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Kapitel 3, Episode 7
von Alina am 27.10.2016 01:51Hotel Monteleone, 214 Royal Street, New Orleans, Louisiana
14th of August, 1935 (Wednesday)
Quelle des Bildes
Ein Krieg war im Gange. Es war ein Krieg, der eigentlich hätte verhindert werden können. Und es war ein Krieg, der nur in Cathys Kopf stattfand.
Sie hatte alles getan, um die Stimmen zu besänftigen und die Stimmen hatten ein Anrecht darauf, zufriedengestellt zu werden. Doch obwohl beides offensichtlich war und sogar seine Richtigkeit hatte, war ein offener Konflikt ausgebrochen und das nur wegen Mr. Hébert. Und nun sollte Joe dafür büssen. Das sah Cathy nicht ein. Nicht Joe.
Joe war vielleicht der erste Mensch, in den sich Cathy je verliebt hatte. Nun ja, natürlich war sie schon einige Male verliebt gewesen, aber es hatte zu nichts geführt oder es war belanglos gewesen. Damals in Baltimore war sie verliebt gewesen. Er war noch sehr jung gewesen und er war ebenfalls Soldat im Grossen Krieg gewesen, nur für die letzten sechs Wochen und auf der Seite der Amerikaner. Dann hatte das Deutsche Kaiserreich kapituliert. Ihren Eltern hatte sie nichts davon erzählen dürfen, denn sie waren verständlicherweise glühende Verfechter einer pro-deutschen Aussenpolitik der Vereinigten Staaten. Für sie wäre Cathys früherer Schwarm ein Feind im eigenen Haus gewesen.
Sie konnte sich noch an die Repressionen der Regierung erinnern, gegenüber der German Society und gegenüber ihrer Familie. Spätestens nach Kriegseintritt der USA waren sie wie Feinde im eigenen Land behandelt worden. Sie wusste sogar von Internierungen und Lynchjustiz gegenüber deutschen Einwanderern. Sie schüttelt den Kopf, weil sie schon wieder den Faden verloren hatte.
Dann waren da diese oder jene Hotelgäste oder Zufallsbekanntschaften aus den Bars und Clubs der grossen Städte gewesen. Zugegeben, sie wurden mit den Jahren immer weniger, weil Cathy das Interesse daran verlor. Sie waren entweder dem Tode geweiht oder sie musste ihnen explizit aus dem Weg gehen und Cathy hatte kein grosses Interesse an beiden Optionen. Also vermied sie es, sich zu verlieben. Das klang jetzt einfacher als es war, aber es funktionierte irgendwie.
Frankie Yale war zwar nicht der Letzte gewesen, aber um ihn tat es ihr noch immer leid. Auch mit ihm hatte es kein gutes Ende genommen.
Etwa eine Woche nach ihrem Stelldichein hatte Cathy in der Zeitung gelesen, dass Frankie Yale seinen Sunrise Club in New York an der Ecke 14th Avenue und 65th Street verlassen hatte, in seinen neuen Lincoln Coupé gestiegen war und bis zur New Utrecht Avenue gefahren war. Dort war eine Buick-Limousine aufgetaucht, die Yale so sehr bedrängt hatte, dass dieser geflüchtet war. Daraufhin war es zu einer wilden Verfolgungsjagd bis westlich der 44th Street gekommen. Dort waren dann die tödlichen Schüsse aus der fahrenden Limousine auf Yale abgegeben worden und zwar aus mindestens vier verschiedenen Läufen, sowohl Schrotflinten als auch Maschinenpistolen. Yale war noch am noch am Tatort verstorben und sollte gleichzeitig den traurigen Ruhm ernten, das erste Opfer zu werden, welches in New York mit einer Maschinenpistole getötet worden war. Die Täter würde man nie fassen.
Mit Frankie war ein gutes Stück ihrer letzten Hoffnung gestorben, ein Anrecht auf eigenes und vor allem anhaltendes Glück zu haben. Sie war dazu verdammt worden, eine Getriebene zu sein, eine Abenteurerin, eine Reisende, eher sogar eine Flüchtige. Die lange Zeit hatte ihr dabei geholfen, sich mit ihrem Schicksal zu arrangieren und der tägliche Blick in den Spiegel half dabei, die Illusion aufrechtzuerhalten, dass sie auch alle Zeit der Welt hatte. Was sie dabei vergass, war die Tatsache, dass der Geist sehr wohl alterte. Was sie gesehen hatte, konnte sie nicht mehr ungeschehen machen oder vergessen. Und das machte sie erfahren und vor allem fatalistisch, wie es ein junges Ding niemals sein würde.
Abends fährt sie zu Joe und zwar unangemeldet. Joe war glücklichweise zu Hause und so musste sie den Gang nach Canossa kein weiteres Mal antreten. Er würde kein Verständnis dafür haben, dass wusste sie bereits vorher.
Und tatsächlich steht Joe vor ihr und schaut irritiert in ihre Augen. Seine Hand reibt immer wieder über seinen Mund und sein Kinn, dann schüttelt er den Kopf, als habe er sich verhört. Cathy war gleich auf den Punkt gekommen, ihr stand nicht der Sinn nach Spielchen.
„Warum noch gleich, sagtest du, dass du mich nicht wiedersehen willst?" Seine Worte klingen vorwurfsvoll und ungläubig zugleich. Sie schluckt und sucht nach Worten.
„Ich kann das nicht. Ich bin... eine Dirne und... ich habe dich nicht verdient." Sie schaut zu ihm auf. Sie wollte sichergehen, dass er es beim ersten Mal richtig verstehen würde. Er sollte angewidert sein und sie nie wiedersehen wollen. So hatte sie es sich gedacht. Doch stattdessen wird sein Blick auf eine seltsame Art und Weise liebevoll.
„Verstehe ich es richtig, dass ich dir... wenigstens ein bisschen den Kopf verdreht habe?" Cathy lächelt und senkt verlegen den Blick. Sie wagt es nicht zu nicken.
„Wenn das so wäre, dann... verlange ich nicht mehr, als dass du uns eine Chance gibst, Cathy." Er hebt ihr Kinn mit dem Zeigefinger an und sieht tief in ihre Augen. Der Schmerz in ihrem Herzen und das Unwohlsein in ihrem Bauch wuchsen sogar noch an.
Sie schaut ihn mit Tränen in den Augen an und schüttelt den Kopf. Dann senkt sie den Blick und flüstert: „Ich kann gar nicht lieben, Joe. Du irrst dich." Dann dreht sie sich herum und geht langsam zur Tür.
Dort angekommen wünscht sie sich, dass Joe ihr hinterher eilen würde, sie herum reissen würde und ihr dann einen leidenschaftlichen Kuss geben würde. So hatte sie es im Kino gesehen. Andererseits wäre dann alles umsonst gewesen. Sie konnte ihn nur so schützen, indem sie ihn auf diese krude Weise zurückstiess.
Nichts passiert. Sie kann Joes fassungslosen und enttäuschten Blick brennend in ihrem Rücken spüren. Sie öffnet die Tür, hält kurz inne, beisst sich auf die Lippe und geht dann, ohne ihm einen weiteren Blick zu schenken. Die Stimmen scheinen ihre Seele regelrecht zu zerfetzen, als sie schnellen Schrittes und voller Schmerz zur nächsten Haltestelle geht, dann sogar läuft, als würde der Teufel hinter ihr her sein.
Soundtrack für diese Episode: The Mills Brothers - Moanin' For You
Kapitel 3, Episode 6
von Alina am 26.10.2016 03:49Hotel Monteleone, 214 Royal Street, New Orleans, Louisiana
11th of August, 1935 (Sunday)
Quelle des Bildes (bearbeitet von Alina)
Was für ein wunderschönes Wochenende war es gewesen. Sie hatte immer wieder mal arbeiten müssen, aber nur kurz. Der Dienstplan für das Wochenende stand schon und sie war noch nicht berücksichtigt worden. Sie war immer wieder mal eingesprungen, war jeden Tag mal im Hotel gewesen. Aber die meiste Zeit über hatte sie in seinen Armen verbracht.
Er hiess Johann, Johann Conrad um genau zu sein, aber sie durfte ihn Joe nennen. Das taten wohl auch alle übrigen Bekannten und Familienangehörigen. Er war genau der gute Geist, den Cathy Freitag Nacht gebraucht hatte. Er hatte sie auf einen Drink eingeladen, sie hatte freudig zugestimmt und dann waren sie zu ihm gegangen. Er war ledig, wohnte allein und hatte wohl keine neugierigen Nachbarn oder sonstige Störenfriede in seiner unmittelbaren Umgebung. Sie hatten noch einen Kaffee getrunken, bevor er angeboten hatte, sie nach Hause zu bringen, doch sie hatten sich angesehen und gewusst, dass sie bleiben würde.
Zuvor hatte er sie gefragt, warum sie so gehetzt ausgesehen hatte und sie hatte ihm erzählt, dass sie ein paar Stunden zuvor hart gearbeitet hatte. Das entsprach sogar der Wahrheit. Vielleicht würde sie ihm irgendwann die Wahrheit sagen, aber sicher nicht jetzt. Jedenfalls hatte sich sein Beschützerinstinkt gemeldet und hatte dafür gesorgt, dass sie zumindest nicht weiter fror. Und dann waren sie etwas Trinken gegangen.
Sie hatte sich noch frisch gemacht, bevor sie zu ihm ins Bett gestiegen war, denn sie schämte sich dafür, vielleicht nach einem anderen Mann zu riechen. Und sie hatte seitdem viele Stunden mit ihm verbracht und die weitaus meiste Zeit in seinen Armen. Sie hatten nicht miteinander geschlafen und Cathy vermisste es auch nicht. Sie hatte Wärme gesucht und gefunden.
So schön das Wochenende auf der einen Seite war, so verstörend war es auf der anderen Seite. Die Stimmen hatten nicht aufgehört zu krakeelen und zu lamentieren. Erst dachte sie, dass die Stimmen immer fordernder würden und sie gar nicht mehr in Ruhe lassen würden, aber dann dämmerte es ihr, dass Mr. Hébert vielleicht doch nicht vorhatte, diese Welt alsbald zu verlassen. Die Demokraten würden keinen vielsprechenden Kandidaten verlieren. Und Cathy würde keine Erleichterung erfahren, kein Gefühl des Lobes und der Anerkennung würde sie durchfahren wie ein wohliger Schauer. Die Stimmen kreischten vor Gier. Sie waren es gewohnt zu warten, aber sie hassten es anscheinend, wenn ihnen ein Fisch vom Haken sprang - vor allem, wenn der Wurm, der als Köder benutzt wurde, schlapp machte.
Und nun wusste Cathy nicht, was sie tun sollte. Sie war sich mittlerweile sicher, die Regeln noch weiter durchdrungen zu haben. Sie wusste, wann die Stimmen zufrieden waren, wenigstens für eine Weile. Und sie wusste, dass es Kontakte mit Männern gab, die die Stimmen gar nicht interessierten. Meist lag es daran, dass sie kurz zuvor getan hatte, was sie tun sollte. Danach gab es ein kurzes Zeitfenster, in der sie frei war. Und es gab eine weitere Regel, die sie unbewusst oder der Etikette entsprechend immer befolgt hatte. Sie musste Interesse wecken und nicht selbst aktiv werden. Sie musste die Annäherungsversuche und unmoralischen Angebote zunächst ablehnen. Nur dann konnte es ein erfolgreicher Fang werden, der die Stimmen für einige Zeit verstummen liess. Und nur dann las sie in der Zeitung davon, ob sie Erfolg gehabt hatte oder nicht. Das alles ergab noch längst keinen Sinn, aber es war ein Anfang. Sie war längst nicht mehr so ratlos wie noch Jahre zuvor.
Und dann stand Joe vor ihr. Ein Bild von einem Mann, Kind deutscher Einwanderer wie sie. Gut gebaut und charmant im Umgang. Er hatte als junger Mann noch im letzten Jahr des grossen Krieges gekämpft, auf der Seite von Deutschland, bevor seine Familie dann in die Vereinigten Staaten emigrierte. Von daher stammte er auch das einzige Bild, welches er von sich besass.
Er verdiente sein Geld mit dem Reparieren von Maschinen auf einer kleinen Werft unweit von New Orleans. Die Grosse Depression, die 1929 begann und noch immer einen düsteren Schatten auf alle Bereiche der Wirtschaft warf, hatte ihm weniger zu schaffen gemacht als anderen. Er hatte Talent und war fleissig und hatte immer wieder eine Anstellung gefunden. Er war ein beeindruckender Mann und das anscheinend nicht nur für Cathy.
Sie hätte nicht mit ihm schlafen wollen, aber er hatte sie auch nicht gedrängt. Er hatte ihr sein Bett angeboten, sie hatte eingewilligt. Er hatte seine starken Arme um sie geschlungen und sie hatte es genossen und war friedlich eingeschlafen. Und so war es auch Samstag gewesen, nachdem sie bis auf wenige Stunden den ganzen Tag miteinander verbracht hatten.
Cathys Angst war immer grösser geworden. Er musste doch zwangsläufig mit ihr schlafen wollen, denn ihre Reize waren übermächtig, wenn man sie in den Armen hielt, ihre weiche Haut streichelte, ihr duftendes Haar an der Nase kitzelte. Wohl jede Frau, die es bis in die Arme eines Mannes geschafft hatte, konnte sich sicher sein, dass dieser letzte Schritt nur noch ein sehr kleiner war. Und das Schlimme war, dass es ihr ja ganz genauso ging. Gerade nach der Enttäuschung mit Mr. Hébert hatte sie sich danach gesehnt, wie eine Weihnachtsgans gestopft zu werden. Er hatte sie aufs Äusserste angefixt und dann hatte sie unverrichteter Dinge das Zimmer verlassen müssen. Nicht nur für ihn war das ein Desaster gewesen. Und dann noch dazu diese Stimmen, die es lautstark einforderten, dass sie sich über ihn rollte und sich holte, was ihr zustand. Es war zum Verzweifeln.
Sie dreht sich in seinen Armen zu ihm herum und schaut ihn an. Es ist ihre letzte Nacht, bevor die neue Arbeitswoche beginnt. Er schläft bereits und sie flüstert leise: „Ich liebe dich, Johann." Dann schliesst sie die Augen und hält sich die Ohren zu, denn das Kreischen in ihrem Kopf erreicht eine neue Intensität.
Soundtrack für diese Episode: Louis Prima - Long About Midnight
Kapitel 3, Episode 5
von Alina am 25.10.2016 00:11Hotel Monteleone, 214 Royal Street, New Orleans, Louisiana
9th of August, 1935 (Friday)
Quelle des Bildes (bearbeitet von Alina)
Beide liegen nassgeschwitzt nebeneinander. Cathy weiss kein weiteres Wort zu sagen. Sie hatte wirklich alles probiert, sie hatte alle Register ihrer Liebeskünste gezogen, hatte ihr gesamtes Repertoire eingesetzt, das ganze Arsenal verfeuert. Aber es hatte nichts genutzt. Er hatte sich hundertmal entschuldigt und Cathy war reizend nett gewesen.
Sie hatte ihn am Abend besucht, nachdem sie ihm im Bad einen Vorgeschmack darauf gegeben hatte, was ihn erwarten sollte. Am Nachmittag sah es noch gut aus. In ihren Augen war er ein ganzer Mann und sie freute sich auf den Abend.
Aber am Abend hatte es dann einfach nicht klappen wollen; er hatte seine Männlichkeit nicht unter Beweis stellen können. Sie hatten es immer wieder probiert, sie hatte es mit zarter Hand, flinker Zunge und sogar mit ihren Brüsten versucht, aber alles ohne langanhaltenden Erfolg. Er konnte immer wieder nur für kurze Zeit in sie eindringen, aber es hielt nicht lange an. Dann machte er schlapp und es begann von vorn. Über eine Stunde hatten sie es versucht, aber Cathy war sicher, dass Eddie, also Mr. Hébert, nicht nur ein akutes oder kurzfristiges Problem hatte. Er sollte mal lieber einen Arzt aufsuchen, dachte sie. Cathy konnte nur ahnen, dass Eddie tatsächlich nicht in der Lage war, Kinder zu zeugen und sein Leben lang unter Potenzproblemen leiden würde. Er würde eine Tochter haben, sie würde Dawn heissen, aber es würde nicht seine leibliche Tochter sein. Aber weder er, noch die Welt würden das je erfahren.
Als er wieder zu Atem gekommen ist, sagt er:
„Ich hatte gehofft, es würde klappen. Du bist so hübsch, Cathy. Ich war sicher, es würde klappen." Er seufzt und fährt sich mit der Hand über das Gesicht. Cathy lächelt nur ein weiteres Mal, aber es ist nicht echt und war es auch vorher nicht.
„Das muss unter uns bleiben. Haben wir uns verstanden?" Auf einmal klingt seine Stimme etwas härter, gefasster, wenn auch nicht so selbstbewusst, wie er gern möchte. Cathy nickt nur stumm.
Hébert steht auf und kleidet sich an. Cathy tut dasselbe. Sie konnte ein Bad gebrauchen.
Als er fertig ist, holt er seinen Geldbeutel hervor und zählt dreissig Dollar ab. Eine schöne Stange Geld. Er legt sie auf das Bett und schaut Cathy nicht mehr an. „Das muss unter uns bleiben", wiederholt er ein letztes Mal. Cathy nickt wieder, nimmt das Geld an sich und geht.
Sie brauchte eine Zigarette. Noch geschwitzt und mit nassen Strähnen an der Schläfe verlässt sie das Hotel. Der zunehmende Mond und die Sterne leuchteten hell genug, dass sie zusammen mit den Strassenlaternen für ein angenehmes Licht sorgten. Sie fröstelte etwas. Warum hatte sie keine Jacke angezogen?
Etwa einen Augenblick nach diesem Gedanken legt sich ein Hauch von Wärme auf ihre Schultern. Sie dreht sich überrascht herum und muss aufschauen. Ein Lächeln strahlt sie an und eine sonore und sympathische Stimme sagt zu ihr: „Die Tage in New Orleans mögen heiss sein, aber nachts kühlt es auch hier ab. Sie sollten sich etwas überziehen." Er hatte seine Jacke von hinten über ihre Schultern gelegt. Cathy hält die Jacke nun fest, denn er hatte sie losgelassen, als sie sich herumgedreht hatte. Einen winzigen Augenblick weiss sie nichts zu sagen. Doch dann huscht ein erleichtertes Lächeln über ihr Gesicht. Wer immer er auch war, ihn hatte der Himmel geschickt.
Soundtrack für diese Episode: The Mills Brothers - Old Fashioned Love
Kapitel 3, Episode 4
von Alina am 24.10.2016 03:22Hotel Monteleone, 214 Royal Street, New Orleans, Louisiana
9th of August, 1935 (Friday)
Quelle des Bildes (bearbeitet von Alina)
Cathy hatte immer ungern mit Prominenten geschlafen, waren es nun Politiker, Musiker oder sogar Schauspieler gewesen. Es hatte zwar einen grossen Reiz, das konnte jedes Mädchen bezeugen, aber die Schuldgefühle hinterher waren immer besonders stark. Erstens erfuhr man immer von ihrem Tod, es stand ja in allen Zeitungen. Und die Welt hatte wieder einen grossen Mann mehr verloren. Dies behagte ihr nicht besonders.
Gerade wechselt sie die Handtücher und hört sich vom hochverehrten Mister Hébert ein Plädoyer für die Meinungsfreiheit an. Sie hört nur mit einem Ohr zu, aber sie kann sich bereits jetzt vorstellen, wie überzeugend dieser Mann sein konnte. Er war attraktiv, zielorientiert und selbstbewusst. Sie mochte ihn, auch wenn sie seine fachliches Ausführungen etwas zu ausführlich fand. Aber sie nickt, lächelt und sagt hin und wieder: „Da haben Sie recht, Mister Hébert."
Sie hatte bereits zwei Annäherungsversuche von Mr. Hébert zurückgewiesen, von denen sie auch annahm, dass sie nicht besonders ernst gemeint waren. Doch als Cathy mit flinken Fingern das Spülbecken reinigt, spürt sie eine Hand an ihrer Seite.
„Miss?" Sie lässt das Putztuch in das Spülbecken fallen, ihre Finger fühlen sich schrumpelig und seifig an. Sie dreht sich herum.
Der hochgewachsene Mann vor ihr schaut auf sie herunter und lächelt sie charmant, doch fordernd an. „Miss, ich würde mich ernsthaft freuen, wenn Sie sich einen Moment nehmen würden. Ich würde das zu schätzen wissen."
Cathy schaut zu ihm auf und beisst auf ihre Unterlippe. Da war dieser Gewissenskonflikt. So ein Todesfall würde nur für Aufsehen sorgen. Doch die Stimmen tobten schon wieder seit Tagen in ihrem Kopf. Es wurde Zeit und Mister Dusen war keine sichere Partie. Cathy schluckt und fasst seine Hand. Ihre feuchten und schrumpeligen Finger schieben seine Hand weg. Doch ihre Augen sagen etwas anderes und Mr. Hébert ist beileibe kein Anfänger.
Einen Augenblick herrscht Stille zwischen den beiden, als würden sie ein Arrangement treffen, nur mit ihren Blicken. Als Mr. Hébert eine Hand auf Cathys Schulter legt und sie leicht nach unten drückt, ist alles geklärt. Cathy geht in die Hocke und nestelt am Verschluss seiner Hose. Etwa eine halbe Minute später legt Mr. Hébert den Kopf in den Nacken und seufzt zufrieden, als er das leise Schmatzen von unten hört.
Soundtrack für diese Episode: The Mills Brothers - Out For No Good
Kapitel 3, Episode 3
von Alina am 23.10.2016 04:18Hotel Monteleone, 214 Royal Street, New Orleans, Louisiana
8th of August, 1935 (Thursday)
Quelle des Bildes
Während des nächsten Tages erfährt Cathy zufällig, wessen Zimmer sie gestern Nacht noch gesäubert hatte. Es war der berühmte Jazz-Posaunist Frank Dusen. Er hatte wohl gerade keine Wohnung in New Orleans, obwohl er von hier stammte. Die meiste Zeit über verbrachte er an Bord des Mississippi-Dampfers 'S. S. Capitol' und nun wollte er wohl mal festen Boden unter den Füssen haben, wenigstens für einige Nächte im Jahr.
Morgens suchte sie sein Zimmer nicht auf, denn sie wusste, dass es sauber war. Sie konnte es gern ausfallen lassen, aber bereits am Mittag trug man ihr auf, Mr. Dusen das Essen wie gewünscht ins Zimmer zu bringen. Anscheinend machte er sich nichts aus Gesellschaft im Speisesaal. Cathy steht vor der Tür und klopft an. Ein leise genuscheltes „Herein" bewegt sie dazu, das Zimmer zu betreten. „Mister Dusen? Ihr Essen, bitteschön." Sie kommt zum Tisch, wo Mr. Dusen schon Platz genommen hat.
„Gibt es Ihre Gesellschaft inklusive?", fragt Dusen und schaut Cathy herausfordernd an. Zuerst weiss sie nichts zu antworten, was war nur mit ihr los? Sie fühlte sich ratloser als vor fünfzehn Jahren, als sie noch nicht über ihre erprobte Schlagfertigkeit verfügte.
„Nein, ich... ja, ich meine, nein. Ich muss wieder... wieder runter. Die anderen Gäste, wissen Sie?" Cathy stammelt es und wird rot. Mr. Dusen grinst nur und sagt: „Schon gut, Baby. Es war einen Versuch wert, meinst du nicht? Nun geh' schon." Wieder schippt er einen halben Dollar durch die Luft und diesmal fängt Cathy ihn nicht. Sie schaut ihn prüfend an.
Mr. Dusen blickt Cathy ebenfalls an, er hat den Blick eines Jägers, der seine Beute beobachtet. Er schaut kurz auf das Geldstück, welches sich noch am Boden dreht und windet und dann doch auf der Seite liegenbleibt. Er kratzt mit den Fingern der rechten Hand über die linke Seite seines Kinn und schaut dann wieder neugierig zu Cathy. Diese geht einen Schritt, bückt sich und hebt das Geldstück auf. Dann geht sie langsam zu Mr. Dusen und nimmt mit links seine freie Hand und legt dann das Geldstück in die Hand hinein. Dabei blickt sie ihm lächelnd in die Augen.
Dusen kann nur die Augenbrauen heben und er schaut Cathy verblüfft an.
„Verstehe... ist dir nicht genug, mhmm?" Er grinst Cathy schief an. Diese sieht ihn nur bedauernd an und schüttelt den Kopf. Als Dusen eine Hand nach Cathy ausstreckt, fängt sie die Hand ab und lenkt sie weg. Sie behält ihren bedauernden Blick bei und schüttelt nur sanft den Kopf.
„Warum nicht? Du willst es doch auch, ich sehe es dir an! Oder interessierst du dich nur für Yankee Boys?" Dusen schaut Cathy mit einer Mischung aus Ungeduld und Gier an. Cathy lächelt daraufhin nur und erwidert: „Darum geht es nicht, Mr. Dusen. Ich werde schon erwartet. So ein Hotel putzt sich nicht von allein."
Dusen schnaubt und winkt dann ab. „Ja, verschwinde." Dann wendet er sich ab und kratzt sich den Haaransatz im Nacken. Cathy schaut einen Augenblick auf seinen Rücken, dann verlässt sie eilig das Zimmer. Sollte er sich seinen halben Dollar doch in den Allerwertesten stecken!
Am Nachmittag bereitet sie noch ein Zimmer vor, denn ein Lokalpolitiker hatte sich angekündigt. Mr. Felix E. Hébert sollte ins Hotel Monteleone einziehen und man munkelte, er würde als Abgeordneter für den Staat Louisiana in Washington kandidieren und das schon sehr bald. Cathy war es einerlei, sie interessierte sich noch immer nicht besonders für die Politik. Sie verrichtete ihre Arbeit jedoch besonders gründlich. Je prominenter die Gäste, umso pingeliger waren sie meist.
Soundtrack für diese Episode: Bing Crosby - Love Is Just Around The Corner
Kapitel 3, Episode 2
von Alina am 21.10.2016 16:14Hotel Monteleone, 214 Royal Street, New Orleans, Louisiana
7th of August, 1935 (Wednesday)
Quelle des Bildes (bearbeitet von Alina)
Cathy liegt schon im Bett, als es an der Tür klopft. Sie soll nächste Woche ein eigenes Zimmer bekommen, aber bis dahin schläft sie wieder in einem Gemeinschaftsraum. Mr. Harris steht in der Tür und teilt ihr mit, ein Mädchen sei krank geworden und sie würde gebraucht. Cathy gähnt und reibt sich die Augen. Sie war gerade eingeschlafen. Sie nickt und schwingt die Beine aus dem Bett.
Zehn Minuten später befindet sie sich bereits an der Rezeption und sofort gibt es schon Arbeit für sie. Einem Gast ist ein Teller heruntergefallen und zwar im Zimmer. Nun verzehrt er sein Nachtmahl im Speisesaal und währenddessen soll das Zimmer gereingt werden. Cathy macht sich auf den Weg.
Dort angekommen ist es nur halb so schlimm wie Cathy vorher dachte. Es liegen nur trockene Teile auf dem Boden, zwei Klösse, ein trockenes Stück Rindfleisch, grüne Bohnen. Keine Sosse und das bedeutet, dass sie schnell putzen kann. Der Teller ist zerbrochen, aber sie findet kaum winzige Scherben. Sie hebt die vier grössten Scherben auf, der Rest wird aufgeputzt. Natürlich darf nichts zurückbleiben, denn sollte sich der Gast den nackten Fuss an einer Scherbe verletzen, wäre Cathy ihren Job schon gleich wieder so gut wie los.
An der Wand lehnt eine lange Tasche, die aussieht, als würde sie ein Instrument beinhalten. Aber es sieht nicht nach einer Gitarre aus. Vielleicht eine Thompson-Maschinenpistole! Aber nein, das hier war New Orleans und nicht Chicago. Cathy schmunzelte über ihre blühende Phantasie. Sie fühlt mit der Hand über den Boden und achtet auf Stiche in ihrer Hand, aber alle Splitter scheinen beseitigt. Da öffnet sich die Tür und Cathy dreht den Kopf, noch auf allen Vieren auf dem Boden kniend. Ein schlanker Schwarzer betritt das Zimmer, sieht Cathy am Boden kauern und nickt ihr zu.
„Guten Abend, Miss. Ich entschuldige mich für die Unannehmlichkeiten." Er hat ein smartes Grinsen im Gesicht und scheint leicht angetrunken zu sein. Cathy vermutet, dass seine Reue nicht ganz echt ist, aber sie antwortet höflich: „Kein Problem, Mister. Alles ist wieder sauber. Sie können sich wieder wie zu Hause fühlen."
„Wie zu Hause fühlen? Da fehlt mir ein Mädchen wie du", antwortet der Mann schlagfertig. Jedoch scheint er auch dies nicht allzu ernst zu nehmen, denn er geht an Cathy vorbei und bedient sich in der Minibar des Zimmers. Cathy steht auf und versucht den Spruch des Mannes zu ignorieren.
„Haben Sie sonst noch einen Wunsch, Mister? Sonst lasse ich Sie nun wieder allein." Sie klingt etwas kleinlaut und weniger distanziert, als sie es möchte.
„Das habe ich befürchtet", antwortet der Schwarze und genehmigt sich einen guten Schluck aus einer Bierflasche. „Na gut, es ist spät. Ich danke für den Service." Er greift in die Tasche und holt einen halben Dollar heraus. Er schnippt ihn Cathy zu und diese fängt ihn sogar mit einem geschickten Griff. Der Mann schmunzelt und dreht sich zum Fenster und schaut auf die zur Ruhe kommende Stadt. Cathy steckt das Geldstück ein, schenkt ihm ein sparsames Lächeln und verlässt den Raum.
Soundtrack für diese Episode: The Mills Brothers - Tiger Rag
Kapitel 3 - New Orleans
von Alina am 20.10.2016 17:21Hotel Monteleone, 214 Royal Street, New Orleans, Louisiana
7th of August, 1935 (Wednesday)
Quelle des Bildes
3. Mr. Dusen
Es war unerträglich heiss und die Mücken kamen bis in den letzten Winkel des Hotels. Das Monteleone war keineswegs ausgebucht, denn der August in New Orleans war berüchtigt. Niemand kam hierher, wenn es keinen dringenden Grund gab. Urlaub machte man besser woanders. Cathy war diese Hitze nicht gewohnt und sie fragte sich wirklich, wie und warum es sie nur hierher verschlagen hatte.
Bis New Orleans war sie gekommen. Es war ein weiter Weg von Chicago nach New Orleans gewesen, mehr als tausend Meilen. Ein Trip quer durchs Land, fast von ganz im Norden bis tief in den Süden. Sie hatte zwei Wochen dafür gebraucht und es hatte eine schöne Stange Geld gekostet. Sie war versucht gewesen, gleich den Weg zur Westküste zu suchen. Dort war es zwar auch heiß, aber trocken sollte es sein. New Orleans hingegen war feucht wie ein Dschungel. Aber der Weg zur Westküste wäre gut zweitausend Meilen lang gewesen und ihr steckten die tausend Meilen schon in den Knochen.
Es war erst ihr zweiter Tag im Hotel Monteleone. Es war ein schönes Hotel, aber nicht so schön wie das Grunewald am Roosevelt Way. Dort hatte sie als erstes gefragt, das Gebäude hatte es ihr sofort angetan. Es roch nach Luxus und Exklusivität, aber schon an der Anmeldung war ihr das kleine Schildchen aufgefallen: 'Management: Waldorf Astoria Hotels & Resorts'.
Sie hatte nicht mal gewartet, bis sie zum Vorstellungsgespräch hineingebeten wurde. Es war ihr zu gefährlich. Es gab keinen Grund, tausend Meilen zu reisen und dann trotzdem eine Gefahr einzugehen.
Das Monteleone kam ihr wie gerufen. Ebenfalls exklusiv und teuer, mit Sicherheit mindestens die zweitbeste Adresse vor Ort, wenn man ein sehr gutes Hotel suchte. Sie hatte sich sofort einigermaßen wohlgefühlt. Sie wusste nicht viel vom Süden, nur dass der Aberglaube hier unten gross war. Es sollte hier sogar dunkle Voodoo-Riten geben, wie bei den Wilden in der Karibik. Und überall fuhren die Streetcars durch die Strassen von New Orleans. Cathy liebte es schon jetzt, mit ihnen durch die Hauptstrassen entlangzufahren. Man konnte die Leute beobachten und kam bequem und schnell überall hin.
Gerade schält sie Kartoffeln, wie schon so oft wenn sie eine neue Stelle hatte. Sie hatte es aufgegeben, die Manager davon überzeugen zu wollen, dass sie mehr konnte als das. Man glaubte ihr vor allem sowieso nicht, denn sie sah keinen Tag älter aus als 20. Man schrieb das Jahr 1935 nach Christ Geburt; sie war also in Wirklichkeit 34 Jahre alt. Mittlerweile war es zur Routine geworden, regelmäßig umzuziehen, denn es war nicht klug, längere Zeit an einem Ort zu bleiben, wenn man keine Falten bekommt. Die Leute wurden irgendwann misstrauisch.
Chicago war ein guter Ort gewesen. Sie war lange im Guyon geblieben. Anfang des Jahres 1928 hatte sie dort angefangen und sie war mehr als fünf Jahre geblieben. Viel zu lange, wenn sie es im Nachhinein betrachtete, denn sowohl Stammgäste, als auch Personal waren immer misstrauischer geworden. Cathy war nicht als Heilige bekannt. Sie arbeitete oft lange, ging gern aus, rauchte ab und zu. Aber wieso sah man dann keine Spuren der Zeit, die sich in ihr Gesicht gruben? Als sich die Fragen nach ihrem Geheimnis mehrten, zog sie die einzig mögliche Konsequenz und löste ein Ticket.
Sie machte einen Abstecher über St. Louis, Missouri. Dann ging es weiter nach Memphis, Tennessee. Von da fuhr sie den Mississippi River runter bis nach Baton Rouge, wo sie auch einen Tag Aufenthalt eingeplant hatte. Dann noch das letzte Stück den Mississippi runter bis nach New Orleans, wieder mit einem dieser wunderschönen Raddampfer. Dann war sie endlich am Ziel.
Und nun sass sie also wieder beim Kartoffelschälen. Sie lächelte trotzdem. Sie hatte es wieder mal geschafft. Niemand würde ihr hier dumme Fragen stellen.
Soundtrack für diese Episode: Louis Prima & New Orleans Gang - Sing It Way Down Low
Re: Das Zimmermädchen [FSK18]
von Alina am 18.10.2016 23:12Das ist das Ende des zweiten Kapitels und ich hoffe, dass euch die Kurzgeschichten Freude bereiten. Ich selbst freue mich immer über Feedback. Nur so kann ich besser werden. Danke im voraus dafür.
Hier ein kleiner Teaser, wie es im dritten Kapitel weitergeht.
Etwa einen Augenblick nach diesem Gedanken legt sich ein Hauch von Wärme auf ihre Schultern. Sie dreht sich überrascht herum und muss aufschauen. Ein Lächeln strahlt sie an und eine sonore und sympathische Stimme sagt zu ihr: „Die Tage in New Orleans mögen heiss sein, aber nachts kühlt es auch hier ab. Sie sollten sich etwas überziehen.“ Er hatte seine Jacke von hinten über ihre Schultern gelegt. Cathy hält die Jacke nun fest, denn er hatte sie losgelassen, als sie sich herumgedreht hatte. Einen winzigen Augenblick weiss sie nichts zu sagen. Doch dann huscht ein erleichtertes Lächeln über ihr Gesicht. Wer immer er auch war, ihn hatte der Himmel geschickt.
Ich wünsche euch viel Freude und noch eine schöne Woche.
Kapitel 2, Episode 8
von Alina am 18.10.2016 22:27Guyon Hotel, 4000 W. Washington Blvd., Chicago, Illinois
24th of June, 1928
„RAA-BU. KA-TAARU. RAA-BU. KA-TAARU."
Diese beiden Wörter haben nun wieder das Kommando in Cathys Kopf übernommen. Das eine schmeichelnd, das andere fordernd. RABU und KATARU. Leise, aber doch vernehmbar, wenn man es wollte. Wenn sie nur wüsste, was es bedeutete. Sie hatte ein flaues Gefühl im Magen.
Sie küsst Frankies Oberarm, als sie sich zu ihm herumdreht und er lässt sich nicht lange bitten, sondern schliesst sie in seine Arme. Cathy wusste, dass sie ihn überzeugt haben musste. Und er war ein guter Liebhaber gewesen.
Sie hatte ihm genau die Wärme geschenkt, die er gesucht hatte, denn sein Tag war kalt und hässlich gewesen. Er hatte wieder zeigen müssen, dass mit ihm in Chicago noch zu rechnen war und diese Art von Überzeugungsarbeit war immer hässlich, wenn auch notwendig. Er zieht Cathy zu sich, sodass ihre Lippen seine Haut besser erreichen können. Sie war ein Goldstück. Sie war leidenschaftlich, fast dienstbeflissen, wenn es darum ging, ihm Befriedigung zu verschaffen. Sie stellte keine dummen Fragen und schien sich sogar ihrer eigenen Unwissenheit über politische und gesellschaftliche Dinge bewusst zu sein. Er vermied das Wort 'Dummheit', wenn er wohlwollend über sie nachdachte. Was konnte man von einem Frauenzimmer mehr erwarten? Bei ihr handelte es sich keinesfalls um eine dieser bornierten Vertreterinnen ihrer Art die sich einbildeten, sich nach einer bestimmten Zeit von gelungenem Liebesdiensten in seine Angelegenheiten mischen zu dürfen. Frankie war sich bei ihr da relativ sicher und er dachte tatsächlich darüber nach, ihr eine kleine Wohnung zu mieten und dafür die Hotelkosten zu sparen, wenn er in Chicago war. Sie würde sehnsüchtig auf ihn warten, dieses nimmersatte Weibsstück. Er schmunzelte, denn in Cathys Falle war es ein Kompliment und keine Herabsetzung.
Es ist Sonntagnachmittag und Cathy liegt in ihrem eigenen Bett. Sie hatte Frankie im Morgengrauen verlassen und hatte ihm Glück gewünscht. Er hatte nicht verstanden, was sie genau damit meinte. Sie hatte ihm einen Kuss auf den Mund gegeben und ihm versprochen, dass sie sich wiedersehen. Er hatte darauf bestanden und Cathy hatte mit Tränen in den Augen genickt und es versprochen. Dann hatte sie ihn verlassen und ein Bad genommen. Gleich würde sie etwas spazieren gehen und die Enten füttern, wie sie es sonntags oft tat. Der Beutel mit dem alten Brot lag schon seit zwei Tagen auf dem kleinen Tischchen neben der Kommode. Sonntage waren immer etwas langweilig, wenn sie keinen Dienst hatte. Aber die Enten waren sicher froh, dass es Sonntage gab.
ASU
Soundtrack für diese Episode: Gene Austin - My Melancholy Baby
Kapitel 2, Episode 7
von Alina am 18.10.2016 01:21Guyon Hotel, 4000 W. Washington Blvd., Chicago, Illinois
23rd of June, 1928
Quelle des Bildes
Mr. Yale nimmt einen Schluck Champagner und küsst Cathy daraufhin. Sie schmeckt den Champagner in seinem Kuss, er lässt sogar einige Tropfen über ihre Lippen perlen. Cathy spürt das Prickeln des Champagners auf ihrer Zunge und schluckt ihn herunter. Sie erwidert seinen Kuss mit dem Feuer ihrer ganzen Leidenschaft.
Sie sitzt in einem schwarzen Negligé auf Frankies Schoss und hat den rechten Arm um seinen Hals geschlungen. Mit der linken Hand nestelt sie an den Knöpfen seines Hemdes und oberhalb des bereits offenen Schlitzes kann sie schon mit seinen Brusthaaren spielen. Frankie hingegen hält Cathy mit einer Hand fest, die ihren Rücken stützt und die andere liegt zufrieden auf ihrem nackten Oberschenkel, wo sie immer wieder sanft hin und her streicht.
Frankie lässt sich Zeit, er ist in der Tat ein Geniesser. Cathy hat sein Hemd bereits geöffnet und küsst seine Brust. Eine behaarte Brust war für Cathy immer ein wichtiges Indiz für eine starke Männlichkeit. Sie korrigiert ihren Sitz und streckt ihre Beine links und rechts an Frankie vorbei, bis sie richtig auf seinem Schoss sitzt. Sie schlingt ihre Arme um seinen Hals, verschränkt die Handgelenke hinter seinem Nacken und die beiden sehen sich tief in die Augen, als Cathy ihre Stirn an seine legt.
„BELU. BELU. BELU. BELU. ..." Diese Worte wiederholen sich immer wieder flüsternd in Cathys Kopf. Da waren sie wieder, diese Stimmen. Sie war nicht sicher, was es heissen sollte und sie war sich nicht mal sicher, ob die Stimme wirklich 'Belu' sagte. Es hörte sich nur so an. Wenn sie es aber aufschreiben müsste, würde sie diese vier Buchstaben aufschreiben und zwar gross. Dabei war es egal, dass die Stimme so leise war, dass man sie sogar gut ignorieren konnte. Sie hätte das Wort niemals klein schreiben können, dafür war es zu... eindringlich. „BEE-LU", so hörte es sich eigentlich an.
Sie erschrickt leicht, als Frankie ihr einen sanften Klaps auf die Wange gibt. „Hier spielt die Musik, Signorina", er lacht leise. „Denkst du schon daran, was ich gleich mit dir tun werde, mhmm?"
Cathy war sich sicher, dass sie nur verträumt-nachdenklich ausgesehen hatte. Die Zeit war lange vorüber, wo diese Stimmen sie so beunruhigt hatten, dass sie geschaut hatte wie eine Kuh, wenn's donnert. Sie ringt sich ein Lächeln ab und gibt darauf keine Antwort. Dafür korrigiert sie ihren Sitz auf seinem Schoss und stimuliert ihn damit sicher nicht nur unabsichtlich.
„Ich weiss, mein grosser Teddybär." Ihr rechte Hand fährt über seine nackte Brust und wühlt sanft in dem dichten, krausen Haar. Dann küsst sie ihn wieder.
Etwas später sitzt Cathy mit geschlossenen Augen auf Frankies Schoss. Frankie liegt auf dem Rücken im Bett und hat die Beine weit auseinander gespreizt und lang ausgestreckt. Cathy wippt in einen sanftem Rhythmus nach vorn und wieder zurück, die Knie neben seiner Hüfte liegend und die Unterschenkel parallel an seinen Beinen entlanglaufend. Jedes Mal, wenn Cathy zurückwippt, spürt sie ihn tief in sich. Er ist hart und er war genauso männlich, wie sie ihn sich vorgestellt hatte. Allzugross gebaut war er nicht, aber das machte er mit seinem Stehvermögen wieder wett. Vorher hatte er Cathy auf der Seite liegend genommen und dabei seine freie Hand benutzt, um mit ihrer Brust zu spielen. Er hatte in dieser Position lange durchgehalten, bevor er Cathy auf seinen Schoss gehoben hatte.
Cathy greift mit beiden Händen in ihr Haar und fährt mit den Fingern hindurch, als würde sie unter der Dusche stehen und ihr Haar waschen. Und sie reitet ihn nur mit ihrer Hüfte, die sie immer wieder leicht nach vorn und dann wieder nach hinten kippen lässt, einer sanften und angenehmen Wellenbewegung, wie eine Meerjungfrau, die nur ihre Schwanzflosse benutzt, wenn sie durch das tiefe Wasser pflügt. Die nach oben genommenen Arme lassen einen höchst erfreulichen Blick auf ihre nackten Brüste zu und sie lächelt, als sie mit einem winzigen, blinzelnden Blick sieht, wie sehr Frankie den Ritt geniesst und fast Stielaugen bekommt, als er dabei auf ihre Brüste starrt. Seine Hände greifen nach ihr.
Frankie liegt auf ihr und sie kann fast sein ganzes Gewicht spüren. Das ist definitiv der Endspurt. Sein Schweiss tropft auf ihren blassen Körper, der nun schon einige rote Färbungen zeigt. Als Frankie sie eben von hinten nahm, war sie bereits gekommen und nun war er auf dem gleichen Pfad der Lust und ebenfalls fast am Ziel. Seine Stösse sind hart und ruckartig und haben nichts mehr mit dem spielerischen und fast zärtlichen Beginn gemein. Cathy stösst jedesmal mit ihrem Kopf leicht am Kopfende des Bettes an, aber weder sie, noch Frankie schenken dem irgendeine Beachtung. Plötzlich bäumt sich Frankie auf, schnauft und grunzt wie ein Schwein. Cathy hält den Atem an und kneift die Augen zusammen, als sie spürt, wie er in ihr kommt und sich nochmal tief in sie hineindrängt.
Als Frankie sich auf die Seite fallen lässt und das Bett so erzittert, dass Cathy einen winzigen Hüpfer im Bett macht, legt sie ebenfalls keuchend ihren Handrücken auf ihre Stirn. Ihre Stirn glüht, genau wie ihr Schoss. „Jetzt eine Zigarette..." dachte sie und Frankie spricht es sogar leise aus. Post orgasmic chill.
Soundtrack für diese Episode: Duke Ellington & Lonnie Johnson - The Mooche