Wir werden unterstützt von:


Fear me [FSK 18 - zum Mitlesen]

1  |  2  |  »  |  Letzte [ Nach unten  |  Zum letzten Beitrag  |  Thema abonnieren  |  Älteste Beiträge zuerst ]


Nova

23, Weiblich

  4. Writer's Assistant

Beiträge: 13

Re: Fear me [FSK 18 - zum Mitlesen]

von Nova am 13.01.2022 16:56

Blindes Vertrauen oder meine Risikofreundschaft, eines davon hätte es sein können, dass mich vergessen lassen wollte wer ich war, mich beinahe dazu verführt hatte diesen einen Schritt zu gehen. Einen Weg zu beschreiten, von welchem es kein Zurück gab, der mich entweder mein Leben oder mein Ansehen kosten konnte. Und dennoch glaubte ich spüren zu können, dass ich nicht alleine gefallen wäre, der Fantasie einer möglichen Wendung meines Schicksals, einer möglichen anderen Realität hinterher trauerte, welche ich durch meine Entscheidung bewusst abgelehnt hatte. Mich möglicherweise davor bewahrt hatte einen Fehler zu begehen, der nicht bloß mich sondern jene goldene Blutlinie betraf, welche ich stets gewissenhaft vertrat.
Es wäre ein Ableben, welches noch lange als Schauermärchen durch die Mauern der Schlösser geistern würde. Ein Rätsel, welches lediglich jener Verstorbener hätte lösen können. Ein Mysterium, welches nie aufgeklärt werden könnte, damit dazu verdammt war ewig weiter zu leben. Ein Gefangener, welcher seinen Ketten bloß auf einer Art und Weise entkommen konnte, denn der Tod war es, welcher als einziges wahre Freiheit bringen konnte, nicht?
Skurrile Gedanken, die mir dennoch ein Schmunzeln entlockte, denn vor dem Tod hatte ich weder Angst, noch würde ich ihm zu entfliehen versuchen. Er war vorherbestimmt, für einen Vampyr weniger als für all jene unwissenden Menschen, dennoch unausweichlich. Wozu die eigene Vorstellungskraft doch fähig war, wenn sie dem eigentlichen hier und jetzt entfliehen wollte, einem vorgaukelte sich falsch entschieden zu haben, vor Augen führte was hätte sein können. Und dennoch war es nichts weniger als jene Kraft, die mich genau die Sicherheit anzweifeln ließ, mit welcher ich mich aus der Affäre gezogen hatte.
"Nun..." ich hatte Abstand zischen uns gebracht, mich neben den Flügelfenstern positioniert mit dem eigentlichen Gedanken so still und heimlich wieder zu verschwinden wie ich aufgetaucht war. Ihn erneut seiner selbst zu überlassen, es bei diesem kurzen Aufeinandertreffen zu lassen und kein weiteres Wort über die Geschehnisse dieses Abends zu verlieren. Ich hatte vorgehabt zu vergessen und zu leugnen, denn das wäre es gewesen, was man von mir erwartete.
"...mir kam zu Ohren sie seien ein äußerst beschäftigter Mann... dennoch würde ich sie um einen kleinen Gefallen der besonderen Art bitten..." Mit Daumen und Zeigefinger versuchte ich zu verdeutlichen, wie winzig dieser Gefallen doch sein sollte. Eine Lüge. Eine Lüge, welche es mir erlauben sollte zu verschwinden, erneut jene ungeschriebenen Regeln zu brechen, wie so oft schon. Nur wollte ich es dieses Mal nicht alleine, verfolgte ein Gefühl, bloß den Hauch einer Möglichkeit. Denn ich durfte nicht vergessen wer er war, wer ich war und welche Ziele ich trotz gewisser Meinungsverschiedenheiten mit Mitgliedern meines Adelshauses verfolgte. Nicht vergaß dass Blut doch dicker war als Wasser, ich stets zu jenen halten musste, die mir ebenso den Rücken stärkten. Meine Hand umschloss die Klinke des hellen Fensters, hinter welchem bloß die schweren, dunklen Vorhänge zu erkennen waren. Den Blick über die Schulter auf ihn gerichtet, abwartend auf eine Antwort, eine Ab- oder Zusage zu meinem Begleiter zu werden.
Ein Gefühl als Ausrede mit dem Willen weitaus Größeres zu erreichen, eine neue Ära einzuläuten.
Lass uns Spielen, Lumiére.

Antworten

Elone

-, Weiblich

  3. Roleplayer

Beiträge: 11

Re: Fear me [FSK 18 - zum Mitlesen]

von Elone am 04.01.2022 21:25

Seine Hand war rauer als die meine, seine Fingerkuppen waren geformt von Leben, Spuren, Narben vergangener Zeiten. Erzählten Geschichten, die eines Tages zu Legenden werden könnten. Ich wollte sie hören, wollte ihnen lauschen, ein tiefes, inneres, plötzliches Verlangen, Teil dieser Welt zu werden. Ein zarter Klecks Farbe inmitten eines Kunstwerks. Denn meine Haut war fein, glatt, hatte nie harte Arbeit verrichten müssen, niemals die Beschwerden, das Leiden der Arbeitenden ertragen müssen. Sie trugen keine Spuren glorreicher Abenteuer, hatten nie die Energie der Freiheit zu spüren bekommen.
Werde ich es je erfahren? Rot, ein Rot wie das von Blut. Leben. Leben und Tod und die Energie. Zu fliegen.
Seine Augen sahen zu mir auf, eine Hoffnung sprach aus ihnen, eine stille Bitte, Furcht. Nein. Seine Augen glitten auf meine Höhe, sein Blick war nicht länger erhoben. Keine Furcht.
Ein Zauber. Nichts als das.
Mein Gesicht hinter einer Fassade, die Maske längst wieder gerichtet. Doch nicht für ihn, nicht für den Rückkehrer, der niemals vollkommen in diese Welt passen würde.
"So scheint es", antwortete ich seinen Worten, leise, ganz auf meine Art, die Unterschiede zwischen uns deutlicher denn je.
Ich kannte ihn nicht. Ein Fremder mit einer Geschichte. Das war er und besaß die Macht, jene Faszination zu erwecken, von der ich dachte, sie vor langer Zeit verloren zu haben. Denn die Unsterblichkeit ließ Herz und Verstand verblassen. Manchmal glaubte ich, den Sinn zu vergessen, falls es denn je einen gegeben hatte, und dass es dort ein Ende gab, wo das Licht niemals schien.
Die Nacht... Dunkel und gefährlich.
Wind kam auf und griff in mein Haar, erfasste die leichte Kleidung, edel, teuer, erschaffen in Gold, und doch nichts wert. Finster war der Grund tief unter uns, tödlich, vernichtend.
Ich frage mich, ob ein Sturz aus dieser Höhe einem Vampyr das Leben nimmt. Ich frage mich, was geschehen würde, wenn...
Ein Lächeln bildete sich auf meinen Zügen, ein schelmisches Glitzern in meinen Augen, während ich seinen Blick erwiderte. Ich konnte sie sehen, die Hoffnung, konnte sie lesen, die stumme Bitte. 
Vertrauen. Nichts als das.
Doch das Funkeln verschwand so schnell, wie es gekommen war und seine Hand löste sich aus der meinen. Die Verbindung war fort, der kurze Moment der Zweisamkeit vorbei, die Emotion erloschen. Erneut. Ich wandte mich ab, akzeptierte seine Wahl, gab ihm die Freiheit, selbst zu entscheiden, sich gegen mich zu entscheiden.
Ein Sturm, der am Horizont sich festigt. Ein Sturm um uns herum, ein Sturm in meinem Innern. Was ist es?
Ich hob den Kopf, starrte mit weiten, offenen Augen zu den Wolken hinauf. Wollte ich seinem Blick entweichen? Einem letzten Zurückschauen widerstehen? Ich wusste es nicht. Es war nicht von Bedeutung.

Antworten

Nova

23, Weiblich

  4. Writer's Assistant

Beiträge: 13

Re: Fear me [FSK 18 - zum Mitlesen]

von Nova am 04.01.2022 10:12

Eine unerwartete Wendung, das Aufflammen von einem Verhalten, welches mir so viel eher entsprach, als meinem Gegenüber. Um so mehr löste die Aufforderung, der plötzliche Wechsel, das fallen lassen einer faden Maske ein kribbelndes Gefühl in meinem Magen aus. Eines, welches ich seit meinen Tagen als Wilder, als Gesetzesloser kaum mehr verspürt hatte. Das Klirren hallte noch länger in meinen Ohren nach, ein Befreiungsschlag, ein eindeutiges Abwenden von den Prinzipien, den Regeln. Eine so kleine Geste, die man so vielfältig interpretieren konnte, eine Geste die mir meiner Miene nach zu urteilen gefiel. Keine ziellosen Gespräche, Angebereien, der dauernde Wille die anderen Häuser übertrumpfen zu wollen. Eine Politik, ein Rangsystem, welches ich weder verstand noch akzeptieren wollte. Jeder hier trug eine Maske, doch nicht jeder war bereit den Blick auf das Gesicht, welches sich dahinter verbarg wenigstens für Sekunden zu erlauben.
"Solch ein tadelloses Benehmen..." Ich begann den Kopf zu schütteln, verlieh meinen Gesichtszügen etwas beinahe erschrockenes. Ein weiteres Schauspiel, welches von meinem anzüglichen Grinsen nur unterstrichen wurde. Alkohol. Die reinste Verschwendung, dieses Gebräu auf einer Veranstaltung wie dieser auszuschenken. Geschmacklich nicht unbedingt überzeugend und von der Wirkung durfte man gar nicht erst anfangen. Meiner Pfeife entwichen die letzten Schwaden des hellen Rauches, welcher sich sogleich mit der kühlen Luft vermischte. Verschwand als hätte er nie existiert, ohne dass etwas blieb, was auf seine Existenz zurück schließen ließ. Das Glühen hatte nachgelassen, der Tabak war aufgebraucht, die Pfeife fand ihren Weg zurück in die Tasche meines Mantels. Von drinnen drangen immer noch die Geräusche des Festes bis zu uns, verloren sich schließlich in der Ferne. Die Lichter tanzen an den Wänden, die Schatten der Gäste dort drinnen verformten sich zu unförmigen Gestalten hier draußen. Die Dunkelheit war es, welche uns beide vor den tadelnden Blicken schütze. Welche uns verschluckte, völlig verschwinden ließ wenn wir es denn wollten.
Mein Blick fuhr hinauf zu ihm, blieb an der blassen Hand hängen und ließ mich diese ohne ein Zögern ergreifen. Ein Abenteuer? Mein Name wäre nicht Aurel Bentley, würde ich dieses Angebot ausschlagen, diese Möglichkeit nicht wenigstens kurz in Betracht ziehen. Elegant schwang ich mich zu ihm hinauf, behielt den festen Griff bei und ließ den Blick hinunter sinken. Ein Schritt und der Fall folgte, ein Schritt der Freiheit entgegen. Einer Freiheit jedoch, welcher man danach nicht mehr entkommen konnte. Meine Augen hafteten sich wieder an ihn, an die Gestalt welche nun aus ihrem Schatten getreten war, mir eine andere Seite offenbart hatte, welche mich so viel mehr faszinierte als alles, was ich bisher von dieser adligen Welt zu Gesicht bekommen hatte, die überzeugender war als all die Facetten, welche ich zunächst beobachten hatte können.
"Ist der werte Herr nun doch auf den Geschmack gekommen?" Ich biss mir auf die Lippe, sah ihm entgegen. Von Schweigen umhüllt, einer mir angenehmen Stille, welche das große Finale ankündigen sollte, welchem wir bevorstanden. Er war ein Lumiere, einer Blutlinie, welchen es bestimmt war als Könige des Sonnenlichts, Könige der Lüfte zu herrschen. Ein Mann, welcher sich vor jeglicher Höhe nicht zu fürchten brauchte. Doch ich war nicht er, nicht dazu in der Lage mich aus einem tödlichen Sturz zu retten, wenn es von Nöten wäre. Reichte es, reichte diese kleine Geste, dieses kaum innige Gespräch, die gewechselten Worte um mich bis hier her zu treiben. Mich dazu zu bringen einen Weg einzuschlagen, auf welchem ein Umkehren unmöglich war? Ein Funkel war in meinen Augen zu erkennen, ein Lodern, welches mit jeder Sekunde weiter zunahm. Denn diese Situation war es, welche das wilde Feuer in mir schürte, welches aus mir herausbrechen, wieder heller brennen wollte.
Lass uns Fliehen, lass uns fliegen. Leise Worte die ich gesprochen hätte, sofern ich mich auf das einlassen wollte, was er mir bot. Die Gefahr, welche in den Schatten lauerte, mich beinahe überreden wollten den Schritt zu tun.
Einen Schritt ins Leere, ein Schritt ins Abenteuer, ein Schritt im Vertrauen zu dem jungen Mann an meiner Seite. Vertrauen, welches ich nicht besaß, ein Abendteuer welches ich wohl lieber meiden sollte und jene Leere die ich in den Herzen der meisten hier anwesenden finden konnte. Ich liebte das Spiel, doch auch mein jetziges Leben, Reichtum den Ruhm. Das aufs Spiel zu setzten, wofür? 
Ich löste meine Hand von der seinen, starrte bloß weiter in die tiefe Nacht, welche vor uns lag. Wieder hatte ich mich dagegen entschieden, wieder war ich dem Aurel Bentley, welchen sich meine Familie so sehnsüchtig wünschte näher gekommen, wieder hatte ich einen Teil meiner wilden Art, meiner Vergangenheit aus meinem Herzen verbannt, Platz gemacht für etwas was ich eigentlich nicht sein wollte.

Antworten

Elone

-, Weiblich

  3. Roleplayer

Beiträge: 11

Re: Fear me [FSK 18 - zum Mitlesen]

von Elone am 03.01.2022 22:24

Der Name hatte etwas in ihm ausgelöst, ein Aufpeitschen der Gefühle, ein Funken Wildheit, der in seinen Augen aufzublitzen schien. Es war die verlorene Freiheit, die Erinnerung daran, die sich regte.
Es wäre interessant zu erfahren, ob jemand wie er... dieses freie Leben tatsächlich noch vermissen kann. Kein Sehnen, kein stummes Verlangen. Denn anders als ich... hat er es gelebt und er hat es geschafft. Ein Dolchstoß in das Herz der Unabhängigkeit.
Ein kaum merkliches Lächeln zierte meine Lippen, als ich mich fing, meine Hand sich einem Reflex gleich um das Geländer schloss, um den Stoß zu dämpfen.
Ein Abenteuer.
Das Lächeln wurde breiter, ein Grinsen beinahe, die unbeherrschte Energie hatte Besitz von mir ergriffen. Spitz zeichneten sich die Eckzähne gegen das Mondlicht ab und ich ließ den Kopf zur Seite kippen, um den jungen Mann aus einem neuen Blickwinkel zu betrachten. Eine neue Perspektive, eine, aus der das Licht auf seinen hellen Haaren noch stärker zu leuchten schien.
"Es ist perfekt", antwortete ich leise, dieselbe ruhige Stimme wie zuvor, dieselben kühlen Augen, der nichtssagende Ausdruck. Doch aus meinen Worten sprach eine Faszination, obwohl das Lächeln jetzt verblichen war.
Nicht länger ein Spiel, viel mehr denke ich, diesem Abend einen Sinn verleihen zu können, doch noch zu meinen Gunsten zu finden. Es ist doch spannend, ja, fast aufregend.
Mein Blick folgte dem seinen, glitt von seinem Gesicht zu dem steinernen Geländer, auf den Drink, diese geschmacklose Flüssigkeit, die nichts weiter gab als ein ästhetisches Bild.
Es tut mir leid, hoher Vater. Nein. Eigentlich nicht.
Meine Hand näherte sich dem Glas, doch statt danach zu greifen, drückte ich die Knöchel meiner Faust gegen das kalte Material. Es war ein kurzes Innehalten, ein herausfordernder Augenaufschlag in Richtung meiner Gesellschaft. Und in dem Bruchteil einer Sekunde ließ ich die Finger vorschnellen, das Getränk kippte vornüber und verschwand in den Schatten des Gartens, der ein Geschoss darunter lag.
"Wie ungeschickt."
Ich hob das Kinn. Das leise Klirren des Glases hallte in meinen Ohren nach. Ein Luftzug bewegte die Zweige der Bäume, das helle Haar, das so interessant glänzte im fahlen Licht. Ich entschied mich in dieser Sekunde, mit einem letzten Blick auf die Menschen im hell erleuchteten Saal. In der Dunkelheit geschützt vor stierenden Augen, vor wachsamen Augen, Augen aus der Menge. Im Schatten der Nacht, die unsere beiden Gestalten schluckte, würde es keiner erahnen.
"Welch Chaos. All die Scherben..." Mein Blick zuckte zu ihm, traf seine Augen, die rote Iris voller Leben. "Was haltet Ihr davon, es doch noch zu wagen? Eine Flucht?"
Wieder blitzten die Zähne auf, als ich mich auf das Geländer schwang, die Füße in den schwarzen Stiefeln waghalsig balancierend auf dem schmalen Grad von Gestein. Meine Hand streckte sich aus, die Fläche nach oben gedreht, auffordernd in seine Richtung.
"Zeigt es mir..."

Antworten

Nova

23, Weiblich

  4. Writer's Assistant

Beiträge: 13

Re: Fear me [FSK 18 - zum Mitlesen]

von Nova am 03.01.2022 21:17

Erst zögernd, unentschlossen wirkend, dann wieder in voller Präsenz, seinem Namen alle Ehre machend. Es war ein auf und ab der Gefühle, ein herumirren ohne das tatsächliche Ziel vor Augen zu haben, unpassend wenn man den Gerüchten glaubte. Jenen Gerüchten, die die La Lumiéres immer als äußerst kontrolliert und manipulativ beschrieben. Gerüchte, von denen es zu wenige gab, eine Tatsache die in meinen Augen an sich schon verdächtig genug war. Denn es gab niemanden, keinen Menschen, keinen Vampyre auf dieser Welt, der nicht etwas Dreck am Stecken haben musste. Und solch wenige Informationen, so wenig Wissenswertes, Vertrauenswürdiges über mein Gegenüber war ein Grund zur Besorgnis, ein Grund für Vorsicht. Trotz der Tatsache, dass ich dies bereits seit dem ersten Wort, dass seine Lippen verlassen hatte wusste, kam es mir nicht in den Sinn mein Verhalten zu ändern, etwas subtiler an die Sache heranzugehen. Dies widersprach meinem Wesen, würde doch die Anspannung, die Aufregung, welche dieses Aufeinandertreffen mit sich brachte abschwächen oder gar verhindern.
Wieder wanderten meine Augenbrauen höher, dieses Mal als er meinem Angebot tatsächlich nachkam, als er mir die Pfeife aus der Hand nahm, ich für einen Moment eine Berührung spürte. Fingerspitze an Fingerspitze, nichts ungewöhnliches, doch in diesem Augenblick, diesen Sekunden glaubte ich ein leichtes Rauschen vernehmen zu können. Ein Pulsieren vermischt mit unendlicher Kraft, jener Lebenskraft, welche seine Adern erfüllte, welche sein Herz weiter schlagen ließ.
Dieses Mal war es an mir keine Richtung vorzugeben, bloß dazustehen, nicht wissend wie ich reagieren konnte, ohne einen klaren Gedanken fassen zu können. Seltsame Hilflosigkeit vermischt mit einem aufkommenden, beflügelnden Gefühl. Ein Zustand, der zu meinem Glück, mit gleichzeitigem Bedauern beim nächsten Blinzeln abbrach, es mir erlaubte zurück in alte Muster zu fallen, das Spiel weiter zu spielen.
"Eine Gegenleistung kann man auf viele Arten erbringen, Monsieur." Ich lächelte, zeigte dabei meine spitzen, hellen Zähne und ergriff mit der linken Hand sein Jackett. Gerade fest genug um mich an diesem nach vorne zu ziehen, sodass uns kaum noch eine Handfläche trennte. Ließ dann augenblicklich wieder locker, um ihn an seiner Brust provokant zurück zu schubsen.
"Wäre das in ihren Augen angemessen, würde es einem Rückkehrer entsprechen? Oder soll ich ein wenig mehr den Wilden heraushängen lassen, meine Manieren gänzlich vergessen?" Das Lächeln behielt ich bei, verpasste ihm eine Anstößige Note um dem Klischee gerade recht zu kommen. Es machte mir Spaß, dieses vergangene Ich zu spielen, die Facetten seines Charakters auszuspielen, zu beobachten wie dieses feine Gesindel um mich herum die Situation zu Händeln wusste.
Ich schnaubte, schien bei der Erwähnung meines Namens, eines Titels um welchen ich nicht gebeten hatte beinahe gereizt wenn nicht beleidigt. Denn für mich hatte er einen unangenehmen Beigeschmack, erinnerte mich an eine Zeit, auf welche ich nicht gerne zurückblickte. Nicht das Leben in Freiheit, das Leben in Armut, das Leben als Wilder, war es, welches ich verabscheute. Es war der Wechsel gewesen, das was man mir genommen hatte, was ich zurück hatte lassen müssen, wofür ich gekämpft hatte. Ein einfacher Wechsel der Tapeten, so hatte man dies Bezeichnen wollen, herunterschrauben von dem was es eigentlich gewesen war.
Ein Diebstahl der Identität, nein eine Auslöschung, vollkommene Zerstörung. Denn das, was ich mir aufgebaut hatte, die mühsam errichteten Mauern einer Gemeinschaft, einer Familie, all dies war niedergerissen worden um Platz zu schaffen für ein Leben, für welches ich angeblich bestimmt gewesen worden war. Natürlich würde ich jetzt keinen Schritt zurück mehr machen wollen, nicht auf das verzichten wollen, was mir zustand, was der Name Bentley mit sich brachte. Doch mit der Nase auf jene Zeit der Ungewissheit, des Verlusts gestoßen zu werden war kein schönes Gefühl.
Mein Gewicht hatte ich von einem Bein auf das Andere verlagert, mich mit dem Unterarm auf dem steinernen Geländer abgestützt und fuhr mir durchs Haar, den Kopf etwas zur Seite gelegt und ohne, dass meine Miene eine weitere Emotionsregung preisgab beobachtete ich ihn, ließ den Blick kurz zur Seite schwenken in der Überlegung noch weiter zu gehen. So weit, mir sein Glas einfach zu nehmen. Doch diese Geste schien mir dann doch zu übertrieben, eine Tat, die zu früh war für ein erstes Aufeinandertreffen, ein Verhalten, welches selbst ich, in meiner Position nicht an den Tag legen konnte.
Nächstes Mal, wenn es ein nächstes Mal geben würde.

Antworten

Elone

-, Weiblich

  3. Roleplayer

Beiträge: 11

Re: Fear me [FSK 18 - zum Mitlesen]

von Elone am 03.01.2022 15:01

Der Geruch von Rauch stieg in meine Nase, ein sanftes Brennen in meiner Kehle, als sich die giftige Luft einen Weg in meinen Körper bahnte. Aus den Augenwinkeln sah ich die Gestalt innehalten, sich auf eine Stelle am Geländer postieren. Nah genug, dass ich seine Anwesenheit spüren konnte, doch nicht störend.
Gift in der Luft. Wer ist es, der mir die Ruhe nimmt, der mir den Atem nimmt, ohne Reue diese falsche Idylle raubt?
Ich folgte den feinen Schwaden mit den Augen, beleuchtet von dem sachten Licht, das durch die hohen Fenster nach draußen drang. Rührte mich nicht, obwohl mir sein Blick nicht entgangen war, die aufrechte, mir zugewandte Position, die ausholenden Gesten. Möglicherweise hätte ich meine Identität noch geheim halten sollen, hätte mich ihm nicht offenbaren sollen, um den Schein eines durchschnittlichen Gastes zu bewahren und meine Ruhe vielleicht bald wiederzufinden.
Zu spät. Es ist zu spät.
Mein Schweigen zog sich in die Länge, doch nach all den Jahrhunderten, die ich meinen Charakter schon ausgeübt hatte, war es mir längst nicht mehr unangenehm, längst nicht mehr fremd, meinem Gegenüber keine Antwort schulden zu müssen. Die Stille währte immer intensiver nach einem abgebrochenen Gespräch. Und ich genoss die plötzlich gesteigerte Lautstärke meiner Umgebung, das Rascheln der Blätter, die Stimmen, der Wind.
Doch ließ sich der Fremde nicht abwimmeln, wie ich es mir in Gedanken erhofft hatte. Der Schalk in seinen Worten sprach von einer Geschichte, verborgenen Hintergründen, die mich an seinem Stand, an seinem Titel zweifeln ließen, an seiner Berechtigung, auf dieser Feier auftauchen zu dürfen. Jetzt zuckte meine Blick doch zu ihm rüber, erst nur aus den Augenwinkeln eine knappe Beobachtung, dann wandte ich mich ihm entgegen, die Hand, die das Glas hielt, leicht erhoben.
Er war stattlich gekleidet, edel, mit blondem Haar und dem typisch rötlichen Schimmer in den Augen. Auch ohne, dass mir sein Name längst bekannt war, hätte ich ihn als Bentley enttarnen können.
Nein, nein. Kein Ausweg in Sicht. Das Gift hat sich längst in meine Gedanken gebahnt und jede Vernunft gelöst.
Die Pfeife qualmte leicht, als er sie mit entgegenhielt, der Rauch ringelte sich langsam in den schwarzen Himmel. Ich stellte den Cocktail auf das Geländer zurück, dieses Mal ließ meine Hand los.
Kurios.
Streckte sich nach der Pfeife und in einem kurzen Moment des Augenkontakts nahm ich sie ihm aus den Händen.
"Ich hoffe, Sie erwarten keinen Dank", erwiderte ich, während meine Finger die Pfeife umschlossen. Der Rauch schmeckte bitter, ein Husten keimte tief in meiner Brust, doch ich schluckte es hinunter. "Aurel Bentley." Ich ließ den Arm sinken. "Der Heimkehrer."

Antworten Zuletzt bearbeitet am 03.01.2022 15:03.

Nova

23, Weiblich

  4. Writer's Assistant

Beiträge: 13

Re: Fear me [FSK 18 - zum Mitlesen]

von Nova am 03.01.2022 14:37

Konzentriert, so ruhig, für einen Moment, nur für den Bruchteil einer Sekunde bereute ich es ihn angesprochen zu haben, denn mich überkam das Gefühl ihn bei etwas unterbrochen zu haben. Die Ruhe, auf welcher auch ich auf der Suche gewesen war, zerstört zu haben. Doch im Endeffekt ließe sich diese Tat nicht mehr umkehren - der Gedankengang eines Realisten, welcher jegliche Gefühlsregungen meinerseits wieder zunichte machten. Ich war an das Geländer getreten, sodass uns nur noch eine knappe Armlänge trennte, hatte mich mit der Hüfte seitlich an dieses gelehnt und wandte ihm meinen gesamten Oberkörper zu, während ich ein weiteres Mal an der Pfeife zog und den Rauch über das steinerne Sims hinweg blies. Konnte beobachten wie sich dieser Rauch, die feinen Partikel in der Luft verwirbelten, kurz zu tanzen schienen ehe sie einfach verschwanden. Kein Zeichen zurückließen jemals existiert zu haben, verschluckt von einem Luftzug, welcher mir einzelne Strähnen ins Gesicht fallen ließ.
Die Antwort des Mannes mir gegenüber war zwar leise gewesen, trotzdem noch verständlich genug, als dass ich auf die Worte reagieren konnte. Meine Augenbrauen wanderten fragend höher, die kontrollierte Maske, die ich sonst trug um Weibsbilder, die Damen der guten Gesellschaft, zu beeindrucken war gänzlich gefallen. Denn meinem Gegenüber glaubte ich nichts vormachen zu wollen. War jetzt gerade bloß ein einfacher junger Mann auf der Suche nach ein wenig Frieden, bevor er sich wieder in das Getümmel des Festes stürzte, bevor er wieder das Zentrum der Aufmerksamkeit aufsuchte.
"Wie nennt man es sonst, wenn der Gastgeber die Feier meidet? Sich auf eine Terrasse zurückzieht? Helfen sie mir..." Ich bewegte meine Hand, gestikulierte als würde ich das passende Wort für die Tat finden, welche seine Handeln beschrieb ohne sie erneut als Flucht zu bezeichnen. Auch wenn kein bisschen Spott oder Ironie in meiner Stimme zu erkennen war, so sollte es doch offensichtlich sein, dass ich mir einen kleinen Spaß erlaubte, dass ich mein Gegenüber auf eine gewisse Art herausforderte.
Denn ich liebte es. Liebte es diese Karte auszuspielen, liebte es nicht der guten Dinge wegen in Erinnerung zu bleiben. Liebte es Gerüchte in die Welt zu setzen und nicht mehr tiefer fallen zu können als ich eh schon gefallen war. Das schwarze Schaf kannte keine Grenzen, wusste nicht zu beherrschen, entschied sich sogar bewusst dagegen, der Spannung wegen, des Adrenalins, der Freude daran auszuleben, was man konnte. Ich wusste es nicht genau, konnte nicht genau sagen woher diese rebellische Einstellung kam, weshalb ich mich lieber weigerte als zu tun, was man mir befahl, zu tun was man von mir erwartete. Es widersprach mir, fühlte sich an, als wäre ich ein Gefangener, würde meinen Peinigern nachgeben, mich ihnen unterwerfen wie ein Gebrochener. Ein Ebenbild, welches ich verabscheute, welchem ich keinesfalls mehr gleichen wollte.
Auf meinen Lippen zeichnete sich ein angedeutetes Lächeln ab, welches, was hätte man auch anderes erwarten können etwas verschmitztes an sich hatte. Meinen Blick wandte ich von ihm ab, versuchte wenigstens für einen Moment zu erkennen, was es gewesen war, was ihn so fasziniert hatte, in der Ferne den Punkt zu finden, welcher ihn fixierte. Den er mir vorgezogen hatte, anstatt sich jenem zuzuwenden, mit dem er sprach. Doch diese Unternehmung war eine Sache der Unmöglichkeit, denn von den Baumkronen, den Hausdächern, der dünnen Linie am Horizont hätte es alles sein können, jeder winzige Punkt dieser Kulisse und damit zu viele Möglichkeiten um die Ursache seiner Faszination erkennen zu können. Ein Unterfangen, welches ich nach einem Blinzeln wieder aufgab, mich stattdessen der Pfeife widmete und bereits langsam ihre Wirkung in meinen Gliedmaßen immer stärker wahrnahm. Ein wohliges Gefühl, welches mich umgab, mir Sicherheit und Selbstvertrauen schenkte.
"Kann ich ihnen etwas anbieten, werter Herr Gastgeber?" Ich drehte das hölzerne Stück um, aus welchem noch immer ein wenig Qualm stieg, hielt es ihm entgegen. Gastgeber. Ein La Lumiére, wie ich annehmen musste, doch ein Vorname kam mir nicht in den Sinn. Zu viele gab es von Ihnen, als dass ich mich an die Stunden, in welchen versucht wurde mir einzutrichtern, welche Persönlichkeiten die wichtigsten im Adel war, welche man kennen sollte, erinnern konnte. Wahrscheinlich war es besser so, denn jetzt war er ein unbeschriebenes Blatt, mein nicht vorhandenes Vorwissen bewirkte, dass ich mir kein Urteil bildete, dass es bloß uns gab, ihn und mich. Keine Gepflogenheiten, kein Wissen, welches mich jetzt in meinem Verhalten beeinflussen konnte.
Freiheit in Gedanken.

Antworten

Elone

-, Weiblich

  3. Roleplayer

Beiträge: 11

Re: Fear me [FSK 18 - zum Mitlesen]

von Elone am 03.01.2022 10:30

Die Geräusche drangen nur noch leise, in einem dumpfen Auf- und Abschwellen zu mir nach draußen und ich nahm sie bloß wahr, wenn ich mich darauf konzentrierte. Doch jetzt lag meine Konzentration auf etwas anderem, auf einem Punkt in der Ferne, dort, wo der Mond schwach den Horizont zeichnete, wo die Schatten der Bäume mit dem Himmel verschmolzen.

Die Nacht, die Nacht... Dunkle Schönheit.
Die Nacht legte die Landschaft in Dunkelheit, malte einen Verlauf von Grau in Schwarz, die verschiedensten Nuancen. Der stete Luftzug um das Anwesen ließ die edlen Hecken und Sträucher leise rascheln, ihre Blätter im Takt wippten zu einer undefinierbaren Melodie. Doch hier im Schatten wirkten sie nicht länger edel, nicht länger stolz, verschluckt von Finsternis.
Sind nichts weiter als die Brüder und Schwestern des Waldes, leben von Wasser und Sonnenlicht. Sterben in der Nacht.
Meine Hand ballte sich langsam zur Faust, senkte sich auf das steinerne Geländer der Terrasse nieder. Kalt und rau spürte ich es an meiner Haut schaben. Was gab es dort draußen, das mir verborgen blieb? Was gab es, das sich verstecken konnte, so gut, dass meine blinden Augen es niemals zu sehen bekämen? Es gab keinen Zweifel daran, in welchen Stand der Gesellschaft ich gehörte, kein Misstrauen meiner Treue dem Adel gegenüber.
Und doch...
Zu manch düsterer Stunde sehnte ich mich danach, all die Masken fallen zu lassen, das Blatt für einen Moment zu wenden und nicht länger auf Gewinn aus zu sein, nicht länger der boshaften Gier nach Macht zu folgen.
Dann hob ich das Glas in der anderen Hand an meine Lippen, den Blick nicht abwendend von dem Punkt, meinem Punkt in der weiten Ferne. Es würde niemals geschehen. Das Blatt würde sich niemals wenden und wahrscheinlich war das auch gut so. Ein Mann meines Ranges sollte sich nicht zu solch niederen Träumereien herablassen.
Mein Punkt in der Ferne verlor sich, als die Konzentration verflog, als die Geräusche in meinem Rücken innerhalb einer Sekunde anschwollen und das leise Klacken der Tür einen Besucher ankündigte. Wer auch immer das sein mochte, schien mutig genug, sich jetzt in meine Nähe zu wagen oder aber töricht genug, um sich einen Feind zu machen. Meine Augen wurden schmal, richteten sich vom Rand meines Glases zurück zum Horizont, doch der eben noch anvisierte Punkt kehrte nicht zurück.
Welch Schande.
Die Stimme war ruhig, so ruhig, wie sie keineswegs jemandem gehören konnte, der sich aus einer Absicht heraus zu mir begeben hatte. Ein junger Mann, so gestaltete sich mir ein erstes Bild, ohne dass ich mich zu ihm umdrehte, ihm die Aufmerksamkeit schenkte, nach der er sich womöglich sehnte. Ich hatte Ruhe gesucht und seine Anwesenheit, seine Existenz, sie machte sie zunichte.
"Niemand flüchtet einem Fest", antwortete ich leise. Das Glas in meiner Hand stieß mit einem feinen Klingen auf Stein. "Besonders nicht dem eigenen."

Antworten

Nova

23, Weiblich

  4. Writer's Assistant

Beiträge: 13

Re: Fear me [FSK 18 - zum Mitlesen]

von Nova am 01.01.2022 14:58

Es war ein Spiel, ein Schauspiel und ich schien es zu beherrschen, schien Herr über jede Regung meines Gesichtes, jeden Ausdrucks von Emotionen zu sein. Eine Kunst, welche ich über die Jahre perfektioniert hatte, welche mir in so mancher Situation schon - direkt ausgedrückt, den Arsch gerettet hatte.
Meine Augen wanderten von einer jungen Dame zur Nächsten, meine Lippen verließ ein Kompliment nach dem Anderen, während sich immer wieder ein freundliches, nicht zu übertriebenes Lachen in meinem Gesicht abzeichnete, meine Mundwinkel zucken ließ. Ich spielte und sie schienen es nicht einmal zu bemerken. Sprangen an auf erfundene Geschichten an, ließen sich ein Kichern entlocken, bloß durch ein wenig Anzüglichkeit in meinem Blick. Es war ein Fest, ein Spaß, der Genuss der Aufmerksamkeit, denn ich schien für das Rampenlicht wie geboren, fühlte mich wohl wenn die Blicke auf mir lagen. Ich war der Trampel, das schwarze Schaf, hatte nicht mehr viel zu verlieren und meinen Adelstitel konnte man mir nicht nehmen.
Weshalb also nach den Regeln spielen, wenn man auch für den Sieg spielen konnte?
"Ach, das ist ja allerliebst, meine Gute."
Ich hatte keine Ahnung wovon das Gespräch gehandelt hatte, war wie immer mit den Gedanken abgeschweift, wenn mich das Gerede der hohen Gesellschaft nicht scherte. Und das tat es nicht, jegliche Erzählung, jegliches Kompliment, welches die Lippen der Damen um mich herum verließ hatte nichts zu bedeuten. So wie dieser Abend auf das große Ganze wohl kaum Auswirkungen haben würde. Ein einfaches Vergnügen, nicht mit dem Ziel jene Dame kennenzulernen, welche mich bis an mein Lebensende begleiten sollte, welche mir zur Seite stehen würde. Denn darauf war ich nicht aus, auch wenn ich die jungen Frauen um mich herum darüber im Ungewissen ließ. Mein Blick wanderte an den Fenstern entlang, glitt zum Rande des Saals, denn ihr Gelächter, ihre Geschichten unterhielten mich nicht mehr. Noch immer ein freches, zweideutiges Grinsen im Gesicht erhob ich mein Glas für einen letzten Toast, bevor ich verschwand, bevor ich sie stehen lassen und verschwinden würde. Denn so war ich, es hielt mich nie lange genug an einem Ort, das Interesse schwand zu schnell und ich war ehrlich genug zu mir selbst um jene Gespräche nicht weitere Stunden über mich ergehen zu lassen. Ein Handeln, welches den meisten widersprach, welches sich im Volksmunde wohl einfach nicht gehörte. Doch dass sich etwas nicht gehörte, dass etwas nicht erlaubt war hatte mich bisher nur selten davon abgehalten zu tun, was ich tat.
"Auf einen freudigen Abend, neue Bekanntschaften und unerwartete Überraschungen." Mein Glas schwang in die Luft, ich setzte es an den Lippen an und spürte nur kurz darauf, wie der kühle Alkohol angenehm meinen Hals hinunterrann. Schwungvoll drehte ich mich auf der Stelle um, hörte sogleich wie das Getuschel in meinem Rücken begann, wie sie sich die Mäuler über mein Verhalten zerrissen. Und ich ließ Sie, hatte besseres zu tun als mich über Höflichkeiten unterrichten zu lassen.
Meine Hand fuhr in die Tasche meines Jacketts, umschloss dort die Pfeife, welche ich in weiser Voraussicht mitgebracht hatte und zauberte mir dieses Mal ein wahrlich echtes Lächeln auf das Gesicht. Auch wenn ich die Aufmerksamkeit, den Prunk, das Drama, Alles was zu dem Leben eines Adligen gehörte liebte, so schätzte ich auch jene Minuten der Entspannung, die mir die Droge erlaubte, jene Zeit allein, in welcher es bloß mich gab. Wieder fuhr mein Blick an den Flügeltüren entlang, blieb an einer hängen, welche ein kleines bisschen geöffnet schien. Zielstrebig und ohne mich erneut in ein Gespräch verwickeln zu lassen trat ich an jene Fenster, zog dann meine Zigarre hervor und hielt sie mit den Zähnen fest. Geschickt beförderte ich eine Schachtel Streichhölzer hervor, zündete die Pfeife an und nahm, während ich nach draußen trat und die Flügeltüren wieder zufallen ließ einen kräftigen Zug. Entspannung gefolgt von dem markanten Geruch des Tabaks. Meine Nasenflügel zitterten leicht, als der helle Rauch meine Nase wieder verließ, sich in der frischen Luft verlor. Doch anders als erwartet war ich keinesfalls alleine, hatte einen jungen Mann bemerkt, der mir bisher nur den Rücken zugewandt hatte, nicht wissend ob er mich absichtlich ignorierte oder die Schritte schlichtweg überhört hatte.
"Ein weiterer Flüchtiger?"
Kein Gruß, keine langweilige Floskel, eine einfache Frage auf welche ich mir auch eine einfache Antwort erhoffte. Ich hatte keine Ahnung wer mir gegenüber stand, hatte bisher nur seinen Hinterkopf sowie das geschmückte Gewandt betrachten können, welches der mir noch Fremde trug. Nur langsam näherte ich mich dem Geländer, wollte auch ein wenig der frischen Abendluft genießen können.

Antworten

Elone

-, Weiblich

  3. Roleplayer

Beiträge: 11

Re: Fear me [FSK 18 - zum Mitlesen]

von Elone am 31.12.2021 11:59

Amaury

Ich hatte nicht vor, den Anschein eines Trinkers zu geben, doch schon nach einer kurzen Weile glitt mir der zweite Cocktail in die Hände und ich ließ meine feinen Fingerkuppen gegen das blitzende Glas trommeln.
Glatt und kühl das teure Geschirr, und wehe, einer der Anwesenden lässt etwas fallen.
Ich wartete nur darauf, auf die schockierten Rufe, das Entsetzen, die Scham. Das leichte Adrenalin, wenn ich mir die stille Schadenfreude zurückhielt und mich der Masse der Bestürzung anschloss.
Sie sind so einfältig.
Diese Veranstaltungen konnten manchmal so langweilig sein. Besonders, wenn sich unter den Gästen niemand befand, der mein Interesse auch nur annähernd wecken konnte, niemand, der sich mit mir auf Augenhöhe befand. Es war fast schon zum Verzweifeln. All diese lüsternen, machtgierigen Damen, die sich auf Ansprache meiner Eltern nur für mich auf dieses Fest begeben, sich herausgeputzt und fein gemacht hatten. Das zarte Lächeln, die höflichen Floskeln, der sanfte Augenaufschlag, wenn die nächste junge Frau sich mir näherte, es hing mir zum Hals hinaus.
Die dunkle, schwarze Nacht voll Lichter...
Für einen Moment schloss ich die Augen, für einen winzigen Augenblick musste ich nach der Ruhe suchen, nach der gehobenen Kühle, für die ich bekannt war. Erst dann sah ich wieder auf.
Erneut ein Blick auf meinem Antlitz, erneut ein stumpfer Charakter, mechanische Bewegungen, ermüdend allein in ihrem Auftritt. Die Dame war hübsch, doch ihre Augen hatten den Glanz verloren. Ihr Ausdruck längst erstarrt, herhaltend für Regeln und Gepflogenheiten.
Mein Griff um das mittlerweile leere Glas verhärtete sich und ich stellte es ab, rieb mir mit einem Tuch die Finger.
"Guten Abend." Dieses sanfte, künstliche Lächeln. Eine ebenmäßige Stimme. Charmant, doch nicht zu aufdringlich. Höflich, doch nicht zu überheblich.
Ich hasste es. So sehr.
Heute wird es leider nichts, meine Teuerste.
Der Bedienstete gab mir auf einen Wink hin einen weiteren Drink und ich neigte den Kopf vor der Frau, lächelte entschuldigend und ließ sie mit einem "Verzeihung" stehen. Das Lächeln verschwand, sobald ich ihr den Rücken kehrte. Beherrscht atmete ich durch, fühlte nur die warme, stickige Luft meine Lungen füllen und hatte plötzlich das dringende Bedürfnis, ins Freie zu kommen. Mit festen Schritten und einem Blick, der jeden weiteren Annäherungsversuch in seinem Keim ersticken ließ, bahnte ich mir einen Weg durch die Menge und trat schließlich hinaus auf eine der zahlreichen Terrassen, die durch kleinere Flügeltüren mit dem Haupthaus verbunden waren. Ein kühler Wind empfing mich, und als die Tür mit einem leisen Schlag in ihr Schloss zurückfiel, auch die Stille, nach der ich mich gesehnt hatte.
Warum mir die heutige Veranstaltung so schwer fiel, die Kommunikation, die Show, wusste ich nicht. Doch manche Tage ließen es wohl einfach nicht zu, dass das Schauspiel gelang. Manche Tage wollten die stillen Hoffnungen nicht erfüllen.

Antworten Zuletzt bearbeitet am 31.12.2021 11:59.
1  |  2  |  »  |  Letzte

« zurück zum Forum