Suche nach Beiträgen von Alina
Erste Seite | « | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 ... 18 | » | Letzte
Die Suche lieferte 177 Ergebnisse:
Kapitel 10 - Episode 15
von Alina am 23.03.2022 11:50музыкальный фестиваль "Красная площадь приглашает" в Москве, Содружество Независимых Государств
Суббота, 4 июля 1992 г.
(„Musik-Festival „Roter Platz" in Moskau, Gemeinschaft Unabhängiger Staaten von Russland am Samstag, den 4. Juli 1992)
Soundtrack für diese Episode: Maya Plisetskaya: "The Dying Swan"
Quelle des Bildes (bearbeitet von Alina)
Als die ersten Töne von der Freilichtbühne aus erklingen, steigen Cathy die Tränen in die Augen. Sie ist am Ziel ihrer Wünsche. Sie sitzt neben Dimitrij, sie hat sich an seinen Arm gekuschelt und sie lauscht dem Cello welches nur ganz leise vom Orchester begleitet wird und den „Sterbenden Schwan" einleitet. Sie hatte Dimitrij diese kurze Zeit abgetrotzt und ihn gebeten doch diese Zeit mit ihr zu verbringen. Dies sollte der einziger Lohn für ihre Arbeit sein. Er hatte zugestimmt und als Kulturmensch ist auch er nun tief berührt. Ausserdem steht da eine Heldin der Sowjetunion auf der Bühne.
Die wenigen Minuten vergehen viel zu schnell. Allein die Bühne versetzt Cathy bereits in Entzücken, eingefasst zwischen dem beeindruckenden Museum und der Basilius-Kathedrale mit den berühmten bunten Türmchen und eingetaucht in rotes Licht. Dann erscheint die Plisetskaya und spielt die Rolle ihres Lebens, den „Sterbenden Schwan". Dies hier zu erleben, in Moskau selbst ist fast mehr als Cathy ertragen kann. Sie weint vor Glück und klammert sich noch fester an Dimitrijs Arm. Der ist auch gerührt aber schmunzelt wegen Cathys emotionalem Ausbruch. Als es vorbei ist und Cathy bis zum Schluss durchgeklatscht hat sieht sie ihn dankbar an.
„Bol'shoye spasibo...", bedankt sie sich bei ihm und erklärt kurz dass sie sich kurz nachschminken muss und dann bereit ist. Er lächelt nur, reicht ihr ein Taschentuch und sagt:
„Ist gut. Sieht aus... wirklich, real. Du besuchen Show, nicht kommen für Mann. Ist gut..."
Cathy versteht und lächelt. Dann nimmt er sie beiseite, führt sie zum Rand des Festivalgeländes und dann zeigt er auf einen Mann der in Begleitung zweier Damen ist. Natürlich hatte er trotz der Vorstellung bereits die Augen offengehalten.
„Das sein 'Khokhol', Bilichenko. Du sehen?"
Cathy nickt, sie kennt ja bereits ein Bild des Mannes, er war leicht zu erkennen: fliehende Stirn, ein recht grobschlächtiges Gesicht, nicht besonders gross. Ein gutaussehender Mann war dieser Bilichenko nicht. Für Cathy spielte das natürlich keine Rolle.
„Dann mache ich mich auf den Weg. Ich komme zurück ins Hotel wenn alles erledigt ist."
Dimitrij gibt ihr einen Klaps auf die Schulter, dann lässt er sie ziehen.
Zunächst verfolgt Cathy das Dreiergespann nur. Sie war sich schnell recht sicher dass es sich bei den beiden Damen um Escort-Girls handelte. Zu künstlich lachten sie und zu obszön waren seine Griffe unter ihre kurzen Röcke, welche man aber nur sah wenn man darauf achtete. Cathy wusste dass die Stadt Samara nicht gerade Provinz war, sie war auch eine Millionenstadt. Trotzdem sah es so aus als wenn ein Bursche von Land in die grosse Stadt kam und es richtig krachen lassen wollte. Immerhin hatte er sich auch den „Sterbenden Schwan" angesehen, das sprach wenigstens für ein gewisses kulturelles Verständnis dieses Halunken.
Wie auch immer, das würde nicht leicht. Sicher waren die Mädchen schon bezahlt und warum sollte er auf deren Service verzichten um sich einer Unbekannten hinzugeben die ihm vielleicht auch noch mitten in der Nacht davonlaufen würde? Cathy überlegte mehrere Minuten hin und her während sie der kleinen Gruppe folgte. Wie sollte sie die beiden Mädchen loswerden? Aber dann schüttelt sie leicht den Kopf. Das war gar nicht nötig. Was würde so ein Grosskotz noch mehr lieben als zwei Frauen in seinem Bett? Drei Frauen in seinem Bett!
Ausserdem würden die Mädchen dafür sorgen dass sie sich zwischendurch mal frisch machen konnte, durchatmen konnte und dabei ungestört sein würde. Die Mädchen würden ihre Arbeit sicherlich erleichtern!
An einem Getränkestand lädt Bilichenko die beiden Frauen auf einen Sekt ein. Er scherzt und die beiden lachen gackernd, es ist sicher nicht ihr erster Sekt. Cathy kommt dazu, sieht beide Mädchen auf eine anzügliche Art an und fragt dann sanfter Stimme, während ihre Hüfte an seine stösst:
„Bekomme ich auch?"
Das Grinsen von Bilichenko wird noch breiter. Natürlich gefällt sie ihm, das ist auch kein Wunder. Noch dazu scheint ihm das gebrochene Russisch von Cathy genauso zu gefallen wie das gebrochene Englisch oder Deutsch von russischen Frauen auch europäischen Männern gefällt. Sofort bestellt er noch einen Sekt und gibt seinen ungeniert an Cathy weiter.
„Trink, meine Schöne! Heute ist ein Tag für Feiern."
Cathy war sicher dass er bereits angetrunken war. Das machte ihr Spiel leichter aber sie durfte es auch nicht übertreiben. Bilichenko wusste sicher dass er kein attraktiver Mann war, aber wenn sie vor allem Interesse an den beiden Mädchen zeigte und Bilichenko sich im Bett mit drei anstatt zwei Mädchen sah, dann hatte sie ihr Ziel erreicht. Also stösst sie mit den beiden Mädchen an, lächelt sie lasziv an, schaut ihnen tief in die Augen und schon nach wenigen Minuten ist sie bestens in die kleine Gruppe integriert. Bilichenko hatte wohl vorsorglich Mädchen ausgewählt die kein Problem mit lesbischem Sex hatten, welch ein Glück für sie. Ein heterosexuelles Pärchen wäre sehr viel schwerer zu knacken gewesen. Alle vier scherzen und lachen und da Cathy neu dazugestossen ist, will Bilichenko natürlich wissen was Cathy in Moskau macht. Die Geschichte einer Austauschstudentin im Fachbereich Musik, die sich natürlich ein solches Festival nicht entgehen lassen kann, findet Anklang und glücklicherweise ist keine der drei anderen Personen derart gebildet um sie in Schwierigkeiten zu bringen. Und mit dem „Schwanensee" und dem „Sterbenden Schwan" kennt sie sich so gut aus dass sie darüber stundenlang referieren könnte.
Kapitel 10 - Episode 14
von Alina am 22.03.2022 11:31Hauptquartier von Interpol, Lyon, Frankreich
Freitag, den 3. Juli 1992
Soundtrack für diese Episode: En Vogue - Free Your Mind
Quelle des Bildes
Eine langweilig-mühsame Woche geht zu Ende. Hill sieht auf die Uhr. Fast alle anderen Beamten waren schon im Wochenende und auch er würde gleich Feierabend machen.
Im November 1991 waren vier weitere Länder als Mitglieder dazukommen: Albanien, Vietnam, die Mongolei und das seit 1990 unabhängige Litauen. Nun ging es natürlich darum, diese Mitgliedschaft auch praktisch umzusetzen und Ansprechpartner zu finden. Sowohl Interpol als auch die Beitrittsstaaten machten sich zusammen Gedanken darüber, welche Polizei- oder Sicherheitsbehörden mit dem Hauptquartier in Lyon verbunden werden sollten. Hill spielte eine Rolle darin diese Vorgänge zu dokumentieren.
Ausserdem war er mit den Ausbau des Kommunikationssystems für den digitalen Datenaustausch betraut worden, welches im Jahr 1990 mit den nationalen Zentralbüros eingerichtet worden war. Dies galt für alle Mitgliedsstaaten und war somit ein Projekt das sich noch auf einige weitere Jahre erstrecken konnte.
Die Akte Catherine Hasselmann war wieder geöffnet worden, aber er kümmerte sich zeitlich fast gar nicht mehr darum. Was sollte er auch tun? Sie war ihm entkommen – wieder mal. Er hatte sie verloren obwohl sie im sichersten Gefängnis der DDR untergebracht worden war. Das hatte ihn erst sprachlos gemacht, dann wütend und dann hatte er dafür gesorgt dass Köpfe rollten. Zumindest hatten man ihm das versprochen. Viel Befriedigung konnte es ihm nicht verschaffen. Erstens brachte es Cathy nicht zurück und zweitens waren die Karrieren der Männer, die Bautzen II betrieben hatten, sowieso beendet. Sicher würde man einen Teil zum Teufel jagen und einen anderen Teil würde man für sehr nützlich halten und auf andere Posten versetzen, oft sogar verdeckt. So hatte man das mit den Nazis auch getan. Niemand wusste das besser als die Mitarbeiter von Interpol, wo Paul Dickopf im Jahre 1968 Präsident werden, und trotz des Bekanntwerdens der Tatsache dass er in der SS gewesen war, auch noch bis 1972 Präsident bleiben konnte.
Wann Cathy ausgebrochen war, das konnte ihm niemand mehr genau sagen. Auch das „Wie" war vollkommen unklar. Mehrere Gefangene waren entkommen, auch Personal hatte sich davongemacht. Die letzten Tage der DDR mussten zumindest in manchen Bereichen mit dem völligen Fehlen von Recht und Ordnung einhergegangen sein. Und das Ende des 20. Jahrhunderts, mitten in Europa.
Nun konnte sie überall sein. Vielleicht war sie im Osten Deutschlands untergetaucht wo man sich noch sehr gut verstecken konnte. Vielleicht hatte sie sich einen neuen Pass besorgt und in der Nähe eines norwegischen Fjords zur Ruhe gesetzt. Vielleicht war sie nach Polen gegangen oder noch besser, in die Ukraine oder nach Weißrussland die beide keine Mitglieder bei Interpol waren.
Akten hatte er noch keine gefunden, aber das war auch kein Wunder bei 111 Kilometern ungesichtetem Aktenmaterial der ehemaligen Staatssicherheit. Er war auf die deutschen Behörden angewiesen und er hoffte dass vielleicht sein Nachfolger irgendwann im 21. Jahrhundert eine Akte zugeschickt bekommen würde, die vielleicht eine Spur oder zumindest ein Photo enthalten oder gar einen persönlichen Gegenstand dokumentieren würde. Er selbst machte sich zu Lebzeiten keine Hoffnung mehr darauf.
***
Cathy hatte ein Bad genommen, während Dimitrij die Schadensmeldung machte. Das Bett war zerstört und die Wand war tatsächlich eingedellt da sie nicht tragend war und daher auch nicht massiv. Wie Rockstars hatten sie sich benommen. Cathy musste schief grinsen als sie die beiden Stimmen durch die Badezimmertür hörte. Sie wusste wer dort den Schaden aufnahm und dieser jemand sollte sie hier besser nicht sehen.
Danach sitzen sie bei Vodka und Wasser zusammen und lecken ihre Wunden. Beiden reden nicht über das was vor einer Stunde passiert ist. Beide hatten dafür gesorgt dass sie sich nun auf ihre Aufgabe konzentrieren konnten. Für Cathy war es nicht vorteilhaft dass ihr Rücken, ihre Arme und sogar ihre Brust grün und blau waren. Ihre blasse Haut dokumentierte jeden Schaden sofort. Sie musste sich für diesen Bilichenko, so der Name des Mannes den Dimitrij überwachte, etwas einfallen lassen. Vielleicht war sie gestern die Treppe hinuntergefallen. Vielleicht würde sie ihm auch sagen dass sie Sex gehabt hatte – es gab Männer die das anspornte.
Dimitrij instruiert sie mit leiser und sanfter Stimme, er spricht langsam, gebrochenes Englisch mit einigen Worten auf Russisch. Cathy antwortet auf Russisch und nutzt nur englische Sätze und Worte wenn es nicht anders machen lässt. Es geht prima und am Schluss händigt er ihr die Wanze aus. Das Innenfutter seiner Jacke wäre wohl ein perfekter Ort erklärt Dimitrij, die trug Bilichenko oft und wechselte sie nicht ständig. Cathy nickt und betrachtet den kleinen Gegenstand der so viel unspektakulärer aussah wie die technischen Errungenschaften in den James-Bond-Filmen. Sie weiss was sie zu tun hat. Sie bekommt ebenfalls ein Photo von Bilichenko. Dimitrij würde sie aber begleiten und versuchen ihr den Mann direkt zu zeigen, sodass sie nicht lange suchen musste.
Es wird langsam Abend. Dimitrij verabschiedet sich von ihr. Heute wird es keinen weiteren Vodka geben. Er will mit seiner Frau telefonieren und das konnte einige Zeit dauern. Und beide sind sich einig dass sie sich vor dem morgigen Tag ausruhen und auch lange schlafen sollten. Es könnte unter Umständen ein sehr langer Tag und eine ebenso lange Nacht werden – zumindest für Cathy.
Kapitel 10 - Episode 13
von Alina am 21.03.2022 08:55Гостиница "Украина", Небоскреб, сталинский небоскреб в Москве, Содружество Независимых Государств
Пятница, 3 июля 1992 г.
('Hotel Ukraine', eines der sieben Stalin-Hochhäuser in Moskau, Gemeinschaft Unabhängiger Staaten von Russland am Freitag, den 3. Juli 1992)
Soundtrack für diese Episode: The Cure - Friday I'm In Love
Quelle des Bildes
Sie putzt sich die Nase, schminkt kurz ihre Augen nach und schaut im Spiegel nach ob sie so hinausgehen kann. Als sie die Toilette wieder verlässt, da ist die Gruppe verschwunden aber ein Mann wartet ungeduldig nahe der Tür, tritt sofort an sie heran und sagt mit gebrochenem Englisch:
„Hier, für Sie. Eine Karte für Festival. Beste Grüße von Madame Maya Plisetskaya."
Dann schaut er sie erleichtert an, seine Aufgabe ist erledigt und er kann der Gruppe hinterhereilen. Cathy schaut die Eintrittskarte an und ist tief gerührt. Noch einmal durfte sie den „Sterbenden Schwan" sehen, von der Plisetskaya höchstpersönlich gespielt. Auch in ihrem Leben gab es Dinge die sehr rar waren und dieser Auftritt gehörte dazu.
Sie setzt sich und dann kommt ihr langsam wieder der Grund ihres Wartens in den Sinn. Sie wartet auf Dimitrij und der würde sie wohl morgen ebenfalls zum Festival schicken oder gar mit ihr dorthin gehen. Wenn sie nur gewusst hätte dass dort die Plisetskaya selbst auftritt. Beinahe hätte sie diesen historischen Moment verpasst. Sie erinnerte sich wieder an den Artikel den sie gelesen hatte. Dort stand geschrieben dass Maya spätestens 1990 ihre aktive Karriere beendet hatte. Was für ein Pech für Cathy, nun wo sie endlich in Russland angekommen war. Und derzeit sollte sie für vereinzelte Auftritte überall auf der Welt unterwegs sein. Dass sie nun doch noch einmal in Moskau spielte, dank dieses Festivals, das war ein ganz ungeheures Glück für Cathy.
Sie hat genügend Zeit um sich wieder zu sammeln. Dimitrij kommt etwa eine halbe Stunde später und sofort gehen sie herauf auf sein Zimmer. Es bedarf nur eines Blickes zwischen den beiden, schnell checkt er ein, dann steht sie auf, beide treffen sich an der Treppe, gehen hinauf und als sie ausser Sichtweite des Personals in der Lobby sind, packt er ihre Hand und führt sie, zieht sie beinahe in sein Zimmer. Dort angekommen starren sich beide an, sie auf ihrer Unterlippe kauend, er den Blick seltsam verklärt. Er haut die Tür ins Schloss, packt sie und dann hebt er sie spielend leicht hoch, seine Pranken schieben sich unter ihren Po und er stösst sie hart an die Wand neben der Tür. Leise keuchend sehen sie sich aus unmittelbarer Nähe an und auch auf Augenhöhe, weil er ihr nur mit seinen Händen einen Sitz bereitet hat. Und er ist gross, fast zwei Meter misst er an Länge.
Ihr wird klar dass sie auf diesen Moment gewartet hatte. Gestern noch hatte sie dafür gesorgt dass die Stimmen sie in Ruhe lassen würden. Sie hatte das so kurzfristig wie möglich getan – nur um heute auf alles vorbereitet zu sein was passieren konnte. In einer dreckigen Gasse hatte sie ficken lassen, im Stehen und bei leichtem Nieselregen. Sie war zu spät ins Bett gekommen weil sie ihre Metro knapp verpasst hatte. All das damit Dimitrij sich heute nehmen konnte was er begehrte aber ohne zu sterben. Ein Kriminalbeamter der sie haben konnte und das auch noch ohne dafür mit dem Leben bezahlen zu müssen – welch verrückte Zeiten waren das?
Sie schlingt die Arme um seinen muskulösen Nacken und küsst ihn dann immer wieder hungrig. Er starrt schielend auf ihren Mund, erwidert die Küsse nicht mal sondern er lässt sich reizen, wie ein Stier welcher erst die Geduld verlieren muss. Cathys Hände rutschen zwischen ihre Beine, erst zieht sie ihren Rock nach oben und dann will sie seine Hose öffnen. Er knurrt nur während sie das tut, doch dann zieht er seine rechte Hand weg, hält Cathy nur noch einhändig und greift zwischen ihre Beine. Er schaut Cathy gierig an während er ihren Slip zieht. Es schmerzt kurz als sich der Stoff in ihre Haut schneidet, aber nur kurz. Mit Leichtigkeit zerreisst er den Stoff und sie sieht ihn keuchend an.
„Was für scheenes Weib du bist!" keucht er, sein heisser Atem schlägt ihr ins Gesicht. Dann dirigiert er seinen dicken Pimmel an die richtige Stelle und stösst ihn mit voller Wucht in sie hinein, sodass sie hart an die Wand geknallt wird. Mit beinahe geschlossenen Augen und bebenden Lippen stöhnt sie, küsst ihn dann wieder tief und innig. Während er sie immer wieder hart gegen die Wand knallt, lässt sie ihre Fingernägel über seinen Rücken kratzen. Unter ihren Nägeln reisst Stoff und sammelt sich Blut wo sie seine Haut nicht nur zerkratzt sondern gar aufreisst. Er schaut sie kurz ungläubig an, wie ein Raubtier welches von seiner schon geschlagenen Beute nochmal einen Tritt an den Kopf bekommt und dann, dann gibt er es ihr. Er nagelt sie so hart und fest an die Wand dass sie befürchtet hindurchgestossen zu werden. Sie schreit und weint wie schon lange nicht mehr, vielleicht wie noch nie in ihrem langem Leben.
Als er sie aufs Bett schleudert ist sie schon grün und blau und dann springt er ihr nach, während er sich die Fetzen seines Hemdes vom Leib reisst. Und dann hämmert er sie in die Matratze. Sie jammert, schreit und hört irgendwann zwischen ihrem zweiten und dritten Orgasmus, wie das Bett einkracht. Aber er fickt sie weiter bis er selbst grunzend und stöhnend in ihr kommt.
Nach Luft ringend liegen beide nebeneinander. Beide hatten endlich einmal einen würdigen Gegner gefunden. Nicht Partner, sondern Gegner – denn wenigstens brauchte er wegen dieser „Schlacht" kein schlechtes Gewissen gegenüber seiner Frau zu haben. Das hatte nichts mehr mit „Liebe machen" zu tun. Hier hatten sich zwei Tiere aneinander abgearbeitet und lagen nun wie abgestochen nebeneinander.
Kapitel 10 - Episode 12
von Alina am 20.03.2022 10:16Гостиница "Украина", Небоскреб, сталинский небоскреб в Москве, Содружество Независимых Государств
Пятница, 3 июля 1992 г.
('Hotel Ukraine', eines der sieben Stalin-Hochhäuser in Moskau, Gemeinschaft Unabhängiger Staaten von Russland am Freitag, den 3. Juli 1992)
Soundtrack für diese Episode: Queen - The Show Must Go On
Quelle des Bildes
Dimitrij hatte sich kurzfristig wieder gemeldet, er wollte heute ankommen und wieder im Hotel Ukraine wohnen. Cathy hatte sich schon lange für diesen Freitag und das Wochenende freigenommen. Wider Erwarten hatte das Hotel nicht allzuviele Buchungen zu verzeichnen, trotz des Festivals. Beim Zustand der Zimmer konnte sich Cathy kaum vorstellen dass das Hotel noch immer einen guten Ruf besass – aber wie mochte es in anderen Hotels aussehen? Sicherlich nicht besser aber vielleicht waren diese billiger.
Und so wartet sie in der Lobby des Hotels, beobachtet von einem immer noch neugierigen Rezeptionisten der wohl schon seit langem ein Auge auf Cathy geworfen hatte. Sie konnte jedoch sehr reserviert sein wenn es um Arbeitskollegen ging. Man tötete nicht wo man wohnte und arbeitete.
Sie schaut sich um, eine Zeitung braucht sie nicht. Die Lobby ist überraschenderweise recht belebt – vielleicht doch Nebenerscheinungen der Events an diesem Wochenende. Sie beobachtet die Menschen ringsherum. Sie sieht eine Gruppe von Leuten, die nicht alle einen Platz am Tisch gefunden haben und von denen die meisten stehen. Sie scheinen Musiker zu sein, sie haben grosse und verdächtig aussehende Koffer dabei. Dann wandert ihr Blick zurück zum Eingang und dann erstarrt sie. Sie reckt den Kopf, um besser sehen zu können. Drei weitere Männer und eine Frau betreten die Lobby, die Frau wird regelrecht eskortiert. Einer der Männer scheint ihr Ehemann zu sein, denn sie gehen händchenhaltend durch die Lobby – nein, sie schreiten durch die Lobby.
Cathy erkennt sie, auch wenn sie definitiv älter aussieht wie noch vor knapp dreissig Jahren. Es ist die Plisetskaya!
Dass sie in Moskau wohnte, das hatte Cathy mal gelesen in einem Artikel. Wie alt würde sie wohl jetzt sein? Sie musste wohl um die 60-65 Jahre alt sein und sie sah fabelhaft aus. Cathy wird abwechselnd heiss und kalt. Gezielt geht die kleinere Gruppe auf die von ihr identifizierten Musiker zu und dann unterhalten sie sich. Cathy sieht an sich herunter und zieht an ihrer Kleidung sodass sie glatt und straff sitzt. Stehend und mit weichen Knien wartet sie darauf dass die Gruppe die Unterhaltung einstellt oder sich Maya vielleicht für einen kleinen Moment von der Gruppe abwendet.
Tatsächlich ist es so dass wohl die Männer einiges zu klären haben. Als sich die Plisetskaya auf den Weg zu den Gästetoiletten macht, da geht Cathy auch los. Sie schneidet ihr den Weg ab und kein Personenschützer hält sie auf. Den Starkult westlicher Nationen gibt es wohl hier nicht in dieser Weise oder zumindest nicht Bereich des Balletts.
Sie spricht sie an. „Madame Plisetskaya?! Ich... wir kennen uns, ich habe sie damals in Lond-..." Plötzlich fällt Cathy die Kinnlade herunter und sie wird bleich. Was zur Hölle tat sie hier?
Sie hatte sich sogar gefragt, wie alt Maya wohl heute war und hatte jegliche Vorsicht vergessen dass sie selbst genauso gealtert war – nur eben nicht sichtbar. Die Plisetskaya sieht sie prüfend an. Noch war es Zeit zu verschwinden aber Cathy bleibt wie angewurzelt stehen. Sie kann nicht weglaufen; dieser Moment ist magisch und die Gelegenheit einmalig. Niemals war ihr so etwas passiert und nie wieder würde ihr so etwas passieren. Und Maya war vielleicht die beeindruckendste Persönlichkeit, die sie in ihrem ganzen Leben getroffen hatte.
Lange Momente passiert nichts. Einem Mann der langsam herantritt zeigt die Plisetskaya an, dass sie allein sein will mit Cathy und er kehrt wieder um, mit leicht verwundertem Blick.
„London. Schwanensee. Du hast Karte noch? Wie war Name?"
Cathy schluckt und Tränen laufen ihre Wangen herunter. Sie flüstert:
„Cathy... der Name war... Cathy, Madame."
„Cathy, ja. Schöne Name, ich wieder erinnere."
Diese Worte gehen Cathy erst recht unter die Haut. Maya schaut Cathy mit einem verständnisvollen Blick an, der nicht von dieser Welt ist. Cathys Unterlippe bebt, ihr Körper zittert, sie steht kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Maya sieht sie kurz aus zusammengekniffenen Augenlidern an, dann greift sie beherzt zu, drückt Cathy an sich und führt sie dann schnell zur naheliegenden Toilette.
Sie lehnt Cathy an eine Wand, legt ihr die Handflächen auf die Wangen und flüstert mit eindringlicher Stimme:
„Du auch erinnern? Stark bleiben! Immer stark bleiben. Du bist... stark."
Cathy beginnt kurz und heftig zu weinen, doch sie fängt sich recht schnell wieder. Die Plisetskaya reibt ihren Oberarm und ermutigt sie dabei und flüstert nochmal: „Stark bleiben..."
Cathy nickt und wischt sich ärgerlich die Tränen vom Gesicht. Mayas Blick geht ihr unter die Haut. Da ist keine Frage, keine Anklage, kein Vorwurf, kein Wundern... da ist nur Mitgefühl und Trost. Sie muss sicher in diesem Moment tausend Fragen haben, jedenfalls mehr Fragen als Cathy. Aber sie zeigt nichts davon, nur Mitgefühl und das unterschwellige Wissen dass es Cathy ist, die Trost braucht und nicht sie selbst. Auch wenn sie selbst alt geworden ist, aber ihr Körper passt zu ihrem biologischen Alter. Es ist offensichtlich Cathy die völlig unnormal aussieht und die folgerichtig auch die Nerven verloren hat.
„Ich... müssen wieder gehen. Morgen... Konzert, Rote Platz. Sterbende Schwan."
Sie schmunzelt und streicht Cathy über die Wange.
„Alles wird gut, Cathy. Sei stark!"
Cathy nickt und zieht die Nase hoch, nimmt die Plisetskaya nochmal kurz in den Arm und dann löst sie sich. Maya verlässt den Vorraum der Toilette, aber nicht ohne ihr nochmal zuzuzwinkern. Es entlockt Cathy ein schluchzendes Lächeln.
Kapitel 10 - Episode 11
von Alina am 19.03.2022 11:40Гостиница "Украина", Небоскреб, сталинский небоскреб в Москве, Содружество Независимых Государств
Четверг, 21 мая 1992 г.
('Hotel Ukraine', eines der sieben Stalin-Hochhäuser in Moskau, Gemeinschaft Unabhängiger Staaten von Russland am Donnerstag, den 21. Mai 1992)
Soundtrack für diese Episode: Tom Cochrane - Life Is A Highway
Quelle des Bildes
Heute gegen Mittag hatte sich Dimitrij wieder gemeldet und es waren aufregende Neuigkeiten gewesen. 'Khokhol' kam wieder nach Moskau, spätestens wohl am 4. Juli wenn in der Stadt das „Red Square Festival" stattfinden würde. Davon hatte sie bisher noch nichts gehört aber es klang spannend. So ein Event bedeutete immer dass Gäste in die Stadt und somit auch ins Hotel kamen, unübersichtliche und volle Strassen würden für Gelegenheiten sorgen.
Sie hatte zugesagt sich mit Dimitrij zu gegebener Zeit zu treffen, Details zu besprechen und diesem 'Khokhol' eine Wanze unterzujubeln. Dann hatte sie das Gespräch beendet, dem neugierigen Rezeptionisten einen amüsierten Blick zugeworfen und war freudestrahlend zu ihrer Arbeit zurückgekehrt.
Eine Rockband aus den USA hatte zwei Zimmer so verwüstet dass sie nun renovierungsbedürftig waren. Sie entfernt den gröbsten Dreck, damit irgendwann vielleicht Handwerksarbeiten darin vorgenommen werden konnten. Damit ist sie fast den ganzen Nachmittag beschäftigt, sie arbeitet gewissenhaft. Gewöhnlich hängte man aber einfach ein kleines Schildchen an die Tür und betrat es nie wieder. Es gab noch genügend freie Zimmer, die man leichter wieder bezugsfertig machen konnte. So sah das wohl zumindest das Management des Hotels, das auf Cathy wie eine graue Eminenz wirkte die man nie zu Gesicht bekam.
Am frühen Abend besucht sie den nahegelegenen kleinen Park an der 'Fontan Yunost'. Um zu anderen Parks zu gelangen musste sie entweder längere Fusswege in Kauf nehmen oder gar die Brücke des Kutusow-Prospekts überqueren. Hier in diesem Park hatte sie auf ihr Vorstellungsgespräch gewartet welches ja den Namen kaum verdient hatte. Sie war nach Moskau gekommen und hatte sich gezielt zu diesem Hotel durchgefragt. Es war ein Tipp gewesen, den sie auf der Flucht bekommen hatte.
Es war eine wilde Flucht gewesen, eine Zeit wie im Rausch. An viele Dinge konnte sie sich gar nicht mehr erinnern. Sicher war sie während dieser Zeit noch traumatisiert gewesen. Drei Jahre eingesperrt und niemand hatte sich während dieser Zeit für sie interessiert. Man hatte sie nicht mehr vernommen, vielleicht hielt man sie für einen Austausch bereit falls man dem Westen irgendwas anbieten musste. Auch damit musste sie rechnen denn man drangsalierte sie nicht. Von einer guten Behandlung konnte man natürlich auch nicht sprechen, es war immerhin Bautzen II. Aber man beachtete sie gar nicht und redete nicht mit ihr. Vielleicht war das sogar schlimmer als durch eine schlechte Behandlung wenigstens etwas Aufmerksamkeit zu bekommen.
Bernd hatte sie dann kurz vor dem endgültigen Ende der DDR in Handschellen aus dem Gebäude geführt. Tatsächlich fragte draussen niemand mehr nach. Bernd liess sie in sein Auto einsteigen und dann verliessen sie Bautzen für immer. Bernd kehrte nicht mehr mit ihr in seine Wohnung zurück, er hatte alles im Auto was sie brauchte. Es war nicht leicht gewesen ihn von einer Flucht getrennt voneinander zu überzeugen. Der Umstand kam ihr zuhilfe dass Bernd noch die letzten Tage mit seiner Familie verbringen wollte, die im einem südlichen Zipfel von Brandenburg lebte.
Er hatte ihr gar sein Auto angeboten aber das kam für sie nicht in Frage. Sie wollte ihn nicht schädigen wenn sie ihn schon nie wiedersehen würde. Und sie war flexibler ohne Auto. Sie hatte etwas Geld von ihm bekommen, mit Bussen gelang sie bis an die polnische Grenze. Sie rechnete nicht damit dass die Grenzbeamten noch gründlich arbeiteten, aber sie ging auf Nummer Sicher und überquerte die grüne Grenze. In Polen wechselte sie etwas Geld, fuhr wieder mit Bussen bis an die russische Grenze wo sie wiederum einen ganzen Tag durch einen dichten Wald irrte.
Erst dann hatte sie das Gefühl sich nun wirklich auf russischem Territorium zu bewegen und kehrte auf die Strassen zurück. Nachdem sie über 700 Kilometer in Polen zurückgelegt hatte, lagen jetzt nochmal weitere tausend Kilometer Luftlinie vor ihr um nach Moskau zu gelangen. Sie brauchte drei Tage dafür und schlief draussen bei relativ milden Temperaturen. Für die ganze Strecke hatte sie knapp eine Woche gebraucht und sie sah danach heruntergekommener aus als sie sich eigentlich gewünscht hatte.
Dank der russischen Gastfreundschaft liess eine Familie sie bei sich baden und sie durfte auch ihre Wäsche waschen. Geld wollte die Frau nicht annehmen, die einige Brocken Deutsch sprach weil sie im Gegensatz zu ihrem ebenso freundlichen Mann in der Schule aufgepasst hatte. Und dann hatte sie diesen Tipp bekommen es mal im 'Hotel Ukraine' zu versuchen, wenn sie gern als Zimmermädchen arbeiten wolle. Und genau das hatte sie dann auch getan.
Kapitel 10 - Episode 10
von Alina am 18.03.2022 12:33Гостиница "Украина", Небоскреб, сталинский небоскреб в Москве, Содружество Независимых Государств
Воскресенье, 1 марта 1992 г.
('Hotel Ukraine', eines der sieben Stalin-Hochhäuser in Moskau, Gemeinschaft Unabhängiger Staaten von Russland am Sonntag, den 1. März 1992)
Soundtrack für diese Episode: The Clash - Should I Stay or Should I Go
Quelle des Bildes
Am Abend hält sie es nicht mehr aus und sie verlässt ihr Zimmer. Als sie den verlassenen Korridor betritt, da schleicht sie auf leisen Sohlen auf das Zimmer zu in dem sie normalerweise ihre Zigaretten raucht. Er hatte ihr gesagt sie solle sich erst einmal nicht dort blicken lassen, aber das war vor der gemeinsamen Nacht gewesen in der sie sich besser kennengelernt hatten.
Die Tür ist nur angelehnt und sie schaut hinein. Dort kniet er an der Wand und trotz der Tatsache, dass er gerade Kopfhörer trägt, schaut er zu Tür. Sie beisst auf ihre Unterlippe und macht eine beschwichtigende Geste. Er winkt nur ab und lauscht weiter.
Cathy geht lautlos zum Fenster und zündet sich eine Zigarette an. Es scheint ihn nicht zu stören. Sie raucht und versucht ihm nicht zuzusehen, stattdessen starrt sie auf den glitzernden Fluss und die Stadt die bereits vom Dunkel der anstehenden Nacht bedeckt ist. Dann hört sie plötzlich seine Stimme, er hat die Kopfhörer abgenommen und sagt:
„...ist schade, letzter Tag. Mann ich verfolge gehen weg von Moskau. Wieder gehen nach Heimat."
Cathy sieht ihn prüfend an, dann nickt sie unverbindlich und räuspert sich.
„Du hast... einen Mann verfolgt. Was ist es für ein Mann?"
„Nicht... wichtig. Für dich." Dann nach einer kleinen Pause: „Ist... Bandit. Ja, so sagen? Dreckige Bandit."
Sie schluckt und nickt wieder. Das war nicht etwa ein Polizist? Jedenfalls war es kein normaler Polizist. Das konnte nur ein Kriminalbeamter sein. Sie bewegte sich jedenfalls auf dünnem Eis und erst jetzt wurde ihr das klar. Wie naiv war sie gewesen? Wo arbeitete sonst ein richtiger Jäger? Es wäre ihr in dem Moment sogar lieber gewesen, er wäre ein Auftragskiller. Damit konnte sie eher umgehen.
Ihr wird klar dass sie für einen Moment erschrocken ausgesehen haben muss. Er sieht sie an und lächelt.
„Katjuscha haben Geheimnis, hm? Ist egal. Ich hier nur für Bandit."
Cathy schluckt hart, dieser Dimitrij hatte entweder eine grossartige Intuition oder er hatte verdammt viel Glück beim Raten. Sie versucht zu lächeln und antwortet nur:
„Wir haben alle unsere kleinen Geheimnisse, nicht wahr?"
Jetzt grinsen beide und dann nickt Dimitrij, aber nicht zustimmend sondern in Richtung Fenster.
„Du gehen, ich arbeiten. Spät, trinken noch eine Vodka. Dann schlafen. Morgen ich gehe weg."
Sie denkt nach, wiegt den Kopf leicht hin und her, sie überlegt doch dann nickt sie. Sie hatte morgen Spätschicht. Ein, zwei Vodka würde sie vertragen können.
***
Quelle des Bildes
Es hatte sich herausgestellt, dass Dimitrij bereits einen Plan im Kopf hatte. Sie hatten sich nachts nochmal in seinem Zimmer getroffen und tatsächlich nur zwei Gläser Vodka getrunken. Er hatte ihr nicht viel erzählt aber er jagte einen Verbrecher aus Toljatti, der zweitgrössten Stadt im Verwaltungsbezirk Samara. Zumindest hatte sie ihn erst so verstanden. Erst später reimte sie sich zusammen, dass der Mann nur der Schlüssel für den Zugriff auf gleich mehrere gefährliche Banden war die in dieser Gegend ihr Unwesen trieben. Es ging darum dass die Gangster die Lada-Werke irgendwie infiltriert hatten und dank des überwachten Mannes in der Lage waren, jedes Jahr mehrere zehntausend Autos zu entwenden ohne dass dies einen grossen Skandal ausgelöst hätte. Cathy konnte das zwar kaum glauben, aber auch erleichtert durchatmen: es handelte sich um Wirtschaftskriminalität. Dimitrij suchte also nicht nach Serienmördern. Sie nahm ihm das ab, denn Russland versank in gerade einer Flut von Wirtschaftskriminalität. Gierige westliche Konzerne und Verbrecherbanden aus der Heimat griffen nach allem, was nicht niet- und nagelfest war. Russland war zum Selbstbedienungsladen geworden für alle, die nur skrupellos genug waren zuzugreifen. Da unterschieden sich die Weiten des russischen Staates nicht von der Situation in der ehemaligen DDR. Überall wo ein Machtvakuum entstand weil Staaten ihre Gewaltmonopol nicht mehr durchzusetzen wussten, drängten Ausbeutung und Gier hinein und füllten dieses Vakuum. Die russischen Behörden und die Polizei hatte sicher genug damit zu tun. Wenn Cathy es nicht übertrieb, dann würde sie wohl noch lange unentdeckt bleiben können.
Er hatte seine Erklärungen beendet und hatte sie dann noch um einen Gefallen gebeten. Der Mann würde wieder nach Moskau kommen. Und er hatte Cathy gebeten mit dem Mann Kontakt aufzunehmen, vielleicht mit ihm auszugehen um eine Wanze zu platzieren. Anscheinend hatte Dimitrij seine Arbeit hier mit unbefriedigendem Ergebnis beenden müssen. Cathy strahlte als er sie darum bat und er schaute sie verwundert an, was sie wiederum amüsierte. Der Mann mit dem Spitznamen 'Khokhol' war wohl ein Mann, der Wein, Weib und Gesang sehr schätzte. Cathy stimmte zu und winkte nur ab als Dimitrij von einer Belohnung sprach. Viel konnte das nicht sein. Sie setzte eher darauf dass sie diesem Mann eine Menge Geld aus der Tasche stehlen und vielleicht auch noch Schmuck oder andere wertvolle Gegenstände finden würde, die man hier hervorragend auf den Märkten verkaufen konnte. Und danach würde Dimitrij wohl hoffentlich nicht fragen.
Sie teilte ihm mit wie er sie erreichen konnte hier im Hotel. Dann verabschiedeten sie sich, wie Bruder und Schwester mit Küssen auf die Wange und Cathy verliess sein Zimmer mit einem Schwips und guter Laune.
Kapitel 10 - Episode 9
von Alina am 17.03.2022 12:49Гостиница "Украина", Небоскреб, сталинский небоскреб в Москве, Содружество Независимых Государств
Воскресенье, 1 марта 1992 г.
('Hotel Ukraine', eines der sieben Stalin-Hochhäuser in Moskau, Gemeinschaft Unabhängiger Staaten von Russland am Sonntag, den 1. März 1992)
Soundtrack für diese Episode: Guns n' Roses - Knockin' On Heaven's Door
Quelle des Bildes (bearbeitet von Alina)
Als sie in seinem Zimmer aufwacht, ist er nicht da. Seine Tasche war allerdings noch an ihrem Platz, also konnte sie davon ausgehen dass er noch nicht abgereist war. Er hatte ja auch davon gesprochen noch die nächste Woche zu bleiben. Sie hat keinen 'Kater', wie sie es von Wein, Bier oder anderen Spirituosen kannte. Sie fühlt sich dumpf aber ohne diesen lästigen Kopfschmerz. Warum trank man immer noch Whiskey oder andere Schnäpse wenn es Vodka gab?
Sie atmet tief durch und rappelt sich auf. Er hatte sie nicht angerührt – leider. Das war eigentlich bisher nie vorgekommen, ausser bei einigen Kerlen die keine Erektion bekamen weil sie eigentlich impotent waren oder ähnliches. Und sie musste sich etwas eingestehen was sie bisher nicht sehen wollte. Sie hatte Dimitrij nicht töten wollen. Aber sie hatte getrunken und dann verzieh sie sich anscheinend die Tatsache dass „Dinge passierten". Sie seufzt als ihr das auffällt. Sie hätte sich nie als übermäßig moralischen Menschen bezeichnet aber dieses Vorgehen war schlicht feige, gar hinterhältig.
Aber nun wundert sie sich, denn er hatte nicht zugegriffen. Er musste tatsächlich ein Jäger sein, denn sie hatte die Gier auf ein Weib wie sie in seinen Augen gesehen. Er war ja ein Mann, sogar ein ganzer Mann, ein Bild von einem Mann. Aber entweder nahm er es mit der Treue zu seiner Frau sehr genau oder er hatte etwas gerochen, wie es ein Jäger tut. Ein Jäger fiel nicht auf einen vergifteten Köder herein. Vielleicht hatte er die Gefahr gespürt die von ihr ausging – auch ohne dass er sie näher benennen konnte. Da ging es ihm wohl ähnlich wie ihr. Und trotzdem hatten sie sich magisch angezogen und hatten die halbe Nacht miteinander gelacht und getrunken.
Sie nutzt trotzdem die Gunst der Stunde und durchsucht seine Tasche, kurz nachdem sie draussen auf dem Korridor nachgeschaut hat ob er vielleicht wiederkommt.
Dmitri Ogorodnikow, tatsächlich geboren am 29. Februar 1964. Und tatsächlich kam er aus Samara, in seinem Pass stand immer noch Kuibyshev. Das hatte er ihr gestern in der Nacht noch erklärt als er ihr von dem fabelhaften Vodka aus seiner Stadt erzählte den sie getrunken hatten. Ein Jahr zuvor, im Jahr 1991, war die Stadt umbenannt worden.
Schnell richtet sie die Kleidung wieder so in der Tasche wie sie vorher gelegen hatte und dann verlässt sie das Zimmer.
***
Sie verbringt den Mittag und Nachmittag dösend in ihrem Zimmer. Sie denkt nach – jedenfalls im Rahmen ihrer Möglichkeiten, noch immer fühlt sie sich leicht betäubt. Sie trinkt viel Wasser und es geht ihr stündlich besser. Sie war ja einiges gewohnt, trinkfest war sie jedem Falle.
Sie hatte seinen Pass gesehen und sich eingeprägt wie er ausgesehen hatte. Sie selbst hatte immer noch keinen Pass, aber in Russland gab es wohl derzeit eine Menge Menschen die nicht staatlich erfasst waren. Flüchtlinge aus dem Westen, aus allen Staaten des alten Warschauer Paktes und Menschen, die zu allen Zeiten vom Land nach Moskau oder andere grosse Städte Russlands gezogen waren – trotz Zuzugssperre die dafür sorgte dass Moskau nicht aus allen Nähten platzte, während die riesigen ländlichen Gebiete ausbluteten. Jemand musste die Menschen in der Stadt ernähren. Das hatte ihr eine Kollegin erzählt, die aus Kirgisistan nach Moskau gekommen war um hier Geld für die Familie zu verdienen. Auch sie arbeitete natürlich schwarz und ohne Wissen der Behörden in diesem Hotel, genau wie Cathy. Ihr war klar dass dies vor 1990 viel schwerer gewesen sein musste und ihr war ebenfalls klar dass das irgendwann auch wieder schwerer werden würde. Aber gerade war Russland ein Land in permanentem Ausnahmezustand, ein riesiges Land in dem alles ging und Moskau war das Zentrum. Recht und Gesetz mussten sich erst wieder etablieren in einem Land wo die alte Ordnung zusammengebrochen war, wo Banden sich Städte und auch Gebiete aufteilten und wo sich ehemalige Teile der Sowjetunion abspalteten und unabhängig wurden. Die Zeitungen waren voll von beidem.
Und auch zu grösserem Reichtum war Cathy bisher nicht wieder gekommen. Viel Geld war eine Voraussetzung wenn sie irgendwann wieder einen falschen Pass haben wollte. Sie hatte ja alles verloren vor knapp fünf Jahren. Wieviel Vermögen es gewesen war, nun daran wollte sie gar nicht denken. Jedenfalls war es viel zu viel gewesen um es zu verlieren. Nun hatte sie gerade wieder so viel Geld um recht komfortabel über die Runden zu kommen. Was ihr nicht gefiel war die Tatsache dass sie kaum etwas sparen konnte. Das Erbeuten von Geld oder anderen Dingen von Wert war hier sehr schwierig. Es gelang ihr eigentlich nur, wenn sie gegen ihre Prinzipien verstiess und Gäste noch während ihres Aufenthaltes im Hotel tötete. Oft würde sie sich das nicht leisten können. Hier mal ein Herzinfarkt im Schlaf, da mal ein Ausrutscher auf der Treppe mit gebrochenem Genick. Sie musste sich damit zurückhalten, sonst würde es hier sehr schnell unangenehm werden. Kontakt mit der russischen Polizei wollte sie auf jeden Fall vermeiden.
Und ausserhalb ihrer Arbeit war es fast unmöglich mit einem Junggesellen in seine Wohnung zu gehen. Junggesellen hatten hier keine eigene Wohnung. Es war bereits für verheiratete Paare schwer genug eine Wohnung in Moskau oder jeder anderen russischen Grossstadt zu bekommen. Die Menschen hausten in winzigen Wohnungen, falls sie überhaupt allein lebten. Die meisten jungen Männer lebten noch bei ihren Eltern oder eben mit ihrer Frau in einer zu kleinen Wohnung. Das hatte Cathy nicht bedacht als sie nach Moskau gegangen war. Die Privatsphäre, die sie so dringend brauchte, war hier rar.
Kapitel 10 - Episode 8
von Alina am 16.03.2022 09:34Гостиница "Украина", Небоскреб, сталинский небоскреб в Москве, Содружество Независимых Государств
Суббота, 29 февраля 1992 г.
('Hotel Ukraine', eines der sieben Stalin-Hochhäuser in Moskau, Gemeinschaft Unabhängiger Staaten von Russland am Samstag, den 29. Februar 1992)
Soundtrack für diese Episode: Nirvana - Come As You Are
Quelle des Bildes (bearbeitet von Alina)
Etwa eine Stunde später denkt sie, dass sich der Abend angenehm anders entwickelt hatte. Vor ihnen steht eine halbleere Flasche Vodka. Cathy hat längst ihren Platz im Sessel mit dem Platz auf dem Sofa getauscht, dort wo er auch sitzt. Ein aussenstehender Betrachter würde wohl sagen dass ihre Unterhaltung recht oberflächlich war, mit jedem neuen Glas Vodka vielleicht sogar noch einfältiger wurde, aber beiden kommt es nicht so vor. Im Gegenteil – Cathy hatte das Gefühl einen besonderen Menschen getroffen zu haben. Sie war nicht in der Lage dieses Gefühl näher zu beschreiben. Vielleicht später... wenn sie Zeit zum Nachdenken hatte und was noch wichtiger war: einen klaren Kopf.
Sie ahnt nun dass dieser Mann ein Jäger ist. Er war definitiv von einem anderen Kaliber als sie und er gab auch nicht viel preis was diesen Schluss nahelegte. Auch auf Nachfrage kann sie ihm nicht entlocken für wen er arbeitet und warum er ganz genau dieses Seminar in der russischen Hauptstadt besucht. Es spricht auch sonst nicht viel für diese Theorie. In seinem Zimmer gibt es keinen Aktenkoffer, er hat nur eine grosse Tasche dabei wie Sportler sie trugen. Und es liegen keine Dokumente ausgebreitet auf dem Schreibtisch, mit denen er sich vielleicht auf kommenden Montag vorbereiten will. Sie wusste wie ein Zimmer von Seminarteilnehmern oder Handlungsreisenden aussah. Und vielleicht sieht er das auch in ihren Augen, dass sie das weiss.
Noch spannender ist, dass er anscheinend noch etwas anderes in ihren Augen sieht. Er war erst 28 Jahre alt, sah zwar älter aus aber ihr gegenüber war er sehr jung und unerfahren. Und trotzdem sieht er sie mit diesem Blick an als würde er das Gleiche in ihr erkennen was sie ihn ihm erkennt – dass sie ebenfalls auf der Jagd ist. Er wühlt sich fast in ihren Geist so wie er sie ansieht, direkt blickt er immer wieder tief in ihre Augen, nicht ohne sexuelles Interesse aber auch nicht ausschliesslich deswegen. Sie hätte es auch nicht als sexuelle Geste verstanden wenn er nun einfach ihr Kinn packen und ihren Kopf leicht anheben würde um ihr noch tiefer in die Augen zu sehen. Es wäre fast eine logische Folge seiner Natur, seines Charismas. Und das alles obwohl er nicht mal annähernd Cathys Menschenkenntnis besitzen konnte.
Zudem hatte sie das erste Mal in ihrem Leben das Gefühl mit einem echten Russen zu reden. Er redete gar nicht besonders viel, die Stimmung konnte man nur mit „knisternd-melancholisch" beschreiben, so wie es aus schwülstigen Liebesromanen kannte die sie zeitweise mal verschlungen hatte. Die russische Seele wurde dort immer als leidenschaftlich und etwas traurig beschrieben. Und er sprüht geradezu vor Leidenschaft die er nur mühsam in Zaum halten kann. Das kann sie sehen. Und diese Leidenschaft bezieht sich nicht auf sie, jedenfalls nicht ausschliesslich, sondern auf jeden einzelnen Moment den sie mit ihm erlebt. Wie er sie ansieht, wie er aus dem Fenster schaut wenn er nachdenkt, wie er den Vodka nachgiesst – in all dem kann sie die unendliche Tiefe Russlands spüren und zum ersten Mal kommt ihr der Gedanke, dass sie Jahrzehnte brauchen wird um die russische Seele wenigstens im Ansatz verstehen zu können. Schon die Sprache machte es ihr nicht gerade leicht.
Sein Blick reisst sie wieder aus ihren Gedanken. Sicherlich hatten sie mehrere Minuten nicht gesprochen, wenigstens kam es ihr so vor.
Dann hebt er ihr Kinn wirklich bloss mit dem Zeigefinger seiner riesigen Hand an und kommt näher. Beide starren auf die Lippen des jeweils anderen und dann fühlt sie wie er ihr ein Glas in die Hand drückt.
„Na zdorov'ye, moya Katjuscha...", sagt er mit leiser, aber rauer Stimme und dann lächelt er wieder auf diese spitzbübische Art. Sie muss ebenfalls schmunzeln und mit stark belegter Stimme erwidert sie die Worte, die sie noch vor allen anderen russischen Worten kennengelernt hatte.
„Na zdorov'ye!"
Dann trinken sie und beide verziehen keine Miene als sie den hochprozentigen Schnaps herunterkippen.
Kapitel 10 - Episode 7
von Alina am 15.03.2022 11:09Гостиница "Украина", Небоскреб, сталинский небоскреб в Москве, Содружество Независимых Государств
Суббота, 29 февраля 1992 г.
('Hotel Ukraine', eines der sieben Stalin-Hochhäuser in Moskau, Gemeinschaft Unabhängiger Staaten von Russland am Samstag, den 29. Februar 1992)
Soundtrack für diese Episode: Charles & Eddie - Would I Lie To You?
Quelle des Bildes
Gegen Mitternacht hat sie Feierabend. Sie liebte es, nachts durch die Korridore zu streifen – noch eher die verlassenen als die bewohnten. Sie hatte es sich zur Angewohnheit gemacht ein Zimmer in einem vollständig verlassenen Korridor aufzusuchen, sich dort ans Fenster zu setzen und eine Zigarette zu rauchen. Hier hatte sie einen sehr guten Blick auf die Moskwa, den einzigen Fluss der sich durch die riesige Metropole schlängelte und der Stadt ihren Namen gegeben hatte. Obwohl das Zimmer leer war und Cathy manchmal nur für eine Zigarettenlänge lang blieb, so hielt sie das Zimmer in Ordnung. Sie aschte in einen mitgebrachten Aschenbecher und sie fegte den Raum alle zwei, drei Wochen.
Sie starrt auf die Moskwa und die sich spiegelnden Lichter im glitzernden Wasser. Sofort fährt sie herum als sie sich jemand räuspert. Sie hat ihn nicht kommen hören!
Da steht Dimitrij und er sieht sie zwar nicht so überrascht an wie sie ihn anschaut – aber er blickt sie fragend an. Sie steht auf und legt den Kopf leicht schief. Sie zeigt auf den Aschenbecher. Dieser Mann strahlte eine natürliche Dominanz aus. Sie musste sich rechtfertigen was sie hier tat – nicht er. Es wunderte sie nicht mal. Er nickt nur leicht und sagt kein Wort, legt sogar den Finger an seine Lippen und tritt ein. Dieser grosse, schwere Mann konnte laufen ohne dass man ihn hörte. Cathys Blick verengt sich als sie ihn beobachtet.
Er durchwandert das Zimmer und bleibt an einer Wand stehen. Nochmal sieht er sie ruhig an. Cathy steht nun still und steif da, legt sogar selbst einen Finger an die Lippen um ihm zu signalisieren dass sie sich ruhig verhalten wird. Er nickt leicht und scheint nun überzeugt zu sein.
Er holt etwas aus der Tasche und sieht es etwas ungeduldig an. Er schaut skeptisch, als würde er etwas abwägen. Dann blickt er sie an und macht nur eine kleine ruckartige Bewegung mit dem Kopf. Sie soll verschwinden. Sie beisst sich auf die Unterlippe und verlässt schnell aber leise den Raum. Draussen bleibt sie stehen, unschlüssig was sie nun tun soll. Vielleicht war der Kerl gefährlich aber er kannte sie ja nun schon. Und wenn sie etwas gesehen hatte was sie nicht hätte sehen sollen, dann wäre es nicht vorteilhaft wenn sie jetzt auch noch weglaufen würde. Sie selbst hatte hier auch nichts verloren – daher würde sie ganz sicher keine Meldung machen. Hinterher würde man sie noch verdächtigen hier zu stehlen.
Sie wartet erst vor dem Zimmer, dann bewegt sie sich langsam, sehr langsam in Richtung Ende des Korridors, dort wo die Aufzüge und die Treppen sind. Er kann jederzeit aus dem Zimmer kommen und sie zurückwinken, sie wartet förmlich darauf.
Nach etwa zwei Minuten kommt er wieder heraus und sofort sucht sein Blick nach ihr. Sie bleibt sofort stehen. Er winkt sie heran und geht gleichzeitig in die andere Richtung davon. Sie folgt ihm schnell und immer langsamer werdend, je mehr sie ihn einholt. Schweigend erreichen sie die Treppen auf der anderen Seite des Korridors, da wo Cathy auch hergekommen ist. Er nimmt sie an die Hand und müssen noch weitere zwei Minuten gehen ehe sie sein Zimmer erreichen. Ohne Widerstand zu leisten folgt sie ihm in sein Zimmer. Er schliesst die Türe, schliesst sie aber nicht ab. Cathy atmet leise erleichtert durch.
Er sieht sie wieder mit diesem unwiderstehlichen, bübisch-verschmitzten Grinsen an.
"Was du wollen in Zimmer?", fragt er in einem sehr gebrochenen und einfachen Englisch. Cathy sieht ihn kurz überrascht an, dann schmunzelt sie. Er konnte also doch Englisch sprechen.
"Es ist mein Lieblingszimmer wo ich ungestört bin. Ich wohne hier in einem... ähm, in einem kleinen Raum und ich... ich gehe zum Rauchen dorthin und schaue mir den Fluss an."
Sie macht eine Bewegung mit den Fingern, führt eine imaginäre Zigarette zum Mund. Er nickt nur und schaut sie prüfend an. Ganz offensichtlich denkt er über den Wahrheitsgehalt ihrer Aussagen nach. Dann sagt er einen Satz auf Russisch – schnell, hart und abgehakt. Cathy muss sich nicht mal verstellen, sie versteht nicht ein einziges Wort. Sie schaut ihn wieder nur fragend an. Diese Reaktion scheint ihn zu überzeugen und er nickt lächelnd.
"Gut, gut. Heute und morgen, nicht gehen in Zimmer. Warten bis nächste Woche. Dann wieder gehen und rauchen. Okay?"
Sie schluckt und nickt. Sie will nicht mal wissen wieso. Das hier klang als wäre es besser wenig zu wissen.
Kapitel 10 - Episode 6
von Alina am 14.03.2022 10:05Гостиница "Украина", Небоскреб, сталинский небоскреб в Москве, Содружество Независимых Государств
Суббота, 29 февраля 1992 г.
('Hotel Ukraine', eines der sieben Stalin-Hochhäuser in Moskau, Gemeinschaft Unabhängiger Staaten von Russland am Samstag, den 29. Februar 1992)
Soundtrack für diese Episode: Shanice - I Love Your Smile
Quelle des Bildes
Es ist Samstag Abend und sie ist auf dem Weg zur Bar. Sie hat Dienst aber das war kein Grund sich nicht ein Glas Vodka zu gönnen. Entweder die Bar war unbesetzt, was leider unwahrscheinlich war um diese Uhrzeit, aber dann würde sie sich vielleicht gleich eine ganze Flasche mit aufs Zimmer nehmen oder sie würde ihren Charme spielen lassen müssen falls die Bar besetzt war.
Sofort fällt ihr der grosse und gutgewachsene Mann an der Theke auf. Sie würde vielleicht nicht mal Nikolaj schöne Augen machen müssen, dem gelangweilten Barmann der heute Dienst hatte und verdriesslich einen Kaffee braute. Vielleicht hatte dieses Bild von einem Mann an der Bar Lust auf ihre Gesellschaft, jedenfalls für eine halbe Stunde in der auch niemand nach ihr suchen würde. Cathy hatte sich selbst schon recht gut an den Schlendrian gewöhnt der hier herrschte.
Sie lässt sich neben ihn auf den Hocker gleiten und grinst ihn an. Auch er grinst sie an nachdem er seinen Blick recht schamlos, doch anerkennend über Cathys Körper gleiten lässt. Noch bevor er etwas sagt begrüsst ihn Cathy auf Englisch. Sie hofft dass er zumindest ein wenig Englisch spricht, auch wenn er nicht wie ein Geschäftsmann aussieht sondern eher wie ein Boxer. Ihr Russisch war noch nicht besonders gut und es beschränkte sich auf die Worte und Sätze, die sie in der Ausübung ihres Berufes gebrauchen konnte. Etwas bedauernd sieht er sie an und zuckt die Schultern, doch dann spricht er in einem langsamen und recht gut verständlichen Russisch, sodass Cathy einigermaßen folgen kann.
Sie erfährt dass der Mann Dimitrij heisst und wohl beruflich in Moskau ist. Sie selbst stellt sich als Kateryna Romanow vor. Dieser Nachname hatte ihr schon immer gefallen und sie stellte sich als das Kind ukrainischer Eltern vor, die aber in Ostdeutschland gelebt hatten.
Auch wenn sie ihre Geschichte nicht in Gänze erzählte, so war sie doch längst fertig gesponnen. Ihre Familie hatte es vorgezogen in den Wirrungen der deutschen Wendejahre zurück in die alte Heimat zu gehen. Und da sie es dort auf dem Lande nicht ausgehalten hatte war sie nach Moskau gegangen, natürlich um Geld für die Familie zu verdienen, als Zimmermädchen. Das verstand jeder Russe sofort, das war ein ehrenwertes Motiv.
Aus diesem Grund sprach sie Deutsch und Englisch, aber nicht besonders gut Russisch. Wie gut ihre Kenntnisse dieser fremden Sprachen genau waren, konnte hier sowieso keiner überprüfen. Auch dass sie wohl eine der wenigen Menschen aus Ostdeutschland war, die zu dieser Zeit Englisch sprechen konnten schien ihn glücklicherweise nicht zu wundern. Diese Geschichte ging also durch.
Er ist verheiratet und trägt einen Ring. Aber er gibt ihr einen Vodka aus, das scheint für ihn selbstverständlich zu sein. Sie verstehen sich auf Anhieb gut, sie mag diesen grossen Kerl und er scheint sie auch sehr gern anzusehen; er lächelt dauernd und versucht sie mit einfachen Witzchen und Sprüchen zu unterhalten.
Anscheinend besuchte er ein Seminar hier in Moskau, tatsächlich kam er aus Toljatti, einer bekannten Industriestadt im Verwaltungsgebiet Samara, im Südwesten von Russland gelegen. Die Stadt war bekannt durch ihre Lada-Werke wie er nicht ohne Stolz anmerkte. Und so vermutete Cathy dass er auch irgendetwas mit diesen Werken zu tun hatte. Vielleicht war er ein Handlungsreisender oder eben doch ein Mitarbeiter, den man nach Moskau geschickt hatte um einen Lehrgang zu machen. Ihr konnte es im Grunde egal sein.
Sie bleibt noch etwas länger, trinkt sogar insgesamt drei Vodka mit ihm. Er hat heute Geburtstag! Und er bringt Cathy zum Lachen als er ihr weismachen will, dass er sieben Jahre alt wird. Cathy kann es kaum glauben, aber er kann ihr glaubhaft versichern dass er kalendarisch gesehen im Recht ist. Heute ist der 29. Februar, im Schaltjahr 1992. Er war vor genau 28 Jahren geboren worden und hatte bisher nur siebenmal seinen Geburtstag feiern können. Erst langsam versteht sie, rechnet nach und muss dann noch mehr lachen. Darauf einen Vodka! Sie fühlt sich etwas verbunden mit ihm, diesen doch so seltenen Geburtstag wenigstens kurz mit ihm feiern zu dürfen.
Sie fragt nicht nach seiner Zimmernummer. Zu sympathisch ist er ihr, noch dazu verheiratet und die Stimmen in ihrem Kopf waren schon wieder lauter geworden. Und er sollte nicht ihr nächstes Opfer sein. Sie spürte kein Verlangen danach das Leben dieses wirklich beeindruckenden Mannes vorzeitig zu beenden.