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Saphyr

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(Lieblings)texte

von Saphyr am 30.05.2023 21:12

Hier sammle ich meine persönlichen Lieblingstexte aus völlig verschiedenen Rollenspielen

Inhalt:

  1. Nirah & Notos: Frühjährliche Feierlichkeiten (1321) - Beitrag für Frühlingsevent 2023 mit Charakteren aus dem Fantasy PRS "The Headwinds" 
  2. Liam Readlan: Erstes Treffen mit seinen Zeltnachbarn (573)- Survival/Adventure GRS "Tears of Eternity" 2023
  3. Höllendämon Manon: Erstes Gespräch der Charaktere (626) + Kampf gegen den Riesen (958) - Fantasy/Romance PRS ca. 2018/2019
  4. Nirah Wolfsauge: Fieberbehandlung (1633) - Beitrag 71, Fantasy PRS "The Headwinds" 2023
  5. Sonom: Anfangsbeiträge (1-4) - Treffen mit Akimatzu (314 / 317 / 282 / 276) Fantasy GRS "Hüter der Ordnung" 2018
  6. Caeli & Orion: Umarmung (1515) - Snippet für das Fantasy PRS "The Headwinds" 2023
  7. Darian&Thani: Gift (1307) - Fantasy PRS "Astoria - Das Reich der Wandler" 2023
  8. Caeli&Orion: Umarmung - Sequel (1380) - Snippet für das Fantasy PRS "The Headwinds" 2023
  9. Silas: Raben (1400) - Dark Fantasy PRS 2023


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Antworten Zuletzt bearbeitet am 30.04.2024 09:32.

Saphyr

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Lieblingstexte - Frühlingsevent

von Saphyr am 30.05.2023 21:32

1. Beitrag für Frühlingsevent 2023
Aufgabe: Wie feiern eure Charaktere die frühjährlichen Feierlichkeiten?


ZitatFruehling2.png

MUSIK+VIDEO ZUR SZENE:
All The Works Of Nature Which Adorn the World - The Green by Nightwish -> 7:33 - 12:17


Das Fest:
Die Frühlings-Tag-und-Nachtgleiche. Wo Tag und Nacht gleich lang sind, bevor die Tage länger werden als die Nächte und das Licht die Dunkelheit vertreibt. In dieser Welt die Ankunft des Frühlings und ein Grund, das Gleichgewicht und den Neubeginn zu feiern. Außerdem ein Anlass zur Demut, nach einem überstandenen Winter.

Der Charakter:
Nirah Wolfsauge aus dem Fantasy PRS "The Headwinds". Sie ist eine Wächterin in Ausbildung. Diese Gruppe dient als spiritueller Ansprechpartner zur heiligen Mutter - die als Gottheit personifizierte Natur. Nirahs Spezialgebiet ist die Heilkunst. Allerdings ist sie ungeduldig, unruhig, teils überheblich und zieht die Gesellschaft von Tieren der von Menschen vor. Ihr Pflichtbewusstsein ist dafür stark ausgeprägt.

Kontext:
Diese Szene entstammt nicht dem Rollenspiel, spielt aber im gleichen Setting in einer möglichen Zukunft im Frühling. Nirah wurde aus ihrem gewohnten Leben herausgerissen und hofft ihre Ausbildung zur Wächterin abschließen zu können, indem sie den fremden Krieger Notos Donnerschwinge begleitet. Dieser kommt aus einem ihr unbekannten Wolkenreich, das einst Teil des Erdreichs war, wo sie lebt. In dieser möglichen Zukunft sind die beiden gemeinsam unterwegs.

Wörter: 1321

 

Der Schlaf hing Nirah in den Augen, doch eine sogar für sie ungewöhnliche Unruhe hatte sie im Griff. Als es an der Tür ihrer winzigen Behausung klopfte, war sie bereits vollständig angezogen und für den Aufbruch bereit. Der alte Weißhaar, Dorfältester und Nirahs Mentor, begrüßte sie mit der Vorfreude eines kleinen Kindes. Er hätte sie nicht abholen müssen, aber er tat es gerne. Das wusste sie. Nicht, dass sie gerade heute verschlafen hätte.
Dunkelheit lag so tief über der Siedlung im Wald, dass das namensgebende silbrige Glitzern des Sees lediglich wie eine ferne Erinnerung schien. Unzählige Schemen zeichneten sich vage in der Nacht ab, als die beiden am Dorfplatz eintrafen. Fast alle waren auf den Beinen. Jeder, der reisefähig war.
Ein flackerndes Flämmchen näherte sich, erhellte das Gesicht des Häuptlings von Silberquell. Erik warf dem alten Weißhaar einen Blick zu, dessen Unsicherheit Nirah nur erkennen konnte, weil sie davon wusste. Vater und Sohn tauschten leise Worte. Ihr Mentor klopfte dem Anführer aufmunternd auf die Schulter. Nirah hörte ein tiefes Seufzen. Es war seltsam, den sonst so gleichmütigen Krieger derart neben sich stehend zu erleben. Dann gab er das Signal und ihre Aufmerksamkeit galt dem bevorstehenden Weg.

Die Gruppe von Menschen war außerordentlich still, als sie sich durch das dichte Geäst des Waldes bewegte. Lediglich das Knacken von Ästen, der dumpfe Ton von Schuhen auf weicher Erde und gelegentlich ein Wispern wie ein Windhauch zwischen raschelnden Blättern war zu hören. Ein Todesmarsch. Die Prozession wahrte die Stille und Stille war es, die Nirah willkommen war. Sie gab anderen Geräuschen Raum. Noch sangen die Vögel nicht und doch war das Leben um sie herum allgegenwärtig. Der Wald mochte ruhig erscheinen, aber er war niemals regungslos. Nirah spürte die Energie, die in trägen Bahnen pulsierte, die von Tag zu Tag mehr an Kraft gewonnen hatte. Für sie war es das eindeutigste Zeichen, dass der Frühling endlich anbrach.

Einige Stunden später wich das Dickicht einer weiten Ebene. Ein einziger, gewaltiger Baum befand sich in deren Mitte. Er war nicht so groß wie der Mutterbaum, dennoch strahlte er dieselbe Art von Macht aus. Er war eines von mehreren schlagenden Herzen, welche mit dem Zentrum in direkter Verbindung standen. Sofort spürte Nirah ein Kribbeln auf ihrer Haut. Es ließ sie erwartungsvoll der Ritualstätte entgegen eilen. Weitere Menschen hatten sich bereits rund um den Stamm niedergelassen. Die Gesichter waren in der Dunkelheit nicht genau zu erkennen. Sie wusste, dass es Leute aus anderen naheliegenden Dörfern waren. Unter ihnen musste auch ...
Auf ihrer Schulter ließ sich die Pranke eines Mannes nieder. Abrupt fuhr sie herum. "Wir waren dieses Mal zuerst da. Obwohl es für uns weiter ist." hörte sie eine bekannte Stimme leise sagen. "Aidan!" brachte sie flüsternd hervor. "Wenn du mich noch einmal so erschreckst ..." begann sie. Weiter kam sie nicht, denn der Mann zog sie in eine feste, kurze Umarmung und zerzauste ihr anschließend rücksichtslos die Haare. "Freut mich auch dich zu sehen, kleine Schwester." Nirah konnte ganz deutlich sein amüsiertes Grinsen hören. Sie entgegnete ihm mit einem dunklen Knurren, da tauchten hinter ihm bereits weitere Gestalten auf. "Mutter, Vater!" erkannte sie nach kurzem Zögern. Sie schob ihren Bruder demonstrativ zur Seite. Aidan lachte leise. Typisch. Ihr eigenes Lächeln würde niemand sehen.

Lange währte das Gespräch nicht. Es beschränkte sich auf das Wichtigste. Sie hatten nach Tagesanbruch mehr Zeit, um sich auszutauschen. Jetzt galt es zu schweigen. Nirah nahm ihren Platz im innersten Kreis ein, direkt am Fuß des Baumes – der Kreis der Wächter. Neben ihr saß ihr Mentor und irgendwo hinter ihr war ihre kleine Familie. Längst hatte sich völlige Stille über die Lichtung herabgesenkt. Sie schloss die Augen und beruhigte ihren Geist. Was sie zuvor vage bewusst als stetigen Strom wahrgenommen hatte, waren nun flirrende, fast greifbare Bänder. Sie konnte diese nicht sehen, trotzdem zeichneten sie sich vor ihrem inneren Auge ab. Wie verzweigte Wurzeln erstreckten sie sich durch Erde und Luft, bis hoch in den Himmel. Versunken in Gedanken an den vergangenen Winter, an Reue, Verluste, Tod zog ein jeder an diesem Netz Richtung Mitte. Dort hielten Nirah und die anderen Wächter die Stränge fest. Es brachte den Kreis regelrecht zum Vibrieren.

Wärme kündigte die ersten Sonnenstrahlen an und ein kollektives Aufseufzen ging durch die Reihen. Am Rande ihrer Wahrnehmung entdeckte sie die Präsenz von Tieren, die sich neugierig an die Versammlung heranwagten. Es war als wüssten sie, dass ihnen heute keine Gefahr von Jägern drohte. Dies war ein Tag der Vergebung und des Gedenkens an die Leiden des Winters. Ein letzter Tag des Mangels vor dem Wiedererwachen der Welt.
Nacheinander begannen die Menschen Gebete zu sprechen. Nirah sprach ihre Wünsche nicht laut aus. Wie oft hatte sie diese der heiligen Mutter schon entgegengebracht? Wie lange musste sie noch warten, bis man endlich zur Wächterin erklärte? Zum Schluss baten die obersten Wächter um Wachstum, Schutz und Frieden und ließen nach und nach einen Teil der Magie frei. Nirah wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, bis der letzte seinen Segen beendet hatte. Nun hielten nur noch die restlichen Wächter und Lehrlinge wie sie lose Fäden, um den Kreis nicht zu brechen. Die Masse an Energie, die gesammelt worden war, war nun Teil des Schutzzaubers, der ihren Stamm hoffentlich das ganze Jahr überspannen würde. Sie öffnete das erste Mal seit Ewigkeiten die Augen. Manche Anwesenden standen auf und zogen sich zurück, andere blieben gespannt sitzen, um zu sehen, was noch geschah. Weißhaar neben ihr strahlte, als sein Sohn vor die obersten Wächter trat – gemeinsam mit der Frau, die nach dieser Zeremonie offiziell an seine Seite gehörte. Die Hochzeit eines Häuptlings war immer eine große Sache. Nirah lächelte, während sie beobachtete, wie Stammesangehörige nach vorne unter die zu sprießen beginnende Blattkrone traten. Sie steckten dem Paar Blumen in die Haare und wickelten Blätter und junge Zweige um deren Unterarme. Der Frühling hatte wahrhaftig begonnen.

"Caeli?"
Eine sanfte Berührung, eine Stimme hinter ihr. Nirah wandte sich um und sah in das Gesicht eines unbekannten Mannes. "Wer ist Caeli?", fragte sie ihn verwirrt. Er antwortete nicht. Nein, er strahlte sie mit einer Wärme an, die ihr ein Schaudern über den Rücken jagte. Plötzlich war der Unbekannte verschwunden und an seiner Stelle stand Aidan, der sie belustigt musterte. "Es ist Zeit", sagte er. Seine Stimme hallte. Aidans Gestalt verschwamm. Dunkelheit legte sich wie Nebel über ihn, bis er ganz davon verschluckt wurde.

Nirah saugte Luft ein. Mit einem Mal saß sie aufrecht, die Augen weit geöffnet. Die Lichtung, der Baum, die Versammlung – alles war fort. Unter ihr war nur kalter Stein. Ein Traum, eine bloße Erinnerung. Sie weilte nicht länger in ihrem Dorf Silberquell, sah den alten Weißhaar nicht mehr regelmäßig. Und nur die Mutter wusste, was Aidan und ihre Eltern trieben. Wahrscheinlich waren sie an ebenjenem Baum aus ihrer Erinnerung. Heute war Frühlingsanfang, wurde ihr klar. Die Stämme würden feiern, wie sie es immer taten – ohne sie.
Und der Grund dafür lag an der anderen Seite der Höhle. Ausnahmsweise schlief der weißhaarige Krieger mit den verhängnisvollen blauen Augen. Jenes eisige Blau aus ihren Visionen, das sie dazu getrieben hatte, ihm zu folgen. In der Hoffnung, die heilige Mutter möge ihr endlich ein Zeichen der Anerkennung als vollwertige Wächterin schenken. Der Krieger namens Notos, dessen Lieblingsbeschäftigung darin bestand, ihr fragiles Nervengeflecht zu ermorden.

Sie ließ Notos zurück und krabbelte hinaus in die Nacht. Im Mondlicht badend kniete sie unter einem Baum, der sich etwas vom Wald abhob. Und sie meditierte, sammelte Energie um sich, versank in der Stille ihrer Gedanken ebenso wie sie es ihrer Erinnerung getan hatte. Nur alleine. Ganz alleine.
Nun, vielleicht doch nicht ganz. Schritte kamen näher. Nirah reagierte nicht auf Notos' Eintreffen. "Nirah", erklang es leise. "Alles in Ordnung? Was tust du hier draußen?" Sie war sich nicht sicher, ob es ein Vorwurf war, weil sie wieder einmal den Schutz des Lagers verlassen hatte oder ob er sich wirklich um sie sorgte. Wahrscheinlich beides. "Ich heiße den Frühling willkommen", antwortete sie eintönig.
"Darf ich mich zu dir setzen?" kam nach einer Weile. Nirah nickte. Er setzte sich in einiger Entfernung neben ihr auf den Boden. "Was genau muss ich ..." begann er sich zu erkundigen. Aber Nirah unterbrach ihn. "Lass uns lieber schweigen, Donnerschwinge." flüsterte sie.


Zitat: All The Works of Nature Which Adorn The World - Vista by Nightwish
Bild mit Zitat: Made with GIMP. Font: Caveat, Google Fonts, 09.04.23: https://fonts.google.com/specimen/Caveat/about?query=caveat


Kommentare:
Der Text wurde extra für das Event geschrieben und so anstrengend er war (Zeit von Planung bis fertiger Text: 3 Tage / reine Schreibzeit bestimmt 10 Stunden), so viel Spaß hat er mir gemacht. Ich liebe das Ergebnis, den Symbolismus, die Paralleleln zum Beitrag meiner Schreibpartnerin, die ebenfalls beim Event mitgemacht hat.


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Antworten Zuletzt bearbeitet am 10.06.2023 23:30.

Saphyr

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Lieblingstexte - Liam 1

von Saphyr am 30.05.2023 21:52

2. Liam Readlan: Erstes Zusammentreffen mit seinem Zeltnachbarn (GRS)
Survival/Adventure/Mystery

Kontext:
Liam ist einer von vielen Schatzsuchern auf einer verlassenen Insel. Gerade ist die Gruppe beim Camp angekommen und Liam hat sich direkt in sein Zelt zurückgezogen, um in sein Notizbuch zu schreiben. In einem Zelt wohnen vier Leute, zwei pro Kabine. Die Besetzung wurde für die Schatzsucher entschieden. 
King und Liam hatten zuvor bereits einen kleinen Zusammenprall, wo Liam einen Ellenbogen in die Wange bekommen hat.

Wörter: 573


L I A M

...

Die besagten Punkte würde ich gerne mit eigenen Augen untersuchen. Davon abgesehen werden die ersten Schritte sein, geeignete Suchteams aufzustellen. Es bleibt abzuwarten, wie effizient die Zusammenarbeit der Gruppe sein wird. Auf persönlicher Ebene, ...

Liam drückte seinen Stift etwas zu stark in das Papier, als Schritte vor seiner Kabine laut wurden. Er hielt einen Moment inne. Und setze den Stift ab, als sich der Eingang geräuschvoll öffnete. Nur um umgehend laut zu seufzen. Natürlich war es King. Wer auch sonst trampelte dermaßen laut herum?
Er war schon dabei, seinen Kopf in die Hände sinken zu lassen. "Nachbarn", murmelte er dann und atmete aus. "Da wollte ich fast schon 'Gott sei Dank' sagen." fügte er mit einem Schnauben hinzu. "Aber naja, ist nicht ganz meine Welt."
Auf die Frage mit der Wange hin, verzog er den Mund zu der Andeutung eines Grinsens. Das löste umgehend eine schmerzende Erinnerung an das Zusammentreffen mit diesem Fleischberg aus. Eine sehr ungünstige Stelle.
"Was macht dein Stolz?", entgegnete er. "Dein Mädchen sah ja nicht sehr beeindruckt von dir aus, so kopfüber hängend." Seine Stimme war völlig ruhig und im nächsten Moment hatte Liam sein Gesicht wieder in seinem Notizbuch vergraben. Er schrieb nicht weiter. Und eigentlich las er auch nicht. Er lehnte sich nur demonstrativ nach hinten und hoffte, das Zeichen war eindeutig genug. Verschwinde, King.

Kaum einen Atemzug später näherten sich abermals Schritte und ein anderer Mann streckte seinen Kopf in die Kabine. War das hier eine verdammte Massenversammlung? Die Augenbrauen zusammengezogen, hob er wieder den Kopf, musterte er den anderen. Im Gegensatz zu King kam er ohne Zögern herein. Liam hatte zuvor keinen sonderlich guten Blick auf ihn erhascht, aber das war unverkennbar der Pilot des Helikopters. Ein weiteres von Kings Opfern. Der schien sich derweil geistig zu verabschieden, hatte die Augen geschlossen und reagierte weder auf ihn noch auf seinen ungebetenen Gast. Ärgerlich war nur, dass er Liams "Fokus" auf seine Unterlagen sofort wieder gebrochen hatte.
Allerdings schien er genauso wenig Interesse wie er daran zu haben, King mehr Aufmerksamkeit zu schenken als unbedingt notwendig. Das Grinsen wurde ein Stück breiter und Liam klappte das Büchlein zu, legte es neben sich auf das Feldbett.

Zwar wusste Liam nicht viel mehr über den Piloten, außer dass er sie trotz widriger Umstände sicher über den Ozean getragen hatte, aber ... sein Auftreten trug ihm positive Punkte ein. An diesem "Spiel" nahm Liam mit Freuden teil. Es hieß: Lass uns gemeinsam Kings Existenz verleugnen. "Richtig." stimmte er zu und ignorierte King im Eingang weiterhin völlig. Dann nickte er.
"Schön, dich kennenzulernen, Ayden", antwortete er dem Piloten betont heiter. "Ja, es ist mir tatsächlich nicht entgangen, dass du den Heli geflogen hast. Und noch hat mich mein Gedächtnis nicht im Stich gelassen" schmunzelte er. "Wir teilen uns also die Kabine, schätze ich?" Der Satz klang mehr nach einer Feststellung als nach einer Frage. "Freut mich. An deinen Fähigkeiten muss ich wenigstens nicht mehr zweifeln, was? Kann ich von unserer Nachbarschaft nicht behaupten." Mit der Hand tastete er nach dem Buch und hielt es leicht in die Höhe. "Solange ich in Ruhe schreiben kann, werden wir bestimmt auskommen." Und solange du deine Pfoten von meinen Notizen lässt.
Wie sehr trieb es King wohl zur Weißglut, so stehen gelassen zu werden, wie ein Kind, das man nicht abgeholt hatte? Hoffentlich sehr. Es gab nichts Besseres als den Gesichtsausdruck von Leuten, die man erfolgreich provoziert hatte.


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Antworten Zuletzt bearbeitet am 10.06.2023 23:29.

Saphyr

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Lieblingstexte - Manon 1

von Saphyr am 30.05.2023 22:07

3. Höllendämon Manon: Erstes Gespräch der Charaktere + Kampf gegen den Riesen (PRS ca. 2018/2019)
Fantasy / Romance

Beitrag 1)
Erstes Gespräch der Charaktere

Ein Dämon aus der Hölle nimmt an einem Wettbewerb um eine Dämonenprinzessin teil.
Der Charakter: Ein eingebildeter, egoistischer Dämon ohne Manieren
Zusammenhang:  Manon trifft die Prinzessin vor dem ersten Wettbewerb zufällig im Wald neben der Arena. Sie haben einen kleinen Kampf und reden danach
Wörter: 626

Manon_Schriftzug.png
Er brauchte verhältnismäßig lange um zu bemerken, wen er da vor sich hatte. Wortlos starrte er die junge Frau an. Ja, ihr Aussehen war auffällig, aber vorher hatte er sie nur von Weitem sehen können. Sie sprach schnell, spöttisch, da schlug sie ihm schon den Dolch aus der Hand während er sie nur anstarrte. Davina von Montrose, natürlich, jetzt als sie es sagte realisierte er wen er vor sich hatte. Die Aufregung fiel von ihm ab. Sie war keine Gefahr, sie war nicht der Hexenmeister, der ihm einen verfrühten Tod wünschte. Aber was machte sie hier? Und viel wichtiger war die Frage, hatte sie seine Vorbereitung gesehen und wo er seine Mitbringsel versteckt hatte? Er war sicherlich nur ein Zufall, dass sie auf ihn getroffen war. Er konnte sich vorstellen, dass sie neugierig war, wer hier alles antreten würde. Ihr Gesicht verriet, dass sie diese Situation jedenfalls keineswegs ernst nahm. Sie schien recht vergnügt. Wenn sie wüsste wie nahe er daran gewesen war seine Klinge in ihr Fleisch zu stoßen. Sie hatte Glück gehabt, nichts weiter.
Grimmig entgegnete er ihren durchdringenden Blick. "Sieh an, sieh an, der Hauptpreis gibt sich die Ehre bei den Männern vorbei zu schauen, die für sie sterben werden. Entschuldigt, dass ich euch nicht erkannt habe." gab er mit einem freudlosen Grinsen zurück. Seltsamerweise klangen seine Worte kein bisschen wie eine Entschuldigung und er unterließ es auch sich seinerseits zu verbeugen. Ohne auf ihre Frage zu antworten lief er zu dem Baum in dem sein Dolch steckte. Der dichte Waldboden knackte unter seinen Füßen. Die Klinge steckte fester im Holz als er erwartet hatte. Sie hinterließ eine tiefe Kerbe in der Rinde. Vom Blut der Prinzessin war darauf immerhin nichts mehr zu sehen. Betont gelassen ging er zurück zu ihr. Die Klinge drehte er dabei einmal kunstvoll in der Hand, bevor er sie zurück dahin steckte wo sie hin gehörte.
Er ging geradewegs auf sie zu, machte erst ganz nahe vor ihr Halt.Hübsch war sie, nein sogar schön. Die weißen Haare fielen weich auf ihre Schultern und umrahmten das zierliche Gesicht wie ein Schleier. Ihr weißes Antlitz alles dominiert von den im Kontrast dazu schwarz umrandeten Augen. Und auch die Augen selbst waren dunkel. Er war sich sicher, dass das vorhin im Saal noch anders gewesen war. Ein Schatten an dieser sonst hellen Gestalt. Ja wirklich ansehlich war seine Zukünftige. Vielleicht ließ sich damit tatsächlich etwas anfangen.
Manon richtete sich zu seiner vollen Größe auf, kam noch ein wenig näher bis sie kaum noch etwas trennte. Sachte legte er die Hand an ihr Kinn und kam mit dem Gesicht nahe an ihr Ohr. Seine Augen blitzten sie für einen Moment in einem feurigen Rot an. Sein Atem bewegte ein paar einzelne weiße Häärchen. Sie kitzelten an seinen Lippen. Bedrohlich senkte Manon seine Stimme. "Prinzessin", flüsterte er. Er spuckte das Wort förmlich aus. Sein Daumen strich langsam, ganz langsam an ihrer Wange entlang. Manon spürte die weiche Haut, die unter seiner Berührung nur leicht nachgab. Sie wärmte seine kühlen Finger. "Wagt es nie, niemals wieder eure Magie gegen mich zu richten, geschweige denn eure Hand. Das nächste Mal werde ich nicht mehr zögern meinen hübschen kleinen Dolch zu verwenden." zischte er.
Damit ließ er sie los und ging er zwei Schritte zurück, stellte einen angemessenen Abstand her. Mit einem harmlosen Plauderton fuhr er fort zu sprechen, als wäre nie etwas gewesen. "Manon" beantwortete er die Frage nach seinem Namen eher beiläufig. "Und was treibt ein so ... unschuldiges Mädchen wie ihr in der Nähe der Horde der Männer, die gedenkt sie zu ehelichen? Die ach so mutigen Ritter in glänzenden Rüstungen... Solltet ihr euch nicht um eure Kleidung für den Ball kümmern oder eure Haare frisieren wie es sich gehört?" spottete er.



Beitrag 2)
Kampf gegen den Riesen

Kontext:
Deutlich später im RS, Manon tritt in der zweiten Runde des Turniers an, er und die Prinzessin sind sich schon sehr nahe gekommen. Hat sehr viel Spaß gemacht.
Wörter: 958

Manon_Schriftzug.png

"Der Höllendämon Manon! Du...ja du! blaffte ein bulliger Typ mit Stierhörnern Manon an, der gerade durch die Tür gekommen war. Manons Ohren begannen auf der Stelle zu rauschen. Als würde er sich in einem Tunnel befinden wankte er mehr dem Ausgang der Katakomben entgegen, als zu laufen. Der muffige Geruch, der den ganzen Untergrund durchzog schlug ihm wie eine Wand entgegen als die Tür hinter ihm zuschlug. Wasser tropfte von der Decke auf die verwitterten Steinstufen hinab, die hoch ans Tageslicht führten. Schritt für Schritt setzte Manon seine Füße. Es würde ein leichter Kampf werden, dachte er. Er hatte die verbliebenen Gegner gesehen, sie alle waren bezwingbar. Er hatte die letzten Minuten damit verbracht sich für jeden einzelnen von ihnen eine Strategie auszudenken. Nur noch seine Schritte hallten in dem schmalen Aufstieg von den Wänden wider. Der Aufpasser musste zurück geblieben sein.
Er überbrückte die letzten Meter zur Oberfläche um sich inmitten der Arena wieder zu finden, die er gestern schon erblicken durfte. Sie wirkte riesig, als er sich so alleine auf dem blutgetränkten Sand umschaute. Die Tribünen türmten sich hoch um ihn herum auf. Jeder einzelne Sitzplatz schien besetzt. Manon entdeckte Davina dennoch sofort. Er schenkte ihr ein kurzes Nicken, gepaart mit einem Grinsen. Es hätte auch so wirken können, als ginge es an den König. Doch sie würde wissen, dass es für sie bestimmt war.
Die Menge war unruhig, geradezu aufgeheizt. Sie müssen erkannt haben, welche Gefahr er war, dachte der Dämon zufrieden. Nach einem weiteren Moment jedoch fiel ihm auf, dass er nach wie vor alleine in dem Oval stand. Verdutzt drehte sich Manon wieder zurück zu dem Durchgang, der ihn hier hinauf geführt hatte. Aber niemand schien ihm folgen zu wollen. Jetzt da er darüber nachdachte fiel ihm auf, dass tatsächlich niemand mit ihm den Raum verlassen hatte. Nicht wie bei den anderen, die vor ihm angetreten waren.
Plötzlich bebte die Erde. Sie schickte eine markerschütternde Vibration durch seine Beine bis hin zu seinem Kiefer, der seine Zähne knirschen lies. Noch während er sich wieder der Mitte hingegen zuwandte, dünkte es ihm, dass er einen Fehler gemacht hatte. Einen gewaltigen Fehler. Die Männer im Raum unter der Erde, waren alle verbliebenen Mitstreiter. Alle....bis auf einen.... Manon stand dem Riesen gegenüber.
"Beim Höllenfeuer....Verdammt" entfuhr es ihm zusammen mit einigen gemurmelten Flüchen, die man wohl nur in der Hölle kannte. Wie hatte er ihn nur vergessen können, den Riesen der am ersten Tag beinahe sein gesamtes Hab und Gut mit nur einem Zeh mit sich geschleift hätte. Der Riese, der niemals zu übersehen gewesen war. Der eine von dem er mit Sicherheit wusste, dass er in der ersten Runde nicht gestorben war.
"Der Höllendämon Manon und der Riese Jötun" verkündete ein Sprecher den Beginn des Kampfes. Manon musste sich in nur einem Augenblick entscheiden wie er vorgehen wollte. Als der Riese mit seiner Keule ausholte, tänzelte er um ihn herum bereit auf den Aufschlag. Als dieser drohte wich Manon geschickt aus. Doch die Wucht lies nicht nur seine Zähne so heftig aufeinander schlagen, dass er befürchtete es müssten gleich ein paar aus seinem Mund fallen, sonder auch seine Gelenke konnten kaum dieser Kraft widerstehen. Der Riese brummte etwas Unverständliches, als er in Gemütsruhe zum nächsten Schlag ausholte. Wieder wich Manon aus, wieder und wieder. So geht das nicht weiter, verdammt Manon, reiß dich zusammen, schoss es ihm durch den Kopf. Sein Körper schmerzte jedes Mal. Egal wie weit weg er von der Stelle war, wo die Keule auftraf. Der Riese war langsam, das musste Manon zu seinem Vorteil machen.
Manon fasste seinen Dolch fest in die Hand und wagte es. Er materialisierte sich direkt an den riesigen Füßen seines Gegners und rammte seine Waffe mit voller Wucht so hinein. Es hatte in etwa den Effekt, den er auch mit einem angespitzten Stock erreicht hätte. Die messerscharfe Klinge durchdrang kaum die dicke Haut. Kein Blut, kaum ein Kratzer. Mürrisch stampfte der Riese mit seinem Fuß, als würde er eine Fliege vertreiben wollen. Manon musste einen Schritt zurück springen, nur um gleich darauf wie wild auf das Bein los zu gehen. Er versuchte es nicht nur am Fuß, auch ein paar Meter weiter oben nahm sein Körper Gestalt an. Er versuchte dort Halt im Fleisch Jötuns zu bekommen um seine Waffe dann durch sein Körpergewicht nach unten durch zu ziehen. Er erhoffte sich eine klaffende Wunde. Doch der gewünschte Effekt blieb aus. Genauer gesagt ging er gegen Null.
Manon hatte so absolut keine Chance durch die Haut des Riesen zu dringen. Er versuchte es gar nicht erst zu seinem Rücken oder gar zu seinem Kopf zu kommen. Es würde ein umso höheres Risiko für ihn ergeben, zumindest wenn er dies ohne Plan tat. Manon vergrößerte den Abstand zu ihm wieder um zu beobachte, seine Gedanken zu ordnen. Die Augen, der Mund, die Ohren. Die drei einzigen Stellen, durch die er vermutlich dringen konnte. Der Mund fiel raus, er hätte in ihn hinein kriechen und von dort irgendwie das Gehirn erreichen müssen. Doch dafür war der Dolch zu kurz. Ähnlich verhielt es sich mit den Ohren. Die Augen waren im Vergleich das einfachste Ziel. Doch selbst wenn er ihm beide ausstach, er wäre noch immer nicht tot.
Wieder wich Manon nur aus. Sein Blick schweifte kurz zu der Prinzessin, einen hoffentlich beruhigenden Blick. Er würde sich etwas ausdenken. Die Keule sauste der Ablenkung geschuldet, haarscharf neben ihm herab.
Manon musste sich schleunigst etwas ausdenken.
Plötzlich verzog sich sich seine konzentrierte Miene zu etwas das man ein Grinsen nennen konnte. Ein verrückter, geradezu hinrissiger Plan reifte in ihm heran. Wieder sah er sich zu Davina um, und jeder Augenblick dieser Geste verriet, dass er etwas vorhatte, das ihr nicht gefallen würde. Alles oder nichts...Keine Ablenkung mehr....Manon steckte seinen Dolch weg.



Quelle Schriftzug: made with GIMP


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Antworten Zuletzt bearbeitet am 10.06.2023 23:30.

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Beiträge: 999

Lieblingstexte - Nirah 1

von Saphyr am 31.05.2023 13:33

4. Nirah Wolfsauge: Fieberbehandlung - PRS "The Headwinds" 2023
Fantasy
Beitrag Nr. 71

Kontext: 
Nirah ist eine Heilerin. In diesem Beitrag kümmert sie sich um ihren Patienten, den Krieger Notos Donnerschwinge. Sie hatte am Tag zuvor ein magisches Heilritual bei ihm angewendet und nun reagiert sein Körper darauf mit Fieber. Sie wird deshalb mitten in der Nacht von Notos' Begleiter, dem kleinen, katzenähnlichen Drachen Sir Jasper geweckt und Nirah eilt natürlich sofort zur Hilfe.
Ein Lieblingsbeitrag meiner Schreibpartnerin.

Wörter: 1633

Nirah warf den Kopf auf die Seite und murmelte etwas. "Ist es schon Zeit?" murrte sie undeutlich in ihr Kissen hinein. "Ich komme gleich, ich komme gleich." Vielleicht war es die Anwesenheit ihres Besuchers oder lediglich der nicht allzu tiefe Schlaf, der ihr Bewusstsein an die Oberfläche treten ließ. Ihre Augen zuckten unter verschlossenen Lidern und sie regte sich, erwachte jedoch nicht. Sie war in ihrer Hütte, in wohlig warmer Dunkelheit. Mit einer Stimme im Hintergrund, die sich drängend anhörte. Mutter?, fragte sie sich selbst, unsicher, wessen Stimme es wohl sein könnte. Ich will nicht aufstehen. Noch nicht ... Noch nicht....
Plötzlich verschwand all das. Mit einem erschrockenen Keuchen fuhr Nirah hoch und riss die Augen auf. Ein undefinierbarer Druck verschwand sofort von ihrem Bauch. Hektisch tastete sie sie um sich, als suche sie ein Messer oder irgendetwas, mit dem sie sich verteidigen konnte. Ein prickelnder Schmerz echote noch durch ihren Arm und ihr Herz pochte bis zu ihren Ohren. Sie fand kein Messer, dafür streiften ihre Finger etwas anderes. Etwas Weiches. Das daraufhin leise raschelte und sich sofort aus ihrer Reichweite brachte. So schnell, wie sie sich aufgerichtet hatte, erstarrte sie. Wieder raschelte es und - war das ein Tapsen auf ihrem Bett? Das Gefühl von Beklemmung überkam sie, als würde das Etwas sie anstarren. Möglicherweise tat es das auch. Schwer zu sagen, da die Holzblende jegliches Licht von draußen abschirmte.
Nirah zwang sie zu einem klaren Gedanken. Welches Tier oder Monster konnte in ihr Zimmer kommen, war klein und verteilte ... Moment. Verteilte aufgeladene Schläge? Unwillkürlich strich sie sich über den Arm, der Opfer der kleinen Attacke geworden war. Die Schmerzen waren verschwunden, der Schreck noch nicht.

"Sir Jasper?", brachte sie ungläubig heraus. Ein scheinbar bestätigendes Schnauben erklang. Oder hatte sie sich das nur eingebildet? "Wie spät ist es?", fragte sie sich selbst, während sie sich hastig aus ihrer Decke schälte. Mit wenigen Schritten war sie beim Fenster und öffnete es. Sanftes Mondlicht drang in den Raum. Genügend Licht, um auszumachen, was da auf ihrem Bett hockte. Tatsächlich war es der kleine Katzenvogel. Nirahs Haltung entspannte sich sichtlich, als sie den Eindringling endgültig erkannte. Seine funkelnden Augen bohrten sich regelrecht in ihr Innerstes und ließen einen Schauer über ihren Rücken wandern. Für einen Moment starrte sie stumm zurück. Wieso war Notos' Gefährte hier, mitten in der Nacht? Ja, er hatte sie sogar geweckt? Wie lange hatte sie geschlafen? Weckt mich. Das ist wichtig. Hieß das ...?

"Notos!" stieß sie aus, als Verständnis sie durchflutete und Bewegung kam in ihren Körper. "Komm, gehen wir zu ihm." forderte sie das Wesen auf und stürmte derweil auch schon aus dem Raum. Recht zielsicher hatte sie eine volle Öllampe zutage gefördert und kurz darauf bereits die Hütte verlassen. Die Luft schien eisig zu sein und legte sich unangenehm um sie. Zudem verscheuchte sie effektiv die ihr anhaftende Müdigkeit. Unter der Asche des ausgebrannten Feuers war immernoch Glut. Mit einem glimmenden Stock entzündete sie das Lämpchen. Bei der Gelegenheit legte sie direkt einige kleinere Äste in die Feuerstelle, ließ sich kaum Zeit damit. Es war nicht verkehrt, die Flammen erneut zu entfachen. Sie könnte sie noch brauchen. Ohne weitere Verzögerung eilte sie zu der anderen Holzhütte.

Nirah rümpfte die Nase als die Luft des Zimmers ihr wie eine Wand entgegenschlug. Leise machte sie auf sich aufmerksam, doch keine Reaktion folgte darauf. Das flackernde Licht machte ihr klar, wieso. Der Krieger saß heftig zitternd auf dem Bett, an die Wand gelehnt, doch in sich zusammengesunken. Er war offensichtlich nicht bei Bewusstsein. Sein Gesicht glänzte und er atmete schnell. Viel zu schnell. Sieht nach Fieber aus. Sie streckte eine Hand nach seiner Stirn aus und ließ sie einen Moment dort ruhen. Er glühte. "Notos?" sprach sie in noch einmal an. Ihre Berührung entlockte ihm nur ein abruptes Zucken und seine Augenlider flackerten hektisch. Doch er blieb weiterhin in einem Zustand, den man nicht als wach beschreiben konnte. "Du solltest dich hinlegen." versuchte sie es weiter. Keine Chance. "Wieso hast du dich nicht hingelegt?" seufzte sie, in ihrer Stimme lag allerdings nicht der übliche Tadel. Nur Besorgnis. Das war nicht gut, ganz und gar nicht. Wärme. Wasser, viel Wasser. Tee! Wenn es sein muss, mit Weidenrinde ... und Stoff. Für kühlende Wickel. Eine Decke! Ganz automatisch listete Nirah im Geiste auf, was sie tun konnte. Dies war nicht das erste Fieber, welches sie miterlebte. Wenngleich sie sonst nicht alleine war und ihre Patienten für gewöhnlich ansprechbar ...

Nicht denken, handeln! Sie griff nach der Decke, die nach wie vor nutzlos zusammengefaltet am Fußende lag. Mit einem Schütteln entfaltete sie sich und war im nächsten Augenblick über Notos' Gestalt geworfen. Nirah beugte sich über ihn, drückte die Ränder so gut es ging zwischen seinen zitternden Körper, Bett und Wand. Am Ende lugte nur noch sein Kopf hervor. Allerdings wurde er mit einem Mal wesentlich unruhiger, fast als wehre er sich gegen den um ihn gewickelten Stoff. "Notos, hey, hey!" zischte sie und versuchte ihn mit einer Berührung an den Schultern zu beruhigen. Was nicht unbedingt half. "Es ist alles in Ordnung. Ich versuche dir zu helfen." sprach sie sanft und trat einen Schritt zurück. Hörte er sie überhaupt und wenn ja, verstand er was sie sagte? Was vor sich ging? Stirnrunzelnd betrachtete sie, die leicht verrutschte Decke und machte dann auf dem Absatz kehrt. Abwarten und beobachten würde eindeutig nicht reichen. Sein Zustand erforderte Maßnahmen. Es war Zeit, sich an die Arbeit zu machen.

Auf dem Weg nach draußen erfasste sie aus dem Augenwinkel Sir Jasper. Ohne anzuhalten, sicherte sie ihm ein "Bin gleich wieder da, mach dir keine Sorgen." zu. Glücklicherweise hatten die trockenen Äste tatsächlich inzwischen Feuer gefangen, auch wenn es noch keine große Kraft hatte. Sie legte Holz nach, mit dem Ziel, das Lagerfeuer wieder richtig zu entfachen. Aus der Hütte holte sie einen frischen Topf und platzierte diesen auf dem Kochgestell. Außerdem nahm sie im selben Anlauf eine hölzerne Kelle, zwei Eimer und eine Tonschüssel mit nach draußen. Je weniger sie hin und her laufen musste, desto besser. Die Eimer füllte sie mit dem verbleibenden Wasser aus dem Regensammler. Nacheinander schüttete sie diese in den Topf, bis er gut gefüllt war. Einen weiteren Eimer voll Wasser schleifte sie mit nach drinnen und stellte ihn mit einem dumpfen Geräusch neben Notos' Bett. Dann war sie auch schon wieder hinaus gehuscht, hatte Notos nur eines Blickes und Sir Jasper gar nicht gewürdigt. Inzwischen bediente sie sich einer weiteren Öllampe, während die andere im Zimmer verblieben war. Beinahe zitterten ihre Finger, als sie im Vorratsschrank kramte. Weidenrinde, Weidenrinde, Weidenrinde ... Da!
Einige trockene Streifen der Rinde waren sorgfältig in ein Kästchen gelegt worden. Sie nahm das ganze Kästchen, den Mörser sowie einen Haufen Verbände und kehrte endlich zu Notos zurück.

Die Prozedur hatte eigentlich nicht sehr lange gedauert und doch schien es zu lange gewesen zu sein. Die zuvor sorgfältig platzierte Decke war ... nicht mehr zufriedenstellend. Dafür schien der Atem ihres Patienten lauter geworden zu sein. Wieder schlang Nirah den Stoff um Notos, gab sich dieses Mal mehr Mühe, damit ihn richtig einzuklemmen. Ohne Rücksicht auf jedwede Form des Protests. "Wenn du nicht liegen willst, muss es leider so sein. Tut mir leid, Donnerschwinge." sagte sie ruhig ohne eine Antwort zu erwarten.

Schließlich saß sie auf ihrem Hocker an der kleinen Holzablage neben dem Bett und arbeitete weiter. Mit kreisenden Bewegungen zerkleinerte sie die Rindenstücke zu einem feinen Pulver. Nur das Schaben des Stößels und der unterschiedliche Atem zweier Menschen erfüllte für einige Zeit den Raum. Zwischendurch lüftete sie mehrmals kurz, um etwas frische Luft hineinzulassen. Mehrmals versuchte sie ihm mit der Schüssel kleine Mengen an Wasser einzuflößen. Irgendwann - Nirah verlor bald schon ihr restliches Zeitgefühl und sie war gerade mit ihrem Pulver fertig geworden - schien Notos' Zittern wenigstens etwas nachzulassen. Ein weiteres Mal prüfte sie seine Temperatur und erschrak regelrecht. Es war fast, als wäre er noch heißer geworden. Sie hatte gehofft, das Lüften und die sanfte Kühlung seiner Stirn würde ihn stabilisieren. Jetzt klang sein Atem zunehmend flacher.
In kürzester Zeit rannte Nirah nach draußen zum Feuer, schöpfte heißes Wasser aus dem Topf in den zweiten Eimer und brachte es nach drinnen. Sie streute eine kleine Menge des Weidenrindenpulvers in die Trinkschüssel und übergoss es mit dem heißen Wasser.

"Trink, bitte. Notos, trink!" versuchte sie ihn zu überzeugen, die Mischung zu sich zu nehmen. "Ich weiß es schmeckt seltsam. Aber es wird dir helfen, versprochen", flüsterte sie, wiederholte ihre Anstrengungen mehrfach und versuchte es immer wieder, ihm die Flüssigkeit einzuflößen. Das Pulver würde nicht nur die Kühlung seines Körpers unterstützen, sondern ihm bestenfalls etwas von seinem Unwohlsein nehmen. "Es ist alles nur zu deinem Besten." erklärte sie ihm und zog kurz darauf zwei mit kühlem Wasser getränkte Stoffbündel aus dem Eimer.
"Ich muss dich noch einmal anfassen. Und du würdest mir wirklich entgegenkommen, wenn du mir ein wenig hilfst" meinte sie mit einem schwachen Lächeln. "Ich würde dir gerne kühle Bandagen um die Waden legen." Sie sprach sanft, in der Hoffnung, er möge ihren Anweisungen Folge leisten. In der Hoffnung, er möge sie überhaupt verstehen. "Es sorgt dafür, dass du ein wenig abkühlst. Ich versichere dir, es wird sich angenehm anfühlen. Okay?" fuhr sie mit ihren Überzeugungsversuchen fort. Wenn es sein musste, würde sie ihn dazu zwingen. Doch wenn nicht, wäre es besser.
"Wenn du ein wenig die Beine ausstrecken würdest, dich vielleicht sogar hinlegen ...?"

Oh, dies würde eine lange Nacht werden. Für sie und für Notos. Nirah spürte ihre Erschöpfung kaum, wenngleich sie stetig zunahm. Auch die Schmerzen vom Sitzen auf dem niedrigen Hocker und das sachte Pochen ihres Beins erreichten nicht ihr Bewusstsein. Zu groß war die Sorge und ihre ganze Aufmerksamkeit galt dem kranken Mann vor ihr, dessen Reaktion auf ihr Heilritual leider deutlich drastischer ausfiel als ihr lieb war.


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Antworten Zuletzt bearbeitet am 10.06.2023 23:30.

Saphyr

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Lieblingstexte - Sonom 1

von Saphyr am 11.06.2023 22:45

5. Sonom: Anfangsbeiträge "Treffen mit Akimatzu" - GRS "Hüter der Ordnung" 2018

Kontext:
Sonom ist ein Hüter der Ordnung, entsandt aus dem Himmel und sein Spezialgebiet ist das Wissen. Er weiß viel, viel zu viel. Und das hat ihn möglicherweise ... verrückt gemacht. Jedenfalls ist er ein seltsamer Zeitgenosse, weder weiblich noch männlich, sondern geschlechtslos. Manchmal wechselt seine Augenfarbe von grün zu blau und er nennt sich auch Sona. Je nachdem ist auch sein Charakter mehr typisch männlich oder typisch weiblich.
In den Beiträgen trifft er auf einen anderen Hüter des Himmels, Akimatzu der Engel. 

Achtung!

Zum besseren Verständnis habe ich die Antworten von Akimatzu teilweise zwischendrin stark gekürzt / in eigenen Worten eingefügt. Dies ist mit dem Schreiber abgesprochen und ich markiere die Stellen. Warum? Ist so einfach unterhaltsamer. Das ganze GRS ist ohnehin öffentlich einsehbar.

Beitrag Nr. 1
Wörter: 314

Seine Schritte schmatzten auf dem nassen Waldboden. Vielmehr Schlamm als Boden war es, dachte Sonom. Er war seit einiger Zeit unterwegs, er wusste nicht wieso, oder was sein Ziel war. Dennoch wusste er, welchen Weg er durch das grüne Dickicht nehmen musste. Niemand hatte es ihm gesagt, es war einfach in seinem Kopf und er musste diesem Eindruck folgen. Er hatte ja sonst nichts zu tun. Die in schwarz gekleidete Gestalt hörte seinen Atem, während er so vor sich hin lief, den wirren Intuitionen seines Geistes folgend. Der schwere Stoff klebte unangenehm an seinen Beinen, hing nass an seinen Armen. Ein unangenehmes Frösteln lief durch seinen Körper. Es regnete, warum musste es immer regnen? Wie auf Geheiß seiner Gedanken ließ der Regen nach und hörte nach einigen Minuten ganz auf. Zufrieden lächelte Sonom. Er würde gerne glauben, dass er das verursacht hatte, deshalb tat er einfach so als ob. Dinge, die er für wahr hielt, waren es auch, zumindest aus seiner Perspektive. Ein Grundgesetz der Menschheit. Er lachte, auch wenn niemand hier war, der ihn hören konnte. Immerhin ein paar Vögel stiegen aufgeschreckt in die Lüfte. Schmatz, Schmatz, Schmatz. Eintönige Geräusche, in dem sonst fast stillen Wald.
Dichtes Unterholz versperrte Sonom den Weg. Vielleicht hätte er darum herumgehen können, vielleicht wäre es einfacher gewesen. Doch das Wort "geradeaus" hallte wie ein Echo in seinem Kopf. Geradeaus ...
Mühevoll arbeitete er sich durch die Barriere, zerschnitt sich dabei die Hände. Eine hellblonde Strähne seines Haares blieb an einem der dornigen Äste zurück. Welch ein Krach, dachte Sonom. Wer machte denn diesen Lärm? Dieser Lärm....
Mit einem Krachen durchbrach er den letzten Ast, der ihm im Weg war und stolperte beinahe auf eine kleine Lichtung. Ein Mann war dort, den Rücken ihm zugewandt.
"Ach, dich habe ich wohl gesucht" sprach er überrascht. "Guten Tag, der Herr, mein alter Freund....oder sind wir Feinde? Was meinst du ... Akimatzu?"

"Wölfe reden nicht mit Hunden … wieso redest du dann mit einem?", fragte Akimatzu zurück. Langsam drehte er sich um und öffnete seine glühenden Augen"… Freunde stellen sich gleich…ich habe Angst vor dir… Feinde hassen sich …ich respektiere dich…was sind wir also?" sprach die Gestalt kühl.

Beitrag Nr. 2
Wörter: 317

Sonom sah Akimatzu etwas verwirrt an. "Ich bin weder ein Wolf, noch bist du ein Hund. Ich bin niemand, du willst niemand sein. Sind wir dadurch nicht gleich? Doch, wenn du dich selbst zu etwas Schlimmerem als ein Niemand machen willst.... Deine Entscheidung. Also sind wir keine Freunde, und auch keine Feinde. Um ehrlich zu sein, bist du mir gleichgültig. Also müssen wir Fremde sein, obwohl wir uns kennen." antwortete er und fing an seltsam zu lachen. "Paradox ... Die Welt wird immer schlimmer ... Nein, es ist nicht möglich, dass wir Fremde sind. Also sind wir nichts. Und wenn wir beide nichts sind, sind wir wohl doch Freunde." sprach er. Dann zögerte er kurz, scheinbar nachdenklich. "Vielleicht sind wir einfach wirklich nichts ..." überlegte er. Seine leuchtend blauen Augen verweilten viel zu lange starr auf Akimatzu. Plötzlich regte Sonom sich wieder.
"Also ich glaube, ich habe dich gesucht." wiederholte er sich. Wieder sagte er nichts. "Nun, gesucht ist das falsche Wort, aber im Prinzip habe ich dich doch gesucht. Zumindest glaube ich das. Also sagen wir, ich bin relativ sicher." murmelte er. Plötzlich abgelenkt lief Sonom weiter in das Herz der Lichtung, auf Akimatzu zu, schaute ihn kurz an und lief dann im Kreis um ihn herum. "Ich habe doch.... ich habe doch.... ich weiß nicht ...", murmelte er kaum hörbar vor sich hin. Wenige Sekunden später blieb er so abrupt stehen, dass er beinahe auf dem schlammigen Untergrund ausrutschte.
"Ach ja, ach ja", rief er aus und drehte sich ebenso schnell wieder zu dem Engel. "Wir müssen den Stimmen folgen, verstehst du nicht? Natürlich nicht ..." lachte er. Sonom trat nahe an den Mann heran und fasste seine Hand. "Komm mit mir mein lieber" lächelte er ihn aus grünen Augen sanft an. "
Ohne seine Reaktion abzuwarten, zog er Akimatzu mit sich in eine Richtung. Freudig wie ein kleines Kind lächelte er ihm immer wieder zu. "Keine Angst, ich weiß, wohin. ... Glaube ich"

Akimatzu ließ sich nicht mitziehen. "Was soll das werden?", fragte er. "… Zeige mir die Richtung", entgegnete er kalt, immer noch nicht wissend, dass Sonom gerade seit über 5 Minuten versuchte ihn mitzuziehen. 

Beitrag Nr. 3
Wörter: 282

Als Sonom endlich merkte, dass Akimatzu sich nicht mit ziehen ließ, schaute er verdutzt zu ihm, dann zu ihren Händen, wieder zu ihm. Dann ließ er den Mann los. "Also ich ..." fing er an. Sein Gesicht ließ die Enttäuschung erkennen, die er empfand. Er war sich nicht sicher, ob er traurig sein sollte. Für einen Moment schimmerten Tränen in seinen Augen. Doch er entschied sich nicht traurig zu sein. Schlagartig beäugte Sonom den Engel mit einem eiskalten Blick, der schnell zu einem ausdruckslosen und dann grimmigen wurde.
"Ich weiß nicht genau warum, aber du machst mich traurig, Akimatzu. Könntest du endlich mal aufhören, immer über deine Vergangenheit zu reden? Weißt du was, ich gehe jetzt. Wenn du wissen willst, was deine Aufgabe ist, folge einfach den Stimmen, wie ich dir schon hundert Mal erklärt habe und hör auf zu jammern." blaffte er ihn an, drehte sich um und stapfte los. Schmatz, Schmatz, Schmatz, machten seine Füße. Ein schönes Geräusch, dachte Sonom. Doch irgendwie stimmte etwas nicht. "Kommst du jetzt endlich", rief er unfreundlich, ohne zurückzuschauen. "Ich habe wirklich nicht den ganzen Tag Zeit."
Ohne ein weiteres Wort zu Akimatzu zu sagen, lief Sonom weiter und fing an sich durchs Unterholz zu schlagen. "Immer das Gleiche, tagein, tagaus. Was soll nur aus den Menschen werden, wenn sie doch immer zurück und nie nach vorne schauen. Leben wir dann nicht auch immer in der Vergangenheit und ändern nichts an der Zukunft?" murmelte er vor sich hin. Akimatzu schien er vergessen zu haben, ebenso wenig war es ihm bewusst, was er da sagte. "Sie sind ihr eigenes Übel. Doch wie könnten sie auch anders, wenn nicht einmal die Engel es schaffen nicht zu fallen."

Neben Sonom lief Akimatzu, doch war er ein ungeduldiges Wesen …ein Schritt von ihm waren fünf Schritte von Sonom.
So schnell das man denken könne, es wäre Teleportation, war Sonom auch schon auf den Schultern von Akimatzu.
"... Ich hoffe, es macht euch nicht traurig, dass ich euch trage, … zeigt die Richtung, ich folge … genauso wie mein Bruder …"

Beitrag Nr. 4
Wörter:  276

Sonom war erschrocken, hatte er doch gar nicht mehr an den Mann gedacht. "So trug der Hund den Wolf" gab er nur kalt von sich. Ein Hauch von Sarkasmus schwang in den Worten mit. "Du hast offensichtlich deine Wahl getroffen, Engel" säuselte er ihm ins Ohr. "Ob das deinem Bruder gefällt, soll ich ihn fragen?", sagte er und sah sich dabei nach dem Raben um" Gefällt es dir? Zu wissen, dass jeder Schritt dich mehr zu einem Hund macht?" meinte er dann, doch er erwartete keine Antwort.
"Dann los, folge den Stimmen, bring mich dort hin wo auch immer unser Ziel liegt" kicherte er. Daraufhin schloss Sonom die Augen, die Ankunft an dem unbekannten Ort abwartend.
Erst etwas später bemerkte er, dass sie sich noch immer nicht vom Fleck bewegten. "Willst du nicht hören?" beschwerte er sich. "... ach richtig. Die Schwachen können nicht hören, was ihnen gesagt wird, so wie auch du den Stimmen nicht gewahr bist. Wusstest du, es sind nicht einmal richtige Stimmen. Interessant, nicht wahr? Soll ich dir erklären, wie es funktioniert? Es ist eigentlich ganz einfach" fing er an. "Wobei ... nein, du hast genug eigene Probleme. Ich will dir nicht einen Hauch von dem zumuten, was die Leute als mein Problem sehen ... obwohl sie natürlich keine Ahnung davon haben, was sie reden. Doch ich bin mir sicher...."
Sonom öffnete die Augen und schloss sie gleich wieder. "Ja, ich bin mir sicher, einfach geradeaus. Es ist nicht weit. Der Lärm, die Auren… Ich sehe es ... nein eigentlich sehe ich es nicht wirklich, aber... ach schon wieder das gleiche Thema . Entschuldige" lachte er
"Er möge sich nun endlich bewegen und Sonom nicht warten lassen", befahl das Wesen.


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Saphyr

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Caeli & Orion 1

von Saphyr am 12.07.2023 15:13

6. Caeli (& Orion): Umarmung - PRS "The Headwinds" 2023 -  SNIPPET
Fantasy

Kontext:
Der Text entstammt nicht direkt dem Rollenspiel, sondern wurde aus Spaß als Snippet geschrieben. Caeli und Orion sind die früheren Leben unserer im RS bespielten Charaktere Nirah und Notos. Die Szene spielt weit in der Vergangenheit, bevor es eine Trennung zwischen Erd- und Himmelreich gab. Caeli ist die oberste Wächterin (Oberhaupt einer spirituellen Gruppe) und Orion ist ihr persönlicher Leibwächter. 
Anlass: Es gab im RS eine ähnliche (und doch sehr anders ausgehende) Szene in der sich Nirah und Notos Seelen quasi an die Verbindung erinnert haben. 

Wörter: 1515

----

Die Leute hier waren ein aufgewecktes Völkchen. Sie ließen keine Gelegenheit aus, um die letzten Sommertage zu genießen. Irgendwer war auf die grandiose Idee gekommen, ein Abschiedsfest für Caeli und ihren Leibwächter zu geben. „Abschied" nach einigen Tage des Pflichtbesuchs, während denen Caeli ihren Aufgaben als oberste Wächterin nachgegangen war. Das „Fest" war letzten Endes nichts anderes als ein geselliges Zusammensitzen mit Lärm, Alkohol und definitiv zu vielen Menschen für solch einen kleinen Ort. Caeli war sich fast sicher, dass nichts davon stattgefunden hätte, hätte sich Orion nicht vom ersten Tag an unter die Leute gemischt und sie nicht nur an einem Abend unterhalten.

Sie entdeckte wie Orion sich angeregt mit zwei Männern mit Krügen unterhielt und sah dann schnell wieder in die andere Richtung. Er schien es nicht bemerkt zu haben und das war gut so. Ihre eigenen Finger trommelten ungeduldig auf der hölzernen Tischplatte. In der letzten halben Stunde war es dunkel geworden und das Feuer warf seinen Schein auf die ausgelassene Meute. Caeli saß nach den anfänglichen höflichen Begrüßungen alleine auf einer Bank, unwillig zu trinken, unwillig sich in eine der vielen unnötigen Konversationen einzumischen.
Weitere fünf Minuten später stand sie abrupt auf, schob sich zwischen Bank und Tisch entlang und marschierte dann an den Grüppchen vorbei in die Freiheit. Sie war der Einladung gefolgt und es hatte sogar noch etwas hier ausgehalten. Das musste reichen, um der Höflichkeit genüge zu tun.

Kaum drei Schritte später trat ihr ein Mann in den Weg. Dahinter standen ein paar weitere Männer zusammen. Ein paar redeten weiter und und ein paar beobachteten ihren Kumpanen. „Kommt, feiert mit uns. Etwas Met schadet nicht!" verkündete er und schwenkte ihr einen vollen Krug entgegen. Hielt ihn ihr direkt unter die Nase. Caeli zog die Augenbrauen zusammen und schob ihn mit zwei Fingerspitzen von sich weg. „Nein, danke" antwortete sie und machte einen großen Schritt. „Wollt ihr schon gehen? Es ist doch der letzte Abend." Er brachte es allen ernstes Zustande ein schmollendes – und definitiv nicht von Nüchternheit geprägtes – Gesicht zu ziehen. Könnten Blicke töten, wären schon viele Menschen leblos vor Caeli zu Boden gegangen. Und dieser Mann gehörte dazu, ohne Frage. „Geh aus dem Weg." befahl sie mit funkelnden Augen. Sie hatte die Stimme nicht erhoben und dennoch ließ sie keinerlei Widerrede zu. Inzwischen war einer der anderen nach vorne geeilt und zog den Freund am Handgelenk aus dem Weg – begleitet von einem nachdrücklichen warnenden Blick.

Während Caeli mit erhobenem Kopf davon stolzierte, hörte sie die verklingenden Stimmen in ihrem Rücken. „Glaub mir, bei ihr solltest du auf gar keinen Fall..." Den Rest hörte sie nicht und sie wollte ihn auch nicht hören. Es interessierte sie nicht, ob es Warnungen oder reißerische Sprüche waren. Vermutlich etwas dazwischen.
Caelis Füße führten sie weg von der Versammlung Richtung See. Dort war nichts mehr zu hören. Nur noch die leichte Brise in den Blättern der Bäume, ein gelegentliches Plätschern begleitet von den allgegenwärtigen Geräuschen des nächtlichen Lebens. Sie atmete tief ein, langsam aus und ließ ihren Blick schweifen. Ihre Sinne waren längst erwacht und sogen die Energie auf, wie einen beruhigenden Puls. Morgen mussten sie aufbrechen. So früh wie möglich, wenn sie nicht durchgehend in der Mittagshitze marschieren wollten. Orion ging besser rechtzeitig zu Bett. Einen übermüdeten Leibwächter auf Reisen konnte sie wirklich nicht gebrauchen. Er hatte vorhin ja recht zufrieden ausgesehen...

„Möchtest du dich zurückziehen?"
Caeli schnellte herum, obwohl sie die Stimme sofort erkannt hatte. Sie seufzte umgehend als sie die Gestalt ausmachte. Orion musterte sie abwartend, seine Augen schimmerten nur leicht im Mondschein. „Würdest du dich bitte nicht anschleichen?" murrte sie. „Ich habe mich nicht angeschlichen." Orion konnte seine Erheiterung nicht verbergen und irgendwie hatte Caeli das Gefühl, er probierte es gar nicht erst. Sie konnte sich das Schmunzeln auf seinem dämlichen Gesicht nur zu gut vorstellen. Immerhin war er schlau genug nicht das Offensichtliche auszusprechen: Sie war müde, ausgelaugt, überreizt. Nicht nur von heute. Sie zweifelte inzwischen nicht mehr daran, dass er das wusste. „Ich habe gesehen, dass du gegangen bist und konnte mich recht schnell aus der Affäre ziehen." fügte er ernster hinzu und zuckte dabei mit den Schultern.
„Geh zurück."
„Nein."
„Ich meine es ernst. Geh. Wenn du nicht zu lange..." Caeli hatte den Satz kaum begonnen, da folgte schon ein entschiedenes „Nein." Sie knirschte mit den Zähnen und starrte ihren Leibwächter einen Moment an. Dann seufzte sie abermals, massierte kurz kopfschüttelnd eine Stelle zwischen den Augen, murmelte dabei „Womit habe ich das verdient?" Im Hintergrund erklang ein leises Glucksen und Orion murmelte irgendetwas Unverständliches als Antwort. Sie sah ruckartig wieder auf. „Schön." schnaubte sie. „Gehen wir zur Hütte. Je früher wir zu etwas Schlaf kommen, desto besser" Caeli setzte sich abrupt in Bewegung, einen letzten Blick zum See werfend.

Plötzlich geschahen mehrere Dinge gleichzeitig. „Vorsicht!" warnte Orion sie. Da huschten bereits zwei Gestalten um ihre Beine. Ein hektisches Flattern. Ein schnelles Etwas, dicht gefolgt von einem größeren Wesen, haarscharf auf der Spur des anderen. Streiften Caeli, brachten sie beinahe dazu über ihre eigenen Füße zu stolpern im Versuch keinem der beiden Rabauken auf die Pfoten zu treten. Die Flüche auf die Drachen verblieben in ihren Gedanken. Statt nach vorne, stolperte sie nach hinten, denn sie wurde am Arm zurück gezogen, weg vom Seeufer. Caeli erhaschte einen Blick auf Orions Gesicht und ihre Blicke begegneten sich. Sie sah ein unheilverkündendes Grinsen. Oh nein. Dieser Ausdruck kam ihr sehr bekannt vor. Ihre Ahnung, dass er etwas furchtbar Dummes verhieß, bestätigte sich umgehend. Orion nutzte den Schwung und wirbelte Caeli einmal um ihre eigene Achse, wie im Ansatz eines Tanzes. Lachte er etwa?

„Du bist betrunken.", warf sie ihm nach einer atemlosen Pause vor. Orion hielt weiterhin ihr Handgelenk und sah sie still an. Statt einer Antwort verzog er den Mund noch mehr – wer hätte gedacht, dass dies möglich war – und kam einen Schritt auf sie zu. Wieder hob er ihren Arm und zwang sie in eine Drehung, nutze Caelis Überraschung schamlos aus. Dieses Mal drehte sie sich deutlich langsamer, fast andächtig. „Oh, du bist eindeutig betrunken" knurrte Caeli noch in der Bewegung. Ein weiteres Mal trafen sich ihre Blicke. Orions Augen schienen grau in der Dunkelheit, doch sie glänzten. Das Grinsen war teilweise einem anderen Ausdruck gewichen, welchen Caeli nicht zu identifizieren wusste. Nicht, dass sie Zeit gehabt hätte, sich darüber Gedanken zu machen. Anstatt sie endlich abzustellen, zog Orion sie aus der Drehung heraus noch näher an sich heran.

Caeli spürte, wie sein Arm sich um ihren Rücken legte. Dann der andere. Und obwohl sie problemlos eine vertraute Tanzhaltung darin erkannte, fühlte es sich mehr an wie eine Umarmung. Sie war sanft genug, um nicht unangenehm zu sein. Stark genug, um Caeli nicht eine Sekunde daran zweifeln zu lassen, dass Orion sie halten konnte, als er sie zu allem Überfluss auch noch nach hinten kippte. Nichtsdestotrotz streckte sie automatisch die Hände aus, um sich festzuhalten, schloss sie um seinen Nacken. Eindeutig aus Überforderung mit der Situation griff ihr Körper auf eine ihr bekannte Bewegung zurück. So verharrten sie, regungslos. „Nein", sagte Orion. „Nein?", flüsterte Caeli fragend. „Nein, ich bin nicht betrunken. Ich trinke nicht im Dienst." Seine Stimme klang ruhig, so viel ruhiger als sonst. Caelis Herz machte einen unvermittelten Satz, als ihr bewusst wurde, wie nah Orion eigentlich war. Es trennte sie quasi nichts mehr von ihm. Höchstens ein Hauch von Luft. Nicht einmal der Anflug des Geruchs von Alkohol strömte von ihm aus. Dafür fragte sich Caeli nun beinahe, ob sie nicht doch aus Versehen einen Becher Met erwischt hatte. Ihr Kopf schwirrte, der Puls pochend in ihren Ohren. Ihre Augen gefangen von Orions. Ein Gefühl von verwirrender Geborgenheit. Ein Moment wie eine Ewigkeit. Und doch so kurz.

„Konntest du dich überzeugen?" Caeli erahnte Orions Rückzug, bevor sie ihn spürte. Ein Mundwinkel zog sich altbekannt nach oben, seine Stimme beschwingt wie immer als er sie fragte, ob sie ihm Glauben schenkte. Ehe sie sich versah, stand sie aufrecht, befreit aus der Umarmung ... oder was bei den Göttern das gewesen war. Caeli nickte, unfähig eine eloquente Antwort zu geben. „Ich nehme meinen Dienst ernst.", lächelte Orion. Aus irgendeinem Grund sah er so müde aus, wie Caeli sich fühlte. „Und genau das ist der Grund, warum wir in unsere Gemächer zurückkehren sollten. Wir haben eine lange Reise vor uns, nicht?" Caeli bemerkte, dass sie Orion immernoch festhielt. Sie zog die Hände zu sich, als hätte sie sich verbrannt. Räusperte sich.
„Genau." brachte sie beherrscht hervor, klang annähernd so wie immer. Bestimmt, sicher und distanziert. Trotz anhaltendem und tief sitzendem Durcheinander in ihrem Kopf. Was Orion auf gar keinen Fall bemerken durfte. Das wäre es, wenn er anfing zu glauben, seine Aktionen brachten ihn irgendwohin. „Wir haben keine Zeit für solchen Unsinn wie eben, Orion. Egal wohin wir gehen, es ist überall dasselbe ... Mit deinen idiotischen Ideen" beschwerte sie sich möglichst überzeugend. Sie stapfte eilig los, den Kopf erhoben, während Orion mit Sicherheit grinsend hinter ihr zurückblieb. „Steh nicht in der Gegend herum und komm. Wir haben einen anstrengenden Tag vor uns."
„Dein Wunsch ist mir Befehl" grinste Orion und folgte ihr zu den Behausungen.


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Antworten Zuletzt bearbeitet am 16.07.2023 17:24.

Saphyr

26, Weiblich

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(Lieblings)texte - Darian 1

von Saphyr am 24.07.2023 02:03

7. Darian&Thani: Gift - PRS "Astoria - Das Reich der Wandler" 2023

Fantasy

Kontext:
Darian befindet sich außerhalb seines Reichs und wurde dort von den (Gestalt-)Wandlern überrascht und gefangen genommen. Eigentlich hätte er Thani treffen und dann die Grenze auskundschaften sollen, aber er ist alleine losgezogen. Thani findet ihn und wird auch gefangen genommen, da sie sehr laut ist und sich ungeschickt anstellt. Beide wissen nicht, dass die Wandler existieren. Bis jetzt hat Darian angenommen, es handelt sich um einfache Banditen.

Wörter: 1307

TW: Blut, Gift, Gewalt

----
Etwas geschah. Was genau, konnte Darian nicht einschätzen. Er wagte es nicht, die Augen richtig zu öffnen und sah in der Dunkelheit quasi nichts, sobald er durch die Lider spähte. Dafür hörte er etwas: Schritte, das Flattern von Vögeln, das Knarzen von Ästen. Inzwischen pochte sein Kopf nicht mehr so, als würde er immer wieder gegen einen Amboss geschmettert. Vielmehr klopften mindestens zwei kleine Hammer gegen seine Schädeldecke. Leise aber beständig. Seine Hände brannten erst vor Kälte und dann durch die plötzliche Wärme, die durch sie hindurchfloss. Darian ließ das Feuer nur sehr kontrolliert strömen, auf winzige Punkte in seinen Fingerspitzen gerichtet. Er erreichte damit seine Ketten. Niemand sollte seine Bemühungen bemerken. Falls ein Glühen von ihm ausging, konnte er es so gut verdecken.

Dies war bei Weitem kein optimaler Zeitpunkt. Doch so wie es sich anhörte, hatte etwas die Banditen aufgescheucht. Würde es überhaupt einen passenden Augenblick geben? Leider gab das Metall kein Stück nach. Vorsichtig zerrte er zum Test daran. Nicht genug Hitze. Er brauchte mehr Zeit und mehr Feuer. Darian drückte sich näher an den Baum, um die Sicht auf seine Hände zu blocken. Gleich, gleich gibt es nach. Bestimmt.
Auf einmal ertönte ein helles Kreischen, eindeutig nicht menschlicher Natur. Kurz darauf dröhnte ein Horn, das verdächtig nach einem Warnsignal klang. Beendet wurde das Ganze mit einem Schrei. Dem hohen Schrei einer Frau. Und dann nichts - nichts, das auf ihre Identität oder ihr Ziel hinwies. Der Vorfall konnte nicht sehr weit von hier stattgefunden haben. Die schweren Schritte waren zu laut. Sie gehörten zu mehr Personen als Darian einzeln ausmachen konnte. Zehn, mindestens. Und sie kamen näher.

Er unterdrückte einen Fluch. Durch den Versuch herauszufinden, was vor sich ging, hatte er seinen Fokus verloren. Das fesselnde Eisen fühlte sich kaum mehr warm an. Darian stoppte sofort den Strom an Energie, der durch seine Adern floss. Die Banditen kamen nicht nur näher, sie eilten direkt auf ihn zu. Lediglich eine Luftbewegung in unmittelbarer Nähe kündigte an, was als Nächstes geschah. Schmerzhaftes Brennen folgte einem kurzen Stich an der Seite seines Halses. Noch bevor der erste Tropfen Blut an seiner Haut hinab rann, dachte Darian, es wäre sein Ende. Sie haben sich umentschieden. Sie schneiden mir die Kehle durch. Er riss die Augen auf, aber der Angriff, der alles beenden würde, kam nicht. Die Banditen standen schweigend vor ihm. Worauf warten sie?

Hitze strömte plötzlich durch seinen Körper, ausgehend von der Wunde am Hals. Breitete sich aus. Darian kannte dieses Gefühl. Gift, sie hatten ihn vergiftet! Andernfalls würde das Feuer sich nicht automatisch zur Wehr setzen, nicht versuchen zu neutralisieren, was auch immer in seinen Blutkreislauf gelangt war. Es war nicht schnell genug. Er war erschöpft, hatte eine Menge Kraft für die vermaledeiten Fesseln aufgebracht und man hatte leider eine überaus geschickte Stelle für den Schnitt gewählt. Und das Gift war stark. Nur Augenblicke später wurden Darians Glieder schwer. Die wenigen Fackeln verschwammen vor seinen Augen zu orangen Flecken. Er sank in sich zusammen, spürte, wie ihm die Kontrolle entglitt. Schlafend stellen musste er sich nicht mehr, das geschah ganz von alleine. Dennoch blieb ein Teil seines Geistes wach und bekam noch mit, wie man ihn losband, hörte den dumpfen Ton, den er machen musste, als er auf dem Boden aufschlug. Jemand rief etwas. Er wurde aufgehoben und fortgetragen. Dann verlor sich Darian in undurchdringlicher Schwärze.

Kühler Stein kämpfte mit dem allgegenwärtigen Lodern des Feuers in Darians Gliedern. Langsam kehrten seine Sinne zurück, mit ihnen der Schmerz und hartnäckige Übelkeit. Er blinzelte. Die Welt war zur Seite gekippt. In der Nähe erkannte er die Umrisse einer Person, die neben ihm lag. Hinter ihr waren ... Gitterstäbe? Jenseits dieser redeten zwei Gestalten miteinander. Er ließ seine Augen zufallen und wartete darauf, dass die Wirkung des Gifts verschwand. Das gab ihm Zeit nachzudenken, war er sich der Anwesenheit des Banditenanführers nur allzu bewusst.
Er war nicht tot. Das war schonmal gut. Außerdem war er transportiert worden und befand sich höchstwahrscheinlich in einer Zelle. Seine Hände waren hinter seinem Rücken gefesselt, nach wie vor. Seine Füße waren ebenso nicht frei, hatten aber etwas mehr Spielraum als zuvor. Jemand, soweit er gesehen hatte, eine Frau, hatte dasselbe Schicksal ereilt. Der Schrei könnte zu ihr gehört haben. Wer sie auch war, sie hatte ihn wahrscheinlich die Flucht gekostet.

Bis die Frau sich regte, hatte Darians Übelkeit bereits nachgelassen und der Nebel in seinem Kopf hatte sich gelichtet. Bei ihr dauerte es noch eine Weile länger, doch schließlich hörte er wie sie sich bewegte. Darian öffnete die Augen und versuchte verwirrt auszusehen, während er die Situation erfasste. Inzwischen hatte die Frau sich in eine wackelige sitzende Position gebracht und Darian tat es ihr gleich, indem er sich auf die Knie hievte. Sie gähnte herzhaft, musterte Darian und sah dann durch ihn hindurch, begann zu lächeln. Sie schien etwas sagen zu wollen, der Anführer vor der Zelle kam jedoch jeglicher Aktion zuvor. Darian blickte ihn stoisch an. Wenn er glaubte, die veränderten Umstände änderten irgendetwas an seiner Bereitschaft zu reden, lag er gewaltig falsch.

Was die Frau allerdings anging...
Sie nickte ernst, ihr Blick noch ein wenig unfokussiert. "Ich heiße Thani und arbeite ... ich arbeite im Auftrag König Tykrons von Ascador als Teil einer Spezialeinheit." ereiferte sich. "Seit kurzem" Ihre Stimme zitterte leicht, doch ihr Wortschwall war nicht aufzuhalten. "Genauso wie er" Sie deutete mit einer Kopfbewegung zu Darian. "Also, er ist schon länger dabei. Eigentlich sollte ich ihn bei meinen ersten Einsätzen begleiten. Er war nicht da und jedenfalls", sie holte Luft "bin ich eigentlich nur hier, weil ich ihn finden wollte ... oder retten. Ihn zurückbringen." Sie drehte den Kopf zu ihm und zögerte. "Wie heißt du eigentlich?"
Bei aller Selbstbeherrschung, die Darian besaß, sie hielt ihn nicht davon ab, laut seufzend die Lippen aufeinander zupressen und das Gesicht zu verziehen. Hätte er freie Hände gehabt, hätte er seine Stirn in ihnen vergraben.
"Ich kenne sie nicht." knurrte Darian gereizt durch das Gitter. Viel erwartet hatte er von seiner 'Begleiterin' von Anfang an nicht, aber das sollte sie sein, die neue Häscherin? Wer in aller Welt hatte sie ausgebildet? Der Koch?

Thani schien Darians Reaktion bemerkt zu haben. Leider interpretierte sie diese völlig falsch. "Ach ja, genau. Ich bitte also darum, dass Ihr uns freilasst. Das ist sicherlich ein Missverständnis, welches wir friedlich klären können. Wenn wir gehen können, wird der König Euch mit Sicherheit in Frieden lassen." informierte sie den Banditenanführer.
"Ich kenne sie nicht." murmelte Darian abermals, dieses Mal zunehmend verzweifelt. Diese Frau hatte gerade innerhalb eines Atemzugs alles zunichte gemacht wofür er willentlich dem Tod ins Auge geblickt hatte.
"Unser Auftrag war lediglich die Grenze..." versuchte sie weiterzuerzählen. "Halt endlich deine verdammte Klappe!" fuhr Darian sie an. "Kein Wort mehr! Kein einziges."
Man hatte ihn bewusstlos geschlagen, gefesselt, bedroht. Keiner seiner Entführer hatte auch nur einen Teil der Wut ausgelöst, die gerade in ihm aufwallte. Thani sah ihn mit großen Augen an, sah durch ihn hindurch. Und schwieg.

Sie wandte sich von ihm ab. Ihre Haltung war verkrampft, ihr Blick richtete sich ins Nirgendwo. Endlich, dachte Darian grimmig. Kurz herrschte Stille. Plötzlich sog die Frau hörbar Luft ein und sie starrte den Mann vor der Zelle an. "Ich glaube..." fing sie an. Darian versuchte sie mit einem Grollen zu unterbrechen, aber sie ignorierte ihn. Was sie sagte, war nicht was er erwartet hatte. "Ich glaube, irgendetwas stimmt nicht mit Euch. Ich sehe wilde Augen, die Pranken einer Bestie. Aber es ist verschwommen und Eure Farbe ist falsch. Das Licht ... flackert." Sie robbte nach vorne, dem Mann entgegen und die Ketten rasselten dabei. "Was seid Ihr?" hauchte sie. Er war sich nicht sicher, ob sie ängstlich oder neugierig klang. Darian beobachtete das Schauspiel mit offenem Mund. Was seid Ihr? Er wusste grob, wozu Thanis Fähigkeit imstande war und das hörte sich gar nicht gut an.


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Saphyr

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(Lieblings)texte - Caeli&Orion 2

von Saphyr am 24.07.2023 02:46

8. Caeli&Orion: Umarmung - Sequel - PRS "The Headwinds" 2023 - SNIPPET
Fantasy


Kontext:
Fortsetzung des Snippets unter Punkt 6. Caeli hat plötzlich Gefühle für Orion, die sie verwirren.

Wörter: 1380
----

Die folgenden Wochen waren anstrengend.
Während der Reise zurück in die Stadt war Caeli keine Zeit geblieben, um sich Gedanken zu machen. Alles war so wie immer gewesen. Nach etlichen Unternehmungen dieser Art hatten sie und ihr Leibwächter sich aufeinander eingespielt. Es war klar, wer das Nachtlager aufbaute, wer sich um das Essen kümmerte, wann sie liefen und wann sie rasteten. Der Fokus lag stets darauf, die Strecke möglichst zügig zu überwinden.
Höchstens ein wenig Schwermut hatte Caeli überkommen, als sich Orion nach der Ankunft im Quartier verabschiedete. Sie waren beide müde gewesen, hatten den Schlaf gebraucht. Angefangen hatte es am Abend, einen Tag nach der Rückkehr.

Caeli saß an ihrem Schreibtisch. Vor ihr lag ein Stapel Unterlagen, der darauf wartete, bearbeitet zu werden. Es hatten sich einiges angesammelt, während ihrer Abwesenheit. Nachdem heute Vormittag persönliche Besprechungen mit den anderen Wächtern Vorrang gehabt hatten, war sie nun das erste Mal nach einem langen Tag völlig alleine. Nach und nach landeten fünf Anfragen auf dem Erledigt-Stapel. Warum auch immer man ihr diese zugeschoben hatte. Jedes Mal dasselbe. Sie musste unbedingt noch einmal mit ... Wie hieß der Kerl? Er war kein Wächter, aber überwachte den Schriftverkehr. Sollte dafür sorgen, dass alles direkt am richtigen Platz landete oder weitergegeben wurde bei Schwierigkeiten. Es war eindeutig festgelegt, dass Caeli ausschließlich sehr wichtige oder anderweitig unlösbare Probleme auf ihren Tisch bekommen sollte. Drei kleinere -geklärte!- Diebstähle und zwei Beschwerden über zu hohe Steuern für die Ernte waren weder wichtig noch kompliziert. Was machten ihre Kollegen die ganze Zeit?
Trotzdem beantwortete Caeli die Briefe, alle mit in etwa derselben Antwort: Dass die Wächter nicht weiterhelfen konnten und das Recht gemäß den geltenden Konventionen bereits durchgesetzt worden war. Verpackt in dieselben höflichen Worte, die sie schon unendlich oft niedergeschrieben hatte.

Während sie ihr Zeichen unter den fünften Brief setzte, die Hand schon nach dem nächsten ausgestreckt, schwang die Tür zu ihrem Gemach auf. Sie hörte plötzlich ihren Puls in den Ohren. Orion kam immer wieder Abends vorbei, schlich sich in den Raum und Caeli arbeitete weiter, bis die Worte vor ihren Augen verschwammen. Dieses Mal ließ sie das Papier fallen. "Klopfen ist dir ein Fremdwort, oder?" seufzte sie ohne von den Unterlagen aufzusehen. Sie hatte es ohnehin klar vor Augen, wie er vermutlich mit den Schultern zuckte, die Mundwinkel leicht nach oben zog. Er ging hinter ihr vorbei und ließ sich hörbar auf das Sofa sinken. "Du bist spät." fügte sie hinzu und bereute es direkt, nachdem sie es ausgesprochen hatte. Sie konnte sich vorstellen, wie sein Kopf interessiert nach oben schnellte und sich ein schelmisches Funkeln in seine Augen schlich. "Hast du mich erwartet?"
Caeli schwieg. "Nein", antwortete sie dann und beugte sich tiefer über den Tisch, zog den nächsten Brief heran. Orion war heute wegen irgendwelcher Ritterangelegenheiten in der Kaserne gewesen, weshalb er ausnahmsweise nicht ihre Besprechungen hatte aussitzen müssen. Das hieß auch, dass er von seinem Wachdienst freigestellt worden war und andere Krieger diese Arbeit übernommen hatten. Mindestens einer stand sicherlich jetzt gerade vor ihrer Tür. Wieso war es keine Überraschung, dass Orion trotzdem hier war?

Sie versuchte weiterzuarbeiten. So schnell wie ihr die ersten Antworten von der Hand gegangen waren, so zäh gestalteten sich die folgenden. Es war ein Desaster. Dabei kamen nun Fälle, die wirklich in ihrer Verantwortung lagen. Orion war vorbildlich still, doch jede noch so kleine Bewegung, jedes noch so leise Geräusch lenkte Caeli ab. Noch schlimmer, es machte sie unruhig. Wenn sie für eine Weile nichts hörte, konnte sie sich irgendwann nicht mehr abhalten, sich zu ihm umzudrehen. Dann grinste er ihr entgegen und sie wandte sich umgehend ab. So ging es den ganzen Abend bis in die späte Nacht hinein. Mehrfach war sie entschlossen, ihn fortzuschicken. Jedes Mal starrte sie ihn an, den Mund geöffnet, um etwas zu sagen und ... brachte es einfach nicht über sich. Sollte ihm ihr Verhalten seltsam vorkommen, so sagte er nichts dazu. Irgendwann gab Caeli es auf und starrte den Stapel vor sich mehr an, als dass sie daran arbeitete. Orion zog sich in seine eigenen Räumlichkeiten zurück, als Caeli verkündete, schlafen gehen zu wollen. Sie war erschöpft. Trotzdem wollte sich die erlösende Schläfrigkeit nicht einstellen. Stattdessen wälzte sie sich hin und her, ihre Gedanken ein einziges Wirrwarr ohne Anfang und Ende. Die Erinnerung an den Moment am See lief in Dauerschleife dazwischen.

So vergingen Wochen. Die Schlaflosigkeit wurde zu ihrem ständigen Begleiter. Orion bemerkte, dass Caeli müder als üblich wirkte. Sie tat es damit ab, dass es zu viel Arbeit gab. Ob er ihr glaubte oder nicht, wusste sie nicht. Fast jeden Abend leistete Orion ihr Gesellschaft, bis sie versuchte, sich zum Schlaf zu zwingen. War er einmal nicht da, stand es keineswegs besser um Caelis Unruhe. Sie lief in ihrem Raum auf und ab. Einmal ließ sie sogar nach Orion schicken, doch er hatte bereits tief und fest geschlafen. Tagsüber war er ebenfalls meist an ihrer Seite, wie es sich für einen Leibwächter gehörte. Obwohl alles seinen geregelten Gang nahm, stand Caeli neben sich. Die Tage verschwammen, ihre Aufgaben erledigte sie wie automatisch. Gleichzeitig mied sie Gespräche mit Orion, versicherte ihm nur immer wieder, dass alles in Ordnung war. Einmal schlief er ein, darauf wartend, dass Caeli zu Bett ging. Daraufhin sagte sie nicht mehr, wann sie schlafen wollte. Das war ungefähr der Zeitraum, als Caeli begann ihn zum Warten in ihr Schlafzimmer zu schicken und es fiel ihr so tatsächlich einfacher zu arbeiten, wenn er sich einen Raum entfernt aufhielt. Nicht nur einmal lag er quer über dem Bett, als wollte er jeden Moment aufstehen. Aber Caeli war sich sicher, dass er schlief, wenn sie hineinlugte und er sich nicht regte. Auf dem Sofa im Arbeitszimmer fand sie ohnehin mehr Schlaf. Es stellte sich eine angenehme Gewohnheit ein. Bis sie von Orion selbst gebrochen wurde.

"Du hast mich wieder nicht geweckt" gähnte Orion, als Caeli nachsah, ob er bereits schlief. Sie erstarrte. "Wie spät ist es?"
"Spät", antwortete Caeli. "Ich sollte gehen. Du brauchst auch Schlaf." Caeli schüttelte den Kopf. "Nein", sagte sie, mit einem Hauch zu viel Eile. Und ihr rutschte heraus, was sie zuvor konsequent hatte vermeiden können. "Es ist in Ordnung. Ich kann sowieso nicht schlafen." Orion richtete sich auf. Im Schein der Lampe sah Caeli, wie er im Schneidersitz an der Kante saß. "Leg dich hin", befahl er ihr plötzlich.
"Ich sagte doch, ich kann nicht schlafen!"
"Leg dich hin, Caeli." seufzte er und tippte auf die freie Fläche neben sich. "Hier?" Caelis Stimme nahm einen zu hohen Klang an. "Jetzt?"

"Ja." stellte er fest. Er schwieg und Caeli rührte sich nicht von der Stelle. Bis sich ein berechnendes Schmunzeln auf seinem Gesicht breit machte. "Wenn du dich nicht hinlegst, gehe ich." Sie blinzelte angesichts der eindeutigen und leider viel zu gut gewählten Erpressung. Mechanisch setzte sie einen Fuß vor den anderen und ließ sich langsam auf ihrem Bett nieder. Sie legte sich auf die gegenüberliegende Seite von Orions Platz, ganz an den Rand. Im nächsten Moment landete eine schwere Decke über ihr und Orion, immer noch im Schneidersitz, sah sie an. "Schlaf", murmelte er. Und dann begann er leise zu singen. Ein träges Schlaflied. Caeli unterdrückte ein Gähnen. Langsam aber sicher holte sie dennoch die angesammelte Müdigkeit ein. Es war die erste traumlose Nacht seit der letzten Reise. Später, sie wusste nicht, ob sie es sich ausdachte, glaubte sie zu hören, wie Orion flüsterte: "Ich sollte über dich wachen. Nicht du über mich."
Am nächsten Morgen war Orion immer noch da. Er schlief in einer unvorstellbaren Position über die Ecke des Bettes hängend, als wäre er aus dem Sitzen heraus umgekippt. Sein Gesicht sah friedlich aus. Zufrieden. Selbst im Schlaf hatte er ein Lächeln auf den Lippen. Sie beobachtete ihn, stand schließlich auf und machte vor ihm Halt, bevor sie an ihm vorbeiging. Lächelnd betrachtete sie ihn etwas länger. "Danke." hauchte sie. Danke. Für alles. "Hmm?" machte Orion. Seine Lider flatterten. "Schlaf", antwortete sie leise und verließ das Zimmer.

 


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Antworten Zuletzt bearbeitet am 28.08.2023 15:38.

Saphyr

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(Lieblings)texte - Silas 1

von Saphyr am 14.10.2023 17:20

9. Silas Leighton: Raben - PRS 2023
Dark Fantasy, Viktorianisches England
Beitrag Nr. 1

Wörter: 1400

TW: Tod, Trauer, Verlust von Familienmitgliedern


"Dann lass mich mal sehen." Silas nahm die Axt aus den Händen des älteren Mannes und musterte sie prüfend. Der Stiel war oben gesplittert und der Kopf löste sich beinahe von allein. "Bekommen wir hin. Gib mir einen Moment, Edgar." verkündete Silas und verschwand in einem der Hinterzimmer, bevor Edgar seine Zustimmung aussprechen konnte. Silas versicherte sich, dass die Tür richtig geschlossen war, bevor er die Axt auf seinen Arbeitstisch legte. Heute würde der Ofen kalt bleiben. Lediglich die Lampen entflammten, als er sich einen Moment darauf konzentrierte. Der Tag war deutlich vorangeschritten und durch die Fenster kam mehr Schatten als Licht.
Mit einer Zange machte sich Silas daran, den Stiel endgültig zu lösen. Statt ihn jedoch auszutauschen, wie Edgar es wohl erwartete, würde er ihn reparieren. Mit etwas mehr Zeit hätte er das Holz direkt bearbeitet, jetzt griff er lieber zu einem Beschleuniger. Aus einer seiner vielen Schubladen zog er ein Fläschchen mit einer trüben gräulichen Flüssigkeit. Nur wenige Tropfen träufelte er auf die beschädigten Stellen. Sofort zeigte sich die Wirkung. Das Holz gab nach, seiner Festigkeit beraubt. Silas brachte das zähe Material in Form, drückte die Risse aufeinander, schloss die Fugen. Zum Schluss versiegelte er alles mit einem Funken seiner eigenen Magie, sodass keine sichtbare Spur dieser Arbeit zurückblieb. Ein klein wenig Hitze aus Silas' Händen - nicht zu viel! - und es handelte sich wieder um einen scheinbar gewöhnlichen Holzstiel, wie frisch aus dem Laden. Routiniert befestigte er den Axtkopf, schärfte bei der Gelegenheit auch noch die Klinge und trottete zurück in den kleinen Laden. Die Lampen erloschen hinter ihm, als er die Tür öffnete.

 

Edgar hatte sich auf den Tresen gestützt und richtete sich auf, als Silas auftauchte. "Bitte sehr. Wie neu." lächelte Silas und überreichte ihm seine Axt. "Die wird dir nicht mehr so schnell brechen, versprochen." Nein, das war wohl jetzt die stabilste Axt in ganz Ardsbury. Die neue Tinktur hatte wunderbar funktioniert. Die Versiegelung tat ihr Übriges. Vielleicht hatte er nun auch genug Zeit, mit ähnlichen Mischungen für Metall zu experimentieren. Zeit im Übermaß. Der Gedanke legte sich wie ein düsterer Schleier über Silas. "Was schulde ich dir?" fragte Edgar und kramte in seinen Taschen, nachdem er dem Werk einen anerkennenden Blick geschenkt hatte. Silas machte eine wegwerfende Handbewegung. "Lass' gut sein."Überrascht hielt Edgar inne, schob seine Geldbörse zurück in die Tasche und griff nach Silas' Hand, um sich überschwänglich zu bedanken. "Du bist ein guter Kerl. Wirklich ein guter Kerl. Wie wäre es, wenn ihr mal zum Abendessen vorbeikommt, du und die Misses. Meine Frau freut sich, wenn etwas Leben ins Haus kommt. Unser Jüngster ist doch weggezogen, weißt du?" Unter der Tischplatte ballte sich Silas' freie Hand zur Faust, sodass es weh tat. "Ich bin sicher, Elenor würde liebend gerne zu Besuch kommen." brachte er gleichmütig heraus, schwieg einen Moment und verfiel auf einmal in Hektik. "Ich muss jetzt den Laden schließen und ein paar Dinge erledigen. Richte deiner Gattin Grüße von uns aus. Wir sprechen beizeiten mal, ja?" Mit diesen und einigen letzten höflichen Worten des Abschieds drängte er Edgar hinaus. Das Krachen der Tür schien das ganze Gebäude dröhnen zu lassen. Eilig verriegelte Silas sie, lehnte sich für einen Moment dagegen und seufzte schwer. Drei Tage, drei lange Tage und ihm fiel schon die Decke auf den Kopf. Ruckartig stieß er sich ab und verließ den Laden. Es gab tatsächlich Dinge, die er erledigen musste.

Das beschauliche Wohnhaus nebenan, seit vielen Jahren sein Zuhause, war dunkel. Silas lief an der Haustür vorbei, den schmalen Pfad am Zaun entlang. Im Garten fanden sich überall Pflanztöpfe, Büsche, Hecken oder kleine Bäume. Jeder Platz wurde ausgenutzt. Ein Sammelsurium von allerlei Behältern und Gartengeräten erwartete Silas, als er die Laube betrat. Er war eindeutig zu selten hier draußen. Das hier war nicht seine Domäne. Aber er sollte die harte Arbeit nicht verwelken lassen.
Mehrmals lief er suchend in dem kleinen Schuppen hin und her, bis er mit dem Fuß gegen etwas stieß, das geräuschvoll umkippte - aha, da war also die Gießkanne! Im selben Augenblick schoss etwas hinter einigen Töpfen hervor. Silas stolperte über das kleine Wesen, was diesem ein hohes Kreischen entlockte. Dann verschwand es blitzschnell nach draußen. Es klirrte. Mit der Gießkanne in den Händen verließ Silas ebenfalls die Laube.
Einer der Tontöpfe lag in Trümmern auf dem Boden. Aus der Richtung des Holzgestells, auf dem er gestanden hatte, erklang ein drohendes Fauchen. Ein paar Augen lugte dahinter hervor. Silas ging ein paar Schritte darauf zu. Sofort verwandelte sich das Fauchen in ein Knurren. "Du hast nicht mich erwartet, oder?" Die Katze knurrte lauter. "Schon gut. Ich lass' dich." seufzte Silas und wandte sich ab.

Er war gerade dabei, den Wasserhahn zuzudrehen, als er die Katze erneut bemerkte. Sie beobachtete ihn aus der Sicherheit eines rosa blühenden Busches heraus und wirkte dabei überaus vorwurfsvoll. "Sie ist nicht da, weißt du?"meinte Silas. Das nächste Mal tauchte sie auf, während er die Blumen wässerte. Sie saß mitten im Garten, zuckte mit den Ohren und miaute einen lautstarken Protest. Ihr Fell war silbergrau und sie schien tatsächlich recht klein zu sein. "Wirklich, ich kann dir nicht helfen. Verschwinde besser." sagte er dumpf. Erst jetzt bemerkte er, dass nicht nur die Katze ihn ansah. Eine Schar Raben hockte aufgereiht auf dem Gartenzaun und starrte ihn mit dunklen Knopfaugen an. "Shuh!" rief Silas und scheuchte die Vögel mit einer groben Bewegung auf. Es brachte nicht viel. Wenig später waren es mehr als zuvor. Und sie saßen nicht nur auf dem Zaun, auch auf dem Dach der Laube, auf den Ästen der Bäume. Die Katze folgte Silas derweil miauend bei seiner gesamten Tour durch den Garten, stets mit einigem Abstand. Bis alle Pflanzen gegossen waren, saßen die Raben überall. Aus jeder dunklen Ecke glaubte Silas Tieraugen zu sehen, die ihn fixierten. In den Büschen raschelte es und er war sich sicher, dass die Vögel und die silberne Katze nicht die einzigen ungebetenen Besucher waren. "Sie ist nicht da!" entkam es Silas laut. Er machte einen großen Schritt auf einen Raben zu, der sich soeben direkt neben dem frischen Setzling einer Weide niedergelassen hatte und neugierig an einem der zarten Blätter zupfte. "Husch! Weg da. Verschwinde!" fuhr er den Vogel an und wedelte dabei mit den Armen. Dieser flog erschrocken auf und plötzlich stimmten die restlichen einen ohrenbetäubenden Chor aus Krächzen an. Die Katze fauchte und sträubte das Fell. "Sie ist nicht da, verstanden?" brüllte er der Schar aus erwartungsvollen Augen entgegen. Gleichzeitig stoben die Vögel auf und chaotisches Flattern erfüllte die Luft.
Silas' Knie gaben nach und er sank direkt vor dem Setzling zu Boden. Die Erde unter ihm war frisch aufgewühlt, das Pflänzchen erst kürzlich gesetzt worden. Ein Strauß welkender Blumen lag davor. "Sie ist nicht da, verdammt." Seine Stimme brach. Etwas Weiches streifte seine Hand, doch Silas fuhr herum und die Katze machte einen Satz nach hinten. Ein Schluchzen drang aus seiner Kehle. Am ganzen Körper bebend kauerte er vor dem winzigen Grab, die zitternden Finger in den Untergrund gebohrt. Langsam senkte die Nacht sich endgültig über das Dorf und über die zusammengesunkene Gestalt eines Mannes vor einer Trauerweide.

"Gute Nacht," murmelte Silas mit rauer Stimme. Seine Glieder schmerzten vor Kälte, als er sich langsam erhob. Inzwischen war es ruhig geworden, von den Raben keine Spur. Auch die anderen Augen schienen verschwunden zu sein. Es war nur noch Silas. Er ging langsam zur Haustür. Silas und die Katze, wie ein gedämpftes Miauen verriet. Suchend sah er sich um und meinte, ihren Schemen im Dunkeln zu erkennen. "Es tut mir leid." sagte er tonlos. Keine Reaktion. "Willst du reinkommen?" Er hielt die Tür offen. Im Inneren waren die Lampen entflammt. Der Lichtschein ließ die Augen der Katze aufleuchten. Doch der Blick war misstrauisch. "Ich stelle dir was raus."
Damit verschwand Silas im Haus. Er legte tatsächlich eine Schüssel mit einem erbärmlich kleinen Rest von Fisch nach draußen. Danach saß er lange am Küchentisch, untätig, den Kopf in die Hände gestützt.

Morgen würde er neue Blumen auf das Grab legen. Morgen würde er nach Futter für die Rabenschar suchen und Fleischabfälle für die Katze besorgen, seine Reaktion wiedergutmachen. Morgen würde er Elenor einen Brief schreiben. Ihr sagen wie sehr sie hier fehlte, sie bitten nach Hause zu kommen. Silas raufte sich die Haare. Sie brauchte Zeit, hatte sie gesagt. Er sollte sie ihr geben. Ja, er würde den Brief schreiben und ihn sofort in Flammen aufgehen lassen.


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Antworten Zuletzt bearbeitet am 09.08.2024 01:36.

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