Das Zimmermädchen [FSK18]
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Kapitel 4, Episode 8
von Alina am 12.11.2016 19:08„The Big E", Aircraft Carrier USS Enterprise, United States Navy
Rennell Islands, Solomon Islands, Pacific Ocean, 2000 miles northeast from Australia
31st of January, 1943, 1030 MT
Quelle des Bildes
Sie erwischt sich dabei, wie sie wieder auf ihrer Lippe kaut, eine dumme Angewohnheit, die zudem noch sichtbar machte, wie aufgeregt sie war. Sie zwingt sich zur Disziplin und hört damit auf. Sie sieht sich im Büro um. Wieviel Platz es hier gab – leider jedoch nicht für jeden der mehr als zweitausend Mann starken Besatzung des Schiffes. Auf dem Land wäre es wohl ein eher kleines Büro gewesen, aber hier an Bord war soviel Platz ausschweifender Luxus. Aber dementsprechend voll war das Büro auch: Akten, Karten, Karteien, Bilder an den Wänden, die dicht an dicht aufgehängt waren. Ihr Blick fällt auf den Schreibtisch. Dort liegt ihre Akte, 'Cathy O'Donovan' steht da mit einer schwungvollen Schrift geschrieben. Sie wagt es nicht, ihre Akte einzusehen.
Dann öffnet sich die Tür und ein weiterer, in ihren Augen schneidiger Mann betritt den Raum.
„Darf ich vorstellen, Dempsey. George Dempsey." Er reicht Cathy die Hand und gibt sich damit auch sofort als jemand zu erkennen, der den militärischen Gepflogenheiten an Bord wohl nicht viel abgewinnen kann. Er setzt sich auf den Platz hinter dem Schreibtisch und betrachtet Cathy. Er ist gross, dunkelhaarig, mittleren Alters, auf jeden Fall wirkt er forsch und er trägt einen kleinen Schmiss am linken Jochbein. Dies entstellt ihn aber nicht, ganz im Gegenteil, es lässt ihn sogar noch schneidiger wirken.
„Da hat mir der alte Bull Halsey aber nicht zuviel versprochen." Er lächelt Cathy an. „Ich kann mich ausserdem an die junge Dame erinnern, ich habe Sie bereits wohl beim Essenfassen ein paarmal gesehen. Fühlen Sie sich wohl an Bord?"
Cathx atmet tief durch und nickt dann: „Ja, ich fühle mich sehr wohl. Ich wollte schon immer..."
Dempsey unterbricht sie mit einem strahlenden Lächeln. „Bitte, keine unnötigen Floskeln. Ich weiss, was Sie hier arbeiten. Die Vereinigten Staaten von Amerika sind stolz auf ihre Frauen, die ihren Dienst leisten, während die Männer für das Land kämpfen, aber wer bitteschön putzt schon gern acht Stunden lang? Da wären Sie aber die Erste, junge Dame!" Er lacht wieder.
Cathy ist etwas verdutzt und lächelt dann etwas gequält. „Nun, ich..."
„Schon gut, schon gut. Falls Sie wirklich gern auf See sind, sie werden wohl noch herumkommen. Ausserdem sind wir noch nicht am Ziel unserer Reise. Noch sind Sie nicht wieder auf dem Festland. Sie werden also noch genug Seeluft schnuppern können." Er macht eine Atempause.
„Sie haben unter Feuer gestanden und verrichten trotzdem weiterhin tapfer ihren Dienst. Nicht mal einen Sanitäter haben Sie aufgesucht. Ihr Dienst ist ab heute gestrichen. Sie werden ab sofort bis zum Ende Ihrer Reise hier beim Zimmerdienst aushelfen. Eine zuverlässige Kraft ist gestern ausgefallen, Bruch des Fussgelenks. Sie müssen weniger Stunden arbeiten, verdienen mehr und Sie werden bei der nächsten Gelegenheit von Bord gehen. Wir werden Sie nach Hollywood bringen, wo nicht nur Filme für das Kino gedreht werden, sondern wo auch die Studios für die Vereinigten Staaten Werbefilme und Werbeplakate herstellen. Wir wollen Sie auf einem dieser Plakate sehen, als Musterbeispiel für eine junge und attraktive Amerikanerin, die zudem auch noch tapfer genug ist, dem Feuer der Japaner zu trotzen. Na, wie klingt das, junge Dame?" Er schaut Cathy neugierig an.
„Sir, ich... ich bin nicht sicher", antwortet Cathy. Sie war sich keinesfalls sicher, eher im Gegenteil. Das alles, bis auf das Angebot der neuen Arbeit, konnte nur Ärger mit sich bringen. Man würde sie erkennen. Niemals durfte sie auf einem Plakat landen und überall in den Staaten plakatiert werden. Das wäre wohl ihr Ende und identisch mit einer bundesweiten Grossfahndung nach ihr. Niemals durfte sie das zulassen.
Dempsey sah wohl die Skepsis in ihren Augen und legt nach: „Ich weiss, das alles klingt gerade furchtbar aufregend für ein junges Mädchen. Aber Sie werden es geniessen. Sie werden herumkommen, viel von Amerika sehen. Ich wette, Sie kennen bisher nur eine Farm in Arizona...", er denkt nach und sieht Cathy prüfend an, „...oder ein kleines Häuschen in Illinois." Dabei berücksichtigte er wohl Cathys blassen Teint. „Ja, natürlich, Sie waren jetzt auch schon auf dem Pazifik, aber hier gibt es doch dann eher weniger zu sehen, nur stinkende Matrosen und schmutzige Böden, die man jeden Tag wischen muss. Sie wollen sicher noch etwas erleben!" Er hörte sich euphorisch an und er würde wohl sehr verdutzt dreinblicken, wenn er wüsste, was Cathy in ihrem Leben schon alles gesehen hatte, vor allem von Amerika.
Sie kam eh kaum dazu, etwas zu erwidern und hatte sich so langsam daran gewöhnt. Sie nickt nur, lächelt und nickt wieder. Was sollte sie sonst tun? Sie lässt ihn reden, schaut ihm auf die Lippen und seine Worte werden zu einem Hintergrundrauschen. Sein Mund öffnete sich und schloss sich, wie bei einem Fisch. Seine Worte verloren nicht nur an Bedeutung, sie verlor seine Worte.
Soundtrack für diese Episode: Bing Crosby & Trudy Erwin - Oh, What A Beautiful Morning
Kapitel 4, Episode 9
von Alina am 13.11.2016 21:28„The Big E", Aircraft Carrier USS Enterprise, United States Navy
Rennell Islands, Solomon Islands, Pacific Ocean, 2000 miles northeast from Australia
31st of January, 1943, 1900 MT
Quelle des Bildes
Den weiteren Tag über hatte Cathy frei. Ihr Dienst würde erst morgen beginnen. Sie war wieder ein Zimmermädchen. Sie hatte es im Bewerbungsgespräch nicht angegeben, dass sie ein Zimmermädchen gewesen war. Sie sah auch so jung aus, dass man ihr eine langjährige Berufserfahrung sowieso nicht abgenommen hätte – da konnte sie es auch gleich sein lassen und sich nicht unnötig verdächtig machen. Es musste purer Zufall gewesen sein, dass sie wieder mit Aufgaben betraut wurde, in denen sie schon eine grosse Routine besass.
Sie ging an Deck mit Shawn spazieren. Shawn war erst nicht begeistert gewesen, das hatte sie ihm angesehen. Es ging wohl darum, dass er mittlerweile öfters auf Cathy angesprochen wurde und das dies nicht gerade freundlich und wohlwollend geschah, sondern mit Neid, Missgunst und Spott. Er war wohl vielen nicht Mann genug für ein Mädchen wie Cathy es war, das war der allgemeine Tenor. Aber er hatte dann doch zugestimmt; anscheinend war das Angebot doch zu verlockend.
Sie bleiben in der Nähe des Bugs stehen und schauen auf das Meer hinaus. Sie unterhielten sich heute eher wenig, es war bisher nur Small Talk gewesen. Aber Cathy störte das nicht, im Gegenteil, es war sogar in ihrem Sinne. Zuviel Schwere lag bereits wieder auf dieser Reise. Shawn wirkte ausserdem ein wenig abwesend. Vielleicht hatte er Sorgen und teilte sie nicht mit Cathy. Dies war ihr aber ganz recht, sie hatte schliesslich ihre eigenen Sorgen.
Shawn dreht den Kopf etwas und sieht Cathy aus den Augenwinkeln an. „Weisst du... Cathy... ich habe nachgedacht... nachgedacht über...", er bricht ab und atmet tief durch. Cathy sieht ihn nun auch aus den Augenwinkeln an. „Über was denn, Shawn?" Sie klingt so anders als er – nicht zögernd, sondern abgeklärter. Sie hätte sich die Frage sparen sollen, denn sie wollte es eigentlich gar nicht wissen, worüber er nachgedacht hatte und ausserdem konnte sie es sich schon denken. Aber sie wusste, dass es besser war, dass er es aussprach, denn dann würde sie reagieren können. Sie wusste, dass der Abend ihr Leben eher komplizierter machen würde, anstatt ihn leichter zu machen.
„Ich habe nachgedacht... über uns, Cathy." Nun dreht er sich zu ihr um und sieht sie an. In seinem Blick flackerte etwas Angst, sie kannte diesen Blick. „...über uns, und... ich, ich...", er bricht ab und schaut wieder aufs Meer hinaus. „Wenn ich könnte, dann... dann würde dich mit zu mir nach Hause nehmen, wenn... wenn dieser Krieg vorbei ist. Ich würde dir meine Heimat zeigen."
Cathy war sich sicher, dass er nicht vorgehabt hatte, im Konjunktiv zu sprechen, aber nun tat er es, bestimmt geschah es unbewusst. „Ich würde dir unsere Ranch zeigen. Wir haben Wildpferde, eine grosse Herde sogar. Es würde dir gefallen, Cathy." Er hatte rote Ohren und seine Stimme zitterte ein wenig. Er war dabei, sich in eine Art Rausch zu reden. Ausserdem konnte er jetzt nicht aufhören, denn er würde ein betretenes Schweigen nicht ertragen können. Also redet er weiter.
„Ich würde dir das alles zeigen. Ich würde mit dir ausreiten, wir würden ein Lager aufschlagen, wir würden Fleisch an einem Lagerfeuer braten und ich würde dich bitten, meine Frau zu werden. Ja, das würde ich tun." Er atmet aus und hört dann doch auf zu reden. Cathy bewunderte ihn etwas für diesen Abschluss.
Sie senkt kurz den Blick und atmet durch, dann sieht sie Shawn an. Sie lächelt leicht, auf ihre Weise und es ist ein echtes Lächeln. Ihre Grübchen sind zu sehen und es ist ein seltener Anblick, sogar für Shawn, bei dem sie entspannen konnte. Sie legt kurz ihre Hand auf die Wange des jungen Matrosen und er schluckt hart, denn ihm schiesst der Gedanke durch den Kopf, dass er es sein sollte, der dies bei Cathy tut.
„Ich werde bald von Bord gehen, Shawn. Admiral Halsey hat mit mir gesprochen und... ich soll auf eines dieser Plakate kommen. Ich werde nach Hollywood gehen und dort für die Streitkräfte Werbung machen. Ich werde endlich Hollywood sehen, ist das nicht toll?" Nun hatte sie sich selbst in einen kleinen Rausch geredet und erst als sie den Satz vollendet hatte und ihn Shawns traurige Augen sah, da wusste sie, dass er alles andere als begeistert sein konnte.
„Das... ist ja grossartig, Cathy. Hollywood... wow, das ist... echt grossartig." Natürlich konnte Cathy ihm ansehen, dass es gelogen war, auch wenn er sich anscheinend trotzdem für sie freuen konnte. Er machte seine Sache gut, er hielt sich tapfer. „Weisst du, ich... ich komme aus Wyoming. So weit ist das gar nicht. Wenn du genug von Hollywood hast, dann... hole ich dich." Er lächelt Cathy an und Cathy war seit langer, langer Zeit einmal wieder gerührt. Shawn war wirklich eine gute Wahl gewesen – als Freund an Bord.
Cathy sieht ihm tief in die Augen, senkt dann den Blick kurz und sagt leise: „Es tut mir leid, Shawn. Ich hätte mir sicher gern dein Ranch angesehen. Du bist ein guter... Mann." Sie hätte beinahe Junge gesagt, er kam ihr besonders in dem Moment so jung und naiv vor, trotz seiner loyalen und erwachsenen Art, mit ihrem Korb umzugehen. Shawn schluckt noch einen Kloss im Hals herunter und nickt wieder. Dann atmet er etwas befreit auf. Er lächelt, als Cathy sagt: „Lass uns etwas trinken und über deine Ranch reden. Erzähl mir von den Pferden, ja?" Sie nimmt seine Hand und dann machen sie sich auf den Rückweg.
Soundtrack für diese Episode: You'd Be So Nice To Come Home To
Kapitel 4, Episode 10
von Alina am 15.11.2016 01:00„The Big E", Aircraft Carrier USS Enterprise, United States Navy
Rennell Islands, Solomon Islands, Pacific Ocean, 2000 miles northeast from Australia
1st of February, 1943, 0800 MT
Quelle des Bildes
Ihr Dienst hatte bereits begonnen und die Arbeit war nicht ansatzweise miteinander vergleichbar. Sie wechselte die Bezüge der Kojen, Decken und Kissen und säuberte die Zimmer. Ihr Pensum war lächerlich gering im Gegensatz zu der teilweise harten Arbeit in der Putzkolonne. Sie konnte sich Zeit lassen und sie war nur zuständig für die Kojen der Führung des Schiffes, Halsey, Kapitän Hardison und Dempsey beispielsweise eingeschlossen. Sie sollte die Brücke putzen und hier und da etwas aufräumen. Die fusslahme Henrietta hatte ihr alles erklärt und sie darauf aufmerksam gemacht, dass man sehr wohl von ihr erwartete, dass sie ihre Arbeit gut machte, aber sie sollte dabei kaum auffallen. Wenn Stress auf der Brücke ausbrechen sollte, sollte sie sofort verschwinden. Niemand würde ihr Vorwürfe machen, dass sie nicht anständig Staub gewischt hätte. Cathy gefiel das und sie kannte diese diskrete Art zu arbeiten natürlich – wer, wenn nicht sie?
In der Nacht hatte sie von Joe geträumt und es hatte bestimmt an Shawn und seinem Antrag gelegen. Als sie in der Koje lag, hatte sie noch darüber nachgedacht und war wohl mit diesen Gedanken eingeschlafen. Joe war wirklich ihre einzige wahre Liebe in ihrem Leben gewesen und der Himmel wusste, warum das so war. Was war an Joe anders gewesen? Warum hatte er sich den Gesetzen widersetzt, nach denen Cathy sonst immer dachte und handelte? Sie wusste es noch immer nicht. Er war einfach da gewesen und sie hatte in seine Augen gesehen und gewusst, dass er es war. War das denn nicht auch der Traum eines jeden Mädchens?
Auch die Stimmen in ihrem Kopf hatten anscheinend nicht gewusst, wie sie mit Joe umgehen sollten. Cathy kannte die Regeln mittlerweile so gut, dass sie sie zu ihren Gunsten ausnutzen konnte. Sie schlief dann mit Joe, wenn sie sicher war, dass sie Stimmen leise waren, satt und zufrieden. Während die Stimmen ihre Seele streichelten, dann lag sie in Joes Armen und war sich fast sicher, dass es auf diese Weise lange gutgehen konnte. Es musste einfach gutgehen, sie liebte ihn doch.
Joe fragte so gut wie nie danach, warum Cathy so unregelmäßig mit ihm schlief. Er hatte selbst immer recht viel zu tun – er war ein vielbeschäftigter Mann, auch ausserhalb seines Jobs. Bestimmt machte er sich seine Gedanken, aber er belästigte Cathy nicht damit. Er nahm jede Minute, die Cathy für ihn entbehrte, wie ein Geschenk an und Cathy war ganz genauso. Es war schlimm für sie, wenn sie sich dieses kleine Zeitfenster geschaffen hatte und es klappte dann nicht. Dann lag sie einsam und weinend in ihrem Bett und trauerte der vertanen Chance hinterher.
Einmal war es vorgekommen, dass sie in weiser Voraussicht und nachdem sie das erste Mal auf diese Weise einsam gewesen war, ein Rendezvous mit ihm ausmachte, aber dann hatte es nicht geklappt mit der Erfüllung ihrer 'Aufgabe'. Sie hatte die Stimmen in ihrem Kopf nicht zufriedenstellen können und sie hatte sich natürlich trotzdem mit Joe getroffen. Sie fühlte sich allein, die Stimmen tobten und sie wollte sich die Ohren zuhalten und in seinen Armen liegen. Er hatte mit ihr schlafen wollen, aber sie hatte ihn schweren Herzens davon abhalten müssen und hatte mit ihrem Mund dafür gesorgt, dass er sein ursprüngliches Vorhaben aufgab und trotzdem befriedigt einschlief. Joe hatte sie etwas verblüfft angesehen, als sie ihn anblickte und dabei sein Samen in ihrem Mund schwamm. Sie hatte es konsequent zuende gebracht und ihm in die Augen gesehen, als sie ihn dann heruntergeschluckt hatte. Sicherlich war das Joe noch nie vorher passiert und auch für Cathy war es das erste Mal gewesen. Aber sie hatte Lust darauf gehabt und sein Lächeln hatte ihr gezeigt, dass er wohl ein Faible für ihre verdorbene Art hatte, die sie dann und wann an den Tag legte.
Er hatte ihr mal gesagt, dass er sie für ihre Unberechenbarkeit und ihre Art, ihn immer wieder überraschen zu können, liebte. Cathy hatte darüber gelächelt und nichts erwidert. Es war ihr nur recht, dass er es so positiv formulierte.
Sie war noch bis zum Sommer 1941 in New Orleans geblieben und hatte noch bis zum Jahre 1940 im Monteleone gearbeitet. So lange hatte sie es noch nie in einem Hause ausgehalten. Aber es war ein grosser Fehler gewesen und sie konnte es kaum glauben, dass sie so dumm gewesen war. Sicher war ihre Sentimentalität wegen Joe daran schuld gewesen. Sie hatte glücklich sein wollen und sie war es gewesen, eine lange Zeit. Doch die Fragen häuften sich, was das Geheimnis ihrer Jugend wäre; was sie nehmen würde, damit ihre Haut so jung und schön bliebe; warum sie immer noch wie Anfang 20 aussah. Ihr gingen die Ausreden aus und auch Joe stellte sich diese Fragen. Sie sah es in seinen Augen, wenn er nach dem Akt neben ihr lag und sie sich minutenlang nur anblickten.
Sie hatte im Herbst 1940 gekündigt und hatte bei Joe gewohnt. Geld hatte sie wohl genug und Joe hatte niemals gefragt, warum sie sich fast alles leisten konnte, was sie wollte. Aber ihr Glück hatte nicht lange angehalten. Es war diese Stadt, die sie verlassen musste. Es ging nicht nur um das Hotel. Es ging auch um Joe und diese verdammte Stadt, in der sie sich so lange so wohl gefühlt hatte und die ihr jetzt wie ein viel zu kleines Gefängnis vorkam.
Im Sommer 1941 passierte es dann. Joe hatte mit ihr reden wollen und hatte ihr dann gesagt, dass er todkrank sei. Er leide an Krebs, sagte er Cathy. Schon seit geraumer Zeit würde er manchmal Blut husten und weil ihn das so gestört habe, hatte er einen Doc in der Stadt besucht, der dann die erforderlichen Untersuchungen vorgenommen hatte. Cathy hatte sich daran erinnert, dass Joe öfters gehustet hatte, aber da er Raucher war, hatte sie es immer darauf geschoben.
Sie war geschockt gewesen und sie schob sich selbst die Schuld zu. Sicher hatte sie nicht aufgepasst. Irgendwann hatte sie einen Fehler gemacht und nun war er dem Tode geweiht. Sie hatte sich die Augen aus dem Kopf geweint, als er auf die Arbeit gegangen war.
Drei Tage später hatte sie ihn dann verlassen. Sie war nachts gegangen, hatte nur einen Koffer mit genommen, wie immer. Es war ein Samstag gewesen und sie hatte stundenlang mit ihm geschlafen. Es war ihm zwar komisch vorgekommen, vor allem hatte er sich gewundert, dass sie ihn erst gelockt hatte und ihn dann vor sich selbst gewarnt hatte. Aber sie trieb dieses Spielchen nicht den ganzen Abend und schlief dann später über Stunden immer wieder mit ihm. Er hatte es dankbar angenommen und natürlich dem Zustand zugeschrieben, dass sie ihm sein verbleibendes Leben versüssen wollte. Dabei wollte es Cathy eher verkürzen.
Sie betete währenddessen immer wieder, die Stimmen mögen sich erbarmen und sich diesen Mann so schnell wie möglich holen. Joe war ein guter Mann gewesen und er hatte es nicht verdient zu leiden. Sie war sehr spät in der Nacht gegangen und hatte morgens den ersten Bus genommen, der sie raus aus der Stadt brachte, Richtung Westen. Sie liess sich einige Tage treiben – zurück nach Baton Rouge, welches sie schon kannte, dann über Lafayette und Beaumont nach Houston, Texas. Und dort hatte sie dann Jules kennengelernt, der es so vortrefflich verstand, sie auf andere Gedanken zu bringen.
Soundtrack für diese Episode: Harry James with Helen Forrest - I Don't Want to Walk Without You
Kapitel 4, Episode 11
von Alina am 16.11.2016 02:18„The Big E", Aircraft Carrier USS Enterprise, United States Navy
Rennell Islands, Solomon Islands, Pacific Ocean, 2000 miles northeast from Australia
4th of February, 1943, 2200 MT
Quelle des Bildes
Cathy hatte viel Zeit mit Dempsey verbracht. Er hatte ihr von Hollywood erzählt. Das Plakat, auf welches hin sich Cathy im nächstgelegenen National Service Office vorgestellt hatte, war genau dort produziert worden, wo er Cathy nun hinbringen sollte. Auch das berühmteste Bild von 'Rosie – The Riveter' war dort hergestellt worden. Cathy hörte immer aufmerksam zu. Es war keineswegs verschwendete Zeit. Sie hörte gerne die bunten und aufregenden Geschichten, die Dempsey zu erzählen hatte. Sie wollte nach Hollywood gehen – nur nicht jetzt und nicht mit ihm, aber das behielt sie für sich.
Er interessierte sich auch nicht wirklich für sie, das hatte Cathy schon längst gemerkt. Aber er erwartete eine gewisse Dankbarkeit von ihr. Auch wenn die Idee für Cathys neuen Einsatz von 'Bull Halsey', wie er von allen in Abwesenheit genannt wurde, stammte, so investierte er doch deutlich mehr in die Vorbereitung von Cathy auf ihre neue Tätigkeit. Er würde sie begleiten, obwohl er doch soviel zu tun hatte. Er würde persönlich dafür sorgen, dass es Cathy an nichts mangelte und sie sich in Hollywood zurechtfinden würde. Und wer weiss – vielleicht fand sich sogar ein weiteres Engagement für Cathy, wenn sie ihre Arbeit, frisch und frei von Sorgen, gut machte? Mit all diesen Versprechungen lockte er sie und dabei sah sie in seinen Augen, was er eigentlich wirklich von ihr wollte.
Während dieser Stunden war in ihr schnell eine Idee gereift, wie sie sich Dempsey entledigen konnte. Dempsey war anscheinend der Einzige an Bord, der mit diesen Aufgaben betraut war und wenn er nicht mehr unter den Lebenden weilte, dann würde man Cathy sicher allein auf die Reise schicken und es wäre sehr viel leichter, unterwegs 'verloren zu gehen'. Denn das würde sie tun: verloren gehen. Sie würde nie in Hollywood ankommen und 'Cathy O'Donovan' war seit Halseys Ankündigung schon wieder Geschichte. Sie würde sich anders nennen müssen. Vielleicht würde sie sich 'Conrad' nennen und so Joe ehren, dessen Frau sie gern geworden wäre.
Und nun lag sie unter ihm und liess sich von ihm nehmen. Das hatte Dempsey schon die ganze Zeit gewollt und sie wusste, dass er diese Freuden nun so lange erwarten würde, bis sie in Hollywood angekommen wären. Doch Cathy dachte gar nicht daran. Sie hatte die Situation eskalieren lassen, mit den Locken ihres Haares gespielt, ihn angelächelt und ihn zurückgestossen, wenn er darauf einging. Dies hatte sie nicht einmal getan, auch nicht zweimal, sondern dreimal. Und dann lagen seine Nerven blank und er verstand die Welt nicht mehr. Dann hatte Cathy endlich ein Einsehen gehabt.
Er stösst sie hart und verausgabt sich. Cathy zweifelte daran, dass sie die Einzige war, mit der Dempsey geschlafen hatte, seit die USS Enterprise einen sicheren Hafen verlassen hatte; dafür war er zu extrovertiert und von sich eingenommen. Aber er hatte es nötig, bitter nötig sogar. Auch Cathy hatte es nötig. Seit Sergio waren zwar noch nicht allzuviele Tage vergangen, aber die Stimmen frohlockten und schienen in ihrem Kopf ein Freudenfest zu veranstalten. Es kamen gleich mehrere gute Gründe zusammen, dass Cathy sich darauf eingelassen hatte.
Nachdem Dempsey gekommen war, wusste Cathy, dass er ein Perversling war. Er war nicht grob zu ihr gewesen, aber er hatte Dinge von ihr gewollt, die ihr fremd vorgekommen waren. Sie war alles andere als eine Unschuld vom Lande, aber von Dempsey konnte sie trotzdem noch etwas lernen. Er hatte immer wieder auf ihren Po geschlagen, als er hinter ihr kniete und sie so nahm. Ihr Po brannte wie Feuer und man sah seine Handabdrücke. Dabei hatte er gestöhnt, sodass sie davon ausging, dass er dabei sehr viel Lust empfand. Sie konnte sich daran erinnern, dass ihre Liebhaber ab und zu gern mal fest zugegriffen hatten, dann und wann hatte es sogar mal leise geklatscht, aber niemand hatte sie wiederholt und fest auf den Po geschlagen. Das Verrückte an der Sache war, dass es ihr eigentlich ganz gut gefiel – nur sollte es nicht Dempsey sein, der so etwas tat.
Und dann hatte er den Bogen überspannt. Er hatte sein Glied an ihrem Schliessmuskel angesetzt und hatte allen Ernstes vorgehabt, in ihren Anus einzudringen. Sie hatte eine Hand nach hinten ausgestreckt und ihn etwas weggestossen. Sie hatte ihn angesehen und den Kopf geschüttelt. Dempsey hatte zurückgeschaut und nur gelächelt. 'Eines Tages, sogar schon bald, werde ich das wieder versuchen', sagte sein Blick. Würde er nicht – jedenfalls nicht, wenn es nach Cathy ging.
Er hatte dann sein Sperma auf ihren Rücken gespritzt und es dort verrieben. Sie hatte das starke Bedürfnis, richtig zu baden. Immerhin standen ihr hier sauberere Duschen zur Verfügung, als in ihrem alten Wohn- und Schlafbereich. Und nun tätschelt er die Seite ihres schweissnassen Körpers, wie bei einem Stute, welche brav genug war, ihn nicht abzuwerfen, obwohl er ihr die Sporen gegeben hatte. Cathy lässt den Kopf sinken – geschafft! Alles weitere würden 'sie' regeln, die Stimmen. Wie immer.
Soundtrack für diese Episode: The Mills Brothers - Caravan
Kapitel 4, Episode 12
von Alina am 17.11.2016 00:16„The Big E", Aircraft Carrier USS Enterprise, United States Navy
Rennell Islands, Solomon Islands, Pacific Ocean, 2000 miles northeast from Australia
15th of February, 1943, 1815 MT
Quelle des Bildes (bearbeitet von Alina)
Seitdem Cathy nicht mehr in der Putzkolonne arbeitete, sah Shawn sie nur noch selten. Er bedauerte das zutiefst, aber auch Cathy bedauerte es aufrichtig. Sie fühlte sich immer wohl bei Shawn. Sie erzählte Shawn nicht viel von Dempsey, er wäre sowieso nur eifersüchtig gewesen. Es war besser, die Flamme klein zu halten.
Aber Shawn wusste, wem er das zu verdanken hatte, dass er Cathy nicht mehr sah. Für Dempsey existierte er gar nicht – niemals würde sich so ein Schnösel wie Dempsey über einen Jungen wie ihn Gedanken machen. Kerle wie er schnappten sich so ein Mädchen wie Cathy einfach, während er abblitzte und wieder einsam war. Cathy war das Beste, was ihm bisher in seinem ganzen Leben passiert war. Shawn war nicht gewillt, dass so einfach hinzunehmen.
Noch dazu kam, dass Cathy nicht besonders gut über Dempsey sprach, wenn er sich mit ihr unterhielt. Sie schien Dempsey selbst nicht zu mögen. Es war Zeit, ihn ihr zumindest für eine Zeitlang vom Hals zu halten. Eine offene Auseinandersetzung scheute Shawn. Das war nicht klug, es war schlecht für die Moral der Truppe, wenn sich die Soldaten oder Besatzungsmitglieder an die eigenen Hälse gingen und es wurde zudem auch hart bestraft, besonders an Bord eines Schiffes der US-Navy. Ausserdem würde er wohl auch den Kürzeren ziehen.
Er hatte sich bei Cathy selbst eingeladen und es hatte sogar drei Tage gedauert, bis sie ihm einen Besuch einräumte. Allein das hatte Shawn schon innerlich aufgeregt. Was tat Cathy denn abends und nachts? Schlief sie etwa bei diesem Halunken? Er hatte den Abend bei ihr verbracht, sie hatten sich gut und lange unterhalten und er hatte Cathys Generalschlüssel für die Kajüten ihres neuen Arbeitsbereichs entwendet. Er würde sie nicht behalten, nur ausborgen. Er wusste genau, wo sie waren, denn Cathy spielte dauernd mit dem Bund und steckte ihn dann immer in eine Seitentasche ihrer Arbeitsschürze. Das hatte sie mit dem alten Bund schon so getan und mit dem Neuen war es genauso. Er hatte eine Unachtsamkeit von Cathy genutzt, als diese kurz auf die Toilette musste. Er hatte in die Tasche der abgelegten Schürze gegriffen und sich den Schlüsselbund so gesichert. Er würde ihn ihr später, spätestens morgen früh, wiedergeben und ihr sagen, dass er die Schlüssel gefunden hätte.
Spät am Abend verabschiedete er sich und schlich zu Dempseys Kajüte. Er war sich sicher, dass Dempsey nicht da war und er lag richtig. Kein Laut drang durch die Tür. Dempsey spielte sicher wieder Karten mit anderen hochrangigen Offizieren an Bord. Die Chance, dass dies heute auch so war, war hoch gewesen. Er suchte eine Trinkflasche mit Wasser, schraubte sie auf und schüttete den Inhalt eines kleines Papierbeutelchens hinein. Das Pulver löste sich sofort auf und das Wasser blieb farblos. Es war ein Abführmittel, welches er sich beim Schiffsarzt bereits vor Tagen besorgt hatte und welches dafür sorgen sollte, dass sich dieser Knilch die Seele aus dem Leib scheissen sollte.
Dann schlich Shawn wieder davon und er klopfte nochmal bei Cathy, die tatsächlich noch wach war. Er gab ihr den Schlüssel und erzählte ihr, dass er ihn vor ihrer Tür in einer dunklen Ecke gefunden hatte. Er war anscheinend aus ihrer Schürze gerutscht. Die Verspätung erklärte er damit, dass er erst zu seiner Kajüte gegangen war und Cathy den Schlüssel eigentlich morgen geben wollte, aber dann hatte er es sich doch anders überlegt. Er hatte gedacht, dass Cathy sicher krank vor Sorge würde, wenn sie ihn morgen früh nicht gleich fände. Cathy hatte gelächelt, sich überschwenglich bedankt und ihm sogar artig einen Kuss auf die Wange gegeben!
Und jetzt liegt er zufrieden in seiner Koje und fährt vorsichtig mit der Fingerkuppe des Zeigefingers über seine Wange. Es fühlte sich nicht falsch an, was er getan hatte. Was dieser Schuft Dempsey tat, das war falsch! Ein Mädchen wie Cathy gehörte nicht in nach Hollywood, das Babylon Amerikas. Er schliesst die Augen und legt sich die Fingerkuppe auf seine Lippen. Er bildet sich ein, Cathys Kuss schmecken zu können, nur eine winzige Nuance eines Hauchs. Dann versucht er zu schlafen und er betet darum, von Cathy träumen zu dürfen.
Soundtrack für diese Episode: Django Reinhardt - Belleville
Kapitel 4, Episode 13
von Alina am 18.11.2016 04:13„The Big E", Aircraft Carrier USS Enterprise, United States Navy
Rennell Islands, Solomon Islands, Pacific Ocean, 2000 miles northeast from Australia
4th of March, 1943, 2030 MT
Quelle des Bildes
Dempsey war heute früh in der Nacht gestorben. Cathy hatte es am späten Morgen erfahren. Jemand dachte wohl, dass es sie interessieren würde. Natürlich interessierte es sie auf eine gewisse Weise, denn nun machte sie sich bedeutend weniger Sorgen um ihre Zukunft. Ohne Dempsey würden sie sie wohl auch nach Hollywood schicken, aber nun war es bedeutend leichter, sich zwischendurch abzusetzen. Dempsey war so vernarrt in sie gewesen, dass er ihr das Leben schwer gemacht hätte.
Er hatte furchtbar ausgesehen, er hatte noch vor drei Tagen nach Cathy verlangt. Sie musste ihn besuchen in seiner Kajüte. Es stank leicht nach Fäkalien, der warme und stechende Geruch einer erst akuten, aber dann doch immer chronischer werdenden Diarrhoe lag schwer in dem kleinen, fensterlosen Raum und hatte sich dort festgesetzt. Dempsey nahm das sicher gar nicht mehr wahr oder war bereits schon verwirrt, sonst hätte er wohl den Stolz besessen, nicht nach einem Mädchen zu rufen, dessen Sehnsucht er so gern wecken wollte.
Er hatte fast nur wirres Zeug gestammelt. Es war ihr und einem anwesenden Sanitäter peinlich gewesen. Er hatte von Hollywood gefaselt und dass er Cathy glücklich machen würde. Er lag wohl schon im Sterben, aber so richtig konnte es ausser Cathy niemand glauben, dass er bald tot sein würde. Er hatte Durchfall und er erbrach sich immer wieder, aber es gab sonst keine ähnlichen Krankheiten an Bord. Es gab ja auch keine anderen Menschen, die man hier traf und bei denen man sich irgendetwas einfangen konnte. Es war wie verhext.
Nun war Dempsey an Entkräftung und wohl auch an Dehydratation gestorben. Er hatte nichts bei sich behalten, nicht mal Wasser. Er war anscheinend bei lebendigem Leibe verhungert und verdurstet. Ja, das passierte, wenn man zu gierig war, dachte Cathy und erinnerte sich an die wenigen, doch immerhin noch sehr präsenten Nächte mit Dempsey. Ihr gefiel die Vorstellung, dass er sich im übertragenen Sinne bei ihr geholt haben konnte, was ihn nun umgebracht hatte. Er war ein schlechter Mensch gewesen und er würde der Welt nicht fehlen.
Sie hatte sich heute Abend entschieden, nicht allein sein zu wollen. Sie sass mit Shawn in einem Gemeinschaftsraum und hatte ihm erlaubt, einen Arm um sie zu legen. Seit sie 'das Zimmermädchen' für die Admiralität war und Dempsey so viel erlauben musste, fühlte sie sich unangreifbar. Niemand würde ihr sagen dürfen, in wessen Armen sie nun entspannte. Oder galten für Dempsey dahingehend andere Gesetze wie für jeden anderen Matrosen? Sie wusste, dass sie niemand darauf ansprechen würde. Sie hatte die besseren Argumente.
Shawn scheint nicht bester Laune zu sein. Er wirkte schon die ganze Zeit abwesend und in Gedanken versunken. Cathy seufzt und legt den Kopf an seine Schulter.
„Was ist mir dir, Shawn? Du siehst so... traurig aus. Es hat doch nichts mit diesem Dempsey zu tun, oder?" Ihr wäre es schleierhaft, wenn dem so wäre. War Shawn etwa so sentimental?
Shawn antwortet nicht und das macht Cathy erst recht stutzig. Sie flüstert nochmal seinen Namen.
Shawn nickt nur. Cathy zieht die Stirn in Falten und dreht den Kopf zu ihm und schaut ihn mit grossen Augen an.
„Menschen sterben, Shawn. Es ist Krieg. Hast du das vergessen? Die Chicago... sie ist..." Weiter kommt sie nicht, denn Shawn unterbricht sie. „Es ist meine Schuld, weisst du? Ich habe ihn getötet!"
Cathy starrt ihn an, als wäre er verrückt geworden.
„Ich bin in seine Kajüte geschlichen und habe ihm Abführmittel ins Wasser getan. Daran ist er jetzt gestorben. Ich bin ein Mörder, Cathy!"
Cathy blickt ihn völlig entgeistert an. „Das ist nicht dein Ernst, oder?"
Shawn senkt den Blick und hält sich eine Hand vor das Gesicht und beginnt zu weinen. Der einzige Besucher ausser Cathy und Shawn am anderen Ende des Raumes schaut kurz zu ihnen herüber und verschwindet dann schnell.
„Ich werde mich stellen. Ich werde es melden. Es tut mir so leid, Cathy. Ich weiss, dass es unentschuldbar ist." Cathy streichelt seinen Kopf.
„Aber Shawn... das ist doch totaler Quatsch! Du hast Dempsey nicht getötet. Auf keinen Fall warst du das!" Sie hätte Shawn nicht erzählen sollen, woran Dempsey gestorben war. Jetzt hatte sie das nächste Problem. „Er hatte eine Lebensmittelvergiftung oder eine bösartige Entzündung. Ich habe gehört, wie der Doc so etwas sagte. Shawn! Das ist nicht dein Ernst, oder? Du hast nichts damit zu tun, glaub' mir das!"
Shawn war verwirrt. Cathy schien gar kein Problem damit zu haben, dass er die Sache mit dem Abführmittel erzählt hatte. Dabei war das doch das schlimmste Problem. Er hatte Cathys Vertrauen missbraucht, sie sogar damit in einen Mordfall hineingezogen. Besonders dies würde er sich selbst niemals verzeihen, selbst nach zwanzig Jahren Zuchthaus nicht. Aber er spürte Cathys Nähe, ihren Mund an seinem Ohr und sie sprach leise Worte zu ihm, die er so gern glauben wollte. Aber sein Vergehen war zu weitreichend, sein Verrat zu schwer, als dass er ihren Worten glauben konnte.
Cathy muss ihn trösten, denn er weint hemmungslos. So wie er redete und wirkte, ging er davon aus, dass sein Leben vorbei war. Er war untröstlich und dachte wohl wirklich, dass er nun lebenslang im Zuchthaus sitzen müsste – oder gar Schlimmeres. Cathy schaut sich immer wieder unsicher um. Ein weiterer Matrose hatte den Raum kurz betreten, seinen jungen Kameraden schluchzen gehört und die besorgte Cathy bei ihm sitzen sehen und er wusste, dass er er hier sicher nicht erwünscht war. Auch er verlässt den Raum wieder schnell. Cathy bleibt bei Shawn sitzen, solange er es braucht.
Nach einigen Minuten ist Shawn wieder bei sich. Cathy lächelt ihn an und flüstert: „Ich gehe mit dir nach Wyoming. Ich werde mir deine Farm ansehen und dann..." Sie lächelt und ihr Lächeln verspricht einem jungen Matrosen eine ganze Menge. Sie musste nicht weiterreden.
Einen kleinen Moment lächelt Shawn gequält und in seinen Gedanken sieht er sich auf die Ranch zureiten. Cathy würde das schönste Mädchen auf tausend Meilen sein. Doch dann ziehen dunkle Wolken auf. Er selbst hatte sich diese Möglichkeit zerstört, er allein.
„Ich werde es melden. Die Navy soll über mich richten. Und Gott soll über mich richten. Ich bin...", er sieht Cathy skeptisch an, „...wahrscheinlich für den Tod eines Menschen verantwortlich. Ich muss mich dem Gericht stellen und wenn sie mich freisprechen, dann... nehme ich dich mit, Cathy." Er schaut sie an und seine Lippen beben. Er war mit den Nerven am Ende. Cathy wusste, dass sie ihn nicht von ihrer Lüge überzeugen konnte. Warum war Shawn nur so verdammt vernünftig?
Soundtrack für diese Episode: Dinah Shore - Murder, He Says
Kapitel 4, Episode 14
von Alina am 19.11.2016 04:12„The Big E", Aircraft Carrier USS Enterprise, United States Navy
Rennell Islands, Solomon Islands, Pacific Ocean, 2000 miles northeast from Australia
4th of March, 1943, 2300 MT
Quelle des Bildes
In langsamen, schlängelnden, sanft-wellenförmigen Bewegungen reitet Cathy auf Shawns Schoss. Sie stöhnt ganz leise und beugt sich immer wieder ganz zu ihm herunter, küsst seinen Mund oder schliesst ihre Lippen um seine Brustwarze und saugt sanft daran. Er sollte erst gar nicht auf die Idee kommen, zu protestieren. Sie hatte ihn völlig überrascht.
Nach dem ernsten Gespräch im Gemeinschaftsraum hatte Shawn zu Bett gehen wollen, aber Cathy hatte ihn überredet, noch einen warmen Tee bei ihr zu trinken. Sie hatte nun eine eigene Kajüte, ein echter Luxus. Dort hatte sie dann angefangen, ihn unsittlich zu berühren. Sie hatte nicht gelächelt dabei und so den herrschenden Ernst der Lage heruntergespielt, sondern sie hatte es als Trost verpackt. Und als Shawn endlich darauf ansprang und die Berührungen erwiderte, da liess sie ihn nochmal zappeln und bitten. Sie flüsterte, dass es vielleicht doch keine gute Idee war. Wie sehr sie das hasste. Shawn war leider zu sehr Gentleman, um sich nicht abweisen zu lassen. Und so musste Cathy wieder umschwenken und ihn locken. Was für ein furchtbares Spiel sie spielen musste, furchtbar für beide.
Nach dem dritten Mal, als Shawn schon fast die Nerven verloren hatte und sich schon anschickte zu gehen, da konnte sie endlich tun, was sie tun musste und was auch nötig war. Sie drückte ihn sanft auf ihre Koje und kletterte auf ihn. Und in dieser Position würden sie auch bleiben, denn dann konnte er nicht einfach weglaufen.
Sie sieht in seine Augen und sieht einen Shawn, der es wohl schafft, für den Moment seine Sorgen und seine Bedenken zu vergessen. Ausserdem musste er wohl sein Zögern beim letzten Mal doch sehr bereut haben. Er starrt Cathy an und schwebt offensichtlich im siebten Himmel. Zu weich und warm ist sie, ein enger und feuchter Traum, der ihn fest umschliesst. Besser als alle Phantasien, die er bisher hatte. Ja, Cathy war sein erstes Mädchen, aber ausser ihr würde es niemand erfahren.
Für Cathy ist es ebenfalls keine Routine. Sie mochte Shawn und sie würde ihm das Verlassen dieser Welt so angenehm wie möglich gestalten. Es war sowieso nur nötig, weil Shawn so stur und so verdammt anständig war! Cathy war mittlerweile ein neuer Zusammenhang klar geworden. Je intensiver es war und je emotionaler sie war, umso schneller geschah es. Umso schneller gerieten die Dinge in Gang und das Unvermeidliche geschah. Es war keine feste Regel, aber vieles deutete darauf hin. Es hatte sie in Houston etwas Geld und viel Mühe gekostet, das Todesdatum von Joe in Erfahrung zu bringen, aber er hatte nicht lange leiden müssen. Er war noch am gleichen Tag gestorben, etwas schnell für die sogar düstere Prognose von Joes Arzt.
Bei Shawn musste es ebenfalls schnell gehen. Sie betete währenddessen die ganze Zeit dafür und liess auch nicht aus, dass es hier darum ging, dass sie ungeschoren von diesem Schiff kam. Sonst würde sie wohl niemanden mehr auf die Reise schicken können. Noch dazu kam, dass sie Shawn mochte, sehr sogar. Es war eine Schande, eine ganz grosse Schande.
„Komm... komm endlich, Shawn", keucht Cathy leise in sein Ohr. Sie beisst sanft hinein und spielt mit ihrer Zunge daran, küsst ihn dann dort. Immer wieder schiebt sie ihr Becken vor und zurück, spannt ihre Muskeln an und packt seine Männlichkeit so nur umso fester. Shawn stöhnt schon fast verzweifelt, aber er kommt nicht. Anscheinend war sein Kopf doch nicht so frei, wie sich beide gewünscht hatten.
Sie gönnt ihm eine kleine Pause und dann kommt er über sie. Sie waren bereits zu weit gegangen, um noch umkehren zu können. Shawn presst die Lippen aufeinander. Er würde sich nicht nochmal vorwerfen, Cathy weggeschickt zu haben. Und vielleicht überzeugte er sie und sie wartete auf ihn. Cathys Schoss empfängt ihn wieder, feucht und warm. Sie schlingt ihre Arme um ihn und sie küssen sich, während er nun beginnt und immer schneller wird. Er spürt, dass er keine übergrosse Vorsicht walten lassen muss. Cathy war erfahren, zumindest erfahrener als er und ihr Blick, ihr Schoss forderten ihn ein. Er findet schnell einen Rhythmus und kommt recht schnell in ihr. Cathy schliesst erleichtert die Augen. 'Schlaf gut, Shawn', denkt sie.
Soundtrack für diese Episode: Dick Haymes - In My Arms
Kapitel 4, Episode 15
von Alina am 19.11.2016 20:03„The Big E", Aircraft Carrier USS Enterprise, United States Navy
Rennell Islands, Solomon Islands, Pacific Ocean, 2000 miles northeast from Australia
7th of March, 1943, 1100 MT
Quelle des Bildes (bearbeitet von Alina)
Es war ein Fehler gewesen, Shawn nach dem Akt bei ihr schlafen zu lassen. Einerseits hatte sie gehofft, dass es schnell ging mit ihm – andererseits hatte sie nicht damit gerechnet, dass es so schnell gehen würde. Shawns Herz hatte noch in der gleichen Nacht aufgehört zu schlagen, Cathy war nicht mal wachgeworden. Sie wachte neben einem immer noch bettwarmen, aber doch seltsam kalten Leichnam von Shawn auf.
Es ging kein Weg daran vorbei, dass sie es melden musste. Shawn wurde abgeholt und Cathy wurde gebeten, den Masters-At-Arms, der auf dem Schiff stationierten Einheit der Militärpolizei, zu folgen. Sie würde eine Aussage abgeben müssen.
Leider war es dabei nicht geblieben. Die Ermittler waren schnell verdutzt über die Tatsache gewesen, dass es bereits zwei Todesfälle in Cathys unmittelbarem Bekanntenkreis gegeben hatte. Natürlich wussten einige, dass sie mit Shawn befreundet war, aber diese Sache wurde nun erst zu einem richtigen Problem, weil er tot bei ihr aufgefunden worden war. So wurde aus der Aussage schnell eine zeitlich begrenzte Untersuchungshaft.
Schon einen Tag später hatten die Ermittler herausgefunden, dass Shawn Abführmittel verschrieben bekommen hatte. Er hatte fälschlicherweise angegeben, dass er Verstopfung hatte. Schnell zählten sie Eins und Eins zusammen und suchten eine Erklärung dafür, wie das Abführmittel von Shawn zu Dempsey gekommen war. Dort hatte man nämlich ein Stück abgerissenes Papier des Beutelchens gefunden. Cathy war momentan die Einzige, die ausser Dempsey einen Schlüssel zu dessen Quartier besass. Nur sie konnte es gewesen sein, die das Mittel in Dempseys Zimmer gebracht hatte. Man rätselte natürlich noch über Cathys Motiv, aber auch dort wurde man fündig. Cathy hatte sich mit einer Bekannten aus der Putzkolonne darüber unterhalten, dass Dempsey mit ihr schlief und dass er unschöne Dinge von ihr verlangte. Darüber ärgerte sich Cathy am meisten. Sie wusste doch, dass man anderen Frauen nicht trauen konnte! Und diese Helen war nicht mal eine richtige Freundin! Sie hatte doch nur mal ein wenig plaudern wollen. So ein Miststück!
Shawns Tod war dann das letzte Puzzlestück gewesen. Entweder musste er sterben, weil er zuviel wusste, oder er hatte herausgefunden, was Cathy mit dem Abführmittel angestellt hatte. Vielleicht hatte er auspacken wollen und hatte ihr gedroht. Dann hatte Cathy rot gesehen und ihn, auf welche Weise auch immer, vielleicht mit einem Kissen erstickt, zu Tode gebracht. So musste es gewesen sein. Auf jeden Fall reichten die Indizien, um Cathy in den Bunker zu stecken, dieses Mal sogar zeitlich unbefristet. Sie hatte auf jeden Fall etwas zu verbergen. Nur über das Ausmaß, über das musste man sich erst noch einig werden.
Und nun sitzt sie in einem kleinen, fensterlosen Raum. Dies war also der Bunker, von dem Sergio geredet hatte. Cathy fragte sich, ob jemals eine Frau in einem solchen Schiffsgefängnis gesessen hatte. Sie zweifelte und auf dieser Fahrt war sie wohl garantiert die Erste. Nun war es endlich soweit. Man würde ihr auf die Schliche kommen und sie zur Verantwortung ziehen.
Cathy starrt auf ihre Hände und verfolgt den Weg der blass-blauen Venen, die sich deutlich abzeichnen. In ihrem Kopf war es still – absolut still. War dies das Ende? Waren die Stimmen weitergezogen, weil sie nun am Ende ihres eigenen Weges war? Sie zweifelte nicht daran, dass die Stimmen so opportunistisch und grausam sein konnten. Sie war nur ein Werkzeug, das wusste sie. Bisher hatte sie nicht eine Träne vergossen, obwohl sie seit achtundvierzig Stunden in diesem Loch sass. Doch nun vergräbt sie das Gesicht in ihren Händen und weint. Sie weint so bitterlich, dass sie am ganzen Körper zu zittern beginnt.
ASU
Sountrack für diese Episode: Harry James - I Heard You Cried Last Night
Ausblick auf das fünfte Kapitel
von Alina am 03.03.2017 18:51Ich möchte euch einen kleinen Ausblick auf das fünfte Kapitel geben. Ich fange heute damit an, es zu veröffentlichen. Nähere Informationen könnt ihr in meinem Blog lesen.
„Wen haben wir denn da?“, fragt die Stimme auch und sie gehört dem gleichen Mann, der eben auch gepfiffen hat, als Cathy hinter der Theke verschwand. Cathy nimmt den Barmann gar nicht wahr, der die Szene interessiert beobachtet und schmunzelt. Alle Frauen reagieren so, wenn sie ihn sehen, den neuen Stern am Hollywood-Himmel. Cathy schluckt und bringt noch gerade ein heiseres „Guten Abend, Mister“ hervor. Sie sieht einem Mann in die Augen, dessen letzten Film sie erst vor ein paar Wochen im Kino gesehen hatte und von dem sie so begeistert gewesen war, dass sie den ganzen Weg zum Hotel zurück wie ein Teenager von ihm geschwärmt hatte. Aber es ging nicht nur ihr so, sondern auch den anderen Mädchen, mit denen sie ins Kino gegangen war. Alle liebten ihn, für die Jungen war er ein Idol und für die Mädchen ein Sex-Symbol, wenn man in den 1950er Jahren schon davon sprechen konnte.
Ich wünsche euch viel Spass mit dem fünften Kapitel und ich wünsche euch auch ein schönes Wochenende!
Kapitel 5 - Hollywood
von Alina am 03.03.2017 19:08Hotel Hollywood, 6801 Hollywood Blvd, Hollywood, Los Angeles, California
21st of July, 1955
Soundtrack für diese Episode: Fats Domino - Ain't that a shame
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5. Mr. Bacon
Als das Röhren des Staubsaugers verklingt, schaut sich Cathy um und nickt zufrieden. Wieder war ein Zimmer geschafft. Das andere Mädchen im Nebenraum würde nochmal feucht wischen, aber Cathy ist nun fertig. Sie atmet durch, sieht sich um und packt den Staubsauger zusammen. Als sie den Raum verlässt, sieht sie am Ende des Ganges einen Gast auf sie zueilen. Sie senkt kurz den Blick und räuspert sich. Dann sieht sie wieder auf und in der Zwischenzeit ist der Mann bei ihr angekommen. Sie kennt ihn bereits schon – es ist Mr. Bacon, Mister Lloyd Bacon, ein bekannter Regisseur in der Stadt.
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Bacon war stets korrekt gewesen, auch wenn seine Blicke sich natürlich nicht von den anderen Blicken männlicher Gäste unterschieden. Er hatte immer wieder mal mit ihr geflirtet – falls er gute Laune hatte, aber er hatte niemals etwas Anzügliches gesagt oder sie unsittlich berührt. Cathy schätzte das, denn ihre Einstellung gegenüber Prominenten hatte sich nicht geändert: keine toten Prominenten – das bedeutete keine grosse Aufmerksamkeit und daher keine Scherereien.