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»-.I'll hold on to the wings of an eagle.-«

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Nywuh
Gelöschter Benutzer

Re: »-.I'll hold on to the wings of an eagle.-«

von Nywuh am 28.10.2018 23:46

Kapitel 10
Der nächste Tag war angebrochen. Zuvor war nach langer Zankerei endlich die Entscheidung auf den Film "Die Unglaublichen" gefallen. Ein verdammt guter Film, wie ich zugeben muss. Ich wachte durch Ardian auf, der mich ganz vorsichtig von sich hob und auf die Matratze seines Bettes legte, um aufstehen zu können. Wie abgesprochen hatte ich bei ihm im Bett geschlafen. Nachdem ich mitten in der Nacht durch einen schlechten Traum wach geworden war, hatte er mich in seine Arme gezogen. So war ich schließlich auf seiner Brust, mit seinem ruhigen Herzschlag am Ohr, friedlich in den Schlaf zurück gefallen. Gähnend blinzelte ich den ersten Sonnenstrahlen entgegen, die durch das Fenster in den Raum, genau auf das große Doppelbett, brachen. Mein bester Freund hatte längst das Zimmer verlassen, als ich mich aufsetzte und mir müde die Augen rieb. Dann sah ich auf den Wecker, der an seiner Bettseite stand. Kurz nach neun. Ich fuhr mir durch die Haare, schlug die Decke beiseite und setzte die Füße auf den weichen Teppich, der auf dem Boden lag. Es dauerte eine Weile, bis ich aufstehen und schlaftrunken zur Tür torkeln konnte. Dort verharrte ich jedoch schlagartig, als ich Stimmen vernahm. „Ja, ist sie..", ich verstand nur Bruchteile. Größtenteils war es Ardy, den ich hörte. „Ey..lass..", näher drängte ich das Ohr an die Tür. Eigentlich war ich absolut kein Freund von einer solchen Neugierde, doch zu diesem Moment konnte ich einfach nicht anders. „Vergiss es!", knurrte Ardy. „Sie ist wie meine kleine Schwester. Ich passe auf sie auf, egal wer oder was kommt!", mein Herz raste. Mit wem sprach er da? Und über was? Ängstlich wich ich zurück. Doch schnell wurde ich wieder hellhörig und gelassener, als ich fröhliches Gelächter hörte. Meine Sorge, es sei mein Stiefvater, verflog sofort. Ich begab mich zu meiner Tasche, kramte neue Kleidung heraus. Weiße Sneaker-Socken, eine schlicht schwarze Leggings, ein weißes Top und darüber ein weißer Pullover von Ardy, den er mir gestern noch gab, weil mir kalt gewesen war. Der Pullover war mir viel zu groß, er hing bis zur Mitte meiner Oberschenkel hinab und die Ärmel verschluckten meine Hände wie ein Sandsturm den Staub.. Aber dennoch zog ich ihn an. Ich fühlte mich wohl darin. Außerdem roch er so vertraut. Und nach Ardy's Parfum, welches ich so sehr mochte. Rasch bürstete ich mir noch die Haare, ehe ich das Schlafzimmer verließ, um mich erkennbar zu geben.

Im Flur war mittlerweile nichts mehr los. Also tapste ich in's Wohnzimmer, lugte schüchtern hinein. Dort saß der Rothaarige mit drei anderen Männern. Einer von ihnen war Marley, die anderen beiden hatte ich bisher noch nicht kennen gelernt. Marley saß der Tür von einem Sessel aus genau gegenüber, weshalb auch er der erste war, der aufsah. Er setzte ein Grinsen auf, hob die Hand weit hoch und wedelte mit ihr, vollkommen übertrieben, in der Luft herum. Durch dieses Gehampel machte er die anderen auf mich aufmerksam. Ardian schenkte mir ein Lächeln, patschte neben sich auf den freien Platz des Zweisitzers. Die Fremden beobachteten mich mit eher neutralem Ausdruck. Ich schlich zu Ardy hinüber, setzte mich neben ihn. „Hast du gut geschlafen, Rose?", lenkte er mich von den Unbekannten ab. Ich konnte lediglich nicken. ›Die zwei kennst du noch nicht, oder?‹, Marley ergriff nun das Wort. Ich sah zu den Fremden, dann zu ihm, ehe ich den Kopf schüttelte. ›Das ist Alexander, Izzi genannt, mein Mitbewohner..‹, er deutete auf einen jungen Mann mit dunkelblondem Haar, normaler Größe und blaugrauen Augen. Als stummes Hallo galt mir ein Winken. ›Und das ist Felix, oder auch Dner.‹, er war recht groß und schlank, mit braunem Haar. Grüßend und schwach lächelnd hob auch er grüßend die Hand. Kurz darauf wurde die Haustür aufgeschlossen. Ein Rascheln erklang, das Geräusch vom Ausziehen der Schuhe und Jacke. Dann sich nähernde Schritte, mit denen auch das Rascheln immer lauter wurde. Dann stand Taddl in der Tür, schmunzelnd eine Brötchentüte in die Höhe hebend. ›Essen fassen!‹

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Nywuh
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Re: »-.I'll hold on to the wings of an eagle.-«

von Nywuh am 28.10.2018 23:47

Kapitel 11
Allesamt saßen wir am großen Esstisch, der mit im geräumigen Wohnzimmer stand. Während die anderen sich eine Weile unterhalten und gefrühstückt hatten, hatte ich still daneben gesessen und zugehört. Mein Teller war unbenutzt geblieben. Ich war es schlichtweg nicht gewohnt, mich frei an Essen bedienen zu dürfen, weshalb ich nichts von all dem, was auf dem Tisch stand, angerührt hatte. Zudem hatte ich ohnehin keinen Hunger. Mein Körper musste sich langsam an die Umstellung heran tasten. Allein das regelmäßige trinken war verdammt ungewohnt. Da war es sicherlich eine gute Idee, erst einmal das auf die Reihe zu kriegen, bevor ich mich mit Nahrung vollstopfte, die meinen Körper durch die plötzlich normale Menge wahrscheinlich gänzlich überforderte. Ardian legte seine Hand für einen kurzen Moment auf meine Schulter, streichelte ein Mal zärtlich darüber, bevor er aufstand und den Raum verließ. Dner richtete seine Aufmerksamkeit auf mich. ›Wie heißt du eigentlich? Wir kamen irgendwie noch gar nicht so richtig dazu.‹, er bemerkte, dass ich mich ein wenig erschrak, weshalb er mir, geduldig wartend, ein aufmunterndes Lächeln schenkte. »Rose Alexis.«, ich hielt es nicht für nötig, meinen Nachnamen zu erwähnen. Das spielte immerhin auch keine große Rolle. ›Interessanter Name. Aber echt hübsch.‹, mischte Izzi sich in das Gespräch ein. ›Hat das nicht noch Zeit, Izzi?‹, Dner sah ihn verdattert an. ›Hä?‹, irritiert, aber dennoch mit dem Ansatz eines leichten Schmunzelns, starrte der Angesprochene den großgewachsenen Mann an. ›Tu mal nicht so blöd.‹, lachte Felix. ›Kaum kennen und schon flirten!‹, fuhr er fort. Ein verlegenes Lachen kam von dem Dunkelblonden. ›Mach ich doch gar nicht, man!‹, ich quittierte diese Szene mit einem ungläubigen Stirnrunzeln. Ehrlich jetzt? „Pfoten weg! Meine Prinzessin ist tabu!", rief Ardy aus einem der Nebenräume, vermutlich dem Flur, da er kurz darauf in's Wohnzimmer trat. ›Ohooo!‹, kam es nun von allen vieren. Marley, Izzi, Taddl und Felix. Allesamt grinsten plötlich breit und dümmlich. ›Läuft da etwa was?‹, seine Frage untermalte Marley mit einem Augenbrauenwackeln. Mit einem genervten Stöhnen und Augenrollen schüttelte der Rothaarige den Kopf und ließ sich neben mir auf einen Stuhl fallen. ›Ihr seid solche Idioten.‹, brummte er. Der belustigte Ausdruck auf den Gesichert der anderen war mit einem Mal verschwunden. Mir war diese Situation absolut unangenehm. Ich hielt mich einfach raus. ›Hab's euch vorhin schon gesagt.. Sie ist wie meine kleine Schwester! Ich beschütze sie nur vor euch bösen, bösen Buben!‹, nun war Ardian es, der, über beide Ohren hinweg, zu grinsen begann.

Der restliche Morgen verlief recht unspannend. Alle verteilten sich im Wohnzimmer, unterhielten sich. Auch ich beteiligte mich an Gesprächen, wich Ardy allerdings nicht von der Seite. Ich mied die Nähe der anderen, soweit es mir möglich war. Irgendwann sprach mein bester Freund jedoch ein Thema an, welches mich zwar durchaus interessierte, vor dem ich jedoch zu einem gewissen Teil irgendwie scheute. Mein zukünftiger Wohnort. Es war von Anfang an klar gewesen, dass ich nicht ewig in der Wohnung von ihm und Thaddeus bleiben konnte. Nach einer Weile des Redens gesellte sich Maley zu uns und schlug etwas vor, wovon ich wohl kaum behaupten konnte, dass es mich erfreute.

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Nywuh
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Re: »-.I'll hold on to the wings of an eagle.-«

von Nywuh am 28.10.2018 23:47

Kapitel 12
›Izzi und ich haben doch noch 'n großes Zimmer frei. Wie wäre es, wenn sie zu uns zieht?‹, das Muskelpaket sah neugierig im Wechsel zwischen mir und Ardian her. Ich zögerte, sah den Rothaarigen neben mir ratlos und auch ein wenig besorgt an. Ob das gut gehen würde? Kaum merklich zuckte er mit den Schultern, runzelte unsicher die Stirn. Das bedeutete wohl, dass er mir keine große Hilfe sein würde. Nachdenklich spielte ich mit einer Locke, die mir in mein Gesicht gefallen war, während ich in meine Gedankenwelt abdriftete. Ich hatte Angst vor direkter Nähe, mied sie, so gut es eben ging. War zu schüchtern, sprach kaum. Auch würde es noch eine ganze Weile dauern, bis ich vernünftig essen und trinken würde. All das sprach dafür, dass ich den Jungs definitiv nicht zur Last fallen würde. Wenn ich das denn überhaupt konnte.. Ich seufzte, rieb mir die Schläfen, darüber grübelnd, was die beste Antwort wäre. Was ich tun sollte. „Rose?", Ardian stieß mir den Ellenbogen in die Rippen. Ich zischte leise auf. Vor Schreck. Und Schmerz. Er hatte eine empfindliche Stelle erwischt. Nicht gerade angenehm. »Ähm.. Ja.. Sorry..«, nuschelte ich. Nach einem tiefen Atemzug sah ich zu Marley hinüber. »Ich nehme dein Angebot an.«, der kräftig gebaute Mann freute sich, wie ein kleines Kind. Sofort rief er seinen Mitbewohner herbei. Izzi kam angestiefelt, gesellte sich zu uns, blieb jedoch stehen und blickte Marius irritiert an. Er schien sich nicht erklären zu können, warum der Kerl aus heiterem Himmel so gut gelaunt war. ›Alexis zieht bei uns ein!‹, kündigte das Muskelpaket an. Es herrschte einen Moment lang Stille. Ich muss zugeben: der verdatterte, fragende Blick von Izzi war wirklich göttlich. Ein, eigentlich, unbeschreiblicher Ausdruck auf seinem Gesicht. ›Öh..‹, gab der Kleinere nur von sich, kratzte sich am Hinterkopf. Dann begann er breit zu grinsen, kicherte fröhlich auf. ›Cool!‹, er warf sich neben Marley auf's Sofa. Beide strahlten sie, hell wie die Sonne selbst, und starrten mich an. ›Du hast ein ziemlich großes Zimmer, keine Sorge.‹, begann der muskulöse Blonde, der sich zurücklehnte, die Arme hinter dem Kopf kreuzte. ›Wir können dir alle helfen, es einzurichten. Streichen und so. Wird richtig nice!‹, es mochte sein, dass die zwei sich freuten, wie Schneekönige, nur war ich noch immer nicht so ganz überzeugt von der ganzen Geschichte. Ich kannte die beiden kaum. Gar nicht. Ich wusste nicht, wie sie waren, lebten. Ob es eine gute Idee gewesen war, einfach einzustimmen, ohne mir bewusst zu sein, ob ich es tatsächlich wollte? Man konnte nur hoffen, dass alles gut verlief, ich mich irgendwann einlebte und meine Ängste ablegte. Zumindest einige.. „Guuut..", begann Ardy irgendwann. Er sah zu mir. „Dann machen wir uns..", er zückte sein Handy, um die Uhrzeit zu erfassen, ehe er es zurück in die Hosentasche stopfte. „In zehn Minuten auf den Weg zu deinem alten Zuhause. Dort holen wir deine Klamotten, Möbel.. Einfach alles, was dir gehört.", alles in mir zog sich zusammen, bei dem Gedanken, zurück zu kehren. An diesen Ort. Zu.. ihm. ›Ich hab noch den Transporter im Parkhaus stehen. Bis ich den zurück bringe, dauert's noch. Da kriegen wir sicherlich all das Zeug unter.‹, hörte ich Marley murmeln, der sich an Izzi gerichtet hatte. Angesprochener nickte eifrig. ›Klar! Der ist doch riiiesig. Das wird hundertpro passen.‹, innerlich sackte alles in mir zusammen. Die Angst überholte mich langsam aber sicher. Was, wenn wir ihm begegnen würden? Wie würde er reagieren? Er wird mich umbringen! „Sssht, Prinzessin..", hauchte mein bester Freund, dicht an meinem Ohr, sanft meine Schulter streichelnd. Ich zitterte. „Alles wird gut. Dir wird nichts passieren. Ich bin da."

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Nywuh
Gelöschter Benutzer

Re: »-.I'll hold on to the wings of an eagle.-«

von Nywuh am 28.10.2018 23:48

Kapitel 13
Die Tür fiel hinter mir mit einem hellen Klacken in's Schloss. Kaum noch konnte ich mich auf den Beinen halten. Mein Herz raste und ich hatte kaum die Möglichkeit, regelmäßig zu atmen. Meine Augen brannten und ich bebte am ganzen Leib. Nicht einmal Ardian's Hand in der meinen konnte mich ansatzweise beruhigen. Marley hatte bereits alle möglichen Räume abgeklappert, um zu sehen, ob irgendjemand hier war. Und bald schon tauchte er wieder vor uns auf, mit einem bloßen Nicken signalisierend, dass alles leer war. Ardy zog mich vorwärts. In die Richtung, in der mein Zimmer lag. Ich konnte keine Ruhe finden. Schon im Auto hatte ich den beiden erklärt, wo der Raum war, in dem ich gelebt hatte, sodass er keinerlei Probleme hatte, mich zu ihm zu ziehen. Hm.. Gelebt.. Es war ein so falsches Wort. Ich hatte nicht gelebt. Bereits vor Jahren war ich gestorben. Wenn auch, genau genommen, nur innerlich. Ich war eine leere Hülle.

Marius öffnete die Zimmertür, trat ein und schien stutzig zu werden. Denn er blieb so abrupt stehen, dass Ardian unsanft gegen ihn stieß. „Uff.. Sag mal..", er knurrte, rieb sich mit der freien Hand die Schulter. „Was bleibst du einfach steh'n, du Spast?", der Größere antwortete nicht, trat ein paar Schritte nach vorn und sah sich erneut prüfend um. ›Das.. ist dein Zimmer?‹, es stand nur das nötigste im Raum. Das klapprige, alte und ungemütliche Bett, auf dem ich stets geschlafen hatte, der Schreibtisch mit meinem Laptop darauf und mein Kleiderschrank. »Ja..«, murmelte ich, löste mich von Ardy und tapste, wenn auch sehr wackelig, zittrig und unsicher, an den Männern vorbei, zum Kleiderschrank. Darin waren noch einige Klamotten. Deshalb schnappte ich mir eine alte Einkaufstüte, die neben dem Möbelstück lag, um das letzte verbliebene hinein zu stopfen. „Wir kaufen alles neu.", beschloss Ardy. Mit gerunzelter Stirn sah ich ihn an. Es war mir durchaus recht, doch.. mit welchem Geld sollte ich das bezahlen? Ich hatte noch keine Arbeit, nichts, mit dem ich irgendwie bezahlen könnte. „Pack nur schnell das, was dir wichtig ist. Dann hauen wir hier schnell wieder ab.", ein stummes seufzen meinerseits, bevor ich nickte und eilig auch den Rest der Kleidung in die Tüte verfrachtete. Ich stellte sie neben der Tür ab, tapste zum Schreibtisch, nahm meinen Rucksack, der direkt neben ihm stand, und steckte den Laptop ein. Ebenso wie meine Schmuckschachtel. Um mehr brauchte ich mich nicht zu kümmern. Ich hatte alle Wertsachen beisammen, die ich besaß. Gerade wollte ich nach Rucksack und Tüte greifen, als eine Tür aufflog. Laute Stimmen. Gepolter. Gemecker. Meine Augen rissen sich auf. Ich war steif vor Angst. „FUCK!", fluchte Ardian leise. Er schob mich zurück. Immer weiter, bis zum Fenster, am anderen Ende des Raumes, stellte sich schützend vor mich. Marley hingegen hatte sich kein Stück von der Tür fort bewegt, baute sich bloß in voller Größe auf, ballte die Fäuste. Anspannung. Die Stimmen wurden immer lauter. Kamen näher. Schritte waren zu hören. Doch verstummten sämtliche Geräusche ruckartig. Dort stand er. Mein Stiefvater. Auf der Türschwelle, sah mir direkt in die Augen. Sein Gesicht verzog sich. Pure Wut zeichnete sich in ihm. Er plusterte sich auf, wollte auf mich zukommen, wurde jedoch von Marley aufgehalten. Der große Blonde stellte sich ihm stumpf in den Weg. ›Wag es dich..‹, knurrte er bedrohlich, stieß den dicken Mann gegen die Wand. ›Geh mir aus dem Weg!‹, keifte er, setzte erneut an und kam dieses Mal tatsächlich auf mich zu. Noch bevor Ardian überhaupt reagieren konnte, wurde er an der Schulter gepackt, zur Seite gerissen und zu Boden geworfen. Er holte zum Schlag aus. Ich war unfähig, mich zu bewegen. War zu gelähmt, durch die Angst. »N.. Nein!«, schrie ich noch, bevor seine Faust mich mit aller Härte traf. Durch die Wucht stolperte ich zurück, fiel und stieß mit dem Kopf gegen das Bettgestell neben mir. Ich keuchte auf, wimmerte, als er Sekunden später zutrat. Sein Schuh hatte kein Ziel. Er trat einfach auf mich ein. So lang, bis er von Ardian und Marius zurück gerissen wurde. ›Ardy! Polizei!‹, rief Marley bloß, ehe er den alten Mann fort zerrte, um Abstand zu gewinnen. Schwärze legte sich über mein Sichtfeld. Alles war verschwommen und dunkel. Selbst die aufgeregte Stimme meines besten Freundes drang nur schwer zu mir durch. Und das letzte, was ich vor Augen hatte, war das Bild einer grausamen Prügelei zwischen meinem Stiefvater und meinem zukünftigen Mitbewohner und meinem besten Freund, der panisch aus dem Raum rannte, um die Polizei an der Straße abzufangen.

›Können Sie mir sagen, wie lang sie bereits bewusstlos ist?‹
„Ein paar Minuten. Kurz bevor ich raus bin."

Stimmen? Ich vernahm sie. Mein Kopf schmerzte höllisch. Auch mein Bauch war durchzogen von einem stechenden Gefühl, was mir Übelkeit brachte.

›Ist eine ordentliche Wunde..‹
„Wie schlimm ist es?"

An den Versuchen, mich zu bewegen, scheiterte ich kläglich. Es tat zu sehr weh.


›Sie wird davon nicht sterben, wenn Sie das meinen..‹

„Ist das Ihr Ernst? Humor ist jetzt wohl kaum angebracht!"

Langsam schob ich meine Lider auseinander. Doch trotz dem schwummrigen, dunkelgrauen Schleier und dem unangenehmen Schwindel hielt ich meine Augen offen.

›Es wird eine große Narbe zurück blei.. oh!‹, ich erfasste das verwunderte und zugleich erleichterte Gesicht eines mir fremden Menschen. Es war eine mollige Frau Mitte 30. Eine Notärztin. Sie kniete nieder und lächelte mich an. Sie streckte die Hand aus, um mich zu berühren. Ängstlich wich ich zurück. Sofort hielt sie inne. Erneut wechselte ihr Gesichtsausdruck. Plötzlich wirkte sie äußerst besorgt. ›Ist alles in O..‹, sie wurde unterbrochen. „Rose!", wimmerte Ardian besorgt, ließ sich neben mir auf den Boden fallen und schlug sich die Hände vor den Mund. Rote, verweinte Augen. Ich biss mir auf die Unterlippe. Verdammt, wie ich es hasste, ihn so zu sehen.. Augenblicklich stürzte ich mich in seine Arme. Dicht zog er mich an sich heran, vergrub das Gesicht in meinem Haar. Ein Zittern durchfuhr seinen Körper. „Prinzessin..", schluchzte er leise. „Scheiße..", fluchte er kurz darauf weinerlich. »Es ist okay, Ardy.«, krächzte ich mit angeschlagener Stimme. „Nichts ist okay. Ich hab gesagt, ich pass auf dich auf.. u.. und dann..", ich stoppte sein Gerede, indem ich ihn von mir drückte, meinen Zeigefinger auf seine Lippen legte. »Bitte..«, meine Hand glitt zu seiner Wange. »Sei still.«, nun erfasste ich beidhändig sein Gesicht. »Sag sowas nicht. Gib dir nicht wieder die Schuld.«, Ardian schloss die Augen, schluckte schwer, dann nickte er.

Ich will nicht aufgeben.
Aber, bitte, sag mir: was, wenn doch?

Was passiert dann mit mir?

Oder noch schlimmer..
Was passiert dann mit dir?

Du gibst mir Kraft,
wo manchmal keine ist.

Ja, ich weiß, Großer,
du verstehst mich nicht.

Aber Nachts, bevor es los geht,
da seh ich dich.

Ich kann seh'n,
wie du zu Boden gehst.

Ich kann seh'n,
wie du mit 10.000 Rosen liegst.

Ich kann seh'n,
wie dort mein Herz zerbricht.

Sieh mich an und sag,
dass das nicht ehrlich ist.

Sag, dass das nur Psychen sind
und das das Boot, in dem ich sitze,
auf Haufen Lügen schwimmt.

Und dann sag: wie soll es weitergeh'n?

Wie siehst du in die Zukunft,
wenn ich selber nicht mehr weiter leb'?

Wie schaffst du's, zu geh'n?

Diese Hürden, die ich habe,
sind besetzt mit Problemen.

Was ich fühle kann nicht real sein.
Es ist zu broke.

Ich hab nichts mehr,
was ich dort brauch'.

Aber du stehst weiter da
und sagst „Du gibst nicht auf!"

Bitte sag, woher hast du all den Mut?

Wieso schaffst du das,
was ich seit Jahren schon im Schlaf versuch?
___________________________________________________________________________________________
Und hier endet die FanFiction leider.

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