von Herr_Nacht am 17.11.2021 17:17
Ich bin dafür, dass wir vom Thema abschweifen und diesen Thread mal kurz zum Diskutieren missbrauchen =D
Ein sehr interessanter, kritischer Ansatz @herr_Nacht, der mir (ungelogen) seit etwa 3 Stunden im Kopf herumgeistert.
Ich wünschte, es gäbe in meinem richtigen Leben auch nur eine Person, die so viel Zeit mit dem zubringt, was ich von mir gebe! xD
Und es ist ja ein sehr schöner Umstand, dass es im digitalen Zeitalter (bzw. in seinen Anfängen) Leute, gerade junge Leute, gibt, die sich viele Bücher kaufen. Großartig für's tolle Medium!
Nebenbei: Wollte niemandem auf die Füße treten, der oder die sich schneller Bücher kauft, als diese von der Person gelesen werden können. Kumpel von mir hat in seiner Jugend ein ähnliches Verhalten an den Tag gelegt, was Videospiele angeht. Ich stand damals schon daneben und habe mich irritiert gefragt: Warum? Gar nicht mal weil ihn das ne Stange Geld gekostet hat oder ich das Verhalten von meinem Standpunkt aus nicht nachvollziehen kann, sondern auch weil in mir der Gedanke aufkam: Findet er die Spiele denn immer noch interessant, wenn er sie zwei Jahre liegen lässt und sie erst dann anspielt?
Zweites Nebenbei: Also per se wollte ich dir, dem Urheber des Zitats oder allen möglichen anderen, die meinen Post mit potentiellem Ärger gelesen haben, nicht irgendwelche Zwänge unterstellen. Habe nur nach einer Erklärung für's Verhalten gesucht und diese Gedanken kamen mir spontan. Ich kann jetzt selbst nicht mal mehr erklären, wie ich auf Gruppenzwang kam. Noch nie von Gruppen gehört, in denen sich Leute durch den Konsum oder wenigstens hochfrequentierten Kauf von Büchern gegenseitig zu übertreffen versuchen oder sich jede Woche aufs Neue Anerkennung verschaffen wollen >.>
Jetzt ab ins Thema:
Der Unterschied zwischen Lust und Motivation...mir kommt der Gedanke abwegig vor, Lust zu haben und dann, wenn die Befriedgung erreichbar ist, nicht danach streben zu wollen, also unmotiviert zu sein. Geht das eine ohne das andere?
Ich hätte intuitiv erst mal gesagt, dass de facto entweder keine wirklich Lust da ist, wenn man sich selbst im Angesicht eines nur minimalen Arbeitsaufwandes (also zum Regal gehen, Buch nehmen, hinlegen/setzen) nicht aufraffen kann, oder dass man von derart vielen und wechselhaften Gelüsten (klingt alles grad ein bisschen sexuell verrucht hier xD) in kurzen Abständen heimgesucht wird, dass eine bestimmte halt unter den Tisch fallen muss, vielleicht immer dieselbe.
So, jetzt bin ich ja Fan davon, Leuten die Verantwortung fürs eigene Handeln zu geben. Es ist völlig klar, dass man durch äußere Umstände gezwungen wird, seinen wünschenswerten Tagesablauf umzugestalten. Ob es eine aufgelöste Freundin, die redselige Mutter, der anstrengende Arbeitgeber, der überforderte Mitschüler, die kaputt gegangene Waschmaschine, das verlorene Portemonnaie oder die Tatsache, dass man sich aus Versehen aus der Wohnung ausgeschlossen hat, ist: Ein Zeitmanagment, in dessen Mittelpunkt die eigene Freude und Befriedigung steht, muss dann zugunsten solcher Dinge umgeschmissen werden.
Aber nichtsdestotrotz kann ich einer Sache, die ich gerne tun möchte, Zeit einräumen. Zumindest kann ich selbst entscheiden, ob ich bei gegebener Freizeit lieber lesen oder Netflix gucken möchte. Wenn ich mich für Netflix entscheide, dann kann meine Lust aufs Lesen ja nicht allzu stark ausgeprägt sein. Wenigstens kann sie nicht stark genug sein, dass es mich dauerhaft ärgert, wenn ich andere Hobbys dem Lesen stets und bewusst vorziehe.
Deswegen würde ich, wenn es jemanden in diesem Fall tatsächlich stört, dass er oder sie nicht zum Regal greift und liest, dir zustimmen und sagen:
"Das köstliche und immer wieder originelle Vergnügen einer nutzlosen Beschäftigung"
Henri de Régnier
"You can, you should, and if you're brave enough to start, you will"
Stephen King