Das Zimmermädchen [FSK18]
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Kapitel 7, Episode 7
von Alina am 06.08.2021 00:24Paris, Square Marigny
Le mardi 29 octobre 1968
Soundtrack für diese Episode: The Beatles - Hey Jude
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„Mami...?"
Zuerst klingt das Wort noch leicht fragend und Cathy schaut überrascht auf. Sie ist in Gedanken versunken und auch die Enten sind schon lange weg. Ein kleines Mädchen in einem Hosenanzug steht vor ihr und schaut sie an. Cathy lächelt und schaut links und rechts, sie kann ihre Eltern nirgendwo entdecken.
„Mami."
Das Mädchen kommt näher, nun mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht. Cathy kann mit Kindern gar nicht so viel anfangen, es ist sehr schwer für sie das Alter des Kindes zu schätzen. Cathy hebt die rechte Hand leicht abwehrend, sie will das Kind nicht verletzen aber sie setzt an und sagt:
„Ich bin nicht deine Mam-..."
„Mami!" Das Kind klingt nun sehr überzeugt und umarmt Cathy die gar nicht weiss wie ihr geschieht. Sie hält die rechte Hand noch einen Moment hilflos in der Luft und dann umarmt sie das Kind auch und lacht unsicher. Es kommt einer Kapitulation gleich – was kann man schon gegen die Liebe eines Kindes tun?
Nach einigen Augenblicken lässt das Kind Cathy los, die etwas erleichtert durchatmet und das Kind ansieht.
„Wie heisst du denn, meine Kleine?"
Das Kind war noch so jung, Cathy ahnt bereits dass es nicht antworten kann. Und folgerichtig antwortet das Kind auch nur wieder: „Mami!".
Cathy atmet auf als plötzlich ein Mann um die Ecke kommt, ein grosser Busch hatte die Sicht auf ihn versperrt. Der Mann erkennt das Kind sofort und ruft:
„Aimée! Te voilà enfin!"
Cathy steht sofort auf und überlässt das Kind dem Mann, der es auch gleich in Empfang nimmt. Er geht sogar in die Hocke und schaut sich Cathy etwas genauer an als das Kind wieder auf Cathy zeigt und wiederholt: „Mami!"
Der Mann lächelt nun genauso unsicher wie es Cathy vor einigen Augenblicken getan hat. Cathy lächelt entschuldigend und der Mann nimmt sich Zeit und erklärt dem Mädchen langsam und sehr liebevoll dass Cathy nicht ihre Mutter ist. Es ist rührend und traurig zugleich, Cathy kann sich bereits vorstellen welches Drama zu dieser Situation geführt haben muss. Das Mädchen hatte offensichtlich keine Mutter mehr.
Cathy kann unmöglich einfach weggehen und daher wartet sie geduldig, neben den beiden stehend. Die beiden Erwachsenen schätzen es gleichermaßen so ein dass das Kind erst beruhigt werden muss. Der Mann nimmt sich dafür Zeit und Cathy wartet geduldig. Es ist klar, dass sie noch mit dem Mann sprechen wird und daher wartet sie ruhig ab.
Cathy denkt darüber nach, warum sie selbst nie ein Kind bekommen hat, in all den Jahren. Nicht immer war Verhütung so einfach gewesen wie heute. Cathy hatte gewisse Dinge versucht zu vermeiden, beispielsweise mochte sie es nicht wenn ein „Mann für eine Nacht" in ihr kam. Hin und wieder war es vorgekommen aber die ausbleibende Schwangerschaft ermutigte Cathy darin, immer weniger Vorsicht walten zu lassen.
Als sie glücklich war mit Joe, da war es ihr sogar egal gewesen. Sie hätte nichts dagegen gehabt ein Kind mit Joe zu haben. Wie so viele Frauen vor und auch nach ihr hatte sie zumindest einen latenten Kinderwunsch gehabt, denn ein Kind veränderte immer alles. Vielleicht hätte ein Kind das Glück mit Joe perfekt gemacht. Vielleicht hätte das Kind den Fluch gebrochen. Die Hoffnungen, die Menschen in Kinder setzten, waren endlos.
Irgendwann hatte Cathy verstanden dass sie wohl nie schwanger werden würde. Ob dies medizinische Gründe hatte oder ob es die Stimmen waren die auch hier ihre Macht auf Cathy ausübten, das wusste sie nicht. Bis eben war sie auch überzeugt gewesen dass sie bei einer plötzlichen Schwangerschaft nicht in Panik ausbrechen würde. Dafür war sie wohl zu erfahren. Sie würde die Schwangerschaft entweder abbrechen oder das Kind nach der Entbindung zu einem Kinderheim bringen, anonym natürlich. Bis eben hatte sie so gedacht – wenn sie überhaupt darüber nachgedacht hatte. Und nun rührte dieses kleine Mädchen sie zu Tränen, denn das Kleinkind weinte nun auch. Es hatte verstanden dass Cathy wohl nicht die Mutter war.
Der Mann trocknet die Tränen des Kindes und wendet sich dann an Cathy. Er hat das Kind an die Hand genommen, es schluchzt noch hin und wieder und zieht die Nase hoch.
„Entschuldigen Sie bitte, Madame. Meine Tochter... sie denkt, Sie wären Ihre Mutter."
„Ja, das habe ich schon herausgefunden", erwidert Cathy schmunzelnd und nickt.
„Ihr Name ist Aimée und sie hat ihre Mutter nie kennengelernt", fährt der Mann fort.
„Aber in unserer Wohnung hängen ein paar Bilder von ihr und mit Verlaub, Madame... Sie sehen meiner Frau wirklich unheimlich ähnlich."
Cathy errötet ein wenig und schaut kurz zu Boden und dasselbe tut der Franzose. Als sie sich wieder ansehen, müssen sie beide lachen. Obwohl Cathy annehmen musste dass die Frau tot war, so dominierte nun eine andere Stimmung. Der Mann hatte ein Kind mit einer Frau, die Cathy zum Verwechseln ähnlich sah. Dies entbehrte nicht einer gewissen Komik – und einem kleinen Schuss Erotik obendrein.
„Mein Name ist übrigens François." Er reicht Cathy eine Hand und schüttelt sie herzlich. Die Stimmung des Kindes hatte sich bereits gedreht, vielleicht war die ihrem Alter entsprechende kurze Aufmerksamkeitsspanne dafür verantwortlich, vielleicht aber auch das herzliche Lachen der Erwachsenen. Sie läuft herum und ruft nach den Enten, bleibt aber in der Nähe des Vaters.
Kapitel 7, Episode 8
von Alina am 07.08.2021 20:28Paris Marriott Champs- Élysées Hotel, chambre de Cathy
Le mardi 29 octobre 1968
Soundtrack für diese Episode: The Doors - Hello, I Love You
Quelle des Bildes
Sie hatten auf Cathys Bank im Park gesessen und François hatte seine Geschichte erzählt. Cathy hatte Interesse daran und sie hatte auch Zeit. François schien ebenfalls erleichtert; vielleicht hatte er die Geschichte bisher nur seiner Familie und seinen Freunden erzählt. Vielleicht war es aber das erste Mal, dass er redete, während eine andere Frau lauschte – eine Frau, die vielleicht unter anderem Umständen Aimées Mutter hätte sein können. Cathy lauschte und beide schauten immer wieder dem Kind beim Spielen zu. Es hatte eine Ente anlocken können und näherte sich dem Tier immer wieder, um dann wieder ein wenig eingeschüchtert zurückzutreten, wenn auch die Ente näherkam.
Aimées Mutter war ausgerechnet bei der Geburt gestorben. Das Kind war nun 18 Monate alt, solange war François also bereits Witwer. Er war alleinerziehend, die beiden wohnten ausserhalb von Paris. François hatte das Glück, in einer Hausgemeinschaft zu leben, wo es mehrere Kinder gab. Er konnte arbeiten gehen, während zwei Frauen auf die Kinder des Hauses aufpassten.
Noch während des Gespräches meldeten sich die Stimmen – etwas, was Cathy schon lange nicht mehr wahrgenommen hatte. Sie hatte alles so gut im Griff, dass es ihr fast falsch vorkam. Die Stimmen wurden binnen Minuten lauter und lauter und schrien dann förmlich nach François. Ja, sie verlangten sein Leben, selten war dies so auffällig wie heute. Cathy konnte sich kaum noch konzentrieren und sie nahm dies den Stimmen auch wirklich übel. Es war offensichtlich, dass das Mädchen danach eine Waise wäre. Und es war nicht irgendein Mädchen. Obwohl Cathy nie ein eigenes Kinderbild gesehen hatte, so war sie sicher dass ihr die zwanzigjährige Aimée sehr ähneln würde. Sie hatte wirklich Mitleid mit diesem süssen Ding.
Sie hatte das Gespräch abbrechen müssen. Unter anderen Umständen hätte sie gern mit François geschlafen. Er hätte nicht sterben müssen, dafür hätte sie gesorgt. Dieser nicht besonders gutaussehende, aber so überaus sympathische Mann reizte sie sehr und er hatte etwas Abwechslung nötig. Sicher kam er zu nichts, er arbeitete viel und kümmerte sich ansonsten hingebungsvoll um seine Tochter. Wie er selbst gesagt hatte, ging er nicht aus.
Cathy hatte um Entschuldigung gebeten und hatte den Abbruch des Treffens mit einer aufziehenden Migräne erklärt. Natürlich hatte François Verständnis und sie verabschiedeten sich rasch. Und als Cathy die kleine Aimée umarmte, da fühlte sie dass es den Stimmen nicht zuletzt um das Kind ging. Nichts wie weg, Cathy fühlte sich elend und furchtbar. Nichts wie weg, weit weg von dieser kleinen Familie, bevor sie sie noch ins Unglück riss.
Sie liegt in ihrem Bett und muss schreckliche Schmerzen ertragen, während die Stimmen in ihrem Kopf wüten. Cathy hat sich das Kissen über den Kopf gezogen und versucht, den wütenden Stimmen zu trotzen. Sie würde es heute ertragen, die Stimmen würden nichts bekommen, auch nicht Matthieu und nein, nicht mal einen unbekannten Mann von der Strasse.
Die Nacht ist wirklich schrecklich. So stellt sie sich auch einen Drogenentzug vor. Sie schläft fast gar nicht, erst in den frühen Morgenstunden findet sie einige wenige Stunden Ruhe. Aber sie ist stolz auf sich, die Stimmen konnten sie nicht zu allem zwingen. Sie würden sich damit zufriedengeben müssen, was Cathy für sie aussuchte – so war der Deal und beide „Partner" waren damit doch sehr gut gefahren. Cathy kannte kaum Mitleid, warum auch? Die Menschen kamen und gingen und nur für den einzelnen Menschen war es vielleicht ein schlimmes Schicksal zu sterben. Für die Welt spielte es keine Rolle, niemand wusste das wohl besser als sie. Aber genau diesen Mann und dieses Kind konnten die Stimmen nicht haben, basta!
Kapitel 7, Episode 9
von Alina am 16.08.2021 23:22Paris Marriott Champs- Élysées Hotel, Salle de réunion
Le mercredi 30 octobre 1968
Soundtrack für diese Episode: Jefferson Airplane - White Rabbit
Quelle des Bildes
Cathy geht durch die Reihen des Konferenzsaales und serviert kühle Getränke, während ein anderes Mädchen warme Getränke wie Kaffee und Tee reicht. Sie selbst sieht etwas gelangweilt aus, ist auch etwas übermüdet aber ihre Arbeit macht sie trotzdem ordentlich. Die Stimmen waren am Morgen nicht mehr dagewesen. Anscheinend hatten sie ihre Niederlage akzeptiert und warteten nun auf Cathys Entscheidung, so wie zuvor.
Ein Haufen Wissenschaftler hatte sich für zwei Tage eingemietet und hielt eine Konferenz im Konferenzsaal des Hotels ab. Das kam nicht jede Woche vor, jedoch ein paarmal im Jahr. Für die Mädchen bedeutete es mehr Arbeit, aber auch mehr Trinkgelder.
Sie stellt gerade eine Flasche Wasser ab, nickt freundlich und hört wie ein Zuhörer sich meldet und sagt:
„Ich muss Sie korrigieren, lieber Professor Gantzburg. Das Wort 'KATARU' ist doch sehr viel eher mit unserem Wort 'verbindend' oder 'Band' zu übersetzen. Ich kann Ihnen nicht folgen. Sie übersetzen es ausschliesslich mit 'Bündnis' oder sogar 'ein Bündnis eingehen'. Wie kommen Sie darauf?" Cathy bleibt stehen wie vom Donner gerührt.
„KATARU", flüstert sie leise und schluckt. Sie merkt, wie das Tablett anfängt leicht zu zittern und die Gläser darauf klirren leise. Ihre Augen suchen den Raum nach dem Sprecher ab.
Zur gleichen Zeit sitzt eine junge Frau in der hintersten Reihe. Neben ihr stehen zwei unbesetzte Stühle, die mit Polaroidphotos und Papieren bedeckt sind, vollgekritzelt mit kryptischen Zeichen. Sie schiebt ihre kleine schwarze Brille zurecht und schreibt konzentriert mit. Als der Zuhörer seine Frage in den Raum wirft blickt sie auf, schmunzelt amüsiert und flüstert: „So ein Anfänger!"
Cathy schaut sich um und wird unruhig. Sie stellt kurz das Tablett ab, entschuldigt sich bei den Zuhörern am Tisch die gerade einen Getränkewunsch äussern. Sie schaut die ganze Zeit auf den Mann, der das Wort ausgesprochen hat, doch dann wandert ihre Aufmerksamkeit zu dem Professor und dann über seinen Blick zu dem vorher so unscheinbaren Mädchen in der letzten Reihe. Es scheint tatsächlich eine Diskussion zu genau diesem Wort zu geben und Cathy kann es kaum erwarten dass jemand das Wort nochmal ausspricht. Vielleicht hatte sie sich verhört? Sie ist gleichermaßen beunruhigt und gespannt. So unglaublich lange suchte sie schon nach einer Bedeutung dieses Wortes.
Der Professor schaut etwas hilflos in die Runde, als suche er nach Worten. Das Mädchen meldet sich, schnippt sogar ungeduldig und fast penetrant mit den Fingern und ruft: „Verzeihung? Wenn ich darf...?" Sie schaut den Professor fragend an. Der Professor nickt lächelnd als würde ihm das Mädchen sogar einen Gefallen tun. Ein paar Leute drehen sich nach ihr um und tuscheln, ganz sicher wegen ihrem Alter. Wie kann sie etwas zu dieser kniffligen Frage beitragen? Sie steht auf, legt die Papiere beiseite und streicht ihren braunen Rock gerade. Die weiße, langweilige Bluse lässt sie wie eine Sekretärin aussehen. Nur ihr Gesicht und die braunen, glatten, mittellangen Haare lassen auf eine Studentin schliessen.
„Rowski, 1967, die Tafeln aus Mesopotamien, 2600 vor Christus. Dort wurde 'KATARU' eindeutig mit militärischen und politischen Bündnissen in Verbindung gesetzt. Das Wort, welches Sie suchen, ist das verwandte 'ANKIDA'!
Sie spricht das letzte Wort feierlich und nüchtern zugleich aus. Es herrscht Totenstille im Saal. Einig Zuhörer wenden sich wieder mit fragendem Gesicht dem Professor zu.
Als das Mädchen ansetzt und spricht, hält Cathy den Atem an. Ihr Blick klebt förmlich an dem Mädchen in der letzten Reihe. Als sie ihre Antwort formuliert hat, ist Cathy sicher dass sie richtig verstanden hat. Sie ist starr vor Schreck.
Der Professor nickt sichtlich erleichtert und milde lächelnd seiner besten Studentin zu. Diese lächelt ebenfalls wie eine zufriedene Streberin und setzt sich wieder hin. Das Gemurmel im Saal schwillt an und scheint dem Mädchen Recht zu geben. Der Mann mit dem Einwand hadert noch mit der Antwort und sieht das Mädchen stirnrunzelnd an, vielleicht fühlt er sich düpiert.
Der Professor jedoch scheint absolut zufrieden mit der Antwort denn er lässt den Mann nicht mehr zu Wort kommen. Stattdessen fragt er einfach ob noch jemand eine weitere Frage hat und fährt dann schnell fort. Das Mädchen rückt ihre Brille zurecht und arbeitet weiter.
Cathy schluckt und räuspert sich, dann schaut sie sich fast verzweifelt um. Der Vortrag geht weiter und hat nichts mehr mit dem Wort zu tun. Dann wird der Professor von einem Kollegen abgelöst und erntet vorher noch Applaus, auch wenn noch viele der Anwesenden schon beim Klatschen miteinander über seine gewagten Thesen debattieren. Cathy starrt ins Leere, als plötzlich die andere Servicekraft Cathy anstösst und leise fragt ob alles in Ordnung sei. Cathy nickt nur und nimmt das Tablett wieder auf. Ihre Hände zittern immer noch. Sie nimmt sich vor, eine Pause abzuwarten und dann die Neugier zu stillen die sie erfasst hat.
Kapitel 7, Episode 10
von Alina am 18.08.2021 02:08Paris Marriott Champs- Élysées Hotel, Salle de réunion
Le mercredi 30 octobre 1968
Soundtrack für diese Episode:
Big Brother & The Holding Company and Janis Joplin - Piece of My Heart
Quelle des Bildes
Die Pause kommt nach dem nächsten Redner und Cathy beobachtet, wie der Professor mit einigen anderen Männern zusammen zu den Tischen an der Seite des Saales geht, um etwas zu essen. Ein kaltes Buffet steht dort bereit, mit Deckeln abgedeckt, damit die Speisen frisch bleiben. Cathy beobachtet ihn, aber sie hat sich auch das Gesicht der Streberin gemerkt. Auch den Namen des Professors hatte sie sich gemerkt und zwar als der Moderator der Konferenz dem Professor und seiner Studentin für den interessanten Beitrag und die Beantwortung der Zuhörerfragen gedankt hatte. Cathy fasst sich ein Herz und nähert sich den Tischen an der Fensterfront. Sie bleibt mit einem Meter Abstand vor den Männern stehen, sucht Blickkontakt zu ihnen. Sie scheinen in ihr Fachgespräch vertieft zu sein. Zu dumm, denkt Cathy und kaut auf ihrer Unterlippe.
Angeregt spricht der Professor in gebrochenem Englisch mit drei anderen Männern über seine letzte Forschungsreise. Cathy wartet ungeduldig, auf ihren Füssen immer wieder nervös das Gewicht verlagernd. Sie wäre wohl auch zu dem Mädchen gegangen, aber sie war sich sicher, dass dieser alte Professor doch sicher über sehr viel mehr Wissen verfügte. Ausserdem sieht die Studentin so beschäftigt und versunken in ihre Arbeit aus, dass man es kaum wagt sie anzusprechen. Endlich dreht sich einer der Männer zu Cathy um und winkt sie ebenfalls ungeduldig heran. Cathy setzt sich schnell in Bewegung. Noch bevor sie die Männer erreicht hat, spricht der Mann sie an: „Sie dort!" Er spricht französisch. „Bringen Sie uns Kaffee, ja?"
Cathy blickt den Mann zunächst voller Hoffnung an, doch sofort ändert sich ihre Miene in tiefe Enttäuschung. Dann nickt sie langsam, atmet tief durch, dreht sich auf dem Absatz herum und eilt tippelnd in Richtung der Zapfstation für die Heissgetränke. Auf dem Weg fällt ihr Blick wieder auf das Mädchen, welches nun völlig allein in den Stuhlreihen sitzt.
Der Mann, der den Kaffee bestellt hatte, dreht sich zu seinen Kollegen herum, unterbricht sie und sagt grinsend in englischer Sprache: „Sehen Sie, was für fabelhafte Mädchen wir hier in Paris haben?"
Die Männer schauen Cathy hinterher, heben die Augenbrauen und stimmen ihm nickend zu, als wäre sie ein Kunstgegenstand, welchen man in einem Museum betrachten kann.
Cathy bleibt kurz stehen, beobachtet das Mädchen für einen Moment, blickt kurz zurück zu den Männern, die sich wieder ihrem Thema widmen, schaut wieder zu dem Mädchen. Ihren Auftrag hat sie bereits wieder vergessen und er interessiert sie auch nicht mehr. Sie ist wie besessen davon, mit jemandem zu reden. Sie überlegt noch einen Augenblick und dann geht sie weiter, biegt ab und nähert sich der letzten Stuhlreihe. Dann bleibt sie ebenfalls mit etwa einem Meter Abstand vor dem Mädchen stehen und räuspert sich leise. Die Studentin scheint noch immer sehr vertieft in ihre Unterlagen zu sein. Cathy starrt auf die Photos, die auf dem Stuhl liegen und erkennt gerade eben eine schlecht beleuchtete Wand mit Symbolen darauf.
„Mademoiselle, s'il vous plaît?" fragt sie leise.
„Mmh?" Das Mädchen dreht den kopf ruckartig zu ihr und ihre braunen Augen fixieren Cathy irritiert
„Parlez-vous anglais?" fragt Cathy wieder mit der gleichen leisen Vorsicht.
„Ah...oui. I mean, yes." sagt das Mädchen mit leicht deutschem Akzent. Als Cathy den Akzent hört, runzelt sie die Stirn.
„What's up?" fragt das Mädchen auf eine lockere Art, aber bereits ein wenig ungeduldig.
Cathy fragt ebenfalls in leicht gebrochenem Deutsch: „Verstehen Sie auck Deutsch?"
„Ja, auch das. Und Latein, Griechisch, und Sumerisch." sagt das Mädchen nüchtern und nicht ohne Stolz. Cathy lächelt etwas angespannt.
„Wir können auch reden auf Deutsch. Ick bin deutsch, eigentlick. Meine Eltern sind Deutsche, wissen Sie?"
Das Mädchen ist sichtlich verwundert, was diese Bedienung von ihr will. Die Angestellten waren hier in diesem Hotel bisher auf eine sehr angenehme Weise fast unsichtbar gewesen, das Hotel war gut organisiert. Wohlgemerkt, bis jetzt.
Cathy atmet tief durch, sie war so aufgeregt wie selten zuvor. Die Studentin kann sehen, wie Cathys Finger zittern.
„Oh... okay. Spannend." sagt das Mädchen trotz allem gelangweilt. Cathy hebt die Augenbrauen und merkt plötzlich, dass sie zu stören scheint und ihre Kompetenzen als Bedienung gerade überschreitet.
Das Mädchen hebt ihren Stift „Ich... muss noch an etwas arbeiten."
„Ich musste einfach fragen. Verzeihen Sie bitte. Sie eben sagten KATARU, richtig?", sagt Cathy plötzlich.
„KATARU!" wiederholt sie fast beschwörend und flüstert es sogar nochmal. „KATARU."
„Ja, das tat ich." Nun nimmt das Mädchen ihre Brille zwischen die Fingerspitzen und rückt sie zurecht und betrachtet Cathy durch die Gläser wie ein störendes Objekt. Diese hält ihre Hände vor ihr Dekolleté und wringt sie, als würde sie sich die Hände waschen. Sie wirkt extrem aufgeregt.
„Ja, KATARU", wiederholt das Mädchen Cathys Worte. Cathy starrt das Mädchen an und diese schaut Cathys Hände an.
„Können Sie sagen nochmal, was es bedeutet? Ick... konnte nickt folgen." Cathy schluckt. „Es ist sehr wicktik."
Das Mädchen runzelt die Stirn. „Du willst mich veräppeln, oder?" fragt sie dann mit stark österreichischem Akzent, wie ein Bauer vom Land eben. Wenn sie wütend wurde, dann wurde sie gern proletenhaft. „Du siehst nicht aus, als würdest du dich für Archäologie interessieren, oder für alte Sprachen." Sie klingt vorwurfsvoll.
Cathy hebt die Augenbrauen und sieht für einen Augenblick völlig verdattert aus. Sie geht einen halben Schritt zurück und stammelt: „Entschuldigung. Verzeihen Sie. Excusez-moi!" Dann läuft sie davon.
Kapitel 7, Episode 11
von Alina am 18.08.2021 18:30Paris Marriott Champs- Élysées Hotel, Salle de réunion
Le mercredi 30 octobre 1968
Soundtrack für diese Episode: The Box Tops - Cry Like A Baby
Quelle des Bildes
Die Studentin steht auf und bemerkt erst in diesem Moment wie sehr sie Cathy verletzt haben muss. Sie sieht ihr hinterher und kann noch erkennen wie diese fluchtartig den Saal verlässt. Das Mädchen beisst sich auf die Unterlippe. „Verdammt, Anuschka... du wolltest doch kein Giftzwerg mehr sein! Das war keine von deinen blöden Kommilitoninnen."
Cathy kommt erst in der Küche wieder zu sich. Sie wischt sich den Schweiss von der Stirn und hat Tränen in den Augen. Sie weiss nicht mal ob es klug ist die Antwort auf ihre Frage zu wissen, aber sie sucht schon so lange danach, so unglaublich lange...
Cathys Lippen beben und sie bleibt am hinteren Ende der Grossküche stehen. Die alte Köchin kommt gerade aus der Speisekammer und sieht Cathy fragend an, aber diese weicht dem prüfenden Blick aus.
„Ist... ist noch Kaffee da?" fragt sie und die Köchin nickt nur. Cathy sieht sie an und sagt mit einem gequälten Lächeln, weil die Köchin sie längst durchschaut und ihre Tränen längst bemerkt hat: „Diese Gäste im Konferenzraum, sie sind so unhöflich." Die Köchin nickt nur milde lächelnd und stellt einen dampfenden Pott Kaffee hin. Sie streicht ihr tröstend mit der Hand über den Oberarm. Cathy nimmt ihn an sich, nickt dankbar, macht gar einen kleinen Knicks und verlässt die Küche wieder.
Anuschka sammelt ihre Papiere und Photos in Windeseile zusammen, stopft sie in die Aktentasche und läuft Cathy dann hinterher. Sie hat die verwirrte Bedienung noch in der Küche verschwinden sehen und fragt sich nun zu ihr durch. Ihre Brille hatte sie in die kleine Brusttasche der Bluse gesteckt. Ihre Absätze klackern auf den Fliessen der Küche als sie sie betritt. Cathy stösst fast mit ihr zusammen!
„Mademoiselle!" ruft Anuschka bittend. Cathy ist erschrocken und erleichtert zugleich.
„Excusez-moi, s'il vous plaît." nuschelt die junge Studentin und neigt den Kopf etwas. Selbst mit den Absätzen war sie immer noch etwas kleiner als Cathy und ohne die Brille sah sie beinahe niedlich aus.
„Oui... ja." sagt Cathy leise. „Was kann ich für..." Cathy ist still, als Anuschka sie unterbricht.
„Es tut mir leid. Ich wollte dich nicht so behandeln." Cathy nickt nur und atmet pustend aus. Das Mädchen blickt vorsichtig auf. Sie war nicht schüchtern aber wohl verärgert über ihr eigenes Verhalten.
„Schon gut, ich... ick war sicher... etwas durckeinander." sagt Cathy und lächelt bedauernd.
„Es ist schön eine Deutsche zu treffen." Anuschka lächelt ebenfalls vorsichtig. Cathy bejaht das mit einem eifrigen Nicken. Sie schien allein durch diese Tatsache bereits etwas aufzutauen.
Anuschka spricht weiterhin auf Deutsch und duzt sie wieder: „Wenn du hier Schluss hast, dann erzähle ich dir alles über KATARU, in Ordnung?"
Cathy starrt in ihre Augen und nickt dann, diesmal langsam und bedächtig. „Gut" antwortet sie mit ihrem amerikanischen Akzent. Dann sieht sie auf die Wanduhr. Noch zwei Stunden, vielleicht die zwei längsten Stunden ihres Lebens.
„Ich warte dann solange im Saal", unterbricht Anuschka Cathys Gedanken. Diese kommt etwas näher und blickt fest in Anuschkas Augen. „Dankeschön." sagt sie in akzentfreiem Deutsch und lächelt das fremde Mädchen an. Dann beisst sie auf ihre Unterlippe und flitzt dann an ihr vorbei, so als hätte sie es sehr eilig.
Anuschka wird etwas rot und schaut Cathy noch hinterher. Diese Bedienung war wirklich sehr hübsch und... so grüne Augen hatte sie noch nie vorher gesehen.
Kapitel 7, Episode 12
von Alina am 19.08.2021 20:32Paris Marriott Champs- Élysées Hotel, Salle de réunion
Le mercredi 30 octobre 1968
Soundtrack für diese Episode: Van Morrison - Brown Eyed Girl
Quelle des Bildes
Anuschka sitzt auf dem Rednerpult, ihre Beine baumeln barfuß herunter. Sie sitzt leicht nach vorn gebeugt und konzentriert sich auf ein Buch. Hinter ihr wird sauber gemacht. Ihre Haare hatte sie hinter die Ohren geschoben damit sie nicht nach vorn fallen konnten. Sie hatte wieder ihre Brille aufgezogen und ihre schlanken Beine sahen für eine Akademikerin ziemlich muskulös aus. Offenbar lief sie viel herum.
Cathy betritt den Saal und schaut sich um. Sie hatte zwar keinen Feierabend aber immerhin drei Stunden Pause. Das durfte mehr als ausreichend sein. Sie sucht nach Anuschka und erblickt sie auf dem Pult. Mittlerweile sind alle Zuhörer gegangen. Sie kommt näher und beobachtet die Studentin schon währenddessen.
„Da bin isch", sagt sie mit leicht französischem Akzent und lächelt etwas frech. Sie hatte sich etwas entspannt.
Anuschka hebt den Zeigefinger: „Moment noch...", liest den Satz zu Ende, dann klappt sie das Buch zu und lächelt Cathy an. Sie schaut auf sie herab und nimmt die Brille ab. So barfuß sitzend sah sie sogar noch jünger aus, fast in Cathys Alter.
Cathy steht geduldig da und ist absolut still. Sie kann diese Studentin nur schwer einschätzen, aber sie mag es wie sie sie anlächelt. Sie sieht auf eine ganz besondere Weise abgeklärt aus, trotz ihres jungen Alters. Sie war sich sicher ihrer Weisheit schon in so jungen Jahren bewusst, jedenfalls scheint es Cathy so.
„Setz dich doch", Anuschka klopft neben sich auf das Pult. Cathy nickt und lehnt sich an, neben Anuschka. Sie fühlt sich sicherer als noch vorhin. Sie trägt zwar noch immer ihre Servicekleidung, aber sie fühlt sich jetzt etwas privater, nicht mehr nur wie eine profane Angestellte. Sie ist auf Geheiss eines Gastes hier.
Anuschka lässt ihre aufmerksamen Augen durch den Saal schweifen, dann lehnt sie sich ein wenig zu Cathy, berührt ihre Schulter mit ihrer eigenen. Cathy atmet hörbar ein, als wüsste sie dass eine schwere Aufgabe vor ihnen liegt.
„Danke, dass Sie sich die Zeit nehmen", sagt Cathy in einem Deutsch, als hätte sie sich in den vergangenen Stunden geistig auf das ausschliessliche Sprechen in deutscher Sprache eingestellt
„Schau, sie reden immer noch." Die Studentin zeigt in Richtung der Tische an der Seite, und tatsächlich: dort standen noch immer drei der vier Männer von vorhin und diskutierten. Cathy sieht herüber und nickt stumm.
„Über was reden sie?" Cathy fragt es eher um ein Gespräch in Gang zu bringen. Anuschkas Augen schienen vor Ehrgeiz zu sprühen. „Sie reden bestimmt über die Ausgrabungen in Palmyra. Irgendwann... ja, irgendwann bin ich auch ein Profess... eine Professorin. Aber bis dahin...", sie zeigt auf ihre offene Aktentasche „...bis dahin lese ich Bücher."
Cathy lächelt auf eine sehr herzliche Art und man kann ihre Grübchen sehen. Sie scheint von dem Ehrgeiz der jungen Wissenschaftlerin angetan zu sein.
„Das schadet nie." sagt sie so, als wäre sie zwar von diesem Spruch überzeugt, aber hätte ihn nur auswendig gelernt. „Was sind das für Bücher? Was studieren Sie?" fragt sie dann, schon mit etwas gesteigertem Interesse.
„Sag doch 'Du' zu mir, sonst komme ich mir so alt vor." Ihr Lächeln wirkt ungeübt, dabei können sich ihre schönen und weißen Zähne durchaus sehen lassen. „Ich bin Anuschka. Ich studiere Archäologie in Wien, bei Professor Dr. Gantzburg." Sie betont den Namen, wie man einen wichtigen Namen eben ausspricht.
„Anuschka." wiederholt Cathy und nickt bei ihren Worten. „Das ist sicher sehr interessant. Ich heisse Catherine, aber alle nennen mich Cathy."
„Cathy... du kommst aus Amerika?" rät Anuschka. Cathy nickt wieder eifrig „Ja, Amerika." Sie klingt schwermütig.
„Eine weite Reise. Und du wiederholst gerne Wörter." Anuschka schmunzelt und beginnt unbewusst mit einer herunterhängenden Strähne zu spielen.
„Ah, ja." Cathy zuckt mit den Schultern. „Es klingt so schön wenn Sie es... wenn du es auf Deutsch sagst. Aber Paris ist auch so hübsch. Ich liebe Paris. Die Stadt der Liebe." Cathy lächelt mit gespielter Verträumtheit und sie klingt wieder so als hätte sie es bloss auswendig gelernt. Anuschka schaut ihr in die grünen Augen aber sie nimmt auch mehr und mehr von Cathys Hals, ihren charakteristischen Grübchen und ihren schönen, roten Haaren wahr.
Kapitel 7, Episode 13
von Alina am 20.08.2021 22:54Paris Marriott Champs- Élysées Hotel, Salle de réunion
Le mercredi 30 octobre 1968
Hugo Montenegro and His Orchestra - "The Good, The Bad and The Ugly"
Quelle des Bildes
„Also, was ist so wichtig an KATARU? Es heisst 'Bündnis' oder 'ein Bündnis eingehen'."
Cathy sieht Anuschka plötzlich wieder genauso verblüfft an wie vorhin. Es sieht fast aus als würde Sorge in ihren Augen flackern. Anuschkas Augen verengen sich mehr neugierig als skeptisch.
„Es heisst... 'Bündnis' oder 'ein Bündnis eingehen'", wiederholt Cathy ihre Worte. Anuschka nickt. „Woher kennst du es?"
„Was... bedeutet es genau?" fragt Cathy und ignoriert die Frage zuvor. „Ist es wie... ein Vertrag machen?"
„Genau. Das kommt auf den Kontext an. Auf..." Anuschka lächelt „...die Wörter davor und danach. Für sich allein kann man das nicht ganz genau sagen."
Cathy atmet schwer aus, starrt vor sich auf den Boden und sieht sehr nachdenklich aus.
„Vertrag..." Anuschka überlegt. „Es kann sein dass es so benutzt wird, aber sicher nicht wie bei einem normalen Vertrag zwischen zwei Handelspartnern. Man würde es vielleicht eher benutzen wenn jemand einen Vertrag mit seiner Sippe oder einer Gottheit eingeht."
Cathy starrt sie wieder an. „Ein Bündnis eingehen...", flüstert sie. „Was bedeutet 'Sippe'? Ist es Familie? Was bedeutet 'Gottheit'? Ist 'Gottheit' Gott?" Cathys Fragen prasseln jetzt nur so auf Anuschka ein.
„Ja. Die Sumerer hatten mehrere Götter, nicht nur einen. Und die Sippe, damit ist die Gemeinschaft in einem Dort gemeint. Oder eine grosse Familie."
„Woher kennst du denn solche Wörter?" Anuschka sieht in dem Maße verwundert aus, wie Cathy erschüttert ist.
„Vertrag mit Gott, mit Göttern. Oder mit Familie." Sie wiederholt das, was sie als wichtig empfindet. Dann erst klärt sich ihr Blick etwas und sie sagt: „Ach, ich... ich weiss nicht. Ich habe sie einfach mal gehört." Obwohl Anuschka sicher war dass Cathy gut lügen konnte, so war das jedoch ein besonders dilettantischer Versuch. Sie blickt tief in Cathys grüne Augen.
Cathy hingegen versucht abzulenken „Was ist RABU?"
"Etwas gut machen", wiederholt Anuschka geduldig. Sie war sicher dass Cathy es noch wusste, aber der offensichtliche Ernst der Lage verlangte es ganz sicher zu gehen.
„Etwas gut machen. Ich habe etwas gut gemacht. Ja?" wiederholt Cathy langsam und sieht Anuschka fragend an.
„RABU." wiederholt sie beschwörend, für den Fall dass Anuschka das Wort vielleicht bereits wieder vergessen hatte.
„Ja. Wie ein Krieger, der sich im Kampf bewährt hat. Er ist 'RABU'."
Cathy schluckt und hat plötzlich Tränen in den Augen. „Gut... gut." stösst sie gepresst hervor.
Ohne zu zögern nimmt Anuschka Cathys Hand „Warum weinst du?"
Wieder starrt Cathy auf den Boden vor sich und atmet pustend aus. „Oh, schon gut, schon gut." Sie lächelt Anuschka gequält an „Ich... ich suche nur schon lange danach."
Anuschka war nicht geschult in diesen Dingen, aber entweder war dieses Mädchen mit dem roten Schopf psychisch labil oder die Worte bedeuteten für sie mehr als sie sollten
Cathy gewinnt ihre Fassung wieder und fragt dann: „Du weisst noch mehr Worte, ja? Ich habe noch eins. Nur noch eins."
„Ein paar tausend sind bekannt", kommentiert Anuschka nüchtern und wartet gespannt.
Cathys Miene hellt sich wieder etwas auf und sie sagt: „Es heisst BELU. BEE-LU." Sie spricht es ganz langsam und deutlich aus beim zweiten Mal.
Anuschka merkt dass ihr kalt wird. Woher zum Teufel kannte sie solche Wörter? Cathy sieht sie an, als wäre dieses Wort von grösster Bedeutung für sie, noch wichtiger als die beiden Wörter zuvor.
Anuschkas Hände zittern leicht, sie greift Cathys Hand fester. Cathy ist klar dass dies bisher wohl das brisanteste Wort ist. Auch in ihrem Kopf war es das... aufdringlichste Wort von allen.
„Cathy, du machst mir ein bisschen Angst. BELU..." Anuschka schüttelt leicht den Kopf und flüstert das letzte Wort so, als wäre es ein Tabu es auszusprechen. Cathy selbst verspürt keinen Drang, das Wort nochmal auszusprechen. Die unheimliche Aura ihrer letzten Worte hing noch spürbar in der Luft. Also nickt sie nur langsam und bestätigend.
„Das heisst 'auslöschen'. 'Vernichten'." Die dunkle Vermutung wird mit dieser Antwort zur Gewissheit.
„Ja", flüstert Cathy auf eine fatalistische Art und Weise. Trotz ihrer Vermutung ist sie entsetzt. Es fühlt sich so an, als hätte sie eine Diagnose bekommen dass sie nur noch drei Tage zu leben hatte. Aber wieso wunderte sie sich nicht über die Antwort der Studentin?
Anuschka greift ihre Hand fest, mit der anderen schliesst sie ihre Tasche und lässt sich dann vom Pult rutschen.
„Komm mit!", sagt sie eilig. Cathy ist abwesend, rutscht aber auch vom Pult herunter. Anuschka zieht schnell ihre Schuhe an, greift wieder nach Cathys Hand. Ihr Griff ist kräftig, fest entschlossen. Sie stürmt mit Cathy eilig zum Fahrstuhl, zieht sie fast hinter sich her. Diese fällt fast über ihre Füsse, folgt ihr aber so schnell sie kann. Sie fragt nicht nach, wohin es geht – das spielt keine Rolle. Das erste Mal seit einem gefühlten Jahrhundert passiert etwas und zwar etwas das von Belang ist. Gerade jetzt ändert sich eine lang eingeschlagene Richtung. Es fühlt sich für Cathy gleichermaßen aufregend, als auch erdrückend an.
Kapitel 7, Episode 14
von Alina am 21.08.2021 16:27Paris Marriott Champs- Élysées Hotel, chambre de Anuschka
Le mercredi 30 octobre 1968
Soundtrack für diese Episode: The Rolling Stones - Paint It Black
Quelle des Bildes
Ein junges Zimmermädchen welches Sumerisch spricht. Was für ein Quatsch! Sie konnte es nirgendwo gehört haben, da war Anuschka sicher. Sie steigen aus dem Fahrstuhl und Anuschka zieht Cathy hinter sich her. Sie ist selbst ausser Atem, aber eher vor Aufregung als durch die Eile. Sie dreht hektisch den Schlüssel im Schloss, stösst die Tür auf aber bleibt noch im Rahmen stehen. „Cathy... bitte erzähl' mir woher du diese Wörter kennst!"
Cathys Hand ist schwitzig, sie taumelt leicht gegen Anuschka als diese so plötzlich stoppt. Bisher kam sie nicht auf die Idee, dass sie vielleicht selbst zu einer Art Forschungsobjekt geworden sein könnte, allein durch die Tatsache dass sie Sumerisch spricht. Sie war doch nur ein Zimmermädchen – sie hatte es sich nicht ausgesucht, diese Worte zu kennen.
Anuschka gibt ihr etwas Zeit und wirft ihre Tasche auf das kleine Sofa, so als wäre der Inhalt nun nichts mehr wert nachdem sie mit Cathy gesprochen hat. Die Worte von Cathy tauchten in einem neuen Zusammenhang auf, das war das Spannende. Es war als habe Anuschka eine neue Tafel entdeckt. Zwar mit alten Worten – aber in einem neuen Kontext. Dieser neue Kontext war viel wertvoller als ein neues Wort.
Sie klappt die Minibar auf und holt eine kleine Flasche Whiskey heraus. Sie öffnet sie und hält sie Cathy hin, dabei lächelt sie ein wenig verschmitzt. Cathy dreht sich auf dem Absatz herum, schaut auf eine Uhr an der Wand und sieht nicht abgeneigt aus. Sie nickt, nimmt die Flasche und nippt daran. Wie von Anuschka erwartet, hat der starke Whiskey schnell eine sehr entspannende Wirkung.
Anuschka macht die obersten beiden Knöpfe ihrer Bluse auf und setzt sich auf den Couchtisch, Cathy dabei zugewandt. Die Bluse ist unbequem und ihr ist im gleichen Moment kalt und doch wieder warm. Ihr gegenüber steht ein bequemer Stuhl.
„Entschuldige dass ich dich so entführe. Es ist nur... dass ich ein junges, hübsches Zimmermädchen treffe die sumerische Wörter perfekt betont, das kommt etwas unerwartet."
„Schon gut", erwidert Cathy. „Ich bin sehr dankbar, dass wir... reden können." Sie seufzt und denkt nach. „Ich... habe keine Ahnung, warum. Es ist schon sehr lange her. Ich war noch ein Kind. Ich glaube ich war noch ein Kind. Ich habe es geträumt."
„Geträumt?" wiederholt Anuschka ungläubig. „Dein Vater war aber kein Archäologe oder Etymologe?" Cathy schüttelt den Kopf und ist sicher dass er keines von beiden war. Sie sieht Anuschka nicht an, starrt auf die kleine Flasche Whiskey und gibt sie schnell zurück als sie sich dessen bewusst wird.
„Es leben seit fast viertausend Jahren keine Menschen mehr die Sumerisch sprechen. Also musst du es von einem Forscher haben." Anuschka nimmt die kleine Flasche und trinkt selbst. Nach diesen Worten wird Cathy erst das Ausmaß ihrer Situation bewusst. Sie nickt schnell. „Ja, ganz sicher. Woher auch sonst?" Sie lächelt künstlich.
„Aber trotzdem... diese drei Wörter? Und du hast sie dir so lange gemerkt? Normalerweise vergisst ein Mensch Dinge, die er nicht anwendet oder regelmäßig wieder hört." Anuschka beugt sich vor und sieht Cathy ernst an.
Cathy überlegt erst, dann nickt sie. Sie wägt das Risiko ab – aber es war besser das Gespräch fortzuführen. Sicher konnte sie noch einiges erfahren, aber sie wollte es tun ohne diese Studentin weiter in Panik zu versetzen. Doch diese scheint in ihr lesen zu können, wie in einem offenen Buch. Das erschwerte die Sache ungemein.
„Ich habe sie gemerkt... mir gemerkt, weil... sie so... böse klingen." Cathy macht eine Pause.
„Hast du... diesen Traum immer noch?" Anuschka wusste nicht wie sie es sich anders erklären sollte, ausser es handelte sich um ein psychopathologisches Phänomen. Cathy nickt zögerlich.
„Dieses Wort... 'BELU', es ist allein. Es kommt allein", flüstert sie dann.
„Es kommt allein? Und die anderen beiden Wörter?" Anuschka war nun sicher, auf dem richtigen Pfad zu sein. Cathy sieht aus als hätte sie auf diese Frage gehofft. Endlich konnte sie ihre Eindrücke mit jemandem teilen.
„Sie kommen nicht allein. Erst RABU, dann KATARU. Sie kommen immer zusammen. Erst RABU. Dann KATARU."
„Ein gutes Bündnis. Nein, ein... Bündnis, dass sich bewährt." Anuschka überlegt.
Auch Cathy denkt nach; nur in dieser Reihenfolge ergab alles einen Sinn. Es gehörte in diese Reihenfolge. Erst eine Aufforderung, dann ein Lob, dann ein Versprechen dass es wieder passieren würde. Sie war entsetzt wie nah die tatsächliche Übersetzung an ihrer bösen Vorahnung lag.
„Jemand hat etwas Gutes erreicht, vielleicht einen Auftrag ausgeführt... und ein Bündnis erreicht oder Bündnispflichten eingelöst". Anuschka denkt laut nach aber in ihren Worten schwingt auch ein Fragezeichen mit. Cathy starrt ins Leere und kommt erst wieder zu sich als sie Anuschkas Stimme hört. „Vielleicht geht es um Frieden!" Sie lächelt und klingt begeistert von ihrer Idee.
Cathy kann ihr nicht folgen, aber sie lächelt weil Anuschka ebenfalls lächelt. „Ja, Frieden!"
„Jemand hat etwas Gutes erreicht und nun entsteht ein Bündnis daraus. Und das mit dem 'Auslöschen' erledigt sich ja dadurch." Es klang so logisch. Cathy nickt. „Das klingt gut! Erst gibt es Krieg, dann ein gutes Bündnis. Dann Frieden!" Cathy ist erleichtert.
„Vielleicht ist es wirklich so einfach. Das wäre schön." Anuschka trinkt noch einen Schluck Whiskey und reicht Cathy wieder das Fläschchen zurück. Diese seufzt und sieht ihr Gegenüber an. „Du bist so klug. Du wirst sicher ein guter Professor. Sehr gut."
„Schlimm wäre es wenn die Reihenfolge anders herum wäre", sagt Anuschka plötzlich und lächelt sogar. „Gut gemacht, Bündnis, Krieg."
Cathy trinkt ebenfalls schnell einen Schluck, schluckt hart. Der Whiskey brennt im Mund und löscht die aufkommenden Tränen sofort.
„Also quasi... ein Bündnis für den Krieg. Ein Bündnis für die Auslöschung von... anderen." Anuschkas Worte werden leiser als sie merkt, dass diese Deutung mindestens genauso sinnvoll ist. Für einen Augenblick hatte es Cathy geschafft sich einer Illusion hinzugeben. Doch nun war es bereits wieder vorbei.
„Cathy, du...", Anuschkas Kehle ist trocken, trotz des Whiskeys. Cathy sieht sie besorgt an. „Kannst du das letzte Wort noch einmal aussprechen? Also das Wort, welches der Professor auch gesagt hat."
Cathy sieht Anuschka an. In ihr steckt die Angst sich damit endgültig zu verraten. Aber sie fasst sich ein Herz und tut es.
„KA-TARUU." Anuschka lauscht. Cathy sieht, wie genau Anuschka zuhört und wiederholt es ein weiteres Mal, auf die gleiche beschwörende Art und Weise wie schon vorher. Es klingt so als hätte Cathy es vor 4000 Jahren gehört. Das konnte sie unmöglich gelesen oder gehört haben. Sie sprach es so aus dass man merkte, dass sie andere, neue Laute gelernt hatte. Sogar das erste 'A' klang nicht amerikanisch, deutsch oder französisch. Sie spuckte es förmlich aus. Dann das 'R', welches sie ganz anders rollte als in den ihr bekannten Sprachen. Es klang beschwörend, wie ein Teil eines alten und bösen Rituals. So redete nicht mal ein Wissenschaftler.
„Es klingt... es klingt wie die Gegenwartsform... oder nein, die Verlaufsform. Es... ist ein Bündnis. Also, das Bündnis ist schon da." Sie dachte wieder laut. „Es wird nicht erst geschmiedet. Es wird... erneuert?" Sie flüstert nun und schaut Cathy mit erwartungsvollen Augen an.
Es war, als würden die Worte Anuschka befähigen auf den Grund von Cathys Seele zu schauen. Es war unheimlich. Was es dort zu sehen gab war das pure Böse und Cathy hatte Angst davor dass man es sehen konnte. Andererseits war es zu faszinierend um nicht darüber zu reden. Seit einem halben Jahrhundert suchte sie nach Antworten. Sie musste einfach mehr wissen.
Anuschka spürt wie sie anfängt zu zittern und Cathy nickt nur langsam. Anuschka hatte sich bereits vorher die Flasche erneut geangelt und leert sie jetzt auf den letzten Zug. Dann stellt sie die Flasche knallend auf den Tisch und es bewirkt dass beide wie aus einer Art Trance erwachen.
„Ich verstehe das nicht. Cathy, du bist ein seltsames Mädchen..." Der Alkohol steigt Anuschka heftig zu Kopf. Cathy hatte das Gefühl, alles zu verstehen und Anuschka tat das auch. Sie wusste es nur nicht so genau und hatte wohl Angst vor einer Wahrheit, für deren Akzeptanz Cathy selbst einige Jahrzehnte gebraucht hatte.
„Jetzt habe ich beinahe Angst allein zu schlafen." sagt Anuschka mit leicht bebender Stimme.
Cathy lächelt sie an und ihre Selbstsicherheit kommt zurück die viel grösser war wenn sie nicht arbeitete.
Die Studentin spürt wieder die Angst die in ihr aufsteigt, wenn sie an die Konsequenzen ihrer Entdeckung denkt. Sie bedauert dass der Whiskey bereits leer war.
Cathy sagt leise „Nur ein Traum... nur ein Traum."
Kapitel 7, Episode 15
von Alina am 23.08.2021 01:26Paris Marriott Champs- Élysées Hotel, chambre de Anuschka
Le mercredi 30 octobre 1968
Soundtrack für diese Episode: Jefferson Airplane - Somebody To Love
Während Anuschka sich vornübergebeugt und nervös mit den Fingern durchs Haar fährt und man durch die geöffneten Knöpfe ihrer Bluse ihre kleinen hübschen Brüste sehen kann, da wechselt Cathy ins Englische wo sie sich noch sicherer fühlt. „Just a dream", sagt sie etwas lauter und lächelt. Anuschka wirkt auf eine liebenswerte Art überfordert und etwas hilflos. Cathy nimmt ihre Hand und hebt sie leicht an, ein Zeichen aufzustehen und sich neben sie auf die Couch zu setzen. Das tut Anuschka und sofort lehnt sie sich sogar an Cathys Schulter an. Sie wirkt gar nicht mehr überlegen – es ist fast so als hätten sich ihre Rollen ins Gegenteil verkehrt. Cathy ist nun diejenige, die die Fäden in der Hand hält. Es geht ihr fast etwas zu schnell, diese schnelle Vertraulichkeit die mehr dem Alkohol als tatsächlicher Sympathie oder gar Vertrauen geschuldet ist. Aber Cathy legt den Arm um die nun sehr klein wirkende Studentin und zieht sie leicht an sich heran. Natürlich hatte sie auch getrunken und war zudem auch noch verwirrt von all den neuen Informationen. Aber Anuschka gegenüber fühlt sie sich nun sogar stark und... gar schutzbefohlen.
Hier in Frankreich erlaubte das sogenannte „Neuwirther Gesetz" seit 1967 die Empfängnisverhütung. Dies hatte nun Frankreichs Lust an Sexualität komplett entfesselt. Als Frau, die eine andere Frau liebt konnte einem das theoretisch egal sein. Aber Cathy spürte die Veränderung und erst die steigende Promiskuität aller und die damit verbundene grössere Akzeptanz anderer Sexpartner erlaubte auch die lesbische Liebe in einem höheren Maße als zuvor. Cathy kannte solche gesellschaftlichen Veränderungen. Sie dachte an den glatzköpfigen Professor, den sie auf dem Schiff kennengelernt hatte. Der hätte ihr sicherlich stundenlang zuhören können, dachte sie und schmunzelte kurz.
Die Affäre in Südfrankreich war kurz und gut gewesen. Zum ersten Male hatte sie sich über Stunden nur auf eine andere Frau konzentriert und vice versa. Keine Penetration – was zugegebenermaßen nicht exakt Cathys Vorstellung von gelungener Sexualität entsprach, aber immerhin auch kein Abschlaffen und übermäßige Fixierung auf einen Orgasmus männlicherseits. Sie hatte es sehr genossen, immer wieder hatten sie sich zum Orgasmus gebracht: mit den Händen, mit dem Mund, sogar mit Gegenständen. Seit diesem Tag sah Cathy beispielsweise Bananen mit ganz anderen Augen.
Cathy spürt eine Hand auf ihrem Po und lächelt wieder. Diese kleine und nun sehr anhängliche Studentin hatte es faustdick hinter den Ohren. Aber gut, der Alkohol... auch Cathy fühlt sich beschwipst; jedoch hatte das jahrzehntelange und auch in körperlicher Hinsicht absolut folgenlose Trinken aus ihr beinahe eine Russin gemacht. Ihr Körper verfiel nicht vom Trinken aber sie gewöhnte sich an den übermäßigen Genuss von Alkohol. Was würden andere Menschen dafür geben?
Apropos Russin – dieser Kuss der Plisetskaya, der war nun trotz allem sehr viel präsenter als die anderen sexuellen Erfahrungen mit Frauen die Cathy gemacht hatte. Warum das so war, das erschloss sich ihr gerade nicht. Dieser unverbindlich scheinende Kuss beinhaltete schon in diesem Moment eine Botschaft für Cathy, nur war sie schon damals nicht in der Lage gewesen den Code zu dechiffrieren. Nun spürte sie es wieder, in Paris, der Stadt der Liebe.
Es war die Sache wert den Dingen ihren Lauf zu lassen...
Cathy legt eine Hand auf Anuschkas Wange und streicht ihr eine Strähne aus dem Gesicht. Sie sieht dass ihr Blick minütlich trüber wird. Sie ist jung und hat sicherlich keine grösse Übung im Umgang mit solchen Mengen Alkohol.
„So schön... und so klug", flüstert Cathy während sie die Studentin beobachtet und auf ihrer Unterlippe kaut. In ihrem Kopf herrscht Stille – absolute Stille – wie sie erleichtert nebenbei feststellt. Anuschka lächelt fröhlich, fast selig.
„...so beautiful" und sie legt ebenfalls eine Hand auf Cathys Wange.
Cathy lächelt, sie hört den ganz leicht deutschen Akzent den sogar diese sprachlich so versierte Studentin nicht verhehlen kann. Sie reibt ihre Nasenspitze leicht an Anuschkas Nasenspitze. Diese versucht gerade mühsam sich mit den Füssen die Schuhe abzustreifen.
„Kannst du bleiben?", fragt sie Cathy verschmitzt und leise, ihre Lippen berühren sich beinahe. In genau diesem Moment trifft Cathy die Entscheidung dass sie nicht mehr aus der Pause zurückkehren wird. Dafür würde sie höchstwahrscheinlich gefeuert werden aber sie würde dieser Entscheidung sogar zuvorkommen. Sie nickt selbstsicher. „Sure", haucht sie und haucht dabei auch einen Kuss auf die Lippen der Studentin. Anuschka schmiegt sich noch näher an Cathy und erwidert den Kuss ganz sanft, mit ihren eigenen Eindrücken der Situation beschäftigt.
Cathy steht auf, nimmt Anuschkas Hand und fordert sie wieder stumm auf nun ebenfalls aufzustehen. Sie spürt dass sich Anuschka hingibt, ihr die Führung überlässt. Sie legt ihre Hand in Cathys Hand und steht auf, etwas wackelig auf den Beinen.
Cathy führt sie zu ihrem Bett, sie folgt brav, kichert dabei und torkelt leicht. Ihre Schuhe bleiben unter dem Tisch liegen.
Anuschka darf sich zuerst setzen, dann kommt Cathy über sie und drückt sie dabei sanft auf den Rücken.
Kapitel 7, Episode 16
von Alina am 23.08.2021 17:00Paris Marriott Champs- Élysées Hotel, chambre de Anuschka
Le mercredi 30 octobre 1968
Quelle des Bildes
Sie hatte zwei Stunden geschlafen. Niemand würde sie im Zimmer der wissenschaftlichen Mitarbeiterin eines hohen Gastes suchen, das vermutet sie jedenfalls. Anuschka liegt laut atmend neben ihr.
ASU