Wir werden unterstützt von:


Suche nach Beiträgen von Alina

Erste Seite  |  «  |  1  ...  10  |  11  |  12  |  13  |  14  ...  18  |  »  |  Letzte Die Suche lieferte 177 Ergebnisse:


Alina

-, Weiblich

  10. Wannabe Poet

Beiträge: 180

Intermezzo 2, Episode 5

von Alina am 15.06.2021 18:26

Baltimore, Maryland
11. Dezember 1941, Donnerstag


Soundtrack für diese Episode: Gene Krupa - It All Comes Back To Me Now


Schorsch starrt in das herunterbrennende Feuer. Dieser verdammte Krieg, die drohende Internierung – das alles war nichts gegen den Schmerz den er spürte weil er von seinem kleinen Mädchen gelesen hatte. Über zwanzig Jahre hatte er sie nicht mehr gesehen. War es vielleicht am Ende alles seine eigene Schuld? In den ganzen Jahren war er nicht mehr bei der alten Mühle am Fluss gewesen, nicht mal in der Nähe hatte er sich aufgehalten wie früher, als er in der Nähe geangelt hatte oder ahnungslos mit seiner Frau am Fluss spazierengegangen war.

Hatte er nicht Cathys Seele verkauft? Hatte er sie nicht irgendjemandem versprochen? Natürlich sind diese Fragen Humbug, aber dass Cathy auf solch wundersame Weise gesund geworden war und keine Schäden zurückbehielt – war das nicht auch ebenso wundersam gewesen?
Er würde nie vergessen, wie er von der Arbeit nach Hause kam an jenem Tage. Er war totmüde, er war abends zuvor in der Mühle gewesen, er war niedergeschlagen worden, er hatte unheimliche Dinge gesehen und gehört, dann hatte er die ganze Nacht am Bettchen seiner totkranken Tochter gewacht und dann hatte er zehn Stunden lang gearbeitet. Als er dann am Abend müde und erschöpft nach Hause kam, lief ihm seine Frau schon weinend entgegen und er befüchtete das Allerschlimmste. Aber sie zog ihn wie von Sinnen ins Haus und zeigte ihm seine Tochter, zwar schweissgebadet vom Fieber und schlafend, aber am Leben. Und nach den Worten des Doktors sollte sich auch daran nichts ändern. Sie schien "über den Berg" zu sein, wie der ebenfalls deutschstämmige Arzt Schorsch in deutscher Sprache versicherte.

Er hatte minutenlang am Bettchen gesessen und geweint. Cathy... sie würde leben! Alles andere war ihm egal, erst mit den Jahren dachte er über die Mühle nach – vor allem dann als Cathy die Familie bereits verlassen hatte.
Er hatte nie mit seiner Frau darüber geredet, niemals. Und das wird er auch nicht tun. Sie würde es nicht verstehen, ihr christlicher Glaube stand ihr dabei ebenso im Weg wie ihre moralische Ader. Für ihn war alles klar gewesen. Seine Tochter würde leben. Wer wäre diesen Handel nicht eingegangen?

Er ertappt sich dabei schon lange auf seine Finger zu starren. Dann ermahnt sich Schorsch selbst. Das war doch alles Humbug! Diese Spinner dort unten am Fluss, sie konnten nichts mit Cathy zu tun haben. Es fiel ihm schon schwer genug die Dinge in der Bibel beim Wort zu nehmen; da konnte er mit dem Geschwätz dieses Möchtegern-Ku-Klux-Klans noch weniger anfangen. Sie hatten nur Unsinn gemurmelt, in einer fremden Sprache und hatten dämliche Kapuzen auf. Nein, das konnte nicht sein. Diese Hampelmänner konnten nichts mit Cathys Verschwinden zu tun haben. Er starrt böse in die Glut und er weiss, dass ihn diese Unwissenheit von innen auffrisst – etwas, was er seiner Frau gern ersparen will.



Antworten Zuletzt bearbeitet am 15.06.2021 18:28.

Alina

-, Weiblich

  10. Wannabe Poet

Beiträge: 180

Intermezzo 2, Episode 4

von Alina am 14.06.2021 14:57

St. Louis, Missouri
11. Dezember 1941, Donnerstag

 
 


 Graue Wolken verdunkeln auch hier den Himmel und hatten es den ganzen Tag der Sonne schwergemacht, einige wenige Strahlen auf die Strassen und Dächer von St. Louis zu schicken. Jetzt war die Sonne untergegangen und Clint wirft sich das Jacket über, denn er hat Feierabend. Aber nach Hause würde er noch nicht gehen, er würde noch einen Mann treffen, einen Anwalt wie jedes Jahr.

Clint Donahan arbeitet für den St. Louis Post-Dispatch, der ureigensten Zeitung von Joseph Pulitzer, dem Namesgeber des weltberühmten Preises für Journalismus. Diesen Preis zu gewinnen, das hatte sich Clint Donahan vorgenommen und zwar schon vor langer Zeit.

Er war als junger Mann zum Post-Dispatch gekommen und war geblieben, denn er lernte sein Handwerk schnell und gut. Seine Recherchen waren tadellos, die Artikel trotzdem leicht reisserisch geschrieben und gut zu lesen, obwohl er auf Gerüchte verzichtete und sich nur auf Fakten stützte. Das brachte ihm die Anerkennung von Lesern und Vorgesetzten ein und den Neid seiner Kollegen, die den strebsamen Emporkömmling eher nicht mochten. Clint hatte eher wenig Freunde, keine Frau und es lag sicher daran, dass ihm seine Arbeit alles bedeutete während er Small Talk hasste. Geschwätz war ihm einfach zuwider und es vergeudete Zeit. Nur bei einem Interview oder wenn er andere Menschen befragte, dann zwang er sich aufmerksam zuzuhören, auch wenn es Unsinn war den er sich manchmal anhören musste. Aber vielleicht kam eine gute Story dabei heraus, das wusste man vorher nie so genau.

Und seine Kollegen wussten, dass Clint seit einigen Jahren an einem bestimmten Fall sass. Der Herausgeber selbst hatte ihm ein besonderes Projekt anvertraut. Dies stellte ein grosses Privileg dar und natürlich weckte das den Neid der Kollegen. Es ging um Cathy Hasselmann, ein Mädchen aus Baltimore welches mutmaßlich nach New York gegangen war. Von dort aus war sie nach Chicago gegangen aber sie hatte wohl auch Philadelphia, Indianapolis und Louisville besucht und auch dort gearbeitet. Sie war in den Südstaaten gesehen worden, sie schien aber auch längere Zeit in New Orleans verbracht zu haben. Zuletzt hatte man davon gehört dass es in Houston einen Fall gab, der mit Cathy in Verbindung stehen könnte.

Das Muster war immer ähnlich. Ein Mann stirbt, meist in einem Hotel oder kurz nachdem er ein Hotel besucht hatte. Immer spielt dieses rothaarige Mädchen eine Rolle. Immer verschwindet sie rechtzeitig bevor die Polizei alle Beteiligten verhören kann, was für ihn einem Schuldeingeständnis gleichkommt. Aber das ist nur seine persönliche Meinung – um einen Pulitzer-Preis zu gewinnen, braucht es freilich mehr als nur Vermutungen.

Und nun würde er sich mit einem Anwalt treffen. Jedes Jahr, oft im Dezember, aber auf jeden Fall am Ende des Jahres traf er diesen Anwalt, den er als Mr. Nussbaum kannte. Diese Treffen jährt sich heute Abend zum fünften Male.
Er schaut in den Spiegel auf der Toilette und zieht sich die Krawatte gerade. Nussbaum war ein sehr pingeliger Mann und es ging um Geld. Es lohnte sich nicht, ein Risiko einzugehen und allzu leger zu erscheinen. Dann geht Donahan los und schliesst die verglaste Tür des Büro klirrend hinter sich.

Auf dem Weg denkt er nach und lässt nochmal alles Revue passieren. Das ganze Jahr über kümmert er sich um Fakten, um kleine Hinweise. Und im Endeffekt geht es um die Zukunft, denn dieser Artikel würde nur erscheinen und einen Preis gewinnen, wenn es gelang diese Cathy dingfest zu machen. Man musste sie überführen oder zu einem Geständnis bewegen; nur dann wäre es wirklich sinnvoll diesen Artikel zu schreiben. Sogar ein Buch würde er daraus machen, genügend Material gab es schon. Aber sie müsste gefasst werden, ansonsten wäre seine Geschichte eine Lachnummer, eine recht zusammenhanglose Aneinanderreihung von Vermutungen. Jeder konnte wahllos Verbindungen zwischen verschiedenen Morden ziehen, aber das gehörte eher in den Bereich der Verschwörungstheorien. Es fehlten echte Beweise und was am wichtigsten war: ein Motiv.


Antworten Zuletzt bearbeitet am 14.06.2021 15:12.

Alina

-, Weiblich

  10. Wannabe Poet

Beiträge: 180

Intermezzo 2, Episode 3

von Alina am 13.06.2021 14:30

Baltimore, Maryland
11. Dezember 1941, Donnerstag




Soundtrack für diese Episode: Bing Crosby - Miss You

 
 Inge setzt sich auf die Couch, hinten an der Wand, etwas weiter weg vom Kamin. Sie betrachtet ihren Mann, der nachdenklich im Schaukelstuhl sitzt, die Zeitung auf den Knien. Auch sie weiss, was kommen wird. Vielleicht würden sie die Soldaten mit viel Mühe überzeugen können, dass sie patriotische Amerikaner seien, was ja auch nicht falsch war. Patriotische Amerikaner mit deutschen Wurzeln, das waren sie sicher. Aber würde das reichen? Würde das vor allem und ganz im Speziellen für sie reichen, die Hasselmanns? Sie waren ins wieder Gerede geraten, man tuschelte nicht nur über sie – schon längst nicht mehr, sondern man fragte sie ganz offen, was nun wieder mit ihrer Tochter los sei.

Cathy, ihre geliebte Cathy, war jetzt schon seit über zwanzig Jahren verschwunden, wie vom Erdboden verschluckt. Zweiundzwanzig Jahre waren es sogar, um ganz genau zu sein. Eine Mutter wusste so etwas immer ganz genau. Und auch über Cathy stand vor kurzem etwas in der Zeitung. Nach ihr wurde nun bundesweit gefahndet, vom FBI. Inge kann ihre Tränen nicht zurückhalten, ihre Augen füllen sich in Sekundenschnelle. Der Mann im Schaukelstuhl verschwimmt, der einzige Mensch auf der Welt der Cathy genauso abgöttisch liebt wie sie.

Diese dumme Geschichte mit Mr. Richards hing Cathy immer noch nach. Warum war sie auch Hals über Kopf geflohen, wie eine Diebin? Sie hatte doch nichts getan! Jugend war so ungeduldig, Inge schüttelt noch immer fassungslos den Kopf wenn sie daran dachte, auch nach all den Jahren. Cathy hatte flapsig geantwortet, dass sie "die dummen Fragen" nicht mehr weiter beantworten wollte. Inge verstand es, aber Recht und Ordnung musste doch sein, erst recht wenn man mit der Polizei zu tun hatte. Aber Cathy entzog sich weiteren Verhören und floh, ob zu Fuss oder per Zug, niemand wusste es.

Zweiundzwanzig Jahre. Und sie wurde bundesweit gesucht, angeblich "zog sie eine Blutspur hinter sich her", so martialisch drückten sie es aus. Das war absurd. In New York war ein Mann aus dem Fenster gefallen, damit sollte Cathy etwas zu tun haben. Damit hatte wohl alles angefangen. Wo immer sich eine Cathy Hasselmann oder Cathy O'Donovan aufgehalten hatte, starben Menschen unter ungeklärten Umständen. Es gab auch eine Phantomzeichnung, die Cathy mehr schlecht als recht darstellte. Sie sah unnahbar aus, fast gnadenlos, wie man sich Verbrecher eben vorstellt. Mit Cathy hatte sie jedenfalls nichts zu tun, diese unsägliche Zeichnung. Photos gab es von ihr nicht, das hatte die Polizei schon längst festgestellt. Auch hätte sie, genauso wie Schorsch, sicher nicht dabei geholfen, ihre Tochter zu finden. Sie hätten kein Photo freiwillig herausgegeben. Die Polizei hatte danach gesucht, aber vergeblich. Natürlich wollten sie ihre Tochter wiedersehen, aber nicht so. Sie würden ihre Tochter nie verraten. Das Schlimme war jedoch, dass es nichts gab was sie verraten konnten. Sie wussten weniger als die Polizei.

Natürlich war es umheimlich, wenn um Cathy herum Menschen starben. Aber sie fielen aus Fenstern, hatten Herzinfarkte, wurden von Autos überfahren. Cathy war doch keine Mörderin! Wieso stellte sie sich nicht und dann konnte die Polizei das alles von ihr erfahren. Inge schüttelte wieder den Kopf, die Augen voller Tränen. Ihr armes, kleines Mädchen, was sollte nur aus ihr werden?
 


Antworten Zuletzt bearbeitet am 13.06.2021 14:43.

Alina

-, Weiblich

  10. Wannabe Poet

Beiträge: 180

Intermezzo 2, Episode 2

von Alina am 12.06.2021 12:40

Cincinnati, Ohio
11. Dezember 1941, Donnerstag


Soundtrack für diese Episode: Louis Prima - I'll Be Seeing You
 
 
 Am frühen Abend, etwa zur selben Zeit, geht Mr. Evans zur Hausbar seines Hauses und giesst sich einen Whiskey ein. Er hatte heute einige Stunden gearbeitet, im Büro hier im Haus aber auch ausserhalb, um Zeugen zu befragen. Nun hat er Feierabend und zur gleichen Zeit aber auch nicht. Er trinkt und seufzt wohlig als sich der gute Tropfen wohlig warm in seinem Körper ausbreitet. Dann schaut er aus dem Fenster. Die Sonne war schon untergegangen, bald war wieder Weihnachten.

Er kocht sich ein Süppchen in der eher kleinen Küche, als Junggeselle ging er sowieso lieber ausserhalb essen wenn es sich anbot. Heute war er jedoch schon zuhause und er will sich nicht länger mit dem Essen aufhalten als nötig. Droben unter dem Dach wartet noch Arbeit.

Etwa eine halbe Stunde später sitzt Robert, meist von allen nur Rob genannt, an seinem Schreibtisch und blättert einen Stapel Zeitungen durch. Diese Zeitungen kamen aus allen Ecken Amerikas zu ihm, er liess sie sich schicken. Und nicht nur er, nein – auch ein Mitarbeiter vom ihm las Zeitungen und zwar die aus dem Mittleren Westen. Er selbst las fast alles was an der Ostküste publiziert wurde und die Zeitungen aus den ehemaligen Südstaaten teilten sich Rob und sein Kollege Henry. Beide teilten sich die ebenfalls die Agentur, obwohl Robert der grössere Anteilseigner war.

Einmal pro Woche fährt Rob die alten Zeitungen zur Müllhalde, es ist immer ein schöner Stapel. Erst dann wird ihm bewusst, was die Postbosten seinetwegen jährlich tragen müssen und deshalb dürfen sich immer über ein fürstliches Weihnachtstrinkgeld freuen. Manche Zeitungen holt er auch einmal pro Woche stapelweise aus der Stadt ab, sie wurden ihm zurückgelegt.

Den Kopf auf die Hand aufgestützt denkt Rob nach. Dieser Fall war etwas Besonderes. Es war nicht das erste Mal, dass er der Polizei nicht genügend traute den Fall allein zu lösen. Die Polizei war an diesem Fall dran, aber sie hatten keine Chance. Sie hatten einige Spuren gefunden und diese Spuren machten auch einen Teil seines Fundus an Spuren aus. Aber sie hatten erst vor kurzer Zeit angefangen bundesweit zu ermitteln. Das FBI hatte seines Wissens nach noch keine Ahnung von der tatsächlichen Dimension dieses Falles und die lokalen Behörden besassen nicht die Möglichkeiten, eine Täterin landesweit zu verfolgen, Spuren zu sichern und Querverbindungen zu ziehen.
Der pfiffigste Detective war sicher der gewesen, welcher die erste Verbindung zwischen dem Todesfall in Baltimore und dem vermeintlichen Selbstmord in einem New Yorker Hotel gezogen hatte. Auf die Theorie dass diese beiden Todesfälle – oder vielleicht Morde – in Verbindung standen, darauf stützte sich auch seine Agentur.

In dem nicht allzugrossen Büro unter dem Dach recherchierte er nur für diesen Fall, in seiner Freizeit. Bezahlt wurde diese Arbeit gut, aber dieser Fall forderte ein ganz eigenes Tempo. Überstürzen musste man hier gar nichts. Unten im Erdgeschoss besitzt er noch ein Büro, grösser und im Sommer sonnendurchflutet wegen der grossen Fenster. Im Winter hingen oft schöne Eisblumen an der Aussenseite des Glases. Aber hier oben geht es nur um die rothaarige und geheimnisvolle Cathy Hasselmann, deren Blutspur die der meisten anderen Serienmörder der USA in den Schatten stellte. Aber weder die Polizei, noch die Zeitungen sahen alle möglichen Verbindungen. Cathy war wohl in drei Todesfälle verwickelt was auch kein Zufall sein konnte, das sah die Polizei von New York auch so. Auch die Times brachte einen solchen Artikel. Aber die vielen kleinen anderen Vorfälle die sich überall an der Ostküste, im Mittleren Westen, oben an den Grossen Seen und auch schon in den Südstaaten ereignet hatten, die sahen sie nicht. Immer wieder kurze, rote Haare und immer wieder der Name "Cathy". Immer wieder ein hübsches, junges Mädchen und immer wieder Hotels. Und das seit über zwanzig Jahren.

Er verfügt über einen dicken Ordner mit ausgeschnittenen Zeitungsartikeln, aber sein ganzer Stolz ist die grosse Tafel, an der er alle Verbindungen graphisch dargestellt hatte. Linien ziehen sich von Passbildern und Zeichnungen über Ausschnitte von Landkarten. Er schaut in die Augen von Cathy von der es bisher nie ein Photo gegeben hatte, sondern nur eine Zeichnung. Auch wenn sie jung und schön anzusehen ist, ihre Augen sind kalt und grausam.


Antworten Zuletzt bearbeitet am 13.06.2021 14:42.

Alina

-, Weiblich

  10. Wannabe Poet

Beiträge: 180

Intermezzo 2, Episode 1

von Alina am 11.06.2021 15:10

Baltimore, Maryland
11. Dezember 1941, Donnerstag

 
Soundtrack für diese Episode:  Lale Andersen - Lili Marleen


 Winter 1941 – ein alter Mann mit harten Zügen sitzt in einem Schaukelstuhl vor dem wärmenden Feuer des Kamin. In der Nacht hatte es ganz leicht geschneit und es würde wunderschön aussehen an Weihnachten, wenn alles mit einer ganz leichten Puderschicht überzogen wäre. Aber im Laufe des Tages war es der nasskalte Regen gewesen, der wieder alles weggespült und aus dem zauberhaften Morgen einen dunklen und ungemütlichen Tag gemacht hatte.

Die vergangenen Tage hätten nicht mehr Hiobsbotschaften mit sich bringen können. Die Schlitzaugen hatten es am Sonntag tatsächlich gewagt, Pearl Harbour anzugreifen und fast dem Erdboden gleichzumachen. Das war ein ungeheurer Vorfall und kaum zu glauben. Es brodelte schon eine ganze Zeit im Pazifik, doch man war sehr auf Europa fokussiert wo Hitlers Armeen kurz vor Moskau standen oder besser, gestanden hatten bevor die Russen wohl noch im letzten Moment zu einem Gegenschlag ausgeholt hatten. Nun war nicht klar, ob Hitler Moskau einnehmen würde. Die Nachrichten, so zensiert sie sicher auch waren, klingen nicht gut.

Dann hatte Deutschland den USA auch noch den Krieg erklärt, jetzt kämpften die Deutschen Seite an Seite mit den Schlitzaugen – gegen die USA! Eine verrückte Welt war das! Schorsch weiss, was das bedeutet. Die Militärpolizei war schon in Baltimore gewesen und hatte sich mögliche Einwohnerlisten geben lassen. Er hatte es schon gehört. Wieder würde der gleiche Spuk von vorn beginnen, wie bereits im Grossen Krieg fast dreissig Jahre zuvor. Man würde die Deutschen internieren und sie wie Feinde behandeln im eigenen Land. Es würde keine Rolle spielen, dass die Hasselmanns und unzählige andere deutschstämmige Familien seit Generationen Bürger der Vereinigten Staaten von Amerika waren, hier hart arbeiteten und damit doch klar gemacht hatten, wo sie leben wollten. Sie hatten Steuern gezahlt, sie gingen in die Kirche – wenigstens seine Frau tat das, sie gingen wählen. Wieso reicht das alles nicht? Dass er eine heimliche Sympathie für seine alte Heimat empfindet – kann man ihm das verübeln? Sicher wurde er deshalb kein Partisane im eigenen Land, das wäre auch sinnlos gewesen. Amerika war unfassbar gross, jedenfalls im Vergleich zum Deutschen Reich. Sollte die Regierung in Washington die Japs ruhig wegsperren, denen konnte man wirklich nicht trauen. Aber ihm und der deutschen Gemeinde in Baltimore? Es ist eine Schande.


Antworten Zuletzt bearbeitet am 12.06.2021 12:33.

Alina

-, Weiblich

  10. Wannabe Poet

Beiträge: 180

Re: Das Zimmermädchen [FSK18]

von Alina am 07.06.2021 20:30

Ich möchte alle Leserinnen und Leser begrüßen, die sich noch an Cathy und ihre Abenteuer auf dem amerikanischen Kontinent erinnern können. Und natürlich begrüße ich auch die neuen Mitglieder von Rollenspielhimmel, die "Das Zimmermädchen" bisher noch nicht kennen.

Kaum 50 Monate später möchte ich die Geschichte zu Ende schreiben, meine Aufzeichnungen und Pläne von damals helfen mir dabei sehr. Ich habe bereits einen weiteren Rückblick erstellt und auch zwei weitere Kapitel sind in Arbeit. Drei weitere Kapitel sollen später folgen, um die Geschichte zu beenden.
Auf jeden Fall werde ich erst wieder Folgen veröffentlichen, wenn die beiden Kapitel fertig sind. Es soll nicht stocken und ich will keinen Druck beim Schreiben verspüren. Aber ich möchte vor allem neuen Lesern die Chance geben, schon jetzt die bisherigen Kapitel zu lesen und dann bereit zu sein, wenn die neuen Folgen kommen.

Ich kann es kaum erwarten, Cathy einen anderen Kontinent betreten zu lassen und ihre Odysee dann enden zu lassen. Sie hat bereits jetzt einen langen Weg hinter sich und sie verdient ein würdiges Ende. Ich halte euch im Blog auf dem Laufenden und wenn ihr Anregungen und/oder Kritik loswerden wollt, schreibt mir gern eine Nachricht.

Hier ein kleiner Vorgeschmack auf den bald kommenden Rückblick:

In dem nicht allzugrossen Büro unter dem Dach recherchierte er nur für diesen Fall, in seiner Freizeit. Bezahlt wurde diese Arbeit gut, aber dieser Fall forderte ein ganz eigenes Tempo. Überstürzen musste man hier gar nichts. Unten im Erdgeschoss besass er noch ein Büro, grösser und im Sommer sonnendurchflutet wegen der grossen Fenster. Im Winter hingen oft schöne Eisblumen an der Aussenseite des Glases. Aber hier oben ging es nur um die rothaarige und geheimnisvolle Cathy Hasselmann, deren Blutspur die der meisten anderen Serienmörder der USA in den Schatten stellte. Aber weder die Polizei, noch die Zeitungen sahen alle Verbindungen. Cathy war wohl in drei Todesfälle verwickelt was auch kein Zufall sein konnte, das sah die Polizei von New York auch so. Auch die Times brachte einen solchen Artikel. Aber die vielen kleinen anderen Vorfälle, die sich überall an der Ostküste, im Mittleren Westen, oben an den Grossen Seen und auch schon in den Südstaaten ereignet hatten, die sahen sie nicht. Immer wieder kurze, rote Haare und immer wieder der Name "Cathy". Immer wieder ein hübsches, junges Mädchen und immer wieder Hotels. Und das seit über zwanzig Jahren.



Antworten Zuletzt bearbeitet am 11.06.2021 11:43.

Alina

-, Weiblich

  10. Wannabe Poet

Beiträge: 180

Kapitel 5, Episode 10

von Alina am 19.04.2017 17:08

Beverly Hills Hotel, 9641 Sunset Blvd, Beverly Hills, Los Angeles, California
29th of November 1955


Soundtrack für diese Episode: The Chordettes - Mr. Sandman


Mr. Bacon war vor knapp zwei Wochen gestorben. Cathy erfuhr nicht, dass er an einer Hirnblutung gestorben war, aber die Nachricht an sich überraschte sie nicht. Es überraschte sie aber wohl, dass es so lange gedauert hatte, denn sie hatte seinen Tod herbeigesehnt, im Sommer schon. Aber dann hatte sie sich auf ihre neue Anstellung konzentriert und dachte erst gar nicht mehr an an ihn, bis zum Ende des Monats September jedenfalls.

Quelle des Bildes

 

Am 30. September war James bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Cathy hatte sich zu diesem Zeitpunkt längst damit abgefunden, dass er das Jahr nicht überleben würde. Als sie es dann aber schwarz auf weiss in der Zeitung las, da war sie doch sehr betrübt gewesen. Ausserdem, ein Autounfall! Das war sehr vorhersehbar gewesen, beinahe trivial. James fuhr gern Autorennen, es war wohl seine einzige Leidenschaft gewesen, von hübschen Mädchen abgesehen. Es wurde viel über ihn geschrieben, aber das interessierte Cathy alles nicht mehr. Sie trauerte auf ihre Weise still um ihn.

Sie hatte James noch einmal gesehen, im August, als er sie im 'Beverly Hills' besuchte und sich danach erkundigte, ob sein Telefonanruf geholfen hatte. Cathy war recht wortkarg gewesen, daran konnte sie sich noch erinnern. Und so wurde es auch kein langes Gespräch. James grinste auf seine unwiderstehliche Weise und versicherte ihr nochmal seine Hochachtung und dann verschwand er wieder, nachdem er einen Drink an der Hotelbar genommen hatte. Ihr war das Gespräch unangenehm gewesen und obwohl sie sich sehr freute ihn wiederzusehen, konnte sie doch das Wiedersehen nicht geniessen. Es wurde ihr noch einmal klar, wieviel Aufmerksamkeit er ihr doch gewidmet hatte, dafür dass sie nur einmal schnellen Sex hatten. Trotzdem war sie war froh gewesen, als er das Hotel wieder verliess.

Als sie dann von seinem frühen Tod las, kehrten ihre Gedanken wieder zu Bacon zurück und sie verfluchte ihn wieder. Wieso hatte James vorher sterben müssen? Würde ihr Plan im Endeffekt gar nicht aufgehen? Die Stimmen waren doch verstummt und sie war sich sicher gewesen, dass alles funktioniert hatte. Sie hatte sich seinen Tod so sehr gewünscht. Was war nur los? Sie musste noch einmal weitere sechs Wochen warten, bis sie endlich auch von seinem Tod erfuhr. Eine gewisse Erleichterung war die Folge und das Gefühl, dass nun Gerechtigkeit oder zumindest eine gewisse Balance wiederhergestellt worden war.

Es würde noch einige Tage dauern, bis der Hotelmanager sich an Cathys Vorstellungsgespräch erinnern sollte und nachdenklich werden würde. Es gab keine offensichtliche Verbindung zwischen Bacon und Dean, ausser der Tatsache dass beide ziemlich zeitnah verstorben waren und dass beide ebenfalls gleichzeitig für Cathy ein gutes Wort eingelegt hatten. Diese Gemeinsamkeiten waren sicher nur ein merkwürdiger Zufall, aber es würde nicht schaden, diese vielleicht banale Information der Polizei zukommen zu lassen. Falls es eine Verbindung zu dem recht neuen Dienstmädchen gab, dann würde die Polizei sie schon finden. Wenn nicht, war es auch gut. Das Hotel konnte keine Scherereien gebrauchen.




ASU


Antworten Zuletzt bearbeitet am 11.06.2021 15:01.

Alina

-, Weiblich

  10. Wannabe Poet

Beiträge: 180

Kapitel 5, Episode 9

von Alina am 19.04.2017 17:07

Guesthouse, Hawthorn Ave, Hollywood, Los Angeles, California
30th of July, 1955


Soundtrack für diese Episode: Fats Domino - Goin' home


Manchmal konnte man einfach nicht genug vom Leben kriegen. Gerade war so ein Moment. Cathy fühlte sich beschwingt, ausgelassen und genau so jung, wie sie auch aussah. Sie hätte Bäume ausreissen können. Alles lief prächtig. Sie legt Jacke und Tasche ab und macht sich einen Tee.

Sie pfeift ein Liedchen, während das Wasser langsam zu kochen beginnt. Gerade war sie beim Vorstellungsgespräch gewesen, im 'Beverly Hills'. Und es hatte geklappt. Gleich zwei positive Referenzen hatte sie vorzuweisen gehabt und nur von einer hatte sie gewusst, beziehungsweise sie hatte darauf gehofft, dass Mr. Bacon Wort hielt. Das hatte er auch getan. Aber man hatte ihr auch davon berichtet, dass ein gewisser James Dean angerufen hatte und sich danach erkundigt hatte, ob ein Dienstmädchen gebraucht würde. Er hatte von ihr geschwärmt, ihren Namen genannt und sich dann mit den Worten verabschiedet, dass er dieser Cathy empfehlen wolle, sich im Hause zu bewerben. Und als dann auch ein Mr. Bacon anrief und ein ähnliches Anliegen vorbrachte, da dachte man sich schon, dass es sich um die gleiche Cathy handelte.


Das 'Beverly Hills Hotel'

Quelle des Bildes


Dies alles berichtete man ihr während des Vorstellungsgespräches und man war natürlich neugierig darauf, was an dieser Cathy so besonders war, dass gleich zwei Namen in Hollywood ihre Reputation dafür einsetzten, dass sie eine neue Stelle als Zimmermädchen bekam. Das war nun doch etwas ungewöhnlich. Aber Cathy schwieg dazu, lächelte nur und man war wohl damit zufrieden, diese beiden Prominenten wohl hoffentlich in Zukunft als Gäste begrüssen zu dürfen. Besonders im Falle von Dean war das gleichbedeutend mit dem Stossen auf eine Goldader.

Cathy war sehr glücklich darüber und freute sich schon sehr auf den Beginn ihres Dienstes. Sie wollte am ersten August anfangen zu arbeiten. Sie rechnete damit, deutlich höhere Trinkgelder zu bekommen als im maroden 'Hollywood Hotel', in welches sich auch immer weniger Prominente verirrten. Und sie würde nicht mehr so zurückhaltend sein, was Prominente betraf. Sie hatte mit James geschlafen. Mit James Dean! Das musste man sich mal vorstellen! Sie dachte daran, dass die Welt in diesem Falle auch mit jedem anderen Verlust zurechtkommen würde. Niemand war unersetzlich, das hatte Cathy auf ihrem Weg in jedem Falle gelernt. Der Ameisenhaufen wimmelte immer, egal wie viele plattgetretene Ameisen rund um den Haufen herumlagen. Es kümmerte die Ameisen nicht und genausowenig kümmerte es die Menschheit. Es gab immer genug Abenteuerlustige, Sternchen, neue Hoffnungen, werdende Stars. Es gab immer neue hübsche Gesichter, talentierte Schauspieler und sie kamen aus North Carolina, aus Missouri, sogar aus Nevada und aus New Mexico. Es gab soviele hungrige, junge Menschen, dass Hollywood sich sattfressen konnte an ihnen. Und auf jeden, der ein Engagement ergatterte, kamen sogar Zehn oder Hunderte, die es nicht schafften. Es würde nie ein Mangel herrschen.

Sie wäscht ihre Arbeitskleidung, die sie noch aus dem 'Hollywood' behalten hatte und mit der sie morgen in das 'Beverly Hills' gehen wollte. Höchstwahrscheinlich würde sie dort eine neue Uniform bekommen, aber sie wollte trotzdem schon bei der Ankunft einen guten Eindruck hinterlassen. Es würde eine Zeitlang dauern, bis sie die Stimmen wieder melden würden und sicher hätte sie bis dahin schon jemandem im Auge. Wer würde es sein? Vielleicht Burt Lancaster oder James Stewart? Vielleicht aber auch James Mason oder sogar Marlon Brando? Letzterer gefiel Cathy auch ausserordentlich gut. Sie wollte wohl darauf achten, dass sich die Zahl der Todesanzeigen im 'Hollywood Reporter' nicht allzu sehr häuften, aber sie war guter Dinge, dass das machbar sein müsste.

Der Tee ist schon lange fertig, hatte sogar etwas Zeit um abzukühlen und Cathy trinkt einen Schluck. Das tat gut! Sie beschliesst den morgigen Tag noch zu geniessen und vielleicht ein schönes Picknick zu machen, bevor sie dann frisch und entspannt am Montag ihre neuen Stellung antreten würde. War das Leben nicht wundervoll?


Antworten Zuletzt bearbeitet am 06.06.2021 14:23.

Alina

-, Weiblich

  10. Wannabe Poet

Beiträge: 180

Kapitel 5, Episode 8

von Alina am 18.04.2017 14:49

Fontaine Hotel, Glenoaks Blvd, Burbank, Los Angeles, California
28th of July, 1955


Soundtrack für diese Episode: Marie Rappold - Stille Nacht, Heilige Nacht




Quelle des Bildes


Cathy sitzt auf Bacons Schoss und vögelt ihm die Seele aus dem Leib. Ganz sicher hatte der Regisseur nicht damit gerechnet, dass der Abend so enden würde. Sie waren in einem Stundenhotel gelandet, nachdem Cathy ihn solange betört hatte, dass er gar nicht mehr anders konnte als ihr jeden Wunsch von den Lippen abzulesen. Es war dann ganz schnell gegangen und nun reitet sie ihn so hart und schnell, dass er die Augen verdreht und hohe, verwundert klingende Laute von sich gibt. Zweimal war Cathy bereits zum Höhepunkt gekommen und ihn hatte sie bereits einmal in sich kommen lassen. Aber das war nicht genug, noch lange nicht. Sie würde ihn ficken, bis er um Gnade flehen würde und dann es vielleicht genug sein lassen.

Cathy hatte am Tag zuvor bei Bacon angerufen und mit ihm ein Treffen vereinbart. Sie wusste ja, dass er auf ihren Anruf wartete. Bei diesem Treffen hatte sie dann alles auf eine Karte gesetzt und nicht ihren Reizen gegeizt. Sie wollte ihn um jeden Preis den Kopf verdrehen, egal was er denken mochte. Sollte er sie doch für ein billiges Flittchen halten, welches alles dafür tat, um ihren Job zurückzubekommen. Sollte er sogar mit ihr schlafen und dann nichts weiter für sie tun: ihr war alles recht, solange er nur mit ihr schlief!

Sie hatte zugesagt, in dem Film mitzuspielen. Auch das würde sie nicht mehr interessieren, nachdem sie das Bett mit ihm geteilt hatte. Er würde wohl die Welt nicht mehr verstehen, wenn sie dann doch nicht am Drehort erscheinen würde, aber das war ihr ganz egal. Es ging jetzt nur noch darum, diese verdammten Stimmen zum Schweigen zu bringen. Sie waren in allerhöchster Aufregung und schrien fast pausenlos in einer Intensität, die Cathy nicht kannte.

Sie kommt zum dritten Mal und rollt sich dann von ihm herunter und ringelt sich fast wie ein Igel zusammen. Sie schnauft schwer, japst nach Luft und dann greift mit der Hand nach seinem Geschlecht. Sie macht es ihm mit der Hand, bis er ebenso wie sie nach Luft ringt und lässt ihn ebenfalls einen weiteren Höhepunkt erleben. Dann legt sie sich erschöpft neben ihn und lächelt erleichtert und froh... geschafft!

Der Abschied war dann kurz und schmerzlos gewesen. Er hatte sich höflich bedankt und liess Cathy wissen, dass er selten so „einen wilden Feger wie sie" im Bett gehabt hatte. Cathy hatte nur gelächelt und bereits an die Früchte ihrer Arbeit gedacht. Er hatte den Dreh nicht nochmal erwähnt, es verstand sich für ihn wohl von selbst, dass Cathy ihr Wort halten und dort erscheinen würde. Doch da konnte er lange warten, dieser Schnösel.

Ausdauer und Standvermögen hatte er jedoch bewiesen, das musste Cathy neidlos anerkennen. Sie war wirklich auf ihre Kosten gekommen und nicht nur die Stimmen waren still, sondern auch sie fühlte sich wund und erschöpft, aber trotzdem rundherum befriedigt. Sie würde gerne eine kleine Pause einlegen, wenn es um den Geschlechtsverkehr ginge.

Wieder zuhause nimmt Cathy ein Bad und bereitet sich ein spätes Nachtmahl zu. Sie hatte Bacon darum gebeten, in einem anderen, guten Hotel ein gutes Wort für sie einzulegen, damit ihre Bewerbung erfolgreich wäre. Er hatte das immerhin versprochen und ihr das 'Beverly Hills' ans Herz gelegt. Sie hatte schon davon gehört, das 'Beverly Hills' gehörte in der Tat zu den besten Adressen der Stadt. Dort würde sie sehr gern arbeiten. Nachdem sie fertig gegessen hat, setzt sie sich noch einen Moment hin und lauscht dem Radio. Die gespielte Musik ist zu ausgelassen und will gar nicht richtig zu ihrer Stimmung passen. Sie schaltet das Radio wieder aus.

Wie wunderschön still es nun war. Sie summt ein Lied und zu ihrer eigenen Überraschung ist es ein Weihnachtslied, welches zuhause in Baltimore am Heiligabend immer gesungen wurde. 'Stille Nacht, heilige Nacht', natürlich ein deutsches Weihnachtslied. „Schlaf in himmlischer Ruh... schlaf in himmlischer Ruh", singt sie leise und denkt an Bacon. Dann schmunzelt sie und legt sich ebenfalls schlafen.


Antworten Zuletzt bearbeitet am 11.06.2021 15:00.

Alina

-, Weiblich

  10. Wannabe Poet

Beiträge: 180

Kapitel 5, Episode 7

von Alina am 07.04.2017 18:59

Guesthouse, Hawthorn Ave, Hollywood, Los Angeles, California
26th of July, 1955


Soundtrack für diese Episode:
Ella Fitzgerald & Louis Jordan - Stone Cold Dead In The Market (He Had It Coming)




Quelle des Bildes (Screenshot aus dem Video)


Der Tag war entweder grausam langweilig vergangen oder er verflog wie in einem Nebel. Entweder langweilte sie sich und schlug sich mit ihrem Kater herum oder sie dämmerte vor sich hin. Irgendwann ist es draussen dunkel und sie steht wieder auf. Nach diesem Tag würde sie ohnehin nicht durchschlafen können.

Sie kocht sich einen Kaffee und beschliesst, eine Runde spazierenzugehen. Zunächst aber trinkt sie den Kaffee aus und lauscht dem Radio. Sie spielen einen sehr schönen Song, der Cathy gefällt. Ihre Laune verbessert sich etwas und als auch der nächste Song verklungen ist, zieht sie ihre Jacke an und bricht auf. Draussen ist es noch immer warm.



Quelle des Bildes


Als sie gemütlich an der Straße entlang flaniert und ihr lediglich Männer mit Hunden begegnen, die Gassi geführt werden müssen, hört sie in sich hinein. Die Stimmen sind sehr ruhig, wie immer 'danach'. Sie verzieht das Gesicht, wenn sie wieder daran denkt, was die Stimmen hat verstummen lassen und sie seufzt leise vor sich hin. Und kurz darauf spürt sie wieder diese unbändige Wut auf Mr. Bacon. Er würde indirekt dafür verantwortlich sein, falls James... sie korrigierte sich in Gedanken, ...was James passieren würde. Sie hatte alles im Griff gehabt, bevor Mr. Bacon dafür gesorgt hatte, dass sie gefeuert wurde.

Sie dachte an dieses Wort. An dieses eine Wort, welches sie seit Jahren, nein Jahrzehnten, immer wieder hörte. BELU. BELU. BELU. Sie wusste immer noch nicht, was es hiess, aber es sorgte dafür, dass sie unruhig wurde, dass sie sich aufmachte, dass sie tätig wurde und auch im Endeffekt, dass Menschen starben. Sie wünschte sich, dass die Stimmen wiederkommen mochten, so schnell wie möglich. Es war das erste Mal, dass sie sich das wünschte, das erste Mal in ihrem ganzen Leben. Sie hatte das Schicksal auch schon in ihre eigene Hand genommen, wenn es um allzu neugierige Personen und unliebsame Gesellen ging, aber war das nicht ein grosses Risiko gewesen? Es war ausserdem völlig unmöglich, dass ihr das bei Mr. Bacon gelang, ohne dass es Konsequenzen für sie haben würde.

Deshalb wünschte sie sich nun die Stimmen alsbald zurück. Früher war sie um dieses Zeitfenster froh, wenn sie Stimmen verklungen waren und sie eine schöne Zeit mit Joe verbringen konnte. Nur dieses eine Mal, da kam es ihr vor, als würde sie nicht warten können, bis es wieder soweit war. Sie würde Mr. Bacon geben, was er verdiente und sich somit für eine ganze Generation rächen, die schon bald um einen grossen Stern am Himmel Hollywoods weinen würde. Ja, das war sie James schuldig und sich auch. Sie seufzt wieder und fährt sich etwas verzweifelt durch ihr lockiges, rotes Haar. Warum konnte sie die Zeit nicht zurückdrehen? Warum hatte sie in diesen ganzen Jahren keinen Weg gefunden, die Destruktivität dieses Fluches besser lenken zu können? Wieso konnte sie nicht dafür sorgen, dass Menschen immun gegen ihren Fluch waren? War das am Ende wirklich völlig unmöglich? Sie war eher davon überzeugt, dass sie nur den Schlüssel dafür noch nicht gefunden hatte. So destruktiv diese Kräfte ihr auch vorkamen, aber sie hatte immerhin gelernt, mit ihnen zu leben.

Sie verwirft diese unnützen Gedanken und geht langsam weiter. Sie schliesst immer wieder die Augen und versucht, an nichts mehr zu denken. Es war ein Experiment, aber es war einen Versuch wert. Ihre Miene verfinstert sich zusehends und sie flüstert immer wieder dieses Wort vor sich hin. „BELU. BELU... BELU! BELU!! BELU!!!" Nichts anderes existierte mehr in ihrem Kopf und der nächste Fussgänger mit Hund wechselt die Strassenseite, als ihm ein zwar hübsches, aber finster dreinschauendes Mädchen begegnet, welche schon von weitem Unheil verspricht.

Als Cathy etwa zwei Stunden später zuhause ankommt, ist es vollbracht. Es ist nicht länger ein Experiment, sondern es herrscht Gewissheit darüber, dass Cathy das Zeitfenster selbständig verkürzen kann. Cathy schliesst die Tür hinter sich und lässt die Nacht draussen. Sie sieht erschöpft aus, ihre Miene ist düster, als wäre gerade jemand gestorben. Sie hat plötzlich dunkle Augenringe, die sie vorher noch nicht hatte, eigentlich noch nie vorher hatte und welche ihr fast einen dämonischen Ausdruck verleihen. Die Stimmen toben in ihr, wie selten zuvor in ihrem Leben. Auch wenn es ihr ein Gefühl von Macht gibt, die Stimmen beeinflussen zu können – wenn auch leider in die gegenteilige Richtung, die sie sich gewünscht hätte – so war sie sicher über das Ziel hinausgeschossen. Der Umgang mit diesen Mächten war ihr trotz ihrer jahrelangen Erfahrung immer noch ein Rätsel. Bisher hatte sie sich nur als Spielball der Stimmen wahrgenommen, aber das hatte sich heute Nacht geändert.

Es ist schon sehr spät, als Cathy sich schlafen legt. Aber sie wird kaum schlafen können, die Stimmen in ihrem Kopf waren viel zu laut.



Antworten Zuletzt bearbeitet am 06.06.2021 14:18.
Erste Seite  |  «  |  1  ...  10  |  11  |  12  |  13  |  14  ...  18  |  »  |  Letzte

« zurück zur vorherigen Seite