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– Kopf oder Zahl –

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Nywuh
Gelöschter Benutzer

– Kopf oder Zahl –

von Nywuh am 18.08.2017 01:26

Ich weiß nicht, ob es hier so gut ankommt, aber ich stelle einfach mal eine FF über zwei YouTuber rein. Sie ist schon ein wenig älter und längst abgeschlossen, aber ich möchte sie trotzdem einfach mal zeigen. ^_^

Alles dreht sich um Taddl und Ardy. 
Eine wirkliche Story ist leider nicht vorhanden. Tut mir leid. °^°

Gefundene Tipp- und Rechtschreibfehler dürfen behalten werden. :3

Antworten Zuletzt bearbeitet am 29.10.2018 04:17.

Nywuh
Gelöschter Benutzer

Re: – Kopf oder Zahl –

von Nywuh am 18.08.2017 01:32

Kapitel 1
Das war ein schwacher Start!


›Taddl‹
»Ich bin schwul!«, knallten mir seine Worte abertausende Male ohne Erbarmen in's Gesicht. »Warte.. Du.. WAS?!«, mein Gehirn wollten sie jedoch scheinbar nicht so gern' erreichen. Erst, nachdem er sich wiederholte, ratterte es allmählich in meinem Schädel. »Du hast schon richtig gehört. ICH–BIN–SCHWUL!«, die kleinen Zahnräder bewegten sich schwerfällig aus ihrer Starre. Schufteten im dichten Qualm und versuchten, sich aus all dem Staub zu befreien. Heilige Nudel.. Mein bester Freund war fi-fa-fucking schwul! Nicht, dass ich etwas dagegen hätte, oh nein.. aber.. WTF? Ich hätte wirklich niemals in meinem gesamten Leben auch nur im Ansatz – nicht einmal für den Bruchteil einer Sekunde – darüber nachdenken können, dass es jemals so sein könnte, wie es.. nun mal war. Anders, als er es stets behauptet hatte. Plötzlich riss mich ein sich immer wieder wiederholendes Schnippen aus der Gedankenwelt. Ardy fuchtelte mit einer Hand vor mir herum. Hinter dieser erkannte ich ein mehr als besorgtes und ängstliches Gesicht. »Sag' doch bitte was dazu! Sonst werd' ich den Gedanken nicht los, du hättest was dagegen.«, seine Stimme zitterte. Er kaute sich nervös auf der Unterlippe herum. Zu gern' hätte ich ihn beruhigt, aber mein Körper war einfach nicht imstande, die Muskeln meines Mundes zu bewegen, Worte zu formen und auszusprechen. Also verblieb ich in dieser Schockstarre, sah ihm weiterhin einfach nur in die Augen. Um ehrlich zu sein wusste ich auch gar nicht, was für einen Gesichtsausdruck ich derzeit hatte. Wollte ich das überhaupt wissen? Vermutlich nicht.. Denn so, wie Ardian dreinblickte, hatte ich definitiv kein beschwichtigendes Lächeln auf den Zügen. »Taddl.. Bitte..«, gebrochene, heisere Stimme, gefolgt von einem schweren Schlucken. Oh fuck.. Junge, nun sag' doch endlich was! »A..«, okay. Erster Buchstabe des Alphabets. Nichts ausdrucksstarkes, aber immerhin etwas. Ein Anfang. Und nun? War's vorbei. Weiter wollte meine Stimme nicht. Sicherlich denkt man sich jetzt, ich hätte, statt zu sagen, auch einfach etwas tun können. Aber.. Nein. Fehlanzeige. Ich war gänzlich gelähmt. Zu meinem Missfallen. Es zerriss mir beinahe das Herz, Ardy so zu sehen. Er war verletzt. Sehr verletzt. Darüber, dass ich nichts sagte, machte. In seinem Kopf malte er sich in diesem Moment vermutlich ungeheure Dinge aus, die ich in meinem eigenen herum schwirren hatte. Höchstwahrscheinlich war er der Meinung, ich würde ihn nun hassen, abartig finden. Doch wie könnte ich jemals derartig empfinden? Besonders ihm gegenüber. Nichts in aller Welt würde solche Gefühle ihm gegenüber in mir aufbringen. Ja nicht einmal, wenn er vor meinen Augen ein verfaultes Tier essen würde! Gut.. Das war jetzt kein sonderlich guter Vergleich, aber.. Herrje. Ich schweife vom Thema ab.. »Oke..«, es war nur der Hauch von einem Laut, der Ardy's Mund entwich. Ein einziger Laut, der erneut ein Schwert in meine Brust rammte und mein Herz zerfetzte. Ich atmete schwer. Der Schwarzhaarige vor mir drehte sich um. •Nicht doch!• brüllte mein Innerstes. •Geh' nicht! Fck..• letzten Endes hörte ich nur noch eine Tür, die in's Schloss fiel. Meine Augen bewässerten sich. Hals und Mund waren die Wüste selbst. Minutenlang verharrte ich im Flur unserer Wohnung. Gefühlt waren es Stunden. Wochen, nein.. Jahre! Was hatte ich getan?

 

Hast du den Schuss nicht gehört?

Das war ein schwacher Start!

Doch Niederlagen, Unbehagen
machen Schwache stark.

Alles im Griff, der rote Faden
ist aus Stacheldraht.

Wundbrand & die Wut
um dein Spiegelbild.

Ohne Verband wird die
Blutung wohl nie gestillt.

Die Hände in den Taschen
stets zur Faust geballt.

Für jeden Makel einen Nagel
in die Haut gekrallt.

Gehst du aus dir heraus,
dann legst du Brotkrumen aus.

So findest du jeden Abend
deinen Weg nach Haus.

Doch der Heimweg ist dunkel
& mit Schuld behaftet.

Wenn du in dich gehst,
dann geh' nicht unbewaffnet!

›Ardy‹
Er sagte nichts. Er regte sich nicht. Wirkte, als starre er nicht mich an, sondern die Wand, die sich direkt hinter mir befand. Es tat weh. Es tat so verdammt weh! Alles in meinem Körper verdrehte sich. Mir war speiübel, meine Augen brannten höllisch und mein Herz lief Amok in meiner Brust. Doch ich zwang mich, die Tränen zurück zu halten. So lang war ich stark geblieben. So stark, dass ich nicht gleich mit der gesamten Wahrheit heraus platzte und all meine Gefühle preisgab – stattdessen klein anfing. Also würde ich auch das schaffen. »Oke..«, wisperte ich zittrig und so leise, dass mein eigener Herzschlag die Worte, die ich sprach, übertönte. Wieder einmal schluckte ich schwer, dann flüchtete ich aus der Wohnung. Ich musste weg. Einfach weg. Weg von ihm. Seine Reaktion verarbeiten. Gedanken sortieren und mich beruhigen. Ich lief die Straßen entlang. Ohne irgendein bestimmtes Ziel zu haben. Langsam fuhren meine Finger durch die Haare auf meinem Kopf, die sich am heutigen Tage ausnahmsweise einmal nicht unter einer Cap versteckten. Gerade jetzt hätte ich sie mir ausrupfen können. Allesamt. Mit einem tiefen Atemzug ließ ich die Arme sinken, vergrub die Hände in den Taschen meiner dunklen Jeans. Dann sah ich auf, bemerkte, dass ich in den nahe gelegenen Stadtpark gelaufen war. Mein Tempo verringerte sich, mein Blick huschte prüfend umher. Schließlich ließ ich mich auf einer einsamen Bank nieder, stützte die Ellenbogen auf den Knien ab und vergrub mein Gesicht in den Innenflächen meiner Hände, bevor ich mich im Labyrinth meiner Gedanken verirrte. •Er hasst dich nicht! Das könnte er nicht. Nie und nimmer. Du bist sein bester Freund. Sein Brudi. Sein Ardymon! Es gibt eine einfach Erklärung für seine Reaktion. Ja.. Das.. Die muss es geben! Er hat nichts gegen Schwule. Hat er doch immer gesagt. Oder? Ja. Hat er. Klar. Und Deutlich. Aber was, wenn das nur war, damit die Community.. ? Unsinn! Er beteuert immer, ihm wäre jegliche Art von Hater egal! Also.. Auch diese Art, richtig? Richtig! Komm klar, Ardy, man. Er findet dich deswegen doch jetzt nicht widerlich oder so..• erschöpft lehnte ich mich zurück, legte den Kopf in den Nacken und schob die Lider meiner Augen wieder auseinander. Zu viele Gedanken. Viel zu viele davon.. Ich wusste bereits seit einigen Jahren, dass ich vom anderen Ufer war. Warum ich immer das Gegenteil behauptet hatte? Ich wusste es selbst nicht so genau.. Vielleicht aus Sorge, ich könnte von meinen besten Freunden abgestoßen werden. Vielleicht auch aus Angst.. vor mir selbst. Wirklich; ich wusste es nie. Ebenso wenig war ich mir bewusst, wie ich auf den Gedanken gekommen war, gewisse Gefühle für jemanden zu hegen. Gefühle, die nicht sein sollten. Gefühle, die ich nicht haben wollte und verbergen musste. Wollte. Sie waren noch zu frisch, um es genauer zu erklären.. Bevor ich irgendetwas darüber sagen, geschweige denn es jemanden merken oder wissen lassen konnte, musste ich mir selbst darüber im Klaren sein, wie ich all das überhaupt zuordnen, damit umgehen sollte. Ich brauchte einfach noch mehr Zeit.

›Taddl‹
Endlich hatte ich es geschafft, mich vom Fleck zu bewegen. Mehr oder minder. Ich saß auf dem Boden. Im Flur, an der Wand, neben der Tür, durch welche mein bester Freund vor etwa zwanzig Minuten geflüchtet war. Ich hatte die Arme um meine Beine geschlungen und das Kinn auf den Knien gebettet. In dieser Haltung starrte ich in's Nichts. In meinem Kopf herrschte Leere. Plötzlich hörte ich Schritte im Hausflur. Danach das Kratzen eines Schlüssels am Schlüsselloch unserer Wohnungstür. Ich sah augenblicklich auf, hastete erschrocken zur Seite, als der besagte Durchgang schwungvoll aufgerissen wurde. So saß ich, mit der Vorderseite direkt den Gestalten gegenüber, auf dem Boden, stützte mich notgedrungen mit den Händen auf diesem ab, um nicht nach hinten zu kippen. Auch die zwei Menschen, die gerade eingetreten waren, schienen relativ erschrocken. So, als hätten sie nicht damit gerechnet, dass jemand zu Hause sei. „Oh.. Äh.. Hey. Wir wollten dir und Ardy eigentlich nur ein paar Spiele und 'ne Tüte Chips klauen. Wussten nicht, dass hier noch.. Uhm.. T.. Taddl? Was zum Teufel machst du hier auf dem Boden?", diese Stimme gehörte definitiv zum Ungeheuer! ›Was? Taddl? Auf dem Boden?‹, und Dner. ›Ich.. Ich geh schon vor, Simon. Klärt ihr das mal.‹, damit stahl sich Felix davon. Kurz darauf trat der Veganer ein, schloss die Tür hinter sich und reichte mir die Hand. „Komm.. Lass in's Wohnzimmer gehen. Ist gemütlicher als der Boden.", ich nickte nur stumm und rappelte mich langsam auf, ohne jedoch seine Hilfe anzunehmen. Wie benommen torkelte ich aus dem Flur, ließ mich auf der Couch nieder und senkte den Blick direkt zu Boden. Simon ließ sich neben mir nieder. „Also? Was is' los? Du weißt, dass du mit mir reden kannst.", erneut nur ein Nicken meinerseits. Ich sammelte mir angebrachte Worte im Kopf zusammen, um daraus passende und verständliche Sätze zu formen. Die Zeit verging, doch mein Nachbar wartete stumm. Mit einer Geduld aus Stahl. Wie dankbar ich ihm dafür doch war, dass er mich nicht hetzte und mir alle Zeit der Welt ließ. »Ich hab' Scheiße gebaut, Simon. Ich hab' 'nen riesen Fehler gemacht und jetzt is'er weg..«, ich stützte die Ellenbogen auf den Knien und vergrub mein Gesicht in den Handflächen. „Wer? Ardy?", fragte der junge Mann mit den Dreadlocks ruhig. Ich nickte bejahend. Vorsichtig glitten meine Hände an die Seiten meines Kopfes, hielten ihn so weiter in seiner Position. Keine Sekunde lang' sah ich auf, starrte lediglich auf den Boden vor mir. »Ardy hat mir da was anvertraut und.. Also was richtig wichtiges und ich.. Ich Idiot hab' nichts dazu gesagt. Ich stand einfach da wie so 'ne Statue und hab' rein gar nichts gesagt!«, nun war mein Gesicht wieder versteckt. Ich spürte, wie Unge mir vorsichtig seine Hand auf die Schulter legte. Er holte Luft, zögerte aber nicht und begann direkt zu sprechen. „Es wird echt schwer für ihn gewesen sein, es dir anzuvertrauen. Erst recht, dass du so reagiert hast. Aber er wird es dir bestimmt nicht übel nehmen. Lass' ihm einfach Zeit, alles zu verarbeiten. Wenn er es für richtig hält und sich gesammelt hat, wird er schon wiederkommen. Versuch' dann einfach, auf ihn zu zu gehen und ihm zu erklären, warum du nichts getan oder gesagt hast." »Aber das is'es ja! Ich weiß nicht, warum!«, protestierte ich gedämpft. Von dort an herrschte Stille. Ich unterbrach sie jedoch irgendwann. »Was soll ich ihm sagen? Soll ich ihm etwas vorlügen, oder einfach damit ankommen, dass ich keinen blassen Schimmer hatte? Er wird mir nie im Leben glauben!«, ich hörte, wie Simon schwer seufzte. „Es ist aber besser, wenn du ihm die Wahrheit sagst.", wo er Recht hatte.. „Hör' zu, Taddl.. Versuch' einfach, dich an das, was ich gesagt habe, zu richten. Wird schon alles wieder gut bei euch. Ich gehe jetzt erstmal wieder. Dner wartet bestimmt schon.", ich nickte still, hob den Kopf und sah ihm nach. Er blieb in der Tür noch ein Mal stehen, drehte sich zu mir und sah mir direkt in die Augen. „Ich bin immer da, wenn was ist. Egal wann, wie oder wo.. Ich habe jederzeit ein offenes Ohr für dich.", er schenkte mir ein liebevolles, aufrichtiges Lächeln. Auch mir entlocke es ein schwaches Schmunzeln. »Und dafür bin ich dir unendlich dankbar, Simon.«, der Veganer hob kurz die Hand, dann verschwand er. Auch ich stand langsam auf, schlurfte lustlos in mein Zimmer, zog mich um zu Tank-Top und Boxershorts, ließ mich in mein Bett fallen und kuschelte mich in die Decke. Schlafen konnte ich jedoch nicht, obwohl es halb zwölf war und meine Lider sich anfühlten, als wären sie tonnenschweres Beton. Stunden vergingen. Ich lag wach. Ein nächster Blick auf die Uhr. Halb fünf. Ardian schien noch immer nicht zurück. Ardymon.. Wo bleibst du? Komm' zurück zu mir.. !

Der Filmstreifen hängt in
immer gleichen Schleifen fest.

Die Bilder springen wie ein Insekt,
das sich nicht greifen lässt.

Das Geschwirre macht mich irre
und es hält mich wach.

Wie unter Fieber werden
Glieder heiß, Atem kalt.

Was sich mit Widerhaken
dann in meine Laken krallt,
ist die Angst vor der Nacht
und was sie mit mir macht.

Du bist so laut in meinem Kopf
und alles dreht sich.

Ich versuch' dich zu vergessen,
doch es geht nicht!

Ich lieg' wach und bleibe ratlos.

Was soll ich tun?

Du machst mich schlaflos!

Die Stille liegt mir in den Ohren.

Es zerreißt mich.


______________________________________________________________¸.¤ª"˜¨¨
Songs:
• Jennifer Rostock - Ein Schmerz und eine Kehle
• Jennifer Rostock - Schlaflos

Antworten Zuletzt bearbeitet am 18.08.2017 01:39.

Nywuh
Gelöschter Benutzer

Re: – Kopf oder Zahl –

von Nywuh am 18.08.2017 01:37

Kapitel 2
Voll süß, aber...


›Ardy‹
Eine gefühlte Ewigkeit saß ich auf dieser einen Bank inmitten des Parks. Ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren, sodass ich die Stunden nicht hatte zählen können. Sodass ich nicht wusste, wie spät es gerade war. Erst, als die Sonne sich langsam über der Kölner Skyline erhob und sich minder hinter vereinzelten Wolkenpartikeln versteckte, konnte ich ahnen, dass der Morgen angebrochen war und ich die Stunde Sechs erreicht hatte. Tief atmete ich durch, sammelte ein letztes Mal meine Gedanken, meine Kraft, meinen Mut. Ich riss mich zusammen und setzte den Rückweg an. Es dauerte noch ein wenig, bis die zuvor krampfhaft ignorierte Kälte in meinen Körper kroch und ich bitterlich zu frieren begann. Ein Blick in das nächste Fenster eines Gebäudes am Straßenrand verriet meinem plötzlich erschrockenen Ich, dass meine Lippen bereits blau waren und mein Leib unaufhörlich bebte. Mir wurde klar, dass ich schleunigst nach Hause musste. Doch der Weg in's wärmende Heim schien unendlich. Dann aber ragte mir das ersehnte Wohnhaus entgegen. Schnelleren Schrittes ging ich darauf zu, blieb schließlich vor der Haustür stehen. Ich hatte große Schwierigkeiten dabei, den rettenden Schlüssel aus meiner Hosentasche zu kramen. Meine Finger waren so eisig, dass es sich beinahe so anfühlte, als würde ich mich am Eisen verbrennen. Scharf sog ich die Luft ein, schluckte. Dann aber beeilte ich mich, flüchtete hinauf, in unsere Wohnung, wo mir die Hitze förmlich in's Gesicht sprang. Bedacht, leise zu sein, schleppte ich mich in mein Zimmer, wo ich mich achtlos auf mein Bett warf, mich in die kuschelige Decke einrollte. Ob Taddl wohl schon schlief? Oder ob er auf mich gewartet hatte? Die ganze Nacht lang? Eilig vergrub ich mein Gesicht im fluffigen Kissen. Als könne ich damit all diese Gedanken verbannen. Ersticken. •Hör' auf damit, Ardian! Bleib verdammt nochmal stark! Du darfst jetzt nicht aufgeben. Kämpf' einfach weiter..• Kurz bevor sich mein Körper endgültig darauf eingestellt hatte, mich in den Schlaf zu wanken, zuckte ich kraftvoll zusammen, als ich spürte, wie die Matratze lautlos hinter meinem Rücken nachgab. Mein Herz raste wie verrückt, doch meine Augen blieben geschlossen. Ich wusste, was das war. WER das war. Taddl. Nur zwang ich mich dazu, einfach abzuschalten. Oder.. vielmehr dazu, es zu versuchen. Nun gut.. Sagen wir: ich stellte mich einfach schlafend. »Ardy..«, erklang eine bassige, aber verwunderlich weinerliche Stimme ganz leise. »Es tut mir so leid!«, dann ein klägliches Schluchzen. Er weinte. Wegen mir? Wegen ihm? Wegen uns? Ich hatte keine Ahnung. Keine Ahnung, was ich davon halten sollte. Nach längerem Zögern, und dem Lauschen der traurigen Geräusche meines besten Freundes, drehte ich mich auf den Rücken, setzte mich darauf folgend auf und sah dem Blonden direkt in die eisblauen Augen. Still schweigend überstand ich den langanhaltenden Moment, in welchem wir uns lediglich anstarrten. Ich sah zu, wie die Nässe unaufhörlich die Wangen und das Kinn des Jüngeren befeuchteten und seine Hände sich immerzu in meine Bettdecke krallten. Es rührte mich nicht, ihn so zu sehen. In keinster Weise. Wahrscheinlich weil ich mich im nächsten Moment in seinen Augen verlor, auf nichts anderes mehr achtete, als diesen wunderschönen Glanz im kraftvollen Hellblau dieses Merks. »Ich.. Ich..«, Taddl scheiterte jämmerlich daran, Worte zum Anfang eines Gesprächs oder einer Erklärung zu finden. »Glaub' mir.. Ich hasse dich nicht. Ich find' dich jetz' auch nicht eklig oder so. Ich.. weiß auch nicht, warum ich nichts gesagt oder gemacht habe. Ich konnte einfach nicht. Ich wollte, aber ich konnte nicht! Es tut mir so verdammt leid, Ardian.«, ich biss mir auf die spröde, noch immer kalte und blaue, Unterlippe. Ich glaubte ihm. Jedes einzelne Wort. Doch nun war ich derjenige, der keine Stimme fand. Ich wandte den Blick ab, sah auf meine Hände, die wirr miteinander rangen. »Es ist okay, Taddl.«, würgte ich mühselig in meiner kleinen Verzweiflung heraus. Daraufhin senkte sich mein Kopf nur noch mehr. »Nein, eben nicht!«, wehrte er sich gegen meine Beschwichtigung. »Ich weiß, dass ich dich mit meiner Reaktion verletzt habe..«, begann er. Ohne aufzusehen hörte ich ihm zu. »Und.. Ich will dich nicht verletzen. Du bist doch mein Brudi! Was, wenn ich jetzt irgend so eine Kettenreaktion ausgelöst habe und dich in Zukunft immer und immer wieder verletze? So lang' bis ich..«, nach diesem kurzen, unsinnigen Geschafel stockte er plötzlich, blieb für eine Minute still. Genau dann sah ich auf, runzelte besorgt die Stirn und wollte etwas sagen, doch ich wurde unterbrochen. Innerlich seufzte ich erleichtert auf. »Ich.. Ich hatte so 'ne Angst dich verloren zu haben!«, wimmerte er und brach erneut in einem Wall von Tränen aus, wo er doch gerade erst Beruhigung gefunden hatte. Von nun an sprach ich nicht mehr. Ich rückte näher an ihn heran, nahm ihn in den Arm und vergrub das Gesicht in seiner Halsbeuge. Er tat es mir gleich, umklammerte mich. »Scheiße man.. Ich will meinen besten Freund nicht verlieren!«, nuschelte er dumpf gegen meine Schulter. Ich festigte meinen Griff um ihn. Nun hatte er es geschafft. Definitiv. Denn auch mir stand mittlerweile die Nässe in den Augen. »Ey, Taddl.. Das wird nicht passieren, okay? Egal, was auch passiert. Ich hab's dir schon damals gesagt. Kapier's endlich.. Du wirst mich nicht mehr los!«

 

Mein Visier ist beschlagen.
Kopf und Kragen fragen jeden Tag,
wie es mir wohl gehen mag.

Ich sage nichts.

Schließ die Augen.

Atme ein.

Zähl' bis zehn.

Atme aus.

Augen auf.

Wie soll es mir schon geh'n?

Ich hab' lahme Arme,
das Gewehr ist so schwer.

Überall wird scharf geschossen,
doch mein Magazin ist leer.

Selbst für den, der den
Gegner in Schach hält.

Doch wenn es hart auf hart kommt,
werden die Beine nicht mehr weich.

Weil ich endlich wieder klar komm',
weil kein Zweifel mich beschleicht.

Du nimmst mir die Angst.

Mein Blaulicht.

Mein Alarm.

Meine Ambulanz.

Du nimmst mir die Angst.
Nicht komplett, doch so viel,
wie du tragen kannst.

Du hast zum Äußersten gegriffen,
und mein Innerstes erreicht.

›Taddl‹
Ich spürte seine Arme um mich. Spürte seine Wärme. Seinen Atem. Spürte, wie mein Körper sich ein weiteres Mal in so kurzer Zeit allein' durch seine pure Nähe vollkommen beruhigte. Ich hatte ihn bei mir. Meinen Brudi. Mein Ardymon. Es ging ihm gut. Er verzieh mir. Deutete mir, dass alles gut sei, ich ihn niemals verlieren würde. Er machte all meine Ängste und Sorgen der vergangen Stunden zunichte. Und in genau diesem Moment war ich die glücklichste Nudel der Welt. »He, wollen wir schlafen gehen? Ich bin hundemüde und mir is' arschkalt.«, raunte die Stimme des Kleineren an mein Ohr. Ich bejahte diese Frage nur nickend. Wir lösten uns voneinander. Während Ardy nun doch endlich einmal begann, sich von den Alltags-Klamotten zu befreien, räkelte ich mich genüsslich gähnend, grub mich unter seine Decke und schloss die Augen. »Äh.. Taddl? Du weißt schon, dass das hier MEIN Bett ist, ja?«, ich konnte mir seinen Gesichtsausdruck haargenau ausmalen. Wie er halb lag, halb saß und irritiert auf den großen Haufen von Bettdecke hinab starrte, eine Augenbraue fragend in die Höhe gezogen und die Stirn stark gerunzelt. Ich grinste breit. »Jo.«, gab ich eine knappe Antwort. Hätte ich mehr gesagt, hätte er wohl herausgehört, dass ich mich köstlich über das Bild vor meinem inneren Auge amüsierte. »Willst.. du dann nicht in dein Zimmer gehen?«, scheinbar versuchte Klein Ardymon mich loszuwerden. Aber.. nein. Den Triumph würde ich ihm nicht gönnen. »Zu faul.«, gähnte ich. »Außerdem ist dir doch eh kalt.«, daraufhin hörte ich bloß noch ein verächtliches Schnauben und das Geraschel des Bettzeugs, ehe ich feststellen musste, dass er sich nicht hinlegte, sondern aufstand und das Zimmer verließ. Ich lugte unter der Decke hervor. Vollkommen verwirrt. Ich starrte durch die Dunkelheit hindurch, direkt auf die geschlossene Tür des Raumes. Was zum.. ? Ich schüttelte den Kopf. Typisch. Bloß nicht mit mir in einem Bett schlafen. Pah! Ein letzter Seufzer, ehe ich mich unbekümmert einlümmelte und mich in den Schlaf träumte, anstatt mir weiter Gedanken über das Geschehene zu machen. Sicherlich wollte er nur nicht mit mir in einem Bett schlafen, weil ich mich während meiner Ruhezeit so breit machte, wie er sich andauernd darüber beschwert hatte, wenn wir uns einmal eine Matratze teilen mussten. Ja – mit Sicherheit.

Ich trag' meine Vergangenheit mit mir
rum, wie Dreck unter den Nägeln
und mein Tagebuch widert mich an.

Ich zerreiß' alle Seiten,
und versuch zu vergessen,
dass ich dich nicht vergessen kann.

Meine Gedanken häng'
wie Trauerweiden in der Luft.
Und die Schwalben fliegen wieder tief.

Dann seh' ich deine Silhouette am Horizont.

Da war das Monster,
das so lange schlief..

Du tauchst in mein Leben,
und ich spür', wie es sticht.

Wie all' meine Hoffnung
an den Worten zerbricht.

Du tauchst in mein Leben,
schürst auf's Neue die Glut.

Und meine älteste Narbe
spuckt wieder Blut.

Es tut wieder weh!

Ich will raus hier,
doch ich weiß nicht wie.

Es tut wieder weh!

Und mein Stolz geht
vor mir auf die Knie.

Es tut wieder weh!

Noch mit den Füßen im Feuer würd' ich schwörn',
es ging mir nie besser, doch die Lüge ist kein Triumph.

Ich verteidige mein Wort schon
seit Jahren bis au'fs Messer,
doch das Messer wird mir langsam stumpf.

›Ardy‹
Ich konnte es nicht. So stark mein Wille, all diese scheiß Gefühle, Bilder und Gedanken zu unterdrücken, auch war.. Ich konnte es einfach nicht. Die brüderliche Umarmung und der starre Blickkontakt zuvor waren noch erträglich gewesen. Doch mit ihm in einem Bett schlafen, ihn ruhig daliegen zu sehen, atmen zu hören und seinen wohligen Duft ertragen zu müssen, würde mich wahrscheinlich um den Verstand bringen. Ich wollte nichts riskieren. Weiterkämpfen. So flüchtete ich ein weiteres Mal vor ihm. Diesmal führte mich der Weg in sein Zimmer. Vor seinem Bett blieb ich stehen. Auch hier schwirrte sein Geruch herum, doch es wäre allemal erträglicher, als direkt neben ihm zu liegen und vor Sehnsucht und Verlangen schon Suizidgedanken auszutüfteln... Lautstark atmete ich ein – aus. Dann zog ich mich bis auf die Unterwäsche aus und kroch unter den wärmenden Stoff. Kraftvoll musste ich gähnen. Ich war hundemüde. Und ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es bereits sieben Uhr war. Also schloss ich einfach nur die Augen, im zügigen Fortschritt in einen sanften Schlaf.

[Derselbe Tag - 12:00 Uhr]

»Aaaaaaaaardyyyyyyyy~ «, umspielte ein melodischer Klang langgezogen mein Ohr. Ich schmunzelte wohlig in meinen Halbschlaf hinein. »Aaaaardiaaaaaaaan~ «, wäre ich eine Katze, hätte ich mit Sicherheit lautstark das Schnurren begonnen. »ARDY! GOTTVERDAMMTER.. ! JETZT WACH ENDLICH AUF DU DUMMES STÜCK SCHEISSE!«, und BAMM – guten Morgen, Fußboden! Ich fühlte mich, wie ein alter, drei Mal überfahrener Maulwurf, der am hellichten Tage auf einem wild gewordenen Warzenschwein ritt. Mein Kopf dröhnte, mein rechter Arm schmerzte und meine Augen versuchten sich krampfhaft an das unglaublich grelle Licht der Welt zu gewöhnen. Dies geschafft, sah ich direkt in das wunderschöne Gesicht eines... Spasten. Rewi strahlte mir mit einem breiten, triumphierenden Grinsen entgegen. Aha. Soso. Da hatte wohl jemand sein Ziel erreicht. »Wxxr...«, knurrte ich wütend, rieb mir abermals über die Lider. »Was willst du von mir?«, er konnte nun wirklich nicht allen Ernstes erwarten, nach einer solchen Aktion mit guter Laune begrüßt zu werden. Erst recht nicht, weil er eigentlich bereits wissen müsste, dass ich es verabscheute, geweckt zu werden. Und dann auch noch schmerzhaft? Hmpf. Ich hatte mich mittlerweile aufgesetzt und lehnte nun mit dem Rücken am Bett, während ich entgeistert zu ihm aufsah. »Wird einfach nur mal Zeit, dass du langsam aufstehst, du Huansohn!«, whoa. Super. »Verpiss' dich, Junge! Meine Fresse..«, ja, ich hatte die beste Laune! Langsam rappelte ich mich in die Höhe, stieß Sebastian unsanft in Richtung Tür, die ich hinter ihm mit Schwung in's Schloss fallen ließ. »Naja.. Wenn ich schon wach bin, kann ich ja auch gleich..«, ich unterbrach mich selbst mit einem herzhaften Gähnen. Ich beließ es dann auch dabei, dass ich still blieb. So sammelte ich mir stumm Anziehsachen aus dem Schrank zusammen, bevor ich mich in's Bad begab. Der Anwesenheit Rewi's und den Bruchstücken des Gespräches zwischen ihm und Taddl nach zu urteilen, war dieser nur in unserer Wohnung, um uns zum Longboarden und darauf folgendem „Frühstück" abzuholen. Wie aufregend. Durch den Anblick dieser Visage am „frühen Morgen", dem „sanften Weckruf" und die „liebevoll gesprochenen Worte" war ihm doch glatt der Appetit vergangen.


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Songs: 
• Jennifer Rostock - Du nimmst mir die Angst
• Jennifer Rostock - Es tut wieder weh

Antworten

Nywuh
Gelöschter Benutzer

Re: – Kopf oder Zahl –

von Nywuh am 18.08.2017 01:41

Kapitel 3
Wenn mein Traum stirbt..


›Ardy‹
»Ziemlich „lange" Nacht, huh?«, ich konnte die Ironie, die in Taddl's Worten mitschwang, förmlich riechen. Er war mindestens genauso begeistert, wie ich es war. Und das sagte nicht bloß das belustigte Grinsen zwischen tiefdunklen Augenringen, die verstrubbelten Haare und die kratzige Stimme aus. Auch die Tatsache, dass er am Küchentisch hing, wie ein Schluck Wasser in der Kurve.. »Verdammt lang.«, begegnete ich seinem Auswurf entgeistert. Ich beobachtete ihn dabei, wie er sich träge in die Höhe zupfte, um an mir vorbei zu schlurfen und sich im Flur, wie ich gerade eben, die Schuhe anzuziehen. Mein Blick glitt über sein gesamtes Abbild. Jede einzelne, noch so kleine Bewegung seinerseits brannte sich direkt in meine Augen, meinen Kopf ein. Er war so perfekt unperfekt. Einfach.. wundervoll. Widerwillig musste ich lächeln. Schnell aber riss ich mich von den einzelnen, ungewollten Wortfetzen, die in meinem Kopf Unfug trieben, fort. Abrupt sanken meine Mundwinkel nach unten. Ebenso wie mein Blick, der sich augenblicklich an den Fußboden heftete. Ich schloss die Augen und atmete tief durch, während meine Finger durch mein blauschwarzes Haar glitten. »He, alles gut?«, die tiefe, brummige Stimme Taddl's verursachte ein kraftvolles Zusammenzucken meinerseits, woraufhin er nur schwach auflachte. »Sorry, Brudi. Wollt' dich nich' erschrecken. Bist wohl echt noch extrem müde.«, ich spürte, wie seine große Hand sachte gegen meinen Oberarm schlug. »Na komm!«, scheuchte er mich dann mit ruhigem Unterton. »Rewi ist schon unten.«

[Einige Zeit später]

Müde hing ich im mit rotem Kunstleder überzogenen Kissen der Sitzbank neben Taddl, stupste lustlos abermals hintereinander die Teetasse vor mir an, sodass diese jedes einzelne Mal ein melodisches Klimpern von sich gab, während sie aufgrund meiner Berührungen kurz auf der weißen Untertasse herum kippelte. »Ardy..«, zischte der Blonde neben mir genervt. Eigentlich konnte man wirklich behaupten, wenn es um mich ging, hatte der Große Nerven aus Stahl. Aber heute.. Keine Ahnung, was er getrieben hatte, dass ich es schaffte, ihm mit einer solchen Kleinigkeit auf die Nerven zu gehen. »Mag ja sein, dass du kaputt bist, aber.. argh..«, er unterbrach sich selbst mit einem missgelauntem Stöhnen. Ich hatte längst von meiner Beschäftigung abgelassen, nachdem er meinen Namen derartig ausgestoßen hatte. Bekam er jedoch anscheinend nicht so ganz mit. Ich war wohl nicht der Einzige, der etwas neben der Spur war, huh? Nun legte ich den Kopf in den Nacken, starrte die Decke des großen Raumes an, in dem wir uns befanden. Dann schloss ich die Augen. Kaum zu beschreiben, wie sehr ich es bereute, so lang' unterwegs – beziehungsweise wach – gewesen zu sein. Ich hätte mich dafür ermorden können... ›Magst du gar nix essen?‹, vernahm ich die Stimme Simon's. Ich schüttelte bloß, ohne aufzusehen, gar die Augen zu öffnen, den Kopf. ›Hm.‹, gab er als Zeichen, weiteres Generve zu unterlassen, sich aber nicht damit zufrieden zu geben. War klar. Ich war mir sicher, spätestens heute Abend noch einmal von ihm zu hören, wenn sich unsere Wege nach diesem kleinen Treffen im Café trennten. Mit dieser mageren Antwort würde er sich definitiv nicht abfinden. Er würde Fragen stellen. VIELE Fragen. Wieder einmal schaltete ich meine Umwelt ab, versank im Inneren meines Kopfes. Meiner Gedankenwelt. Wie lang würde ich wohl noch durchhalten? Wie lang noch würde ich gegen dieses unerträgliche Gefühl der Ungewissheit, ob meine Gefühle erwidert wurden, oder nicht, und dem Wissen, dass ich mich stets selbst belog, ankämpfen können? Etwas, das wohl nie eine Antwort finden würde, wenn ich mich nicht einfach fallen ließ und dem Schicksal Vertrauen schenkte. Doch wie könnte ich? Wie könnte ich dieses gigantische Risiko eingehen, meinen Mitbewohner, meinen besten Freund, meinen.. Lebenssinn für immer zu verlieren, wenn alles nicht so war, wie ich es erhoffte? Genau.. Ich könnte es nicht. Niemals. Sei es drum, dass es mich innerlich kaputt machen könnte.

 

Ich atme ein.

Ich atme aus.

Kopf hoch – gerade aus!

Ich hol grade aus, mit der Faust.

Ich bin irgendwo da draußen im Staub.

Darum halt' ich meinen Kopf immer hoch.

Denn hoffnungslos, ist wie tot.

Und der Tag wird kommen.

Meine Hände zittern.

Ich erkenn' mich nicht mehr.

Seit Tagen schon.

Und ich guck' mir diese Scheiße an.

Ich will jeden Zweiten schlagen, den ich sehe.

„Warum guckst du mich so scheiße an?"

Hand aufs Herz.

Faust geballt.

Wut im Bauch.

Mein Blut kocht,
doch außen kalt.

Ich brauch' eine Lösung.

Und ich brauch' sie bald.

Denn wahre Träume sterben früh.

Kein Traum wird alt.

Irgendwann wäre es vorbei. Alles geht vorbei.. Ob es wohl sehr lang dauern würde, bis ich von diesem Schmerz befreit wäre? Ich hatte absolut keine Ahnung. Doch ich hoffte es. Wirklich. Von ganzem Herzen. Ich wollte nicht länger gequält werden. Von Gedanken, unbeantworteten Fragen, dieser Nähe zu ihm, die bloß durch Zufälle entstand, nach der ich mich jedoch so stark sehnte.. Ich erinnerte mich an eine Textstelle aus einem Buch, das ich vor langer Zeit einmal gelesen hatte. ››› „Alles ist egal!", schrie er eines Tages. „Denn alles fängt nur an, um aufzuhören. In demselben Moment, in dem wir geboren werden, fangen wir an, zu sterben. Und so ist es mit allem." [...] „Die Erde ist vier Milliarden sechshundert Millionen Jahre alt, aber wir werden höchstens hundert!", rief er an einem anderen Tag. „Das Leben ist die Mühe überhaupt nicht wert.", und er fuhr fort. „Das Ganze ist nichts weiter als ein Spiel, das nur darauf hinaus läuft, so zu tun als ob. Und eben genau dabei der Beste zu sein.." ‹‹‹ In gewisser Weise konnte ich mein Leben mit diesem Zitat vergleichen. Hier und da.. gab es.. Übereinstimmungen. Auch wenn es vielleicht schwerer war, diese zu erkennen. Ich hingegen erkannte sie sofort..

›Taddl‹
Nach Ardy's magerer Antwort auf Simon's Frage hatte ich begonnen, den Kleineren zu beobachten. Er war vollkommen abgedriftet. Was wohl in ihm vorging? Ich beließ es dabei, ihn vorerst in seiner Traumwelt zu lassen, bloß zuzusehen, wie sich in einigen Momenten winzige Details seines Ausdrucks veränderten. Mal kniff er die Augen stärker zusammen, um es danach wieder zu lassen. Mal zog er die Augenbrauen ein Stück weit tiefer in's Gesicht, um sie daraufhin wieder in ihre vorherige Position zu befreien. Außerdem konnte ich erkennen, wie er die Zähne kraftvoll aufeinander presste. Die anderen konnten es von vorn' vielleicht nicht sehen, doch ich.. Mir bleib es nicht verborgen. Kurz nach dieser neuesten Entdeckung, schlug Ardy plötzlich die Lider auseinander, was mich zusammenzucken ließ. Aber.. Huh? Seine Augen schienen glasig. Sie hatten mehr Glanz in sich, als sonst immer. Viel zu viel, meiner Meinung nach. Er sah beinahe so aus, als stünden ihm Tränen in den Augen. Sorgen stiegen in mir auf, verpassten mir einen dicken Kloß im Hals. Was war mit ihm los? Gerade als ich vorsichtig die Hand an ihn legen und ihn auf mich aufmerksam machen wollte, hastete er hoch. »Geh' kurz auf Klo..«, nuschelte er nur. Und schon war er weg. Dner, Rewi und Unge schienen rein gar nichts bemerkt zu haben. Wobei.. Letzterer warf Ardian einen Blick hinterher. So lang, bis dieser um's Eck verschwunden war. Danach heftete er sein Augenmerk auf den Teller, den er vor sich hatte. Ich schnaufte leise, lehnte mich zurück und kaute mir auf der Unterlippe herum. Ich ging alle möglichen Gründe für sein Abdriften, die Nervosität in seinem Gesicht und diesem Ausdruck vor dem plötzlichen Verschwinden durch, doch kam auf keine andere Idee, als.. Müdigkeit. Es erschien mir am logischsten. Immerhin war der Junge die gesamte Nacht lang weg gewesen. Wer weiß schon, wo er überall gewesen war? Er war sicherlich einfach nur erschöpft. Das würde auch die roten, geschwollenen Augen erklären, richtig? Richtig!

Wenn du down und verzweifelt bist,
weil alles grau ist aus deiner Sicht.

Wenn du auf die Frage „Wie geht es weiter?" sagst
„Weiß ich nicht, aber bitte bleib' noch ein kleines bisschen!"

Wenn dein Herz so schwer ist,
dass du den Schmerz schon bewunderst.

Denn wer ist so ehrlich?

Und wer ist so hartnäckig?

Wer ist so tatsächlich da, um dich zu heilen?

Wer verarztet dich?

›Ardy‹
Ich hatte es gespürt. Seine Wärme. Ich hatte gespürt, wie sich seine Haut langsam der meinen genähert hatte. Es hatte mich erschreckt, aus den Gedanken gerissen. Es war purer Reflex gewesen, dass ich aufgesprungen war, um wieder einmal zu flüchten. Vor ihm. Vor mir. Vor der Wahrheit.. Ich stand vor einem der Spiegel in den Männertoiletten. Die Hände auf dem Rand des weißen, kalten Waschbeckens. Ich stützte mich auf ihnen ab, ließ den Kopf hängen, starrte auf meine Füße herab. Mein Atem war schwer, drang geräuschvoll, fast keuchend, aus meinem spaltweise geöffneten Mund, während Tränen unaufhörlich aus meinen längst gereizten Augen quollen und bis zu meiner Nasenspitze hinab kullerten, bevor sie letzten Endes den Halt verloren und den Fliesen entgegen stürzten.. Genau wie ich. Ich war schwach. Drohte, mit den Fingern vom rettenden Fels am Rande der Klippe abzurutschen. Im Hinterkopf sammelte ich mir bereits die besten Möglichkeiten zusammen, wie ich mich aus diesem Elend befreien und mich wieder aufraffen konnte. Ich kam auf einige.. Ideen, also.. Ablenkungen. Ich könnte mich an andere Männer heran wagen, mich mit ihnen vergnügen. Oder.. Ich begann zu rauchen! Vielleicht Drogen? Alkohol? Umso öfter ich diese Ideen noch einmal überging, umso dümmer kamen sie mir vor.. Thaddeus war der einzige Mann, den ich wollte. ER sollte derjenige sein, mit dem ich mein erstes Mal hatte. Den ersten Kuss erlebte. Die ersten tieferen Berührungen austauschte. Mit niemandem sonst wollte ich all diese kleinen, doch bedeutsamen Dinge durchleben. Von Drogen hielt ich nichts. Alkohol, Zigaretten, Gras etc. pp.. Alles eingeschlossen. Ich atmete tief durch, zog meinen Oberkörper in die Höhe und betrachtete mich sogleich im Spiegel. Himmel, sah ich scheiße aus. Ich fuhr mir durch's Haar, ehe ich mich vorbeugte, den Wasserhahn betätigte und mir das kalte Nass in's Gesicht schlug, mich danach abtrocknete.



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Nywuh
Gelöschter Benutzer

Re: – Kopf oder Zahl –

von Nywuh am 18.08.2017 01:52

Kapitel 4
Loneliness calls.


›Ardy‹
Ich war fester Überzeugung, ich hatte endlich Ruhe gefunden. Doch nachdem mein Gesicht getrocknet war und mein Merk sich ein weiteres Mal auf das Abbild meiner selbst im Spiegel heftete, spürte ich, wie meine Augen erneut brannten, sich Tränen in ihnen sammelten. Ich war gebrochen. Mein Kampfgeist war geschwächt, kauerte verletzt, verprügelt und getreten am Boden. Ihm fehlte die Kraft, sich wie so oft in die Höhe zu raffen und das zerkratzte Schwert gen Himmel zu richten, um mit einem schwachen Schrei den Feinden einen weiteren Krieg anzusagen. Wie hatte es nur so weit kommen können? Wie kam es dazu, dass einfacher Liebeskummer mich so fertig machte? Ich hatte so viele Kämpfe überstanden. Sollte dies wirklich mein letzter sein? ›A.. Ardy?‹, eine besorgte Stimme, die mein Ohr erreichte, mich zusammenzucken ließ. Abrupt riss ich mich herum, erhaschte das Gesicht der Person, die mich angesprochen hatte. Simon. Abertausende Tränen rollten durchgehend über meine Wangen, desinteressiert an dem plötzlichen Auftauchen meines Nachbarn. Sie dachten gar nicht daran, wenigstens für diesen Moment ihren Lauf zu stoppen. ›Komm' her, Großer.‹, Simon breitete seine Arme aus, schenkte mir einen mitleidigen Blick und ein schiefes Lächeln. Automatisch trugen meine Füße mich zu ihm. Ich ließ die Stirn gegen seine Brust fallen, kurz darauf umschlang mich mein Gegenüber auch schon, drückte mich fest an sich, während er tröstend mit dem Daumen über meine Schulter strich. Zu diesem Zeitpunkt war es mir vollkommen egal, dass er mich so sah, obwohl ich in anderen Situationen wohl beschämt kreischend davon gerannt wäre. ›Wenn.. wenn du reden möchtest, dann.. kannst du jederzeit zu mir kommen. Jetzt solltest du dich erstmal beruhigen.‹, sagte der junge Mann leise. Ich gab daraufhin lediglich ein Nicken von mir. Reden.. Ich war eigentlich kein Fan davon, da ich normalerweise stets der Meinung war, es würde ohnehin nichts bringen. Aber vielleicht.. wäre es dieses Mal wirklich besser, wenn ich jemandem von meinem Leid erzählte. Einfach mit Bächen an Worten heraus zu platzen und alles – wirklich alles – zu erzählen, was mir auf dem Herzen lag.

 

Pray to god I think of
a nice thing to say.

But I don't think I can
so fuck you anyway.

You are scum and I hope
that you know,
that the cracks in your smile
are beginning to show.

Now the world needs to see
that it's time you should go.

There's no light in your eyes
and your brain is too slow..

›Alles okay?‹, fragte Simon nach einer Weile unsicher, sah mich an. Ich stand, gegen die Wand gelehnt, am Waschbecken, die Arme um mich geschlungen und auf den Boden starrend. Ich stob das Kinn in die Höhe, erwiderte seinen Blick. »Nein.. Aber es geht mir auf jeden Fall besser als vorhin.«, meine Worte entlockten ihm ein schwaches Lächeln. Er schien erleichtert. ›Na immerhin.‹, schnaubte er leise. ›.. zu den anderen?‹, er warf die Stirn in Falten. Ich nickte, während zeitgleich meine Schultern in die Höhe zuckten. Dann stieß ich mich von der Wand ab, atmete tief durch und folgte ihm durch das Gebäude, bishin zum Tisch, an dem auch ich zuvor noch gesessen hatte. Doch bevor wir uns wieder hinsetzen konnten, standen die drei Verbliebenen auf. »Ach, Jungs, da seid ihr ja endlich. Wir wollten los! Rewi und Dner haben langsam keine Zeit mehr. Und Simon.. Caty's Zug kommt doch bald. Du solltest dich auch auf den Weg machen.«, kam es von Taddl, der sich im Strom seines Ausrufs zwar vor mich stellte, aber den Blick auf den jungen Mann mit den Dreadlocks heftete. ›Oh, ach ja. Genau. Da war ja was.‹, verlegen kratzte er sich am Hinterkopf. Schnell verabschiedete er sich von den anderen, ehe er auf mich zukam. Eine kurze Umarmung, dann die geflüsterte Anmerkung, dass ich heute Abend zu ihm kommen könne, zum Reden. Dann waren die drei verschwunden, ließen mich mit Taddl zurück. Der Blonde sah zu mir herab. »Woll'n wir dann?«, ich nickte stumm.


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Nywuh
Gelöschter Benutzer

Re: – Kopf oder Zahl –

von Nywuh am 18.08.2017 01:53

Kapitel 5
Teufelskreis!


›Ardy‹
Der Tag neigte sich allmählich dem Ende zu. Die Dämmerung hatte bereits eingesetzt. Der Himmel erstrahlte in den wärmsten Farben, die er zu bieten hatte, färbte die Stadt in seichtes Licht. Ich war gerade dabei, in meine Schuhe zu schlüpfen, um mich auf den Weg zu Simon zu machen. Ich wusste genau, dass mir ein unangenehmes Gespräch bevorstand. Wobei ich im Endeffekt doch nicht so ganz deuten konnte, wie ich mich mit dem Bevorstehenden fühlen sollte. Unsicherheit plagte mich. Andererseits war ich mich sicher, dass ich dadurch zumindest einen geringen Teil der Last, die auf meinen Schultern prangte, ablegen konnte. Ein letztes Mal ließ ich den Blick durch den Flur gleiten, bevor ich mich durch die Tür schob, diese hinter mir zu zog und durch das Treppenhaus tapste. An Unge's Wohnung blieb ich stehen. Nach einem tiefen Atemzug klingelte ich. Kurzes Gepolter, dann wurde die Tür geöffnet. Auf mich wirkte es jedoch so, als würde Simon sie nicht nur öffnen, sondern beinahe aus den Angeln reißen, so kraftvoll schwang er sie auf. ›Ah, gut, da bist du ja! Komm rein.‹, er trat beiseite und gewährte mir Einlass. Wir verfrachteten uns in's Wohnzimmer, auf das quietschgrüne Sofa. Ich brauchte eine Weile, bis ich endlich mal Ruhe fand und meinen Hintern auf einer Stelle halten konnte. Ich lehnte mich zurück, versuchte den eindringlichen Blick meines Nachbarn zu ignorieren. Da dieser mich aber förmlich durchbohrte, hielt ich nicht all zu lang' durch und fühlte mich irgendwann gezwungen, ihm in die Augen zu sehen. »Ich hab' keinen blassen Schimmer, wo ich anfangen soll..«, prustete ich, ließ den Kopf in den Nacken fallen und starrte einen Moment lang an die helle Zimmerdecke, bevor ich das Haupt wieder erhob und erneut zu Simon hinüber sah, der ungeduldig schien. ›Wie wär's mit dem Anfang?‹, ja, super.. Ernsthaft? Ich schnaubte entgeistert. »Hilfreich.«, gab ich spöttisch von mir. »Ich mach's einfach.. Kurz und knackig. Würde ich sagen..«, der junge Mann runzelte die Stirn, konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. ›Du weißt, dass ich auf Details stehe! Also: Nix da. Ich will alles wissen!‹, ich rollte leicht mit den Augen. •Mach's mir halt noch schwerer..•, kam es mir durch den Kopf, in welchem ich mir daraufhin auch passende Worte zurecht legte. Der Anfang.. Hmmh.. Ja, wo war der überhaupt.. ?
Ich hatte einfach mit dem Erzählen begonnen, nachdem ich zu dem Entschluss gekommen war, dass es keinen Sinn machte, weiter nach einem vernünftigen Anfang des Ganzen zu suchen.. Und nun saßen wir hier nebeneinander, in Stille gehüllt. Es war tatsächlich in gewisser Weise befreiend gewesen, aber wirklich weitergeholfen hatte es mir dennoch nicht, da Simon die ganze Zeit über bloß zugehört hatte. Ohne, wie auch jetzt, auch nur irgendetwas zu sagen. ›Du musst es ihm sagen.‹, kam es irgendwann so plötzlich von ihm, dass ich mich erschrak. »Damit mache ich alles nur noch schlimmer..«, murmelte ich. Ich hing auf dem Sofa wie ein Schluck Wasser in der Kurve. Total schlaff, lang gemacht, sodass eine große Lücke zwischen meinem Rücken und dem Übergang von der Sofa-Sitzfläche und dessen Rückenlehne herrschte. Mein Kopf lag auf letzterem. Seufzend vergrub ich das Gesicht in meinen Händen, rieb mir die Augen. Ich hatte, meines Missfallens nach, einige Tränen vergossen, während ich Simon mein Herz ausgeschüttet hatte. Nicht weiter wichtig, aber meine Augen waren deshalb nun von leichtem Juckreiz befallen. ›Schlimmer wäre, wenn du so weiter machst, wie du's.. eben tust. Du kannst ja jetzt schon nicht mehr. Wie soll es denn dann bitte aussehen, wenn du diesen Mist weiterführst? Du machst dich kaputt!‹, ich schüttelte den Kopf. •Ich bin schon kaputt. Man kann nichts mehr zerstören, was bereits gebrochen ist..•, diesen Gedanken behielt ich für mich. »Denk' nochmal d'rüber nach, Simon.«, brummte ich. »Ich will gar nicht wissen, was mit Taddl abgeht, wenn ich ihm meine Liebe gestehe, wenn er schon so...«, ich brach kurz ab, schluckte schwer. ».. reagiert hat, als ich ihm sagte, dass ich schwul bin.«, Unge's Blick glitt zu Boden. ›Hm.‹, kam es knapp seinerseits. ›No risk, no fun.‹, ich presste die Zähne aufeinander, knirschte leicht mit ihnen. »Alter..«, zischte ich, leicht angepisst. »Dein Ernst?«, er sah zu mir zurück und zog leicht den Kopf ein, als er meinen Todes-Blick erntete. Sofort wandte er den Kopf wieder zur Seite. ›Sorry..‹, nuschelte er. ›Aber du musst es ihm einfach sagen.. Komme, was wolle. Du kannst so nicht weitermachen, Ardy.‹, ich rappelte mich auf, erhob mich von der Couch. »Danke für's Zuhören, Simon..«, sagte ich leise und wandte mich zum Gehen um. »Ich geh' erstmal wieder..«, schon war ich aus dem Raum verschwunden. ›Ardy, wa..‹, bevor er seinen Satz beenden konnte, war die Wohnungstür bereits in's Schloss gefallen und ich war auf dem Weg nach Hause. Dort angekommen verkroch ich mich in meinem Zimmer. Da Taddl einiges aufnehmen musste, beziehungsweise wollte, war er noch eine Weile damit beschäftigt, sodass ich meine Ruhe hatte, obwohl das wahrscheinlich nicht einmal ganz so gut war. Einsamkeit bedeutete, dass ich nachdenken konnte. Und Nachdenken hieß, dass ich ein weiteres Mal mit der Welt fertig sein würde. Scheiß, verdammter Teufelskreis!

 

Ja, ok, jetzt steh' ich hier,
doch bin allein' vor einer Wand.

Da bin nur ich, und sonst nichts,
nur dieser Stein in meiner Hand.

Es ist ein einsamer Krieg,
gegen den Dreck, der mich umgibt.

Den verfickten Dreck,
den scheinbar keiner außer mir sieht.

Aber wie auch,
wenn niemand rausschaut?

Du wirst nicht entäuscht,
wenn du nie etwas erwartest.

Und bevor du etwas falsch machst,
dann mach' mal lieber gar nichts!

Irgendjemand sagt schon
irgendwann mal irgendwas.

Ansonsten musst du halt zufrieden sein,
mit dem, was du hast.

Und nein, ich war nie Anit-Alles.

Ich war immer Anti-Ihr.

Doch hab' schon lange angefangen,
mich mit Dingen zu arrangieren.

Und genau das wollte ich nie.

Bin schon viel zu lange hier.

Ich muss hier weg.

Denn ansonsten werde
ich irgendwann wie ihr..

›Taddl‹
Ich war mit Zocken, Aufnehmen und Quatschen beschäftigt. All die Geräusche dämmten die Laute meines Umfeldes. Ich hatte die Tür nicht gehört. Und da ich natürlich nicht durch Wände schauen konnte, bemerkte ich absolut nichts von der Rückkehr meines besten Freundes. Als ich aber einige Folgen hinter mich gebracht hatte und aufstand, um aus der Küche etwas zu trinken zu holen, erhaschten meine Augen Ardy's Schuhe. Ich beschloss, zuerst meinen Durst zu stillen und dann zu ihm zu gehen. So stand ich erst einige Minuten später vor seiner Zimmertür, klopfte an. Keine Antwort. Ein weiterer Versuch. Diesmal klopfte ich etwas energischer. Doch weiterhin keinerlei Reaktion. Schlief er um die Uhrzeit etwa schon? Ich war etwas unschlüssig, ob ich einfach reingehen, oder wieder verschwinden sollte. •Der pennt bestimmt..•, ich seufzte. Gerade, als ich mich entfernen wollte, gelang ein beunruhigendes Geräusch an meine Ohren. Ruckartig riss ich mich wieder herum, starrte dem lackierten Holz der Tür entgegen und lauschte aufmerksam. Stille. Hatte ich mir das bloß eingebildet? Vorsichtig klopfte ich erneut an. »Ardymon?«

›Ardy‹
Ich lag im Bett. Heulte wie ein Schlosshund leise in mein Kissen hinein. Ich hatte keine Ahnung, wie lang ich bereits dort lag. Ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Dann klopfte es. Ich erschrack, verstummte augenblicklich krampfhaft. Durch den Kloß in meinem Hals und dem Versuch, keinen Mucks von mir zu geben, erstickte ich schon fast. Ich hielt also gezwungenermaßen den Atem an. Immer wieder klopfte Taddl an die Tür, bis schließlich Stille herrschte. Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus und rang nach Luft, was ich sofort wieder bereute. Ich war zu laut gewesen. Denn kurz darauf ertönte ein weiteres Klopfen und die sanfte, doch dunkle Stimme meines Mitbewohners, die meinen Kosenamen formten. Verzweifelt versuchte ich herauszufinden, was ich nun tun sollte. So verheult wie ich womöglich aussah, konnte ich ihm doch nicht die Tür öffnen! Er würde mich nur so mit Fragen überhäufen. Und ich konnte ihm wohl schlecht den Grund nennen, warum ich geweint hatte. Sicher hätte ich ihn anlügen können, aber.. nein. Ich war ein miserabler Lügner. Bevor ich noch irgendwie weitergrübeln konnte, wurde die Türklinke herunter gedrückt. Ich riss meinen Oberkörper auf die Matratze herunter und schloss die Augen. Mein Ziel: Schlafend stellen! Das wäre mit Sicherheit das einzige, was auch nur ansatzweise funktionieren würde..

›Taddl‹
Ich hielt es nicht mehr aus. Allmählich machte ich mir wirklich Sorgen. Ich glaubte nicht daran, mir dieses komische Geräusch eingebildet zu haben. Deshalb öffnete ich nun einfach die Tür und trat ein. Alles war dunkel. Und dort, auf dem Bett, lag er. Mein Brudi. Seelenruhig. Ich runzelte die Stirn. Langsam ging ich auf ihn zu, ließ mich direkt vor ihm auf die Bettkante nieder und betrachtete sein Gesicht, dessen Umrisse ich einigermaßen durch den schwachen Lichtschimmer des Mondes, der durch das Fenster einbrach, erkennen konnte. So entgingen mir auch nicht die nassen Spuren an Wange, Kinn und Nase, die so verdächtig glitzerten. Hatte er diesen Laut etwa von sich gegeben, weil er im Schlaf geweint hatte? Ich wusste nicht mehr so recht, was ich denken sollte. Ich war etwas.. irritiert. Langsam lehnte ich mich zu ihm hinunter. Ich stockte allerdings, als er sich plötzlich auf den Rücken drehte. Als ich mir sicher war, dass er still hielt, fuhr ich fort und beugte mich noch tiefer zu ihm herab. Mit der rechten Hand stützte ich mich neben seiner Schulter ab, die linke legte sich sachte auf seine Taille. »Ardy?«, raunte ich leise seinem Ohr entgegen, auf irgendeine Reaktion hoffend. Das er plötzlich alles andere als schwach aufzitterte, hatte ich allerdings nicht erwartet.

›Ardy‹
Vor meinem Inneren Auge spielte sich jede einzelne, noch so kleine Bewegung ab, die Taddl in diesem Zeitpunkt tat. Wie er sich über mich beugte, inne hielt, als ich mich auf den Rücken rollte, mir jedoch daraufhin noch näher kam. Allein das verpasste mir unglaubliches Herzrasen. Zu allem Übel spürte ich dann auch noch seine Hand auf meinem Körper. Es verpasste mir ungeheuere Gänsehaut am gesamten Leib. Diese Wärme, die er ausstrahlte.. Als ich dann auch noch seinen heißen Atem an meinem Hals spürte, war es um mich geschehen. Ich erschauderte kraftvoll. Ich wurde regelrecht durchgeschüttelt. Es machte mich verrückt, dass ich ihn nicht ansehen, ihm nicht tief in die Augen schauen, ihn nicht berühren und diesen Moment in vollen Zügen genießen durfte. Der unerträgliche Schmerz kehrte zurück, trieb mir die Tränen in die Augen, die ich möglichst vorsichtig etwas fester schloss, damit die Nässe nicht ausweichen konnte. Ich konzentrierte mich mit aller Kraft darauf, die Tränen zurückzuhalten. Allerdings wurde meine Konzentration dann gänzlich fort gescheucht, als ich durch etwas erschrak, was mir damit dann wohl auch die Tarnung zerstörte.


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• Kraftklub - Schüsse in die Luft

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Nywuh
Gelöschter Benutzer

Re: – Kopf oder Zahl –

von Nywuh am 18.08.2017 01:54

Kapitel 6
Um nichts auf dieser Welt!


›Ardy‹
Ich spürte lediglich, wie sich eine gewisse Last auf meine Nasenspitze legte, doch allein das ließ mich zusammenzucken. Eine noch stärkere Gänsehaut bildete sich. Als ich reflexartig die Augen aufriss, erkannte ich, dass Taddl die seinen geschlossen hatte. Ich wurde tierisch nervös. Was tat er da? Warum machte er das? Würde er etwa.. ? Nein. Auf keinen Fall. Oder etwa doch? Scheiße, scheiße, scheiße! Im Moment darauf ließ er von meiner Nase ab, um seine Stirn an meine zu legen. Mit einem so stumpfen Kommentar, wie ich es selten zuvor gehört hatte, schob er dann die Lider auseinander und sah mich eindringlich an. »Also Fieber hast du schon mal nicht.«, ungläubig warf ich die Augenbrauen in die Höhe. Verwirrung pur. Also ich hatte wirklich mit allem gerechnet. Aber.. DAS? »Darf ich wissen, warum du nicht auf mein Klopfen reagierst, mich ignorierst, so tust, als würdest du schlafen und so abgehst, wenn..«, er brach ab, schüttelte den Kopf und richtete sich wieder in einen geraden Sitz, ohne jedoch dabei den Blick von meinen Augen zu wenden. »Äh..«, mehr konnte ich nicht rausbringen. In meinem Kopf versuchte ich eilig Worte zu finden. Taddl seufzte schwer, drehte seinen Oberkörper herum und sah zu Boden. Er sah so unglaublich niedergeschlagen aus. »W.. Was ist los?«, fragte ich leise, während ich mich ebenfalls aufsetzte, mich mit dem Rücken an die Wand, hinter mir, lehnte. »Stellst du die Frage gerade allen Ernstes mir, Ardian?«, er wandte sich erneut zu mir. Dieser Ausdruck auf seinem Gesicht.. So verletzt. Ich wich seinem Blick aus. »Ich mach' mir doch nur Sorgen.. Ich will nicht, dass es meinem Ardymon schlecht geht. Erst recht nicht, wenn ich ihm nicht helfen kann, weil ich den Grund dafür nicht kenne.«, er konnte mir nicht helfen. Das könnte niemand. Nicht bei einer solchen Sache, in der nicht einmal ICH einen klaren Kopf bewahren konnte, obwohl es mein eigener war..

 

›Taddl‹
Er schwieg. Minutenlang. Meine Sorgen stiegen immer mehr. Was war es, dass es ihm so verdammt schwer fiel, mit mir darüber zu reden? Ich setzte mich ein Stück weit näher zu ihm, sodass meine Hüfte seine Taille berührte. Ich spürte, wie er deswegen ein weiteres Mal zusammen zuckte. Als ich dann meine Hand auf seinen Bauch legte, begann er stark zu zittern. »Hab'.. hab' ich dir irgendwas getan?«, ich erntete einen ängstlichen Blick. Hastig schüttelte er den Kopf. »Dann sag' mir, warum du so handelst. Mich ignorierst, dich andauernd bei meinen Berührungen erschreckst, zitterst..«, eigentlich wusste ich bereits, was los war. Zumindest glaubte ich, dass ich mit meiner Vermutung richtig lag. »D.. Du hast nichts getan, Taddl. Wirklich. Es ist nur..«, er stockte, schwieg kurz. »Ach, ich hab' doch selbst keine Ahnung!«, ein weinerlicher Unterton schwang bei diesem Schluss-Satz in seiner Stimme mit. Sekunden darauf vergrub er das Gesicht in seinen Händen. Ein Schluchzen erklang. Instinktiv legte ich meine Hände an seine Schultern und zog ihn an diesen zu mir, um ihn ordentlich zu knuddeln. »Sag' mir doch einfach, was in deinem Kopf vor si-«, »Ich kann nicht! Versteh's doch!«, japste er in seinem kleinen Heulkrampf in meine Brust hinein. Ich schluckte schwer. Ich wollte nicht, dass es ihm so schlecht ging. Ich wollte nicht, dass er weinte. Langsam strich ich mit meiner Linken über seinen Hinterkopf. Abermals, bis ich meine Finger in seinem Haar vergrub und meinen Kopf auf seinem bettete. »Bitte Ardy.. Versuch's. Ich will dir doch nur helfen. Du bist doch mein bester Brudi.«, danach schluchzte er nur noch mehr. Herzzerreißend, laut. »Du kannst nicht..«, winselte er heiser. »Und warum nicht?«, fragte ich vorsichtig. »Weil.. das etwas ist, das ich allein' durchstehen muss.«, fest presste ich meine Zähne zusammen, drückte Ardy noch ein wenig mehr an mich. »Ich..«, begann er, doch verstummte. Ich hob den Kopf, erfasste mit der Hand, die zuvor noch an seinem Rücken gelegen hatte, sein Kinn und schob dieses hoch, um einen Blick auf sein tränennasses Gesicht, in seine tieftraurigen Augen werfen zu können. »Um nichts auf dieser Welt würde ich dich auch nur im Geringsten mit irgendeinem Problem allein' lassen!«

›Ardy‹
Es rührte mich zwar, dass er mir solch süße Worte schenkte, doch seine Ahnungslosigkeit.. Wenn er doch nur wüsste.. Ja, was wäre dann? Würde er von mir abweichen, weil er alldas nicht könnte? Oder weil er mich nicht verletzen wollen würde? Eines stand für mich fest: unsere Freundschaft würde bestehen bleiben. So etwas würde sie nicht in den Ruin reißen. Auf keinen Fall. Aber.. Nein, Moment. Ich hatte vollkommen Recht! Es würde unsere Freundschaft nicht zerstören. Also was könnte schon passieren, wenn ich ihm alles erzählen würde, wie ich es bei Simon tat? Wenn ich ihn von all den Gedanken und Gefühlen wissen lassen würde? Noch immer sahen wir uns tief in die Augen. Noch immer hielt er mein Kinn in der einen Hand, meine eigene in der anderen. Meine Tränen waren inzwischen versiegt. Selbst wenn er sich von mir distanzieren würde, wäre es kein Untergang. Ich könnte es sogar verstehen, wenn er es tun würde. Und irgendwann wäre auch das wieder vorbei. „Auch".. Liebe war genauso vergänglich.. Irgendwann wäre ich darüber hinweg. Ich würde vergessen, was war. Würde mich wahrscheinlich in jemand anderen verlieben. Tja.. Da war er wieder. Dieser Kampf. Der Kampf der Entscheidung. Was sollte ich tun? Abwarten und weiterhin versuchen, alles zu verdrängen, oder ihm die Wahrheit sagen? Im Prinzip gab es keinerlei Unterschied zwischen den beiden Optionen. Würde ich es sagen, würde ich ebenfalls abwarten müssen, dass alles vorbei ging. Dann.. Würde er es wenigstens wissen und ich hatte eine kleine Last weniger. Aber würde er sich damit dann nicht so weit distanzieren, dass es nicht mehr zu der Nähe kommen könnte, die er mir zu zufälligen Zeiten zwischendurch schenkte, die ich brauchte, die mich mit einem so wohligen Gefühl beschenkte? Taddl drängte sein Gesicht plötzlich näher an meines, schloss dabei sogar die Augen. Zu nah.. Definitiv zu nah! Wieder wurde ich tierisch nervös. Wieder diese Fragen, die in Blitzesschnelle meinen Kopf erreichten. Was tat er da? Warum machte er das? Würde er etwa.. ?

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Nywuh
Gelöschter Benutzer

Re: – Kopf oder Zahl –

von Nywuh am 18.08.2017 01:54

Kapitel 7
.. weil du selbst nicht glücklich bist.


›Ardy‹
Herzrasen. Atembeschwerden. Nervosität. Es machte mich verrückt.. ER machte mich verrückt! Ich hielt diese Nähe, diese Wärme nicht mehr aus. So knapp waren unsere Lippen voneinander entfernt, unsere Nasenspitzen drückten sich aneinander, während seine eine Hand langsam von meinem Kinn abließ und zu meiner Wange wanderte. Sanft strich sein Daumen über meine glatte Haut. Danach folgte nichts. Und genau das war es, was mich zerriss. Konnte er nicht einfach.. ? Nur dieses eine Mal? Ganz kurz? Ich konnte nicht einmal mehr für den Bruchteil einer Sekunde klar denken. Die Gedanken und Bilder in meinem Kopf schwirrten in einem so dichten Gedränge ineinander herum, dass ich nicht einen einzigen überhaupt erfassen konnte. Dort oben befand sich ein solches Chaos – ich wusste nicht wohin mit mir. Mit meinem Herzen. Meinen Gefühlen.. »Ardy.«, wieder diese warmtiefe Stimme, dessen Bass mir bis in's Knochenmark drang, um dieses dort sorgfältig zu zermetzeln. »Ich bin IMMER für dich da. Ich bin IMMER an deiner Seite. Nichts und niemand könnte mich je von dir trennen.«, zum abertausendsten Mal drängte sich das feuchtkalte Nass in meine Augenwinkel. Fuck, fuck, fuck, fuck.. »He, Ardymon..«, wisperte er leise. Ich hörte, wie er schmunzelte. »Weißt du noch, unser erstes Treffen?«, ich konnte nur schwach Nicken. Ja, ich erinnerte mich. Nur zu gut. Ich war schon immer begeistert von ihm gewesen, auch wenn wir beide den anderen mit viel Skepsis und Unsicherheit betrachtet hatten. Als Taddl begann, von Erlebnissen zu erzählen, bei denen wir sonst immer gemeinsam herzhaft lachten, driftete ich ab. Ich vermisste die alte Zeit. Nicht, dass ich alldas, wie es jetzt war, nicht gut fand, nein, nein, aber.. Eines hätte ruhig so bleiben können, wie es einst war. Meine Gefühle zu ihm. Warum hatte ich mich in ihn verlieben müssen? Warum ausgerechnet.. er? Ich wurde in die Realität zurück gerissen. »Bist du wirklich so traurig? Warum lachst du nicht?«, Taddl klang bedrückt. Was antwortete man auf eine solche Frage? Ich hätte antworten können; wegen der Uhrzeit – es sei zu spät zum Lachen. Oder ich hätte sagen können, ich wäre zu müde. Natürlich.. Ich hätte diese Lügen auftischen und darauf hoffen können, dass er mir glaubt. Die andere Möglichkeit wäre gewesen, die Wahrheit zu sagen. Aber wie sollte ich ihm etwas sagen, was ich selbst nicht genau hätte beschreiben können? Es war kein Traurig-Sein. Kein Schmerz. Es war vergleichbar mit ewas, das nicht wirklich existierte. Wenn ich versucht hätte, es zu erklären, dann hätte ich sagen können, dass dieses Gefühl wie.. Leere ist. Eine Leere, die an der Stelle existiert, wo sich eigentlich das Herz befinden sollte. Eine Leere, die keine Farben kennt. Nur Kontraste – wie Schwarz und Weiß. Darum lächelt man.. »War echt mega cool! Aber, du.. das ist halt sowas.. Familie und so. Hab' da ein bisschen Streit.«, weil niemand verstehen könnte, warum man nicht lächelt.. »Warum hast du das nicht gleich gesagt? Ich dachte schon, es sei wirklich was mega ernstes, was sich auf gar keinen Fall allein regeln lässt. Ich bin mir sicher, das spielt sich bald wieder alles ein und beruhigt sich.«, murmelte er sanft. »Dude, ich hau' mich jetzt mal hin. Bin hundemüde.«, begann er, löste sich gänzlich von mir und stand auf. Plötzlich war mir eiskalt. Ich glaubte beinahe, zu frieren. »Auch wenn's nur Familienstreit ist.. Komm zu mir, wenn du drüber reden willst, ja? Gute Nacht!«, ich nickte bloß. Schon fiel die Tür in's Schloss. Und wieder war ich allein'. Allein' mit mir. Allein' mit meinen Gedanken. »Gute Nacht..«, das ist der einzige Grund dafür, dass du alle um dich herum belügst. Du möchtest die Menschen, die du liebst, glücklich sehen, weil du selbst nicht glücklich bist.

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Nywuh
Gelöschter Benutzer

Re: – Kopf oder Zahl –

von Nywuh am 18.08.2017 01:57

Achtung! FSK 18!
Hihi - Seeeeeex 

So. Weitermachen! 
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Kapitel 8

Bittersweet lemon.


›Taddl‹
Dicht drängten sich unsere Gesichter aneinander. Sein heißer Atem umspielte meine rauen Lippen, welche sich langsam, quälend ihren Weg zu den seinen bahnten. Sie waren so weich – schwach befeuchtet vom Speichel, den wir kurz zuvor in einem schier endlosen Machtkampf unserer Zungen ausgetauscht hatten. Meine linke Hand ruhte in seinem grauschwarzen Haar, meine rechte bahnte sich den Weg über seinen Bauch, zur Brust, um dort gekonnt seine Brustwarzen zu liebkosen. Fest drückte ich seinen bemuskelten Körper mit meinem eigenen gegen die Wand, presste mein Knie sanft, doch bestimmend in seinen Schritt, während sich die Finger der Linken verkrampften und an vereinzelten Strähnen zerrten. Ein lustvolles Keuchen entglitt seiner Kehle. Er warf den Kopf in den Nacken, krallte sich am Stoff meines schwarzen Tanktops fest. Meine Lippen wanderten Wange und Kinn zu seinem Hals hinab, an dem ich vereinzelt zu saugen begann, mangt zarten Bissen, über den gesamten Bereich verteilt. Während meiner Tat ließ ich die Hände langsam aber sicher zu seiner Taille wandern, die ich nach einer Weile packte, nur, um ihn, mitsamt meiner Wenigkeit, grob von der Wand zu reißen, damit ich uns in einem eleganten Schwung umdrehen und ihn herrisch auf das Bett werfen konnte. So lag er nun dort. Oberkörperfrei im Wirrwarr der verwüsteten Bettdecke, die blanken Arme neben dem Kopf, das Knie des rechten Beines, welches zur Hälfte angewinkelt war, auf dem des linken, und ein so hinreißender Ausdruck in seinem Gesicht, wie ich ihn mir nie hätte erträumen können. Lustverschleierte Augen glänzten mir in halber Dunkelheit entgegen und der spaltweise geöffnete Mund lud dazu ein, unanständige Dinge zu tun. Ich trat einige Schritte vorwärts, bis meine Schienbeine die Bettkante berührten, ehe ich mein Oberteil auszog und es achtlos in irgendeine Ecke des Raumes schmiss. Ganz langsam ließ ich meinen Körper hinunter, kniete somit erst Minuten später über Ardy, meine Beine, je eines auf einer Seite, neben seiner Hüfte. Ich bäumte mich auf, ließ meine Fingerspitzen hauchzart über seinen Hals, sein Schlüsselbein und seine Seiten gleiten, ehe sie die noch so kleinsten Spuren seiner Bauchmuskeln nachzogen. Er wand sich unter mir. Mit jeder Berührung. Mal mehr, mal minder. Vorsichtig beugte ich mich schließlich über ihn, stüzte mit den Händen neben seinem Kopf. Erneut begann ich, seinen Hals zu liebkosen. Ich küsste ihn, saugte an seiner Haut und biss leicht hinein. Abermals drang ein genüssliches Keuchen an mein Ohr. Quälend langsam machten sich meine Lippen dann auf den Weg nach unten. Über seine Schulter, seine Brust hinab, zu seinem Bauch.. Und genau dort hielt ich inne. Neben seinem Bauchnabel, an den Lenden, der deutlichen V-Line, brachte ich meine Zunge zum Einsatz. Zart glitt dessen Spitze an ihr entlang. Er stöhnte auf. Ich wusste, wie verrückt es ihn machte. So machte ich weiter, bis sich eine, stark im Stoff abgezeichnete, Beule in meinen Augenwinkel drängte und meine gesamte Aufmerksamkeit auf sich zog. Mit einem Zeige- und Mittelfinger fuhr ich am Bund seiner Boxershorts entlang, leicht unter den Rand drückend. Dann nahm ich beide Hände, erfasste den Saum und zog ihn, umso tiefer meine Lippen küssend nach unten wanderten, mit mir. So entledigte er sich willenlos seiner letzten Bekleidung. Sachte striff meine Nasenspitze seinen Penis, was ihn unter mir zusammenzucken ließ. Augenblicklich krallten sich seine Finger in die Bettdecke. Ohne Zögern öffnete ich meinen Mund, um sanft seinen Schaft entlang zu lecken. Genüsslich stöhnte er. Nicht gerade leise. Eine Gänsehaut bildete sich auf meinem Leib. Angespornt von seinen anstößigen Lauten nahm ich seine Männlichkeit in meinem Mund auf, schob meinen Kopf immer weiter hinab, zog ihn wieder hinauf und wiederholte dies so lang', bis mir der Ältere vielsagend sein Becken entgegen streckte. Ich ließ ab, tigerte zu ihm hinauf, liebkoste auf meinem Weg nach oben noch ein kurzes Mal seine Brustwarzen, ehe sich unsere Lippen trafen, ich ihn in einen leidenschaftlichen, wilden Kuss verwickelte. Meine großen Hände griffen während diesem kleinen Machtkampf unter seine Kniekehlen, sodass ich problemlos seine Beine an die makellose Brust stemmen konnte. Sein Hinterteil entfernte sich somit ein Stück weit von der Matratze. Das ich dadurch eine so freie Sicht auf seinen Hintereingang hatte, schien ihn zu beschämen. Er warf das Gesicht zur Seite, tiefe Röte erhaschte seine Wangen. Amüsiert schmunzelte ich darüber. Liebevoll küsste ich seinen rechten Oberschenkel, weiter und weiter nach unten, bis ich schließlich an meinem Ziel, eben jenem Hintereingang, ankam, dieses mit vollem Einsatz mit Zunge und Lippen bearbeitete. Er stöhnte und keuchte hemmungslos. Er verunzierte die Bettdecke, denn seine Finger bohrten sich scheinbar immer fester in den Stoff. Ihn so zu hören, zu sehen, trieb mich ungemein an. Ich war erregt wie nie zuvor. Dennoch machte ich weiter, wollte ihn noch ein wenig mehr verwöhnen. Irgendwann jedoch hielt ich es nicht mehr aus. Meine Lust wurde größer und mein Drang, diesen Jungen anderweitig um den Verstand zu bringen, siegte irgendwann. So ließ ich ihn auf die Matratze zurück sinken, hielt seine Beine allerdings noch immer angewinkelt. Ich rückte näher, setzte an, übte Druck aus. Der Kleinere keuchte, wie so oft in dieser Zeit. Dann drang ich in ihn ein. Unter dieser scheinbaren Überwältigung drückte sich sein Rücken durch, sein Bauch bäumte sich mir entgegen. Ich ließ mich nicht beirren, ging immer tiefer. Bis meine Schenkel seine Pobacken berührten und mein Partner gierig nach Luft rang. Zufrieden über seine wohligen Gefühle, begann ich, mich in ihm zu bewegen. Zuerst ganz langsam und zart, dann immer schneller und ausgelassener. Ich steigerte mein Tempo mit der Zeit bis zu meinem eigenen Limit, bei dem ich allem Anschein nach so gnadenlos in ihn stieß, dass er wohl nicht mehr wusste, wie er gleichzeitig unter all dem nicht unterdrückbarem Gestöhne und Gekeuche noch atmen sollte. Meine Hände griffen fest an seine Taille, pressten mich selbst damit mit jedem Stoß umso mehr in ihn. Erst sehr spät, als ich kurz vor meinem Höhepunkt war, ließ ich von seinen Seiten ab, um eine Hand an seinen Penis zu legen und diesen zu bearbeiten. Mit dieser Technik gelang es mir, dass wir zur gleichen Zeit unseren unglaublichsten Orgasmus erleben durften. Erschöpft ließ ich mich auf ihm nieder, ohne mich aus ihm zu entziehen. So verweilten wir noch eine Weile, bis ich mich von ihm abrollte, mich rücklings neben ihn legte und die Augen schloss.
»Taddl?«, nur gedämpft trat die samtige Stimme meines besten Freundes an mein Ohr. Ich konnte nicht antworten. Zu sehr war ich damit beschäftigt, meinen Herzschlag zu normalisieren. Schwer atmend ging ich ein kurzes Mal dem Erlebnis nach. »Alter, Taddl!«, ich erschrak. So unüberhörbar und genervt hatte ich seine Stimme im weiteren Verlauf dann doch nicht erwartet.. Ich schlug die Augen auf und bereute es im Bruchteil einer Sekunde sofort wieder. Angewidert vom plötzlichen Licht, das mir grell in's Gesicht knallte, rümpfte ich die Nase, schirmte es mit der Hand ein wenig ab, um mir die Sicht auf mein Gegenüber erträglicher zu machen. Wider Erwarten sah ich jedoch beim Wenden meines Kopfes nicht in das Gesicht des Älteren, sondern starr der kalten Wand entgegen. Beim genaueren Betrachten des Raumes fiel mir auf, wie hell erleuchtet eigentlich alles war. Es war Tag, beziehungsweise Morgen. Die Jalousie war hoch gezogen und ein Blick auf die Uhr verriet, dass es kurz vor Acht war. Außerdem lag ich – und diese Tatsache versetzte mich unter schlimmen Vorahnungen in leichte Panik – nicht quer im Bett, sondern vollkommen normal und gerade im Bett, den Kopf auf dem Kissen und die Füße dort, wo sie auch sein sollten. Am Bettende. Unter der Decke. Ich riss meinen Oberkörper vor Schreck so schnell in die Höhe, dass mir schwindelig und schwarz vor Augen wurde. »Na, wieder klar im Kopf?«, knurrte Ardy zu meiner Linken. Ich blinzelte ihm sprachlos entgegen. In ein sehr.. missgelauntes Gesicht. »H.. Hab' ich was verpasst?«, eigentlich.. wollte ich es gar nicht so genau wissen, wenn ich ehrlich war. Denn mir schwante im bösen Sinne, dass das.. alles.. nur ein scheiß Traum war! »Is' das dein Ernst?!«, der junge Mann neben mir war noch lauter geworden, als zuvor. Auch sein Ausdruck hatte sich noch einmal ein ganzes Stück mehr in's Negative gewandelt. »Du hast die ganze Bude zusammen gestöhnt!«, oh, achso, okay. Warte.. Moment.. Ooooooh.... »Fuck.«, fiepte ich kleinlaut und wollte mir gerade die Decke über den Kopf ziehen, als mein Blick sich auf eine.. definitiv alles andere als unauffällige Beule am Stoff heftete, die an dessen oberen Ende eine.. nasse Stelle aufwies. Ich konnte spüren, wie ich augenblicklich jegliche Farbe verlor und kreidebleich wurde, nur, um dann zu einer Tomate zu werden. Ich konnte mir nicht viele Gedanken darüber machen, denn im nächsten Moment hörte ich schallendes Gelächter. »Oh man ey.. Muss ja ein echt genialer Traum gewesen sein!«, amüsierte sich Ardy köstlich über diesen Anblick, der sich nun auch ihm bot. Ich hätte mich vergraben können, so peinlich war es mir. »Ich.. äh..«, er hatte Schwierigkeiten, unter seinem Gekicher einen ordentlichen Satz zu formen. »Ich lass' dich ma' allein'.«, schon verschwand er. Lachend. Lautstark.. Kaum war die Tür in's Schloss gefallen, drängte sich ein unwohler Gedanke, gemischt mit einem flauen Bauchgefühl, in meinen Körper. Wieder wich jegliche Farbe aus meinem Gesicht. Ich.. hatte den genialsten Traum in meinem gesamten Leben gehabt. Und dieser war.. ausgerechnet ein.. Sextraum. Mit.. Ardy...

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Nywuh
Gelöschter Benutzer

Re: – Kopf oder Zahl –

von Nywuh am 18.08.2017 01:58

Kapitel 9
Stimmungsschwankungen?


›Ardy‹
Ich saß in meinem Zimmer, auf dem Bett, rücklings an die Wand gelehnt, während ich im tiefen Inneren meines Kopfes umher irrte. Woran ich dachte? An das, was mich Stunden, Tage, Wochen – ja, bereits Monate – quälte. All diese Fragen, die darauf warteten, beantwortet zu werden.. Normalerweise hätte ich weiterhin eine Ewigkeit meine Gedankengänge verfolgt, doch ich wurde von etwas in die Realität zurück gerissen, von dem ich zuerst in einem überwältigendem Maße verwirrt, dann aber mehr als nur belustigt war. Es war die schöne Stimme Taddl's, die – nicht mehr ganz so männlich wie sonst – die gesamte Wohnung erfüllte. Bei dieser Geheimnistuerei könnte man natürlich denken, er würde wieder einmal irgendeine wirre Wortgrütze auf einem zufällig ausgewählten Beat rappen, seltsam singen oder mit sich selbst reden, aber.. nein. Er stöhnte. Laut. Sehr laut. Und erregt. Ich amüsierte mich so lang über diese ungewohnten Töne, bis mein Gehirn auf die wunderbare Idee kam, mich darüber nachdenken zu lassen, wovon er wohl träumte. Jeglicher Spaß an der Sache verpuffte mit einem Mal. Als hätte man seinen Finger durch die glitzernde, in Regenbogenfarben schimmernde Außenschicht einer Seifenblase gebohrt. Ich musste tief Luft holen. Auf eine bestimmte Art und Weise widerte es mich tatsächlich an, dass der Mann, den ich liebte, in diesem Moment davon träumte, eine wunderschöne, junge Dame gerade ordentlich.. Ich rümpfte die Nase. Schwerfällig erhob ich mich von meinem kuscheligen Sitzplatz und machte mich auf den Weg zum Zimmer meines Mitbewohners. Denn länger wollte ich mir dieses Gestöhne nicht unbedingt anhören. Obwohl ich leider auch zugeben musste, dass es mich doch relativ wuschig gemacht hat. Ich schüttelte diesen Gedanken ab und klopfte mehrmals. Als nach dem dritten Anlauf noch immer keinerlei Reaktion vernehmbar war, öffnete ich die Tür einfach und trat ein. Taddl schlief. Tief und fest. Ich betrachtete ihn ein wenig. Sein Atem ging schnell, doch schwer. Zudem bewegte er sich, sich windend, unter der Bettdecke. Einseitig zog ich die Brauen in die Höhe. Ja, der cute Boy hatte definitiv einen sehr schönen Traum. Ich trat an's Fenster und zog die Jalousie hoch. Anschließend machte mich daran, ihn zu wecken. Was leichter gesagt, als auch getan war.. Er schlief wie ein verdammter Stein!
Dann endlich schlug er die Augen auf. Sekunden später kniff er die Lider wieder zusammen. Dann sah er sich um, schien für einen Moment ziemlich verwirrt, ließ den Blick erneut schweifen und riss dann wenig später seinen Oberkörper schlagartig in die Höhe. Ich zuckte zusammen. Irgendwann richtete sich seine Aufmerksamkeit dann auch mal auf mich. »Na, wieder klar im Kopf?«, wollte ich wissen. Wieder ein verwirrter Ausdruck auf seinem Gesicht. »H.. Hab' ich was verpasst?«, wow. Wirklich.. Einfach nur; wow.. So, wie er geklungen und ausgesehen hatte, war dieser Traum verdammt geil gewesen. Wie konnte er sich daran nicht erinnern? »Is' das dein Ernst?!«, ich starrte ihn entgeistert an. »Du hast die ganze Bude zusammen gestöhnt!«, zischte ich ihm entgegen. Er wurde rot. »Fuck.«, kam es in einem Quietschlaut von ihm. Er packte bereits den Rand seiner Bettdecke, als er plötzlich erstarrte. Ich musste Grinsen, als er sich scheinbar zum Chamäleon umgewandelt hatte, da er in Sekundenschnelle von Kreidebleich zu Tomatenrot wechselte. Und das immer wieder. Als es schließlich bei letzterem verblieb, folgte ich seinem Blick. Mein Lachen konnte ich nicht mehr unterdrücken, als ich sah, was er entdeckt hatte. »Oh man ey.. Muss ja ein echt genialer Traum gewesen sein!«, sprach ich jetzt meine Gedanken aus. »Ich.. äh..«, stotterte ich in meinem Gelächter, musste mich erst einmal ein wenig fassen, bevor ich weitersprechen konnte. »Ich lass' dich ma' allein'.«, dann verließ ich sein Zimmer kichernd, schloss die Tür hinter mir. Auf dem Weg zu meinem eigenen Reich trieb sich meine Laune wieder in's Negative, das Lachen, die Freude und der Spaß wichen erneut.
Er hatte den scheinbar besten Taum seines gesamten Lebens gehabt.
Und dieser war.. ausgerechnet ein.. Sextraum.
Das Weib muss echt heiß gewesen sein..
Innerhalb weniger Minuten fand ich mich auf meinem Bett wieder. In einer Situation, die ich mittlerweile nur zu gut kannte. Ich lag dort, eingekuschelt in meine Decke, und vergoss Tränen. Es war seltsam, dass mich soetwas nun auch schon aus der Bahn warf, aber.. es tat einfach unglaublich weh. Denn ich war so fest davon überzeugt, dass Thaddeus Tjarks nicht schwul war, dass ich nicht einmal im Ansatz daran dachte, dass sein Traum vielleicht in gewisser Weise ganz anders war, und das Schicksal vielleicht doch nicht ein so mieser Verräter war.

 

I cross my heart and I wish
that I would've never met you.

You showed me how to love
and how to tear myself in two.

When I lay my head down,
all my secrets pour out.

All the things you've done
I won't speak of again.

Most days I walk around
not making a sound.

With all the pieces of my heart
in my hands while singing.

I've fallen in love more than twice.

Kissed a pretty girl and I
thought she was mine.

Yeah I've had sex,
I've made love.

The only difference to me
is the trust.

But even trust can
hurt you sometimes.

Remember nothing lasts forever.

You lose.


______________________________________________________________¸.¤ª"˜¨¨
Songs:
• Boy Epic - Dear World

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