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Re: Schreibzirkel: 52 Wörter
von Summer am 30.08.2024 20:48Triggerwarnung: Selbstmord, Tod.
Es ist ein kühler Sonntagmorgen. Die Sonne geht gerade erst auf. Der helle Sonnenschein kitzelt auf meiner Haut und weckt mich mit ihrem grellen Licht auf. Verschlafen reibe ich mir mit der flachen Hand über die Augen, ehe ich aufstehe und mich fertig mache. Der heutige Tag bringt mich zum Jahrmarkt, der nur zu dieser Zeit des Jahres stattfindet. Ich habe mich mit meinen Freunden verabredet. Jenny, Liz und Maddy. Aber bevor ich überhaupt dazu komme, mich mit ihnen zu treffen, stapfe ich den Flur der Wohnung entlang. Mein Weg führt mich zur Küche, in der meine Mutter mich bereits strahlend begrüßt. Sie hat Pfannkuchen gebacken und stapelt mir welche auf einen Teller, die ich mit einem leckeren Honigsirup beträufle. „Guten Appetit, Liv.“, flötet sie und drückt mir einen Kuss auf die Stirn. „Ich treffe mich heute mit den Mädels.“, erkläre ich ihr und stopfe bereits die erste Gabel gierig in meinen Mund. Es ist köstlich. Zu köstlich um es genussvoll zu essen. „Sei doch nicht so gierig!“, ermahnt sie mich mit einem grinsen auf den Lippen. Seit mein Vater gestorben ist, habe ich sie nicht mehr so fröhlich erlebt. Ich selbst bin auch schon 18 und hätte sicher auch in eine Wohnung ziehen können, aber ich wollte sie nicht alleine lassen. Dafür war sie mir einfach zu wichtig. Sie befand sich aktuell in Therapie und Augenscheinlich schien es ihr wirklich zu helfen.
Genau aus diesem Grund mache ich mir keine Gedanken, als ich das Haus verlasse und zum Jahrmarkt laufe. Die Musik ist bereits von weitem zu hören. Je näher ich dem Ort komme, desto lauter wird es. Schon am Eingang kann ich die Mädels ausmachen, die mich strahlend zu sich herüberwinken. Wir nehmen uns alle gegenseitig in die Arme und erzählen darüber, was wir machen möchten und wie lange wir bleiben würden. Die Zeit vergeht wie im Flug und wir gelangen in die Warteschlange am Free-Fall-Tower. „Das wird End krass“, ruft Maddy voller Adrenalin. Mein Blick fällt auf meine Hosentasche, in der sich mein Handy befindet. Ein kurzer Blick auf den Bildschirm verrät mir, dass es sich um einen unbekannten Anrufer handelt. Ich gehe grundsätzlich nicht ran, wenn jemand anruft, den ich nicht kenne. Deshalb schalte ich es auf stumm, stecke es wieder weg und folge den anderen auf das Fahrgeschäft. Das Adrenalin pumpt durch meinen Körper, als wir wieder festen Boden unter den Füßen haben. „Wir müssen später unbedingt nochmal hier her!“, verkündet Liz begeistert. „Aber erst müssen wir noch zur Schiffsschaukel!“, beschwert sich Jenny lautstark und harkt sich bei mir unter um mich in ihren Plan einzuweihen.
Nachdem wir auf der Schiffsschaukel und auch im Geisterhaus waren, befanden wir uns am Essensstand wo wir uns alle ein Stück Pizza kaufen. Ein kurzer Blick auf mein Handy verrät mir nicht nur die Uhrzeit, sondern auch mehrere verpasste Anrufe von einer unbekannten Person. Ein mulmiges Gefühl macht sich in meinem Bauch breit. Vielleicht doch etwas Wichtiges? Ich schalte mein Handy kurzerhand wieder laut und esse den Rest meiner Pizza auf. „Wollen wir noch bei mir abhängen?“, fragt Maddy schließlich und wir stimmen alle zu. Maddy hat einen riesigen Pool im Garten, den wir jeden Sommer benutzen. Jede von uns hat ihre Schwimmsachen bei ihr gebunkert. Bei Maddy zu Hause ziehen wir uns um, als mein Handy schon wieder klingelt. Dieses Mal gehe ich ran. „Hallo?“, frage ich. „Hallo, spreche ich mit Olivia Marten?“, fragt eine Stimme am anderen Ende. „Ja, die bin ich.“, erkläre ich verwirrt. Im Hintergrund kann ich das Dröhnen von Sirenen wahrnehmen. „Sie sprechen mit Dr. Williams aus dem Sorrow Krankenhaus.“, erklärt sie und holt dann tief Luft. Bei ihren nächsten Worten stockt mein Herz. Ich muss das Handy an meinem Ohr fest umklammern. „Ihre Mutter wurde eingeliefert. Es sieht schlecht aus.“, erklärt sie. Mein Atem geht schwer. Ohne ein Wort ziehe ich mir meine Klamotten über und mache mich auf den Weg. Von hier aus muss ich nur 10 Minuten laufen. Aus dem laufen wurde ein Rennen. Aus den 10 Minuten wurden 8 Minuten. Und in diesen 8 Minuten hörte das Herz meiner Mutter auf zu schlagen. Die Ärzte erzählten mir vor Ort was geschehen war, aber das Rauschen in meinen Ohren ist viel zu laut. Selbstmord. Heute früh war doch alles noch so einfach gewesen. Ein Anruf. Ein einziger Anruf hat mein gesamtes Leben zerstört.