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Alina

-, Weiblich

  10. Wannabe Poet

Beiträge: 180

Kapitel 7, Episode 11

von Alina am 18.08.2021 18:30

Paris Marriott Champs- Élysées Hotel, Salle de réunion
Le mercredi 30 octobre 1968

Soundtrack für diese Episode: The Box Tops - Cry Like A Baby


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  Die Studentin steht auf und bemerkt erst in diesem Moment wie sehr sie Cathy verletzt haben muss. Sie sieht ihr hinterher und kann noch erkennen wie diese fluchtartig den Saal verlässt. Das Mädchen beisst sich auf die Unterlippe. „Verdammt, Anuschka... du wolltest doch kein Giftzwerg mehr sein! Das war keine von deinen blöden Kommilitoninnen."
Cathy kommt erst in der Küche wieder zu sich. Sie wischt sich den Schweiss von der Stirn und hat Tränen in den Augen. Sie weiss nicht mal ob es klug ist die Antwort auf ihre Frage zu wissen, aber sie sucht schon so lange danach, so unglaublich lange...

Cathys Lippen beben und sie bleibt am hinteren Ende der Grossküche stehen. Die alte Köchin kommt gerade aus der Speisekammer und sieht Cathy fragend an, aber diese weicht dem prüfenden Blick aus.

„Ist... ist noch Kaffee da?" fragt sie und die Köchin nickt nur. Cathy sieht sie an und sagt mit einem gequälten Lächeln, weil die Köchin sie längst durchschaut und ihre Tränen längst bemerkt hat: „Diese Gäste im Konferenzraum, sie sind so unhöflich." Die Köchin nickt nur milde lächelnd und stellt einen dampfenden Pott Kaffee hin. Sie streicht ihr tröstend mit der Hand über den Oberarm. Cathy nimmt ihn an sich, nickt dankbar, macht gar einen kleinen Knicks und verlässt die Küche wieder.

Anuschka sammelt ihre Papiere und Photos in Windeseile zusammen, stopft sie in die Aktentasche und läuft Cathy dann hinterher. Sie hat die verwirrte Bedienung noch in der Küche verschwinden sehen und fragt sich nun zu ihr durch. Ihre Brille hatte sie in die kleine Brusttasche der Bluse gesteckt. Ihre Absätze klackern auf den Fliessen der Küche als sie sie betritt. Cathy stösst fast mit ihr zusammen!
„Mademoiselle!" ruft Anuschka bittend. Cathy ist erschrocken und erleichtert zugleich.
„Excusez-moi, s'il vous plaît." nuschelt die junge Studentin und neigt den Kopf etwas. Selbst mit den Absätzen war sie immer noch etwas kleiner als Cathy und ohne die Brille sah sie beinahe niedlich aus.
„Oui... ja." sagt Cathy leise. „Was kann ich für..." Cathy ist still, als Anuschka sie unterbricht.
„Es tut mir leid. Ich wollte dich nicht so behandeln." Cathy nickt nur und atmet pustend aus. Das Mädchen blickt vorsichtig auf. Sie war nicht schüchtern aber wohl verärgert über ihr eigenes Verhalten.
„Schon gut, ich... ick war sicher... etwas durckeinander." sagt Cathy und lächelt bedauernd.
„Es ist schön eine Deutsche zu treffen." Anuschka lächelt ebenfalls vorsichtig. Cathy bejaht das mit einem eifrigen Nicken. Sie schien allein durch diese Tatsache bereits etwas aufzutauen.
Anuschka spricht weiterhin auf Deutsch und duzt sie wieder: „Wenn du hier Schluss hast, dann erzähle ich dir alles über KATARU, in Ordnung?"
Cathy starrt in ihre Augen und nickt dann, diesmal langsam und bedächtig. „Gut" antwortet sie mit ihrem amerikanischen Akzent. Dann sieht sie auf die Wanduhr. Noch zwei Stunden, vielleicht die zwei längsten Stunden ihres Lebens.

„Ich warte dann solange im Saal", unterbricht Anuschka Cathys Gedanken. Diese kommt etwas näher und blickt fest in Anuschkas Augen. „Dankeschön." sagt sie in akzentfreiem Deutsch und lächelt das fremde Mädchen an. Dann beisst sie auf ihre Unterlippe und flitzt dann an ihr vorbei, so als hätte sie es sehr eilig.
Anuschka wird etwas rot und schaut Cathy noch hinterher. Diese Bedienung war wirklich sehr hübsch und... so grüne Augen hatte sie noch nie vorher gesehen.


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Alina

-, Weiblich

  10. Wannabe Poet

Beiträge: 180

Kapitel 7, Episode 10

von Alina am 18.08.2021 02:08

Paris Marriott Champs- Élysées Hotel, Salle de réunion
Le mercredi 30 octobre 1968

Soundtrack für diese Episode:
Big Brother & The Holding Company and Janis Joplin - Piece of My Heart




Quelle des Bildes

 Die Pause kommt nach dem nächsten Redner und Cathy beobachtet, wie der Professor mit einigen anderen Männern zusammen zu den Tischen an der Seite des Saales geht, um etwas zu essen. Ein kaltes Buffet steht dort bereit, mit Deckeln abgedeckt, damit die Speisen frisch bleiben. Cathy beobachtet ihn, aber sie hat sich auch das Gesicht der Streberin gemerkt. Auch den Namen des Professors hatte sie sich gemerkt und zwar als der Moderator der Konferenz dem Professor und seiner Studentin für den interessanten Beitrag und die Beantwortung der Zuhörerfragen gedankt hatte. Cathy fasst sich ein Herz und nähert sich den Tischen an der Fensterfront. Sie bleibt mit einem Meter Abstand vor den Männern stehen, sucht Blickkontakt zu ihnen. Sie scheinen in ihr Fachgespräch vertieft zu sein. Zu dumm, denkt Cathy und kaut auf ihrer Unterlippe.

Angeregt spricht der Professor in gebrochenem Englisch mit drei anderen Männern über seine letzte Forschungsreise. Cathy wartet ungeduldig, auf ihren Füssen immer wieder nervös das Gewicht verlagernd. Sie wäre wohl auch zu dem Mädchen gegangen, aber sie war sich sicher, dass dieser alte Professor doch sicher über sehr viel mehr Wissen verfügte. Ausserdem sieht die Studentin so beschäftigt und versunken in ihre Arbeit aus, dass man es kaum wagt sie anzusprechen. Endlich dreht sich einer der Männer zu Cathy um und winkt sie ebenfalls ungeduldig heran. Cathy setzt sich schnell in Bewegung. Noch bevor sie die Männer erreicht hat, spricht der Mann sie an: „Sie dort!" Er spricht französisch. „Bringen Sie uns Kaffee, ja?"

Cathy blickt den Mann zunächst voller Hoffnung an, doch sofort ändert sich ihre Miene in tiefe Enttäuschung. Dann nickt sie langsam, atmet tief durch, dreht sich auf dem Absatz herum und eilt tippelnd in Richtung der Zapfstation für die Heissgetränke. Auf dem Weg fällt ihr Blick wieder auf das Mädchen, welches nun völlig allein in den Stuhlreihen sitzt.
Der Mann, der den Kaffee bestellt hatte, dreht sich zu seinen Kollegen herum, unterbricht sie und sagt grinsend in englischer Sprache: „Sehen Sie, was für fabelhafte Mädchen wir hier in Paris haben?"
Die Männer schauen Cathy hinterher, heben die Augenbrauen und stimmen ihm nickend zu, als wäre sie ein Kunstgegenstand, welchen man in einem Museum betrachten kann.

Cathy bleibt kurz stehen, beobachtet das Mädchen für einen Moment, blickt kurz zurück zu den Männern, die sich wieder ihrem Thema widmen, schaut wieder zu dem Mädchen. Ihren Auftrag hat sie bereits wieder vergessen und er interessiert sie auch nicht mehr. Sie ist wie besessen davon, mit jemandem zu reden. Sie überlegt noch einen Augenblick und dann geht sie weiter, biegt ab und nähert sich der letzten Stuhlreihe. Dann bleibt sie ebenfalls mit etwa einem Meter Abstand vor dem Mädchen stehen und räuspert sich leise. Die Studentin scheint noch immer sehr vertieft in ihre Unterlagen zu sein. Cathy starrt auf die Photos, die auf dem Stuhl liegen und erkennt gerade eben eine schlecht beleuchtete Wand mit Symbolen darauf.

„Mademoiselle, s'il vous plaît?" fragt sie leise.
„Mmh?" Das Mädchen dreht den kopf ruckartig zu ihr und ihre braunen Augen fixieren Cathy irritiert
„Parlez-vous anglais?" fragt Cathy wieder mit der gleichen leisen Vorsicht.
„Ah...oui. I mean, yes." sagt das Mädchen mit leicht deutschem Akzent. Als Cathy den Akzent hört, runzelt sie die Stirn.
„What's up?" fragt das Mädchen auf eine lockere Art, aber bereits ein wenig ungeduldig.
Cathy fragt ebenfalls in leicht gebrochenem Deutsch: „Verstehen Sie auck Deutsch?"
„Ja, auch das. Und Latein, Griechisch, und Sumerisch." sagt das Mädchen nüchtern und nicht ohne Stolz. Cathy lächelt etwas angespannt.
„Wir können auch reden auf Deutsch. Ick bin deutsch, eigentlick. Meine Eltern sind Deutsche, wissen Sie?"
Das Mädchen ist sichtlich verwundert, was diese Bedienung von ihr will. Die Angestellten waren hier in diesem Hotel bisher auf eine sehr angenehme Weise fast unsichtbar gewesen, das Hotel war gut organisiert. Wohlgemerkt, bis jetzt.

Cathy atmet tief durch, sie war so aufgeregt wie selten zuvor. Die Studentin kann sehen, wie Cathys Finger zittern.

„Oh... okay. Spannend." sagt das Mädchen trotz allem gelangweilt. Cathy hebt die Augenbrauen und merkt plötzlich, dass sie zu stören scheint und ihre Kompetenzen als Bedienung gerade überschreitet.
Das Mädchen hebt ihren Stift „Ich... muss noch an etwas arbeiten."
„Ich musste einfach fragen. Verzeihen Sie bitte. Sie eben sagten KATARU, richtig?", sagt Cathy plötzlich.
„KATARU!" wiederholt sie fast beschwörend und flüstert es sogar nochmal. „KATARU."
„Ja, das tat ich." Nun nimmt das Mädchen ihre Brille zwischen die Fingerspitzen und rückt sie zurecht und betrachtet Cathy durch die Gläser wie ein störendes Objekt. Diese hält ihre Hände vor ihr Dekolleté und wringt sie, als würde sie sich die Hände waschen. Sie wirkt extrem aufgeregt.
„Ja, KATARU", wiederholt das Mädchen Cathys Worte. Cathy starrt das Mädchen an und diese schaut Cathys Hände an.
„Können Sie sagen nochmal, was es bedeutet? Ick... konnte nickt folgen." Cathy schluckt. „Es ist sehr wicktik."
Das Mädchen runzelt die Stirn. „Du willst mich veräppeln, oder?" fragt sie dann mit stark österreichischem Akzent, wie ein Bauer vom Land eben. Wenn sie wütend wurde, dann wurde sie gern proletenhaft. „Du siehst nicht aus, als würdest du dich für Archäologie interessieren, oder für alte Sprachen." Sie klingt vorwurfsvoll.
Cathy hebt die Augenbrauen und sieht für einen Augenblick völlig verdattert aus. Sie geht einen halben Schritt zurück und stammelt: „Entschuldigung. Verzeihen Sie. Excusez-moi!" Dann läuft sie davon.


Antworten Zuletzt bearbeitet am 18.08.2021 02:09.

Alina

-, Weiblich

  10. Wannabe Poet

Beiträge: 180

Kapitel 7, Episode 9

von Alina am 16.08.2021 23:22

Paris Marriott Champs- Élysées Hotel, Salle de réunion
Le mercredi 30 octobre 1968

Soundtrack für diese Episode: Jefferson Airplane - White Rabbit


Quelle des Bildes

 Cathy geht durch die Reihen des Konferenzsaales und serviert kühle Getränke, während ein anderes Mädchen warme Getränke wie Kaffee und Tee reicht. Sie selbst sieht etwas gelangweilt aus, ist auch etwas übermüdet aber ihre Arbeit macht sie trotzdem ordentlich. Die Stimmen waren am Morgen nicht mehr dagewesen. Anscheinend hatten sie ihre Niederlage akzeptiert und warteten nun auf Cathys Entscheidung, so wie zuvor.
Ein Haufen Wissenschaftler hatte sich für zwei Tage eingemietet und hielt eine Konferenz im Konferenzsaal des Hotels ab. Das kam nicht jede Woche vor, jedoch ein paarmal im Jahr. Für die Mädchen bedeutete es mehr Arbeit, aber auch mehr Trinkgelder.

Sie stellt gerade eine Flasche Wasser ab, nickt freundlich und hört wie ein Zuhörer sich meldet und sagt:

„Ich muss Sie korrigieren, lieber Professor Gantzburg. Das Wort 'KATARU' ist doch sehr viel eher mit unserem Wort 'verbindend' oder 'Band' zu übersetzen. Ich kann Ihnen nicht folgen. Sie übersetzen es ausschliesslich mit 'Bündnis' oder sogar 'ein Bündnis eingehen'. Wie kommen Sie darauf?" Cathy bleibt stehen wie vom Donner gerührt.

„KATARU", flüstert sie leise und schluckt. Sie merkt, wie das Tablett anfängt leicht zu zittern und die Gläser darauf klirren leise. Ihre Augen suchen den Raum nach dem Sprecher ab.

Zur gleichen Zeit sitzt eine junge Frau in der hintersten Reihe. Neben ihr stehen zwei unbesetzte Stühle, die mit Polaroidphotos und Papieren bedeckt sind, vollgekritzelt mit kryptischen Zeichen. Sie schiebt ihre kleine schwarze Brille zurecht und schreibt konzentriert mit. Als der Zuhörer seine Frage in den Raum wirft blickt sie auf, schmunzelt amüsiert und flüstert: „So ein Anfänger!"

Cathy schaut sich um und wird unruhig. Sie stellt kurz das Tablett ab, entschuldigt sich bei den Zuhörern am Tisch die gerade einen Getränkewunsch äussern. Sie schaut die ganze Zeit auf den Mann, der das Wort ausgesprochen hat, doch dann wandert ihre Aufmerksamkeit zu dem Professor und dann über seinen Blick zu dem vorher so unscheinbaren Mädchen in der letzten Reihe. Es scheint tatsächlich eine Diskussion zu genau diesem Wort zu geben und Cathy kann es kaum erwarten dass jemand das Wort nochmal ausspricht. Vielleicht hatte sie sich verhört? Sie ist gleichermaßen beunruhigt und gespannt. So unglaublich lange suchte sie schon nach einer Bedeutung dieses Wortes.


Der Professor schaut etwas hilflos in die Runde, als suche er nach Worten. Das Mädchen meldet sich, schnippt sogar ungeduldig und fast penetrant mit den Fingern und ruft: „Verzeihung? Wenn ich darf...?" Sie schaut den Professor fragend an. Der Professor nickt lächelnd als würde ihm das Mädchen sogar einen Gefallen tun. Ein paar Leute drehen sich nach ihr um und tuscheln, ganz sicher wegen ihrem Alter. Wie kann sie etwas zu dieser kniffligen Frage beitragen? Sie steht auf, legt die Papiere beiseite und streicht ihren braunen Rock gerade. Die weiße, langweilige Bluse lässt sie wie eine Sekretärin aussehen. Nur ihr Gesicht und die braunen, glatten, mittellangen Haare lassen auf eine Studentin schliessen.

„Rowski, 1967, die Tafeln aus Mesopotamien, 2600 vor Christus. Dort wurde 'KATARU' eindeutig mit militärischen und politischen Bündnissen in Verbindung gesetzt. Das Wort, welches Sie suchen, ist das verwandte 'ANKIDA'!
Sie spricht das letzte Wort feierlich und nüchtern zugleich aus. Es herrscht Totenstille im Saal. Einig Zuhörer wenden sich wieder mit fragendem Gesicht dem Professor zu.
Als das Mädchen ansetzt und spricht, hält Cathy den Atem an. Ihr Blick klebt förmlich an dem Mädchen in der letzten Reihe. Als sie ihre Antwort formuliert hat, ist Cathy sicher dass sie richtig verstanden hat. Sie ist starr vor Schreck.

Der Professor nickt sichtlich erleichtert und milde lächelnd seiner besten Studentin zu. Diese lächelt ebenfalls wie eine zufriedene Streberin und setzt sich wieder hin. Das Gemurmel im Saal schwillt an und scheint dem Mädchen Recht zu geben. Der Mann mit dem Einwand hadert noch mit der Antwort und sieht das Mädchen stirnrunzelnd an, vielleicht fühlt er sich düpiert.

Der Professor jedoch scheint absolut zufrieden mit der Antwort denn er lässt den Mann nicht mehr zu Wort kommen. Stattdessen fragt er einfach ob noch jemand eine weitere Frage hat und fährt dann schnell fort. Das Mädchen rückt ihre Brille zurecht und arbeitet weiter.

Cathy schluckt und räuspert sich, dann schaut sie sich fast verzweifelt um. Der Vortrag geht weiter und hat nichts mehr mit dem Wort zu tun. Dann wird der Professor von einem Kollegen abgelöst und erntet vorher noch Applaus, auch wenn noch viele der Anwesenden schon beim Klatschen miteinander über seine gewagten Thesen debattieren. Cathy starrt ins Leere, als plötzlich die andere Servicekraft Cathy anstösst und leise fragt ob alles in Ordnung sei. Cathy nickt nur und nimmt das Tablett wieder auf. Ihre Hände zittern immer noch. Sie nimmt sich vor, eine Pause abzuwarten und dann die Neugier zu stillen die sie erfasst hat.


Antworten Zuletzt bearbeitet am 16.08.2021 23:28.

Alina

-, Weiblich

  10. Wannabe Poet

Beiträge: 180

Kapitel 7, Episode 8

von Alina am 07.08.2021 20:28

Paris Marriott Champs- Élysées Hotel, chambre de Cathy
Le mardi 29 octobre 1968

Soundtrack für diese Episode: The Doors - Hello, I Love You



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  Sie hatten auf Cathys Bank im Park gesessen und François hatte seine Geschichte erzählt. Cathy hatte Interesse daran und sie hatte auch Zeit. François schien ebenfalls erleichtert; vielleicht hatte er die Geschichte bisher nur seiner Familie und seinen Freunden erzählt. Vielleicht war es aber das erste Mal, dass er redete, während eine andere Frau lauschte – eine Frau, die vielleicht unter anderem Umständen Aimées Mutter hätte sein können. Cathy lauschte und beide schauten immer wieder dem Kind beim Spielen zu. Es hatte eine Ente anlocken können und näherte sich dem Tier immer wieder, um dann wieder ein wenig eingeschüchtert zurückzutreten, wenn auch die Ente näherkam.

Aimées Mutter war ausgerechnet bei der Geburt gestorben. Das Kind war nun 18 Monate alt, solange war François also bereits Witwer. Er war alleinerziehend, die beiden wohnten ausserhalb von Paris. François hatte das Glück, in einer Hausgemeinschaft zu leben, wo es mehrere Kinder gab. Er konnte arbeiten gehen, während zwei Frauen auf die Kinder des Hauses aufpassten.


Noch während des Gespräches meldeten sich die Stimmen – etwas, was Cathy schon lange nicht mehr wahrgenommen hatte. Sie hatte alles so gut im Griff, dass es ihr fast falsch vorkam. Die Stimmen wurden binnen Minuten lauter und lauter und schrien dann förmlich nach François. Ja, sie verlangten sein Leben, selten war dies so auffällig wie heute. Cathy konnte sich kaum noch konzentrieren und sie nahm dies den Stimmen auch wirklich übel. Es war offensichtlich, dass das Mädchen danach eine Waise wäre. Und es war nicht irgendein Mädchen. Obwohl Cathy nie ein eigenes Kinderbild gesehen hatte, so war sie sicher dass ihr die zwanzigjährige Aimée sehr ähneln würde. Sie hatte wirklich Mitleid mit diesem süssen Ding.


Sie hatte das Gespräch abbrechen müssen. Unter anderen Umständen hätte sie gern mit François geschlafen. Er hätte nicht sterben müssen, dafür hätte sie gesorgt. Dieser nicht besonders gutaussehende, aber so überaus sympathische Mann reizte sie sehr und er hatte etwas Abwechslung nötig. Sicher kam er zu nichts, er arbeitete viel und kümmerte sich ansonsten hingebungsvoll um seine Tochter. Wie er selbst gesagt hatte, ging er nicht aus.

Cathy hatte um Entschuldigung gebeten und hatte den Abbruch des Treffens mit einer aufziehenden Migräne erklärt. Natürlich hatte François Verständnis und sie verabschiedeten sich rasch. Und als Cathy die kleine Aimée umarmte, da fühlte sie dass es den Stimmen nicht zuletzt um das Kind ging. Nichts wie weg, Cathy fühlte sich elend und furchtbar. Nichts wie weg, weit weg von dieser kleinen Familie, bevor sie sie noch ins Unglück riss.


Sie liegt in ihrem Bett und muss schreckliche Schmerzen ertragen, während die Stimmen in ihrem Kopf wüten. Cathy hat sich das Kissen über den Kopf gezogen und versucht, den wütenden Stimmen zu trotzen. Sie würde es heute ertragen, die Stimmen würden nichts bekommen, auch nicht Matthieu und nein, nicht mal einen unbekannten Mann von der Strasse.


Die Nacht ist wirklich schrecklich. So stellt sie sich auch einen Drogenentzug vor. Sie schläft fast gar nicht, erst in den frühen Morgenstunden findet sie einige wenige Stunden Ruhe. Aber sie ist stolz auf sich, die Stimmen konnten sie nicht zu allem zwingen. Sie würden sich damit zufriedengeben müssen, was Cathy für sie aussuchte – so war der Deal und beide „Partner" waren damit doch sehr gut gefahren. Cathy kannte kaum Mitleid, warum auch? Die Menschen kamen und gingen und nur für den einzelnen Menschen war es vielleicht ein schlimmes Schicksal zu sterben. Für die Welt spielte es keine Rolle, niemand wusste das wohl besser als sie. Aber genau diesen Mann und dieses Kind konnten die Stimmen nicht haben, basta!


Antworten Zuletzt bearbeitet am 07.08.2021 20:32.

Alina

-, Weiblich

  10. Wannabe Poet

Beiträge: 180

Kapitel 7, Episode 7

von Alina am 06.08.2021 00:24

Paris, Square Marigny
Le mardi 29 octobre 1968

Soundtrack für diese Episode: The Beatles - Hey Jude



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„Mami...?"
Zuerst klingt das Wort noch leicht fragend und Cathy schaut überrascht auf. Sie ist in Gedanken versunken und auch die Enten sind schon lange weg. Ein kleines Mädchen in einem Hosenanzug steht vor ihr und schaut sie an. Cathy lächelt und schaut links und rechts, sie kann ihre Eltern nirgendwo entdecken.
„Mami."
Das Mädchen kommt näher, nun mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht. Cathy kann mit Kindern gar nicht so viel anfangen, es ist sehr schwer für sie das Alter des Kindes zu schätzen. Cathy hebt die rechte Hand leicht abwehrend, sie will das Kind nicht verletzen aber sie setzt an und sagt:
„Ich bin nicht deine Mam-..."
„Mami!" Das Kind klingt nun sehr überzeugt und umarmt Cathy die gar nicht weiss wie ihr geschieht. Sie hält die rechte Hand noch einen Moment hilflos in der Luft und dann umarmt sie das Kind auch und lacht unsicher. Es kommt einer Kapitulation gleich – was kann man schon gegen die Liebe eines Kindes tun?
Nach einigen Augenblicken lässt das Kind Cathy los, die etwas erleichtert durchatmet und das Kind ansieht.
„Wie heisst du denn, meine Kleine?"
Das Kind war noch so jung, Cathy ahnt bereits dass es nicht antworten kann. Und folgerichtig antwortet das Kind auch nur wieder: „Mami!".
Cathy atmet auf als plötzlich ein Mann um die Ecke kommt, ein grosser Busch hatte die Sicht auf ihn versperrt. Der Mann erkennt das Kind sofort und ruft:
„Aimée! Te voilà enfin!"

Cathy steht sofort auf und überlässt das Kind dem Mann, der es auch gleich in Empfang nimmt. Er geht sogar in die Hocke und schaut sich Cathy etwas genauer an als das Kind wieder auf Cathy zeigt und wiederholt: „Mami!"

Der Mann lächelt nun genauso unsicher wie es Cathy vor einigen Augenblicken getan hat. Cathy lächelt entschuldigend und der Mann nimmt sich Zeit und erklärt dem Mädchen langsam und sehr liebevoll dass Cathy nicht ihre Mutter ist. Es ist rührend und traurig zugleich, Cathy kann sich bereits vorstellen welches Drama zu dieser Situation geführt haben muss. Das Mädchen hatte offensichtlich keine Mutter mehr.


Cathy kann unmöglich einfach weggehen und daher wartet sie geduldig, neben den beiden stehend. Die beiden Erwachsenen schätzen es gleichermaßen so ein dass das Kind erst beruhigt werden muss. Der Mann nimmt sich dafür Zeit und Cathy wartet geduldig. Es ist klar, dass sie noch mit dem Mann sprechen wird und daher wartet sie ruhig ab.


Cathy denkt darüber nach, warum sie selbst nie ein Kind bekommen hat, in all den Jahren. Nicht immer war Verhütung so einfach gewesen wie heute. Cathy hatte gewisse Dinge versucht zu vermeiden, beispielsweise mochte sie es nicht wenn ein „Mann für eine Nacht" in ihr kam. Hin und wieder war es vorgekommen aber die ausbleibende Schwangerschaft ermutigte Cathy darin, immer weniger Vorsicht walten zu lassen.

Als sie glücklich war mit Joe, da war es ihr sogar egal gewesen. Sie hätte nichts dagegen gehabt ein Kind mit Joe zu haben. Wie so viele Frauen vor und auch nach ihr hatte sie zumindest einen latenten Kinderwunsch gehabt, denn ein Kind veränderte immer alles. Vielleicht hätte ein Kind das Glück mit Joe perfekt gemacht. Vielleicht hätte das Kind den Fluch gebrochen. Die Hoffnungen, die Menschen in Kinder setzten, waren endlos.


Irgendwann hatte Cathy verstanden dass sie wohl nie schwanger werden würde. Ob dies medizinische Gründe hatte oder ob es die Stimmen waren die auch hier ihre Macht auf Cathy ausübten, das wusste sie nicht. Bis eben war sie auch überzeugt gewesen dass sie bei einer plötzlichen Schwangerschaft nicht in Panik ausbrechen würde. Dafür war sie wohl zu erfahren. Sie würde die Schwangerschaft entweder abbrechen oder das Kind nach der Entbindung zu einem Kinderheim bringen, anonym natürlich. Bis eben hatte sie so gedacht – wenn sie überhaupt darüber nachgedacht hatte. Und nun rührte dieses kleine Mädchen sie zu Tränen, denn das Kleinkind weinte nun auch. Es hatte verstanden dass Cathy wohl nicht die Mutter war.


Der Mann trocknet die Tränen des Kindes und wendet sich dann an Cathy. Er hat das Kind an die Hand genommen, es schluchzt noch hin und wieder und zieht die Nase hoch.

„Entschuldigen Sie bitte, Madame. Meine Tochter... sie denkt, Sie wären Ihre Mutter."

„Ja, das habe ich schon herausgefunden", erwidert Cathy schmunzelnd und nickt.

„Ihr Name ist Aimée und sie hat ihre Mutter nie kennengelernt", fährt der Mann fort.

„Aber in unserer Wohnung hängen ein paar Bilder von ihr und mit Verlaub, Madame... Sie sehen meiner Frau wirklich unheimlich ähnlich."

Cathy errötet ein wenig und schaut kurz zu Boden und dasselbe tut der Franzose. Als sie sich wieder ansehen, müssen sie beide lachen. Obwohl Cathy annehmen musste dass die Frau tot war, so dominierte nun eine andere Stimmung. Der Mann hatte ein Kind mit einer Frau, die Cathy zum Verwechseln ähnlich sah. Dies entbehrte nicht einer gewissen Komik – und einem kleinen Schuss Erotik obendrein.

„Mein Name ist übrigens François." Er reicht Cathy eine Hand und schüttelt sie herzlich. Die Stimmung des Kindes hatte sich bereits gedreht, vielleicht war die ihrem Alter entsprechende kurze Aufmerksamkeitsspanne dafür verantwortlich, vielleicht aber auch das herzliche Lachen der Erwachsenen. Sie läuft herum und ruft nach den Enten, bleibt aber in der Nähe des Vaters.


Antworten Zuletzt bearbeitet am 06.08.2021 00:28.

Alina

-, Weiblich

  10. Wannabe Poet

Beiträge: 180

Kapitel 7, Episode 6

von Alina am 05.08.2021 13:52

Paris Marriott Champs- Élysées Hotel, chambre de Cathy
Le mardi 29 octobre 1968

Soundtrack für diese Episode: Sly & The Family Stone - Dance To The Music



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 Gegen sechs Uhr in der Frühe muss Matthieu das warme Bett verlassen, Cathy will noch ein wenig allein sein. In ihren Gedanken war sie bei Joe hängengeblieben und Joe war wohl das genaue Gegenteil von Matthieu – er war ein richtiger Mann gewesen.
Manche Tage hatte sie während ihrer Zeit in New Orleans mit Joe verbringen können weil Tusnelda, genau eben dieses schwarze Zimmermädchen, oft und gern für sie einsprang. Tusnelda war ihr treu ergeben und wurde von Cathy auch sehr gut behandelt. Cathy mangelte es auch an nichts, also machte sie ihr hin und wieder ein etwas teureres Geschenk. Tusnelda freute sich über alles, sie musste hart schuften um ihre Familie durchzubringen. Sie hatte auch kein Problem damit Arbeiten von Cathy zu übernehmen und nicht nur ihre Dienste. Manche Dienste konnte Cathy nicht verschieben aber dann verliess sie das Hotel nach der Hälfte ihrer Schicht, während Tusnelda alles erledigte obwohl sie selbst frei hatte. Am besten funktionierte das mitten in der Nacht. Cathy gab ihr dafür einen gerechten Anteil an ihrem Lohn ab und so war es ein gutes Geschäft für beide.

Unwillkürlich dachte sie an seinen Namen: Joe, Johann Conrad. Auch sie hatte diesen Namen in den 1940er und 1950er Jahren getragen. In England hatte sie einen anderen Namen angenommen und diesen Namen trug sie auch noch heute. Der Name O'Brien wies sie als Irin aus, für die Franzosen reichte es dass sie sie als Britin betrachteten, aber dies war kein Nachteil in ihrem Beruf. Der Hotelmanager Monsieur Morel nahm ihre Bewerbung mit Kusshand an. Sie wurde nur zu gern zu fremdsprachigen Gästen geschickt. Obwohl viele im Hotel zweisprachig waren, so merkte Cathy schnell dass die Franzosen nur äusserst ungern Englisch sprachen und dies auch als nicht besonders patriotisch empfanden. Schnell hatte Cathy also wieder ihre Nische gefunden.

Sie dreht sich im Bett herum und denkt daran dass sie nie ihren Vornamen geändert hatte. Obwohl dies auch nicht ganz stimmt, sie hatte es einmal versucht. Dies war so lange her dass sie sich nicht mal mehr an den Namen erinnerte und das Experiment war auch zu Recht ein Experiment geblieben. Mit einem anderen Nachnamen konnte sie sich anfreunden aber das Ändern ihres Vornamens war eine kleine Katastrophe gewesen. Nie reagierte sie auf den Namen und schaute überrascht wenn man sie ansprach. Das konnte so nicht weitergehen. Diese Sache fiel auf und liess sie wirklich dumm aussehen.
Sie war also bei Cathy geblieben. Und sie wusste nicht ob sich das nicht irgendwann rächen würde. Ihr war nicht wirklich wohl bei dieser Sache, fühlte sich aber noch unsicherer dabei es zu ändern. Sollte sie ihren Pass das nächste Mal ändern müssen, würde sie sich eine Variante ihres Namens wählen sofern es überhaupt eine solche gab. Aber ihr Rufname würde „Cathy" bleiben – anders ging es nicht.

Gegen halb acht steht sie auf und badet sich, schminkt sich dezent und verlässt dann das Hotel, um gegen neun Uhr im Park spazierenzugehen. Sie geht die Champs-Élysées hinunter und betritt dann den Square Marigny.
Sie füttert die Enten mit Brotresten die sie seit mehreren Tagen angesammelt hat. Die Enten waren überall dieselben. Für Cathy stellten sie seit mehreren Jahrzehnten einen steten Quell der Freude dar. Die süssen Tiere, die sich schnatternd um das Brot scharten und balgten, bargen eine Konstante in Cathys Leben – vielleicht bisher sogar die einzige Konstante wenn man von den gehäuften Todesanzeigen in den lokalen Zeitungen absah, dort wo sie sich aufhielt. Das Tanzen hatte sie versucht in Brest aber die dortige Schule war sehr auf Leistung ausgerichtet. Cathy hatte sich das vielleicht zu einfach vorgestellt – jedenfalls beeindruckte sie die Schule nicht mit dem Geld, welches sie anbot um sich beschulen zu lassen. Man wollte Stars produzieren die man dann nach Paris schicken würde. Da war jede Stunde für Cathy reine Zeitverschwendung. Zu alt war sie mit ihren vermeintlich zwanzig Jahren.
Ein paar Stunden hatte sie aber hier und da absolviert und sie hatte viel gelesen, viele Ballettaufführungen besucht. Sie war sicher auf dem Weg, eine Spezialistin zu werden. Aber der Balletttanz war nicht ihre absolut sinnstiftende Beschäftigung geworden und der eigenen Tanz war noch nicht die „Sprache ihrer Seele", so wie die Plisetskaya es genannt hatte. Aber vielleicht musste es auch nicht der Balletttanz sein. Vielleicht tat es auch der Rock 'n' Roll der Cathy sehr gefiel und den sie sehr gern tanzte.


Antworten Zuletzt bearbeitet am 05.08.2021 16:14.

Alina

-, Weiblich

  10. Wannabe Poet

Beiträge: 180

Kapitel 7, Episode 5

von Alina am 04.08.2021 10:08

Paris Marriott Champs- Élysées Hotel, chambre de Cathy
Le lundi 28 octobre 1968

Soundtrack für diese Episode: Ohio Express - Yummy, Yummy, Yummy


Quelle des Bildes


 Die Sonne ist schon längst untergegangen, trotzdem staut sich noch die Hitze in Cathys Kammer unter dem Dach. Sie war natürlich froh gewesen überhaupt eine Kammer zu bekommen – wie immer wenn sie irgendwo neu anfing. Alles andere war kompliziert und vor allem unnötig. Das Bett war nicht schlecht, sicher ein ehemaliges Gästebett. Natürlich handelte es sich um ein Einzelbett aber dennoch um ein sehr geräumiges Exemplar. Sie liegt auf dem Rücken, massiert leise stöhnend ihre Brüste während der noch sehr junge Page zwischen ihren Schenkeln liegt und sie ausgiebig leckt. Sie wusste, dass Matthieu nächste Woche seinen zwanzigsten Geburtstag feiern würde.>

Er war ein ausgesprochen hübscher junger Mann, volles dunkelblondes Haar, immer etwas struppelig unter der Kappe was sie sehr süss fand. Er sah immer so aus als hätte er lange geschlafen und wäre gerade aufgestanden. Er war gut gebaut, trotz der Tatsache dass junge Männer seines Alters immer ein wenig 'unfertig' aussahen. Noch immer zeigte er Spuren einer leicht unreinen Haut und sein Bartwuchs war nicht besonders ausgeprägt. Für Cathy spielte das keine Rolle, sie versprach sich nicht mal guten Sex von diesem Stelldichein. Sie hatte vor, sich einen sehr loyalen Gespielen heranzuziehen und zudem hatte sie ganz einfach Lust gehabt mit einem Mann zu schlafen. Er wäre niemals in der Lage gewesen sie so zu befriedigen wie sie es brauchte, aber er würde sie begehren wie es nur ein sehr junger Mann konnte, mit seiner ganzen naiven Euphorie und Dankbarkeit. Und das war es, was Cathy brauchte.

Sie ging zunächst davon aus dass er sehr schnell abspritzen würde, aber das erwies sich als Trugschluss. Er war so aufgeregt dass er nicht steif wurde. Cathy hatte das nicht allzuoft erlebt, aber sie konnte mit ihrem Mund und ihren geschickten Fingern anstellen was sie wollte – er blieb schlaff, wurde kurzzeitig mal halbsteif aber es war nie genug um in sie eindringen zu können. Natürlich schämte er sich dafür aber Cathy hatte einen beinahe mütterlichen Instinkt, tröstete ihn wortlos mit heissen Küssen und öffnete dann ihre Schenkel. Matthieu liess sich nicht zweimal bitten und leckt sie nun als ginge es um seinen Ruf als Mann, was Cathy in diesem Moment auch nur recht sein kann.

Auch dort unten zwischen Cathys Beinen zeigt sich dass er nicht viel Erfahrung besitzt, aber dies macht er durch Eifer und Lernwilligkeit wieder wett. Er lässt sich von Cathy leiten wenn sie seinen Kopf fester gegen ihre Scham drückt. Er saugt an ihren benetzten Fingern nachdem sie sich diese selbst kurz eingeführt um sich zu fingern. Er leckt und saugt an ihrer Klitoris wenn sie mit dem Zeigefinger sein Kinn nach oben drückt. Zweimal war sie schon gekommen und der arme Kerl hört nicht auf, er darf nicht. Und er will auch nicht wie Cathy zufrieden feststellt als sie zu ihm herunterblickt.
Nach dem dritten Male hat sie ein Einsehen und zieht ihn hoch und lässt ihn sich an sie schmiegen. Er hatte seine Sache gut gemacht und nun darf er an ihrer Brust liegen und Cathy krault sein Haar. Er würde immer dankbar auf diese Nacht zurückblicken und es sollte auch nicht das letzte Mal gewesen sein. Ab und zu würde er Cathys Einladung folgen und beim nächsten Mal würde er sicher auch seinen Mann stehen.

Sie mochte es, solche Gefallen zu gewähren. Sie hätte ja gar nichts davon gehabt den jungen Mann beim Hotelmanager Monsieur Morel zu melden. Manche hätten es aber vielleicht getan um selbst gut dazustehen. Cathy hatte das nicht nötig – sie würde eh nicht ewig bleiben; jedoch war dies eine gute Gelegenheit sich des Danks und der Treue eines anderen Menschen zu versichern.
Sie wusste mittlerweile auch dass Matthieu auch dort in diesem Gästezimmer überrumpelt worden war, von einer älteren Frau. Er hatte nicht unhöflich sein wollen und dann war es eben passiert. Er hatte sich anfassen lassen und dann hatten sie Geräusche gehört. Sie hatten die Luft angehalten und Matthieu hatte das Zimmer verlassen wollen als nichts weiter zu hören war. Und er war sehr überrascht als er Cathy erblickte. Er selbst hatte gar mit dem Hotelmanager gerechnet der vielleicht nach ihm suchte, was in Cathys Augen natürlich absurd war. Monsieur Morel hatte selbstverständlich Besseres zu tun.

Nun hatte sie ihn ein wenig in der Hand und nutzte diese Gelegenheit um ihn noch mehr an sich zu binden. Sollte er zu anhänglich werden, dann würde sie ihm die Sache mit dem Zimmer unter die Nase reiben und so dafür sorgen dass er mit dem zufrieden war was Cathy ihm vorsetzte. Sie war sich sehr sicher dass es gut funktionieren würde. Es war wirklich ihr erster Page aber das Muster mit Menschen umzugehen war nicht neu für sie.

Sie erinnerte sich an das andere Zimmermädchen in New Orleans, ein schwarzes Mädchen welches sie ebenfalls in einer verfänglichen Situation angetroffen hatte. Das Mädchen war nur mangelhaft bekleidet aus einem Zimmer geeilt, hatte sich hektisch umgesehen und dann Cathy in die neugierigen Augen geblickt. Sie hatte Cathy flehend angeschaut und Cathy hatte nur genickt.
Unterhalten hatten sie sich später, sogar erst ein paar Tage später. Das Mädchen hatte Cathy alles gebeichtet, wobei es nicht wichtig war ob die Geschichte stimmte oder nicht. Wichtig war nur dass das Mädchen diese Geschichte erzählten wollte und sich wünschte dass man sie glaubt.
Genau das hatte Cathy getan. Sie hatte das Mädchen beruhigt, ihr versichert dass alles gut wäre und dass sie natürlich mit niemandem darüber reden würde. Und das hatte sie auch nicht getan. Das Schweigen und Cathys Gefälligkeit speiste sich nicht unbedingt aus Menschenliebe denn aus Opportunismus. Sie konnte sich ab jetzt auf dieses Mädchen verlassen. Das konnte sie gut gebrauchen: eine willfährige Kollegin, wenn es um die Wahrnehmung ihrer eigenen Interessen ging, ohne dass sie dieser Person selbst allzuviel Vertrauen entgegenbringen musste.


Antworten Zuletzt bearbeitet am 04.08.2021 10:12.

Alina

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Kapitel 7, Episode 4

von Alina am 02.08.2021 23:03

Paris Marriott Champs-Élysées Hotel, Suite Junior avec vue sur les
Champs-Élysées

Le lundi 28 octobre 1968

Soundtrack für diese Episode: Joe Cocker - With A Little Help From My Friends


Quelle des Bildes

  Als sie die Tür der Junior Suite aufstösst und den Wagen hereinfährt, wähnt sie sich erst allein. Sie mochte die Zimmer auf dieser Seite denn sie besassen einen wunderschönen Blick auf die Champs-Élysées. Sie mochte das Treiben auf dieser grossen Strasse. Diese Zimmer waren auch immer zuerst ausgebucht – ganz zu Recht wie Cathy fand. Sie schliesst die Tür und beginnt damit, den kaum vorhandenen Staub mit einem leicht feuchten Tuch von den Möbel aufzunehmen.

Sie mochte diese Arbeit sehr gern denn sie hatte in all den vielen Jahren darin eine solche Routine entwickelt, dass sie ganz ihren Gedanken nachhängen konnte. Und derer gab es viele, auch wenn sie gerade keine persönlichen Sorgen plagten. Sie hatte sich gut eingelebt, sie arbeitete nun schon fast einen Monat in einem der schönsten und auch nobelsten Hotels in Paris. Die Stadt gefiel ihr gut, sie war so viel älter und geschichtsträchtiger, so viel bunter und vielseitiger als jede Stadt in den Vereinigten Staaten. Sie hätte etwas verpasst, wäre sie nie nach Europa gegangen – davon war sie nun fest überzeugt.
Aber was war dies für ein ereignisreiches Jahr gewesen! Die Welt veränderte sich, ohne jeden Zweifel. Sollte sie jemandem erzählen, was für sie die bedeutendste Entwicklung gewesen war, sie hätte kaum gewusst wo sie hätte anfangen sollen. Im April diesen Jahres war Martin Luther King erschossen worden, das war ihr sehr stark im Gedächtnis geblieben. Aber dies konnte die Bewegung nicht mehr aufhalten, die Gleichberechtigung von Schwarzen in den USA nahm immer weiter zu.

Vor allem erinnerte sie dies an das Jahr 1963. Just in diesem Jahr war Kennedy erschossen worden und zwar nur einige Monate nachdem Cathy nach Frankreich gegangen war. Der Mord an Kennedy warf viele Fragen auf. Sie hatte sich nie viel aus der grossen Politik gemacht aber sie hatte den charismatischen und gutaussehenden, zudem jungen Präsidenten sehr gemocht. Und was für eine schöne Frau er hatte!
Als sie gerade erst in Frankreich angekommen war, da hatte sie in den Zeitungen vom Marsch auf Washington gelesen. Dort waren viele Menschen auf die Strasse gegangen um für Arbeit und Gleichstellung zu demonstrieren und King hielt seine berühmte Rede. „I have a dream...", daran konnte sich Cathy noch sehr genau erinnern. Kennedy und King hatten sich sogar im Weissen Haus getroffen. Nun waren beide tot. So gingen die USA mit Leuten um, die die Welt verbessern wollten. Cathy seufzt, schaut kurz auf die Champs-Élysées herunter, das beruhigt sie etwas. Sie war nun in einer besseren Welt.

Es war nicht unbedingt so, dass Europa oder die Sowjetunion es vollständig anders machten, aber ihr kam es so vor dass Gewaltausbrüche hier sehr viel mehr Entsetzen auslösten. Das lag sicher noch an den Traumata aus zwei Weltkriegen, die Europa zweimal in Schutt und Asche gelegt hatten. Dieses Trauma kannten die USA nicht und daher führten sie sich wohl auch so auf wie die Hottentotten – was vor allem für Vietnam galt, einen Krieg für den Cathy und die meisten Amerikaner nur noch Abscheu empfanden.

Die UdSSR war im August in die Tschechoslowakei einmarschiert und hatte dort mit Panzern die alte Ordnung wiederhergestellt.

Aber all diese Konflikte konnten nur Ausdruck dessen sein was wohl jeder Mensch in der westlichen Hemisphäre spürte: die Welt änderte sich, räumte radikal auf mit alten Strukturen und alten Werten. Die Röcke wurden kürzer bei den Frauen, die Haare wurden länger bei den Männern. Cathy schmunzelte immer wenn sie einen langhaarigen Mann sah. Niemals würde sie mit so einem „Hippie", wie sich diese Leute wohl nannten, ins Bett gehen können. Sie sahen weibisch aus, eben unmännlich. Aber sie schmunzelte, auch über sich. Sie wusste dass es alte und überkommene Ansichten waren. Ihre Grossmutter und ihre Mutter hätten das ähnlich gesehen und die Welt scherte sich nicht kein Deut darum.

Sie zuckt zusammen als sich die Badezimmertür öffnet. Ein Page tritt aus dem Bad, nackt und seine Haut glitzert noch vom Wasser, er hat sich wohl nur notdürftig abgetrocknet. Cathy lässt genüsslich den Blick von unten nach oben wandern, sein noch halbsteifer Schwanz deutete darauf hin was der junge Mann dort im Bad für Dienste verrichtet hatte.

Er fängt an zu stottern. Bis jetzt schmunzelt Cathy, doch nun legt sie sie den Finger auf die Lippen, sieht ihn eindringlich an und schüttelt den Kopf. Dann zeigt sie auf die Tür. Der Page nickt heftig und Cathy fährt ihren Wagen schnell und lautlos heraus auf den Flur. Sie will erst ein anderes Zimmer reinigen und so dem Pagen und natürlich der Gästin die Gelegenheit geben, ohne Scham aus dieser Situation herauszukommen. Sie betritt das Nachbarzimmer, fährt den Wagen hinein, lässt die Tür jedoch offenstehen und schaut gerade kurz heraus, als sie den Pagen davoneilen sieht, noch an seiner Hose nestelnd. Sie schüttelt lächelnd den Kopf und kümmert sich dann um das neue Zimmer.


Antworten Zuletzt bearbeitet am 02.08.2021 23:30.

Alina

-, Weiblich

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Kapitel 7, Episode 3

von Alina am 02.08.2021 00:50

Fähre Ville de Tunis, Tyrrhenisches Meer auf der Route von Tunis nach Marseille, auf der Höhe von Korsika
Le Mardi 17 septembre 1968

Soundtrack für diese Episode: Gary Puckett & The Union Gap - Young Girl



Quelle des Bildes

„In diesem Buch...", Michel macht eine Kunstpause und schaut Cathy über seine grossen Brillengläser hinweg an, „geht es um den Autor und seine Stellung, seine... Bedeutung in der Welt."
Er kratzt sich am Kopf sodass es Cathy fast peinlich ist. Dieser gelehrte Mann musste tief schürfen um Worte zu finden die sie verstand; so kam es ihr jedenfalls vor. Der Franzose war viel zu höflich, um das durchscheinen lassen zu wollen, aber seine Körpersprache sprach Bände.
„Stellen Sie sich ihr Leben als einen Roman vor. Barthes meint, natürlich nur sehr verkürzt dargestellt, dass es auf Sie als Autor gar nicht ankommt." Foucault hebt die Augenbrauen und lächelt etwas entschuldigend, gerade so als wäre es eine Sünde eine philosophische Idee wie diese in nur einem Satz darzustellen.
„Solche Ideen verfolgte schon Stéphane Mallarmé, sogar als erster wie ich glaube. Er sagte dass es die Sprache ist die spricht. Der Autor nutzt die Sprache nur."
Cathy nickt nachdenklich.
„Das halte ich für einen ausgemachten Quatsch", sagt sie überzeugt und dreht sich zu ihm herum. Michel lächelt nur milde. Er versucht wirklich, nicht geringschätzend zu wirken. Er will dieses frische, junge Mädchen nicht beleidigen aber Cathy sieht ihm an dass ihre Worte keine grosse Rolle für ihn spielen. Sie bringen ihn nicht im entferntesten aus seinem Gleichgewicht. Ihr fehlten die Dimensionen dieses Diskurses. Sie besass keinerlei Autorität für ihn um über solche Dinge mitdiskutieren zu können.
Cathy schmunzelt und und zieht ihre Unterlippe zwischen ihren Schneidezähnen durch, dann sieht sie ihn herausfordernd an.
„Sehen Sie? Es spielt eine grosse Rolle ob ein junges Mädchen sowas sagt oder ob es einer ihrer Professorenfreunde ist, oder? Stellen Sie sich jemanden vor den Sie bewundern. Und der sagt dann sowas. Dann würden Sie sich in den nächsten Stunden viele Gedanken machen, oder? Da kommt es wohl doch auch ein wenig auf den Verfasser der Worte an, will ich meinen!"
Foucault sieht sie einen Moment lang staunend an. Solch einen Konter hatte er nicht erwartet, jedenfalls nicht von diesem jungen Ding.
Dann starrt er wieder hinaus auf das Meer und kratzt sich am Kopf. Cathy schweigt ebenfalls und lächelt mit Genugtuung in sich hinein.

Nach sicher zehn Minuten, in denen sie nur schweigend nebeneinander gestanden hatten, dreht er sich wieder zu ihr herum und sagt dann:
„Vielleicht ist es noch nicht soweit. Der Autor wird sterben – davon bin ich überzeugt. Aber vielleicht ist er noch nicht ganz verschwunden. Vielleicht ist der Aspekt der Macht des Autors, des Senders einer Nachricht noch grösser als wir – als ich es wahrhaben wollte. Der Aspekt der Macht ist...-", er bricht ab.

„Touché, Madame. Mehr kann ich gerade nicht sagen, als nur 'touché'. Verzeihen Sie bitte. Ich würde mich gern zurückziehen und einige Gedanken aufschreiben. Wenn Sie erlauben?"

Cathy nickt immer noch breit grinsend, dann besinnt sie sich auf ihre Höflichkeit und stellt das Grinsen ein. Lächelnd erwidert sie:

„Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag und hoffentlich treffen wir uns wieder. Und ich verspreche Ihnen auch, ich denke mal darüber nach was ein Autor überhaupt ist. Darum habe ich mir bisher auch nicht allzuviele Gedanken gemacht."

Michel nickt langsam und ringt sich ebenfalls zu einem Lächeln durch.

„Ja. Eine sehr gute Frage, Madame. Was ist ein Autor? Was ist ein Autor?"

Sehr nachdenklich geht er davon, immer wieder leicht nickend. Er macht den Eindruck als würde er sich zu dieser Frage sehr viel mehr Gedanken machen als Cathy.


Cathy sieht ihm lange nach bis er im Bauch des Schiffes verschwunden ist. Sie wurde oft unterschätzt. Dieses Mal hatte sie zugegebenermaßen das Gefühl wirklich nur ins Blaue geschossen zu haben, dafür aber auch etwas getroffen zu haben. Sie war selbstsicherer gewesen; auch wenn sie keine Ahnung von diesem Thema hatte. Sie las gern Romane und hatte keine Angst über ihre Wahrnehmung und ihre Erfahrung zu sprechen. Aber das war alles. Sie wusste dass sie dumm aussehen würde an einer Universität. Aber sie schmunzelt über ihren Zufallstreffer. Auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn, denkt sie sich, macht es sich auf einem der leinenbezogenen Liegestühle gemütlich, schliesst die Augen und lässt sich von der Sonne wärmen.


Antworten Zuletzt bearbeitet am 22.11.2021 11:47.

Alina

-, Weiblich

  10. Wannabe Poet

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Kapitel 7, Episode 2

von Alina am 01.08.2021 00:49

Fähre „Ville de Tunis", Tyrrhenisches Meer auf der Route von Tunis nach Marseille, auf der Höhe von Korsika
Le Mardi 17 septembre 1968

Soundtrack für diese Episode: Mary Hopkin - Those were the days



Quelles des Bildes

 Der frühe Nachmittag auf dem Schiff war sehr angenehm, Cathy konnte gar nicht genug von der Luft bekommen. Schon bald würde sie wieder im Landesinneren unterwegs sein und dabei liebte sie das Meer doch so sehr. Es würde noch etwas dauern bis sie Brest wiedersehen würde. Vorher wollte sie sich noch Lyon ansehen, dort war sie noch nicht gewesen. So weit in den Norden hatte sie sich bisher noch nicht getraut.

Sie befindet sich nun auf der Backbordseite der „Ville de Tunis" und hält Ausschau nach Tieren oder anderen Schiffen. Nichts ist zu erkennen, nicht mal eine Möwe – nur das sich kräuselnde Blau des Meeres und davon nur leicht abgehoben das Azurblau des Himmels.

Sie sieht nach rechts und beobachtet einen Mann neben ihr. Er trägt einen Pullover und ist absolut kahlköpfig ohne jedoch dabei alt auszusehen. Er mochte um die Vierzig sein schätzte Cathy und sie schätzte gut, nach all den Jahren. Er wirkt charismatisch auf sie, das war sicher kein Tourist oder Handlungsreisender. Er scheint sehr in seinen Gedanken vertieft und wirkt dabei unnahbar, aber nicht abweisend. Egal worüber er gerade nachdachte, man wollte ihn einfach nicht dabei stören. Er sieht beneidenswert aus, so in Gedanken versunken, findet Cathy.


Als er sich zum Gehen wendet hört Cathy ein leises Klatschen und dann liegt ein kleiner Notizblock auf dem Deck. Der Mann scheint es nicht bemerkt zu haben denn er geht einfach weiter. Cathy eilt zu dem Block, hebt ihn auf und dann folgt sie schnellen Schrittes dem Mann und ruft dabei:

„Monsieur? Monsieur? Hallo! Sie haben... Sie haben ihren Block...-".
Sie bleibt stehen, denn er dreht sich herum und kommt ihr langsam entgegen. Er nimmt den Block aus Cathys ausgestreckter Hand und nickt ihr dann lächelnd zu.
„Merci beaucoup, Madame. Das ist sehr nett. Diese Notizen sind mir äusserst wichtig und es wäre schade gewesen wenn sie... nun ja, ich danke Ihnen jedenfalls."
Cathy nickt ebenfalls lächelnd und zeigt auf den Block.
„Was steht denn dort so Wichtiges drin?"
Nach wie vor war sie neugierig und sie nahm gern Gelegenheiten wahr, ihre Sprachkenntnisse zu verbessern. Dies würde sicher kein Allerweltsgespräch und sie würde herausfinden ob ihre Vokabeln für eine Fachdiskussion ausreichen würden oder vielleicht auch nicht. Er war vielleicht ein Professor. Ja, so sah er jedenfalls aus. Vielleicht war er auch ein Politiker.

Er lächelt wieder, dieses Mal aber etwas anders als zuvor. Er scheint nachzudenken und zu keinen Schluss zu kommen.

„Sehen Sie, Madame, ich lese gerade ein Buch und habe mir dabei ein paar Notizen gemacht. Nichts Besonderes, nur Notizen über den Inhalt eines Buches."
Er lächelt immer noch, doch dieses Mal scheint er erleichtert zu sein. Cathy sieht ihn mit gespieltem Misstrauen an und sagt:
„Sie machen sicher keine Notizen wenn sie bloss einen Roman lesen. Was für ein Buch ist es, Monsieur? Oder haben Sie keine Zeit?"
Wieder lächelt er mit der gleichen leicht verzweifelten Unsicherheit, die er schon nach Cathys erster Frage ausgestrahlt hatte. Sie hatte ihn wieder in die gleiche Bredouille gebracht.

Wieder überlegt er und kratzt sich am Kopf, dann legt er die Hand an Cathys Arm, übt leichten Druck aus sodass sie sich umdreht und dann kehren sie zur Reling zurück. Beiden lehnen sich an und schauen wieder aufs Meer. Er hatte den Block wieder in einer Tasche seiner Hose verstaut.

„Wissen Sie, Madame, ich bin es nicht gewohnt dass sich Menschen ausserhalb einer Universität für den Gegenstand meiner Arbeit interessieren."
Cathy jubilierte innerlich, es war ein Professor oder jedenfalls ein Gelehrter. Sie war stolz auf ihre Menschenkenntnis.
„Übrigens, mein Name ist Michel. Michel Foucault. Freut mich, Sie kennenzulernen, Madame."


Antworten Zuletzt bearbeitet am 22.11.2021 11:43.
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