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The Headwinds - Snippets

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Zladune

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The Headwinds - Snippets

von Zladune am 05.07.2023 11:42

Kommentar:
Kleine Geschichten und Einblicke zu Orion und Caelis Leben gesprenkelt mit der ein oder anderen Vergangeheitsszene von Notos und Nirah


Inhalt:

  1. Orion&Caeli: Geschenke Part 1
    Snippet zu Orion und Caeli, aus Caelis Sicht.
    Wortanzahl: 525
  2. Orion&Caeli: Geschenke Part 2
    Snippet zu Orion und Caeli, aus Orions Sicht.
    Wortanzahl: 599
  3. Orion&Caeli: Umarmung
    Snippet zu Orion und Caeli, aus Caelis Sicht.
    Wortanzahl: 1515
  4. Orion&Caeli: Umarmungen 2
    Sequel zu Snippet "Umarmung", aus Caelis Sicht.
    Wortanzahl 1380
  5. Orion&Caeli: Frühlingsevent
    Beitrag für Frühlingsevent 2023, aus Orions Sicht.
    Wortanzahl: 3105
  6. Nirah&Notos: Frühlingsevent
    Beitrag für Frühlingsevent 2023, aus Nirahs Sicht.
    Wortanzahl: 1321
  7. Notos: Never satisfied - Teil 1
    Snippet zu Notos' Vergangenheit, aus Notos' Sicht.
    Wortanzahl: 669
  8. Notos: Never satisfied - Teil 2
    Snippet zu Notos' Vergangenheit, aus Notos' Sicht.
    Wortanzahl: 1508
  9. Notos: Never satisfied - Teil 3
    Snippet zu Notos' Vergangenheit, aus Notos' Sicht.
    Wortanzahl: 2801



Antworten Zuletzt bearbeitet am 30.09.2023 12:00.

Zladune

26, Weiblich

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Snippets - Geschenke Part 1

von Zladune am 05.07.2023 12:00

sweet-chili-font


...Sie verstand ihn nicht. Die Lippen fest zusammengepresst betrachtete Caeli den Tonteller. Dunkle, goldbraune Honigkuchen-Stücke reihten fein säuberlich nebeneinander. Sie musste sich zusammenreißen, nicht mit gerunzelter Stirn hinter sich zu blicken. Sein unschuldiges Grinsen konnte sie sich auch so nur zu gut vorstellen. Wie auch immer Orion es geschafft hatte, von diesem Geheimnis zu erfahren. Dabei hatte sie sich so sehr bemüht, dass niemand von ihrer kleinen Schwäche erfahren würde. Erst recht nicht er.

Es war mitnichten das erste Mal, dass Orion ihr irgendwelche belanglosen Geschenke daließ. Blumen, mit Federn und Glasperlen geschmückte Armbänder, kleine geschnitzte Holzfiguren... Sie wusste nur nicht, was für ein Ziel er damit verfolgte. Anfangs dachte sie noch, er versuchte sie absichtlich damit zu bestechen. Sie gutzustimmen, damit sie ihm irgendeinen Fehler verzieh, wenn er mal wieder etwas angestellt hatte. Diese Zweifel hatten sich jedoch schnell gelegt, seitdem sie einmal mitbekommen hatte, wie Orion seine Errungenschaften auch mit den anderen Wächtern, Bediensteten und... so ziemlich jeder Person teilte, die ihm über den Weg lief. Inzwischen hatte sie sich aufgehört zu wundern, wie er es geschafft hatte, dass ihm binnen Wochen so gut wie jeder in diesem Hause wohlgesonnen war. Aber Orion und irgendwelche dubiosen Hintergedanken hegen? Nein, bei ihm war es wahrscheinlich, dass sich gar keine Gedanken in seinem Kopf befanden. Mittlerweile war sie zu der Vermutung übergegangen, dass ihr Leibwächter einfach nur ein gutmütiger Idiot war.

Für einen Moment wappnete sich die oberste Wächterin für das anstehende Gespräch. Wägte ihre Worte noch einmal genau ab. Sollte sie ihn überhaupt darauf ansprechen? Sie musste von den Göttern keine Vision erhalten, um bereits jetzt zu wissen, wie sinnlos diese Unterhaltung sein würde.

Doch schließlich rief sie ihren Leibwächter trotz allem zu sich. Mit einer leicht anklagend anmutenden Geste deutete sie auf den Teller vor ihr. „Orion, würdest du mir das bitte erklären?"

Sie hatte darauf gehofft, allein die Kühle in ihrer Stimme würde ihm vermitteln, dass sie nicht zum Scherzen aufgelegt war.
Sie hatte vergessen, dass Orion ein Meister darin war, solche Dinge komplett zu missachten.
Nonchalant trat er näher. „Das sieht mir ganz wie Honigkuchen aus", antwortete er ihr mit gespieltem Ernst, die Mundwinkel beim Sprechen verdächtig nach oben verzogen. Als würde er jeden Moment etwas anstellen. Mit einer schnellen Bewegung schnappte er sich dreist eines der Stücke, welches mit Nüssen verziert war. „Sie sehen vorzüglich aus." Er nahm einen Bissen und seine Miene leuchtete auf. „Und schmecken ebenso gut. Du solltest sie probieren."

Caeli gab sich die größte Mühe, ihre Beherrschung zu bewahren. Oh, wie sehr sie das hörbare Schmunzeln irritierte....
„Liege ich mit der Annahme richtig, dass es von dir stammt?"

Stille. Das wissende Lächeln war ihr jedoch Antwort genug. Sie gab ein ergebenes Seufzen von sich: „Du weißt schon, dass das nicht ganz Sinn und Zweck deines Solds ist? Ich kann mir diese Dinge auch selbst besorgen."
Orions Grinsen wurde nur noch breiter. „Und?"

Caeli starrte ihn lediglich an, die Augen voller Unverständnis. Dass ihr für einen Moment ihre Gesichtszüge entgleist waren, bemerkte sie erst, als Orion überaus selbstzufrieden zu strahlen begann. Sofort wandte sie das Gesicht von ihm ab. Atmete tief aus.

Das wars. Sie gab auf.


Quelle: Fontmeme, Abruf: 05.07.2023, https://fontmeme.com/fonts/sweet-chili-font/



Antworten Zuletzt bearbeitet am 11.08.2023 13:35.

Zladune

26, Weiblich

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Snippets - Geschenke Part 2

von Zladune am 05.07.2023 12:30


sweet-chili-font


Es kam nicht oft vor, dass Orion haderte. Allerdings schien heute sowieso ein Abend voller Ausnahmen zu sein. Zaghaft öffnete er die Holztür zum Arbeitsgemach der obersten Wächterin. Betrat es, ohne zuvor zu Klopfen oder sich anderweitig anzukündigen. Wie zu erwarten saß Caeli noch aufrecht sitzend am Tisch, vertieft in ihrer Arbeit, was auch immer diese beinhalten mochte. Die Nacht war sowieso noch zu jung, als dass sie sich zur Ruhe begeben könnte. Selbst wenn es ihr nach der letzten Reise gut getan hätte.

Orion schlich sich lautlos näher, bis er direkt hinter ihr stand. Erst jetzt erkannte er, was sein Schützling tat. Sie schrieb irgendetwas nieder. Er war nicht nah genug, um den Inhalt zu erkennen. Vermutlich irgendetwas bezüglich ihres letzten Ausflugs.

„Caeli?" Die erste Reaktion war ein ergebenes Seufzen, doch die Wächterin schaute nicht auf. Widmete sich einfach nur weiterhin ihrer Arbeit. Früher hätte sie ihn für sein Benehmen getadelt. Einfach so dreist in ihre Gemächer einzudringen. Mittlerweile hatte er das Gefühl, dass sie dies jedoch akzeptierte. Mehr noch, sie es eigentlich sogar erwartete. Von den Bediensteten hatte er vor ein paar Wochen aufgeschnappt, wie Caeli scheinbar einmal abwesend versucht hatte, mit ihm zu sprechen. Obwohl er zu der Zeit ausnahmeweise sogar einen freien Tag bekommen hatte. Er hatte das belustigte Kichern der zwei jungen Frauen nur mit einem Schmunzeln abgetan. Es war ihm schon zuvor aufgefallen. Caeli schien eine gewisse Art von Sicherheit bei seiner Anwesenheit zu empfinden. Als wäre seine Präsenz etwas wohlvertrautes. Zumindest wirkte sie etwas weniger angespannt, wenn er sich wie ein stiller Schatten im Raum befand, während sie ihren Aufgaben nachging. Einer der Gründe, warum er gerne an ihrer Seite weilte.

Allerdings, dieses Mal war er eigentlich nicht gekommen, um zu dieser späten Stunde über sie zu wachen. „Ich habe meine Laute in meinem Raum gefunden. So gut wie neu." Caeli erwiderte nichts. Lediglich ein unscheinbares Nicken bestätigte, dass sie zuhörte. Orion zögerte erneut. „Nur du hast davon gewusst, dass ich sie reparieren lassen wollte." Es war kurz vor ihrer Reise in eine der nähergelegenen Siedlungen gewesen. Sie hatte ihn zur Rede gestellt, weil er ungewohnt niedergeschlagen gewirkt hatte. Er hatte schließlich nachgegeben und davon erzählt, dass nicht nur eine, nein, gleich zwei Saiten in der letzten Nacht gerissen sind und er sein Instrument dadurch nicht mitnehmen konnte. Caeli hatte dies unbeeindruckt gelassen. Hatte er zumindest gedacht.

Nun jedoch runzelte er leicht irritiert die Stirn, doch eine andere Erklärung besaß er nicht. „Hast du sie zu einem Lautenmacher bringen lassen?" Weiterhin Stille. Orion seufzte lautlos auf: „Du weißt schon, dass ich mich nach unserer Ankunft selbst darum gekümmert hätte?"

Und zum ersten Mal, seitdem dieses " Gespräch" begonnen hatte, gab Caeli eine klare Antwort von sich. Das Gesicht weiterhin von ihm abgewandt, die Stimme getränkt von kühler Gleichgültigkeit. „Und?"

Damit nahm sie ihm komplett den Wind aus den Segeln. Orion blinzelte verdattert. Starrte seinen Schützling sprachlos an. Dann sah er es. Gut versteckt und kaum erkennbar. Aber vor ihm blieb es nicht verborgen. Der Anflug eines kleinen, schadenfreudigen Lächelns, welches Caeli auf den Lippen trug.

Ohne es wirklich zu bemerken, wurde sein Ausdruck zunehmend weicher. „Nun, ich kann mich dir wohl nicht widersetzen, oder?" Der neckende Unterton verschwand in seinen Worten, wurde ersetzt von einem aufrichten, warmen Schmunzeln, welches er seinem Schützling schenkte. „Danke."

Noch für eine Weile betrachtete er Caeli, bevor er sich dem Anblick entriss und zurücktrat. Ohne jedoch den Raum zu verlassen. Er würde diese Nacht bei ihr verbringen. Zumindest bis sie mit ihren selbsterlegten Aufgaben fertig war. Wie es sich für den treuen Schatten der obersten Wächterin gehörte.



 

Quelle: Fontmeme, Abruf: 05.07.2023, https://fontmeme.com/fonts/sweet-chili-font/



Antworten Zuletzt bearbeitet am 11.08.2023 13:34.

Saphyr

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Snippets - Umarmung 1

von Saphyr am 12.07.2023 01:49

Umarmung
Caeli und Orion

Die Leute hier waren ein aufgewecktes Völkchen. Sie ließen keine Gelegenheit aus, um die letzten Sommertage zu genießen. Irgendwer war auf die grandiose Idee gekommen, ein Abschiedsfest für Caeli und ihren Leibwächter zu geben. „Abschied" nach einigen Tage des Pflichtbesuchs, während denen Caeli ihren Aufgaben als oberste Wächterin nachgegangen war. Das „Fest" war letzten Endes nichts anderes als ein geselliges Zusammensitzen mit Lärm, Alkohol und definitiv zu vielen Menschen für solch einen kleinen Ort. Caeli war sich fast sicher, dass nichts davon stattgefunden hätte, hätte sich Orion nicht vom ersten Tag an unter die Leute gemischt und sie nicht nur an einem Abend unterhalten.

Sie entdeckte wie Orion sich angeregt mit zwei Männern mit Krügen unterhielt und sah dann schnell wieder in die andere Richtung. Er schien es nicht bemerkt zu haben und das war gut so. Ihre eigenen Finger trommelten ungeduldig auf der hölzernen Tischplatte. In der letzten halben Stunde war es dunkel geworden und das Feuer warf seinen Schein auf die ausgelassene Meute. Caeli saß nach den anfänglichen höflichen Begrüßungen alleine auf einer Bank, unwillig zu trinken, unwillig sich in eine der vielen unnötigen Konversationen einzumischen.
Weitere fünf Minuten später stand sie abrupt auf, schob sich zwischen Bank und Tisch entlang und marschierte dann an den Grüppchen vorbei in die Freiheit. Sie war der Einladung gefolgt und es hatte sogar noch etwas hier ausgehalten. Das musste reichen, um der Höflichkeit genüge zu tun.

Kaum drei Schritte später trat ihr ein Mann in den Weg. Dahinter standen ein paar weitere Männer zusammen. Ein paar redeten weiter und und ein paar beobachteten ihren Kumpanen. „Kommt, feiert mit uns. Etwas Met schadet nicht!" verkündete er und schwenkte ihr einen vollen Krug entgegen. Hielt ihn ihr direkt unter die Nase. Caeli zog die Augenbrauen zusammen und schob ihn mit zwei Fingerspitzen von sich weg. „Nein, danke" antwortete sie und machte einen großen Schritt. „Wollt ihr schon gehen? Es ist doch der letzte Abend." Er brachte es allen ernstes Zustande ein schmollendes – und definitiv nicht von Nüchternheit geprägtes – Gesicht zu ziehen. Könnten Blicke töten, wären schon viele Menschen leblos vor Caeli zu Boden gegangen. Und dieser Mann gehörte dazu, ohne Frage. „Geh aus dem Weg." befahl sie mit funkelnden Augen. Sie hatte die Stimme nicht erhoben und dennoch ließ sie keinerlei Widerrede zu. Inzwischen war einer der anderen nach vorne geeilt und zog den Freund am Handgelenk aus dem Weg – begleitet von einem nachdrücklichen warnenden Blick.

Während Caeli mit erhobenem Kopf davon stolzierte, hörte sie die verklingenden Stimmen in ihrem Rücken. „Glaub mir, bei ihr solltest du auf gar keinen Fall..." Den Rest hörte sie nicht und sie wollte ihn auch nicht hören. Es interessierte sie nicht, ob es Warnungen oder reißerische Sprüche waren. Vermutlich etwas dazwischen.
Caelis Füße führten sie weg von der Versammlung Richtung See. Dort war nichts mehr zu hören. Nur noch die leichte Brise in den Blättern der Bäume, ein gelegentliches Plätschern begleitet von den allgegenwärtigen Geräuschen des nächtlichen Lebens. Sie atmete tief ein, langsam aus und ließ ihren Blick schweifen. Ihre Sinne waren längst erwacht und sogen die Energie auf, wie einen beruhigenden Puls. Morgen mussten sie aufbrechen. So früh wie möglich, wenn sie nicht durchgehend in der Mittagshitze marschieren wollten. Orion ging besser rechtzeitig zu Bett. Einen übermüdeten Leibwächter auf Reisen konnte sie wirklich nicht gebrauchen. Er hatte vorhin ja recht zufrieden ausgesehen...

„Möchtest du dich zurückziehen?"
Caeli schnellte herum, obwohl sie die Stimme sofort erkannt hatte. Sie seufzte umgehend als sie die Gestalt ausmachte. Orion musterte sie abwartend, seine Augen schimmerten nur leicht im Mondschein. „Würdest du dich bitte nicht anschleichen?" murrte sie. „Ich habe mich nicht angeschlichen." Orion konnte seine Erheiterung nicht verbergen und irgendwie hatte Caeli das Gefühl, er probierte es gar nicht erst. Sie konnte sich das Schmunzeln auf seinem dämlichen Gesicht nur zu gut vorstellen. Immerhin war er schlau genug nicht das Offensichtliche auszusprechen: Sie war müde, ausgelaugt, überreizt. Nicht nur von heute. Sie zweifelte inzwischen nicht mehr daran, dass er das wusste. „Ich habe gesehen, dass du gegangen bist und konnte mich recht schnell aus der Affäre ziehen." fügte er ernster hinzu und zuckte dabei mit den Schultern.
„Geh zurück."
„Nein."
„Ich meine es ernst. Geh. Wenn du nicht zu lange..." Caeli hatte den Satz kaum begonnen, da folgte schon ein entschiedenes „Nein." Sie knirschte mit den Zähnen und starrte ihren Leibwächter einen Moment an. Dann seufzte sie abermals, massierte kurz kopfschüttelnd eine Stelle zwischen den Augen, murmelte dabei „Womit habe ich das verdient?" Im Hintergrund erklang ein leises Glucksen und Orion murmelte irgendetwas Unverständliches als Antwort. Sie sah ruckartig wieder auf. „Schön." schnaubte sie. „Gehen wir zur Hütte. Je früher wir zu etwas Schlaf kommen, desto besser" Caeli setzte sich abrupt in Bewegung, einen letzten Blick zum See werfend.

Plötzlich geschahen mehrere Dinge gleichzeitig. „Vorsicht!" warnte Orion sie. Da huschten bereits zwei Gestalten um ihre Beine. Ein hektisches Flattern. Ein schnelles Etwas, dicht gefolgt von einem größeren Wesen, haarscharf auf der Spur des anderen. Streiften Caeli, brachten sie beinahe dazu über ihre eigenen Füße zu stolpern im Versuch keinem der beiden Rabauken auf die Pfoten zu treten. Die Flüche auf die Drachen verblieben in ihren Gedanken. Statt nach vorne, stolperte sie nach hinten, denn sie wurde am Arm zurück gezogen, weg vom Seeufer. Caeli erhaschte einen Blick auf Orions Gesicht und ihre Blicke begegneten sich. Sie sah ein unheilverkündendes Grinsen. Oh nein. Dieser Ausdruck kam ihr sehr bekannt vor. Ihre Ahnung, dass er etwas furchtbar Dummes verhieß, bestätigte sich umgehend. Orion nutzte den Schwung und wirbelte Caeli einmal um ihre eigene Achse, wie im Ansatz eines Tanzes. Lachte er etwa?

„Du bist betrunken.“, warf sie ihm nach einer atemlosen Pause vor. Orion hielt weiterhin ihr Handgelenk und sah sie still an. Statt einer Antwort verzog er den Mund noch mehr – wer hätte gedacht, dass dies möglich war – und kam einen Schritt auf sie zu. Wieder hob er ihren Arm und zwang sie in eine Drehung, nutze Caelis Überraschung schamlos aus. Dieses Mal drehte sie sich deutlich langsamer, fast andächtig. „Oh, du bist eindeutig betrunken“ knurrte Caeli noch in der Bewegung. Ein weiteres Mal trafen sich ihre Blicke. Orions Augen schienen grau in der Dunkelheit, doch sie glänzten. Das Grinsen war teilweise einem anderen Ausdruck gewichen, welchen Caeli nicht zu identifizieren wusste. Nicht, dass sie Zeit gehabt hätte, sich darüber Gedanken zu machen. Anstatt sie endlich abzustellen, zog Orion sie aus der Drehung heraus noch näher an sich heran.

Caeli spürte, wie sein Arm sich um ihren Rücken legte. Dann der andere. Und obwohl sie problemlos eine vertraute Tanzhaltung darin erkannte, fühlte es sich mehr an wie eine Umarmung. Sie war sanft genug, um nicht unangenehm zu sein. Stark genug, um Caeli nicht eine Sekunde daran zweifeln zu lassen, dass Orion sie halten konnte, als er sie zu allem Überfluss auch noch nach hinten kippte. Nichtsdestotrotz streckte sie automatisch die Hände aus, um sich festzuhalten, schloss sie um seinen Nacken. Eindeutig aus Überforderung mit der Situation griff ihr Körper auf eine ihr bekannte Bewegung zurück. So verharrten sie, regungslos. „Nein“, sagte Orion. „Nein?“, flüsterte Caeli fragend. „Nein, ich bin nicht betrunken. Ich trinke nicht im Dienst." Seine Stimme klang ruhig, so viel ruhiger als sonst. Caelis Herz machte einen unvermittelten Satz, als ihr bewusst wurde, wie nah Orion eigentlich war. Es trennte sie quasi nichts mehr von ihm. Höchstens ein Hauch von Luft. Nicht einmal der Anflug des Geruchs von Alkohol strömte von ihm aus. Dafür fragte sich Caeli nun beinahe, ob sie nicht doch aus Versehen einen Becher Met erwischt hatte. Ihr Kopf schwirrte, der Puls pochend in ihren Ohren. Ihre Augen gefangen von Orions. Ein Gefühl von verwirrender Geborgenheit. Ein Moment wie eine Ewigkeit. Und doch so kurz.

„Konntest du dich überzeugen?“ Caeli erahnte Orions Rückzug, bevor sie ihn spürte. Ein Mundwinkel zog sich altbekannt nach oben, seine Stimme beschwingt wie immer als er sie fragte, ob sie ihm Glauben schenkte. Ehe sie sich versah, stand sie aufrecht, befreit aus der Umarmung ... oder was bei den Göttern das gewesen war. Caeli nickte, unfähig eine eloquente Antwort zu geben. „Ich nehme meinen Dienst ernst.“, lächelte Orion. Aus irgendeinem Grund sah er so müde aus, wie Caeli sich fühlte. „Und genau das ist der Grund, warum wir in unsere Gemächer zurückkehren sollten. Wir haben eine lange Reise vor uns, nicht?" Caeli bemerkte, dass sie Orion immernoch festhielt. Sie zog die Hände zu sich, als hätte sie sich verbrannt. Räusperte sich.
„Genau." brachte sie beherrscht hervor, klang annähernd so wie immer. Bestimmt, sicher und distanziert. Trotz anhaltendem und tief sitzendem Durcheinander in ihrem Kopf. Was Orion auf gar keinen Fall bemerken durfte. Das wäre es, wenn er anfing zu glauben, seine Aktionen brachten ihn irgendwohin. „Wir haben keine Zeit für solchen Unsinn wie eben, Orion. Egal wohin wir gehen, es ist überall dasselbe ... Mit deinen idiotischen Ideen" beschwerte sie sich möglichst überzeugend. Sie stapfte eilig los, den Kopf erhoben, während Orion mit Sicherheit grinsend hinter ihr zurückblieb.  „Steh nicht in der Gegend herum und komm. Wir haben einen anstrengenden Tag vor uns."
„Dein Wunsch ist mir Befehl" schmunzelte Orion und folgte ihr zu den Behausungen.


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Antworten Zuletzt bearbeitet am 11.08.2023 12:54.

Saphyr

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Snippets - Umarmung 2

von Saphyr am 19.07.2023 15:25

Umarmung - Sequel
Caeli und Orion

Die folgenden Wochen waren anstrengend.
Während der Reise zurück in die Stadt war Caeli keine Zeit geblieben, um sich Gedanken zu machen. Alles war so wie immer gewesen. Nach etlichen Unternehmungen dieser Art hatten sie und ihr Leibwächter sich aufeinander eingespielt. Es war klar, wer das Nachtlager aufbaute, wer sich um das Essen kümmerte, wann sie liefen und wann sie rasteten. Der Fokus lag stets darauf, die Strecke möglichst zügig zu überwinden.
Höchstens ein wenig Schwermut hatte Caeli überkommen, als sich Orion nach der Ankunft im Quartier verabschiedete. Sie waren beide müde gewesen, hatten den Schlaf gebraucht. Angefangen hatte es am Abend, einen Tag nach der Rückkehr.

Caeli saß an ihrem Schreibtisch. Vor ihr lag ein Stapel Unterlagen, der darauf wartete, bearbeitet zu werden. Es hatten sich einiges angesammelt, während ihrer Abwesenheit. Nachdem heute Vormittag persönliche Besprechungen mit den anderen Wächtern Vorrang gehabt hatten, war sie nun das erste Mal nach einem langen Tag völlig alleine. Nach und nach landeten fünf Anfragen auf dem Erledigt-Stapel. Warum auch immer man ihr diese zugeschoben hatte. Jedes Mal dasselbe. Sie musste unbedingt noch einmal mit ... Wie hieß der Kerl? Er war kein Wächter, aber überwachte den Schriftverkehr. Sollte dafür sorgen, dass alles direkt am richtigen Platz landete oder weitergegeben wurde bei Schwierigkeiten. Es war eindeutig festgelegt, dass Caeli ausschließlich sehr wichtige oder anderweitig unlösbare Probleme auf ihren Tisch bekommen sollte. Drei kleinere -geklärte!- Diebstähle und zwei Beschwerden über zu hohe Steuern für die Ernte waren weder wichtig noch kompliziert. Was machten ihre Kollegen die ganze Zeit?
Trotzdem beantwortete Caeli die Briefe, alle mit in etwa derselben Antwort: Dass die Wächter nicht weiterhelfen konnten und das Recht gemäß den geltenden Konventionen bereits durchgesetzt worden war. Verpackt in dieselben höflichen Worte, die sie schon unendlich oft niedergeschrieben hatte.

Während sie ihr Zeichen unter den fünften Brief setzte, die Hand schon nach dem nächsten ausgestreckt, schwang die Tür zu ihrem Gemach auf. Sie hörte plötzlich ihren Puls in den Ohren. Orion kam immer wieder Abends vorbei, schlich sich in den Raum und Caeli arbeitete weiter, bis die Worte vor ihren Augen verschwammen. Dieses Mal ließ sie das Papier fallen. "Klopfen ist dir ein Fremdwort, oder?" seufzte sie ohne von den Unterlagen aufzusehen. Sie hatte es ohnehin klar vor Augen, wie er vermutlich mit den Schultern zuckte, die Mundwinkel leicht nach oben zog. Er ging hinter ihr vorbei und ließ sich hörbar auf das Sofa sinken. "Du bist spät." fügte sie hinzu und bereute es direkt, nachdem sie es ausgesprochen hatte. Sie konnte sich vorstellen, wie sein Kopf interessiert nach oben schnellte und sich ein schelmisches Funkeln in seine Augen schlich. "Hast du mich erwartet?"
Caeli schwieg. "Nein", antwortete sie dann und beugte sich tiefer über den Tisch, zog den nächsten Brief heran. Orion war heute wegen irgendwelcher Ritterangelegenheiten in der Kaserne gewesen, weshalb er ausnahmsweise nicht ihre Besprechungen hatte aussitzen müssen. Das hieß auch, dass er von seinem Wachdienst freigestellt worden war und andere Krieger diese Arbeit übernommen hatten. Mindestens einer stand sicherlich jetzt gerade vor ihrer Tür. Wieso war es keine Überraschung, dass Orion trotzdem hier war?

Sie versuchte weiterzuarbeiten. So schnell wie ihr die ersten Antworten von der Hand gegangen waren, so zäh gestalteten sich die folgenden. Es war ein Desaster. Dabei kamen nun Fälle, die wirklich in ihrer Verantwortung lagen. Orion war vorbildlich still, doch jede noch so kleine Bewegung, jedes noch so leise Geräusch lenkte Caeli ab. Noch schlimmer, es machte sie unruhig. Wenn sie für eine Weile nichts hörte, konnte sie sich irgendwann nicht mehr abhalten, sich zu ihm umzudrehen. Dann grinste er ihr entgegen und sie wandte sich umgehend ab. So ging es den ganzen Abend bis in die späte Nacht hinein. Mehrfach war sie entschlossen, ihn fortzuschicken. Jedes Mal starrte sie ihn an, den Mund geöffnet, um etwas zu sagen und ... brachte es einfach nicht über sich. Sollte ihm ihr Verhalten seltsam vorkommen, so sagte er nichts dazu. Irgendwann gab Caeli es auf und starrte den Stapel vor sich mehr an, als dass sie daran arbeitete. Orion zog sich in seine eigenen Räumlichkeiten zurück, als Caeli verkündete, schlafen gehen zu wollen. Sie war erschöpft. Trotzdem wollte sich die erlösende Schläfrigkeit nicht einstellen. Stattdessen wälzte sie sich hin und her, ihre Gedanken ein einziges Wirrwarr ohne Anfang und Ende. Die Erinnerung an den Moment am See lief in Dauerschleife dazwischen.

So vergingen Wochen. Die Schlaflosigkeit wurde zu ihrem ständigen Begleiter. Orion bemerkte, dass Caeli müder als üblich wirkte. Sie tat es damit ab, dass es zu viel Arbeit gab. Ob er ihr glaubte oder nicht, wusste sie nicht. Fast jeden Abend leistete Orion ihr Gesellschaft, bis sie versuchte, sich zum Schlaf zu zwingen. War er einmal nicht da, stand es keineswegs besser um Caelis Unruhe. Sie lief in ihrem Raum auf und ab. Einmal ließ sie sogar nach Orion schicken, doch er hatte bereits tief und fest geschlafen. Tagsüber war er ebenfalls meist an ihrer Seite, wie es sich für einen Leibwächter gehörte. Obwohl alles seinen geregelten Gang nahm, stand Caeli neben sich. Die Tage verschwammen, ihre Aufgaben erledigte sie wie automatisch. Gleichzeitig mied sie Gespräche mit Orion, versicherte ihm nur immer wieder, dass alles in Ordnung war. Einmal schlief er ein, darauf wartend, dass Caeli zu Bett ging. Daraufhin sagte sie nicht mehr, wann sie schlafen wollte. Das war ungefähr der Zeitraum, als Caeli begann ihn zum Warten in ihr Schlafzimmer zu schicken und es fiel ihr so tatsächlich einfacher zu arbeiten, wenn er sich einen Raum entfernt aufhielt. Nicht nur einmal lag er quer über dem Bett, als wollte er jeden Moment aufstehen. Aber Caeli war sich sicher, dass er schlief, wenn sie hineinlugte und er sich nicht regte. Auf dem Sofa im Arbeitszimmer fand sie ohnehin mehr Schlaf. Es stellte sich eine angenehme Gewohnheit ein. Bis sie von Orion selbst gebrochen wurde.

"Du hast mich wieder nicht geweckt" gähnte Orion, als Caeli nachsah, ob er bereits schlief. Sie erstarrte. "Wie spät ist es?"
"Spät", antwortete Caeli. "Ich sollte gehen. Du brauchst auch Schlaf." Caeli schüttelte den Kopf. "Nein", sagte sie, mit einem Hauch zu viel Eile. Und ihr rutschte heraus, was sie zuvor konsequent hatte vermeiden können. "Es ist in Ordnung. Ich kann sowieso nicht schlafen." Orion richtete sich auf. Im Schein der Lampe sah Caeli, wie er im Schneidersitz an der Kante saß. "Leg dich hin", befahl er ihr plötzlich.
"Ich sagte doch, ich kann nicht schlafen!"
"Leg dich hin, Caeli." seufzte er und tippte auf die freie Fläche neben sich. "Hier?" Caelis Stimme nahm einen zu hohen Klang an. "Jetzt?"

"Ja." stellte er fest. Er schwieg und Caeli rührte sich nicht von der Stelle. Bis sich ein berechnendes Schmunzeln auf seinem Gesicht breit machte. "Wenn du dich nicht hinlegst, gehe ich." Sie blinzelte angesichts der eindeutigen und leider viel zu gut gewählten Erpressung. Mechanisch setzte sie einen Fuß vor den anderen und ließ sich langsam auf ihrem Bett nieder. Sie legte sich auf die gegenüberliegende Seite von Orions Platz, ganz an den Rand. Im nächsten Moment landete eine schwere Decke über ihr und Orion, immer noch im Schneidersitz, sah sie an. "Schlaf", murmelte er. Und dann begann er leise zu singen. Ein träges Schlaflied. Caeli unterdrückte ein Gähnen. Langsam aber sicher holte sie dennoch die angesammelte Müdigkeit ein. Es war die erste traumlose Nacht seit der letzten Reise. Später, sie wusste nicht, ob sie es sich ausdachte, glaubte sie zu hören, wie Orion flüsterte: "Ich sollte über dich wachen. Nicht du über mich."
Am nächsten Morgen war Orion immer noch da. Er schlief in einer unvorstellbaren Position über die Ecke des Bettes hängend, als wäre er aus dem Sitzen heraus umgekippt. Sein Gesicht sah friedlich aus. Zufrieden. Selbst im Schlaf hatte er ein Lächeln auf den Lippen. Sie beobachtete ihn, stand schließlich auf und machte vor ihm Halt, bevor sie an ihm vorbeiging. Lächelnd betrachtete sie ihn etwas länger. "Danke." hauchte sie. Danke. Für alles. "Hmm?" machte Orion. Seine Lider flatterten. "Schlaf", antwortete sie leise und verließ das Zimmer.


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Antworten Zuletzt bearbeitet am 12.08.2023 16:02.

Zladune

26, Weiblich

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Snippets - Frühlingsevent 1

von Zladune am 11.08.2023 13:24




sweet-chili-font

 
Are we not threaded by the same weave?
Of the wind, Terra firma and unparted sea?
Whether by accident or fortune, you and I
We are matter and it matters.

 
    Name des Festes  

Ein Tag vor der Erneuerung der Verbundenheit.

Das Fest der Verbundenheit überschneidet sich mit der Frühlings-Tag-und-Nachtgleiche: Der Frühling wird hier völlig dem Zeichen des Neubeginns gewidmet – es wird gefeiert, dass ein weiterer Winter überstanden wurde und mit dem Schmelzen des letzten Schnees sämtliche Sorgen und Altlasten verschwinden. Zeitgleich wird dieses Fest auch dazu genutzt, um seine Verbundenheit zu erneuern – die Verbundenheit zu seinen Liebsten, der Natur aber auch den Drachen und Wesen des Waldes, die in dieser Welt vielen Menschen als Partner zur Seite stehen.

 
    Charaktervorstellung   

Orion ist schon seit längerer Zeit angeheuert als persönliche Leibwache der „Stimme der Götter" – die oberste Wächterin Caeli, einer Art Hohepriesterin zu der Zeit, die in der Lage ist, Visionen der Götter zu empfangen. Jedoch sind die zwei unterschiedlich wie Tag und Nacht. Während Caeli Menschen mit ihrer kühlen, abweisenden Art abschreckt, zieht Orion andere oftmals mit seiner ansteckenden Lebensfreude, seinem Enthusiasmus und aufrichtigen Wärme in seinen Bann. Aufgrund dessen gelingt es ihm, anfangs unbeabsichtigt, deutlich erfolgreicher als seinem Schützling, die empfangenen Visionen zu verbreiten – weshalb man das kuriose Duo auch in manchen Kreisen scherzhaft „die Stimme und das Herz der Götter" nennt.


    Kontext   

Orion und Caeli entstammen beide dem PRS „The Headwinds" – jedoch weit aus der Vergangenheit, als das Wolken- und Erdreich noch Teil desselben Kontinents waren. Anders als der Großteil der Bevölkerung hat Caeli jedoch keine Zeit für Nichtigkeiten wie Feiern: sie muss ihren Pflichten nachgehen. Orion steht ihr dabei als ihr Leibwächter natürlich zur Seite – und sorgt damit vielleicht nur noch mehr für die verhasste Ablenkung, der Caeli so penibel aus dem Weg gehen wollte.



Der Atem der Nacht hing dunkel und schwer am Himmel, die Wärme der vorherigen Stunden nichts mehr als eine verblassende Erinnerung. Die Tage mochten bald länger werden, doch noch brachte das Verschwinden der Sonne eine Kälte mit sich, die selbst das Schutzritual kaum im Damm halten konnte. Der Schein des Mondes fand nur ab und an seinen Weg zwischen den dichten Kronen der Wälder. Wo sein sanftes Licht auftraf, malte es silberne Schleier aus Frost an die Spitzen der Tannennadeln, bedeckte die Gräser mit feinem, schimmerndem Eisstaub.

Niemand aus der kleinen Gruppe an Wächtern wagte es, einen Laut von sich zu geben. Als würde die stille Befürchtung in der Luft hängen, dass selbst das leiseste Wort das dargebotene Bild klirrend zerbersten lassen könnte – das oder sie fürchteten den Zorn der Person, die sie führte. Zurecht wohl, denn ihre Unbarmherzigkeit kannte keine Gnade, sollte jemand den Ablauf dieser uralten Tradition stören. An der Spitze der kleinen Gruppe an Menschen wies entschlossenen Schrittes, im langen, schneeweißen Gewand, die oberste Wächterin Caeli den Weg an. Ernst, die beißende Kälte vollständig ausgeblendet. Wie immer in Begleitung ihres treuen Schattens.

Für eine lange Zeit erfüllte lediglich das Knirschen des gefrorenen Grases unter ihnen die Umgebung, während der Mond über den Himmel zog. Bis die oberste Wächterin die Hand hob, die Gruppe unvermittelt zum Halt brachte. Eine Lichtung erstreckte sich vor ihnen. Ohne einen Befehl von sich geben zu müssen, lösten sich zwei Gestalten aus den hinteren Reihen. Der deutlich ältere der beiden spiegelte die ausdrucklose Miene der Wächterin, als er ihr einen eingerollten Stoff überreichte, zusammen mit einem Beutel, aus welchem schemenhaft das zarte Grün von Blättern seinen Weg in die Freiheit suchte. Zeitgleich trat sein Begleiter nach vorne, dem jedoch der Leibwächter der obersten Wächterin in dunkler Montur entgegentrat. Der Hauch eines Lächelns wurde ausgetauscht, als diesem ein Bündel überreicht wurde, welches mehrere Steine in einem netzartigen Gewebe enthielt – doch kaum berührten sich die Hände der beiden Männer, entwich einem ein gedämpftes Fluchen. Augenblicklich haftete jeder Blick verärgert auf dem Wächter, der seine schmerzende Hand schüttelte. Nun, jeder bis auf den des Leibwächters, der sich mit vergebener Mühe ein Grinsen zu verkneifen versuchte. Ein kollektives Schnauben erklang, bevor sich der älteste Wächter vor seiner Führerin in Weiß ehrfurchtvoll verbeugte. Sich dann umdrehte. Und schließlich mit dem Rest der Gruppe der oberste Wächterin und ihrer persönlichen Wache den Rücken kehrte. Kein einziges Wort wurde gewechselt.

Stille umhüllte die beiden Gestalten. Stille, die mit einem Mal vertrauter wirkte, kaum dass nur noch der Atem zweier Menschen zu hören war. Überraschenderweise war es Caeli, die diese Ruhe durchbrach. Selbst ohne die winzigste Regung in ihrem stoischen Ausdruck war das Verdrehen der Augen geradezu hörbar. „Irgendwann werdet ihr euch umbringen.“

Die abwertende Kälte vermochte es jedoch weder, Orions Gewissen zu bewegen, noch das vergnügte Grinsen aus seinem Gesicht zu bannen: „Ach was, wir sind praktisch ein Herz und eine Seele. Brüder! Wenn er mich umbringt, dann nur weil ich in Führung liege und er ein unglaublich schlechter Verlierer…“

Sie gab ihm gar nicht erst die Chance, den Inhalt der kleinen Wette näher zu erläutern, sondern fiel ihm mit einem „Mach dich lieber nützlich und häng die Leuchtstein-Laternen auf“, ins Wort, ehe sie sich abrupt umdrehte und zur Mitte der Lichtung stolzierte. Nicht jedoch ohne den Anflug eines Lächelns vor ihm verbergen zu können. Er erwiderte dieses mit seinem eigenen Schmunzeln: „Dein Wunsch ist mir Befehl.“

Für einen kleinen Moment erklang lediglich der dumpfe Klang von schweren Stiefeln, zusammen mit einem leisen, kaum wahrnehmbaren Scharren. Orion tat wie ihm befohlen, ließ Caeli in ihren Vorbereitungen versinken, hängte währenddessen sorgfältig jeden der eingewickelten Steine auf. Getreu ihres Namens bündelten diese bald die unsichtbare Kraft der Umgebung, gaben dabei ein beständiges, pulsierendes Glühen von sich. Die Lichtung war alsbald in ein sanftes, orangenes Dämmerlicht getaucht.

Kaum war die letzte Laterne platziert, brach eine Welle von Energie über Orion herein. Ergoss sich über ihn, mit der Zärtlichkeit eines leichten Sommerschauers. Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen. Caeli hatte mit ihrem Gebet begonnen, sponn die natürliche Energie der Wälder wie ein Spinnennetz, welches sich von der Mitte des Platzes bis hin zu den ersten rauen Stämmen erstreckte. Die Bahnen dieser Energie mochten weiterhin dem Auge verborgen bleiben, doch die Präsenz dieser war unbestreitbar. Es war weniger, dass Orion sie spüren konnte. Nein, er hörte sie. Die Vibrationen, das stetige Summen und Wispern. Jeder Strom besaß seinen eigenen Ton, seine eigene, unverwechselbare Melodie. Er vernahm… das Flüstern des Windes über ihm. Das Rauschen von Schwingen, gedämpft und weit entfernt. Das Plätschern eines Bächleins. All diese Geräusche standen ihm zur Verfügung, ineinander verwoben wie die Saiten seiner Laute. Würde er auf diesen ebenfalls spielen, ein Lied komponieren können, dass diesen Wäldern würdig wäre?

Mit einem Mal erschlafften die Stränge, rissen ihn somit aus seiner eigenen, kleinen Welt. Er spürte den Blick, der auf ihm ruhte, noch bevor er sich gänzlich zu Caeli umdrehte. Ein undefinierbarer Ausdruck prägte ihr Antlitz. Orion erwartete bereits eine Zurechtweisung. Den verärgerten Vorwurf, dass er sie in ihrem Tun störte, anstatt seiner Pflicht nachzugehen. Doch nichts von dem kam. „Du wärst jetzt lieber auf dem Fest gewesen.“ Es war weniger eine Frage als eine simple Feststellung. „Du weißt, dass ich dir frei gegeben hätte, hättest du mich gebeten.“

Sie versuchte es sich nicht anmerken zu lassen. Bemühte sich, den Schatten der Betrübtheit aus ihrer Haltung zu verscheuchen. Sie scheiterte kläglich. Zu viel Zeit hatte Orion mit seinem Schützling verbracht, um sich von diesem schwachen Versuch täuschen zu lassen. Er verfiel in ein warmes Schmunzeln. „Ich weiß nicht, wovon du sprichst, meine Liebe. Es ist mir immer eine Ehre, an deiner Seite zu verweilen. Zumal wir wohl morgen nach der Erneuerung des Schwurs genug höflicher Feierlichkeiten erleben werden.“ Sein Lächeln wuchs zu einem verschmitzten Grinsen an. „Vielleicht kriegst du es diesmal bei der Zeremonie sogar hin, nicht wieder denselben Fehler beim Tanz wie letztes Mal zu begehen.“

Flammender Zorn loderte in den goldenen Augen auf und Caeli verspannte sich sofort aufgebracht. „Ich habe keinen Fehler gemacht.“ Der Ton in ihrer Stimme nahm eine messerscharfe Kälte an. Eine offensichtliche Verwarnung an ihn, dass er seine nächsten Worte weise wählen sollte. Es gab nicht viel, das die Wächterin aus dem Konzept brachte. Orion gehörte allerdings auf jeden Fall dazu. Und er badete sichtbar in der Gewissheit, dass kaum jemand außer ihm, sich diese Kritik erlauben konnte.

 „Natürlich hast du das. Erinnerst du dich nicht?“ Langsam begann er die Schritte des traditionellen Tanzes nachzuahmen, ging dabei in einen leises Singsang über: „Höre das Lied das im Winde schwingt. Spür wie der Frühling den Winter bezwingt. In der letzten Zeile trittst du immer zu weit mit dem linken Fuß vor. Letzten Mal wärst du beinahe gestolpert.“

Wäre ihre bewundernswerte Beherrschung nicht gewesen, hätte die Wächterin bestimmt ein animalisches Knurren von sich gegeben. „Du weißt nicht, wovon du sprichst.“ Ein provozierendes Grinsen schlich sich auf seine Lippen. „Dann zeig es mir. Hier und jetzt“. Und zum ersten Mal seit langem… haderte Caeli. Die verärgerte Anspannung wich aus ihrer Haltung, machte ihrer statt einer ungewohnten Verunsicherung Platz. Sie schien diese Möglichkeit tatsächlich für einen unwirklichen Moment in Betracht zu ziehen. Ihr Blick haftete lange an ihm, schweifte dann zu der Mitte der Lichtung, in der um eine kleine Mulde herum alle Materialien für die bevorstehenden Schritte bereitlagen. „Das Ritual…“, begann sie zögerlich.

„Kann warten. In keiner Schrift steht es geschrieben, dass man sich vor der Vollendung der Zeremonie nicht einen kleinen Tanz erlauben darf.“ Er hatte recht und sie wussten es. Beide. Caeli gab ein lautloses Seufzen von sich, kam dabei ergeben näher. „Also gut. Aber nur bis zu der Stelle, an der ich den nicht existenten Fehler begangen habe.“ Schnippisch wie eh und je. Vermutlich wusste sie, dass er ihr sonst keine Ruhe mehr geben würde. Dennoch – ein Gewinn war ein Gewinn. Seine anfängliche Überraschung wandelte sich alsbald in ein freudiges Strahlen.

Er kannte den Tanz natürlich. Beliebt bei Festen und auf dem Hofe, doch bei den Kinder seines Dorfes auch ein Mittel der Disziplin, denn die Schritte waren schwer auswendig zu lernen und unterschieden sich je nach Jahreszeit. Wenn sie richtig ausgeführt wurden, sah es in großen Gruppen äußerst beeindruckend aus. Selbst wenn Caeli offensichtlich niemanden weiteren benötigte. Wie zu erwarten saß jede Bewegung perfekt, ging grazil und nahtlos ineinander über. Wie Wasserströme, die miteinander verschmolzen. Beinahe ließ es einen die starre, fast schon gelangweilt wirkende Miene vergessen.

Orion nötigte sich gar nicht erst dazu, seine Bewunderung zu verbergen. „Nicht schlecht.“

„Selbstverständlich,“ ertönte es knapp. „Ich könnte jeden Schritt im Schlaf vollführen.“

„Dann schließe deine Augen“, kam sofort der Konter, doch jegliche Herausforderung in seiner Stimme wurde überschattet von purem, neckendem Sticheln.

 Eine Herausforderung, die sie zu seiner erneuten Verwunderung sogar annahm. „Wenigstens kann mich so dein idiotisches Grinsen auf dem Gesicht nicht ablenken“, gab Caeli kühl von sich, entlockte ihm damit ein kleines Lachen.

„Du magst mein Gesicht.”

Die Antwort blieb aus. Mit erhobenen Kopf gab die Wächterin nur ein leichtes Schnauben von sich, bevor sie demonstrativ den Kopf abwandte. Das kleine Lächeln bemerkte er dennoch.

Und er erwiderte es mit einer sanften Wärme, die selbst dann nicht aus seinen Augen wich, als er sich zu den ersten, vorsichtigen Schritten verführen ließ - Caeli gegenüber, doch die erwartete, respektvolle Distanz gewahrt. Meistens. Ab und an musste er sie bei der Hand nehmen. Ein unumgänglicher Teil des Tanzes. Doch er beließ es bei flüchtigen Berührungen, behutsam und seiner Partnerin die Möglichkeit gebend, sich seiner Nähe entziehen zu können.

Es dauerte nicht lange, um an der richtigen Stelle anzuknüpfen und noch deutlich kürzer, um diesem Moment der Sorglosigkeit zu verfallen. Orion schaffte es jedoch nicht, die Harmonie zu wahren. Die eigentlich fundamentale Synchronität zwischen den Tanzenden wurde jedes Mal im Keim erstickt, sobald seine Gedanken abdrifteten.

Aber konnte man es ihm verübeln? Caeli sah…bezaubernd aus. Die Bewegungsabfolgen schienen in ihren Körper eingraviert. Er wusste, dass sie sich alles über die Jahre anstandslos eingeprägt hatte. Jeder Schritt präzise, genaustens einkalkuliert. Das war schließlich ihre Pflicht. Doch kein Pflichtgefühl der Welt konnte allein…das erzeugen. Die anmutige Leichtigkeit, mit welcher sie über den frostbelegten Boden der Lichtung glitt. Die grazile Handbewegung, mit der sie jede Drehung andeutete. Ironischerweise war das zeremonielle Gewand, welches sie trug, wie für diesen Augenblick gemacht, betonte ihre zierliche Figur, wirbelte bei jeder Umdrehung sanft umher. Schwerelos, als würde sie mit dem Wind tanzen.

Seine Bewegungen hingegen nahmen alsbald eine fröhliche Beschwingtheit an, als er sich dem Takt seines Herzen hingab, sich lediglich vom Strom der Freude treiben ließ. Eine schwer zu zügelnde Energie. Ungezwungen, der inneren Melodie in seinem Kopf folgend, verfiel er in ein lebhafteres Tempo. Nur um dann zu spät zu bemerken, dass er abermals völlig aus dem Takt geraten war und seine Geschwindigkeit drosseln musste. Sein Part wirkte authentisch und unverfälscht. Voller kleiner Fehler, bei welchem jegliche Eleganz schlief, stattdessen purem Enthusiasmus die Bühne überließ. Ein chaotisches Duett, so unterschiedlich, wie Tag und Nacht. Wie Sommer und Winter. Wie sie selbst es waren.

Wenn Orion die Augen schloss, spürte er die Energie, die Essenzen ihres Wesens, die aneinanderprallten. Caelis Ausstrahlung, gefasst, ruhig, mit der strahlenden Intensität eines Sonnenaufgangs. So ungleich zu seiner eigenen, stürmischen Aura, voller Ungeduld und Unruhe, mit einer Energie, welcher der unendliche, nächtliche Himmel selbst nicht Herr werden konnte. Mit jedem Herzschlag pulsierte diese Energie in Wellen in ihren Adern, schwappten zu dem anderen rüber. Vermischten sich mit Strom des anderen, versuchten in diesen einzudringen, stoben letztendlich doch wie Funken an Glut auseinander. Ein nie enden zu wollender Kampf.

Bis…es auf einmal kein Kampf mehr war. Als die Energien zum ersten Mal eine gemeinsame Frequenz fanden, schickte dies einen elektrisierenden Schauer durch Orions ganzen Körper. Sein Herz schien ein paar Takte aussetzen, begann dann wieder zu schnell zu schlagen, geriet ins Stolpern. Sein Blick huschte heimlich zu Caeli – und traf auf den ihren. Fand seine eigene Verwunderung in dem Gesicht ihm gegenüber wieder. Einen eigenartigen, stillen Moment lang. Bis die Wächterin auf einmal ins Straucheln geriet.

Orion kam von selbst in Bewegung. Mit einem halben Schritt überbrückte er die restliche Distanz, umfasste mit einem leisen „Hab dich“ Caelis Taille, bevor sie das Gleichgewicht vollständig verlieren konnte. Es dauerte noch ein weiteren Moment, bevor die Erkenntnis einsickerte, was gerade passiert war. Ein schiefes Grinsen entkam ihm, dabei kämpfte er ein erheitertes Auflachen nieder: „Ich hab doch gesagt, dass dich dieser Teil des Tanzes immer aus dem Konzept bringt.“

Noch ein paar weitere Atemzüge lang verharrte er in dieser Position – ehe ihn die heiße Erkenntnis überrollte, wie nah beieinander sie gerade standen. Sofort ließ er von Caeli ab, nahm die angemessene Distanz ein, senkte entschuldigend den Kopf. „Verzeih.“ Sie entgegnete dem etwas, doch es war zu leise, kaum mehr als ein Flüstern. Wand dann den Blick ab. Verhalten rieb sich Orion den Nacken. Warum… fiel es ihm auf einmal so schwer ihr in die Augen zu schauen? Aus dem Augenwinkel konnte er beobachten, wie die Wächterin ihre Finger aneinanderrieb. Wie immer, wenn sie die Unsicherheit gepackt hatte. Mehrmals schien sie zu etwas ansetzen zu wollen. Doch bevor sie dies schaffte, ertönte lautes Brüllen am Himmel. Ein erleichtertes Aufatmen entrang beiden, dankbar für das nicht ganz so stille Zeichen, dass ihnen die Zeit davonrannte. Bald würde der Morgengrauen anbrechen. Und mit ihm, die Festlichkeiten beginnen.

Ein rascher Blick wurde ausgetauscht, ehe sich Caeli einen Ruck gab und entschlossenen Schrittes zur Mitte der Lichtung eilte. Orion sah ihr nach. Dann zum Rand der Lichtung. Ein schriller Pfiff erklang. Es dauerte nicht lange, bis eine Antwort kam. Ein Rascheln ertönte, als eine Silhouette aus dem Schatten des Dickichts herausbrach. Das Fell dunkel schimmernd im Dämmerlicht, den raubtierartigen Kopf stolz in die Höhe gereckt, bohrte sich ein unergründlicher Blick in seine Augen. Spiegelte das eisige Blau wider. Stumm, auf eine Anweisung wartend.

Orion gab seinem Partner ein Zeichen, ihm zu folgen. Lief dabei selbst in Richtung des Zentrums der Lichtung. Caeli hatte sich derweil vor die kleine Mulde gekniet, die sie ausgegraben hatte. War gerade im Inbegriff, das zarte Pflänzchen aus der schützenden Umhüllung zu befreien. Es schließlich vorsichtig in die Vertiefung zu legen. Wortlos beobachtete er sie dabei, wie sie dann den zusammengerollten Stoff in die Hand nahm. Ihn ausbreitete, bis dessen volle Größe ersichtlich wurde. Wenn man es nicht besser wüsste, könnte man diesen einfach für einen kleinen Teppich halten. Nichts weiter als ein verzierter Vorleger. Man musste schon genauer hinsehen, um in den detailreichen Motiven eine Geschichte zu erkennen. Eine Geschichte seines Volkes. Noch zu gut war Orion es in Erinnerung geblieben, wie lange Caeli an diesem Werk gesessen hatte. Bis in die späten Abendstunden hatte sie schweigend an dem gewobenen Stoff gesessen, hatte versucht, den wichtigsten Ereignissen der vergangenen Monde ein Gesicht zu geben. Sie in Bildern wiederzugeben. Anstandslos, ohne sich auch nur ein einziges Mal zu beschweren. Dabei gehörten Handarbeiten sicherlich nicht zu ihren Stärken. Erst recht nicht, wenn man Drachenschuppen einsticken musste.

Nun saß sie abermals vor dem Gewebe der Vergangenheit, musterte es beinahe ehrfurchtsvoll. Und begann es schließlich um den kleinen Setzling auf den Boden zu platzieren. Fast hatte er das Gefühl, dass sie einen kleinen Hauch von rabiatem Frust in ihr Tun steckte. Als sie fertig war, rutschte die Wächterin ein wenig von der Mulde weg. Ein stilles Zeichen. Kurz darauf folgte ein scharfes, Surren, das Rascheln von Flügeln. Dicht gefolgt von Krallen, die sich in Orions Schultern bohrten. Ein leises Lachen war zu hören, als helle, sandfarbene Federn sein Gesicht streiften, ein Schnabel sich in seine Halsbeuge presste. Dann war das eulenartige Wesen auch schon aufgesprungen, segelte zu dem kleinen Pflänzchen herab. Orions eigener Gefährte gesellte sich zu ihm. Beide Wesen blickten zu ihren Partnern empor. Caeli nickte und Orions Begleiter trat hervor, senkte seinen Kopf zu dem verwobenen Stoff unter ihm – und das blaue Feuer des Drachen begann seine Lefzen zu umspielen. Caelis Gefährte breitete währenddessen erneut seine Flügel aus und versuchte mit ein paar umständlichen Schlägen seiner Schwingen Luft zuzufächeln.

Der Stoff entflammte in Sekundenschnelle. Die kleinen Flammen fraßen sich in die verwobenen Bilder, zerstörten binnen weniger Augenblicke all die harte Arbeit, die dahintersteckte. Bis letztendlich nur noch schwarze, glühende Asche übrigblieb, den Setzling dabei umkreiste. Was immer in der Vergangenheit passiert war, war vergangen. Es war an der Zeit, sich von all dem zu lösen. Es in Erinnerung zu behalten, doch sich nicht von dem eingrenzen zu lassen. Die Erfahrungen würden einem auch so beim Wachsen helfen. So wie die Asche auch dem kleinen Setzling helfen würde zu gedeihen – die Asche und die Rückstände der Drachenschuppen. Es gab keine stärkere Magie, keine größere Macht. Bald würde mit dieser Unterstützung das zarte Pflänzchen, die Lebensrute, die der heiligen Stätte entnommen wurde, zu einem gewaltigen Baum heranwachsen. Ein weiteres schlagendes Herz, ein Zeichen der Verbundenheit zwischen Menschen, ihren Partnern und der Natur selbst. Ein Zeichen für den Beginn eines neuen Kreislaufs.

Das Ritual war hiermit eigentlich vollendet. Nicht für Caeli. Die Wächterin begab sich näher zu dem kleinen Setzling, hielt mit einer schützenden Geste ihre Hände um den Spross. Borgte sich abermals die Kraft des Waldes, ließ diese auf das Pflänzchen herabrieseln. Sie würde noch lange hier sitzen und meditieren. Allein. Wenigstens bis zum Anbruch des nächsten Tages. Orion wusste das. Und noch ehe er registrieren konnte, was er tat, machte er einen Schritt auf seinen Schützling zu. "Caeli?" Eine sanfte Berührung von hinten folgte, doch die Wächterin ließ sich ihre Überraschung nicht anmerken. Als hätte sie seine Anfrage erwartet. „Darf ich mich zu dir setzen?“

Ein knappes, wortloses Nicken. Orion folgte der Zusage, ließ sich ihr direkt gegenüber nieder. Streckte seine Hände aus, um Caelis Bemühungen zu imitieren. Seine Fingerkuppen streiften kurz ihren Handrücken– was ihm ein deutliches verschreckteres Zusammenzucken entlockte als Caeli selbst. Doch sie entzog sich dieser Berührung nicht. Vermutlich war sie bereits zu vertieft in ihrem Tun.

Das war es, was er vermutete. Zumindest so lange, bis die Wächterin ihre Stimme erhob. Ungewöhnlich kleinlaut. „Würdest du für mich singen, Orion?“ Das riss ihn aus der Konzentration. Überrascht blinzelte er die junge Frau an. Natürlich, es war nicht das erste Mal, dass er für sie ein Lied zu besten gab. Doch es war definitiv das erste Mal, dass sie ihn darum bat.

Seine Züge wurden weicher. Er nickte. Bald schon durchdrang eine ihm zu gut bekannte Melodie die Luft. Ruhig und so leise, dass man seine Stimme beinahe kaum von den restlichen Geräuschen des Waldes heraushören konnte. Irgendwann schlich die Sonne langsam über den Horizont. Ließ die ersten, tiefroten Strahlen vorsichtig über die Spitzen der Baumkronen streichen, bis diese die Lichtung erreichten. Orion lächelte ihr mit derselben Wärme entgegen.

Morgen. Morgen würde er seinen Schwur erneuern.



I want to spin something out of nothing
Lead to gold, spring from winter
Story from moted sky




Nachwort: Warum kurze Texte schreiben wenn es auch lang geht? :'D


Überschrift:

 
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Bildquellen:
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Liedzitat:
The Oh Hellos - Zephyrus

 

Kommentare:
Ursprünglich der Text für das Frühlingsevent 2023 hier auf RSH zu dem mich eine liebe Schreibpartnerin angestachelt hat. Unsere Frühlingstexte waren tatsächlich einer der Gründe, warum wir uns schließlich dazu entschieden haben, ab und an diese (kurzen) Snippets zu unserer Geschichte zu schreiben.



Antworten Zuletzt bearbeitet am 11.08.2023 13:39.

Saphyr

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Snippets - Frühlingsevent 2

von Saphyr am 11.08.2023 13:27

 Beitrag für Frühlingsevent 2023
Aufgabe: Wie feiern eure Charaktere die frühjährlichen Feierlichkeiten?


ZitatFruehling2.png

MUSIK+VIDEO ZUR SZENE:
All The Works Of Nature Which Adorn the World - The Green by Nightwish -> 7:33 - 12:17


Das Fest:
Die Frühlings-Tag-und-Nachtgleiche. Wo Tag und Nacht gleich lang sind, bevor die Tage länger werden als die Nächte und das Licht die Dunkelheit vertreibt. In dieser Welt die Ankunft des Frühlings und ein Grund, das Gleichgewicht und den Neubeginn zu feiern. Außerdem ein Anlass zur Demut, nach einem überstandenen Winter.

Der Charakter:
Nirah Wolfsauge aus dem Fantasy PRS "The Headwinds". Sie ist eine Wächterin in Ausbildung. Diese Gruppe dient als spiritueller Ansprechpartner zur heiligen Mutter - die als Gottheit personifizierte Natur. Nirahs Spezialgebiet ist die Heilkunst. Allerdings ist sie ungeduldig, unruhig, teils überheblich und zieht die Gesellschaft von Tieren der von Menschen vor. Ihr Pflichtbewusstsein ist dafür stark ausgeprägt.

Kontext:
Diese Szene entstammt nicht dem Rollenspiel, spielt aber im gleichen Setting in einer möglichen Zukunft im Frühling. Nirah wurde aus ihrem gewohnten Leben herausgerissen und hofft ihre Ausbildung zur Wächterin abschließen zu können, indem sie den fremden Krieger Notos Donnerschwinge begleitet. Dieser kommt aus einem ihr unbekannten Wolkenreich, das einst Teil des Erdreichs war, wo sie lebt. In dieser möglichen Zukunft sind die beiden gemeinsam unterwegs.

Wörter: 1321

 

Der Schlaf hing Nirah in den Augen, doch eine sogar für sie ungewöhnliche Unruhe hatte sie im Griff. Als es an der Tür ihrer winzigen Behausung klopfte, war sie bereits vollständig angezogen und für den Aufbruch bereit. Der alte Weißhaar, Dorfältester und Nirahs Mentor, begrüßte sie mit der Vorfreude eines kleinen Kindes. Er hätte sie nicht abholen müssen, aber er tat es gerne. Das wusste sie. Nicht, dass sie gerade heute verschlafen hätte.
Dunkelheit lag so tief über der Siedlung im Wald, dass das namensgebende silbrige Glitzern des Sees lediglich wie eine ferne Erinnerung schien. Unzählige Schemen zeichneten sich vage in der Nacht ab, als die beiden am Dorfplatz eintrafen. Fast alle waren auf den Beinen. Jeder, der reisefähig war.
Ein flackerndes Flämmchen näherte sich, erhellte das Gesicht des Häuptlings von Silberquell. Erik warf dem alten Weißhaar einen Blick zu, dessen Unsicherheit Nirah nur erkennen konnte, weil sie davon wusste. Vater und Sohn tauschten leise Worte. Ihr Mentor klopfte dem Anführer aufmunternd auf die Schulter. Nirah hörte ein tiefes Seufzen. Es war seltsam, den sonst so gleichmütigen Krieger derart neben sich stehend zu erleben. Dann gab er das Signal und ihre Aufmerksamkeit galt dem bevorstehenden Weg.

Die Gruppe von Menschen war außerordentlich still, als sie sich durch das dichte Geäst des Waldes bewegte. Lediglich das Knacken von Ästen, der dumpfe Ton von Schuhen auf weicher Erde und gelegentlich ein Wispern wie ein Windhauch zwischen raschelnden Blättern war zu hören. Ein Todesmarsch. Die Prozession wahrte die Stille und Stille war es, die Nirah willkommen war. Sie gab anderen Geräuschen Raum. Noch sangen die Vögel nicht und doch war das Leben um sie herum allgegenwärtig. Der Wald mochte ruhig erscheinen, aber er war niemals regungslos. Nirah spürte die Energie, die in trägen Bahnen pulsierte, die von Tag zu Tag mehr an Kraft gewonnen hatte. Für sie war es das eindeutigste Zeichen, dass der Frühling endlich anbrach.

Einige Stunden später wich das Dickicht einer weiten Ebene. Ein einziger, gewaltiger Baum befand sich in deren Mitte. Er war nicht so groß wie der Mutterbaum, dennoch strahlte er dieselbe Art von Macht aus. Er war eines von mehreren schlagenden Herzen, welche mit dem Zentrum in direkter Verbindung standen. Sofort spürte Nirah ein Kribbeln auf ihrer Haut. Es ließ sie erwartungsvoll der Ritualstätte entgegen eilen. Weitere Menschen hatten sich bereits rund um den Stamm niedergelassen. Die Gesichter waren in der Dunkelheit nicht genau zu erkennen. Sie wusste, dass es Leute aus anderen naheliegenden Dörfern waren. Unter ihnen musste auch ...
Auf ihrer Schulter ließ sich die Pranke eines Mannes nieder. Abrupt fuhr sie herum. "Wir waren dieses Mal zuerst da. Obwohl es für uns weiter ist." hörte sie eine bekannte Stimme leise sagen. "Aidan!" brachte sie flüsternd hervor. "Wenn du mich noch einmal so erschreckst ..." begann sie. Weiter kam sie nicht, denn der Mann zog sie in eine feste, kurze Umarmung und zerzauste ihr anschließend rücksichtslos die Haare. "Freut mich auch dich zu sehen, kleine Schwester." Nirah konnte ganz deutlich sein amüsiertes Grinsen hören. Sie entgegnete ihm mit einem dunklen Knurren, da tauchten hinter ihm bereits weitere Gestalten auf. "Mutter, Vater!" erkannte sie nach kurzem Zögern. Sie schob ihren Bruder demonstrativ zur Seite. Aidan lachte leise. Typisch. Ihr eigenes Lächeln würde niemand sehen.

Lange währte das Gespräch nicht. Es beschränkte sich auf das Wichtigste. Sie hatten nach Tagesanbruch mehr Zeit, um sich auszutauschen. Jetzt galt es zu schweigen. Nirah nahm ihren Platz im innersten Kreis ein, direkt am Fuß des Baumes – der Kreis der Wächter. Neben ihr saß ihr Mentor und irgendwo hinter ihr war ihre kleine Familie. Längst hatte sich völlige Stille über die Lichtung herabgesenkt. Sie schloss die Augen und beruhigte ihren Geist. Was sie zuvor vage bewusst als stetigen Strom wahrgenommen hatte, waren nun flirrende, fast greifbare Bänder. Sie konnte diese nicht sehen, trotzdem zeichneten sie sich vor ihrem inneren Auge ab. Wie verzweigte Wurzeln erstreckten sie sich durch Erde und Luft, bis hoch in den Himmel. Versunken in Gedanken an den vergangenen Winter, an Reue, Verluste, Tod zog ein jeder an diesem Netz Richtung Mitte. Dort hielten Nirah und die anderen Wächter die Stränge fest. Es brachte den Kreis regelrecht zum Vibrieren.

Wärme kündigte die ersten Sonnenstrahlen an und ein kollektives Aufseufzen ging durch die Reihen. Am Rande ihrer Wahrnehmung entdeckte sie die Präsenz von Tieren, die sich neugierig an die Versammlung heranwagten. Es war als wüssten sie, dass ihnen heute keine Gefahr von Jägern drohte. Dies war ein Tag der Vergebung und des Gedenkens an die Leiden des Winters. Ein letzter Tag des Mangels vor dem Wiedererwachen der Welt.
Nacheinander begannen die Menschen Gebete zu sprechen. Nirah sprach ihre Wünsche nicht laut aus. Wie oft hatte sie diese der heiligen Mutter schon entgegengebracht? Wie lange musste sie noch warten, bis man endlich zur Wächterin erklärte? Zum Schluss baten die obersten Wächter um Wachstum, Schutz und Frieden und ließen nach und nach einen Teil der Magie frei. Nirah wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, bis der letzte seinen Segen beendet hatte. Nun hielten nur noch die restlichen Wächter und Lehrlinge wie sie lose Fäden, um den Kreis nicht zu brechen. Die Masse an Energie, die gesammelt worden war, war nun Teil des Schutzzaubers, der ihren Stamm hoffentlich das ganze Jahr überspannen würde. Sie öffnete das erste Mal seit Ewigkeiten die Augen. Manche Anwesenden standen auf und zogen sich zurück, andere blieben gespannt sitzen, um zu sehen, was noch geschah. Weißhaar neben ihr strahlte, als sein Sohn vor die obersten Wächter trat – gemeinsam mit der Frau, die nach dieser Zeremonie offiziell an seine Seite gehörte. Die Hochzeit eines Häuptlings war immer eine große Sache. Nirah lächelte, während sie beobachtete, wie Stammesangehörige nach vorne unter die zu sprießen beginnende Blattkrone traten. Sie steckten dem Paar Blumen in die Haare und wickelten Blätter und junge Zweige um deren Unterarme. Der Frühling hatte wahrhaftig begonnen.

"Caeli?"
Eine sanfte Berührung, eine Stimme hinter ihr. Nirah wandte sich um und sah in das Gesicht eines unbekannten Mannes. "Wer ist Caeli?", fragte sie ihn verwirrt. Er antwortete nicht. Nein, er strahlte sie mit einer Wärme an, die ihr ein Schaudern über den Rücken jagte. Plötzlich war der Unbekannte verschwunden und an seiner Stelle stand Aidan, der sie belustigt musterte. "Es ist Zeit", sagte er. Seine Stimme hallte. Aidans Gestalt verschwamm. Dunkelheit legte sich wie Nebel über ihn, bis er ganz davon verschluckt wurde.

Nirah saugte Luft ein. Mit einem Mal saß sie aufrecht, die Augen weit geöffnet. Die Lichtung, der Baum, die Versammlung – alles war fort. Unter ihr war nur kalter Stein. Ein Traum, eine bloße Erinnerung. Sie weilte nicht länger in ihrem Dorf Silberquell, sah den alten Weißhaar nicht mehr regelmäßig. Und nur die Mutter wusste, was Aidan und ihre Eltern trieben. Wahrscheinlich waren sie an ebenjenem Baum aus ihrer Erinnerung. Heute war Frühlingsanfang, wurde ihr klar. Die Stämme würden feiern, wie sie es immer taten – ohne sie.
Und der Grund dafür lag an der anderen Seite der Höhle. Ausnahmsweise schlief der weißhaarige Krieger mit den verhängnisvollen blauen Augen. Jenes eisige Blau aus ihren Visionen, das sie dazu getrieben hatte, ihm zu folgen. In der Hoffnung, die heilige Mutter möge ihr endlich ein Zeichen der Anerkennung als vollwertige Wächterin schenken. Der Krieger namens Notos, dessen Lieblingsbeschäftigung darin bestand, ihr fragiles Nervengeflecht zu ermorden.

Sie ließ Notos zurück und krabbelte hinaus in die Nacht. Im Mondlicht badend kniete sie unter einem Baum, der sich etwas vom Wald abhob. Und sie meditierte, sammelte Energie um sich, versank in der Stille ihrer Gedanken ebenso wie sie es ihrer Erinnerung getan hatte. Nur alleine. Ganz alleine.
Nun, vielleicht doch nicht ganz. Schritte kamen näher. Nirah reagierte nicht auf Notos' Eintreffen. "Nirah", erklang es leise. "Alles in Ordnung? Was tust du hier draußen?" Sie war sich nicht sicher, ob es ein Vorwurf war, weil sie wieder einmal den Schutz des Lagers verlassen hatte oder ob er sich wirklich um sie sorgte. Wahrscheinlich beides. "Ich heiße den Frühling willkommen", antwortete sie eintönig.
"Darf ich mich zu dir setzen?" kam nach einer Weile. Nirah nickte. Er setzte sich in einiger Entfernung neben ihr auf den Boden. "Was genau muss ich ..." begann er sich zu erkundigen. Aber Nirah unterbrach ihn. "Lass uns lieber schweigen, Donnerschwinge." flüsterte sie.


Zitat: All The Works of Nature Which Adorn The World - Vista by Nightwish
Bild mit Zitat: Made with GIMP. Font: Caveat, Google Fonts, 09.04.23: https://fonts.google.com/specimen/Caveat/about?query=caveat


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Antworten Zuletzt bearbeitet am 11.08.2023 13:31.

Zladune

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Beiträge: 1002

Never satisfied - Teil 1

von Zladune am 25.09.2023 17:35

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Der Kampf war zu Ende, bevor er überhaupt richtig anfangen konnte. Zugegeben, nicht verwunderlich. Er war schon immer besser als sie gewesen.

Eine Serie harter Klackgeräusche durchbrach die Stille. Ein Regen präziser Hiebe folgte. Dann ein Ausfallschritt. Der kunstvoll geführte Bogen, mit dem das Holzschwert auf ihn niedersausen sollte, ging ins Leere. Mit einer blitzschnellen Bewegung wich Notos in letzter Sekunde aus – und warf sich geradezu auf seine Gegnerin. Diese kam bei dem plötzlichen Manöver ins Straucheln, stolperte und fiel rücklings zu Boden. Notos' Grinsen war breit und triumphierend, als er über ihr thronte, sein Holzschwert auf sie gerichtet: „Habs dir doch gesagt. Kinderspiel".

Strahlend stand er auf und hielt seiner Gegnerin die Hand hin. Ein freundschaftliche Geste – die direkt mit sachten, dumpfen Schmerz gestraft wurde, als seine Kampfpartnerin seine Hand wegschlug und sich selbst auf die Beine erhob. Täuschte er sich, oder wirkte ihre sonst so gefühlskalte Miene verbissener als sonst? Als würde sie zu viel Druck auf ihren Kiefer ausüben.

„Haltet es in einem friedlichen Rahmen bitte", ermahnte sie ihr Mentor seufzend, bevor er sich zuerst an ihn wandte. „Etwas Bescheidenheit würde dir gut tun, Notos. Dein Übermut wird dich noch in Schwierigkeiten bringen." Notos verschränkte selbstsicher grinsend die Arme. Aber an meiner Technik ist nichts auszusetzen, stimmt's? Er sah an dem Blick seines Mentors, dass er seine stumme Aussage sehr wohl verstand. Statt sie zu widerlegen, wandte er sich jedoch nur seufzend zu seiner anderen Schülerin und begann ihr Verbesserungsvorschläge zu geben. Notos hob zufrieden das Kinn. Natürlich gab es nichts auszusetzen.

Auf einmal landete mit Wucht eine Hand auf seiner Schulter. Wenn er es nicht gewohnt gewesen wäre, hätte ihn dieser Schlag sicherlich in die Knie gezwungen. „Typisch Kira. Sonnenscheinchen schlechthin." Spottend verdrehte Lux die Augen, bevor er sich an ihn wandte, so stolz wie feixend. „Aber mal wieder saubere Arbeit. Sie hat dich dieses Mal ganz schön auf Trab gehalten." Notos spiegelte die Miene seines Freundes wider, schlug ihn dabei spielerisch in die Rippen. „Das würde sie sich wohl wünschen." Selbst wenn er zugeben musste, dass sie nicht grundlos als die beste Schülerin ihrer Gruppe angesehen wurde. Jede ihrer Bewegungen war messerscharf, beinahe fehlerlos ausgeführt. Selbst auf seine Sticheleien ging sie nie ein. Sie war eine völlig andere Herausforderung – eine würdige Gegnerin für ihn. Es machte ihm Spaß, mit ihr zu trainieren.

Plötzlich spürte er, wie sich sämtliche Härchen auf seinem Nacken aufrichteten. Augenblicklich drehte er sich um, in Erwartung des scharfen Blickes von Kira. Stattdessen erkannte er eine ganz andere Person, die ihre Augen auf ihn gerichtet hatte. Notos erwiderte das kühle Mustern des älteren Mannes selbstsicher, wenngleich er nicht umhin kam, seine Haltung lieber noch etwas zu straffen. Doch kaum hatte dieser ihn bemerkt, verschränkte er nur die Arme hinter seinem Rücken und lief unbeeindruckt weiter. Lux ließ seinen prüfenden Blick zwischen Notos und der Gestalt schweifen, die sich langsam entfernte. Schließlich blieb dieser skeptisch auf Notos hängen. „Seine Aufmerksamkeit sollte dich nicht so freuen. Du kennst seinen Ruf." Notos Lächeln wurde eine Spur breiter. „Ja eben. Er trainiert die besten der besten." Sein Blick glitt grinsend zu seinem großgewachsenen Freund. „Könnten irgendwann wir sein." Ein trockenes Auflachen erklang. „Wir beide? Ha und ha. Danke, aber nein danke."

Lux sah verstohlen zu ihrem Mentor, der immer noch auf Kira einredete und beugte sich ein ganzes Stück zu seinem Freund runter, raunte ihm verschwörerisch zu: „Sag mir lieber, du denkst noch an heute Abend, ja?" Dafür kassierte er einen Schlag gegen den Arm. „Klappe.", gab Notos mahnend von sich, bevor er leiser fortfuhr: „Natürlich. Aber einen besseren Zeitpunkt, um das zu besprechen, hättest du dir nicht aussuchen können, was?" Sein Freund verstummte und Notos schüttelte stumm seufzend den Kopf. Ihr Mentor schien zum Glück nichts bemerkt zu haben, denn er rief lediglich alle dazu auf, mit dem Training fortzufahren. Notos hörte mehr oder minder aufmerksam zu, vollführte die Schrittfolgen, die er schon lange auswendig konnte. Dennoch hätte er schwören können, immer mal wieder einen scharfen Blick auf ihm ruhen zu spüren...



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Zladune

26, Weiblich

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Never satisfied - Teil 2

von Zladune am 26.09.2023 14:26

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Kühler nächtlicher Wind streifte sein Gesicht, während er auf Jasper lautlos durch die Luft glitt. Sie waren spät dran. Natürlich waren sie das. Lux war die reinste Schlafkappe. Es würde ihn nicht wundern, wenn er seine eigene Geburt verschlafen hätte. Notos verdrehte die Augen und warf einen strafenden Blick über seine Schulter. Ein vergebliches Unterfangen, in der Dunkelheit konnte er die Konturen seines Freundes und dessen Gefährten nur schemenhaft ausmachen. Immerhin schaffte er es in der Luft, sich unauffällig zu verhalten. Erstaunlich für jemanden seiner Größe und Geschickes. Aber das mussten sie auch dringend, wenn sie das Akademiegelände ungesehen verlassen wollten. Am besten er dachte gar nicht erst daran, was für eine Strafe ihnen allen blühen würde, wenn man sie erwischen sollte...

Nicht dass er sich darum großartig sorgte. Die Hauptinsel war inzwischen weit hinter ihnen verschwunden, und die Patrouillen wagten selten Ausflüge so weit hinaus. Ein Glück, denn bereits jetzt war entfernt ein sanftes, gedämpftes Musizieren zu hören, das mit der leisen Brise des Nachtwinds mitschwang. Je näher sie dem abgelegenen, kleinen Eiland kamen, desto deutlicher wurde es. Trommeln erfüllten die Luft mit rhythmischen Schlägen, begleitet von Flöten und der lebendigen Melodie einer Geige. Hier und da vermischte es sich mit lautem Lachen. Als sie nur noch wenige Flügelschläge von ihrem Ziel entfernt waren, konnte man bereits das warme Flackern von Fackeln auf der Anhöhe nahe des Ufers erkennen, welches sie anvisierten. Mit einem lauten Rauschen landeten ihre beiden Gefährten und Notos kraulte lobend Jaspers Nackenfell. Er hatte kaum Zeit, sich bei seinem Partner zu bedanken und diesen für den Rest der Nacht zu entlassen, da erschallte auch schon laut eine fröhliche Stimme hinter ihm: „Notos, Luxan! Ich hatte schon fast Angst, dass ihr abgefangen wurdet!" War Lux vor wenigen Augenblicken noch gähnend von seinem Gefährten abgestiegen, so drehte er sich jetzt putzmunter und grinsend um: „Du meinst so wie du letztens, Zion?" Notos konnte ein amüsiertes Lachen nicht unterdrücken, während Zion theatralisch, aber verschmitzt die Augen verdrehte: „Schlimmsten hundert Liegestützen meines Lebens. Aber warte, ich muss euch ein paar Leute vorstellen. Hey Leute, Notos und Luxan sind da!" Notos sah lächelnd zu Zion, dann zu Lux und deutete ihm mit einem Kopfnicken an, einen Gang zuzulegen, bevor er in der Menge verschwand.


Es passierte erst einige Zeit später. Notos war gerade dabei gewesen, sich angeregt mit Zions Mitschülern zu unterhalten, die ihm vorgestellt wurden, als plötzlich ein Raunen durch die Menge ging. Er konnte Verwirrung raushören. Misstrauen. Unauffällig rempelte er Lux an, der offensichtlich sehr bemüht war, seine Gesprächspartnerin zum Lachen zu bringen. Er tauschte mit ihm einen langen Blick aus, bis sein Freund verstand. Sofort kappten beide mit einer raschen Entschuldigung ihre Gespräche, drehten sich um, versuchten den Grund für den Tumult ausfindig zu machen. Die Atmosphäre wirkte zunehmend angespannt. Beinahe feindselig. Langsam verdichtete es sich zu einer kleinen Ansammlung an Menschen. Vorne in der Menge fanden sie Zion wieder. „Was ist los?", hörte Notos seinen Freund fragen. Er hätte die Antwort aber am Ende gar nicht gebraucht. Den hellblonden Haarschopf würde er überall erkennen. Kira. Seine Augen fixierten verdutzt die zierliche Gestalt, die von skeptischen Gesichtern umgeben war und abwertende Blicke auf sich zog. Ein Gefühl, das eindeutig auf Gegenseitigkeit beruhte. Kira starrte die anderen mit ihrer gewohnten kühlen Überlegenheit nieder – keine Haltung, die ihr gerade viele Freunde bescherte.

Zion verschränkte die Arme. „Sie wurde erwischt, wie sie die Lage hier auskundschaftete. Hat wohl versucht sich unbemerkt einzuschleichen." Notos spürte, wie sein Blut in Wallungen geriet, als sich ein unangenehmer Gedanke in seinem Kopf festnistete. „Hat niemand daran gedacht, sie einzuladen?", zischte er leise. Seine Stimme klang ungewohnt gepresst. Soweit er wusste, wurde allen Ritterschülern Bescheid gegeben. Zion zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Weshalb? Das kleine Fräulein Perfekt wollte noch nie was mit uns zu tun haben. Im schlimmsten Fall hätte sie uns nur verpfiffen. Und... he, was machst du?"

Notos stürmte los, bevor noch eine weitere schwache Entschuldigung Zions Lippen verlassen konnte. Nur noch nebenbei bekam er mit, wie Lux eine ähnliche Bewegung anstrebte, bevor er seine Gereiztheit doch an Zion ausließ. Entschlossen drängte Notos sich durch die Menge, geradewegs auf Kira zu – und legte mit einer überschwänglichen Geste grinsend einen Arm um ihre Schulter: „Kira! Schön, dass du doch noch dazustoßen konntest." Erstaunlicherweise wirkte seine Mitschülerin keinen Deut überrascht. Weder von seiner Anwesenheit, noch von seinem plötzlichen Überfall. Das Einzige, was ihre selbstbeherrschte Fassade nicht verbergen konnte, war die eisige Abscheu, als sie demonstrativ schnaubend ihren Kopf von ihm abwandte. Notos' Miene wirkte einen Hauch steifer, als er vielsagend den Griff um sie verstärkte. Dafür, dass ich dir gerade helfe, könntest du etwas mehr kooperieren.

Nach seiner Aktion war definitiv die Aufmerksamkeit der meisten auf sie zwei gerichtet. Perfekt. Genau wie er wollte. Herausfordernd blickt er in die Runde. „Was? Sie gehört zu mir. Ich hab sie eingeladen. Passt es wem nicht?" Nichts. Kein einziger Protest war zu hören. Manche senkten sogar ihren Kopf, um seinen Blick zu meiden. Notos' Mundwinkel zuckten nach oben. „Dachte ich mir." Mit Nachdruck versuchte er sich und Kira aus der Menge zu bugsieren. Niemand versuchte sie aufzuhalten. Erstaunlicherweise stellte sich auch Kira nicht quer, sondern folgte ihm wortlos – weiterhin mit verschränkten Armen und ohne ihn anzusehen. Kaum hatten sie etwas Abstand zwischen sich und die anderen gebracht, schubste Kira seinen Arm von ihren Schultern. Auch er nahm eine gesunde Distanz zu ihr ein. Sein Lächeln fiel nun endgültig. „Ein Danke hätte auch gereicht", gab er trocken von sich. „Ich habe dich nie um Hilfe gebeten. Ich hätte es auch allein hingekriegt", konterte sie schnippisch und Notos verdrehte die Augen. „Immer wieder eine Freude, mit dir zu reden... Willst du mir vielleicht erzählen, was du hier treibst?" Nicht dass er Zions scheinheilige Ausreden gutheißen würde. Aber es stimmte. Normalerweise hielt sich Kira meist für zu gut, um mit anderen Ritterschülern rumzuhängen. Oder sogar ihre Zeit mit so etwa sinnlosem wie Feiern zu vergeuden.

Eigentlich hatte er gar keine Antwort erwartet. Umso irritierter war er, als Kira nach einer langen Zeit der Stille aufseufzte. „Ich hab mitbekommen, wie ihr euch davongeschlichen habt. Vor allem dein Schrank von einem Freund war kaum zu überhören." Damit entlockte sie ihm ein schiefes Grinsen. Ah ja. Die Sache. Natürlich hatte sie das gehört. Allerdings, was ihn eher verwunderte – war da ein Lächeln unter all dem Spott gewesen gewesen? Falls er recht hatte, würde er es wohl nie erfahren, denn die blonde Schwertkämpferin drehte mit einem Mal wieder ruckartig ihren Kopf zur Seite und brach den Blickkontakt ab. „Ich dachte, ihr stellt wieder irgendetwas an. Oder wolltet im Geheimen trainieren. Scheinbar habe ich zumindest mit ersterem recht behalten." Notos stutzte, als er über ihre Wortwahl stolperte. Irritiert hob er eine Braue an. „Du weißt schon, dass das Leben nicht nur aus Trainings besteht?"

Daraufhin erhielt er keine Antwort mehr. Kira strebte auch eindeutig keine weitere Konversation mit ihm an. Ein Wunder, dass sie überhaupt so lange mit ihm gesprochen hatte. Nun, es sollte ihm recht sein. Der vertraute helle Haarschopf, der am Rand der Menge aufblitzte, kündigte ihm sowieso an, dass er sein Ziel fast erreicht hatte. Er verschränkte locker die Arme hinter seinem Nacken und grinste die angehende Ritterin verschmitzt an: „Tja, leider wirst du wohl vorerst nicht hier wegkommen." Ihre Augen huschten kurz zu ihm und seine Mundwinkel verzogen sich noch mehr in die Höhe. „Gebunden durch die Normen der Gesellschaft. Es würde zu viel Misstrauen erregen, wenn du sofort gehen würdest. Und da Leute jetzt schon drauf und dran waren, sich auf dich zu stürzen, nur weil sie Angst haben, dass du sie verpfeifen würdest..." Er ließ den Satz unbeendet. Dass Kira auch so verstand, sah er daran, wie sie mürrisch ihre Miene verzog. Sorglos winkte er ab: „Wirst es überleben. Könntest vielleicht sogar versuchen, dich zur Abwechslung mal zu amüsieren. Aber lass uns dich irgendwo abstellen, wo du weniger Aufmerksamkeit auf dich ziehst. Heh Neela!"

Seine Schwester drehte sich verwundert zu ihm um, eine kleine Schale voller süßer Früchte in der Hand. Notos schmunzelte erheitert. Natürlich würde er sie hier auffinden, weit entfernt vom größten Tumult. „Kannst du mir einen Gefallen tun?" Mit einem entschuldigenden Nicken deutete er zu Kira. Trotz ihrer selbstbewussten Haltung wirkte seine Mitschülerin ein wenig verloren. Neela runzelte skeptisch die Stirn, während sie Kira musterte, bevor sie die Lippen aufeinanderpresste. „Du weißt, dass wir vermutlich kaum miteinander reden werden?" Notos Miene nahm sanftere Züge an: „Mehr als etwas Gesellschaft leisten verlange ich nicht. Ich würde es sonst selbst tun, aber du weißt ja..." Neela wirkte nicht gänzlich einverstanden, aber schließlich zuckte sie doch ergeben mit der Schulter. „In Ordnung, ich mach's. Du schuldest mir was. Mal wieder." Notos beobachtete, wie seine Schwester zuerst hadernd, dann mit neugefundener Entschlossenheit zu Kira ging, sie verhalten begrüßte und ihr mit einem nonchalant fragenden „Trauben?" ihre Schüssel hinhielt. Leise lachte er in sich hinein, wobei weniger die niedliche Unbeholfenheit seiner Schwester, als der hinreißend verdatterte Blick von Kira daran Schuld war. So wie es aussah, konnte er die zwei getrost für eine Weile allein lassen. Gut. Er hatte noch ein paar Vorbereitungen zu treffen.

 



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Zladune

26, Weiblich

  11. Ghostwriter

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Never satisfied - Teil 3

von Zladune am 29.09.2023 14:15

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Der Abend nahm wieder seinen gewohnten Lauf. Nur noch vereinzelt schnappte Notos Gespräche über Kiras unerwartete Anwesenheit auf. Doch die meisten verstummten sofort, wenn er in Sichtweite kam. Nur selten wagte es jemand ihn direkt darauf anzusprechen. Sei es pure Neugier oder der Wunsch, die Gerüchteküche zum Brodeln zu bringen – er ließ sich nur zu gerne darauf ein. Er wusste, wie man jemanden auf andere Gedanken bringen konnte.

Notos war gerade dabei, die vermutlich fünfte Gruppe dieses Abends zu unterhalten. Er wusste nichtmal wirklich, wer diese zwei Mädchen waren. Schüler aus dem Orden des blauen Silbermondes? Eine davon meinte er mal mit Neela bei den Heilern gesehen zu haben...
Fast wäre er überrascht zusammengefahren, als eine Hand auf seiner Schulter landete. Er brauchte jedoch nicht nach hinten zu schauen, um zu wissen, wer es war. Er schenkte seinem kleinen Publikum ein gewinnendes Lächeln: „Die Damen verzeihen bestimmt, wenn ich kurz gehe, richtig? Ich vergesse euch aber nicht. Schließlich schulde ich euch immer noch den Rest der Geschichte." Ein leises Lachen war zu hören, während er sich zum Gehen umdrehte. „Und den Tanz!", rief eine helle Stimme hinterher und das Lachen wurde lauter. Notos hob wie als Versprechen winkend eine Hand, ehe er sich endgültig seinem besten Freund zuwandte.

Lux bedachte ihn mit einem neckenden Grinsen, bevor sein Ausdruck ein wenig ernster wurde. „Alles in Ordnung? Wie geht es unserem Sonnenscheinchen? Ihr zwei seid vorhin recht schnell abgedampft." Wie auf Befehl sah sich Notos um, konnte in der Menge aber weder Kira, noch seine Schwester entdecken. Vermutlich befanden sie sich immer noch irgendwo am Rand des Getümmels. „Neela kümmert sich um sie. Sollten beide von den anderen in Ruhe gelassen werden." Lux seufzte erleichtert auf, während er sich durch die Haare fuhr: „Immerhin. Was auch immer sich Zion dabei gedacht hat..." Notos musterte seinen Freund gutmütig, wie dieser aufgebracht den Kopf schüttelte, bevor er fortfuhr: „Wo wir dabei sind: Zion hat die Sachen besorgt. Meinte, wie können anfangen, wann immer wir wollen." Provokativ lächelnd stieß Lux ihn in die Seite: „Falls du dich weiterhin traust."

Notos erwiderte die herausfordernde Miene, stichelte in derselben Manier zurück: „Und meine Führung aufgeben? Pff. Diese Wette verliere ich nicht." Er und Angst? Sicherlich nicht. Aufgeregt, dass war er höchstens. Ein klein wenig nur. Ein Hauch von unruhiger Vorfreude blitzte in seinen Augen auf: „Ich kenne den Trommelspieler. Ich denke ich kann ihn dazu überreden, für uns später eine spezielle Nummer einzulegen – am besten wenn die ersten Leute anfangen müder zu werden." Lux hob feixend eine Braue an: „Du kennst ihn? Nun, ich frage nicht nach. Dann sehen wir uns später – oder auch nicht." Notos hob daraufhin nur selbstgefällig das Kinn. Er würde keinen Rückzieher machen. Weder für seinen noch um Lux's Willen.

Der Mond stand bereits hoch am Himmel, als Notos ein letztes Mal überprüfte, ob er auch wirklich an alles gedacht hatte. Aber ja, seine "Waffe" am Gürtel war fein säuberlich verstaut, seine Freunde aus den Kreisen der Sternenkinder wussten Bescheid und dank Zion war dieser Teil der Insel mit seiner spärlichen Beleuchtung dunkel genug für sie....ihnen sollte nichts mehr im Wege stehen. Es würde perfekt werden.

Suchend glitt sein Blick durch die Menge. Scheinbar war er auch nicht der einzige mit dieser Idee gewesen, denn er wurde schnell fündig und keinen Moment später kreuzten sich ihre Blicke. Lux stach allein wegen seiner schieren Größe aus der Masse heraus. Notos lächelte aufmunternd, gab dabei ein Nicken von sich. Ihr Startzeichen. Lux grinste zurück, bevor er sich energisch einen Weg voran bahnte. Ein paar Personen wichen allein beim Anblick von ihm aus, wohl aus Angst, von ihm völlig überrollt zu werden. Das Ziel seines Freundes war glasklar der kleine Platz vor den Musikanten – oder eher die Fackeln, die davor platziert waren. Mühelos riss er zwei von ihnen aus dem Boden, nur um eine davon sofort sichtbar für jeden in die Höhe zu halten. „Es wird wohl Zeit, hier mal die Stimmung etwas aufzuheizen!"

Die meisten Gesichter drehten sich bei dem Ausruf verwundert zu ihm um. Einige wenige, die Lux bereits kannten, begannen zu grinsen. Spätestens jedoch als die erste Feuersäule gen Himmel schoss, gingen viele vorsichtshalber ein paar Schritte zurück. Die Musik hielt für einen Moment an, nur um ihr Spiel kurz darauf wieder aufzunehmen. Der Rhythmus passte sich beinahe natürlich den Bewegungen von Lux an, der die Fackeln immer wieder in die Luft warf, während Funken in den Nachthimmel stoben. Im Schein der Flammen, nahmen seine Haare beinahe einen Kupferstich an. Die letzten Gespräche um sie herum verstummten. Lux's Stimme war eindeutig stichelnd, während sein Blick die lodernden Lichtern fixierte. „Na los, worauf wartest du?"

Das war sein Zeichen. Mit völliger Selbstverständlichkeit trat Notos näher, sein immerwährendes Lächeln eine Spur breiter als gewöhnlich tragend. Innerlich genoss er es von ganzem Herzen, als eine weitere Reihe an überraschten Blicken zu ihm huschte. Fast noch mehr freute es ihn wohl nur noch, wie viele der Mienen sich aufhellten, während er zu seinem Freund lief. Mit jedem Schritt stieg die Temperatur spürbar an. Die Luft flimmerte vor Hitze – ein Nebeneffekt von Lux' Flammen-Energie. Bereits jetzt überschritt die Wärme die Grenzen des Annehmbaren. Und wenn er jetzt noch mitdazukam...

Ohne zweimal darüber nachzudenken zog Notos sein Oberteil aus und warf es achtlos auf den Boden. Irgendwo ertönte ein jubelnder Pfiff und er wandte sich kurz mit einem charmanten Strahlen in diese Richtung um. Es freute ihn, dass andere diesen kleinen Auftritt seines Freundes ebenfalls so sehr feierten wie er. Mal sehen, ob er das hier alles auch noch ein wenig mehr in Schwung bringen konnte.

Als Notos neben seinen Freund trat, holte er seinen Stab hervor, um welches ein langes Stoffband aufgewickelt worden war. Der feine Edelsteinstaub, der darin verwoben war, ließ diesen in den verschiedensten Farben schimmerten, wann immer er das kleinste bisschen Energie hineinjagte. Mit einer kreisenden Bewegung führte er den Stab durch die Luft, und das Band folgten seinen Bewegungen, hinterließ dabei eine leuchtende Bahn in der Dunkelheit.

Für eine geraume Weile war es nur das: zwei separate Aufführungen, mehr ein Kampf um Aufmerksamkeit als alles andere. Ein Duell aus Feuer und Licht. Einen kurzen Blickaustausch später allerdings begannen sie beide, ihre Fähigkeiten zu kombinieren. Lux jonglierte weiterhin mit einem breiten Grinsen auf den Lippen mit den brennenden Fackeln, erzeugte Wirbel aus Funken und flackernden Flammen. Notos malte währenddessen mit seinem Bänderstab glimmernde Streifen durch die Luft, gab ihnen Formen und Farben, versuchte dabei die Bewegungen seines Freundes zu spiegeln. Vereinzelt ertönte ein Klatschen oder Ansätze von Gesang im Rhythmus der Trommeln, die sie stetig im Hintergrund begleiteten.

Notos' Blick fiel der Reihe nach auf die Zuschauer, auf all die lachenden und begeisterten Gesichter. Zu seiner Überraschung entdeckte er sogar Kira und seine Schwester. Verschmitzt grinsend begab er sich zunehmend immer näher zu ihnen hin. Ein schelmisches Funkeln glomm in seine Augen auf – und er ergriff ein Mädchen, dass direkt neben ihnen stand. Er wusste nicht, wer verdutzter dreinschaute: Zions Mitschülerin oder Kira. Aus dem überraschten Aufschrei wurde aber alsbald ein kleines, ausgelassenes Lachen, als er das dunkelblonde Mädchen zu sich zog. Seine Miene spiegelte diese beschwingte Fröhlichkeit wider. „Damit wären meine Schulden wohl beglichen", verkündete er schmunzelnd, zwang seine Tanzpartnerin in eine Drehung, während er das Lichterspiel fortfuhr. Nach ein, zwei weiteren Drehungen entließ er sie aber und wand sich auffordernd an die Runde. „Worauf wartet ihr? Kommt her!"

Die Meute nahm ihre Aufgabe ernst. Aus Jubel und Beifall wurden freudige Ausrufe und immer mehr Personen zogen einen oder mehrere Partner zum Tanz hervor. Was wiederum für ihn bedeutete... Ein wenig außer Atem tauschte er einen zufriedenen Blick mit Lux aus, der seine Fackeln auffing und sofort jegliche Spannung aus dem Körper ließ. Vielleicht ein wenig zu sehr. Eine der Fackeln donnerte fast auf den Boden. Notos konnte die Skepsis nicht ganz vertuschen, als er fragend eine Braue in die Höhe hob. Sein Freund bedachte ihn jedoch nur mit einem bedeppertem Grinsen und lenkte die Aufmerksamkeit sofort auf ein anderes Thema: „Hast du das gesehen? Hab den Flammenwirbel fehlerlos hingekriegt! Habe inzwischen eine viel bessere Kontrolle darüber." Lux Gesicht leuchtete beinahe mehr auf als jedes Licht, welches er heute Abend produziert hatte. „Meinst du, Neela hat das mitbekommen? Ich hab sie erst jetzt gesehen. Sogar mit unserem Sonnenscheinchen." Notos lachte gutmütig auf und klopfte seinem Freund wohlwollend auf die Schulter. „Weißt du was? Ich frag sie gleich."

Neela begrüßte ihn bereits aus der Ferne mit verschränkten Armen und einem breiten, neckenden Grinsen, welches von ihm hätte stammen können. In ihre Haltung schlich sich jedoch zunehmen Unsicherheit, als sie den Schatten der Sorge in seinen Augen erkannte. Als er bei ihr ankam, musterte sie ihn intensiv, den Kopf fragend zur Seite gelegt. Es ließ ihn beinahe vorsichtig den Kopf einziehen, während er möglichst beschwichtigende Worte wählte: „Neela, würdest du nach Lux sehen? Ich glaube, er hat sich leicht angesengt." Augenblicklich verschwand auch der letzte Ansatz eines Lächelns aus dem Gesicht seiner Schwester. Er hörte sie tief einatmen. Dann loderten Flammen in ihren Augen auf. „Schon wieder?!", entfuhr es ihr entrüstet. „Lass mich raten, wieder die Handflächen? Wie bei praktisch allen euren Trainingseinlagen? Man müsste meinen, der Idiot würde aus seinen Fehlern lernen." "Neela stand mit einem Ruck auf und rieb sich genervt die Stirn. Ihr Fluchen ging in ein leise grummelndes „Ich wette, der Depp hätte es vor mir verschwiegen" über, während sie losstampfte, die Arme in die Seiten gestemmt. Die Eile in ihren Schritten konnte sie damit dennoch nicht vor ihm verbergen.

„Nimm ihn nicht zu sehr in die Mangel", rief Notos ihr hinterher – und kassierte dabei prompt einen scharfen Seitenblick. Obwohl, nicht nur einen. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass Kira immer noch neben ihm stand. Und ihn genaustens musterte...

Arglos strahlend wandte er sich zu ihr um: „Du hast ja doch zugeschaut. Und, wie fandest du unseren kleinen Auftritt?"
Die Augen der Ritterschülerin wanderten abschätzend seine gesamte Statur entlang: „Mal davon abgesehen, dass dir mehr Kleidung gut tun würde und deiner... fragwürdigen Waffenwahl?" Kira starrte das mit Edelsteinstaub bestückte Band mit solch einer Abscheu nieder, als hätte er sie damit persönlich beleidigt. „Aufeinander abgestimmte Bewegungen sehen anders aus. Luxan muss sowohl seine Füße, als auch seine Feuerfertigkeiten mehr ausfeilen. Und du – ich habe keine Ahnung, wie du nach dem sinnlosen Energieverbrauch noch stehen kannst. Weniger aufschneiderisch ging wohl nicht mehr?"

Notos blinzelte verdutzt – und verfiel in ein Prusten. Allem kühlen Tadel zu Trotz, konnte er sich dem heiteres Lachen nicht erwehren. „Immerzu kritisch, was?" Kira zuckte zusammen, wandte den Kopf wieder ab. Es war dennoch selbst im schwachen Schein der Fackeln sichtbar, wie ihr das Blut in die Wangen schoss. Ein Schmunzeln lag auf seinem Gesicht, als er zum Himmel schaute. „Da sind wir uns wohl ähnlich. Ich gebe mich auch niemals mit etwas zufrieden."

Kira sah ihn weiterhin nicht an, doch ihre angespannte Haltung lockerte sich etwas. Ihre Stimme blieb jedoch betont gleichgültig. „Ist dem so?" Notos nickte zustimmend. „Lux auch. Nur gibt es für ihn nichts langweiligeres als stumpfes Training. Es fällt ihm schwer den Fokus zu bewahren, solange er kein genaues Ziel vor Augen hat. Deshalb wetten wir immer gerne. Es ist perfekt, um seinen Ehrgeiz anzufachen." Sein Blick glitt stichelnd zu seiner Mitschülerin: „Du könntest dir von seinem Enthusiasmus ruhig eine Scheibe abschneiden."

Ein leises Schnauben ertönte. „Was willst du damit andeuten?" Notos zuckte mit den Schultern: „Du bist eine fantastische Schwertkämpferin, keine Frage. Aber es wirkt immer so...steif? Du siehst nicht aus, als würde es dir sonderlich Spaß machen."

Kira spannte sich erneut an. Ihre Antwort klang beinahe schnippisch. „Kämpfe sollen auch keinen Spaß machen."

Notos' Ausdruck wirkte mit einem Mal ungewohnt ernst, fast schon getroffen. „...Machen dir unsere Kämpfe keinen Spaß?" Eine zögerliche Frage. Kira hob bei dem fehlenden neckendem Ton in seiner Stimme verwundert den Kopf an. Ihre Augen trafen sich für einen eigenartigen, stillen Moment lang. Dann wurde dieser unmittelbar unterbrochen. „Nol, kleines Problem."

Sofort wandte sich Notos zu seiner Schwester, die mit einem erstaunlich kleinmütigem Lux angelaufen kam. „Lux's Verletzung ist etwas heilungsaufwändiger, als erwartet. Bis morgen kriege ich es hin nur..." Sein Freund nahm ihr den Rest des Satzes ab. „Ein paar Leute haben gefragt, ob wir noch eine Abschlussnummer hinlegen." Notos wusste, worauf sein Freund hinauswollte. Lux wäre nicht in der Lage, ihm zu helfen. Alleine einen weiteren Auftritt zu hinzulegen, wäre möglich... aber wollte er das? Allerdings, anscheinend hatte es den anderen wirklich gefallen...

„Ich krieg das hin". Die Worte waren schneller ausgesprochen, als er darüber nachdenken konnte. Sofort erhielt er als Antwort eine Reihe an skeptischen Gesichtern. „Sicher?", hakte Lux vorsichtig nach. Notos nickte entschlossen – und Kira verdrehte die Augen: „Das muss ich mir nicht antun..." Und weg war sie. Perplexe Stille herrschte einen weiteren Moment lang, doch niemand hielt sie auf. Notos sah auf sein Stoffband. Er würde es schon hinkriegen ohne einen Partner. Irgendwie...

Er versuchte es sich nicht anmerken zu lassen. Aber als er sich abermals am Platz befand, wo er mit Lux noch vor gar nicht so langer Zeit zusammen aufgetreten war, fehlte von seinem üblichen Übermut jede Spur. Es lag nicht daran, dass er seinen Fähigkeiten und seiner Ausdauer nicht vertraute. Sicherlich nicht. Es war nur... irgendwie erschien es ihm falsch, allein hier zu stehen.

Nun, jetzt, da die meisten Augen wieder auf ihn gerichtet waren, konnte er sich wohl keinen Rückzug mehr erlauben. Seufzend rieb er sich den Nacken, drauf und dran, vor der Menge wieder ein gewinnendes Strahlen aufzusetzen – da flog mit voller Wucht etwas auf ihn zu. Beinahe kam er beim Auffangen ins Straucheln. Irritiert betrachtete er den langen Holzstab in seinen Händen. Es war einer der Trainingswaffen aus der Waffenkammer ihrer Akademie, die er und Lux zum Üben ...geborgt haben. Aber letzten Endes haben sie sich entschlossen, es doch nicht für ihre kleine Vorführung zu nutzen. Woher kam das?

„Du hast nicht ernsthaft geglaubt, dass ich das alles auf mir sitzen lasse?" Notos sah irritiert auf. Kira stand ihm direkt gegenüber, die Mundwinkel zu einem sachten, provokanten Lächeln verzogen. Sie hatte dieselbe Art von Waffe ihn gerichtet, die er in den Händen hielt. Ein Raunen ging durch die Menge, während er ein ungläubiges Blinzeln von sich gab. Einen flüchtigen Moment lang war er sich unsicher, wie ernst es die blonde Ritterschülerin meinte. Hegte sie ihm gegenüber immer noch Groll wegen seinem heutigen Sieg? Kira hob selbstgefällig das Kinn: „Worauf wartest du? Du wolltest eine Aufführung? Ich gebe dir eine. Eine, die niemand hier vergessen wird."

Stille. Dann blitzte Verständnis in seinen Augen auf und Notos nahm verschmitzt grinsend eine Kampfposition ein: „Du glaubst selbst nicht, dass du mich schlagen kannst." Die anderen Umstehenden warfen ihnen skeptische Blicke zu, als die zwei Ritterschüler sich langsam abschätzend zu umkreisen begannen. Niemand wusste wohl wirklich, wie er die Lage interpretieren sollte. Erst recht zwiespältig waren die Gefühle zu Kiras Anwesenheit. Bis plötzlich ein lautes, freudiges Rufen aus den ersten Reihen erklang. Notos' Mundwinkel zuckten weiter in die Höhe. Er musste nicht hinsehen, um die Stimme zu erkennen. Oder sich Luxs fröhlich strahlendes Gesicht vorstellen zu können, während er mit seinem enthusiastischem Anfeuern die Skepsis der anderen durchbrach.

Das war der Moment, in welchem Kira auf ihn zustürmte. Er hatte bei der Geschwindigkeit kaum Zeit, diesen Hieb zu blockieren. Das Gesicht seiner Mitschülerin kam ihm gefährlich nahe. Die Luft um sie herum fühlte sich eiskalt an, doch Kiras Ausdruck war ungewohnt...locker. Beinahe hatten ihre Worte etwas verspieltes an sich: „Genieß deinen Moment, Ritterjunge. Solange du noch kannst." Damit entlockte sie ihm ein triumphierendes Auflachen: „Es macht dir doch Spaß."
Etwas mehr Druck auf ihre Waffen und beide stoben auseinander. Nur um dasselbe Spiel zu wiederholen. Hieb. Ausweichen. Blocken. Abwehren. Stechen. Ausweichschritt. Mit jedem Schwung ihrer Stäbe sandten sie Funken von Eisstaub in die Luft, der sie im Schein der Lichter wie ein silberner Schleier umhüllte. Ein Kampf, der mehr wie ein Tanz als alles andere wirkte. Der Platz vibrierte vor Energie.

Ihre Klingen trafen sich wieder. Ein flüchtiger Augenblick, in denen sie sich in die Augen schauen konnte. Ein warmer Ausdruck huschte über sein Gesicht. „Du weißt, wir könnten wirklich mal zusammen im Geheimen trainieren." Notos sah die Überraschung in Kiras Gesicht, spürte, wie sie ihren Griff lockerte – und verstärkte sofort den seinen, um ihren Widerstand endgültig zu brechen. In einem geschmeidigen Manöver brachte er Kira aus dem Gleichgewicht. Ein letzter Stoß und er brachte sie erneut an diesem Tag zu Boden.

Strahlend thronte er über ihr und hielt ihr die Hand hin. „Was sagst du? Aber nur wenn du mir beibringst, wie du deine Energie so gut unter Kontrolle hältst."

Im Hintergrund jubelte die Menge – oder war es nur Lux? – begleitet von vereinzelten Rufen und Klatschen. Verdutzt blinzelte Kira kurz, bevor ein ergebenes Seufzen ihren Lippen entkam. Lächelnd nahm sie Notos' Hand und ließ sich von ihm aufhelfen. „Ich nehme das als Versprechen...Notos."



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Antworten Zuletzt bearbeitet am 03.10.2023 22:46.

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