Das Zimmermädchen [FSK18]
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Kapitel 6, Episode 15
von Alina am 08.07.2021 10:38Hotel 'Grand Central', 222 Marylebone Rd, Marylebone, London
Thursday, 15th August, 1963
Soundtrack für diese Episode: Neil Sedaka - Breaking Up Is Hard To Do
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Sie sitzt auf seinem Schoss und spielt mit seinen Brusthaaren. Sie schmollt und weiss, dass es vorbei ist. Keith würde morgen gegen Mittag abreisen und er würde nicht wiederkommen – jedenfalls nicht wegen Cathy.
Mr. Joseph wohnte in London, allerdings nicht gerade zentral. Er hatte es sich angewöhnt in Phasen mit hohen Arbeitspensum im Grand Central zu wohnen und seitdem er Cathy getroffen hatte kam er umso lieber. Doch damit war es jetzt vorbei.
Er hatte Cathy auf den Zeitungsartikel angesprochen, er hatte die Zeitung sogar mitgebracht. Es half kein Leugnen oder Lügen. Cathy hatte zugegeben dass sie auf dem Photo zu sehen war. Wenn ein Minister eines nicht gebrauchen konnte, dann war es mit einem solchen Todesfall in Verbindung gebracht zu werden. Mr. Josephs Nichte trieb sich in solchen Lokalen herum und dann starb ihre Begleitung auf diese Weise? Er hatte noch eine andere Zeitung dabei und in dieser stand dass man Drogen bei Mr. Bronkowski gefunden hatte, so hiess Rick anscheinend mit Nachnamen. Ausserdem hatte man in seiner verwaisten Wohnung Dokumente gefunden die auf Steuerbetrug hinwiesen.
Schlimmer hatte es nicht hätte kommen können. Wieder so ein verdammter Zufall, wieder konnte sie nichts dafür und wieder würde sie gehen müssen. Keith hatte sie sogar explizit dazu aufgefordert wieder zurück nach Irland zu gehen, wo sie seiner Meinung nach ja herkommen musste. Sie ist innerlich sehr aufgebracht, versucht es aber nicht zu zeigen. Sie will mit ihm schlafen und ihn zur Hölle schicken, dieses aufgeblasene Arschloch, welches sich aufführte als würde ihm London gehören. London war eine Millionenstadt! Sie würde gehen, aber er sollte zur Hölle fahren.
Doch daraus schien nichts zu werden. Er spricht mit Cathy aber er lässt sich nicht von ihr verführen. Zwei seiner Leibwächter stehen vor der Tür und nun steht er auch auf, knöpft sich das Hemd wieder zu und schüttelt bedauernd den Kopf.
"Es tut mir leid, liebe Cathy. Wir können uns nie wieder sehen und du musst London verlassen. Das ist mein letztes Wort. Ich zahle dir die Reise nach Dublin oder wo du sonst herkommst. Aber du musst London, nein, du musst sogar England verlassen, meine Liebe."
Sie seufzt und nickt dann. Sie lässt die Schultern hängen und kratzt sich an der Stirn. Keith hält ihr 50 Englische Pfund hin und hebt die Augenbrauen als Cathy nicht sofort zugreift.
"Was ist wenn ich nicht gehe?" Trotz und Provokation schwingen in Cathys Stimme mit, auch Wehmut. Sie sieht schmollend zu ihm hoch.
"Nimm das Geld, Kindchen. Das ist die teuerste Affäre die ich je hatte. Und solltest du nicht gehen...", er macht eine bedeutungschwangere Pause, "...dann werde ich Spike und Cassius schicken müssen, um meiner Bitte Nachdruck zu verleihen."
Cassius hiess so weil er hervorragend zuschlagen konnte, wie Spike ihr mal während einer Zigarettenpause stolz erzählt hatte. Sie mochte diese beiden Haudegen gut leiden und hatte sich schon vorgestellt, wie sie mit ihnen schlafen würde wenn Keith mal beschäftigt wäre. Auch daraus wurde wohl nun nichts mehr.
"Eigentlich ist das Risiko zu gross dich laufen zu lassen." Keith schaut zu ihr herunter. Cathy greift schnell zu und schnappt sich das Geld. Nun hatte er ihr gar wirklich gedroht.
"Ich werde morgen fahren. Ich... bin nicht dumm oder lebensmüde. Ich verstehe schon."
Keith und Cathy seufzen beide zur selben Zeit.
"Was für eine Schande. Was für eine überaus grosse Schande. Du wirst mir fehlen, du süsses Ding."
Er greift nach ihren Kinn und sieht sie an wie diese Leinwandhelden Frauen immer ansahen. Cathy sieht in Keiths Augen und nickt so leicht wie er es zulässt. Sie lächelt ihn an, obwohl sie ihn am liebsten in sein selbstgefälliges Gesicht schlagen würde.
Er lässt sie los und geht zur Tür.
"So long, Cathy."
Cathy lächelt nochmal gezwungen und wiederholt es mit ihrem amerikanischen Akzent, mit dem es so viel besser klingt.
"So long, Cowboy. Pass auf dich auf, Keith."
"Passen Sie auch auf sich auf, Miss O'Brien." Cathy sieht in seine Augen und der Ausdruck gefällt ihr nicht. Dann ist er verschwunden und Cathy starrt auf die geschlossene Tür. Hatten ihre Worte wie eine Drohung geklungen? Vielleicht und das hätte sie auch gern getan, ihm gedroht, aber ohne ihn verführen zu können war jede Drohung nur eine leere. Aber seine Worte hatten zweideutig geklungen. Oder nicht? Vielleicht bildet sie sich das nur ein.
Kapitel 6, Episode 16
von Alina am 09.07.2021 13:04Hotel 'Grand Central', 222 Marylebone Rd, Marylebone, London
15th August, 1963, Donnerstag
Soundtrack für diese Episode: Lesley Gore - You Don't Own Me
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Sie verlässt ihr Zimmer und dann das Hotel. Sie hat schnell gepackt und sie war auch schon unten gewesen, im Garten des Hotels. Sie hatte das Vogelhäuschen abgehängt und dabei war sie angesprochen worden. Sie musste den Angestellten beruhigen der wohl neu war und der sie noch nie gesehen hatte. Dann war sie mit den Diamanten wieder auf ihr Zimmer gegangen um zu packen.
Sie zündet sich eine Zigarette an, trotz des schweren Koffers. Und sie wird in ihrer Intuition nicht enttäuscht, sie muss ihn wohl nicht tragen. Cassius kommt auf sie zu und tippt an seinen Hut.
"Madam'... ich darf sie fahren."
Das ist keine Frage, sondern eine Feststellung. Cathy versteht und nickt, dann hakt sie sich bei Cassius unter und sie gehen zum Wagen der nicht weit entfernt steht.
"Ich hatte nicht damit gerechnet dass Sie heute noch London verlassen wollen. Es ist doch schon spät. Sie werden keinen Zug mehr kriegen."
"Ich wollte nicht im Hotel schlafen. Ich habe morgen früh Dienst", erwidert Cathy. Cassius nickt langsam.
"Also wohin, junge Dame?"
Cathy grinst ihn an und sagt: "Ich wollte mich eigentlich betrinken und dann morgen früh den Zug nehmen. Keine Ahnung bei wem ich geschlafen hätte."
Auch Cassius grinst und leckt sich über die Lippen.
"Wie wäre es wenn Sie einen Drink bei mir nehmen und auf meiner Couch schlafen? Und morgen früh geht's zurück nach Irland?"
Cathy tut so, als müsste sie überlegen aber dann lacht sie leise.
"Das ist eine sehr gute Idee, Cassius."
Als sie neben ihm liegt, schaut sie ihm beim Rauchen zu und wie so oft gerät er ins Plaudern nachdem Cathy alle Register ihres Könnens gezogen hat. So vielen Männern war das schon passiert.
"Joseph hat dir vierundzwanzig Stunden gegeben um in einen Zug zu steigen. Danach sollen Spike und ich dafür sorgen dass du nie wieder auftauchst. Verstehst du?"
Cathy rollt ihren Kopf auf seine Brust. Er muss die Zigarette aus der Reichweite ihrer Haare entfernen und dann stöhnt er auf als er eine feuchte Zungenspitze an seiner Brustwarze spürt. Sie ist wirklich ein Teufelsweib. Cathy antwortet leise:
"Ich steige morgen in einen Zug nach Irland, ich verspreche es. Ich lasse mich nie wieder hier blicken. Es ist genauso gut als wäre ich tot."
"Das würde ich wirklich gern vermeiden, meine Schöne. Du solltest zurückfahren, so einen irischen Hurensohn heiraten, ihm einen Stall Kinder schenken und nicht mehr an London zurückdenken. Joseph... hat hier eine Menge zu verlieren."
Cathy nickt bedächtig. Cassius war schon so gut wie tot, aber sie war noch nicht ganz zufrieden. Sie würde nochmal mit ihm schlafen und dann noch einmal wenn es sein müsste. Er war auch ein sehr guter Liebhaber, wild und ungestüm, grob, potent und gross gebaut. Sie würde ihn heute Nacht töten, er würde noch heute Nacht von den Stimmen geholt werden oder, – was die unschönere Variante war – sie müsste ihn im Morgengrauen selbst töten, vielleicht mit einem Stich in den Hals. Jedenfalls würde er sie nicht in einen Zug nach Irland setzen. Zumindest diese Genugtuung wollte sie Mr. Joseph nicht geben. Sie würde London verlassen aber wann und wie, das würde nur sie selbst bestimmen. Und der feine Herr Minister sollte ruhig zu Hause sitzen, sich die Nägel abkauen und sich fragen ob Cathy wieder auftauchen würde und wann er vielleicht eine schlimme Geschichte in der Zeitung lesen musste. Das geschah diesem blasierten Fatzke nur recht.
Cathys Kopf wandert langsam herunter, ihre Zunge und ihre Lippen fahren über seine feuchte Haut. Seine Haut schmeckt leicht salzig und als sie unten angekommen ist nimmt er ihren Kopf in beide Hände und brummt mit tiefer Stimme. Er konnte kaum glauben dass diese irischen Bauernweiber von der Insel soviel verdorbener waren als die englischen Frauen. So hatte ihn noch keine andere gefordert und Cathy war wohl vermeintlich seine erste Irin gewesen.
Als Cathy ihn wieder richtig hart gemacht hat mit ihrem Mund, da will sie sich auf seinen Schoss setzen. Aber er richtet sich auf, packt sie und dreht sie auf den Rücken. Dann fixiert er ihre Handgelenke über ihrem Kopf mit seinen harten Händen, drückt sie nach unten und dann gibt er es ihr nochmal richtig. Sie schreit und windet sich, während er sie durchhämmert.
Es ist schon nach Mitternacht als er mit ihr fertig ist und sie reden nicht mehr viel. Beide können befriedigt einschlafen und Cathy weiss dass der Schlaf trotz ihrer Erschöpfung nur ein leichter sein wird.
Kapitel 6, Episode 17
von Alina am 09.07.2021 21:58Bahnhof Paddington, London
Friday, 16th August, 1963
Soundtrack für diese Episode: Dion - The Wanderer
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Als der Zug einrollt greift Cathys Hand fester zu, sie hält ihre grosse Reisetasche fest und drückt sie an eng an ihren Körper. Sie schliesst die Augen und tritt einen Schritt zurück. Der Zug rauscht an ihr vorbei und kommt langsam und mit kreischenden Bremsen zum Stehen.
Der Zug fährt nach einem kurzen Aufenthalt zurück nach Plymouth. Von da aus will sie England wieder verlassen. Ein Jahr hatte es gedauert, nur ein Jahr. Sie hatte viel länger in London bleiben wollen. London war auf seine europäische Weise so aufregend wie Hollywood, es war eine aufregende Metropole die Maßstäbe und Impulse setzte. Hier kamen die aufregendsten Bands her die es auch über den grossen Teich schafften. Die Beatles waren auf dem Sprung und die Rolling Stones machten gerade von sich reden. Vielleicht konnte sie irgendwann wiederkommen. Das Gute und gleichermaßen Dumme an der Sache war dass sie keine Ahnung davon hatte, was die Londoner Polizei wusste und was nicht.
Plymouth war nur das Sprungbrett für eine weitere Fahrt mit dem Schiff. Sie wollte den Ärmelkanal überqueren und dann den europäischen Kontinent betreten. Frankreich schien ihr ein würdiges Ziel zu sein. In Amerika träumte jeder von Paris und sie würde Paris nun endlich sehen. Paris könnte sie dafür entschädigen, London verlassen haben zu müssen.
Als sie morgens aufgewacht war, hatte sie kurz nach Cassius geschaut und festgestellt dass er blau angelaufen war. Kein schöner Anblick. Er hatte die Augen verdreht, er hatte die Phase wohl schon hinter sich dass er vergeblich nach Luft geschnappt hatte. Spucke war sein Kinn heruntergelaufen und er lebte noch, das konnte sie sehen.
Sie hatte zwar noch Zeit, aber sie wollte ganz sicher sein. Sie könnte sich besser in Ruhe auf den kommenden Tag vorbereiten, frühstücken und die Wohnung durchsuchen wenn sie wusste dass er tot sei. Sie benutzte das Kopfkissen, zum zweiten Mal in ihrem Leben. Es war ganz einfach, sie brauchte sich dieses Mal auch nicht anzustrengen. Als sie das Kopfkissen wegnahm war er ganz sicher tot und niemand würde auf die Idee kommen dass er sogar erstickt worden wäre. Es sah auf jeden Fall nach einem Herzinfakt aus. Sie schaute ihn zufrieden an und erledigte dann ihre Morgentoilette. Sie fand etwas Porridge zum Frühstück und dann durchsuchte sie die Wohnung. Als sie die Wohnung verliess verfügte sie endlich über genügend Bargeld. Vielleicht hätte sie sonst in Frankreich einen Diamanten anbrechen müssen um die erste Zeit zu überstehen, die Zeit bis zu ihrem ersten Lohn – oder ihrer ersten Beute.
Erst als sie am Bahnhof steht und den Zug anschaut, da wird ihr erst wieder klar dass sie zum ersten Mal ein Land betreten wird dessen Sprache sie nicht spricht. Sie hatte lange nicht daran gedacht – auch wenn man wusste dass in Frankreich Französisch gesprochen wurde. Sie hatte sich diese Art von Gedanken erst einmal in ihrem Leben gemacht und zwar vor über einem Jahr als sie nach England gegangen war. Sie hatte bewusst England gewählt, natürlich auch wegen der Sprache. Dieses Mal war alles so schnell gegangen und sie dachte erst jetzt darüber nach. "Ja", "Nein", "Hallo" und "Danke", das konnte sie sagen auf Französisch aber dort endete es auch zunächst.
Vielleicht würde sie besser zunächst an der Südwest- und Südostküste Englands entlangtingeln und Französisch lernen, gern auch auf praktischem Wege. Sicher kamen einige schicke Franzosen dort an, denen es eine Freude wäre Cathy die Sprache beizubringen. Wenn sie vorsichtig war und sich nicht gehen liess, wie in Hollywood und leider auch diese eine Mal in London, dann konnte sie dort recht lange bleiben. Sie könnte sich ein Auto kaufen, dann und wann Sex mit einem muskulösen Bauern haben mitten im Nirgendwo, dann zurück in die Stadt fahren und weiter Französisch lernen. Nirgends würde sie lange bleiben; vielleicht sollte sie auch besser nicht arbeiten unter diesen Umständen.
Sofort wischt sie die Bedenken beiseite, sie wird gar ein wenig ärgerlich auf sich selbst. Sie war schon in viel grösserer Gefahr gewesen und nun regt sie sich auf wegen einer solchen Kleinigkeit?
"Einsteigen, bitte!", quäkt die leicht fragende Stimme aus dem alten Lautsprecher und reisst Cathy aus ihren Gedanken. Sie atmet tief durch und steigt dann ein. Wo auch immer sie bald war, es hiess trotzdem "Goodbye, London". Kein Blick zurück, das tat sie nie... kein Blick zurück.
ASU
Re: Das Zimmermädchen [FSK18]
von Alina am 10.07.2021 20:46Sie stellt gerade eine Flasche Wasser ab, nickt freundlich und hört, wie ein Zuhörer sich meldet und sagt: „Ich muss sie korrigieren, lieber Professor Gantzburg. Das Wort 'KATARU' ist doch sehr viel eher mit unserem Wort 'verbindend' oder 'Band' zu übersetzen. Ich kann Ihnen nicht folgen. Sie übersetzen es ausschliesslich mit 'Bündnis' oder sogar 'ein Bündnis eingehen'. Wie kommen Sie darauf?“ Cathy bleibt stehen wie vom Donner gerührt. „KATARU“, flüstert sie leise und schluckt. Sie merkt, wie das Tablett anfängt, leicht zu zittern und die Gläser darauf klirren leise. Ihre Augen suchen den Raum nach dem Sprecher ab.
Kapitel 7 - Paris
von Alina am 31.07.2021 02:40Le Mardi 17 septembre 1968
Soundtrack für diese Episode: Tom Jones - Green Green Grass Of Home
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Cathy schaut über die Reling auf der Steuerbordseite. Ein fescher Matrose der "Ville de Tunis" hatte ihr noch vor ein paar Minuten erklärt dass sie sich nun bereits auf der Höhe von Sardinien bewegten. Aber so sehr sie auch Ausschau hielt – sie konnte leider kein Land entdecken. Ihre Augen waren noch sehr gut und sie glaubte nicht dass es etwas mit ihrer Sehkraft zu tun hatte. Vielleicht sorgten Untiefen dafür, dass der Kapitän nicht näher an Sardinien vorbeifuhr.
Insgesamt fühlte sie sich sehr wohl auf dem Schiff. Es hatte nicht die Klasse eines transatlantischen Linienschiffes, es war nur eine Mittelmeer-Fähre, aber dennoch bot es den bescheidenen Luxus den Cathy sich wünschte und noch dazu die Sicherheit die sie brauchte. Der Passagier-Luftverkehr nahm immer mehr zu, immer mehr Leute reisten nun mit dem Flugzeug zu ihren Zielen. Darauf hatte sie keine Lust, im Gegenteil. Sie war sich sogar sicher dass sie dann weniger reisen würde, wenn ein Ziel nur noch mit Flugzeugen zu erreichen wäre. Und sie wusste dass sie nicht die einzige Skeptikerin sein konnte.
Erst letzte Woche war wieder ein Flugzeug abgestürzt. Eine Caravelle der Air France war auf dem Weg von Korsika nach Nizza über dem Mittelmeer abgestürzt und fast hundert Passagiere waren „ums Leben gekommen", wie die Zeitungen es immer nannten. Cathy schauderte bei dem Gedanken, aus mehreren Kilometern vom Himmel herabzufallen und am Boden zu zerschellen, eingesperrt in einer langen Kiste aus Stahl die am Boden mit abgebrochenen Flügeln einem Sarg mehr ähnelte als einem Flugzeug. Die Leiber darin stellte sie sich aufgeplatzt vor wie reife Früchte aus denen das Fruchtfleisch herausquoll. Niemand sollte sie je in so eine Teufelsmaschine hineinbekommen.
Die Fahrt mit dem Schiff war so bequem, man konnte auf das Meer schauen und die Schönheit der Welt geniessen. Zeit hatte sie ausserdem was die Sache leichter machte. In den letzten Jahren hatte sie desöfteren kleinere Reisen unternommen. Nachdem ihr Aufenthalt in London relativ kurz gewesen war, hatte sie England schnell verlassen bevor ihr Name eventuell auf den Fahndungslisten des ganzen Landes auftauchen würde. Natürlich war das aufgrund der Vorkommnisse sehr unwahrscheinlich, aber sie wollte wirklich vorsichtig sein und keine Fehler der Vergangenheit wiederholen. Ausserdem konnte sie vielleicht in ein paar Jahren London nochmal besuchen, dieses Mal dann als Französin mit einem französischen Pass.
Sie hatte wirklich darüber nachgedacht sich den Süden Englands anzusehen, ein wenig Französisch zu lernen und dann erst überzusetzen, aber darauf lag kein Segen. Kurz bevor sie den Mietvertrag für ein kleines Häuschen unterschrieb, besann sie sich und buchte dann doch die Reise nach Roscoff.
Das war nun etwas mehr als fünf Jahre her. Sie war nach Brest gegangen und hatte sich dort eine Wohnung gemietet. Es hätte schönere Alternativen an der Atlantikküste gegeben, aber Cathy konnte ja dort hinreisen wo es schön war. Sie hatte einen Artikel über Brest gelesen; in dieser Hafenstadt blühte der Handel und es gab auch ansässige Industrie. Sogar einen Marinehafen gab es dort. Ihr gefiel das gesellige Treiben, die Leute waren hier bunt gemischt anstatt dass nur Einheimische und Touristen herumliefen. Ausserdem waren die Sommer kühl und frisch, die Winter mild. Etwas Besseres konnte sich sie kaum vorstellen und das direkt am Meer.
Sie hatte Sardinien bereits besucht. Sie war schon in Korsika gewesen. Sie hatte den Süden und Südwesten Frankreichs besucht, sie kannte die grossen Städte dort wie Nantes, Toulouse, Montpellier und Marseille natürlich, wo sie auch wieder landen würde mit der "Ville de Tunis". Sie hatte sich gescheut den Nordwesten Frankreichs zu besuchen, vor allem Paris. Dies wollte sie sich aufheben für später. Sie wollte in Frankreich sicher Tritt gefasst haben, bevor sie sich nach Paris begeben würde. Und nun war es soweit. Nach diesem wundervollen Urlaub würde sie nach Paris gehen, der Mietvertrag der Wohnung in Brest war schon gekündigt.
Vielleicht war das der Fehler in London gewesen: sie war zu schnell zu neugierig gewesen. Wo war sie denn in den USA aufgewachsen? Doch in Baltimore, dachte sie sich und erst dann war sie nach New York gegangen. Und selbst das war noch gefährlich gewesen. Es war besser sich erst an das Land, die Leute und die Sprache zu gewöhnen, erst recht hier in Frankreich – einem für sie fremden Land. Und wenn sie sich ganz sicher fühlen würde und das Gefühl hatte, alles Schöne im südwestlichen Teil von Frankreich gesehen zu haben, erst dann hatte sie nach Paris gehen wollen. Und dieser Teil von Frankreich war sehr reizvoll – vom Klima her gesehen, als auch von den Weinen, die vor allem aus dieser Gegend stammten. Der französische Wein hatte es Cathy angetan!
Kapitel 7, Episode 2
von Alina am 01.08.2021 00:49Fähre „Ville de Tunis", Tyrrhenisches Meer auf der Route von Tunis nach Marseille, auf der Höhe von Korsika
Le Mardi 17 septembre 1968
Soundtrack für diese Episode: Mary Hopkin - Those were the days
Quelles des Bildes
Der frühe Nachmittag auf dem Schiff war sehr angenehm, Cathy konnte gar nicht genug von der Luft bekommen. Schon bald würde sie wieder im Landesinneren unterwegs sein und dabei liebte sie das Meer doch so sehr. Es würde noch etwas dauern bis sie Brest wiedersehen würde. Vorher wollte sie sich noch Lyon ansehen, dort war sie noch nicht gewesen. So weit in den Norden hatte sie sich bisher noch nicht getraut.
Sie befindet sich nun auf der Backbordseite der „Ville de Tunis" und hält Ausschau nach Tieren oder anderen Schiffen. Nichts ist zu erkennen, nicht mal eine Möwe – nur das sich kräuselnde Blau des Meeres und davon nur leicht abgehoben das Azurblau des Himmels.
Sie sieht nach rechts und beobachtet einen Mann neben ihr. Er trägt einen Pullover und ist absolut kahlköpfig ohne jedoch dabei alt auszusehen. Er mochte um die Vierzig sein schätzte Cathy und sie schätzte gut, nach all den Jahren. Er wirkt charismatisch auf sie, das war sicher kein Tourist oder Handlungsreisender. Er scheint sehr in seinen Gedanken vertieft und wirkt dabei unnahbar, aber nicht abweisend. Egal worüber er gerade nachdachte, man wollte ihn einfach nicht dabei stören. Er sieht beneidenswert aus, so in Gedanken versunken, findet Cathy.
Als er sich zum Gehen wendet hört Cathy ein leises Klatschen und dann liegt ein kleiner Notizblock auf dem Deck. Der Mann scheint es nicht bemerkt zu haben denn er geht einfach weiter. Cathy eilt zu dem Block, hebt ihn auf und dann folgt sie schnellen Schrittes dem Mann und ruft dabei:
„Monsieur? Monsieur? Hallo! Sie haben... Sie haben ihren Block...-".
Sie bleibt stehen, denn er dreht sich herum und kommt ihr langsam entgegen. Er nimmt den Block aus Cathys ausgestreckter Hand und nickt ihr dann lächelnd zu.
„Merci beaucoup, Madame. Das ist sehr nett. Diese Notizen sind mir äusserst wichtig und es wäre schade gewesen wenn sie... nun ja, ich danke Ihnen jedenfalls."
Cathy nickt ebenfalls lächelnd und zeigt auf den Block.
„Was steht denn dort so Wichtiges drin?"
Nach wie vor war sie neugierig und sie nahm gern Gelegenheiten wahr, ihre Sprachkenntnisse zu verbessern. Dies würde sicher kein Allerweltsgespräch und sie würde herausfinden ob ihre Vokabeln für eine Fachdiskussion ausreichen würden oder vielleicht auch nicht. Er war vielleicht ein Professor. Ja, so sah er jedenfalls aus. Vielleicht war er auch ein Politiker.
Er lächelt wieder, dieses Mal aber etwas anders als zuvor. Er scheint nachzudenken und zu keinen Schluss zu kommen.
„Sehen Sie, Madame, ich lese gerade ein Buch und habe mir dabei ein paar Notizen gemacht. Nichts Besonderes, nur Notizen über den Inhalt eines Buches."
Er lächelt immer noch, doch dieses Mal scheint er erleichtert zu sein. Cathy sieht ihn mit gespieltem Misstrauen an und sagt:
„Sie machen sicher keine Notizen wenn sie bloss einen Roman lesen. Was für ein Buch ist es, Monsieur? Oder haben Sie keine Zeit?"
Wieder lächelt er mit der gleichen leicht verzweifelten Unsicherheit, die er schon nach Cathys erster Frage ausgestrahlt hatte. Sie hatte ihn wieder in die gleiche Bredouille gebracht.
Wieder überlegt er und kratzt sich am Kopf, dann legt er die Hand an Cathys Arm, übt leichten Druck aus sodass sie sich umdreht und dann kehren sie zur Reling zurück. Beiden lehnen sich an und schauen wieder aufs Meer. Er hatte den Block wieder in einer Tasche seiner Hose verstaut.
„Wissen Sie, Madame, ich bin es nicht gewohnt dass sich Menschen ausserhalb einer Universität für den Gegenstand meiner Arbeit interessieren."
Cathy jubilierte innerlich, es war ein Professor oder jedenfalls ein Gelehrter. Sie war stolz auf ihre Menschenkenntnis.
„Übrigens, mein Name ist Michel. Michel Foucault. Freut mich, Sie kennenzulernen, Madame."
Kapitel 7, Episode 3
von Alina am 02.08.2021 00:50Fähre Ville de Tunis, Tyrrhenisches Meer auf der Route von Tunis nach Marseille, auf der Höhe von Korsika
Le Mardi 17 septembre 1968
Soundtrack für diese Episode: Gary Puckett & The Union Gap - Young Girl
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„In diesem Buch...", Michel macht eine Kunstpause und schaut Cathy über seine grossen Brillengläser hinweg an, „geht es um den Autor und seine Stellung, seine... Bedeutung in der Welt."
Er kratzt sich am Kopf sodass es Cathy fast peinlich ist. Dieser gelehrte Mann musste tief schürfen um Worte zu finden die sie verstand; so kam es ihr jedenfalls vor. Der Franzose war viel zu höflich, um das durchscheinen lassen zu wollen, aber seine Körpersprache sprach Bände.
„Stellen Sie sich ihr Leben als einen Roman vor. Barthes meint, natürlich nur sehr verkürzt dargestellt, dass es auf Sie als Autor gar nicht ankommt." Foucault hebt die Augenbrauen und lächelt etwas entschuldigend, gerade so als wäre es eine Sünde eine philosophische Idee wie diese in nur einem Satz darzustellen.
„Solche Ideen verfolgte schon Stéphane Mallarmé, sogar als erster wie ich glaube. Er sagte dass es die Sprache ist die spricht. Der Autor nutzt die Sprache nur."
Cathy nickt nachdenklich.
„Das halte ich für einen ausgemachten Quatsch", sagt sie überzeugt und dreht sich zu ihm herum. Michel lächelt nur milde. Er versucht wirklich, nicht geringschätzend zu wirken. Er will dieses frische, junge Mädchen nicht beleidigen aber Cathy sieht ihm an dass ihre Worte keine grosse Rolle für ihn spielen. Sie bringen ihn nicht im entferntesten aus seinem Gleichgewicht. Ihr fehlten die Dimensionen dieses Diskurses. Sie besass keinerlei Autorität für ihn um über solche Dinge mitdiskutieren zu können.
Cathy schmunzelt und und zieht ihre Unterlippe zwischen ihren Schneidezähnen durch, dann sieht sie ihn herausfordernd an.
„Sehen Sie? Es spielt eine grosse Rolle ob ein junges Mädchen sowas sagt oder ob es einer ihrer Professorenfreunde ist, oder? Stellen Sie sich jemanden vor den Sie bewundern. Und der sagt dann sowas. Dann würden Sie sich in den nächsten Stunden viele Gedanken machen, oder? Da kommt es wohl doch auch ein wenig auf den Verfasser der Worte an, will ich meinen!"
Foucault sieht sie einen Moment lang staunend an. Solch einen Konter hatte er nicht erwartet, jedenfalls nicht von diesem jungen Ding.
Dann starrt er wieder hinaus auf das Meer und kratzt sich am Kopf. Cathy schweigt ebenfalls und lächelt mit Genugtuung in sich hinein.
Nach sicher zehn Minuten, in denen sie nur schweigend nebeneinander gestanden hatten, dreht er sich wieder zu ihr herum und sagt dann:
„Vielleicht ist es noch nicht soweit. Der Autor wird sterben – davon bin ich überzeugt. Aber vielleicht ist er noch nicht ganz verschwunden. Vielleicht ist der Aspekt der Macht des Autors, des Senders einer Nachricht noch grösser als wir – als ich es wahrhaben wollte. Der Aspekt der Macht ist...-", er bricht ab.
„Touché, Madame. Mehr kann ich gerade nicht sagen, als nur 'touché'. Verzeihen Sie bitte. Ich würde mich gern zurückziehen und einige Gedanken aufschreiben. Wenn Sie erlauben?"
Cathy nickt immer noch breit grinsend, dann besinnt sie sich auf ihre Höflichkeit und stellt das Grinsen ein. Lächelnd erwidert sie:
„Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag und hoffentlich treffen wir uns wieder. Und ich verspreche Ihnen auch, ich denke mal darüber nach was ein Autor überhaupt ist. Darum habe ich mir bisher auch nicht allzuviele Gedanken gemacht."
Michel nickt langsam und ringt sich ebenfalls zu einem Lächeln durch.
„Ja. Eine sehr gute Frage, Madame. Was ist ein Autor? Was ist ein Autor?"
Sehr nachdenklich geht er davon, immer wieder leicht nickend. Er macht den Eindruck als würde er sich zu dieser Frage sehr viel mehr Gedanken machen als Cathy.
Cathy sieht ihm lange nach bis er im Bauch des Schiffes verschwunden ist. Sie wurde oft unterschätzt. Dieses Mal hatte sie zugegebenermaßen das Gefühl wirklich nur ins Blaue geschossen zu haben, dafür aber auch etwas getroffen zu haben. Sie war selbstsicherer gewesen; auch wenn sie keine Ahnung von diesem Thema hatte. Sie las gern Romane und hatte keine Angst über ihre Wahrnehmung und ihre Erfahrung zu sprechen. Aber das war alles. Sie wusste dass sie dumm aussehen würde an einer Universität. Aber sie schmunzelt über ihren Zufallstreffer. Auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn, denkt sie sich, macht es sich auf einem der leinenbezogenen Liegestühle gemütlich, schliesst die Augen und lässt sich von der Sonne wärmen.
Kapitel 7, Episode 4
von Alina am 02.08.2021 23:03Champs-Élysées
Le lundi 28 octobre 1968
Soundtrack für diese Episode: Joe Cocker - With A Little Help From My Friends
Quelle des Bildes
Als sie die Tür der Junior Suite aufstösst und den Wagen hereinfährt, wähnt sie sich erst allein. Sie mochte die Zimmer auf dieser Seite denn sie besassen einen wunderschönen Blick auf die Champs-Élysées. Sie mochte das Treiben auf dieser grossen Strasse. Diese Zimmer waren auch immer zuerst ausgebucht – ganz zu Recht wie Cathy fand. Sie schliesst die Tür und beginnt damit, den kaum vorhandenen Staub mit einem leicht feuchten Tuch von den Möbel aufzunehmen.
Sie mochte diese Arbeit sehr gern denn sie hatte in all den vielen Jahren darin eine solche Routine entwickelt, dass sie ganz ihren Gedanken nachhängen konnte. Und derer gab es viele, auch wenn sie gerade keine persönlichen Sorgen plagten. Sie hatte sich gut eingelebt, sie arbeitete nun schon fast einen Monat in einem der schönsten und auch nobelsten Hotels in Paris. Die Stadt gefiel ihr gut, sie war so viel älter und geschichtsträchtiger, so viel bunter und vielseitiger als jede Stadt in den Vereinigten Staaten. Sie hätte etwas verpasst, wäre sie nie nach Europa gegangen – davon war sie nun fest überzeugt.
Aber was war dies für ein ereignisreiches Jahr gewesen! Die Welt veränderte sich, ohne jeden Zweifel. Sollte sie jemandem erzählen, was für sie die bedeutendste Entwicklung gewesen war, sie hätte kaum gewusst wo sie hätte anfangen sollen. Im April diesen Jahres war Martin Luther King erschossen worden, das war ihr sehr stark im Gedächtnis geblieben. Aber dies konnte die Bewegung nicht mehr aufhalten, die Gleichberechtigung von Schwarzen in den USA nahm immer weiter zu.
Vor allem erinnerte sie dies an das Jahr 1963. Just in diesem Jahr war Kennedy erschossen worden und zwar nur einige Monate nachdem Cathy nach Frankreich gegangen war. Der Mord an Kennedy warf viele Fragen auf. Sie hatte sich nie viel aus der grossen Politik gemacht aber sie hatte den charismatischen und gutaussehenden, zudem jungen Präsidenten sehr gemocht. Und was für eine schöne Frau er hatte!
Als sie gerade erst in Frankreich angekommen war, da hatte sie in den Zeitungen vom Marsch auf Washington gelesen. Dort waren viele Menschen auf die Strasse gegangen um für Arbeit und Gleichstellung zu demonstrieren und King hielt seine berühmte Rede. „I have a dream...", daran konnte sich Cathy noch sehr genau erinnern. Kennedy und King hatten sich sogar im Weissen Haus getroffen. Nun waren beide tot. So gingen die USA mit Leuten um, die die Welt verbessern wollten. Cathy seufzt, schaut kurz auf die Champs-Élysées herunter, das beruhigt sie etwas. Sie war nun in einer besseren Welt.
Es war nicht unbedingt so, dass Europa oder die Sowjetunion es vollständig anders machten, aber ihr kam es so vor dass Gewaltausbrüche hier sehr viel mehr Entsetzen auslösten. Das lag sicher noch an den Traumata aus zwei Weltkriegen, die Europa zweimal in Schutt und Asche gelegt hatten. Dieses Trauma kannten die USA nicht und daher führten sie sich wohl auch so auf wie die Hottentotten – was vor allem für Vietnam galt, einen Krieg für den Cathy und die meisten Amerikaner nur noch Abscheu empfanden.
Die UdSSR war im August in die Tschechoslowakei einmarschiert und hatte dort mit Panzern die alte Ordnung wiederhergestellt.
Aber all diese Konflikte konnten nur Ausdruck dessen sein was wohl jeder Mensch in der westlichen Hemisphäre spürte: die Welt änderte sich, räumte radikal auf mit alten Strukturen und alten Werten. Die Röcke wurden kürzer bei den Frauen, die Haare wurden länger bei den Männern. Cathy schmunzelte immer wenn sie einen langhaarigen Mann sah. Niemals würde sie mit so einem „Hippie", wie sich diese Leute wohl nannten, ins Bett gehen können. Sie sahen weibisch aus, eben unmännlich. Aber sie schmunzelte, auch über sich. Sie wusste dass es alte und überkommene Ansichten waren. Ihre Grossmutter und ihre Mutter hätten das ähnlich gesehen und die Welt scherte sich nicht kein Deut darum.
Sie zuckt zusammen als sich die Badezimmertür öffnet. Ein Page tritt aus dem Bad, nackt und seine Haut glitzert noch vom Wasser, er hat sich wohl nur notdürftig abgetrocknet. Cathy lässt genüsslich den Blick von unten nach oben wandern, sein noch halbsteifer Schwanz deutete darauf hin was der junge Mann dort im Bad für Dienste verrichtet hatte.
Er fängt an zu stottern. Bis jetzt schmunzelt Cathy, doch nun legt sie sie den Finger auf die Lippen, sieht ihn eindringlich an und schüttelt den Kopf. Dann zeigt sie auf die Tür. Der Page nickt heftig und Cathy fährt ihren Wagen schnell und lautlos heraus auf den Flur. Sie will erst ein anderes Zimmer reinigen und so dem Pagen und natürlich der Gästin die Gelegenheit geben, ohne Scham aus dieser Situation herauszukommen. Sie betritt das Nachbarzimmer, fährt den Wagen hinein, lässt die Tür jedoch offenstehen und schaut gerade kurz heraus, als sie den Pagen davoneilen sieht, noch an seiner Hose nestelnd. Sie schüttelt lächelnd den Kopf und kümmert sich dann um das neue Zimmer.
Kapitel 7, Episode 5
von Alina am 04.08.2021 10:08Paris Marriott Champs- Élysées Hotel, chambre de Cathy
Le lundi 28 octobre 1968
Soundtrack für diese Episode: Ohio Express - Yummy, Yummy, Yummy
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Die Sonne ist schon längst untergegangen, trotzdem staut sich noch die Hitze in Cathys Kammer unter dem Dach. Sie war natürlich froh gewesen überhaupt eine Kammer zu bekommen – wie immer wenn sie irgendwo neu anfing. Alles andere war kompliziert und vor allem unnötig. Das Bett war nicht schlecht, sicher ein ehemaliges Gästebett. Natürlich handelte es sich um ein Einzelbett aber dennoch um ein sehr geräumiges Exemplar. Sie liegt auf dem Rücken, massiert leise stöhnend ihre Brüste während der noch sehr junge Page zwischen ihren Schenkeln liegt und sie ausgiebig leckt. Sie wusste, dass Matthieu nächste Woche seinen zwanzigsten Geburtstag feiern würde.>
Er war ein ausgesprochen hübscher junger Mann, volles dunkelblondes Haar, immer etwas struppelig unter der Kappe was sie sehr süss fand. Er sah immer so aus als hätte er lange geschlafen und wäre gerade aufgestanden. Er war gut gebaut, trotz der Tatsache dass junge Männer seines Alters immer ein wenig 'unfertig' aussahen. Noch immer zeigte er Spuren einer leicht unreinen Haut und sein Bartwuchs war nicht besonders ausgeprägt. Für Cathy spielte das keine Rolle, sie versprach sich nicht mal guten Sex von diesem Stelldichein. Sie hatte vor, sich einen sehr loyalen Gespielen heranzuziehen und zudem hatte sie ganz einfach Lust gehabt mit einem Mann zu schlafen. Er wäre niemals in der Lage gewesen sie so zu befriedigen wie sie es brauchte, aber er würde sie begehren wie es nur ein sehr junger Mann konnte, mit seiner ganzen naiven Euphorie und Dankbarkeit. Und das war es, was Cathy brauchte.
Sie ging zunächst davon aus dass er sehr schnell abspritzen würde, aber das erwies sich als Trugschluss. Er war so aufgeregt dass er nicht steif wurde. Cathy hatte das nicht allzuoft erlebt, aber sie konnte mit ihrem Mund und ihren geschickten Fingern anstellen was sie wollte – er blieb schlaff, wurde kurzzeitig mal halbsteif aber es war nie genug um in sie eindringen zu können. Natürlich schämte er sich dafür aber Cathy hatte einen beinahe mütterlichen Instinkt, tröstete ihn wortlos mit heissen Küssen und öffnete dann ihre Schenkel. Matthieu liess sich nicht zweimal bitten und leckt sie nun als ginge es um seinen Ruf als Mann, was Cathy in diesem Moment auch nur recht sein kann.
Auch dort unten zwischen Cathys Beinen zeigt sich dass er nicht viel Erfahrung besitzt, aber dies macht er durch Eifer und Lernwilligkeit wieder wett. Er lässt sich von Cathy leiten wenn sie seinen Kopf fester gegen ihre Scham drückt. Er saugt an ihren benetzten Fingern nachdem sie sich diese selbst kurz eingeführt um sich zu fingern. Er leckt und saugt an ihrer Klitoris wenn sie mit dem Zeigefinger sein Kinn nach oben drückt. Zweimal war sie schon gekommen und der arme Kerl hört nicht auf, er darf nicht. Und er will auch nicht wie Cathy zufrieden feststellt als sie zu ihm herunterblickt.
Nach dem dritten Male hat sie ein Einsehen und zieht ihn hoch und lässt ihn sich an sie schmiegen. Er hatte seine Sache gut gemacht und nun darf er an ihrer Brust liegen und Cathy krault sein Haar. Er würde immer dankbar auf diese Nacht zurückblicken und es sollte auch nicht das letzte Mal gewesen sein. Ab und zu würde er Cathys Einladung folgen und beim nächsten Mal würde er sicher auch seinen Mann stehen.
Sie mochte es, solche Gefallen zu gewähren. Sie hätte ja gar nichts davon gehabt den jungen Mann beim Hotelmanager Monsieur Morel zu melden. Manche hätten es aber vielleicht getan um selbst gut dazustehen. Cathy hatte das nicht nötig – sie würde eh nicht ewig bleiben; jedoch war dies eine gute Gelegenheit sich des Danks und der Treue eines anderen Menschen zu versichern.
Sie wusste mittlerweile auch dass Matthieu auch dort in diesem Gästezimmer überrumpelt worden war, von einer älteren Frau. Er hatte nicht unhöflich sein wollen und dann war es eben passiert. Er hatte sich anfassen lassen und dann hatten sie Geräusche gehört. Sie hatten die Luft angehalten und Matthieu hatte das Zimmer verlassen wollen als nichts weiter zu hören war. Und er war sehr überrascht als er Cathy erblickte. Er selbst hatte gar mit dem Hotelmanager gerechnet der vielleicht nach ihm suchte, was in Cathys Augen natürlich absurd war. Monsieur Morel hatte selbstverständlich Besseres zu tun.
Nun hatte sie ihn ein wenig in der Hand und nutzte diese Gelegenheit um ihn noch mehr an sich zu binden. Sollte er zu anhänglich werden, dann würde sie ihm die Sache mit dem Zimmer unter die Nase reiben und so dafür sorgen dass er mit dem zufrieden war was Cathy ihm vorsetzte. Sie war sich sehr sicher dass es gut funktionieren würde. Es war wirklich ihr erster Page aber das Muster mit Menschen umzugehen war nicht neu für sie.
Sie erinnerte sich an das andere Zimmermädchen in New Orleans, ein schwarzes Mädchen welches sie ebenfalls in einer verfänglichen Situation angetroffen hatte. Das Mädchen war nur mangelhaft bekleidet aus einem Zimmer geeilt, hatte sich hektisch umgesehen und dann Cathy in die neugierigen Augen geblickt. Sie hatte Cathy flehend angeschaut und Cathy hatte nur genickt.
Unterhalten hatten sie sich später, sogar erst ein paar Tage später. Das Mädchen hatte Cathy alles gebeichtet, wobei es nicht wichtig war ob die Geschichte stimmte oder nicht. Wichtig war nur dass das Mädchen diese Geschichte erzählten wollte und sich wünschte dass man sie glaubt.
Genau das hatte Cathy getan. Sie hatte das Mädchen beruhigt, ihr versichert dass alles gut wäre und dass sie natürlich mit niemandem darüber reden würde. Und das hatte sie auch nicht getan. Das Schweigen und Cathys Gefälligkeit speiste sich nicht unbedingt aus Menschenliebe denn aus Opportunismus. Sie konnte sich ab jetzt auf dieses Mädchen verlassen. Das konnte sie gut gebrauchen: eine willfährige Kollegin, wenn es um die Wahrnehmung ihrer eigenen Interessen ging, ohne dass sie dieser Person selbst allzuviel Vertrauen entgegenbringen musste.
Kapitel 7, Episode 6
von Alina am 05.08.2021 13:52Paris Marriott Champs- Élysées Hotel, chambre de Cathy
Le mardi 29 octobre 1968
Soundtrack für diese Episode: Sly & The Family Stone - Dance To The Music
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Gegen sechs Uhr in der Frühe muss Matthieu das warme Bett verlassen, Cathy will noch ein wenig allein sein. In ihren Gedanken war sie bei Joe hängengeblieben und Joe war wohl das genaue Gegenteil von Matthieu – er war ein richtiger Mann gewesen.
Manche Tage hatte sie während ihrer Zeit in New Orleans mit Joe verbringen können weil Tusnelda, genau eben dieses schwarze Zimmermädchen, oft und gern für sie einsprang. Tusnelda war ihr treu ergeben und wurde von Cathy auch sehr gut behandelt. Cathy mangelte es auch an nichts, also machte sie ihr hin und wieder ein etwas teureres Geschenk. Tusnelda freute sich über alles, sie musste hart schuften um ihre Familie durchzubringen. Sie hatte auch kein Problem damit Arbeiten von Cathy zu übernehmen und nicht nur ihre Dienste. Manche Dienste konnte Cathy nicht verschieben aber dann verliess sie das Hotel nach der Hälfte ihrer Schicht, während Tusnelda alles erledigte obwohl sie selbst frei hatte. Am besten funktionierte das mitten in der Nacht. Cathy gab ihr dafür einen gerechten Anteil an ihrem Lohn ab und so war es ein gutes Geschäft für beide.
Unwillkürlich dachte sie an seinen Namen: Joe, Johann Conrad. Auch sie hatte diesen Namen in den 1940er und 1950er Jahren getragen. In England hatte sie einen anderen Namen angenommen und diesen Namen trug sie auch noch heute. Der Name O'Brien wies sie als Irin aus, für die Franzosen reichte es dass sie sie als Britin betrachteten, aber dies war kein Nachteil in ihrem Beruf. Der Hotelmanager Monsieur Morel nahm ihre Bewerbung mit Kusshand an. Sie wurde nur zu gern zu fremdsprachigen Gästen geschickt. Obwohl viele im Hotel zweisprachig waren, so merkte Cathy schnell dass die Franzosen nur äusserst ungern Englisch sprachen und dies auch als nicht besonders patriotisch empfanden. Schnell hatte Cathy also wieder ihre Nische gefunden.
Sie dreht sich im Bett herum und denkt daran dass sie nie ihren Vornamen geändert hatte. Obwohl dies auch nicht ganz stimmt, sie hatte es einmal versucht. Dies war so lange her dass sie sich nicht mal mehr an den Namen erinnerte und das Experiment war auch zu Recht ein Experiment geblieben. Mit einem anderen Nachnamen konnte sie sich anfreunden aber das Ändern ihres Vornamens war eine kleine Katastrophe gewesen. Nie reagierte sie auf den Namen und schaute überrascht wenn man sie ansprach. Das konnte so nicht weitergehen. Diese Sache fiel auf und liess sie wirklich dumm aussehen.
Sie war also bei Cathy geblieben. Und sie wusste nicht ob sich das nicht irgendwann rächen würde. Ihr war nicht wirklich wohl bei dieser Sache, fühlte sich aber noch unsicherer dabei es zu ändern. Sollte sie ihren Pass das nächste Mal ändern müssen, würde sie sich eine Variante ihres Namens wählen sofern es überhaupt eine solche gab. Aber ihr Rufname würde „Cathy" bleiben – anders ging es nicht.
Gegen halb acht steht sie auf und badet sich, schminkt sich dezent und verlässt dann das Hotel, um gegen neun Uhr im Park spazierenzugehen. Sie geht die Champs-Élysées hinunter und betritt dann den Square Marigny.
Sie füttert die Enten mit Brotresten die sie seit mehreren Tagen angesammelt hat. Die Enten waren überall dieselben. Für Cathy stellten sie seit mehreren Jahrzehnten einen steten Quell der Freude dar. Die süssen Tiere, die sich schnatternd um das Brot scharten und balgten, bargen eine Konstante in Cathys Leben – vielleicht bisher sogar die einzige Konstante wenn man von den gehäuften Todesanzeigen in den lokalen Zeitungen absah, dort wo sie sich aufhielt. Das Tanzen hatte sie versucht in Brest aber die dortige Schule war sehr auf Leistung ausgerichtet. Cathy hatte sich das vielleicht zu einfach vorgestellt – jedenfalls beeindruckte sie die Schule nicht mit dem Geld, welches sie anbot um sich beschulen zu lassen. Man wollte Stars produzieren die man dann nach Paris schicken würde. Da war jede Stunde für Cathy reine Zeitverschwendung. Zu alt war sie mit ihren vermeintlich zwanzig Jahren.
Ein paar Stunden hatte sie aber hier und da absolviert und sie hatte viel gelesen, viele Ballettaufführungen besucht. Sie war sicher auf dem Weg, eine Spezialistin zu werden. Aber der Balletttanz war nicht ihre absolut sinnstiftende Beschäftigung geworden und der eigenen Tanz war noch nicht die „Sprache ihrer Seele", so wie die Plisetskaya es genannt hatte. Aber vielleicht musste es auch nicht der Balletttanz sein. Vielleicht tat es auch der Rock 'n' Roll der Cathy sehr gefiel und den sie sehr gern tanzte.