nicht mit genug Druck, um Blut fließen zu lassen. Aber genug, um immer wieder ein warnendes Kribbeln in seinen Muskeln spüren zu können. „Geduld, mein Lieber. Ich lass dich bei den Hütten wieder los". Leise, beschwichtigende Worte. Nicht laut genug, um wirklich die Aufmerksamkeit seiner Begleiterin zu erlangen. Wobei fraglich war, ob sie ihn überhaupt in irgendeiner Form beachten würde.
Aus dem Augenwinkel beobachtete er die Heilerin dabei, wie sie den Korb wieder zusammenpackte. Dabei das Messer mit einem schwer zu missdeutenden Anflug von rabiatem Frust verstaute. Automatisch zog Notos bei diesem Anblick den Kopf ein. Seufzte abermals. Und ging dann ohne Rücksicht auf jegliche Gefahr direkt auf Nirah zu. Wenige Schritte trennten sie voneinander, als Notos stehen blieb, den Blickkontakt zu ihr dabei strengstens vermied. Zu ihr und der Kleidung, die klitschnass wie sie war, sich weiterhin an ihren Körper presste. Wortlos ergriff er seine Hellebarde, die weiterhin im sandigen Untergrund steckte – der einzige Grund, warum er auf so eine törichte Idee kam, seine Begleiterin mit seiner Nähe noch weiter zu reizen. Was er nicht noch länger tun sollte.
Notos war im Inbegriff, sich wieder umzudrehen. Haderte dann jedoch. Und suchte dann entgegen jeder Vernunft den Blickkontakt auf. Erwiderte den flammenden Zorn mit einer schwer zu durchbrechenden Ruhe. „Ich bin zu weit gegangen. Verzeih mir." Entschuldigend senkte er den Kopf. ...Sollte er noch etwas hinzufügen oder lieber gleich gehen?
Es wird nicht wieder vorkommen. Ja, das wäre wohl das, was er noch sagen sollte. Notos hob abermals den Blick – und konnte sich nicht dazu bringen, diesen Satz über seine Lippen zu bringen. Nicht wenn... seine Augen streiften die zarten, hellblauen Farbtupfen in ihren Haaren. Das warme Lächeln zierte auf einmal wie von selbst seine Miene. „Selbst wenn ich es wieder tun würde."
Dieses Mal ließ Notos keinen weiteren Moment verstreichen, bevor er die Distanz zwischen ihnen aufsuchte. Er schnappte sich im Vorbeigehen nur noch den inzwischen leeren Eimer, blieb kurz kopfschüttelnd stehen, als ihn sein Körper für diese schnelle Bewegung mit einem Anflug von Benommenheit strafte – er hoffte wirklich, dass sich diese Empfindlichkeit bis morgen wieder legen würde – und entfernte sich letztendlich als erster vom See.
Jasper ließ er wie versprochen frei, sobald die Hütten in sein Sichtfeld traten. Sein Partner hatte an irgendeinem Punkt sein Schicksal akzeptiert und den Widerstand aufgegeben. Kaum dass sich ihm diese Chance bot, war der Drache aber bereits auch wieder mit einem Sprung in dichten Grün verschwunden. Nicht ohne seinen Arm mit ein paar weiteren Kratzern zu verzieren. Jedoch blieb sein Federbündel weiterhin in der unmittelbaren Nähe, wie seine Präsenz verriet. Notos tat das Verhalten seines Partners mit einem Schmunzeln ab, bevor er seine Hütte anpeilte. Haderte dann gewohnheitsbedingt, als er feststellte, dass die Tür zu seinem Zimmer sperrangelweit offenstand. Betrat es dann aber trotzdem, selbst wenn er es nicht unterlassen konnte, den Griff um seine Waffe zu verstärken. Wenig später bewahrheitete sich seine Vermutung, dass Nirah in der Zwischenzeit einfach wieder hier gewesen war. Die zusammengeknüllte, frische Bekleidung im Schrank sprach zumindest dafür. Er schenkte dieser keine weitere Beachtung, schnappte sich stattdessen zielsicher seine eigene Montur, bevor er den Raum wieder verließ. Seine Hellebarde nahm er dieses Mal jedoch nicht wieder mit.
Als Notos nur wenige Augenblicke später wieder am Feuerplatz saß, war er zur Hälfte wieder in den Farben seines Ordens gekleidet. Sein Hemd und der Rest seiner Montur lag fein säuberlich neben ihm auf der Bank. Und in seinem Schoss – der noch nicht fertige Windtänzer. Mittlerweile kannte er Nirah gut genug, um zu ahnen, dass sie sich nach dem vorherigen...Vorfall nicht sofort zu ihm begeben würde. Allerdings wusste er auch, dass sie stur genug war, um ihre kleine Abmachung deswegen nicht in den Wind zu schlagen. Also würde er ihr einfach die Möglichkeit geben, selbst den Zeitpunkt zu wählen, an dem sie wieder bereit war, mit ihm zu sprechen. Hoffentlich würde sie sich bis dahin wieder etwas beruhigt haben.
Bis dahin...schenkte er der Heilerin nicht mehr Beachtung als nötig. Zwar nahm er ihre Präsenz wahr, verriet dies aber nicht mit der winzigsten Regung. Lediglich als sie sich schlussendlich doch dazu aufraffen konnte, sich dem Feuer zu nähern, entkam ihm ein kleines Schmunzeln. Seinen Blick hob er aber nicht sofort an, arbeitete einfach still weiter. Bevor sie aber auch nur einen Satz verlauten lassen konnte, kam er ihr zuvor. „Ich dachte, du wolltest dir vielleicht noch meine Verletzung mal selbst ansehen.", gab er ihr eine Antwort auf die unausgesprochene Frage, warum sich nicht vollständig angezogen hatte. Waren die Verbände nicht schon seit der Trainingsstunde vollkommen verrutscht, so hatte sein Badegang ihnen den Rest gegeben. Dennoch...er hatte es nicht gewagt, sie zu entfernen oder anderweitig anzufassen. Erfahrungen haben ihn gelehrt, dass es besser war, nicht unnötig den Zorn von Heilern auf sich zu ziehen. Selbst wenn er wirklich gut darin war, diese Erfahrungen zu missachten.
Re: The Headwinds - Handlung
von Saphyr am 26.06.2023 01:21Nirah schnaubte bei Notos Stichelei. War das etwa nicht genug? Sie hatte doch erreicht, was sie gewollt hatte, oder? Sie war ihm zuvorgekommen. Dann aber lenkte er ihre Aufmerksamkeit auf Sir Jasper und sie sah über ihre Schulter nach hinten. Das kleine Wesen beäugte den Eimer, den sie eben erst fallen gelassen hatte und gab verärgerte Geräusche von sich. Auf seinem Köpfchen glänzte verdächtig ein winziger Wassertropfen, der auf den Federn ruhte. Bei genauerem Hinsehen schien ein Teil seiner Daunen um die Ohren nass an ihm zu kleben. Mit einem dumpfen Geräusch fiel der Eimer um, niedergestreckt von einer äußerst frustrierten Pfote. Nirah versuchte ein amüsiertes Schmunzeln zu unterdrücken. Der Arme hatte wohl etwas Wasser abbekommen. Das war keine Absicht gewesen, aber seine spürbare Verärgerung war hinreißend niedlich.
Bis sie sich auf sie richtete. Sir Jasper schüttelte sich, sodass der Tropfen davonflog und starrte sie wieder an. Dann wurde sein Körper flach, er tapste auf sie zu und brummte sie bedrohlich an. Als wäre Nirah eine Maus - Beute - und kein Mensch, der Sir Jasper um ein Vielfaches überragte. Obwohl sie nicht den Eindruck hatte, ihr drohte echte Gefahr, machte sie einen Schritt nach zurück und hob beschwichtigend die Hände. "Es war wirklich keine Absicht." brachte sie belustigt hervor. Machte ein paar weitere Schritte. Er würde sie nicht wirklich angreifen. Oder doch? Ganz sicher war sich Nirah nicht, denn Sir Jasper ließ nicht von ihr ab, kam näher und näher. Seine Haltung war eindeutig die eines Raubtiers auf der Jagd. Immer weiter ließ sich Nirah nach hinten treiben, bis kühles Nass um ihre Knöchel schwappte.
Nirah gab einen kleinen Aufschrei von sich, als der braune Federball plötzlich auf sie zuflog. Oder vielleicht war es nur der überraschende Ruck an ihrem Arm. Keine Klauen bohrten sich in ihr Fleisch. Dafür verlor sie beinahe das Gleichgewicht, stolperte Notos entgegen weiter in den See hinein. Kaum hatte sie die Balance halbwegs wiedererlangt, zwang Notos sie mit einer schnellen Bewegung dazu, sich um die eigene Achse zu drehen. Erstaunlicherweise folgten ihre Füße dem Impuls, vollführten die Drehung fast von alleine und sie landete sicher aufgefangen in den Armen des Kriegers. Einen Moment sah sie Notos einfach nur an, ihr Atem schwerer als er sein sollte. Ein seltsames Flattern hatte sich in ihrer Brust breitgemacht. Auf einmal wurde ihr klar, wie nah Notos war. Beide ihrer Hände ruhten in seinem Nacken, sie musste sie vorhin automatisch dort platziert haben, um sich festzuhalten. Und sie verblieben dort. "Was tust du?", flüsterte sie, schüttelte dabei den Kopf. Doch es kam lediglich als ein tonloses Hauchen heraus. Notos' Blick hielt den ihren gefangen, sie entgegnete ihn aus großen Augen, regungslos, und lange geschah nichts. Vielleicht war es nur ein kurzer Augenblick, winzig, aber er dauerte ewig.
Als Worte erklangen, holte die Gegenwart Nirah schließlich ein. Bei der heiligen Mutter, was tat Notos? Was sich vorher wie ein sicherer Halt angefühlt hatte, war nun eine unangenehme Umklammerung. Notos war zu nah, viel zu nah. Nirah zog ihre Hände zurück, nur um sie direkt wieder in seine Schultern zu krallen, denn der Griff um ihren Körper lockerte sich auf einmal und sie drohte zu fallen. "Notos?" stieß sie hervor. "Notos!" Ihr Protest wurde begleitet von dem verkrampften Versuch, sich an ihm wieder nach oben zu ziehen. Kälte drang durch den Stoff ihrer Kleidung und wanderte langsam nach oben. "Donnerschwinge!" zischte sie jetzt weniger besorgt, mehr drohend. Allerdings war es bereits zu spät. Notos ließ sie erbarmungslos ins Wasser herab. Es schwappte über Nirahs Schultern und tränkte das letzte bisschen ihrer Kleidung, als sie auf dem Grund ankam. Sie zog die Knie an sich, befreite sich aus ihrer hilflos liegenden Position, nun da Notos sie endlich freigegeben hatte. Da war auch schon wieder Notos und fuhr ihr durch die Haare, brachte sie und ihren Stolz durcheinander. Nirah pustete eine Strähne aus dem Gesicht und funkelte ihn an.
Abrupt stieß sie sich aus dem Wasser, war auf einmal auf den Beinen und wollte davon marschieren. Etwas anderes fiel ihr nicht ein. Was auch immer das gerade gewesen war, sie wollte weg, weit weg. Sofort. Notos' Warnung hielt sie ebenso sehr auf wie die goldenen Augen, die sie vom Ufer aus fixierten. Nirah sah an sich herab, verschränkte schnell die Arme vor sich und ließ sich anschließend nach unten sinken, wo die Kälte sie abermals umfing. Das alles wurde begleitet von einem frustrierten Knurren. Inzwischen hatte sich Notos ein gutes Stück entfernt. Sie suchte nach Worten, die das Ausmaß ihrer Empörung - und Verwirrung - erfassen und ausdrücken könnten. Die dem idiotischen Krieger begreiflich machen würden, dass seine Aktion nicht in Ordnung gewesen war. Was hatte er sich nur dabei gedacht? Was hatte sie sich dabei gedacht? Was war eben überhaupt geschehen? Allerdings tauchte Notos unter, bevor sie irgendetwas sagen konnte.
Überaus schlecht gelaunt, vor allem wegen ihrer eigenen Ratlosigkeit, aber auch eindeutig wegen Notos, saß sie im flachen Teil des Sees während er weiter weg seine Runden schwamm. Immerhin hielt er Abstand. Ausnahmsweise. Die unmittelbare Anspannung ihrer Muskeln wich, aber starke Unruhe hatte sich ihrer bemächtigt. Sie scharrte mit den Fingern im steinigen Untergrund, versuchte sich irgendwie zu beruhigen. Den Drang loszuwerden, ihrem Ärger lautstark Luft zu machen oder etwas zu treten. Das schlimmste war, dass sie nicht einmal wusste, wieso genau sie so aufgekratzt war. Notos hatte sich wieder einmal einen dummen Scherz erlaubt. Nichts Neues. Und doch ... Bei all seinem Hang zu dummen Aktionen hatte sie diese dennoch nicht erwartet. So zu tun als stünden sie sich nahe ... Noch schlimmer war, dass sie sich einen Wimpernschlag lang hatte fallen lassen. Ja, das war das Schlimmste. Nichteinmal zu wissen warum. Sie bohrte die Finger in den Boden. Dreck und Steinchen schoben sich schmerzhaft unter ihre Fingernägel. So etwas sollte nie wieder vorkommen. Nicht mehr.
Lange hielt Nirah es nicht aus, still am Ufer abzuwarten, bis sich Notos zurückbequemte. Ruhe wollte sich trotz der an sich angenehmen Szenerie nicht einstellen. Sonnenstrahlen, kühlendes Wasser, Vogelzwitschern. Es half nichts. Ihre Geduld war am Ende. Die Versuchung den Krieger zurückzulassen, ohne Rücksicht auf seinen Zustand war groß. Dennoch ...
"Wir gehen jetzt zurück, Donnerschwinge. Jetzt sofort." brüllte sie ihm unvermittelt und hörbar verärgert entgegen. Ihre Stimme hatte einen schrillen Unterton angenommen, den ihr Vater als hysterisch bezeichnet hätte. "Komm gefälligst her, nimm dein Zeug und ... sorg dafür, dass dein Vogel mich nicht attackiert." Mit einem geräuschvollen Platschen stand sie auf, ignorierte die hauteng klebende Kleidung und stapfte bis kurz vor den Anfang des Ufers, wo sie immer noch nicht sicher war, ob sie einen Fuß aus dem Wasser setzen sollte. Sie musterte Sir Jasper misstrauisch und sah sich ein weiteres Mal mit flammendem Blick nach Notos um, der nach ihrem Geschmack nicht schnell genug auf ihre Anweisungen reagierte.
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Re: The Headwinds - Handlung
von Zladune am 18.06.2023 13:13Notos' Lachen ebbte allmählich ab, ging in ein tiefes Seufzen über, bevor er seine Aufmerksamkeit auf eine immer noch feixende Nirah lenkte. Für einen Augenblick wirkte seine Miene trotz des warmen Lächelns gedämpft. Als hätte sich der Hauch eines Schatten über ihn gelegt. Es wahrte lediglich ein, zwei Atemzüge lang. Dann hörte er die unverkennbare Überlegenheit, die in der Stimme seiner Heilerin mitschwang. Ihre ungewohnt fröhliche, übermütige Laune durchdrang die Luft und er spürte, wie ihn diese selbst einzuhüllen versuchte.
Er gab dem nach. Der leise Anflug von Schwermut schwand allmählich, als Notos in stichelnder Manier Nirahs Grinsen erwiderte. „Ist das wirklich alles, zu was du in der Lage bist? Ich muss zugeben, ich bin fast ein wenig enttäuscht. Ich hatte mehr von dir erwartet." Kurz glitt sein Blick an ihr vorbei – und sofort zuckten seine Mundwinkel verschmitzt nach oben. „Ich an deiner Stelle würde mir aber weniger Sorgen über mich machen." Mit einem Kopfnicken deutete er an eine Stelle direkt hinter der Heilerin. „Ich fürchte fast, Jasper hat ein Wörtchen mit dir zu reden."
Ein mürrisches Knurren erklang als Antwort, dicht gefolgt von einem Fauchen, als Nirah den Eimer auf den Boden abstellte. Anstatt jedoch einen weiten Satz nach hinten zu machen, legte der kleine Drache seine verdächtig nassen, nicht mehr ganz so flauschig wirkenden Ohren an und verpasste dem Holzeimer einen Hieb mit der Pfote. Mit einem dumpfen Ton kippte dieser nahezu widerstandlos um. Jasper schnaufte, fixierte dann aber sofort wieder die Heilerin.
Scheinbar war nicht nur Notos Opfer von Nirahs Angriff gewesen. Jasper hatte die beiden Menschen zuerst nur mit schief gelegenen Kopf beobachtet. Als sein Partner sich schließlich entschloss, von seinem seltsamen Verhalten abzulassen und in den See zu steigen, folgte der Drache ihm ausnahmsweise nicht. Nass werden konnte sein Gefährte gerne allein. Womit er jedoch nicht gerechnet hatte, war die Rothaarige, die ohne Vorwarnung plötzlich hochgeschnellt war. Jasper quittierte die Bewegung mit einem Sprung zur Seite – und befand sich damit auf einmal in unmittelbarer Nähe des Eimers. Den die Heilerin sich jedoch als Ziel auserkoren hatte. Bei ihrem hastigen Manöver kam das Wasser in diesem bedächtig zum Schwanken und ehe er sich versah, wurde Jasper von einem kleinen Schwall getroffen.
Erneut schüttelte sich das kleine Federbündel, sichtlich gereizt über die Nässe, die stellenweise sein Gefieder aneinanderkleben ließ. Seine Augen ruhten unaufhörlich auf dem Rotschopf. Der Vorschlag seines Gefährten klang mit einem Mal sehr verlockend. Nur ein kleines Gespräch. Ein leichtes Einkrallen. Ein winziger Schlag, nicht mehr. Die goldenen Augen verengten sich, als Jasper zu einem anpirschenden Gang ansetzte. Lauernd mit einem leisen, drohenden Brummen, näherte er sich der Heilerin, versuchte sie dabei einzukreisen und ihr einen möglichen Fluchtweg abzuschneiden. Drängte sie dabei näher ans Ufer zurück. Der breit gefächerte Schweif zuckte unruhig hin und her, während er die Distanz zwischen sich und seinem Ziel abschätzte. Plötzlich setzte er zum Sprung an – und verfehlte ganz knapp Nirahs Füße, als sie förmlich von ihm weg ins Wasser gezogen wurde.
Notos erkannte das Vorhaben seines Partners sofort und hatte mit ein paar schnellen Schritten die Distanz zu Nirah überbrückt. Sein Vorhaben war ursprünglich rein unschuldiger Natur gewesen, gut gesinnt noch dazu. Einfach die Heilerin packen und ein wenig zu sich ins Wasser ziehen. Jasper würde niemals auch nur eine Pfote in den See setzen, also müsste sie hier vor seiner Wut in Sicherheit sein. Als seine Finger jedoch ihr Handgelenk umschlossen...nun... es war seltsam. Zuerst überfiel ihn eine gewisse Ruhe, kaum dass er den stetigen Energiestrom unter seinen Fingerkuppen spüren konnte. Eine familiäre Ruhe, selbst wenn er nicht benennen konnte, warum ihm dieses Gefühl so vertraut vorkam. Doch keinen Herzschlag später mischte sich ein lebhaftes Flackern in seine Aura. Verwirbelte diese, als würde der Wind mit ihr spielen. Seine Lippen verzogen sich zu einem verschmitzten Grinsen, als er ohne nachzudenken den Schwung nutzte, um Nirah einmal in eine kleine Drehung zu führen. Beinahe erinnerte es an den Ansatz eines Tanzes. Eines ihm sehr bekannten Tanzes. Bis sich Notos auf einmal entschied, Nirah näher zu sich zu ziehen. Keine Handbreit trennte ihre Körper, als er mit einen Arm ihre Taille umfasste und Nirah so tief hinabließ, dass sie mühelos mit ihrer Hand in den See eintauchen konnte, wenn sie gewollt hätte. Bislang hatte jede kleinste Bewegung das kristallklare Wasser um sie herum zum Kreisen gebracht, hatte sanfte Wellen auf der Oberfläche des Sees gemalt. Nun jedoch kam diese wieder für einen flüchtigen Moment zur Ruhe, während beide in dieser Position verharrten.
Eine Weile lang betrachtete Notos die Heilerin mit einem warmen Schmunzeln, scheinbar verloren in diesem Augenblick. Dann entkam ihm ein neckendes Lächeln. „Oh verzeih. Ich habe vergessen, dass du nichts von mir und meinen dubiosen Angeboten hältst." Und mit diesen Worten... hatte er die Arme zurückgezogen und Nirah beinahe einfach so fallen lassen. Nun, beinahe. Es glich eher einem behutsamen Reingleiten ins Wasser als einem Fall. Selbst wenn der See an dieser Stelle bereits tief genug sein sollte, um alles abzudämpfen, er würde Nirah niemals verletzten wollen.
Mit einem breiten Lächeln beugte er sich zu der Heilerin herab, zerzauste ihr mit einer Hand dabei die Haare. „Warte am besten noch etwas, bevor du aus dem Wasser steigst. Zumindest, bis Jasper weniger grummelig ist." Wie auf Befehl ertönte ein hörbares Schnauben. Jasper hatte sich, die Pfoten unter seinen federbesetzten Leib platziert, auf einen sonnenbeschienenen Fleck am Ufer gesetzt und verfolgte mürrisch das Tun der zwei Menschen.
Notos schenkte seinem Partner keine weitere Beachtung, sondern entfernte sich von seiner Heilerin, begab sich dabei in tiefere Gewässer. Er musste ein wenig Abstand nehmen. Einerseits, weil Nirah sicherlich mehr als aufgebracht nach seiner dreisten Aktion war – zurecht auch. Aber auch weil... Unsicher presste er die Lippen aufeinander, rieb sich dabei die Schläfen. Was bei allen Göttern hatte ihn dazu verleiten lassen? Warum hatte er das getan? Ausgerechnet mit ihr... Aber es hatte sich irgendwie... richtig angefühlt. Auf eine ihm komplett unverständliche Art und Weise... Es musste noch an den Nachwirkungen der Behandlung liegen. Keinen Zweifel. Vermutlich ließ ihn das nicht mehr klar denken. Und dennoch. Notos wandte sich verhalten um und ein sanftes Lächeln stahl sich auf seine Miene, als er ein vertrautes Blau in den roten Haaren aufblitzen sah. Diesmal war es ihm geglückt. Und wie er es sich gedacht hatte: es stand ihr gut. Auch wenn es ihr mit ihrem niedlichen Lächeln noch besser stehen würde. Bevor er sich jedoch mit seinem Starren verraten würde, drehte er sich vollends um und tauchte einmal komplett unter. In der Hoffnung, die Kälte würde die wirren Gedanken aus seinem Kopf vertreiben.
Re: The Headwinds - Handlung
von Saphyr am 12.06.2023 23:30Möglicherweise war der Eimer etwas zu viel des Guten. Dennoch brummte Nirah lediglich zustimmend, ohne sich anderweitig zu regen. Er hatte einiges nachzuholen, wie gesagt. Vergangene Nacht hatte sie ihn zu jedem einzelnen Tropfen Wasser zwingen müssen. Dabei war es gerade bei Fieber besonders wichtig, ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen. Sie kam nicht umhin, mit verschlossenen Augen zu grinsen, bei dem Gedanken, dass sie sich so für seinen Widerwillen rächte. Sollte er trinken, bis ihm schlecht wurde. Ob es ihm eine Lehre war? Das glaubst du selbst nicht. Hauptsache er trank.
Wärme breitete sich langsam auf ihrem ganzen Körper aus. Ab und an streckte sie die Beine ein Stück, um ihre Füße immer wieder abzukühlen. Die Stille war wundervoll. Nirah gähnte leise. Das Rascheln des Windes und das von Notos vermischten sich, bildeten eine beruhigende Hintergrundkulisse. Die Sonne und die vergangene, rastlose Nacht taten ihr Übriges. Ihre Gedanken drifteten ab, wurden ungreifbar. Selbst die wichtigen Dinge verschwanden in den Hintergrund. Nur einmal blinzelte sie, den Kopf zur Seite gewandt und sah, wie Notos sich Käse in den Mund stopfte - in Gesellschaft von Sir Jasper. Gut, dachte sie nur. Dann fielen ihr die Augen zu. Für eine Weile.
Es konnte kein tiefer Schlaf gewesen sein - falls überhaupt. Tief genug, um die Welt zu vergessen, doch kaum ausreichend, um sich nicht des schleichenden Gefühls gewahr zu werden, dass irgendetwas nicht stimmte. Der dunkle Schleier ihres Bewusstseins lichtete sich. Nirah spürte den unebenen Untergrund und Hitze. Mit einem Mal war ihr viel zu warm. Und etwas stimmte nicht. Nur eine Ahnung, eine vage Sinneswahrnehmung, die nicht genauer erfasst werden konnte. Je wacher sie wurde, desto drängender wurde diese. Bis sich Nirah nicht mehr des Eindrucks erwehren konnte, dass jemand sie beobachtete. Sie drehte sich ächzend in die vermeintlich richtige Richtung und zwang sich, die Augen zu öffnen. Er war noch leicht verschwommen, aber sie erkannte einen weißhaarigen Krieger, der sich scheinbar hastig aufrichtete und die Hände hob. Und sich...entschuldigte? Dabei hatte sie noch gar nichts gesagt. Nur ein unverständliches "Hm?".
Mit der Hand stütze sie sich auf den Boden und schob sich hoch, in eine sitzende Position. Blinzelte noch ein paar Mal, rieb sich über die Augen und unterdrückte ein Gähnen. "Ich hab nicht geschlafen" nuschelte sie. Ihr Blick wanderte zu besagtem Essen. Der Korb war deutlich leerer als zuvor, wenngleich nicht leer. "Und ich esse später." Trotzdem glänzten ihr ein paar dunkelrote Beeren verlockend entgegen. Sie pickte zwei heraus und stopfte sie nacheinander in den Mund. Saftig süß. Bald würden die Sträucher keine dieser Beeren mehr tragen. Sir Jasper beäugte die schnelle Bewegung kritisch, schien kurz davor zu sein zurückzuspringen. Zumindest gab er ein irritiertes Zischen von sich. Aber Nirah saß bereits wieder aufrecht. Kurz sah sie den Katzenvogel an, dann blickte sie wieder zu Notos. "Dein Gefährte ist gesprächiger als gedacht", bemerkte sie. Wie in aller Welt hatte Sir Jasper "gesagt", dass sie wenig geschlafen hatte? Oder hatte Notos sich das zusammengereimt? Denn es stimmte. Wie könnte es auch sonst sein, wenn sich mitten in der Nacht um einen bedenklich kranken Patienten kümmern musste. "Ich schätze es war das letzte Mal, dass du mir den Schlaf geraubt hast. Ich werde es überleben. Außerdem hatte ich heute Morgen noch etwas nachgeholt." murrte sie angesichts der fehlgeleiteten Sorge. Was war schon etwas fehlender Schlaf im Vergleich zu Notos fehlender Rücksicht auf ... so ziemlich alles. Zu ihr brauchte er gar nichts sagen.
Notos' nächste Reaktion hatte jedoch gar nichts mehr mit fehlendem Schlaf, dem Essen oder Sir Jasper zu tun. Nirah wollte gerade fragen, was er meine mit "er käme ihr zuvor" - Womit, was, wie? - aber ihr blieb der Mund offen stehen. Sprachlos saß sie da, während Notos zügig die Schuhe abstreifte und direkt danach das Hemd über den Kopf zog. Zum zweiten Mal in viel zu kurzer Zeit, sah sie einen halb bekleideten Notos am See. Für einen winzigen Moment befürchtete sie, es wäre gleich nicht nur halb. Glücklicherweise - vielleicht weil er doch mehr mitdachte als man annehmen konnte oder ... vielleicht auch nicht - beließ er es dabei, drehte sich zum See und machte zwei platschende Schritte ins Wasser. Verwundert sah sie ihm nach. Die weißen Verbände um seinen Oberkörper leuchteten hell im Sonnenlicht. Mehrere Gedanken rasten gleichzeitig durch ihren Kopf, auf der Suche der einen Sache, die ihr gerade entging. Womit würde er ihr zuvorkommen? Damit sich in den See zu werfen? Nicht, dass sie selbst vorgehabt hätte, sich ... Ah. Ihn hätte sie sehr gerne hineingeworfen und sie hatte angedeutet, es würde Konsequenzen haben, sollte er nicht essen.
Nun, gegessen hatte er, doch nicht alles. Sie spähte zum Wassereimer, der verdächtig funkelte. Getrunken vermutlich auch, ebenfalls nicht alles. Folgerichtig bedeutete das ... Hastig wandte sie den Blick ab und traf umgehend auf den von Notos' der wieder einmal in Rätseln sprach. Nur, dass es ihr dieses Mal direkt dämmerte, was er wohl meinte. Wie hatte er gemeint, sie könne ihm beim Baden zusehen? Ganz bestimmt nicht.
In dem Augenblick, als Notos sich wieder dem See zuwandte, traf Nirah eine Entscheidung. Sie rappelte sich auf, sprang beinahe zum Eimer, ergriff ihn und ... Das Wasser klatschte gegen Notos. Es tropfte von den nassen Strähnen seiner Haare und sogar am Hosenbein auf seine Füße herab. Hätte sie nur gestern einen Eimer zur Hand gehabt! Das war so viel effektiver und so zufriedenstellend!
Dass Notos' ohnehin gleich schwimmen gegangen wäre, war unerheblich. Er war ihr nicht zuvorgekommen und das erfüllte sie mit kindlicher Freude. "Ha!" triumphierte sie. "Bilde dir ja nichts ein, Donnerschwinge. Deine dubiosen Angebote kannst du dir sparen. Außerdem bist du selbst schuld, dass noch Wasser übrig war. Ich würde sagen ... du hast jeden Tropfen verdient." grinste sie und verschränkte dabei die Arme. Es war fast so gut, wie ihn in den See zu stoßen. Nahe dran war sie gewesen, es zu versuchen. Die Variante mit dem Eimer hatte nur etwas erfolgversprechender gewirkt.
Nirah stand vielleicht einen Moment zu lang reglos, ihren Sieg auskostend vor Notos und lächelte vor sich hin. Schließlich bemerkte sie, was sie eigentlich tat und ließ den Eimer fallen, wandte sich ab und vermied jeden weiteren Blick in Richtung Notos. "Beeil dich gefälligst." zischte sie und hoffte er ließ sich nicht zu viel Zeit mit dem Bad. Sie lief zurück zu dem Korb und überlegte, wie sie am besten abwarten sollte, ohne automatisch Notos' "Angebot" anzunehmen.
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Re: The Headwinds - Handlung
von Zladune am 04.06.2023 22:11Noch halb im Wasser liegend, vermochte Notos es nicht, das warme Schmunzeln zu unterdrücken, das mühelos jeden frostigen Kommentar zum Schmelzen brachte. Schuld daran war nicht nur der rührende Hauch von Sorge in ihrer Stimme oder die amüsante Vorstellung, wie Nirah versuchen würde, ihn hochkant in den See zu werfen. Sondern eher..
Ihr seid Torfköpfe. Alle beide. Notos wand den Kopf leicht zur Seite, das Lächeln dabei einen kleinen Hauch breiter tragend. Es fiel schwer, den Schatten alter Erinnerungen zu vertreiben, wenn die Kühle in Nirahs Tadel genauso gut einer anderen Person hätten gehören können. Euch kann man wirklich für keine Sekunde aus den Augen lassen. Hattet ihr diesmal einen Plan oder wäre das zu viel verlangt?
Notos' gutmütiger Ausdruck verblasste allmählich, als sich der bittere Nachgeschmack dieser Erinnerung in seinem Kopf entfaltete. Nein, nein sie konnte ihn wohl nicht aus den Augen lassen. Die vergangenen Tage haben ihm erneut nur zu deutlich gezeigt, welche Konsequenzen es haben konnte, wenn seine Partnerin nicht an seiner Seite stand.
Für einen winzigen Moment erhaschte Notos am Seeufer die vertraute Silhouette einer unscheinbaren, blauen Blume und ließ seinen Blick auf ihr ruhen. Er beobachtete, wie sich die zarten Blütenblätter in der sanften Brise hin und her bewegten. Dann entschloss er sich abrupt, sich aufzurichten und diesem Anblick zu entziehen. Nein, er würde dem stärker werdenden Drang nicht nachgeben. Nicht diesmal. Stattdessen schenkte er seine Aufmerksamkeit jemandem, der deutlich wichtiger war – auch wenn sie diese und seine kurz darauffolgenden, aufrichtigen Worte der Anerkennung nicht gut hieß.
Du hast doch keine Ahnung davon, Donnerschwinge. Von gar nichts. Notos ließ kaum merklich die Schultern sinken, atmete dabei tief aus. Eine wenig überraschende Antwort. Und trotzdem... ein stummes Lächeln zeichnete sich auf seinem Gesicht ab, als er das leichte Wanken in Nirahs Stimme vernahm. Den Hauch von Unsicherheit in ihren Worten. Dabei lag sie nicht falsch. Ja, er mochte nicht wissen, was genau von Wächtern an diesem Ort erwartet wurde. Aber er hatte eine recht ausgeprägte Intuition für Menschen. Und Nirah... um sie musste man sich keine Sorgen machen. Sie besaß im Kern ein gutes Herz – selbst wenn sie dieses hinter einer verzweifelter Fassade aus kratzbürstigen Verhalten und eisiger Gleichgültigkeit zu verstecken versuchte. Auch wenn sie gelegentlich etwas Lenkungen und den ein oder anderen sanften Stupser in die richtige Richtung benötigen würde: Sie würde alles schon meistern. Egal was kommen würde. Da bestand für ihn kein Zweifel.
Doch Notos beließ es dabei. Kein Wort, das je über seine Lippen käme, würde jemals eine tiefere Bedeutung für Nirah haben können. Nicht dass das etwas an seinem Verhalten zu ihr ändern würde. Niemand außer dem See selbst wurde Zeuge des verborgenen, gutmütigen Schmunzelns, welches seine neckende Antwort begleitete: „Und wem habe ich es wohl zu verdanken, dass ich keine Ahnung über diese Themen habe, hm?" Ein stichelnder Seitenhieb ohne jegliche Schärfe. Er erwartete keine Antwort, hielt seinen Blick stattdessen unverwandt auf die schimmernde Wasseroberfläche gerichtet. Nur einmal bedachte er die Heilerin mit einem flüchtigen Seitenblick, beobachtete teil amüsiert, teils fragend ihre erneut aufkeimende Unruhe. Dann ertönte auf einmal ein Scharren, dicht gefolgt von warnenden Worten – und Nirah verschwand im Dickicht. Wieder einmal, ohne auch nur den Bruchteil ihres Plans zu erwähnen.
Mit einem ergebenen Aufseufzen wandte sich Notos ab und dem See zu. Ignorierte dabei weiterhin geflissentlich die winzige grünbewachsene Stelle am Ufer. Wenigstens musste er sich diesmal keine Sorgen darum machen, dass seine Begleiterin wieder geradewegs in die Arme eines Monsters reinlief. Hoffte er zumindest. Und dabei warf sie ihm vor, dass er sich aktiv versuchte umzubringen. Tiefe Falten zogen sich über seine Stirn, als seine zuvor unbekümmerte Miene allmählich einer nachdenklicheren Stimmung wich. Nun, zum Glück war es ja nicht so, als ob er und Nirah überhaupt jemals Partner werden müssten. Im Moment schien es von den Göttern eher vorherbestimmt zu sein, dass sie sich nach der heutigen Nacht nie wieder sehen würden. Was wohl besser so war. Nirah wollte ihn nicht hier haben, duldete ihn lediglich aufgrund ihrem Pflichtbewusstsein und weil sie sich Antworten von ihm erhoffte. An was anderes zu glauben wäre pure Naivität. Selbst wenn...er weiterhin daran zweifelte, ob ihre Fürsorge wirklich nur ihrer Rolle als Heilerin verschuldet war. Ein kleiner Teil wollte dem trauen. Dem Hauch von Sorge in ihren Augen. Den wohlgemeinten Drohungen. In dem Zustand würde ich dich sowieso nicht gehen lassen. Das weißt du, oder?"
Notos' Miene verdunkelte sich, als ihn die Erkenntnis traf. Sofort prägte ein neuer Anflug von Ernsthaftigkeit seine Haltung
...Sie waren sich in der Hinsicht etwas ähnlich, richtig? Kiki und Nirah. So äußerst ungerne er es auch zugab. Nur in einigen Aspekten natürlich. Einigen wenigen. Sehr wenigen. Vielleicht ein oder zwei Eigenschaften. Nicht mehr. Niemals mehr. Aber... Notos' Schmunzeln gewann wieder die Oberhand. Diese gewisse Intensität, das kühle Verhalten und den Hang ihn als Idioten zu beschimpfen hatten beide auf jeden Fall gemein.
Noch für eine Moment sammelte Notos seine Energie. Beobachtete das bedächtige Auf-und Ab der Wellen gerichtet, bevor er seine Aufmerksamkeit schweifen ließ. Erst zum Dickicht, in welchem Nirah verschwunden war. Dann das Ufer entlang. Und abermals verfing sich sein Blick bei einem Bündel hellblauer Punkte inmitten vom zarten Grün. Lange betrachtete er diese. Kniff die Augen zusammen. Bevor er schließlich mit einem gutmütigen Seufzen seinen inneren Kampf erneut verlor und aufstand.
Als Nirah wiederkam, saß er bereits wieder im Schneidersitz an seiner vorherigen Position. Als hätte er diese nie verlassen. Lediglich seine Hand legte er in einer beiläufigen Bewegung auf seinen Schoß, verdeckte dabei seine kürzliche Eroberung. Anfangs noch lautete Notos' Plan, Nirahs Ankommen und Tun mit geschlossenen Augen zu ignorieren. Mit der steigenden Vielfalt der kleinen Geräusche entflammte jedoch zunehmend seine Neugier. Als die Heilerin ihm die "Zwischenmahlzeit am See" verkündete, hatte er längst wieder die Augen geöffnet und ihr Tun mitverfolgt. Seinem verwunderten „Danke?" folgte kaum einen Atemzug später allerdings ein nicht minder verdattertes „Was?". Sein Blick richtete sich auf den Wassereimer, dann wieder zu Nirah. Und wieder zum Eimer zurück. Der sehr voll wirkte. Das Wasser schwappte sachte über den Rand, als er den Kübel packte und abwägend hochhielt. „Ich soll das alles trinken? Das ist nicht dein Ernst." Er wusste nicht, ob Unglaube oder stiller Protest am ehesten in seiner Miene erkennbar war, aber er fühlte definitiv beides. Ein paar Becher würde er ja noch hinkriegen, aber die Menge? Den Eimer würde er niemals leer kriegen. Es sei denn... er würde das Wasser auf andere Art und Weise loswerden.
Notos hob den Behälter vorsichtig an. Balancierte ihn knapp über seinen Kopf und starrte ihn nachdenklich an. Begann den Eimer vorsichtig zu kippen – und hielt sofort inne, als die erste kleine Welle auf sein Haupt traf. Irritiert blinzelnd schüttelte er kühle Nass aus den Haaren. Sah dann zu Nirah rüber, ließ seinen Blick ein paar Mal zwischen ihr und dem Kübel in seinen Händen schweifen... und stellte diesen aber schließlich doch einfach wieder auf den Boden zurück. Nein, dafür war das Trinkwasser zu wertvoll. Und Nirah würde ihn umbringen. Es blieb ihm wohl nichts anderes übrig, als sich der Herausforderung zu stellen.
Dieses Mal sparte er sich die Frage, ob Nirah nicht mit ihm essen wollte. Dass sie sich abseits von ihm auf den sandigen Untergrund legte, war ihm Antwort genug. Dennoch schade. So aber blieb ihm nichts anderes übrig, als die Umgebung flüchtig abzuscannen, bevor er auffordernd die Hand in die Luft hob. Kein Moment später spürte er Krallen, die sich in seinen Unterarm bohrten. Er hielt dem flauschigen Träger von diesen ein Stück Käse hin. Selbst griff er erst zum Messer, als sein Partner seine Portion mit einem Bissen verschlungen hatte. Notos reichte dem Drachen, hin und wieder ein paar weitere Brocken, während er immer mal wieder vorsichtig zu Nirah schieltem die Stirn nachdenklich gerunzelt. Schließlich suchte er irgendwann mit ernster Miene die goldenen Augen seines Partners auf. Seine Stimme war kaum lauter als ein Wispern: „Jasper. Wir müssten mal reden."
Als die beiden fertig waren mit der kleinen Zwischenmahlzeit, war kaum mehr als die Hälfte im Wassereimer verschwunden. Ähnlich sah es auch mit dem Frühstückskorb aus – wenngleich die meisten Früchte nicht mehr auffindbar waren. Genauso wie ein guter Batzen des Käseblocks. Mit einem bedächtigen Nicken quittierte Notos die letzten elektrischen Impulse, die sich mit einem Kribbeln durch seinen Arm zogen. Seine Augen wanderten immer mal wieder zu seinem Partner. Wanderten wachsam die Lichtung ab. Wandten sich dann zum Himmel. Zu der Wunde an seiner Seite. Schließlich zur Nirah. Und blieben dort haften. Für einen winzigen Moment länger, als vielleicht nötig war. Immer wieder drehte er dabei das kleine Blüten-Bündel in seiner Hand hin- und her, bevor seine Mundwinkel nach oben zuckten und er schließlich aufstand. Leise schnappte er sich den Korb mit all seinen restlichen Nahrungsmitteln und wanderte lautlos zur Heilerin rüber. Ging vor ihr in die Hocke, darauf bedacht, sie nicht zu wecken. Oder zumindest versuchte er ihre wohlverdiente Ruhe nicht zu stören. Den Korb legte er unweit von ihr auf den Boden. Jasper landete mit einer beinahe fragend anmutenden Kopfbewegung neben diesem. Der gefiederte Drache beobachtete, wie der Blick seines Partners noch für einen Moment länger auf Nirah ruhte. Er nach einer Weile die Hand hob, sie scheinbar zu ihrer Schläfe führen wollte. Und sie nach einem Moment des Zögerns wieder zurücknehmen wollte.
Mit einem Mal regte sich die Heilerin ohne Vorwarnung. Wie vom Blitz getroffen fuhr Notos hoch. Flüchtete einen Schritt zurück und hob dabei automatisch abwehrend die Hände in die Höhe. „Tut mir leid, ich wollte nicht stören. Wollte dir nur was zu Essen bringen. Jasper meinte, du hast nachts kaum geschlafen und ich dachte... du könntest die Energie brauchen?"
Verhalten rieb sich Notos den Nacken, mied dabei den Blickkontakt. Die andere Hand behielt er hinter dem Rücken versteckt. Dann erklang ein ergebenes Seufzen, dicht gefolgt von einem sachten, verschmitzten Lächeln. „Ich glaube ich komme dir einfach zuvor." Mit einer fließenden Bewegung zog er seine Stiefel aus. Das naturfarbene Oberteil landete nicht lange direkt daneben. Wenn Nirah ihm damit drohte, wieder Wasser über ihn zu schütten, konnte er ihr die Arbeit auch einfach gleich nehmen. Die Bandagen waren sowieso zum großen Teil völlig durchweicht – da würde ein kleines Austesten der Gewässer hier nicht viel mehr Schaden anrichten. Zwei Schritte später und Notos stand knöcheltief im See. Nur noch einmal drehte er sich zu der Heilerin um, sein unverkennbares, neckenden Grinsens tragend. „Mein Angebot von vorhin gilt übrigens weiterhin. Falls du es immer noch annehmen willst."
Re: The Headwinds - Handlung
von Saphyr am 31.05.2023 19:46Langsam folgte Nirah ihrem Patienten Richtung Seeufer, wo seine Waffe im Boden steckte. Er hatte nicht geantwortet. "Notos?", fragte sie verwirrt. Wollte er nun gehen oder bleiben? Notos war inzwischen verharrt und sah sie einfach nur an. Den Blick erwiderte sie stirnrunzelnd. Er sollte sich wirklich setzen, bevor er ...
Nirah sah gerade noch, wie Notos beim Sprechen den Mund verzog, als würde er jeden Moment irgendetwas anstellen. Da knickte er plötzlich zusammen und landete auf dem Boden. Die Arme seitlich ausgestreckt, den Kopf im Wasser, die Hellebarde unberührt neben ihm aufgerichtet, regte er sich nicht mehr. Sie machte einen sehr großen Schritt auf ihn zu und sah von oben auf sein Gesicht herab. "Notos?" erklang es ein weiteres Mal, nicht ohne den Hauch von Besorgnis, obwohl sie innerlich ruhig war. Als wüsste ihre Intuition automatisch, dass alles in Ordnung sein musste.
Kurz darauf bestätigte Notos selbst diesen Eindruck. Er lächelte ihr mit geschlossenen Augen entgegen. "Wie wäre es, wenn du in Zukunft nicht aktiv versuchst, dich umzubringen?", entgegnete sie eisig. Er gab sogar zu, dass er es übertrieben hatte und das musste etwas heißen! "Womit verschwende ich hier eigentlich meine Zeit?", murmelte sie, doch es klang nicht sonderlich scharf. Eher wie ein Seufzen mit Worten.
Sie folgte Notos Mienenspiel mit verschränkten Armen. Er wirkte beinahe abwesend. Schließlich kam endlich ein Vorschlag, ein ganz vernünftiger sogar. Sollte sie sich nicht komplett getäuscht haben, hatte Notos wahrscheinlich den ganzen Tag nichts gegessen, geschweige denn getrunken. Das optimale Verhalten nach einer langen Nacht mit hohem Fieber.
Essen klang gut und etwas Zeit um alle Fragen ordentlich anzugehen auch. Vielleicht zeigte sich bis dahin der Wolf noch einmal und klärte auf, was er ihr eigentlich hatte sagen wollen. "Schön. Heute Abend also." stimmte Nirah zu. "In dem Zustand würde ich dich sowieso nicht gehen lassen. Das weißt du, oder?"
Ruckartig setzte sich Notos auf und Nirah ging einen Schritt zurück. "Selbst schuld", brummte sie. "Ich könnte dich in den See werfen, dann hast du gebadet." sprach sie den Gedanken aus, der ihr bereits mehrmals gekommen war. Wie sie das anstellen würde, war nach wie vor bedeutungslos. Irgendwie eben. Eine nette Wunschvorstellung. "Ich werde dich aber ganz sicher nicht noch einmal längere Zeit alleine lassen, bis ich selbst sehe, wie du etwas isst und trinkst. Egal ob gebadet oder nicht. Nur damit das klar ist."
Beim darauffolgenden Dank zuckte sie nur mit den Schultern. Sie hatte nicht wirklich eine Wahl gehabt als mitzumachen, nicht? "Es war nicht für dich", sagte sie leise. Was danach kam, ließ sie jedoch das Gesicht abwenden und sie war froh, dass Notos nicht zu ihr, sondern zum See sah. Ihr Kiefer verkrampfte sich unwillkürlich, die Zähne knirschten und Wärme breitete sich auf ihren Wangen aus. "Du hast recht, es bedeutet nichts. Du hast doch keine Ahnung davon, Donnerschwinge. Von gar nichts." Er wusste nicht, was Wächter waren, er wusste nichts von ihrer Magie, er kannte nicht einmal die heilige Mutter und alle sie betreffenden Bräuche. Wieso löste er trotzdem ein eigenartiges Gefühl in ihrem Magen aus? Es war kalt, bitter und doch angenehm warm zugleich. Bevor es überquellen konnte, blinzelte Nirah ein paar Mal und vertrieb es. Er wusste nichts, es bedeutete nichts. Sie atmete tief ein und aus.
Einen Moment lang blieb Nirah unentschlossen stehen. Sie wollte sich nicht zu Notos setzen, wollte ihn aber auch nicht drängen aufzustehen, falls es ihm wirklich nicht gut genug ging. Immerhin hatte sie selbst vorgeschlagen, sich auszuruhen und das war offensichtlich auch notwendig. Ihre Füße scharrten über den Untergrund, als sie eine Entscheidung traf und sich auf der Stelle umdrehte. "Warte hier kurz. Ich bin gleich zurück. Wag es nicht, dich von der Stelle zu bewegen." bestimmte sie, lief los und verschwand im Gebüsch.
Nirah lief auf direktem Weg zurück zu den Hütten, quer zwischen den Bäumen hindurch, Notos hinter sich zurücklassend. In der Hoffnung, er möge einmal auf sie hören. Sie würde wirklich nicht lange brauchen. Die Strecke war schnell überwunden und die beiden Hütten ragten in der Sonne vor ihr auf. Zur Sicherheit sah sie sich aufmerksam um. Weder die blauen Augen, noch der Schatten von schwarzem Fell ließen sich erspähen. Nach wie vor.
In Notos' Quartier fand sie die Reste des Frühstücks, das Devon gebracht hatte und es schien kaum weniger zu sein als es nach ihrem Mahl gewesen war. Wie gedacht. Das hieß, es war noch eine ganze Menge da. Sie klaubte alles, was auf dem Tisch lag, zusammen und legte es zurück in den Korb. Aus den Heilerutensilien förderte sie ein weiteres kleines Bündel zutage.
Draußen fiel ihr ein weiterer Korb auf einer der Bänke an der Feuerstelle ins Auge und sie sah hinein. Der musste dann wohl für heute Abend sein. An Weißhaars Zuverlässigkeit konnte man nicht zweifeln. Nirah schnappte sich eine Handvoll Früchte daraus, die zum Frühstückskorb wanderten.
Wieder am Seeufer ließ Nirah ihr 'Gepäck' geräuschvoll neben Notos auf den Boden fallen, dort wo der Untergrund fest genug war. Einen voller Wassereimer. Den Frühstückskorb. Ein Bündel, das leise klimperte als es auftraf. Sie knotete es auseinander und offenbarte ein kleines Brett, ein Messer und einen Becher. Das Stück Stoff selbst breitete sie schwungvoll aus und ließ es dann nach unten segeln. Ein weiteres dumpfes Geräusch und Nirah saß daneben, die Knie angezogen und stapelte nacheinander alles auf das Tuch. Zum Schluss schob sie den Korb direkt unter Notos' Nase. "Zwischenmahlzeit am See" verkündete Nirah. Sie klang nicht sonderlich begeistert. Das hier war lediglich die praktikabelste Möglichkeit, um Notos' eine kleine Stärkung zu gönnen. Nicht mehr. Auf keinen Fall mehr. Am liebsten wäre sie wieder gegangen. Aber wie könnte sie? Notos kannte so viel Ruhe wie ein scheues Reh. Die letzten Stunden bis er ging, würde sie nicht noch einmal den Fehler begehen und davon ausgehen, er würde sich schon etwas schonen.
"Iss, Donnerschwinge." forderte sie. "Und der Eimer muss leer werden. Du hast etwas nachzuholen." Mit diesen Worten wandte sich Nirah von dem Krieger ab, streckte sich aus - dem See entgegen - wurde ihre Schuhe los und tunkte die Füße ins Wasser. Es war angenehm in Hitze, die unbewegt über dem Ufer hing. "Wenn du nicht isst, wirst du nass", brummte sie, ohne sich ein weiteres Mal umzusehen. Sie legte den Kopf ab, wie Notos es vorhin getan hatte und ließ die Sonne ihre Haut streicheln. Spürte die gelegentliche sanfte Brise, die man kaum Wind nennen konnte. Und lass mich in Ruhe. Wenigstens dieses Mal. Bitte. Später ist noch genügend Zeit. Hoffe ich.
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Re: The Headwinds - Handlung
von Zladune am 08.05.2023 18:03Es bedarf keiner weiteren Worte. Nirah hatte den Plan ohne größere Mühen und Andeutungen sofort verstanden – und nahm allem Anschein nach nur zu gerne an diesem Teil. Dabei spielte sie ihren Part wahrhaftig hervorragend. Und irrte er sich oder... hatte sie tatsächlich das erste Mal seit Beginn der spielerischen „Eroberung" tatsächlich doch ein wenig Spaß an der ganzen Sache? Das gutmütige, kleine Lächeln, so sehr sie es auch zu verstecken versuchte, sprach zumindest dafür. Er erwiderte dieses, beobachtete währenddessen wie Alyn weiterhin haderte. Fing dabei den Blick seines jungen Schützlings auf. Suchend, nach dem Zeichen einer Bestätigung. Er gab es ihr nur allzu gerne in Form eines zuversichtlichen Nickens. Drückte dabei leicht ihre Hand. Es reichte scheinbar aus, um ihr das letzte bisschen Mut zu geben, den sie benötigte.
Notos bemühte sich im Gegensatz zu Nirah gar nicht erst, sein warmes Schmunzeln aus dem Gesicht zu verbannen. Es gewann eher stetig an Intensität, je länger sich die beiden unterhielten. Putzig. Alle beide. Allerdings... Nirah hatte recht. Hätte mit ihren Worten seine eigenen aussprechen können. Nicht jeder Konflikt ließ sich mit einem Kampf lösen. Oftmals reichten ein paar einfache Worte und ein klärendes Gespräch aus. Aber abgesehen davon, dass er das Gefühl nicht abschütteln konnte, dass die rothaarige Heilerin ihren Rat ebenfalls öfter befolgen könnte – es stand ihr gut. Die beinahe mütterliche Art, wie sie mit Alyn umging. Den Hauch von unbeirrter Ruhe und Selbstsicherheit, die sie ausstrahlte. Sie handelte wie...
Wie eine Wächterin. Notos Blick glitt zu Nirah, die in sanft lächelnde Erklärungen verfallen war. Wächter. Er hatte sich von Anfang an schwergetan, sich genaueres unter dieser Bezeichnung vorzustellen. Nirahs bereitwillige und umfangreiche Erklärungen hatten ihm die Suche nach einer Antwort nicht erleichtert. Allerdings, wenn er sie so beobachtete, schien sich das verschwommene Bild in seinem Kopf ein wenig zu klären. Wächter waren also nicht nur Diener der heiligen Mutter. Sie konnten auch... Ratgeber sein. Eine behutsam leitende, unterstützende Rolle einnehmen. Mit einer Portion von Weisheit, Wärme und Verständnis. Beinahe so, wie es die Wächter die ihm bekannt waren, tun sollten.
So zwiespältig die Gefühle auch sein mochten, die sich mit dieser einsickernden Erkenntnis in sein Inneres fraßen – Notos' Ausdruck wurde zunehmend weicher, je länger er Nirah musterte. Dass sich ein ebenso weiches, fast schon zärtliches Lächeln auf seine Lippen geschlichen hatte, bemerkte er erst, als Alyn ihn mit ihrem Strahlen geradezu aus seiner eigenen Starre herausriss. Und er teilte die offensichtliche Freude der Kleinen, ließ sich von ihrer Laune anstecken. Als wäre er es gewesen, der mit den Kindern gewonnen hatte.
Was wohl nicht der Fall war, wie Nirah ihm im selben Atemzug mitteilte. Er hatte verloren. Die Antwort darauf war nur ein nonchalantes Schulterzucken und ein gut verstecktes Grinsen. „Hab ich das nun?", lautete die leise Gegenfrage, kaum lauter als ein Flüstern. Sanfter Stolz glomm in seinen Augen auf, als er den Blick zu jedem seiner jungen Lehrlinge schweifen ließ. Sie haben sich sehr gut geschlagen. Bräuchten vielleicht noch eine kleine Lektion, was Team-Arbeit anging. Aber er machte sich in diesem Fall keine großen Sorgen. Nicht bei dieser chaotischen kleinen Rasselbande.
Die ungeplante Trainingsstunde nahm somit langsam ein Ende. Nirahs Einwand war wohl nicht ganz unberechtigt – zumindest, der Reaktion der Kinder nach zu urteilen. Notos fühlte sich mit einem Schlag in seine eigene Kindheit zurückversetzt, als ihm ein Hauch von aufgeschreckter Panik und Sorge entgegenschlug und sich die Bande hektisch von ihnen verabschiedete. Er sah ihnen mitfühlend lächelnd nach, winkte ihnen nur kurz hinterher. Eine wirklich liebeswerte, bunte Truppe. Ein wenig erinnerten sie ihn an...
Plötzlich landete eine kühle Hand auf seiner Stirn. Vollkommen unerwartet, unterbrach damit seinen Gedankengang. Er zuckte leicht zusammen, erwiderte vorsichtig den fokussierten Blick. Flüchtige Bilder kämpften sich in sein Bewusstsein hervor. Ersetzten den Tadel in Nirahs Stimme mit unterschwelliger Sorge, die ansetzende, angenehme Müdigkeit mit tiefsitzender Erschöpfung. Der Schatten einer ihm vertrauten Hitze wallte erneut in seinen Adern auf, verflüchtigte sich jedoch genauso schnell wieder, als die Heilerin zurücktrat. Es brauchte ein verwundertes Blinzeln und ein paar weitere kritisierende Worte, damit er sich seiner Perplexität entreißen konnte. Diese ganze Situation entlockte ihm ein schiefes Lächeln, doch außer einem ergeben Seufzen gab er keine Antwort von sich. Natürlich. Ihre Abmachung. Sie wollten sich absprechen. Bevor er ging, damit das Dorf und sie vermutlich für immer verlassen würde. Aus ihm unerfindlichen Gründen erfüllte ihn dieser Gedanke mit einer schwer erfassbaren Schwermut.
Notos ließ die Schultern hängen, als das letzte bisschen der vorherigen, übermütigen Energie aus ihm wich, drehte sich um und marschierte mit bedächtigen Schritten zum Seeufer, wo er seine Hellebarde in den weichen Untergrund gestoßen hatte. Seine Finger berührten die Waffe jedoch kaum, da hatte sich Nirah abermals an ihn gewandt. Ob er sich kurz setzen wollte?
Für einen Moment betrachtete er die Heilerin schweigend. Dann setzte er ein mattes, verschmitztes Grinsen auf: „Umkippen hört sich fantastisch an." Und damit ließ er sich ohne Vorwarnung einfach fallen. Spielte erst mit dem Gedanken, in einen aufrechten Sitz überzugehen. Die Beine gekreuzt, die Hände auf den Knien. Er entschloss sich dagegen. Ein dumpfer Ton erklang, als Notos sich auf den sandigen Boden legte, die Arme ausgestreckt. Kühles Wasser schwappte gegen seinen Hinterkopf, tränkte die Kleidung um seinen Nacken. Er schloss mit einem lautlosen Seufzen die Augen. „Ich habe es übertrieben", gab er zu. Sein höchst zufriedenes Lächeln zeugte dabei allerdings von allem, nur nicht Reue. „Aber das war es mir wert. Wenn ich jetzt deswegen sterben sollte, sterbe ich als glücklicher Mann."
Wenn seine Freunde das jemals erfahren sollten... Notos Donnerschwinge, besiegt von drei Halbwüchsigen. Allein beim Gedanken daran konnte er Lux lautes, herzliches Lachen hören. Und das vorwurfsvolle Kopfschütteln von Kiki sehen, während sie das halb vergnügte, halb spottende Schmunzeln aus ihrem Gesicht zu vertreiben versuchte. Und dann natürlich.... Notos' Mundwinkel fielen etwas herab, als er den kalten, verurteilenden Blick seines Mentors geradezu auf ihm ruhen spürte. Er hätte ihn jetzt dazu aufgefordert, sofort aufzustehen. Ein Ritter sollte sich seine Schwäche niemals anmerken lassen. Doch ausnahmsweise...ignorierte Notos den inneren Befehl. Öffnete lediglich die Augen, um seinen Blick gedankenverloren über den Himmel wandern zu lassen, soweit es ihm das Blätterdach über ihm ermöglichte. Ein Himmel, der immer noch so weit entfernt wirkte. So unnatürlich leer.
Zeitgleich mit der Beklemmung, die seine ihn warnende Intuition mit sich brachte, huschte ein Hauch von sehnsüchtiger Trauer über seine Miene, dicht gefolgt von einer Ernsthaftigkeit, die selbst sein immerwährendes Lächeln nicht gänzlich verbergen konnte. Er versuchte sich halbwegs aufzurichten, um Nirah anzuvisieren. „Ich würde mich ungerne hier austauschen. Könnten wir nicht einfach...später darüber reden? Am Abend bei den Hütten - beim Essen vielleicht?" Sein Magen verzog sich automatisch bei der alleinigen Erwähnung von Essen. Denn das war etwas, was er neben Wasser seit heute Mittag ebenfalls nicht zu sich genommen hatte.
...Nun, falls er noch für ein paar Minuten länger hier lieben bleiben würde, würden seine Verbände komplett aufgeweicht sein. Vielleicht sollte er einfach... Mit einem Ruck erhob sich Notos in den Schneidersitz – überraschenderweise ohne den stechenden Schmerz, der ihn in den letzten Stunden immer begleitet hatte – und sah nachdenklich in Richtung des Sees. „Ich habe wegen der Rasselbande nicht mal in Ruhe baden können..." Dass er vergessen hatte, Ersatzkleidung mitzunehmen, verschwieg er dabei absichtlich. Stattdessen drehte er sich nun gänzlich zur Heilerin um, betrachtete sie mit einem Schmunzeln. „Übrigens: Danke. Dafür, dass du mitgemacht hast." Wandte sich dann befangen ab, schenkte stattdessen lieber der glitzernden Wasseroberfläche vor ihm das verhaltene, von Wärme durchdrungene Lächeln. „Es mag aus meinem Mund nicht viel für dich bedeuten. Aber soweit ich beurteilen kann, wirst du eine sehr gute Wächterin abgeben."
Re: The Headwinds - Handlung
von Saphyr am 05.05.2023 14:27Wahrscheinlich bemerkte Notos gar nicht, dass Nirah ihm eine Reihe an bitterbösen Blicken zuwarf, als die Kinder schon hörbar auf dem Weg zu ihnen waren. Er war zu beschäftigt mit ihrer Verteidigung. Sie hatte "Die Entschuldigung kannst du dir sparen" nur tonlos gezischt. Er hatte sie nicht verletzt! Wie könnte er? Diese Macht hatte er nicht, würde er nicht erhalten. Die folgenden Worte irritierten sie zuerst mehr, dann bestärkten sie ihren Anfall von hilfloser Verärgerung. Wovon redete er eigentlich? Wertvoll? Bei der heiligen Mutter, was war bloß los mit diesem Kerl? Und außerdem: Notos Donnerschwinge trauen? Nirah hatte geschnaubt, hoffentlich auch hörbar für ihren "Beschützer".
Nirah blieb sitzen, die Hände wie eine Schale ausgestreckt, und versuchte nicht zu zucken, als das erste Objekt in ihre Richtung flog. Atmen. Den Körper ruhig halten. Sie fixierte eine Stelle hinter dem Schlachtfeld, stellte sich vor, sie würde darauf zielen. Die kleine blaue Blume schwankte leicht unter dem sanften Wind und sah verdächtig nach der aus, die Notos gestern in den Haaren getragen hatte. Die Strategie funktionierte besser als erwartet. Trotzdem war es etwas anderes, ein statisches Ziel anzuvisieren statt ein sich bewegendes und im Gegenzug das Chaos direkt um sich herum zu haben. Während sie sich sonst weit abseits positionierte von allem, das gefährlich werden könnte.
Wirbelnde Äste, fliegende Tannenzapfen, rennende Kinder. Überall. So fühlte es sich zumindest an. Bald schon verlor Nirah die Blume aus dem Blick und beobachtete doch den Kampf des unbewaffneten Kriegers gegen die Meute aus übermäßig enthusiastischen "Schatzdieben". Es war nur ein Spiel, harmlos. Dennoch musste sie einen Aufruf unterdrücken, als sich hinter Notos Kopf ein Arm erhob, bereit zuzuschlagen. Das Bild eines riesigen Monsters, das mit gewaltigen Pranken nach einem blinden Mann ausholte, schob sich in Nirahs Gedanken. Einen Wimpernschlag später war die hölzerne Waffe zerstört und Brann lag am Boden. Das helle Gekreische ließ sie vollends vergessen, weiterhin auf ihre Beute zu "zielen". Besorgt sah sie zu dem Jungen. Dann wurde ihr klar, dass er lachte und sie verzog das Gesicht.
Kein Schlag erwischte sie, nicht einmal eines der Wurfgeschosse fand seinen Weg zu ihr. Irgendwann entspannte sie sich ein wenig. Halbwegs. Sie dachte, das Spiel wäre vorbei, als sie Alyn in die Augen sah, die langsam auf sie zu schlich. Heimlicher Diebstahl wäre nicht der schlechteste Ausgang für Nirahs Gesundheit. Sie lächelte dem Mädchen zu, hielt den Schatz ein wenig höher. Und seufzte, weil Notos ihr den Weg abschnitt.
Der Gewinner schien festzustehen, spätestens nachdem Colin aufgab. Erleichtert ließ Nirah den letzten Rest der Anspannung aus ihrem Körper verschwinden. Sie war unangerührt, die Jungen lediglich verletzt in ihrem Stolz. Und Alyn traute sich nicht, eine Offensive zu wagen.
Nirah empfand einen Anflug von Mitleid, für das hilflose Mädchen, das keine Chance hatte gegen Notos. Drei gleichzeitig hatten es nicht geschafft, ihr den Stein zu entwenden. Jetzt, wo all die Aufmerksamkeit ihres Verteidigers auf einer einzigen Person lag, war es quasi unmöglich, dass er verlor.
Es sei denn ...
Mit hochgezogenen Augenbrauen beobachtete sie, wie Notos und Alyn gemeinsam näher kamen. Es sei denn, Notos gibt auf. Das war nicht ganz, was sie erwartet hatte. Auf der anderen Seite ... Irgendwie passte es zu ihm.
"Was hast du denn für eine Frage?", fragte Nirah das Mädchen ruhig und zwang sich, dabei nicht zu wohlwollend zu lächeln. Alyn blickte sie an, zögerte. Als sie anfing zu sprechen, flüsterte sie fast. "Ich wollte fragen ..." Sie warf einen Blick zu Notos. Ihre Stimme wurde fester. "Ich wollte fragen, ob ich den Schatz ... einfach so ... haben kann?" brachte sie sichtlich verunsichert hervor. Nirah legte den Kopf schief und tat als müsse sie überlegen, obwohl ihre Entscheidung schon längst gefallen war. "Also ich denke ..." Nun legte sich das Lächeln doch auf ihr Gesicht. "Nicht jeder Konflikt lässt sich mit einem Kampf lösen. Kämpfe sollten nur ausgetragen werden, wenn es gar keine andere Möglichkeit gibt. Viel öfter muss man miteinander reden, um eine Lösung zu finden." erklärte sie und kam sich dabei vor, als zitiere sie entweder ihre Mutter oder Weißhaar. Wahrscheinlich tat sie das tatsächlich.
"Und bestimmt ist das der heiligen Mutter auch lieber, oder?", wisperte Alyn befangen, schien sich damit selbst bestärken zu wollen. Nirah nickte anerkennend. "Das stimmt."
Nirah richtete sich etwas auf und hob Alyn feierlich den Schatz entgegen. "Nun denn, damit sei es entschieden: Alyn gewinnt die Eroberung. Durch eine große Portion Mut, einen anderen Weg als den offensichtlichen zu wählen. Der Schatz ist dein." verkündete sie. "Nimm ihn." ermutigte sie Alyn leise. Zögerlich klaubten die kleinen Hände den Stein aus ihren Händen. Mit großen Augen sah das Mädchen die weiße Kugel an. Dann begann sie zu strahlen.
"Colin, Brann, ihr habt ebenfalls gewonnen. Ihr wart ein Team und gewinnt gemeinsam. Vergesst das nächste Mal nicht, dass jeder einer Gruppe wichtig ist. Notos ..." Nirah warf dem Krieger ein Schmunzeln zu. "... du hast selbstverständlich verloren!"
So das Spiel beendend, stand sie auf und sah in die Runde. Die Jungen schienen sich nicht ganz entscheiden zu können, wie sehr sie sich freuen sollten. Jedenfalls lächelten sie zwar wieder, doch ihre Haltung zeugte von darunter verborgener Niederlage.
"Das Training ist beendet. Mein Patient muss sich ausruhen und ihr drei solltet euch wieder bei euren Eltern blicken lassen." wandte sich Nirah etwas mehr Ernsthaftigkeit erneut an die Bande. Nach einem kurzen Blick in den Himmel fügte sie hinzu: "Wir wollen doch nicht, dass sie Verdacht schöpfen, weil ihr beim Essen fehlt." Sofort waren die Kinder sichtbar aufgeschreckt, denn der Einwand war keineswegs unberechtigt. Die Verabschiedung folgte prompt, die dankbaren Gesichter waren hauptsächlich auf Notos gerichtet, aber auch Nirah bekam kurze Blicke zugeworfen. Colin stolperte beinahe über seine Füße, als er an der Spitze, mit den anderen im Schlepptau, zwischen den Bäumen verschwand.
Umgehend trat Nirah auf Notos zu, legte schnell eine Hand auf seine Stirn und musterte ihn danach aus zusammengekniffenen Augen. "Du siehst nicht gut aus." stellte sie fest. Sie seufzte genervt. "Hast überhaupt etwas getrunken seit heute Morgen? Wenn du umkippst, ist es definitiv nicht meine Schuld!" beschwerte sie sich und machte einen Schritt nach hinten, brachte mehr Abstand zwischen sie. "Du weißt, wir müssen reden. Unsere Abmachung ist noch nicht erfüllt. Nicht ganz." Sie war drauf und dran sich auf der Stelle umzudrehen und zu den Heilerhütten zurückzumarschieren, und Notos notfalls mit sich zu schleifen. Nach einem weiteren Blick, kam sie wieder zurück zu ihm. Sah ihn einen Moment stumm, fast zögerlich an. Und stieß dann aus: "Willst du dich lieber kurz setzen? Wir können auch hier reden. Aber... ich brauche mehr Informationen."
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