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falling for a lie [Harry Potter FF]

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BrynTheBeatnik

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Re: falling for a lie [Harry Potter FF]

von BrynTheBeatnik am 24.03.2020 16:31

Der Herbst war schon lange vorbei, doch eine Sache hatte sie mit in die Winterferien genommen. Es war ihre Eskapaden mit Dean Thomas. Noch hatte sie ihn sich nicht aus dem Kopf geschlagen, weshalb sie sich natürlich weiter mit ihm getroffen hatte. Nun saß sie jedoch bei ihren Eltern fest und hatte keine andere Beschäftigung als über ihn nachzudenken. Seitdem sie von Hogwarts abgereist waren, hatte sie weder etwas von ihm gehört noch gesehen und auch wenn sie wusste, dass es keine gute Idee war, wünschte sie sich doch er würde sich bei ihr melden. Weiter als bei ihrem zweiten privaten Treffen waren sie bisher nicht gegangen und doch hatten sie sich daraufhin noch einige Male getroffen. Sie war sich sicher, dass all ihre Freunde dachten, dass sie inzwischen depressiv war, da sie, wenn sie normalerweise so lange wegblieb, sich immer versteckte, um zu weinen. Ausnahmsweise kam ihr das sogar gelegen, weil so keiner mit ihr darüber reden wollte. Dabei war sie alles andere als unglücklich. Ihr Herz pochte immer noch in freudiger Erwartung auf das nächste Rendezvous. Nebenbei musste sie sich nur zum Lernen überreden. Schließlich war jetzt die beste Zeit alles nachzuarbeiten, wozu sie bisher nicht gekommen war, weil sie sich hatte ablenken lassen. Stumm schweigend lag sie auf ihrem Bett und hing in erfreulicheren Gedanken fest als die bevorstehenden Prüfungen. Vor ihr lag ein Buch über Verwandlungen, nicht dass sie es wirklich las, es sollte nur den Eindruck von Produktivität vermitteln. Als ihre Mutter sie dann zum Essen rief, klappte sie dieses ohne weiteres zu und verließ ihr Zimmer.

 

Am Esstisch war es wie gewohnt sehr still gewesen. Ihr Vater hatte wahrscheinlich nicht mal bemerkt, dass sie wieder im Haus war. Kaum war sie wieder im Zimmer, ließ sie sich wieder auf das Bett fallen und streckte die Beine in die Luft. Dabei entwich ihr ein lautes Stöhnen. Sie reckte sich ausgiebig, nur um dann wieder auf die Beine zu springen. Beinahe wäre sie sogar gegen den Spiegel geknallt, wenn sie sich nicht noch an der Kommode abgestürzt hätte. Dort lächelte ihr ein altes Foto von Draco und ihr entgegen. Mit dem Bild nach unten klappte sie es einfach um. Noch hatte sie kein Weihnachtsgeschenk für ihn gefunden und wollte sich nicht direkt schuldig fühlen. Ihr Blick glitt zu ihrem Antlitz im Spiegel und sie grinste selbstsicher. Endlich hatte sie den Zauber für ihre Haare perfekt hinbekommen, so saß ihre Frisur gleich viel besser. Während sie sich weiter bewundert ansah, flog eine klein Wesen aufs Brett vor ihrem Fenster. Da sie so vertieft in ihr eigenes Bild war, zuckte sie heftig zusammen und fuhr sich an die Brust, als die Eule mit ihrem Schnabel gegen die Scheibe klackte. Natürlich drehte sie sich rasch in dessen Richtung, um zu überprüfen, was es war, dass sie so aus der Fassung gebracht hatte.
Erleichtert ging sie aufs Fenster zu als sie erkannte, dass es nur ein geflügelter Postbote war. Knarzend klagte der Holzrahmen, als er hochgezogen wurde. Zugleich trat die frische Nachtluft ein, sodass Pansy leicht zu frösteln begann. Nach wie vor war sie recht freizügig gekleidet, da ihr Zimmer eines der wenigen mit Kamin war. Um das Fenster schnell wieder schließen zu können, entfernte sie das Packet von der Eule recht zügig, die ihr aus Freude gleich in den Finger pickte. Rasch zog sie ihre Hand weg und schüttelte diese, bis der Schmerz verflog. Schon fast tadelnd sah sie den Boten an, beschloss aber dann, nach dieser langen Reise hätte sich der Kauz doch eine Belohnung verdient. Aus einer nahegelegenen Anrichte fischte sie eine Packung Eulennüsse und streute einige auf die Fensterbank. Selbstredend war die Eule begeistert und bediente sich nur all zu gern. So konnte Pansy das Päckchen dann doch noch entnehmen, ohne wieder angegriffen zu werden. Es war ziemlich leicht, wie sie enttäuscht feststellen musste. Normalerweise waren Dracos Geschenke immer etwas schwerer. Aber noch war ja auch noch nicht Heiligabend. Hatte er ihr einfach so eine kleine Aufmerksamkeit schicken wollen? Auf einem kleinen Zettel, das an der Paketschnur befestigt war, stand nur in großen sauberen Buchstaben ihr Name. Sie wusste nicht, was sie zu befürchten hatte, sodass sie es erstmal schüttelte, um den Inhalt zu überprüfen. Es war ein dumpfes Rascheln zu hören. Also war es schon mal nichts Gläsernes. Leider gab es nur einen Weg dies zu bestätigen. Pansy musste es wohl einfach öffnen.
Darin waren ein weiteres kleines Schächtelchen und ein Brief, der ebenfalls nochmal verpackt war. Zuerst nahm sie sich die Box und entdeckte darin eine goldene Kette mit einem herzförmigen Anhänger, der wiederrum einen einzelnen rosa Edelstein fasste. Wer um Himmels Willen hatte ihr denn ein so großzügiges Geschenk gemacht? Und vor allem, warum einen Tag zu früh? Sie konnte ihr Glück gar nicht fassen und drückte sich die Schachtel an die Brust. Aufgeregt lief sie zum Spiegel zurück und legte sich selbst nach ein wenig Pfriemeln die Kette an. Ihre Hand zog den Anhänger nach vorne und sie begutachtete ihn. Noch besser als das Schmuckstück fand sie, die Tatsache wie fabelhaft es an ihr aussah. Ganz so als wäre es eigens für sie geschaffen. Nun war sie doch neugierig geworden, wer so liebevoll an sie dachte. Wenn es von Draco kam, dann hatte Narcissa sicher geholfen, es auszuwählen. Er selbst kam nie auf so schöne Ideen und überließ dies meist seiner Mutter. Pansy war ihm dafür natürlich dankbar, denn wenn Mrs. Malfoy eines konnte, dann war es den Geschmack von anderen zu treffen. Wenn sie so darüber nachdachte, erschien es ihr logisch, dass es eigens von den Malfoys ausgesucht wurde. Doch sie wollte dennoch die Worte hören, mit denen Draco das Geschenk besehen hatte. Ihre Finger zitterten vor Vorfreude als sie den Brief aus dem Umschlag nahm. Lachend stellte sie fest, dass er eine kitschige Weihnachtskarte hinzugefügt hatte. Kaum hatte sie die Karte entfaltet, bemerkte sie, dass es nicht die Handschrift ihres langjährigen Freundes war, sondern die vom Gryffindor, den sie doch glatt für einen Moment vergessen hatte. Das erklärte natürlich, warum keine Adresse am Paket war. Er konnte diese ja gar nicht wissen. Doch wenn es verloren gegangen wäre, dann wäre es auch sicher nicht wieder aufgetaucht. Der Gedanke, dass sie Kette fast irgendwo in irgendeinem Wald oder See verschollen gewesen wäre, bekümmerte sie. So sehr hatte sie das Geschenk schon lieb gewonnen. Sie schüttelte sich und nahm all ihre Konzentration zusammen, um den Brief zu lesen. Er hatte es also in einem Laden gesehen und dabei an sie denken müssen. Ihr Herz schlug auf einmal doppelt so schnell. Die Vorstellung, dass Dean die Kette im Schaufenster gesehen und belächelt hatte, gefiel ihr. Bisher war kaum jemand so aufmerksam ihr gegenüber gewesen.
Nun hatte er ihr etwas zu Weihnachten geschenkt und sie hatte nicht mal daran gedacht, dass er auf diese Idee gekommen war. „Oh je.", murmelte sie: „Jetzt muss ich dringend noch zwei Geschenke besorgen." Sie drehte den Brief um, da dieser auf von der Rückseite beschrieben war, und las weiter. Anscheinend wollte er sich mit ihr treffen, bevor der Zug zurück zur Schule abfahren würde. Einen Kaffee trinken stand dort. War das ein Date oder wollte er mit ihr reden? Sicherheitshalber sollten sie nicht am Gleis 9³/4 warten, sondern am zweiten. Pansy war erfreut, das er soweit mitdachte, doch sie musste ihm noch antworten. Für ihre Eltern musste sie sich noch eine gute Lüge ausdenken, warum sie alleine und dann noch so früh aufbrechen wollte, doch dazu würde sie zu gegebener Zeit kommen. Erstmal musste sie ihm zusagen. Schnell griff sie sich ihr rosa Briefpapier und schrieb einen kurzen Text. Am Ende setzte sie neben ihren Namen noch ein kleines Herz. Gerade wollte sie es zusammen rollen, da kam ihr eine grandiose Idee. Ein Spritzer Parfüm war genau das, was dieser Botschaft fehlte. Danach sah sie sich panisch nach der Eule um, doch zu ihrer Erleichterung war, diese immer noch mit den Nüssen beschäftigt. Mit einem Wisch ihres Zauberstabs versiegelte sie die Rolle mit ihrem Familienwappen und machte es an der Eule fest. Diese rappelte kurz und flog dann in die schwarze Nacht davon. Bei dem ganzen Trubel hatte sie gar nicht bemerkt wie kalt es in ihrem Zimmer geworden war. Nachdem die Fenster geschlossen waren, zog sie sich um und legte sich unter die Decke. Schlafen würde sie jetzt noch nicht, dazu war es viel zu frisch, doch sie musste sich ernsthaft überlegen, wie sie Dean ein mindestens genauso schönes Geschenk machen konnte. Gänsehaut zog sich über ihren ganzen Körper und das lag sicher nicht nur an der niedrigen Temperatur.

Die restlichen Tage zogen nur so an ihr vorbei. Sie hatte ihrer Mutter erklärt, dass sie sich mit Draco im tropfenden Kessel treffen würde und sie von dort aus gemeinsam zum Kings Cross fahren würden. Mit ihrem großen weißen Koffer und zwei kleineren in der gleichen Farbe sowie einer dazu passenden Hutschachtel stieg sie in den großen Kamin im Haus der Parkinsons nur um Sekunden später in der Taverne wieder aufzutauchen. In diesen frühen Morgenstunden war es wie zu erwarten noch ungewöhnlich leer. Nur Tom, der Wirt war bereits wach und stand am Tresen. „Ach, Miss Parkinson, ihre Mutter sagte Sie würden kommen.", begrüßte er sie freundlich und eilte mit einem Küchentuch über der Schulter auf sie zu. Sie schenkte ihm ein mildes Lächeln und sagte dann: „Schön, dass Sie mich empfangen. Würden Sie mit vielleicht mit einem Reinigungszauber zur Hand gehen? Das Reisen per Flohpulver hinterlässt doch seine Spuren." Eifrig nickte er ihr zu und zückte zugleich seinen Zauberstab. Ein wenig umständlich stieg Pansy dann aus der Feuerstelle und präsentierte sich ihm, um die Hilfe in Empfang zu nehmen. Bläuliches Licht prasselte aus der Spitze seines Stabs und schlagartig fiel der gesamte Ruß von ihrer Kleidung ab. Zum besonderen Anlass des Tages hatte sie sich ihre rosa-weiße Muggelrobe angezogen. Es war einige der wenigen, die sie besaß und stammte wie so vieles ursprünglich von ihrer Mutter. So schön es auch aussah, mit dem puffrigen Rock und dem Mieder, so unbequem war es leider auch. Sie würde sich wahrscheinlich nie daran gewöhnen. Da waren ihr die Hexenroben doch um einiges lieber. „Würden Sie mir bitte einen Wagen zum Kings Cross Bahnhof bestellen?", fragte sie, während sie sich den Hut richtete. Ohne auch nur auf seine Antwort zu achten, nahm sie auf einem Stuhl nahe des Ausgangs Platz, jedoch nicht ohne diesen vorher mit einem bestickten Taschentuch sauber zu wischen. Mit einem Ohr hörte sie, dass er ihr versicherte der Bitte nachzukommen. Nun musste sie also nur warten. Ihr Blick glitt immer wieder zur großen Uhr und stöhnend verdrehte sie die Augen, als sie feststellte, das kaum eine Minute vergangen war, wenn sie nicht gerade damit beschäftigt war, ihr Make-up zu überprüfen. „Miss, Ihr Wagen ist angekommen. Kann ich Ihnen mit den Koffern behilflich sein?", bot der Wirt an und sah sie zögernd an, doch er war bereits einige Schritte Richtung Kamin gegangen. Ein steifes Nicken seitens Pansy erfolgte und dann sagte sie: „Oh, Tom, Könnten Sie noch zuvorkommender sein? Ich werde dann im Wagen warten."
Mit diesen Worten verließ sie die Tür und setzte sich in das schwarze Auto, das vor dem tropfenden Kessel parkte. Ebenso freundlich wie schon den ganzen Morgen erklärte sie dann dem Fahrer: „Guten Morgen, Ich würde gerne zum Kings Cross Bahnhof gebracht werden. Allerdings müssen Sie noch einen kleinen Moment auf mein Gepäck warten." Es war die reinste Etikette. Ihr konnte es gar nicht schnell genug gehen, wenn sie dann nur endlich diesen ranzigen Ort verlassen könnte. Der Fahrer nuschelte ihr etwas Unverständliches zu, aber fuhr noch nicht los, sodass Tom genug Zeit hatte, die Koffer einzuladen. Natürlich bekam er Hilfe vom Taxifahrer, aber Pansy blieb starr und unbeweglich auf der Rückbank sitzen. Mit glasigen Augen sah sie aus dem Fenster und wirkte noch puppenhafter als sonst. Kein Lächeln und keine emotionale Regung zierten ihre rundlichen Züge. Einzig und allein verließ ein kleines Räuspern ihre Lippen als der Wagen sich in Bewegung setzte. Die ganze Fahrt über saß sie schweigend mit den gefalteten Händen im Schoss da und rührte sich nicht. Wenn der Fahrer verängstigt von ihrem Verhalten war, so war das sicher kein Wunder. Sie wirkte wie eine zu groß geratene Barbie aus einem Horrorfilm. Alles an ihr war irgendwie so mechanisch. So war er sogar froh, als er sie am Bahnhof rauslassen konnte und ihre Koffer ausgeladen hatte. Beinahe hätte er vergessen, sie nach dem Geld für den Weg zu fragen, doch sie reichte ihm wortlos einige Scheine und ging mit einer beladenen Barre von dannen. Eine Sekunde sah er ihr nach. Das Mädchen konnte unmöglich normal sein. Ihr Auftreten und ihre Kleidung waren so unnatürlich, dass man meinen könnte, er wäre gerade einem Roboter begegnet. Wer zog sich denn noch in der heutigen Zeit ein Petticoat-kleid an?

Pansy hatte kein Gespür für die Reaktion, die sie bei anderen auslöste. Innerlich schäumte sie vor Freude über und schob nur allzu begeistert ihren Wagen Richtung Gleise. Ihr Herz pochte wieder so stark, doch diesmal sah sie es als gutes Zeichen an. Dean hatte es sicher nicht geschrieben, um sie jetzt hier stehen zu lassen und selbst wenn dies der Fall war, könnte sie danach immer noch locker an das richtige Gleis gehen und so tun als wäre es nie passiert. Diesmal stimmte der Treffpunkt natürlich, aber wegen der vielen Menschen, die hektisch durch die Gegend irrten, war es schwer ihn zu finden. Sie atmete durch als sie sein Gesicht in der Menge erkannte. Schon fast ein wenig schelmisch saß er auf seinem Gepäckwagen und grinste ihr zu. Er hatte lediglich einen großen schwarzen Koffer mit goldenen Ornamenten bei sich, sprang jedoch direkt auf, um ihr entgegen zu kommen. „Hey.", schnurrte er und umarmte sie. Für Pansy kam dies recht unerwartet, sodass sie sich nicht wehren konnte. Auch kam sie nicht dazu ihn ebenfalls zu begrüßen, da er ihr ins Ohr flüsterte: „Du hast mir gefehlt." Erst danach löste er die Umarmung und ließ eine hochrote Pansy zurück. Nun nahm er sich die Zeit, seine Freundin genau in Augenschein zu nehmen. „Was ist das denn für ein Aufzug?", neckte er sie: „Willst du hier jemanden beeindrucken?" Scharf zog sie Luft ein und öffnete ihren Mund, sagte dann aber doch nichts. Stattdessen stierte sie ihn eine Weile an und tippte dann auf seine Brust. „Eh, nur zu deiner Information, das ist adäquate Muggelkleidung. Uns wurde ja geraten, uns besser einzufügen, wenn wir unter ihnen wandeln.", konterte sie schließlich und rümpfte die Nase. Entschuldigend hob er beide Hände und sah sie mit großen Augen an. Dann meinte er: „Das ist zwar auffälliger als einfach in der Schuluniform zu erscheinen, aber mir gefällt es. So wir müssen los, sonst kommen wir am Ende noch zu spät." „Zu spät wohin?", warf Pansy ein. In ihrem Kopf war sie bei seinem Kompliment stehen geblieben. Natürlich hatte sie sich diese Wirkung erhofft, doch es war schon dies auch noch mal bestätigt zu bekommen. „Wir gehen einen Kaffee trinken.", erklärte Dean mit einer Betonung, die vermuten ließ, dass er es als lächerlich empfand, dies überhaupt zu erwähnen: „Wir haben doch ein Date." Mit dieser Formulierung hatte sie im Leben nicht gerechnet. Weit aufgerissene graue Augen starrten ihn an. Leise stammelte sie etwas von: „Ich dachte, wir trinken irgendwo im Bahnhof ein Kaffee oder so." „Pff.", meinte Dean und schenkte ihr eine abwinkende Handbewegung: „Als wäre das einer Parkinson würdig." Die Bemerkung zu ihrer Familie beschloss sie zu ignorieren, da sie sonst nur wütend werden würde und das wiederrum würde ihr die Laune versauen, dabei war sie doch extra wegen ihm hergekommen. Stattdessen sprach sie das offensichtlichere Problem an: „Aber wohin mit unseren Koffern?" „Glaubst du, ich habe mir dafür nicht schon längst etwas überlegt?", erwiderte er und holte seinen Wagen auf ihre Höhe. Nun gingen sie beide gemeinsam vom Gleis. Zu erwähnen war jedoch, dass Pansy keine Ahnung hatte, was Dean da geplant hatte und ihm einfach nur missmutig folgte.

Wenig später standen sie vor einem Schalter und Dean sprach mit dem Angestellten des Bahnhofs, etwas das Pansy auf die Distanz nicht gut hören konnte. Es war ihr auch reichlich egal, wenn sie ehrlich war. Solange sie nur ihren Koffer loswerden konnte, um ihn später unbeschädigt wiederzubekommen, war sie mit allem zu Frieden. Ihre größere Sorge war eigentlich, dass jemand von der Schule die beiden sah. Aber es war ein großer Bahnhof und sie waren am anderen Ende. Dennoch ließen dramatische Szenarien, in denen sie aufflog und von Draco oder anderen verspottet wurde, nicht los. Sicherheitshalber zog sie ihre Sonnenbrille, die sie eigens für diesen Zweck mit sich geführt hatte, auf ihrer kleinen rosa Handtasche und verdeckte so noch mehr von ihrem Gesicht. Mit dem großen weißen Hut so tief gezogen würde man sie sicher nicht erkennen. Es war ja kaum noch Haut zu sehen. Konnte man jemanden bloß an den Lippen und dem Kinn ausmachen? Gedankenverloren starrte sie zum Ausgang und erlange erst wieder Bezug zur Realität als Dean sie an ihrer Schulter antippte. Die Koffer waren bereits verschwunden. Stattdessen hielt er ihr begeistert zwei kleine Zettel vor die Nase. Sie stieß seine Hand aus ihrem Gesicht und lächelte ihn als Entschuldigung freudig an. Er stopfte die Zettel in eine Innentasche seiner Jacke und nahm sie an der Hand, um sie aus dem Gebäude zu führen. Eigentlich sollte es ihr unbehaglich sein, doch ehrlich sagt, fühlte sie sich damit weniger verloren als sonst, wenn sie in London war. Er strahlte eine angenehme Wärme aus, die sie sogar durch den Stoff ihrer Handschuhe spürten konnte. Draußen auf dem großen Platz peitschte der kalte Januarwind und Dean ließ dies nicht unkommentiert: „Puh, es ist echt ziemlich frisch." „Es ist ja auch noch Winter.", murmelte Pansy kichernd. Wenigstens hatte sie dann mit ihrem Geschenk für ihn einen Glückgriff gelandet.

Eine ganze Weile schlenderten sie durch die Stadt und gerade als Pansy schon bezweifelte, dass sie noch ankommen würde, zeigte Dean auf einen Laden und verkündete: „Da ist es. Das Caravan." Erwartungsvoll sah er sie an. „Es... sieht... gut aus?", kam es von Pansy, unschlüssig, was er denn von ihr hören wollte. „Lass uns reingehen.", beschloss er und zog sie wieder mit. So müde und verängstigt wie Pansy war, störte es sie gar nicht, sich führen zu lassen. In diesen frühen Stunden arbeitete ihr Kopf noch nicht richtig und sie hatte gar keine Kraft, sich Einwände oder Argumente zu überlegen. Eigentlich war sie sogar sehr froh darüber, dass er sich schon Gedanken gemacht hatte und sich so viel Mühe gab. Bisher hatte sie so etwas nur in Geschichten erlebt, aber in Echt war es noch viel schöner. Ihr Blick folgte ihm auf Schritt und Triff und als die warme Luft sich ihnen aufdrücke wie die Begrüßung eines Verwandten, war Pansy nicht genervt, sondern erleichtert. Ihre Wangen wurden schnell rosig als sie aus der Kälte traten. Auch ihre Nase trug einen rötlichen Schimmer. Im Laden angekommen, nahm sie ihre Brille ab, um sich besser umsehen zu können. Überall standen große schwere Ledersessel und kleine hölzerne Tische herum. Die Lampen hingen kahl von der Decke und strahlten ein warmes Licht aus, das im starken Kontrast zum grauen Himmel von London stand. Hinter der Theke waren große Säulen mit Aufschriften wie „Arabica Exotic" und „Dolce Vita" versehen und sie vermutete, dass es sich dabei um Kaffee handelte. Sie selbst war nie ein großer Kaffee-Fanatiker gewesen, sondern immer bei schwarzem Tee geblieben. Dean war wie immer schon vorgegangen und bestellte etwas am Tresen. Als hätte er ihren Blick bemerkt, drehte er sich auf einmal zu ihr herüber und wank sie mit einer Handbewegung her. Es war wohl besser, zu tun, was er sagte, dachte sich Pansy und trat auf ihn zu. Erst danach erkannte sie, dass hinter ihm ein großer Glaskasten mit einer Auswahl an Leckereien war. „Such dir was aus.", ermunterte Dean sie. Die Versuchung war groß ihr Gesicht gegen die Scheibe zu pressen, wie ein kleines Kind, das begierig auf etwas in der Auslage starrte. Stattdessen ging sie nur in die Hocke und musterte jeden einzelnen Teller und jede Platte genau. Hinter sich hörte sie Deans Lachen. Es war warm und freundlich, so wie er selbst. Das freudige Gefühl, dass er in ihr auslöste, konnte sie nicht länger verschweigen. Sie verbrachte einfach gerne Zeit mit ihm. „Guten Morgen.", quiekte sie in einer unnatürlich hohen Stimme: „Ich hätte gerne bitte, wenn es Ihnen recht ist, ein Stück von der Aprikosen-Sahne-Torte." „Oh, aber natürlich.", meinte der Verkäufer und platzierte eine Portion auf einem Teller, den er ihr reichte. Sie war verwirrt. Wurde es hier nicht an den Platz gebracht? Ihr Blick ging zu Dean, der sein Portmonee zückte. Diese war knallorange und hat ein ihr unbekanntes Logo darauf. Nachdem Dean bezahlt hatte und sein Geldbeutel wieder wegsteckte, nahm er sich ein Tablett mit zwei Getränken und einem Stück Schokokuchen. Das beantwortete immer noch nicht die Fragen, die sich Pansy gerade regelrecht aufdrängten. „Sollen wir uns da hinten hin setzen?", erklärte er und zeigte auf zwei Sessel, die nahe bei der großen Fensterfront standen. Überfordert von der Lage nickte Pansy und folgte ihm mit ihrem Teller in beiden Händen.

Als beide endlich Platz genommen hatten, begann Pansy sich zu entspannen. Wie ein Klotz Eis taute sie langsam auf. Das Stück Torte lächelte ihr so entgegen, dass sie nicht wiederstehen konnte zu probieren. Ein langes genussvolles Stöhnen entwich ihr, kaum dass sie den ersten Bissen im Mund hatte. „Dir gefällt es... nehme ich an?", erkundigte sich Dean zwischen zwei Schlücken seines Kaffees. Eifrig nickte sie mit dem Kopf. Ihr Hut lag auf einem dritten Sessel, mit ihrem Mantel und ihren Handschuhen. Eigentlich war sie immer noch verwundert, was das für ein komisches Café war, doch sie beschloss, sich nicht groß am fehlenden Service zu stören. Pansy bestätigte ihn nur zu gern: „Ja, es ist super lecker. Die Creme und die Aprikosen passen ganz toll zusammen." „Das freut mich.", sagte Dean: „Dann habe ich deinen Geschmack ja ganz gut getroffen. Zwei Mal sogar, wenn ich die Kette mitzähle." Sofort fuhr ihre Hand an ihr Dekolleté und berührte den Anhänger. Beinahe hätte sie vergessen, dass sie es trug oder die Tatsache, dass sie sich noch nicht dafür bedankt hatte. „Oh, ich wollte dir noch meinen Dank dafür aussprechen. Sie ist einfach unbeschreiblich schön.", stammelte Pansy und strich sich mit der Hand eine Strähne hinters Ohr. Außer ihnen war fast keiner hier. Es wunderte sie aber nicht, so früh wie es war, waren sicher die meisten noch zuhause. Nur einige Geschäftsmänner saßen verstreut an Tischen und tranken Kaffee aus unglaublich kleinen Tassen. Lachend betonte Dean: „Musst du nicht. Es ist einfach hinreißend zu sehen, wie du sie trägst." Sein Kuchen war nun zur Hälfte leer und sein Kaffee auch, doch Pansy hatte sich noch nicht getraut von ihrem Getränk zu probieren. Schließlich hatte sie es sich nicht ausgesucht. Auch Dean hatte das bemerkt und schob es ein Stück näher zu ihr hin. „Versuch es einfach mal.", riet er ihr. „Weißt du... Eigentlich bin ich nicht so-", begann sie doch verstummte sie als sie seinen Blick sah. Nun konnte sie nicht mehr ablehnen. „Aber wenn es mir nicht schmeckt-", hakte sie weiter nach und wurde wieder von Dean unterbrochen: „Dann werde ich es austrinken. Jetzt spring über deinen Schatten. Es ist nur Kaffee." Entwaffend atmete sie aus und führte sich die Tasse an den Mund, um einen Schluck zu nehmen. Es war nicht so heiß wie sie erwartet hatte, aber schmeckt dafür umso besser. "Es ist süß und cremig und erinnert mich an Kuchen.", murmelte sie, während sie geistesabwesend die Tasse anstarrte: "Was ist das für ein Schaum darauf?" "Milchschaum.", erklärte Dean grinsend: "Das ist ein Latte Macciato mit einem Schuss Vanillie- Sirup. Irgendwie hatte ich es im Gefühl, dass du es mögen wirst. Willst du mal meinen probieren? Der ist mit Haselnuss." Blinzelnd beäugte sie ihn, er sprach zwar offensichtlich englisch, aber sie hatte keine Ahnung, was er ihr eben gesagt hatte. Als er ihr plötzlich seine Tasse vor die Nase hielt, nahm sie diese, wenn auch sichtlich überfordert, entgegen. Nachdem sie auch diese Getränk probiert hatte, starrte sie ihn verwundert an und fragte dann, als könnte sie nicht begreifen, was gerade geschehen war: "Warum schmeckt unser Kaffee gleich nochmal nach Kuchen?" "Sirup.", sagte Dean und zog jeden Laut lang, damit das Wort sogar ihr in den Kopf ging. Pansy nickte und murrte: "Sirup. Interessant." Erneut brach er in Gelächter aus und sah sie danach mit einem träumerischen Blick an. Sein Seufzten irritierte sie. Eigentlich war es alles an ihm. Wie seine Rehaugen auf ihr ruhten, behagte ihr nicht. Die Art wie er seinen Kopf auf seiner Hand abstützte oder sein verschmilztes Grinsen trugen nicht zu ihrem Wohlbefinden bei. Es war als wäre ihr Kragen auf einmal auf die Hälfte seiner GRöße geschrumpft und schnürte ihr so die Luft ab. Mit ihren Finger glitt sie unter den Stoff ihres Kleides und zupfte daran, doch es änderte nichts.
Ungeduldig sah sie zur Uhr und dann wieder auf ihren Teller. Es war so still zwischen den beiden geworden, dass sie nur noch ihren Atmen hörte und spürte wie sich ihre Brust schweren Herzens regte. Gänsehaut zog sich über ihren ganzen Körper und das obwohl ihr eigentlich viel zu warm war. Die Empfindungen waren doch lächerlich, sagte sich Pansy und schloss ihre Augen für einen Moment. Eigentlich lag da keine Spannung im Raum, schon gar nicht zwischen Ihnen. Ihre Nervosität war also total überflüssig. Außerdem mussten sie noch rechtzeitig zum Bahnhof zurück. Sie schluckte und zog ihre Augenbrauen hoch. Das Gefühl verflog so schnell es gekommen war und sie widmete sich wieder ihrem Frühstück. Er tat es ihr gleich und beide schwiegen sich dabei an. Natürlich hatte sie es vermieden, nochmal seinen Blick zu kreuzen und ihm so mehr Angriffsfläche zu bieten. Erst nur noch leeres Geschirr vor ihnen stand, wagte sie es in seine Richtung zu schauen. "Wir sollten uns auf den Rückweg machen.", schlug sie vor und hatte dabei wieder ihre Hände im Schoss gefaltet. Dean nickte und bestätigte sie: "Ist wohl besser so. Andernfalls wird es knapp werden." Während sich Pansy wieder vollständig anzog, mit allem drum und dran, war Dean damit beschäfitgt, das Geschirr auf dem Tablett zu stapeln. Sie stellte das schon nicht mehr in Frage. Seine Jacke hatte er sich lässig über einen Arm geworfen und schlenderte mit dem Tablett in der anderen Hand auf den Tresen zu. Über seine Schulter schenkte er ihr ein schwaches Lächeln und bot an: "Also ich hole mir noch einen Kaffee für den Rückweg, damit ich nicht wieder auf der Zugfahrt nach Hogwarts einschlafe. Willst du auch noch einen?" Da war dieser kleine Hinweis auf die Realität, die nach dem Treffen wieder einsetzen würde. Dann würde sich die Welt wieder drehen und er war dann Dean Thomas, ein Nichts und sie war wieder Pansy Parkinson, Erbin eines gewaltigen Vermögens und Reinblüterin. Wenn sie unter Muggeln waren, hatte sie das noch leugnen und verdrängen können, doch es zwängte sich mit aller Macht wieder in ihr Bewusstsein. Die Geschenke konnte sie keinem erklären. Dieses Date oder was auch immer, war für sie, sobald sie am Bahnhof bei ihren Freunden stand, nie passiert und auch er war dann nur noch irgendein Mitschüler für sie. Noch hatte sie ihm keine Antwort gegeben, aber selbst wenn sie es versucht hätte, war sie sich sicher, dass keine Wörter ihre Lippen verlassen hätten. Stattdessen schüttelte sie den Kopf und ihr Blick sank zu Boden. Ihn anzusehen fühlte sich an wie eine Strafe. Ihr war wohl bewusst, dass sie so langsam damit aufhören musste. Es war für sie nur mehr als ein Spiel oder ein Befriedung eventueller Gelüste geworden, doch sie musste auf ein Ende zusteuern, bevor sie da nicht mehr herauskam. Ein Ultmatium baute sich in ihr auf. Sollte sie all ihre Prinzipien und Werte auf den Haufen werfen oder sich zusammenreißen und einen klaren Schnitt setzen? Leise als wäre es nicht mehr als ein Flüstern hörte sie die Kellnerin sagen: "Ist das deine Freundin?" "Ja, genau.", bestätigte es Dean. "Ihr seid ja ein süßes Paar. Schönen Tag euch noch.", sagte die Bedienung. Ihr Freund führte sie aus dem Laden. Eigenständig hätte sie wohl keinen Schritt mehr gemacht. Alles, jede Ritze und jede Ecke in ihrem Kopf waren voller Gedanken, die sie lange hatte vermeiden wollen. Sie gingen die Straßen entlang, zurück zum Bahnhof.
"Was war das eben?", fragte sie mehr verwirrt als wütend. Es war immer noch viel zu früh für ihre aufbrausende Ader. Schlagartig ließ Dean ihre Hand los und erklärte: "Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst." "Du hast doch was zu dieser Frau gesagt.", erwiderte Pansy und zog ihre Hände in ihre Manteltaschen. Einen Moment lang sah Dean sie verwundert an, ergänzte dann aber: "Ach so, ja, ich habe doch nur Small Talk gehalten. Dass ist nichts, weshalb du eifersüchtig sein solltest." Etwas in ihrer erwachte und bebte in ihrer Brust. Es hämmerte gegen ihre Rippen und die Kälte trieb ihr Tränen in die Augen, die sie direkt abwischte. Er sollte nicht auf falsche Gedanken kommen. Sie war gerade weder sentimental noch weinerlich. Zum ersten Mal seit fast zwei Monaten sah sie klar und war wieder völlig sie selbst. Dean war für sie nicht mehr als eine Ablenkung vom Schulstress gewesen und sie erkannte das jetzt. Mit Eifersucht hatte das wenig zu tun. "Oh, das meinte ich gar nicht.", sagte sie betont ruhig: "Du hast uns als Paar bezeichnet. Wir sind kein Paar. Es gibt nicht mal ein Wir. Nenn uns nicht noch einmal im gleichen Satz." "Bitte was passiert gerade hier?", warf er ein: "Habe ich irgendwas seit der letzten Viertelstunde nicht mitbekommen? Wenn ja, dann sag es mir bitte, anstatt mich einfach anzublaffen." Er trat einen Schritt von ihr weg. Das war ihr nur recht. Gerade konnte sie seine Nähe eh nicht mehr ertragen. Sie waren nur noch eine Straße vom Bahnhof und ihrem normalen Leben entfernt. Er würde alles kaputt machen, was sie sich die letzten Jahre aufgebaut hatte. Ihre Haltung versteifte sich und sie betonte besonders sachlich: "Ich will nur nicht, dass ein Missverständnis aufkommt." "Was für ein Missverständnis?", hackte Dean nach: "Wir sind doch ein Paar oder wie würdest du uns sonst bezeichnen?" "Als Mitschüler.", kam es prompt von Pansy. Er rollte mit den Augen als wäre ihre Aussage gerade zu lächerlich gewesen.
"Gut.", verkündete er dann: "Also in der Öffentlichkeit meidest du mich im besten Fall, im schlimmsten wirfst du mir Beleidigungen und Flüche an den Kopf, aber wenn wir allein sind, willst du mit mir rummachen und über deine Gefühle reden. Habe ich das richtig zusammen gefasst?" "Oh, nein, zu diesen Treffen wird es absofort nicht mehr kommen.", erklärte sie: "Ich kann es nicht risikeren-" "Was? Was kannst du werte Dame dir nicht leisten? Deinen Ruf zu verlieren? Sag mir bitte was in deinem verdrehten Verstand vor sich geht, denn ich habe es satt zu rätseln.", schmiss er ihr entgegen. Seine Stimme war deutlich lauter als sonst. Es zog die Blicke von Passanten auf sich. Das erste Mal hatte sie sogar das Gefühl, er würde von oben auf sie herabschauen. Ihr war übel und der peitschende Wind machte es auch nicht besser. "Vergiss es. Du würdest es eh nicht verstehen.", zischte sie und drehte sich weg um zu gehen. Ihre Beine waren wie festgefroren, doch sie zwang sich zähneknirschend von ihm weg zu gehen. Wenn er nur eine Ahnung davon hatte, in was für einer Welt sie lebte. Ein kleiner Funke der Selbstsucht flehte sie an, sich wieder umzudrehen. Sie ignorierte es diesmal. Solche Vorschläge hatten sie bisher nur in Schwierigkeiten gebracht. "Warte.", tönte es plötzlich von ihm. Ihre Übelkeit hatte ein neues Maß angenommen. Wenn sie hier nicht schnell wegkam, würde sie sich entweder übergeben oder zusammenbrechen. In diesem kurzen Moment als sie ihn beobachtete, schlug ihr Herz unglaublich schmerzhaft. Dreihundertzehn Gedanken oder mögliche Ausgänge der Situation rasten ihr durch den Kopf. Sie wusste nicht, was sie von ihm hören wollte. Sollte er um Vergebung bitten oder doch erklären, dass er sie nicht so einfach aufgeben würde. Doch sie wusste, was sie nicht hören wollte, als er es aussprach: "Hier. Der Zettel, damit du dein Gepäck abholen kannst." Er kramte sein Portmonee aus seiner Hosentasche und Pansy starrte auf das grell orangene Stück Stoff. Es brannte sich regelrecht in ihre Netzhaut. Dann als sich ihre Hände für ein letztes Mal berührten, hielt er kurz inne und sah an. Noch bereuhte sie ihre Entscheidung nicht. Das Papierchen fiel in ihre Hand und er ließ von ihr ab. Ohne auch noch etwas dazu zu sagen, ging er an ihr vorbei und ließ sie stehen.
Vielleicht hatte er es so gewollt. Nun hatte er sie zurück gelassen. Sie musste keine Schuldgefühle haben. Es war vorbei bevor es überhaupt angefangen hatte. Jedenfalls sagte sie sich das, als sie mit ihren Koffern am Gleis stand. Wenigstens hatte diese eine Sache heute gut geklappt. Nebenbei sprach sie unverfänglich einige Worte mit Goyle und Zabini, doch ihre Hauptbeschäftigung war nach wie vor, sich davon zu überzeugen, dass sie eben richtig gehandelt hatte. "Pansy!", rief eine bekannte Stimme quer über den Bahnhof. Ihr Blick ging in die Richtung und auch wenn es nicht die Person war, die sie sich gewünscht hätte, war sie dennoch erfreut, Draco zu sehen. Dieser hatte allerdings einen eindringlichen Gesichtsausdruck. Er war verärgert, man konnte es ihm ansehen. Einige Strähnen hingen aus seinen sonst so perfekt gestylten blonden Haaren. Und er bleckte die Zähne als er vor ihr zum stehen kam. "Ich habe dich gesucht.", erklärte er ihr und umarmte sie ein Tick zu fest. "Hee, ich muss auch atmen.", flüsterte sie in sein Ohr. Hinter ihm trabten seine Eltern an. Jetzt wusste sie, was er meinte. Es gab neue schlimmste Befürchtungen in ihrem Kopf, die nichts mit Dean Thomas zu tun hatten. "Guten Tag, Pansy, hier bist du.", begrüßte Narcissa die Parkinson: "Wir waren eben noch bei deinen Eltern." "Ja und wir wollten dich dort eigentlich abholen, aber dann haben wir erfahren, dass du schon längst ohne uns abgereist bist.", ergänzte Mr. Malfoy in einem strengen Ton. Sie schluckte. Ihr Ende war nah. Hätte sie doch nicht ihre Eltern angelogen und zu diesem blöden Treffen gefahren. Langsam aber sicher holen ihre Lügen sie ein und würden sie noch überrollen, wenn sie jetzt nicht äußerst bedachtsam vorging. Narcissa tätschelte Pansys Wangen und sagte dann: "Draco hat auf dich gewartet. Was hattest du denn so wichtiges vor, dass du ohne uns nach London aufgebrochen bist?" "Oh, es tut mir so leid.", stammelte Pansy: "Es ist mir sehr peinlich, dass zuzugeben, aber ich hatte noch kein Geschenk für Draco und weil seins so schön war, wollte ich ihm heute noch schnell eins holen. Ich dachte meine Eltern lassen mich eher gehen, wenn ich sage, ich treffe mich mit ihm." Die hochgewachsenen Malfoys schauten nicht milde überrascht und Narcissa tätschelte sie weiter. "Aber, Kind, das hättest du uns auch sagen können.", pflichtete Narcissa bei: "Jedenfalls ist das mit deinen Eltern nicht mehr dein Problem. Wir haben gesagt, wir hätten uns beim Treffpunkt vertan und sind schnell wieder in den Kamin gestiegen." Ein Stein fiel Pansy vom Herzen. Also würde bei den nächsten Ferien nicht der vorzeitige Tod auf sie warten. Sie hauchte ein stummes Danke in Dracos Richtung. Mr. Malfoy sah ungeduldig auf seine Taschenuhr. "Ihr solltet gleich in den Zug steigen. Draco, ich helf dir mit den Koffern. Komm jetzt."
Während die beiden blonden Männer von dannen zogen, hatten Narcissa und Pansy einen der seltenen Momente für sich. "Oh, ich sehe, du hast Anwendung für meinen seidigen Haar-Zauber gefunden. Hast du schon das ganze Buch gelesen?", erkundigte sich Narcissa und fuhr mit ihren langen Fingern durch Pansys Mähne. Sie selbst nickte und bestätigte: "Da sind wirklich viele hilfreiche Zauber dabei. Danke nochmal dafür." Mit einem charmanten Lächeln im Gesicht winkte sie ab. "Aber nein, das sollte jede junge Dame wissen. Allein die Zauber für elegante Gesichtsbemalung haben mein Auftreten entscheidend verändert und ich dachte mir, dass du auch schon im richtigen Alter dafür bist. Soll ich dir noch deinen Hut richten, bevor du aufbrichst? Das hier sieht ja irrwitzig aus.", sprach die Malfoy unermüdlich. Pansy sah zu ihr auf. Die klaren grauen Augen hatten schon immer einen beruhigenden Effekt auf sie gehabt. Es fiel ihr nicht schwer, das Angebot der Älteren anzunehmen. "Oh, sehr gern, wenn du dir die Mühe machen möchtest.", sagte sie kleinlaut und fummelte an ihren Handschuhen herum. Mit einem Wisch von Narcissas Zauberstab war Pansys Hut nun nicht mehr rund sondern spitz. Die lange Stoffspitze hing über die breite Krempe, doch das entsprach dem ursprünglichen Aussehen ihres Accessoires. Hastig kam es von Pansy: "Danke schön und danke auch, dass ihr meinen Eltern nichts gesagt habt." Im Augenwinkel erkannte Pansy bereits, dass Mr. Malfoy und Draco schon zurückkamen. Der Zug pfeifte. Sie hatten nun wohl nur noch Minuten bis zur Abfahrt. Alle verabschiedeten sich recht herzlich und Pansy musste Narcissa noch mal ausdrücklich versprechen, dass sie in den nächsten Ferien vorbeikommen würde.
Im Zug selbst war es sehr ruhig. Daphne und Tracey redeten unentwegt über ihre Reise zu Verwandeten in der Schweiz. Dem konnte und wollte Pansy nichts hinzufügen. Stattdessen hatte sie sich zu Draco gesetzt, der sich nun gegen sie lehnte und darüber klagte wie müde er doch war, da er die ganzen Ferien immer ausgeschlafen hatte. "Und weißt du, was noch so schlimm daran ist, dass ich wieder so früh aufstehen muss?", fragte er mehr rhetorisch als ernst gemeint und dennoch gab Pansy ein kleines "Hmm?" von sich. Gerade als er anfing zu sprechen, hörte sie ihm schon nicht mehr zu. Ihr Herz setzte kurz aus als einige Griffindors das Abteil betraten. Sie starrte zu dem einen rüber, dem sie noch am gleichen Morgen eine Abfuhr erteilt hatte. Auch er konnte seinen Blick nicht von ihr abwenden. Es war wie ein großes Unglück. Man konnte es einfach nicht ignorieren und auch wenn es an den anderen vorbeiging, so stand da doch etwas gigantisches und zugleich unangenehmes im Raum, ähnlich eines Dementors oder eines Werwolfs, den nur er und sie erkannten. "Was glotzt ihr so?", keifte Draco die Gruppe Schüler an. Es waren mit Dean zwei Jungen und zwei Mädchen. "Wir schauen nur nach freien Plätzen, aber in diesem Abteil riecht es so widerlich. Hier möchte ich mich auf keinen Fall hinsetzen.", konterte ein rothaariges Gryffindor Weib. "Liegt wohl eher an euch. Ich kann den Geruch von Blutsverrätern und Muggeln auch nicht ab.", giftete Pansy und erntete dafür hämisches Gelächter ihrer Freunde. Deans Blick ruhte immer noch auf ihr und auch wenn es ihr schwer fiel zu atmen, würde sie jetzt nicht klein bei geben. Sie setzte noch nach: "Zieh ab oder ihr dürft Strafarbeiten schreiben."Er sollte nur verschwinden, aus ihrem Kopf und aus ihrem Leben. Am besten wäre es, wenn sie sich einfach nicht mehr über den Weg liefen. Dann würde sie die Sache ganz schnell vergessen. "Ach ja, Parkinson, ich hab ganz vergessen, dass du ja jetzt Vertrauenschülerin bist.", zischte die Rothaarige wieder: "Aber das macht dich auch nicht weniger dämlich." Sollte ihr das Gesicht dieser kleinen Ziege irgendetwas sagen? Kannten sie sich oder hatte Dean sie einmal erwähnt? Offensichtlich waren sie ja Freunde, er und diese kleine Blutsverräterin. Pansy erkannte an den roten Haaren, dass sie sicher eine Weasley war, aber eigentlich kannte sie nur ihren älteren Bruder, Ronald. Der war ja immerhin in ihrer Klasse. Wer diese blöde Trulle war wollte ihr partout nicht einfallen. "Schön, dann schreibst du jetzt eine Strafarbeit, Weasley. Die kannst du dann gerne bei Professor Snape abgeben.", verkündete Pansy und richtete sich auf. Draco rutschte dabei ein Stück zur Seite. Ihre Hand tastete nach ihrem Zauberstab. Sie hatte nach wie vor einen Ruf an dieser Schule und so ließ sie sicherlich nicht mit sich reden. Zur Not würde sie auch die Schulregeln brechen, um den ihr zustehenden Respekt einzufordern. Es hielt sie ja nichts davon ab. "Lass uns regen, Ginny. Die ist durchgedreht.", warf Dean ein und die Gryffindors huschten durchs Abteil. Es kribbelte Pansy in den Fingerspitzen ihnen noch einen letzten Zauber hinterherzujagen. Die Tür schlug zu und sie hatte ihre Chance vertan. Seine abfällige Bemerkung schnürte ihr die Luft ab. Am liebsten hätte sie ihm auch so einiges an den Kopf geworfen.
Stattdessen stieß sie einen Schrei der Frustration aus und ließ sich wieder auf ihren Sitz fallen. Während sie ihren Schläfen massierte, gingen Tracey und Daphne die lobenden Worte nicht aus. "Du hast es denen gezeigt.", versicherte Daphne ihrer besten Freundin: "Die Rothaarige hatte ich schon vor den Ferien im Verdacht, aber sie ist mir irgendwie entwischt. Diese Gryffindors nehmen sich immer mehr Freiheiten raus. Hoffentlich wird Umbridge dem einen Riegel vorschieben." Pansy sank noch ein Stück tiefer ins Polster und versuchte einen Punkt im Abteil zu fokussieren, um nicht zu weinen. Er hatte sie schließlich vor all ihren Freunden beleidigt und sie hatte einfach dargestanden und nichts getan. Auch ihren Freundinnen entging dies nicht. Tracey tauchte in der Nische zwischen Dracos und ihrem Sitz auf und machte einen interessanten Vorschlag: "Bevor wir diese Trottel weiter verfolgen- wir sind uns ja alle sicher, dass sie nichts Gutes im Schilde führen- sollten wir mit Umbridge sprechen, damit wir die Befugnis kriegen. Ich meine, ihr seid zwar Vertrauensschüler, aber ihr braucht sicher noch Hilfe, oder?" Leider hörte Pansy nur halbherzig hin und war immer noch damit beschäftigt, Dean aus ihren Gedanken zu verbannen. Sie hatte das beendet und sollte zu ihrer Entscheidung stehen, doch alles in ihr schrie ihm nachzulaufen. Schnaubend zwang sie sich weiter auszuharren. Es würde noch viel mehr brauchen, damit sie, eine Parkinson, jemandem wie ihm hinterher rannte und wenn dann hatte es sicher mit einen Fluch zu tun, dem sie ihm aufhalste.


"Isn't this the obivious choice?"

Antworten Zuletzt bearbeitet am 30.03.2020 13:33.

BrynTheBeatnik

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Re: falling for a lie [Harry Potter FF]

von BrynTheBeatnik am 20.04.2020 17:48

Nachdem doch sehr enttäuschenden Ende der Ferien, hatte Dean sich in seine außerschulischen Aktivitäten vertieft, um nicht über seine Probleme nachdenken zu müssen. Seamus hatte sich natürlich immer noch nicht wieder eingekriegt, aber das war ihm schon fast klar gewesen. Die andere Person, die ihn erst kürzlich abgeschossen hatte, hatte er vorerst aus seinen Gedanken verbannt. Dies wurde zunehmend schwerer, da die ganze DA von dem Inquisitionskommando sprach. Leider war sie auch ein Teil davon und hatte es unteranderem auch auf Neville und Ginny abgesehen, mit denen er seit dem Streit mit Seamus viel Zeit verbrachte. Dean hatte sogar Neville vor den Feiertagen gegenüber erwähnt, dass er sich mit einem Mädchen aus einem anderen Haus traf, doch er dies nach nicht mal einer Woche revidieren müssen. Es war ihm peinlich, aber Neville lachte nicht darüber, sondern hatte nur einen semi-tröstenden Rat für ihn. Das Thema würde er also auch nicht mehr anschneiden. Stattdessen fieberte er ähnlich wie Neville auf die nächsten Treffen hin. Ins Quidditch Team hatte er es leider nicht geschafft, aber Seamus auch nicht, also war er nicht sonderlich betrübt. Zumal er eh kein guter Treiber war. Nächstes Jahr würde er es vielleicht endlich als Jäger ins Team schaffen. Je nachdem wer dann der Kapitän sein würde, hätte er sogar ganz gute Chancen, weil Angelina und die anderen Jägerinnen dann schon ihren Abschluss hätten.
Es war wieder Freitag und er saß wieder in Verwandlung. Alles fühlte sich an wie ein Déjà-vu. Mit Ausnahme des Schnees, der die Hügel der Landschaft und die Dächern von Hogwarts bedeckte. Vom Klassenzimmer aus konnte er nicht viel davon sehen, aber beim Frühstück waren noch zahlreiche dicke Flocken von der Decke der großen Halle gerieselt. Auf seine Aufgaben konnte er sich nur schwer konzentrieren. Irgendwie schaffte schon die kleinste Kleinigkeit ihn abzulenken. Sei es das Kratzen der Schreibfeder in der Reihe vor ihm oder der Wind wie er gegen die alten Fenster peitschte und diese erzittern ließ. Er spielte mit dem Gedanken, eine Nachricht an Neville zu verfassen, aber die Stunde war, wenn er sich richtig entsinnet, gleich vorüber und dafür musste er dann doch keine Strafe mehr kassieren. Stattdessen tippelte er mit dem Fuß gegen das Tischbein und wartete noch ein wenig ab. Ein kollektives Stöhnen ging durch die Klasse, als die Glocke die Pause einläutete. Danach wurden sie von McGonagall verabschiedet, während alle eilig ihre Sachen zusammenpackten. Dean und Neville wurden etwa zeitgleich fertig und lächelten sich aus den verschiedenen Ecken des Saals zu. "Und?", fragte Dean und sah sich um. Sie waren so gut wie allein. Neville zog nur die Augenbrauen hoch und musterte seinen Zimmerkollegen. "Freust du dich schon auf nachher?", ergänzte er und fuhr sich über die dichte Afro Mähne. Nun blicke Neville noch fragender drein und sagte dann: "Entschuldigung, ich weiß nicht so recht, was du meinst." Dean hielt seine falsche Galleone hoch und grinste ihn an. Weiterer Erklärungen bedurfte es nicht mehr. Der Longbottom nickte nur und murmelte: "Das hab ich noch gar nicht bemerkt, dabei habe ich sie heute Morgen das letzte Mal überprüft." "Ist wohl ein spontanes Treffen.", erwiderte Dean und beide gingen den Korridor in Richtung Innenhof entlang: "Hast du gleich auch ne Freistunde?" Grummelnd schüttelte Neville den Kopf. "Ne, leider nicht."
Was sollte Dean also die nächste Freistunde tun? Normalerweise hatte er immer mit Seamus seine Aufgaben gemacht oder bei gutem Wetter draußen gesessen. Das fiel natürlich jetzt weg. Seitdem sein bester Freund ständig in einer Traube von äußerst lästigen Mädchen war, hatte Dean wenig Lust auf eine Versöhnung. Wenn er ihn wenigstens mal allein sprechen konnte, ohne direkt von Lavender und Sophie böse Blicke zugeworfen zu bekommen, dann würde er sicher einen Weg finden, diese Streitigkeiten beizulegen. Außerdem wer wusste, was Seamus über ihn alles erzählt hatte. Vielleicht konnte bald jeder aus seinem Haus genau beschreiben, wie sein Muttermal auf der Brust aussah. Bei dem Gedanken erschauderte Dean. Doch ihm kam ein entscheidender Einfall. Er würde einfach ein bisschen trainieren, um den Kopf frei zu kriegen. Beim dem Wetter würde er zwar kaum joggen gehen, aber vielleicht konnte er im Schlafsaal ein ungestörtes Workout einlegen. Nachdem er sich von Neville verabschiedet hatte, hastete er die Treppen zum Gemeinschaftsraum hoch und schaute auf seine Uhr. Noch hatte er genug Zeit für ein paar Übungen. Der Saal war leer, da die meisten Gryffindor Schüler entweder im Unterricht oder in der Bibliothek waren, aber Dean war dennoch erleichtert, dass auch Seamus sich einen anderen Ort gesucht hatte, wo er seine Freistunde totschlagen konnte. Lange verweilte Dean nicht im Gemeinschaftsraum, sondern eilte direkt weiter zum Jungenschlafsaal. Wenn man die vielen Treppen zählte, galt das ja fast als Aufwärmübung. Er kam vor seinem Bett zu stehen und sah sich kurz um. Keines der Betten bis auf das von ihm war gemacht. Die Laken lagen zerknautscht auf der weißen Mattratze. Nur er legte anscheinend Wert auf ein ordentliches Erscheinungsbild. Mit einem Wink von seinem Zauberstab, räumte sich der Saal selbst auf. Seine Zimmerkollegen würden ihm wohl noch dafür danken. Sein Koffer stand am Bettenden geöffnet und perfekt geordnet. Dort erblickte er auch zugleich seine Sportsachen, auch wenn sie in der Schule kaum zum Einsatz kamen. Etwas ungelenk wechselte er dann seine Kleidung und legte diese mit großer Sorgfalt auf seine Tagesdecke. Das Shirt ließ er jedoch aus. Ihm wurde sowieso viel zu warm hier drin. Der Kamin wärmte den Raum unablässig. Immer wieder blickte er auf seine Uhr als er auf der Stelle zu joggen begann. Sein Körper stellte sich zugleich um. Der Puls wurde schneller und auch die Atmung passte sich an. Nun dehnte er sich. Etliche Verrenkungen waren dafür nötig. Danach klemmte er seine Füße unters Bett und machte Sit-ups. Zehn wollte er mindestens schaffen und zählte laut mit. Als nächstes hatte er sich Liegestütze vorgenommen.
Die Tür schwang auf und krachte gegen die Wand. Wahrscheinlich war es nur Ron, der wieder etwas vergessen hatte, dachte sich Dean und machte stumm weiter. Er musste jetzt kein Gespräch anfangen, wenn es sowieso gleich wieder enden würde, weil man in Eile war. Sein Mitbewohner stieg über ihn hinweg. Eigentlich erkannte Dean aus dem Augenwinkel nicht mehr als eine Schuhspitze, doch es sagte ihm mehr als genug. Das und die Tatsache, auf wessen Bett, er zuging, wiesen darauf hin, dass Seamus gerade ins Zimmer gekommen war. Da hätte sich Dean lieber Ron oder Harry gewünscht, aber weil Finnegan beschlossen hatte, ihn zu ignorieren würde er das Gleiche tun. Die Übung war beendet. Er hatte sich sicher ohne hin verzählt, weil man ihn aus dem Konzept gebracht hatte. Stöhnend richtete er sich auf und wollte gerade sich gerade in eine andere Position begegeben, da tönte es vom Bett rechts neben ihm: „Kannst du das nicht wo anders machen?" Oh, jetzt, jetzt sprach man endlich wieder mit ihm. Dean sollte sich wohl geehrt fühlen, aber stattdessen keimte eine fiese, lästige, beinahe schmerzhafte Gefühlsregung in ihm auf. Es war Wut. Etwas in ihm wollte Seamus anschreien. Seine Arme verkrampften sich. Mühsam stemmte er sich seine Hände in die Hüfte. „Wohin soll ich denn deiner Meinung nachgehen In den Gemeinschaftsraum oder in den nächsten Korridor? Vielleicht direkt in die große Halle?", zischte Dean und schaute knapp an seinem besten Freund vorbei. Dieser hatte sich immer noch seiner Schultasche zugewendet und packte wie wild Sachen ein und wieder aus. Eine Zeit lang wurde nicht gesprochen und Dean stand immer noch da, auf eine Reaktion wartend. Er wollte schon etwas sagen, da ergriff Seamus das Wort: „Das willst du doch oder warum machst du das hier?" Dabei blickte er ihn direkt an. Seine sonst so hellen grauen Augen waren zu schmalen Schlitzen verzogen. Was auch immer Seamus meinte, Dean verstand es nicht. Er hatte sich eigentlich nie für einen Angeber gehalten. Auch sein Gesicht verzog sich argwöhnisch, aber seine Arme hingen nun kraftlos hinunter. „Naja.", begann Seamus: „Du willst ja gesehen werden. Warum solltest du diese Chose denn sonst aufziehen? Ins Team bist du ja nicht gekommen." Für eine Sekunde zog Dean spöttisch die Mundwinkel hoch, lies sie doch direkt wieder sinken, und lehnte sich an den Holzrahmen seines Himmelbetts an. Das versprach ja interessant zu werden. Hatte Seamus das schon die ganze Zeit gedacht oder hatte ihn der Tagesprophet auf diese lächerliche Idee gebracht? Seamus räusperte sich und verkündete breit grinsend: „Du wiedersprichst mir ja nicht mehr. Das ist ja wirklich ein neues Level an Arroganz. Ich hätte es früher erkennen sollen." Mit einem lauten Klacken flog die Lederlasche der Tasche auf Seamus Schulbücher. Danach machte er den Verschluss zu und lies es unberührt neben sich liegen. „Wie immer hast du mir nichts zu sagen.", setzte Seamus noch nach: „Ich hätte es mir denken können." Ein Schnauben wie ein hämisches Lachen kam Dean über die Lippen. In seinen Augen verhielt sich Seamus einfach nur kindisch und je mehr Worte aus seinem Mund kamen, desto offensichtlicher wurde es. Seelenruhig erklärte Dean: „Ich wüsste nicht, was ich einem eingebildeten und ignoranten Typen wie dir noch sagen soll. Wie wäre es mit... Komm mir nicht mehr unter die Augen." Seamus biss sich auf die Lippe und schüttelte den Kopf. „Ach. So kreativ sind wir heute.", zeterte er: „Und ich sollte nochmal aus welchen Grund vor dir Angst haben?" Der gebürtige Ire stand nun auf, aber er reichte dem hochgewachsenen Dean nur bis zur Brust. Dean stieß sich wieder vom Bett ab, um noch weiter zu unterstreichen, wie klein Seamus im Vergleich doch war. Beide standen sich jetzt gegenüber und atmeten angestrengt. Es war als müsste sich Dean selbst davon abhalten einen großen Fehler zu begehen. Auf diesem engen Raum konnte er nicht viel machen. Weggehen würde er jedoch sicher nicht.
In diesem Moment hatte er viele Gedanken gehabt. Ihm kam es komisch vor, wie eisig es nun schon zwischen den beiden geworden war. Es war als hätte man die Spannung in der Luft greifen können. Doch er hätte niemals damit gerechnet, dass Seamus diesen stillen Moment nutzen würde, um ihn gegen sein eigenes Bett zu schubsen. Mit voller Wucht prallte er gegen den Rahmen und realisierte für wenige Sekunden nicht, was gerade passiert war. Ein pochender Schmerz breitete sich auf seinem Hinterkopf aus. Genau an der Stelle wo er gegen das hölzerne Gestell geflogen war. Wenigstens blutete er nicht. Seine Hand war direkt an seine Verletzung geschnellt und nicht mit Blut benetzt worden. Er war halb auf die Matratze gefallen und dann zu Boden gerutscht. Für einen Augenblick schloss er seine Lieder und doch er konnte nicht mehr klar denken. Dean wusste nur, dass er sich das nicht gefallen lassen wollte. Natürlich hievte er sich selbst wieder auf die Beine. „Du bist einfach nur durchgedreht.", knurrte er dann. In ihm war die stille Hoffnung, Seamus würde sich jetzt dafür entschuldigen, was er ihm angetan hatte, aber nichts dergleichen geschah. „Wer von uns hat denn Geheimnisse? Du oder ich?", schrie Seamus wie aus dem Nichts: „Wann haben wir aufgehört uns Dinge zu erzählen?" Er wirkte den Tränen nah. Sein Gesicht war ganz rot geworden. Es sah irgendwie angeschwollen aus. Dean hatte schon immer die Idee gehabt, dass Wut einen hässlich machte, doch es bestätigte sich ihm gerade auf ein Neues. Mit Dean war es anders. Er war ruhig, aber alles in ihm war wie leer gefegt. Es fühlte sich als wäre er gerade nicht er selbst. Eine kalte Stimme, die kaum klang wie seine eigene, sprach: „Seitdem deine Mutter dich davon überzeugt hat, dem Tagespropheten eher zu glauben als Harry, den wir seit vier Jahren kennen." „Bring hier nicht meine Mutter rein.", keifte Seamus und sein Blick verriet, dass er Dean gleich nochmal anspringen wollte. Und als es passierte und die beiden wieder aufeinander prallen, wusste Dean nicht, was er tat, als er den doch sehr schmächtigen Finnegan gegen die Mauer presste. Seamus keuchte schwer, doch Dean war noch nicht mit ihm fertig. „Wenn du nicht so stur wärst.", raunte Dean in das Ohr des anderen und drückte ihn weiter mit den Händen gegen die Wand. „Ich hätte dir sicher gesagt, was los ist." „Schieb mir nicht die Schuld in die Schuhe.", kam es von Seamus: „Du hast-" Dean hatte genug gehört. Er packte den Kiefer des Iren und hielt ihn fest. In den grauen Augen glitzerte eine verräterische Nässe und Tränen liefen über Seamus Gesicht. Die Feuchtigkeit erreichte unweigerlich die raue Haut von Dean. Er musste nur noch eine Sache loswerden: „Irgendwann erkennst du auch die Wahrheit, aber bis dahin will ich nichts mehr mit dir zu tun haben."
Sein Griff lockerte sich. Dies nutze Seamus, um sich selbst zu befreien, seine Tasche zu nehmen und die Flucht anzutreten. Dean selbst hatte keine Träne vergossen, doch er konnte nicht aufhören, die Hand anzustarren, die seinen nun ehemaligen besten Freund festzuhalten. Das war das Ende einer vierjährigen Freundschaft. Alles nur wegen einer blöden Zeitung. Aber je länger Dean darüber nachdachte, desto mehr kam, ihm seine eigene Überlegung fehlerhaft vor. Es war nicht so als wäre es das einzige gewesen, dass er Seamus vorenthalten hatte. Da war ja auch noch die Sache mit Pansy gewesen. Auch das hatte er für sich behalten. Nun, im Nachhinein, war es sicher praktisch, da sich das ganze Problem bereits in Luft aufgelöst hatte. Anderseits hätte er es dann auch einfach Seamus beichten können. Dieses Mädchen war absolutes Chaos und ihr wirres Verhalten färbte wohl auf andere ab. Wie konnte man sonst erklären, dass er gerade so an die Decke gegangen war? Sie hinterließ eine Schneise der Zerstörung, wohin sie auch ging und er war so dumm gewesen, zu glauben, dass sie ja eigentlich einen weichen Kern hat. Tja, dafür hatte er schon mal gebüßt. Warum kam sie ihm eigentlich immer noch in den Sinn? Logisch hatte er mit ihr abgeschlossen, aber emotional... Am liebsten wollte er jede Gefühlsregung, die mit ihr zu tun hatte, im Keim ersticken. Sie sollte raus aus seinem Kopf.
Erst vor kurzem waren zwei Menschen aus seinem Leben getreten und er dachte nur an die Person, bei der er wohl wirklich nichts mehr ändern konnte. Eigentlich sollte er gerade versuchen, Seamus nachzurennen und den Konflikt vielleicht zu beenden, doch er war immer noch zu sauer dafür. Es war nicht mal gegen Seamus gerichtet. Nicht gänzlich jedenfalls. Noch eine ganze Weile stand er da, bis die Glocken läuteten. Langsam sicher rappelte er sich wach. Er musste vergessen, was eben geschehen war. Dann konnte es ihn wenigstens nicht mehr verletzen.
Alles, was ihn noch vor wenigen Stunden so belastet hatte, verblasste. Mühsam hatte er diese ganzen Gefühle in eine Box gesperrt. Metaphorisch natürlich. Doch das Prinzip, unschöne Dinge aus dem eigenen Sichtbereich zu schaffen, war das Gleiche. Nun hatten er und Neville die große Halle hinter sich gelassen. Nach einem langen Abendessen hatten sie noch ein wenig gequatscht, bis die Teller auf magische Art und Weise verschwanden. Es war nun wohl an der Zeit, sich auf den Weg zum DA-Treffen zu machen. Ihr Gespräch drehte sich ganz um Lunas absurde Theorie, dass der Zaubereiminister eine Privatarmee aus Heliopathen hat. Es war beiden klar, dass es nicht wahr sein könnte, doch es war lustig sich darüber zu unterhalten, wie es wäre, wenn Luna Recht hätte. „Oh, dann bin ab sofort ein Seher und nehme Trelawney den Job weg.", kicherte Dean und wich einem Geist aus, der drauf und dran war, durch ihn durchzufliegen. Da Dean diese Kälte nicht ausstehen konnte, ging er lieber vorsichtshalber aus dem Weg. „Dean.", tönte es plötzlich von Neville. Er klang viel ernster als vorher. Die Augen von Dean huschten artig in die Richtung seines Kameraden. Der blonde Junge fuhr sich durch seine Haare und sagte dann: „Ich glaub ich steh auf Luna." Dean musste sich beherrschen, nicht sein Gesicht zu verziehen. Nicht aus Abneigung und Missverständnis, aber er musste zugeben, dass es ihn überraschte. Er ließ ein Räuspern verlauten und meinte dann unbekümmert: „Dann versuch es doch." „Wirklich?", fragte Neville und stieß die Tür zum nächsten Korridor auf. „Ich denke du hast gute Chancen.", pflichtete Dean ihm bei.
Beide warfen sich einen kurzen vielsagenden Blick zu, als sie beim Korridor angekommen waren. Dort stand schon wieder ein Slytherin Mädchen, aber diesmal war es Pansy. Diese war sichtlich erschrocken als sie Dean erblickte und rannte in die andere Richtung weg. Das sollte Dean mehr als Recht sein. Er würde ihr nicht nochmal nachlaufen. Jedenfalls sagte er sich das. Die Tür zum Raum der Wünsche war verschlossen, sodass sie das übliche Spiel vorführen mussten. Dreimal liefen sie am Eingang vorbei, bis sich das schwarze Holztor offenbarte. Neville schaute kurz in beide Richtungen und betrat dann den Raum. Dean horchte noch einen Moment nach, ob Pansy noch in der Nähe war. Sie war sicher nicht ohne Grund vor diesem Raum platziert worden. „Pansy?", rief er, nicht sicher, ob er eine Antwort kriegen würde. Als dann ihr brauner Pagenkopf um die Ecke lugte, wusste er, dass er einen Fehler gemacht hatte. So eben hatte er dem Teufel Tür und Tor geöffnet. Wortwörtlich. Sie würde alle der DA verpfeifen, wenn er jetzt etwas Falsches sagte. „Wirst du mich verpetzen?", fragte er mit strenger Stimme. Er wollte heute keinen zweiten Streit. Stumm schüttelte sie ihren Kopf. „Ich wollte dir noch-", begann sie mit der gleichen quietschenden Stimme wie damals im Café, doch sie wurde unwirsch von Dean unterbrochen, der erwiderte: „Jetzt nicht. Wenn nicht gleich reingehe, kommen hier eine Menge Leute raus, die dir nicht gerade wohl gesonnen sind." Er schenkte ihr einen letzten Blick, bevor er den Raum der Wünsche betrat. Sie hatte ihn angelächelt, doch sie wirkte nicht glücklich. Die Augenschatten und ihre spröden Lippen malten ihm ein anderes Bild. Vielleicht war es schrecklich von ihm, sich das zu wünschen, doch er hoffte, dass sie um ihn weinte.


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