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Das Zimmermädchen [FSK18]

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Alina

-, Weiblich

  10. Wannabe Poet

Beiträge: 180

Kapitel 11 - Episode 11

von Alina am 08.04.2022 11:37

96. Etage des WTC 1 Gebäudes, World Trade Center, Manhattan,
New York City, NY, USA

7:30 am, Tuesday, 11th of September 2001


Soundtrack für diese Episode: Destiny's Child - Say My Name


Quelle des Bildes


  Die Frage war berechtigt. Sie konnte ihnen nichts von den Stimmen erzählen. Das fühlte sich an wie... Verrat. Vielleicht würde sie sofort zu Asche werden wenn sie jemals von diesen Stimmen erzählen würde. Sie denkt lange nach, Zimmermann hatte eine Frückstückspause vorgeschlagen. Alle waren erschöpft, vor allem Hill. Cathy hatte seine Frage nicht beantwortet, das war für die Zeit nach der Pause geplant. Zimmermann war wohl fest entschlossen das Verhör heute noch zu einem Ende zu bringen.
Cathy durfte sich ein Frühstück aussuchen welches per Lieferung kommen sollte, natürlich direkt aus einem hauseigenen Restaurant. Und während sie schweigend am Fenster steht und eine Zigarette raucht, da erinnert sie sich. Sie hatte Anuschka davon erzählt. Und dann war diese gestorben. Musste sie sterben weil sie zuviel über die Stimmen wusste? Musste sie vielleicht doch eher deshalb sterben weil sie leidenschaftlichen Sex gehabt hatten? Oder wäre sie auf jeden Fall überfallen, dann vergewaltigt und getötet worden? Diese Fragen würde sie wohl nie beantworten können und das war sehr traurig. Andererseits war es vielleicht auch egal denn dieses Wissen war nur relevant wenn Cathy jemals wieder frei sein würde. Sie hatte immer Fehler vermeiden wollen; es war demütigend einen Fehler zu wiederholen. "Fool me once, shame on you. Fool me twice, shame on me!"

Sie schüttelt leicht den Kopf, etwas ärgerlich und nach Klarheit suchend. Sie war mit den Gedanken abgeschweift. Sie hatte hier eine gewissen Chance dass das Wissen nicht sie selbst vernichten würde, sondern... diejenigen die von den Stimmen erfuhren. Das war eine sehr verlockende Chance. Sie hatte keine Ahnung was passieren würde aber sie war ganz sicher dass es es irgendeine Reaktion hervorrufen würde.
Weiter kommt sie nicht denn Zimmermann gesellt sich an ihre Seite, auch er raucht jetzt.
"Ich habe zwei Fragen. Zuerst einmal... ich habe die Namen gesehen, die in den Akten stehen. Cathy O'Donovan, Cathy Conrad, Cathy O'Brien, Cathy Muller. Warum in aller Welt immer der gleiche Vorname?"
Er lächelt sogar und Cathy antwortet, nicht ohne Scham:
"Ich kam in Schwierigkeiten wenn ich mich anders nennen liess. Nennen Sie es meine Schwäche. Immerhin war es nicht diese Schwäche die mich zu Fall gebracht hat, oder?"
"Nein, das war Ihre beeindruckende Schönheit, Cathy. Sie wurden immer wieder erkannt. Das... war Ihre einzige Schwäche... und leider auch die all Ihrer Opfer, nichr wahr?"
Cathy nickt und beide sehen sich an.
"Es tut mir leid, falls Ihnen das etwas bedeutet", sagt sie leise.
"Nein. Das bedeutet mir gar nichts. Und ich bitte Sie gleich mit irgendetwas wirklich Wichtigem herauszukommen, denn ansonsten fürchte ich dass Sie heute Abend wieder in Kentucky sein werden."
Seine Miene ist wieder ausdruckslos, auch er konnte sehr gut pokern. Cathy mustert ihn mit eng zusammengekniffenen Katzenaugen.
"Ich verstehe, Mister Zimmermann. Und ja, ich werde gleich auspacken. Aber... es wird Ihnen nicht gefallen."
"Das Risko gehe ich ein", erwidert er, nun wieder schmunzelnd und begibt sich wieder zu seinem Sessel.

Cathy dreht sich herum und schaut alle der Reihe nach an. Zimmermann, Hill, die Protokollantin. Die Security-Agenten waren ihr ziemlich egal. Es vergehen einige lange Augenblicke während sie sich umschaut und nachdenkt. Sie räuspert sich und beginnt:
"Es gibt Stimmen in meinem Kopf. Und ich bin ganz sicher dass es Dämonen sind. Ich bin mir auch darüber im Klaren, dass die Irrenanstalten voll sind von Menschen die etwas Ähnliches sagen. Aber sehen Sie mich an. Ich kann nicht sterben – oder, ich bin vielleicht sterblich aber ich werde nicht älter. Und Menschen sterben wenn ich mit ihnen schlafe. Sie können das nicht widerlegen. Ich kann unmöglich 2.500 Menschen mit meinen eigenen Händen umgebracht haben. Ich gestehe jeden Mord den ich mit meinen eigenen Händen begangen habe. Wieviele mögen es gewesen sein? Vielleicht ein halbes Dutzend? Vielleicht ein Dutzend? Ich weiss dass ich damit für alle Zeiten erledigt bin. Zehn Tote oder 2.500 Tote, das macht in Ihrem Rechtssystem keinen Unterschied. Mit 2.500 Opfern gehe ich in die Geschichte ein, schreibe ein Buch darüber und werde am Ende noch reich. Aber ich habe all diese Menschen nicht getötet. Ich hatte... Sex mit ihnen, seit Anfang der '20er Jahre. Seit achtzig Jahren mache ich das und ich kann auch nicht damit aufhören. Die Stimmen... zerfetzen mich innerlich wenn ich mich dagegen auflehne. Machen Sie sich nicht einmal die Mühe das zu verstehen. Das können Sie nicht, niemals. Das habe ich Ihnen schon damals gesagt, Mr. Hill... damals am Telefon. Erinnern Sie sich?"

Hill atmet tief durch und nickt dann. Auswendig zitiert er:
„'Selbst wenn Sie mich finden, werden Sie es nie verstehen. Niemand kann das.' Die Worte einer Irren. Sie sind irre. Wir beide wissen das."
Cathy lächelt nur und zuckt mit den Schultern.
„Es ist bedauernswert dass sie das so sehen, Mr. Hill. Denn ich würde nichts lieber tun als mit Ihnen zusammen das Geheimnis zu lüften. Ich suche seit achtzig Jahren nach einer Antwort. Ich habe viel herausgefunden doch es ist sicherlich nur ein Bruchteil. Ich bin sicher dass ich besessen bin. Aber nicht wie im Fernsehen. Sie schauen zuviele alberne Filme, Mr. Hill. Ich... habe Dämonen in meinem Kopf die Sie vielleicht ganz sicher mit Ihren Geräten messen können, wenn ich vor Schmerz schreie und dann 'rausgehen muss um mir ein Opfer zu suchen. Denn das ist Ihre Antwort, Mr. Hill. Ich muss gehen und töten denn ansonsten... verbrenne ich innerlich. Und bevor Sie das für Humbug halten, schauen Sie sich nochmal meine Photos an. Ich bin um einiges älter als Sie. Trotzdem werden Sie vor mir sterben. Vielleicht müssen Sie mich nochmal hundert Jahre einsperren um zu überprüfen dass ich nicht altern werde. Vielleicht findet sich dann ein kluger Mitarbeiter der diesem Geheimnis wirklich auf den Grund gehen will."

Sie hat während des Gesprächs die Arme vor ihrer Brust verschränkt und sieht alle der Reihe nach mit ernster Miene an.


Antworten Zuletzt bearbeitet am 09.04.2022 09:07.

Alina

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  10. Wannabe Poet

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Kapitel 11 - Episode 12

von Alina am 09.04.2022 09:18

96. Etage des WTC 1 Gebäudes, World Trade Center, Manhattan,
New York City, NY, USA

8:00 am, Tuesday, 11th of September 2001


Soundtrack für diese Episode: Linkin Park - In The End


Quelle des Bildes


  Lange Minuten vergehen während betretenes Schweigen herrscht. Man raucht und starrt aus dem Fenster. Die Stimmung ist so bedrückend dass man die Luft schneiden kann. Die Protokollantin sieht mittlerweile blass aus. Cathy glaubt dass sie innerlich betet.

Zimmermann sagt:
"So kommen wir nicht weiter. War das... war das Ihr letzter Trumpf, Mrs. Hasselmann? Dämonen? Stimmen im Kopf, die natürlich niemand anders hören kann ausser Sie selbst? Und... diese Dämonen töten dann ihre Sexualpartner und nicht Sie selbst? Wie tun sie das? Warum tun sie das? Und wieso...?"
Er bricht ab und sieht Cathy verständnislos an. Cathy zuckt wieder mit den Schultern.
"Ich wüsste das selbst so gern. Ich habe mir das nicht ausgesucht. Ich..."
"Stop. Halt. Ich..."
Die Anwesenden drehen die Köpfe und sehen Hill, der sich nun erhoben hat.
"Ich denke, ich... weiss etwas darüber."
Alle schauen Hill verwundert an, besonders Cathy. Hill selbst scheint sich zu winden als wolle er gar nicht sprechen. Aber er zwingt sich und spricht mit gepresster Stimme:
"Es gibt ein Tagebuch Ihrer Mutter, Mrs. Hasselmann. Sie hat dort etwas... niedergeschrieben was... Ihr Vater Ihrer Mutter anvertraut hat kurz bevor er starb, am Totenbett. Ihre Mutter Inge schrieb dass ihr Mann unter Tränen davon berichtete dass er einen Fluch auf sich geladen habe, in einer alten Mühle, am Fluss. Sie lagen im Sterben, Cathy... als Sie noch ganz klein waren. Und es gab wohl keine Hoffnung mehr. Dann ist Ihr Vater zu einer geheimnisvollen Gruppe gegangen die sich dort in der Mühle versammelt hat und dort hat er nach eigener Aussage an einem okkulten Ritual teilgenommen. Und als er dann nach Hause kam, da... waren Sie gesund, Cathy. Es war ein Wunder, sowohl Ihre Mutter als auch der Arzt..."
Hill redet nicht weiter denn Cathy bricht weinend zusammen. Sie weint wie ein Kind, die Knie versagen ihr, sie sinkt zu Boden und rollt sich zusammen wie ein Fötus und sie weint, fassungslos, entsetzt und gleichzeitig auf irgendeine Art erleichtert. Ging hier eine achtzigjährige Suche zu Ende? Natürlich erklärte das eben Gesagte gar nichts, man wusste noch immer nichts von diesen 'Dämonen' oder was auch immer Cathy dort angeblich in Knechtschaft hielt... aber es war ein Anfang.

Die Protokollantin weint selbst, Hill steht stumm und steif neben seinem Sessel, selbst mit der eigenen Schwäche ringend und es ist Zimmermann der sich erbarmt und neben Cathy niederkniet. Er deutet eine Umarmung an, kann sich dann aber doch nicht überwinden. Cathy zittert und bebt, Zimmermann bittet sie leise, aufzustehen und sich hinzusetzen. Die vier Agenten sehen ebenfalls mitgenommen aus, dies ist nicht spurlos an ihnen vorbeigegangen. Und die beiden Agenten am Aufzug schauen neugierig herüber, sie wüssten nur allzugern was dort gerade am Fenster passiert.
Zimmermann kann Cathy auf den Sessel bugsieren. Dann endlich können sich die Gemüter ein wenig beruhigen.

Einige Minuten später schneuzt Cathy in ein Taschentuch, ihre Augen sehen verquollen aus. Noch nie hatte sie so geweint, noch nie hatte sie sich so schwach gefühlt. Wie ein Sack liegt sie im Sessel, sie hat kaum mehr Körperspannung. Sie flüstert leise.
"Ich will sterben. Ich will... so gern sterben. Bitte lasst mich sterben... irgendwer...."
Es ist kein Bluff. In diesem Moment wünscht sie sich sogar die Todesstrafe herbei. Es musste doch auf irgendeine Weise enden!
Zimmermann atmet tief durch und sagt leise:
"Entspannen Sie sich noch wenig. Ich lasse Ihnen gerade etwas zur Beruhigung kommen. Dann bringen wir das noch zu einem halbwegs vernünftigen Ende und dann... naja, ich weiss gerade auch nicht weiter. Ich werde mich beraten müssen mit meinem..."
Wieder bricht er ab. Nichts interessierte Cathy gerade weniger und er hatte Verständnis dafür.
Cathy schaut auf und sieht gerade noch wie sich die Aufzugtür schliesst. Sie schaut sich um. Einer der Männer der alles mit angesehen und angehört hatte war nun weg. Sie hatte ihren Plan längst vergessen aber nun fällt er ihr wieder ein. Sollten sich ihre Hoffnungen erfüllen? Würden diese Mitwisser nun vernichtet werden? Sie war sich auch gar nicht mehr sicher ob sie das wollte. Hill war ein schrecklicher Kerl und er würde sie wohl noch immer am liebsten auf dem Elektrischen Stuhl sehen; trotzdem hatte er ihr gerade etwas offenbart wonach sie seit achtzig Jahren suchte.
Und wenn diese Mitwisser nun sterben mussten, würde das jeden einzeln treffen oder alle zusammen? Es bereitete ihr irgendwie Sorgen dass dieser vierte Mann nun im Fahrstuhl unterwegs war und sich immer weiter von der Gruppe entfernte. Hoffentlich kam er schnell wieder. Sie fühlt fast körperlich dass die Stimmen das nicht mochten.

Zimmermann reicht ihr ein neues Taschentuch und sagt dann:
"Ihr Makeup ist etwas verschmiert. Hier nehmen Sie..."
Cathy nimmt das Taschentuch und tupft ihre Augen ab. Erst während sie das tut hebt sie verwundert die Augenbrauen. Sie steht auf und fragt leise: "Welches Makeup? Im Knast gibt es kein..."
Sie stockt und sieht Zimmermann fragend und mit grossen Augen an, denn dieser starrt nun seinerseits sie fassungslos an.
"Cathy... Sie... Sie..."
Mehr bekommt er nicht heraus. Und Cathy lässt das Taschentuch fallen denn sie kann ihre Schläfen fühlen, sie sind leicht zerfurcht wie von den Krähenfüssen einer... vielleicht vierzigjährigen Frau!
Alle starren sie nun an, Zimmermann, die drei Agenten, Hill, sogar die Protokollantin der nun das pure Entsetzen ins Gesicht geschrieben steht.
Cathy schaut auf ihre Hände und auch diese sehen leicht zerfurcht aus. Ihre glatte, junge Haut verschwindet unter ihrem Blick und wird von leicht faltigen Linien durchzogen. Sie schaut entsetzt hoch und... ihr Blick findet wieder die anderen Personen im Raum. Diese sahen nun... zu Tode erschrocken aus und Cathy versteht es denn es geht ihr nicht anders. Sie spürt ein Kribbeln, ihre Haut scheint sich zu kräuseln, sie wird runzelig und sie konnte dabei zusehen wie Altersflecken ihre Haut verdunkelten. Hier ging etwas vor sich was mit gesundem Menschenverstand nicht zu erklären war. Cathy öffnet den Mund, um etwas zu sagen oder um Hilfe zu schreien aber dann beginnen plötzlich alle anderen Personen im Raum zu brüllen! Cathy ist davon so perplex dass sie nur den Mund öffnet aber stumm bleibt.

Aber die anderen Personen brüllen nicht nur – sie rennen mit weitaufgerissen Augen und schreiend zum Fahrstuhl. Cathy schaut ihnen hinterher und schluckt hart. Dann sieht sie wieder zum Tisch und sieht die Protokollantin die gerade ihre Fassung komplett verliert, wild kreischt, jedoch nicht mit dem Finger auf Cathy sondern an Cathy vorbei zeigt. Dabei drückt sie sich verkrampft in ihrem Stuhl. Cathy, die als einzige mit dem Rücken zum Fenster steht, dreht sich herum und dann sieht sie es.
Ein Flugzeug, auf absolut ungewöhnlicher Höhe und... auf direktem Kollisionskurs wie sehr schnell und ohne Zweifel festzustellen ist. Innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde wird es von einem dicken schwarzen Punkt zu einem fensterfrontausfüllenden Rammbock mit Flügeln. Die Zeit verrinnt wie in Zeitlupe und Cathy lässt die Schultern sinken und flüstert mit brüchiger Stimme:
"Natürlich... ausgerechnet ein Flugzeug!"

Eintrag Wikipedia:
(...) Um 8:46 Uhr am 11. September 2001 flog AA11 (eine Boeing 767) mit einer Fluggeschwindigkeit von etwa 750 km/h in die nördliche Fassade des Nordturms (WTC 1) vom World Trade Center in New York. (...) Gemäß dem Abschlussbericht des NIST durchschlug der Flugzeugkorpus das Gebäude zwischen dem 93. und 99. Stockwerk. (...)




ENDE.


Antworten Zuletzt bearbeitet am 09.04.2022 09:18.
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