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Das Zimmermädchen [FSK18]

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Alina

-, Weiblich

  10. Wannabe Poet

Beiträge: 180

Kapitel 5, Episode 3

von Alina am 11.03.2017 10:43

Hotel Hollywood, 6801 Hollywood Blvd, Hollywood, Los Angeles, California
22nd of July, 1955


Soundtrack für diese Episode: Louis Jordan - How about that


Mr. Bacon hatte Cathy rufen lassen, um ein spätes Mittagessen einzunehmen. Die Küche war schon kalt gewesen und Cathy bringt Bacon eine Auswahl an kalten Speisen auf einem Servierwagen nach oben. Sie betritt sein Zimmer und er schliesst die Tür hinter ihr. Cathy wundert sich etwas, beachtet es aber nicht weiter.

„Ist denn das Handtuch zu Ihnen zurückgekehrt?", fragt Cathy indes und schiebt den Speisewagen an den Tisch, an dem Mr. Bacon zu essen pflegt. Bacon geht an ihr vorbei und setzt sich. Er sieht sie an und zu ihrer Verwunderung ignoriert er die Frage. Stattdessen fragt er:

„Cathy... Cathy ist doch Ihr Name, richtig? Cathy... haben Sie mal darüber nachgedacht, für den Film zu arbeiten? Sie haben alles, was man dafür braucht: ein hübsches Gesicht, eine gute Figur, Ihre Mimik ist ausdrucksstark. Ich frage, weil mir eine Nebendarstellerin abhanden gekommen ist und ich dringend Ersatz brauche. Was sagen Sie dazu?"



Quelle des Bildes

Cathy konnte nicht überraschter sein von diesem Angebot. Zuerst will sie freudig zustimmen und ein „Ja, sehr gern, Mr. Bacon!" liegt ihr schon auf der Zunge. Aber dann hält sie inne, denkt nach und schüttelt dann etwas wehmütig den Kopf.
„Wissen Sie, ich wäre viel zu aufgeregt. Ich denke nicht, dass das etwas für mich ist. Ich schaue mir einen Film lieber im Kino an, Mr. Bacon." Sie lächelt liebreizend und zuckt dann bedauernd mit den Schultern.
„Sehen Sie? Genau das meine ich! Ihre Mimik, Ihre Gestik! Das alles ist Schauspielerinnen-Material. Sie müssen es zumindest versuchen, liebe Cathy. Wenn es nicht klappt, bekommen Sie den Drehtag trotzdem bezahlt. Bitte, tun Sie mir den Gefallen und versuchen es doch wenigstens!" Bacon hatte sich in diese Idee verstiegen und er brachte Cathy damit in Bedrängnis. Sie schüttelt wortlos den Kopf und windet sich etwas, als wäre ihr das alles sehr unangenehm.

„Nein, wirklich nicht, Mr. Bacon. Ich danke Ihnen sehr für das Angebot, aber nein. Ich muss leider ablehnen. Das ist nichts für mich." Sie seufzt und befördert schnell die Speisen vom Speisewagen auf den Tisch und Bacon sieht nur wortlos zu. Er räuspert sich und Cathy schweigt ebenfalls. Es sind lange und unangenehme Augenblicke, bis Cathy fertig ist und dann den Speisewagen wieder zurückzieht.
„Ich wünsche Ihnen einen guten Appetit, Mr. Bacon." Dann verlässt sie das Zimmer wieder.



Quelle des Bildes


Am späten Abend macht sich Cathy auf den Weg zur Hotelbar. Sie hatte Flaschen und Gläser dabei, die aus der Hotelbar stammten und wieder dorthin zurückgebracht werden mussten. Sie biegt direkt hinter die Theke ein und verschwindet im Lagerraum, während sie noch einen Pfiff hört, der wohl ihr gilt. Sie schmunzelt nur und sortiert die Flaschen in die Kästen ein. Danach sortiert sie die Gläser weg und mit dem leeren Tablett an ihrer Seite kommt sie wieder hinter der Theke hervor. Als sie dem einzigen Gast ins Gesicht blickt, da erstarrt sie für einen Moment. Er grinst sie an und ohne Zweifel ist er bereits angetrunken. Cathy hat einen guten Blick dafür, obwohl in diesem Falle wohl jeder zu diesem Schluss kommen würde. Das Lächeln ist besonders spitzbübisch in dem jungen und so markanten Gesicht, die Augen sind halb geschlossen und sie kann sich seine schon bereits leicht lallende Stimme schon vorstellen, bevor sie erklingt.

„Wen haben wir denn da?", fragt die Stimme auch und sie gehört dem gleichen Mann, der eben auch gepfiffen hat, als Cathy hinter der Theke verschwand. Cathy nimmt den Barmann gar nicht wahr, der die Szene interessiert beobachtet und schmunzelt. Alle Frauen reagieren so, wenn sie ihn sehen, den neuen Stern am Hollywood-Himmel.
Cathy schluckt und bringt noch gerade ein heiseres „Guten Abend, Mister" hervor. Sie sieht einem Mann in die Augen, dessen letzten Film sie erst vor ein paar Wochen im Kino gesehen hatte und von dem sie so begeistert gewesen war, dass sie den ganzen Weg zum Hotel zurück wie ein Teenager von ihm geschwärmt hatte. Aber es ging nicht nur ihr so, sondern auch den anderen Mädchen, mit denen sie ins Kino gegangen war. Alle liebten ihn, für die Jungen war er ein Idol und für die Mädchen ein Sex-Symbol, wenn man in den 1950er Jahren schon davon sprechen konnte. 'Jenseits von Eden' hatte der Film geheissen und ein gewisser James Dean hatte darin die Hauptrolle gespielt. Und genau jener James Dean sass nun dort an der leeren Hotelbar des 'Hollywood Hotels' und trank Whiskey.


Quelle des Bildes

Cathy schluckt und ringt sich dann ein Lächeln ab. „Gu... guten Abend, Mister... Mister Dean". Sie schluckt wieder und gewinnt zunehmend ihre Fassung zurück.

„Guten Abend, Miss", erwidert er und tippt sich an die Schläfe zum Gruß. „Wollen Sie mit mir trinken? Leisten Sie mir etwas Gesellschaft?"
Sie schaut zur Wanduhr, die hinter der Theke hängt. Offiziell hatte sie schon Feierabend und nichts hielt sie davon ab, das wirklich zu tun. Sie denkt nach, zieht die Unterlippe rechts durch die Schneidezähne und lächelt dann. „Sehr gern, Mister... Dean."
Sie machte keinen Hehl daraus, dass sie ihn erkannt hatte – warum auch? „Nenn' mich James", erwidert er leicht lallend, aber so dass Cathy erkennen kann, dass er sich wirklich Mühe gibt. Sie schmunzelt und sagt: „Ich ziehe mich nur schnell um, damit..." Sie räuspert sich und lässt den Satz offen, weil die Begründung vielleicht etwas offensichtlich wäre. Sie würde ihm gern gefallen, sich etwas frisch machen, sich schick machen.

Dean greift nach ihrem Arm und sagt: „Ach, kommen Sie einfach so... mir gefällt das... so ein... Aufzug." Seine Worte klangen etwas deplatziert und respektlos, aber Cathy war sich sicher, dass es nicht so gemeint war und er und nur Probleme hatte, die richtigen Worte zu finden. Cathy nickt etwas resignierend, lächelt und zwinkert mit einem kurzen Seitenblick dem Barkeeper zu, um ihn auf ihrer Seite zu wissen. Der lächelt nur und sagt: „Dann kann ich ja Feierabend machen. Es ist ja jemand von der Belegschaft hier." Cathy nickt nur. „Geputzt ist schon alles. Schliesst du hinterher ab, Cathy?" Wieder nickt sie und Dean hebt eine Augenbraue. „Cathy also...", lallt er etwas nachlässig und grinst wieder. Cathy kommt um die Theke herum und setzt sich zu ihm. Der Barkeeper verschwindet schnell und Cathy hört von fern die Tür klappen. Dann sind sie allein.


Antworten Zuletzt bearbeitet am 18.07.2021 18:07.

Alina

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  10. Wannabe Poet

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Kapitel 5, Episode 2

von Alina am 07.03.2017 16:03

Hotel Hollywood, 6801 Hollywood Blvd, Hollywood, Los Angeles, California
21st of July, 1955


Soundtrack für diese Episode: Bing Crosby - Far away places




Quelle des Bildes


Die ganze Zeit bis zur Rückkehr nach Pearl Harbour war Cathy im Bunker festgehalten worden. Am 27. Mai 1943, also fast vier Monate nachdem sie unter Mordverdacht geraten war, legte die USS Enterprise wieder in Pearl Harbour an und Cathy durfte den Bunker endlich verlassen.

Man hatte an Bord keine entlastenden Argumente finden können, um Cathy wieder auf freien Fuss zu setzen. Das überraschte und entsetzte alle, vor allem auch Halsey, der grosse Stücke auf Cathy hielt. Niemand konnte die Geschichte in letzter Konsequenz beweisen, aber die Beweislast war immerhin gross genug, dass man Cathy trotzdem in Haft behielt. Der Zugang zu Dempsey mittels ihres Schlüssels, ihre Beziehung zu Shawn, das Tütchen; das alles waren Indizien und nicht zuletzt die Tatsache, dass beide nun tot waren, belastete Cathy schwer. Niemand an Bord wollte die Gefahr eingehen, sich hier zu irren und Cathy wieder auf freien Fuss zu setzen. Und so beschloss man, das Militärgericht auf dem Festland diese Sache regeln zu lassen.

Sie blieb also zumindest in Untersuchungshaft und wurde in Pearl Harbour in einem Militärgefängnis untergebracht, bis sie auf einem Linienschiff wieder zurück in die USA verbracht wurde und im Sommer 1943 dort ankommen sollte. Aber Cathy kam dort nie offiziell an. Kurz vor der Landung in San Francisco verliert sich die Spur der Cathy O'Donovan. Ihre Flucht war an Bord zwei Tage vor der Ankunft in den USA entdeckt worden, aber man hatte sie nicht mehr auffinden können. Sie konnte sich überall an Bord versteckt halten und die Tatsache ihres Verschwindens konnte natürlich auch nichts an der Tatsache ändern, dass man den Hafen anlaufen würde. Cathy war eine Gefangene der Navy, aber nicht so wichtig, dass man wegen ihr die Landung verschieben würde.

An Bord hatte Cathy genug Zeit gehabt, sich mit einem Mann namens Gary anzufreunden, der ihr unregelmäßig das Essen in die immer von aussen abgeschlossene Kajüte brachte. Insgesamt gab es drei verschiedene Personen, die sich abwechselten und Cathy war wohl auch nicht die einzige Gefangene der Navy an Bord. Mit diesen drei Personen durfte Cathy auch abwechselnd an Deck spazierengehen, wobei man darauf achtete, dass Cathy nicht als Gefangene zu identifizieren war. Die Fluchtgefahr auf dem Pazifik war auch gleich Null, sodass Cathy sich unter Aufsicht an Deck frei bewegen durfte, für eine halbe Stunde am Tag.

Besonders wenn Gary sie an Deck führte, ging sie mit ihm spazieren und unterhielt sich mit ihm, anstatt selbst herumzuwandern und sich die Füsse zu vertreten. Es dauerte nicht allzu lange, bis er sich in Cathy verliebt hatte. Normalerweise legte es Cathy nicht darauf an, dass so etwas passierte, aber in diesem Falle musste es so sein und Cathys Erfahrung auf diesem Gebiet zahlte sich aus. Sie wusste, wie sie ihn unaufdringlich betörte, ihm tiefe Einblicke in ihr Dekollete gewährte, ihm unverbindlich nackte Haut zeigte. Ihre Zeit war begrenzt und sollte sie auf dem Festland in ein Gefängnis gebracht werden, war das Spiel endgültig aus. Die Ermittlungen gegen sie würden ihr Ziel finden und zusammen mit den beiden Todesfällen an Bord würde ihr lebenslange Haft drohen, im Staate Kalifornien vielleicht sogar die Todesstrafe. Dazu durfte es keinesfalls kommen. Sie war bereit, alle Register zu ziehen, um ihren Willen zu bekommen.

Als Gary nachts ihre Tür öffnete und Cathy fliehen liess, da hatte sie bereits zweimal mit ihm geschlafen und ihn noch einige Male mehr in ihrer Kajüte befriedigt. Sie hatten sich über ihre Vergangenheit und ihre Wünsche unterhalten und hatten eine gemeinsame Zukunft geplant. Sie würden nach Oregon gehen, oder noch besser nach Montana. Gary hatte sowieso vorgehabt, sich in Oregon zu bewerben, weil er die Natur liebte und sich nicht vorstellen konnte, in den kalifornischen Grossstädten zu leben, die er immer wieder besuchte, wenn das Schiff die Westküste der USA endlich erreichte und er einige Tage oder Wochen Zeit hatte, seinen Urlaub zu geniessen. Und nach Cathy würde dort niemand fragen. Sie würde die Kinder aufziehen oder in einem kleinen Drugstore arbeiten oder in einer kleinen Änderungsschneiderei arbeiten. Es würde sich schon etwas finden. War Amerika denn nicht das Land der unbegrenzten Möglichkeiten? Hatte nicht ein Jeder das Recht darauf, sein Glück zu suchen? Ganz besonders er, nach diesen langen Jahren des Krieges, in denen eine ganze Generation ihre Zeit damit vergeudete, zwei Grossmächte auf die Knie zu zwingen anstatt ihr Glück zu machen. Und natürlich auch sie, eine wunderschöne und junge Frau, die durch Missgunst und falsche Beschuldigungen unter Tatverdacht geraten war. Er konnte sich gut vorstellen, welche Dilettanten an Bord eines Flugzeugträgers damit beauftragt gewesen waren, gegen eine verdächtige Person zu ermitteln.

Er war sicher, dass Cathy unschuldig war. Sie war ein herrliches Weib und eine gute Zuhörerin, verständnisvoll, nett und zuvorkommend. Und sie war ein Traum im Bett – sie wusste genau, wie sie ihn um den Verstand bringen konnte. Und vor allem das liebte er an ihr.


Markt nahe des Hafens von San Francisco


Quelle des Bildes


Gary konnte nicht ahnen, dass er Cathy nie wiedersehen würde, wenn das Schiff erstmal im Hafen vor Anker lag. Die letzten zwei Tage versorgte er Cathy noch mit Proviant und schaute nach ihr, ob alles in Ordnung war und ob sie ein weiches Quartier in dem Lagerraum hatte, in dem sie sich versteckt hielt. Er wusste auch, dass Cathy es allein schaffen musste, von Bord zu gehen oder besser zu springen und in dem schmutzig-brackigen Wasser des Hafens unbemerkt an Land zu klettern. Doch er glaubte an sie, nachdem sie ihm versichert hatte dass sie das konnte.

Sie schaffte es, an der vom Land abgwandten Seite ins Wasser zu springen und dann an den Schiffen entlang zu schwimmen, ohne entdeckt zu werden. Sie kletterte an einem Steg hoch, der für kleine Schiffchen zum Anlegen gebaut worden war und suchte schnell das Weite.

Gary hatte ihr glücklicherweise geholfen, etwas Geld in ihre Kleidung nähen zu können, sodass sie sich einige Tage verpflegen und auch neue Kleidung kaufen konnte. Mehr konnte sie nicht erwarten; das war mehr als sie brauchte, um die Chance auf einen Neustart zu bekommen.



Cheyenne Wyoming


Quelle des Bildes

Sie tauchte unter und verbrachte tatsächlich einige Jahre in Oregon, Idaho, Montana und zuletzt Wyoming. Die letzte Station ergab sich eher zufällig und sie merkte, dass sie schwermütig wurde, wenn sie an Shawn dachte, der sie doch hatte heiraten und hierher hatte bringen wollen. Sie wusste nicht mal, wie Shawn mit Nachnamen hiess; sie konnte sich nicht mehr daran erinnern, oder hatte sie es je gewusst? Sie erinnerte sich nicht mehr. Wyoming – hier gab es tatsächlich sehr viele wilde Pferde. Sie arbeitete als Verkäuferin, putzte in Häusern etwas wohlhabenderer Bürger. Sie war sich sicher, noch nie so weit von der Zivilisation und dem kulturellen Teil der USA entfernt gewesen zu sein. Baltimore war weltoffen und reich an Kultur, gemessen an Städten wie Rock Springs, Laramie oder sogar Cheyenne. Cheyenne hatte als grösste Stadt Wyomings mit etwa 40.000 Einwohnern trotzdem nicht mal ein Zehntel der Einwohner, die Baltimore besass, als sie geboren wurde. Und jetzt ging Baltimore bereits auf die Million zu, besass gerade um die 900.000 Einwohner. Es war zum Verzweifeln. Sie wollte die grosse, weite Welt sehen, die Metropolen des Kontinents und jetzt musste sie sich in Orten verstecken, die kleiner waren als ihre Nachbarschaft in Baltimore.

Sie versteckte sich ganze sieben Jahre dort, hielt es aber selten länger als ein halbes Jahr an einem Ort aus. So kam es, dass sie durch die vier Staaten der Pazific-West und Intermountain Gebiete tingelte, bis sie Ende der 1940er Jahre den Entschluss fasste, endlich nach Hollywood zu gehen. Sie kam dort im Frühling 1950 an und trotz der langen Zeit ohne grosse Ersparnisse, aber auch ohne grossen Ärger verursacht zu haben. Es war nicht besonders leicht gewesen, in diesem provinziellen Umfeld nicht negativ aufzufallen. Meist durfte es nicht als ein Todesfall in ihrem Umfeld sein und sie zog weiter.



Quelle des Bildes

Wieder und wieder verfluchte sie es, sich hier verstecken zu müssen. In der Stadt war alles so viel einfacher, aber die Gefahr, von den falschen Leuten entdeckt zu werden war trotzdem höher. Nur in einer absolut gottverlassenen Gegend konnte sie sich sicher fühlen. Aber die Zeit spielte für sie und nach langen Jahren des Wartens war ihre Sehnsucht nach der grossen Stadt, ja besonders nach Hollywood so gross geworden, dass sie nicht mehr warten konnte oder wollte. Es musste endlich passieren. In Hollywood wären ihre Möglichkeiten unendlich gross und hier in Wyoming waren sie so klein! Hollywood – davon träumte sie jetzt schon seit Jahren, nein, seit Jahrzehnten! Nun war es soweit.


Antworten Zuletzt bearbeitet am 11.06.2021 14:57.

Alina

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Kapitel 5 - Hollywood

von Alina am 03.03.2017 19:08

Hotel Hollywood, 6801 Hollywood Blvd, Hollywood, Los Angeles, California
21st of July, 1955


Soundtrack für diese Episode: Fats Domino - Ain't that a shame



Quelle des Bildes



5. Mr. Bacon

Als das Röhren des Staubsaugers verklingt, schaut sich Cathy um und nickt zufrieden. Wieder war ein Zimmer geschafft. Das andere Mädchen im Nebenraum würde nochmal feucht wischen, aber Cathy ist nun fertig. Sie atmet durch, sieht sich um und packt den Staubsauger zusammen. Als sie den Raum verlässt, sieht sie am Ende des Ganges einen Gast auf sie zueilen. Sie senkt kurz den Blick und räuspert sich. Dann sieht sie wieder auf und in der Zwischenzeit ist der Mann bei ihr angekommen. Sie kennt ihn bereits schon – es ist Mr. Bacon, Mister Lloyd Bacon, ein bekannter Regisseur in der Stadt.



 

Quelle des Bildes
 

Bacon war stets korrekt gewesen, auch wenn seine Blicke sich natürlich nicht von den anderen Blicken männlicher Gäste unterschieden. Er hatte immer wieder mal mit ihr geflirtet – falls er gute Laune hatte, aber er hatte niemals etwas Anzügliches gesagt oder sie unsittlich berührt. Cathy schätzte das, denn ihre Einstellung gegenüber Prominenten hatte sich nicht geändert: keine toten Prominenten – das bedeutete keine grosse Aufmerksamkeit und daher keine Scherereien.


Antworten Zuletzt bearbeitet am 21.06.2021 13:41.

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Ausblick auf das fünfte Kapitel

von Alina am 03.03.2017 18:51

Ich möchte euch einen kleinen Ausblick auf das fünfte Kapitel geben. Ich fange heute damit an, es zu veröffentlichen. Nähere Informationen könnt ihr in meinem Blog lesen.

Am späten Abend macht sich Cathy auf den Weg zur Hotelbar. Sie hatte Flaschen und Gläser dabei, die aus der Hotelbar stammten und wieder dorthin zurückgebracht werden mussten. Sie biegt direkt hinter die Theke ein und verschwindet im Lagerraum, während sie noch einen Pfiff hört, der wohl ihr gilt. Sie schmunzelt nur und sortiert die Flaschen in die Kästen ein. Danach sortiert sie die Gläser weg und mit dem leeren Tablett an ihrer Seite kommt sie wieder hinter der Theke hervor. Als sie dem einzigen Gast ins Gesicht blickt, da erstarrt sie für einen Moment. Er grinst sie an und ohne Zweifel ist er bereits angetrunken. Cathy hat einen guten Blick dafür, obwohl in diesem Falle wohl jeder zu diesem Schluss käme. Das Lächeln ist besonders spitzbübisch in dem jungen und so markanten Gesicht, die Augen sind halb geschlossen und sie kann sich seine schon bereits leicht lallende Stimme schon vorstellen, bevor sie erklingt.
„Wen haben wir denn da?“, fragt die Stimme auch und sie gehört dem gleichen Mann, der eben auch gepfiffen hat, als Cathy hinter der Theke verschwand. Cathy nimmt den Barmann gar nicht wahr, der die Szene interessiert beobachtet und schmunzelt. Alle Frauen reagieren so, wenn sie ihn sehen, den neuen Stern am Hollywood-Himmel. Cathy schluckt und bringt noch gerade ein heiseres „Guten Abend, Mister“ hervor. Sie sieht einem Mann in die Augen, dessen letzten Film sie erst vor ein paar Wochen im Kino gesehen hatte und von dem sie so begeistert gewesen war, dass sie den ganzen Weg zum Hotel zurück wie ein Teenager von ihm geschwärmt hatte. Aber es ging nicht nur ihr so, sondern auch den anderen Mädchen, mit denen sie ins Kino gegangen war. Alle liebten ihn, für die Jungen war er ein Idol und für die Mädchen ein Sex-Symbol, wenn man in den 1950er Jahren schon davon sprechen konnte.

Ich wünsche euch viel Spass mit dem fünften Kapitel und ich wünsche euch auch ein schönes Wochenende!


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Alina

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Kapitel 4, Episode 15

von Alina am 19.11.2016 20:03

„The Big E", Aircraft Carrier USS Enterprise, United States Navy
Rennell Islands, Solomon Islands, Pacific Ocean, 2000 miles northeast from Australia
7th of March, 1943, 1100 MT



Quelle des Bildes (bearbeitet von Alina)


Es war ein Fehler gewesen, Shawn nach dem Akt bei ihr schlafen zu lassen. Einerseits hatte sie gehofft, dass es schnell ging mit ihm – andererseits hatte sie nicht damit gerechnet, dass es so schnell gehen würde. Shawns Herz hatte noch in der gleichen Nacht aufgehört zu schlagen, Cathy war nicht mal wachgeworden. Sie wachte neben einem immer noch bettwarmen, aber doch seltsam kalten Leichnam von Shawn auf.

Es ging kein Weg daran vorbei, dass sie es melden musste. Shawn wurde abgeholt und Cathy wurde gebeten, den Masters-At-Arms, der auf dem Schiff stationierten Einheit der Militärpolizei, zu folgen. Sie würde eine Aussage abgeben müssen.

Leider war es dabei nicht geblieben. Die Ermittler waren schnell verdutzt über die Tatsache gewesen, dass es bereits zwei Todesfälle in Cathys unmittelbarem Bekanntenkreis gegeben hatte. Natürlich wussten einige, dass sie mit Shawn befreundet war, aber diese Sache wurde nun erst zu einem richtigen Problem, weil er tot bei ihr aufgefunden worden war. So wurde aus der Aussage schnell eine zeitlich begrenzte Untersuchungshaft.

Schon einen Tag später hatten die Ermittler herausgefunden, dass Shawn Abführmittel verschrieben bekommen hatte. Er hatte fälschlicherweise angegeben, dass er Verstopfung hatte. Schnell zählten sie Eins und Eins zusammen und suchten eine Erklärung dafür, wie das Abführmittel von Shawn zu Dempsey gekommen war. Dort hatte man nämlich ein Stück abgerissenes Papier des Beutelchens gefunden. Cathy war momentan die Einzige, die ausser Dempsey einen Schlüssel zu dessen Quartier besass. Nur sie konnte es gewesen sein, die das Mittel in Dempseys Zimmer gebracht hatte. Man rätselte natürlich noch über Cathys Motiv, aber auch dort wurde man fündig. Cathy hatte sich mit einer Bekannten aus der Putzkolonne darüber unterhalten, dass Dempsey mit ihr schlief und dass er unschöne Dinge von ihr verlangte. Darüber ärgerte sich Cathy am meisten. Sie wusste doch, dass man anderen Frauen nicht trauen konnte! Und diese Helen war nicht mal eine richtige Freundin! Sie hatte doch nur mal ein wenig plaudern wollen. So ein Miststück!

Shawns Tod war dann das letzte Puzzlestück gewesen. Entweder musste er sterben, weil er zuviel wusste, oder er hatte herausgefunden, was Cathy mit dem Abführmittel angestellt hatte. Vielleicht hatte er auspacken wollen und hatte ihr gedroht. Dann hatte Cathy rot gesehen und ihn, auf welche Weise auch immer, vielleicht mit einem Kissen erstickt, zu Tode gebracht. So musste es gewesen sein. Auf jeden Fall reichten die Indizien, um Cathy in den Bunker zu stecken, dieses Mal sogar zeitlich unbefristet. Sie hatte auf jeden Fall etwas zu verbergen. Nur über das Ausmaß, über das musste man sich erst noch einig werden.

Und nun sitzt sie in einem kleinen, fensterlosen Raum. Dies war also der Bunker, von dem Sergio geredet hatte. Cathy fragte sich, ob jemals eine Frau in einem solchen Schiffsgefängnis gesessen hatte. Sie zweifelte und auf dieser Fahrt war sie wohl garantiert die Erste. Nun war es endlich soweit. Man würde ihr auf die Schliche kommen und sie zur Verantwortung ziehen.

Cathy starrt auf ihre Hände und verfolgt den Weg der blass-blauen Venen, die sich deutlich abzeichnen. In ihrem Kopf war es still – absolut still. War dies das Ende? Waren die Stimmen weitergezogen, weil sie nun am Ende ihres eigenen Weges war? Sie zweifelte nicht daran, dass die Stimmen so opportunistisch und grausam sein konnten. Sie war nur ein Werkzeug, das wusste sie. Bisher hatte sie nicht eine Träne vergossen, obwohl sie seit achtundvierzig Stunden in diesem Loch sass. Doch nun vergräbt sie das Gesicht in ihren Händen und weint. Sie weint so bitterlich, dass sie am ganzen Körper zu zittern beginnt.



ASU


Sountrack für diese Episode: Harry James - I Heard You Cried Last Night


Antworten Zuletzt bearbeitet am 11.06.2021 14:54.

Alina

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  10. Wannabe Poet

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Kapitel 4, Episode 14

von Alina am 19.11.2016 04:12

„The Big E", Aircraft Carrier USS Enterprise, United States Navy
Rennell Islands, Solomon Islands, Pacific Ocean, 2000 miles northeast from Australia
4th of March, 1943, 2300 MT



Quelle des Bildes


In langsamen, schlängelnden, sanft-wellenförmigen Bewegungen reitet Cathy auf Shawns Schoss. Sie stöhnt ganz leise und beugt sich immer wieder ganz zu ihm herunter, küsst seinen Mund oder schliesst ihre Lippen um seine Brustwarze und saugt sanft daran. Er sollte erst gar nicht auf die Idee kommen, zu protestieren. Sie hatte ihn völlig überrascht.

Nach dem ernsten Gespräch im Gemeinschaftsraum hatte Shawn zu Bett gehen wollen, aber Cathy hatte ihn überredet, noch einen warmen Tee bei ihr zu trinken. Sie hatte nun eine eigene Kajüte, ein echter Luxus. Dort hatte sie dann angefangen, ihn unsittlich zu berühren. Sie hatte nicht gelächelt dabei und so den herrschenden Ernst der Lage heruntergespielt, sondern sie hatte es als Trost verpackt. Und als Shawn endlich darauf ansprang und die Berührungen erwiderte, da liess sie ihn nochmal zappeln und bitten. Sie flüsterte, dass es vielleicht doch keine gute Idee war. Wie sehr sie das hasste. Shawn war leider zu sehr Gentleman, um sich nicht abweisen zu lassen. Und so musste Cathy wieder umschwenken und ihn locken. Was für ein furchtbares Spiel sie spielen musste, furchtbar für beide.

Nach dem dritten Mal, als Shawn schon fast die Nerven verloren hatte und sich schon anschickte zu gehen, da konnte sie endlich tun, was sie tun musste und was auch nötig war. Sie drückte ihn sanft auf ihre Koje und kletterte auf ihn. Und in dieser Position würden sie auch bleiben, denn dann konnte er nicht einfach weglaufen.

Sie sieht in seine Augen und sieht einen Shawn, der es wohl schafft, für den Moment seine Sorgen und seine Bedenken zu vergessen. Ausserdem musste er wohl sein Zögern beim letzten Mal doch sehr bereut haben. Er starrt Cathy an und schwebt offensichtlich im siebten Himmel. Zu weich und warm ist sie, ein enger und feuchter Traum, der ihn fest umschliesst. Besser als alle Phantasien, die er bisher hatte. Ja, Cathy war sein erstes Mädchen, aber ausser ihr würde es niemand erfahren.

Für Cathy ist es ebenfalls keine Routine. Sie mochte Shawn und sie würde ihm das Verlassen dieser Welt so angenehm wie möglich gestalten. Es war sowieso nur nötig, weil Shawn so stur und so verdammt anständig war! Cathy war mittlerweile ein neuer Zusammenhang klar geworden. Je intensiver es war und je emotionaler sie war, umso schneller geschah es. Umso schneller gerieten die Dinge in Gang und das Unvermeidliche geschah. Es war keine feste Regel, aber vieles deutete darauf hin. Es hatte sie in Houston etwas Geld und viel Mühe gekostet, das Todesdatum von Joe in Erfahrung zu bringen, aber er hatte nicht lange leiden müssen. Er war noch am gleichen Tag gestorben, etwas schnell für die sogar düstere Prognose von Joes Arzt.

Bei Shawn musste es ebenfalls schnell gehen. Sie betete währenddessen die ganze Zeit dafür und liess auch nicht aus, dass es hier darum ging, dass sie ungeschoren von diesem Schiff kam. Sonst würde sie wohl niemanden mehr auf die Reise schicken können. Noch dazu kam, dass sie Shawn mochte, sehr sogar. Es war eine Schande, eine ganz grosse Schande.

„Komm... komm endlich, Shawn", keucht Cathy leise in sein Ohr. Sie beisst sanft hinein und spielt mit ihrer Zunge daran, küsst ihn dann dort. Immer wieder schiebt sie ihr Becken vor und zurück, spannt ihre Muskeln an und packt seine Männlichkeit so nur umso fester. Shawn stöhnt schon fast verzweifelt, aber er kommt nicht. Anscheinend war sein Kopf doch nicht so frei, wie sich beide gewünscht hatten.

Sie gönnt ihm eine kleine Pause und dann kommt er über sie. Sie waren bereits zu weit gegangen, um noch umkehren zu können. Shawn presst die Lippen aufeinander. Er würde sich nicht nochmal vorwerfen, Cathy weggeschickt zu haben. Und vielleicht überzeugte er sie und sie wartete auf ihn. Cathys Schoss empfängt ihn wieder, feucht und warm. Sie schlingt ihre Arme um ihn und sie küssen sich, während er nun beginnt und immer schneller wird. Er spürt, dass er keine übergrosse Vorsicht walten lassen muss. Cathy war erfahren, zumindest erfahrener als er und ihr Blick, ihr Schoss forderten ihn ein. Er findet schnell einen Rhythmus und kommt recht schnell in ihr. Cathy schliesst erleichtert die Augen. 'Schlaf gut, Shawn', denkt sie.


Soundtrack für diese Episode: Dick Haymes - In My Arms


Antworten Zuletzt bearbeitet am 11.06.2021 14:53.

Alina

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  10. Wannabe Poet

Beiträge: 180

Kapitel 4, Episode 13

von Alina am 18.11.2016 04:13

„The Big E", Aircraft Carrier USS Enterprise, United States Navy
Rennell Islands, Solomon Islands, Pacific Ocean, 2000 miles northeast from Australia
4th of March, 1943, 2030 MT



Quelle des Bildes


Dempsey war heute früh in der Nacht gestorben. Cathy hatte es am späten Morgen erfahren. Jemand dachte wohl, dass es sie interessieren würde. Natürlich interessierte es sie auf eine gewisse Weise, denn nun machte sie sich bedeutend weniger Sorgen um ihre Zukunft. Ohne Dempsey würden sie sie wohl auch nach Hollywood schicken, aber nun war es bedeutend leichter, sich zwischendurch abzusetzen. Dempsey war so vernarrt in sie gewesen, dass er ihr das Leben schwer gemacht hätte.

Er hatte furchtbar ausgesehen, er hatte noch vor drei Tagen nach Cathy verlangt. Sie musste ihn besuchen in seiner Kajüte. Es stank leicht nach Fäkalien, der warme und stechende Geruch einer erst akuten, aber dann doch immer chronischer werdenden Diarrhoe lag schwer in dem kleinen, fensterlosen Raum und hatte sich dort festgesetzt. Dempsey nahm das sicher gar nicht mehr wahr oder war bereits schon verwirrt, sonst hätte er wohl den Stolz besessen, nicht nach einem Mädchen zu rufen, dessen Sehnsucht er so gern wecken wollte.

Er hatte fast nur wirres Zeug gestammelt. Es war ihr und einem anwesenden Sanitäter peinlich gewesen. Er hatte von Hollywood gefaselt und dass er Cathy glücklich machen würde. Er lag wohl schon im Sterben, aber so richtig konnte es ausser Cathy niemand glauben, dass er bald tot sein würde. Er hatte Durchfall und er erbrach sich immer wieder, aber es gab sonst keine ähnlichen Krankheiten an Bord. Es gab ja auch keine anderen Menschen, die man hier traf und bei denen man sich irgendetwas einfangen konnte. Es war wie verhext.

Nun war Dempsey an Entkräftung und wohl auch an Dehydratation gestorben. Er hatte nichts bei sich behalten, nicht mal Wasser. Er war anscheinend bei lebendigem Leibe verhungert und verdurstet. Ja, das passierte, wenn man zu gierig war, dachte Cathy und erinnerte sich an die wenigen, doch immerhin noch sehr präsenten Nächte mit Dempsey. Ihr gefiel die Vorstellung, dass er sich im übertragenen Sinne bei ihr geholt haben konnte, was ihn nun umgebracht hatte. Er war ein schlechter Mensch gewesen und er würde der Welt nicht fehlen.

Sie hatte sich heute Abend entschieden, nicht allein sein zu wollen. Sie sass mit Shawn in einem Gemeinschaftsraum und hatte ihm erlaubt, einen Arm um sie zu legen. Seit sie 'das Zimmermädchen' für die Admiralität war und Dempsey so viel erlauben musste, fühlte sie sich unangreifbar. Niemand würde ihr sagen dürfen, in wessen Armen sie nun entspannte. Oder galten für Dempsey dahingehend andere Gesetze wie für jeden anderen Matrosen? Sie wusste, dass sie niemand darauf ansprechen würde. Sie hatte die besseren Argumente.

Shawn scheint nicht bester Laune zu sein. Er wirkte schon die ganze Zeit abwesend und in Gedanken versunken. Cathy seufzt und legt den Kopf an seine Schulter.
„Was ist mir dir, Shawn? Du siehst so... traurig aus. Es hat doch nichts mit diesem Dempsey zu tun, oder?" Ihr wäre es schleierhaft, wenn dem so wäre. War Shawn etwa so sentimental?
Shawn antwortet nicht und das macht Cathy erst recht stutzig. Sie flüstert nochmal seinen Namen.
Shawn nickt nur. Cathy zieht die Stirn in Falten und dreht den Kopf zu ihm und schaut ihn mit grossen Augen an.

„Menschen sterben, Shawn. Es ist Krieg. Hast du das vergessen? Die Chicago... sie ist..." Weiter kommt sie nicht, denn Shawn unterbricht sie. „Es ist meine Schuld, weisst du? Ich habe ihn getötet!"
Cathy starrt ihn an, als wäre er verrückt geworden.
„Ich bin in seine Kajüte geschlichen und habe ihm Abführmittel ins Wasser getan. Daran ist er jetzt gestorben. Ich bin ein Mörder, Cathy!"
Cathy blickt ihn völlig entgeistert an. „Das ist nicht dein Ernst, oder?"
Shawn senkt den Blick und hält sich eine Hand vor das Gesicht und beginnt zu weinen. Der einzige Besucher ausser Cathy und Shawn am anderen Ende des Raumes schaut kurz zu ihnen herüber und verschwindet dann schnell.

„Ich werde mich stellen. Ich werde es melden. Es tut mir so leid, Cathy. Ich weiss, dass es unentschuldbar ist." Cathy streichelt seinen Kopf.
„Aber Shawn... das ist doch totaler Quatsch! Du hast Dempsey nicht getötet. Auf keinen Fall warst du das!" Sie hätte Shawn nicht erzählen sollen, woran Dempsey gestorben war. Jetzt hatte sie das nächste Problem. „Er hatte eine Lebensmittelvergiftung oder eine bösartige Entzündung. Ich habe gehört, wie der Doc so etwas sagte. Shawn! Das ist nicht dein Ernst, oder? Du hast nichts damit zu tun, glaub' mir das!"

Shawn war verwirrt. Cathy schien gar kein Problem damit zu haben, dass er die Sache mit dem Abführmittel erzählt hatte. Dabei war das doch das schlimmste Problem. Er hatte Cathys Vertrauen missbraucht, sie sogar damit in einen Mordfall hineingezogen. Besonders dies würde er sich selbst niemals verzeihen, selbst nach zwanzig Jahren Zuchthaus nicht. Aber er spürte Cathys Nähe, ihren Mund an seinem Ohr und sie sprach leise Worte zu ihm, die er so gern glauben wollte. Aber sein Vergehen war zu weitreichend, sein Verrat zu schwer, als dass er ihren Worten glauben konnte.

Cathy muss ihn trösten, denn er weint hemmungslos. So wie er redete und wirkte, ging er davon aus, dass sein Leben vorbei war. Er war untröstlich und dachte wohl wirklich, dass er nun lebenslang im Zuchthaus sitzen müsste – oder gar Schlimmeres. Cathy schaut sich immer wieder unsicher um. Ein weiterer Matrose hatte den Raum kurz betreten, seinen jungen Kameraden schluchzen gehört und die besorgte Cathy bei ihm sitzen sehen und er wusste, dass er er hier sicher nicht erwünscht war. Auch er verlässt den Raum wieder schnell. Cathy bleibt bei Shawn sitzen, solange er es braucht.

Nach einigen Minuten ist Shawn wieder bei sich. Cathy lächelt ihn an und flüstert: „Ich gehe mit dir nach Wyoming. Ich werde mir deine Farm ansehen und dann..." Sie lächelt und ihr Lächeln verspricht einem jungen Matrosen eine ganze Menge. Sie musste nicht weiterreden.
Einen kleinen Moment lächelt Shawn gequält und in seinen Gedanken sieht er sich auf die Ranch zureiten. Cathy würde das schönste Mädchen auf tausend Meilen sein. Doch dann ziehen dunkle Wolken auf. Er selbst hatte sich diese Möglichkeit zerstört, er allein.

„Ich werde es melden. Die Navy soll über mich richten. Und Gott soll über mich richten. Ich bin...", er sieht Cathy skeptisch an, „...wahrscheinlich für den Tod eines Menschen verantwortlich. Ich muss mich dem Gericht stellen und wenn sie mich freisprechen, dann... nehme ich dich mit, Cathy." Er schaut sie an und seine Lippen beben. Er war mit den Nerven am Ende. Cathy wusste, dass sie ihn nicht von ihrer Lüge überzeugen konnte. Warum war Shawn nur so verdammt vernünftig?


Soundtrack für diese Episode: Dinah Shore - Murder, He Says


Antworten Zuletzt bearbeitet am 11.06.2021 14:51.

Alina

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Kapitel 4, Episode 12

von Alina am 17.11.2016 00:16

„The Big E", Aircraft Carrier USS Enterprise, United States Navy
Rennell Islands, Solomon Islands, Pacific Ocean, 2000 miles northeast from Australia
15th of February, 1943, 1815 MT


Quelle des Bildes (bearbeitet von Alina)


Seitdem Cathy nicht mehr in der Putzkolonne arbeitete, sah Shawn sie nur noch selten. Er bedauerte das zutiefst, aber auch Cathy bedauerte es aufrichtig. Sie fühlte sich immer wohl bei Shawn. Sie erzählte Shawn nicht viel von Dempsey, er wäre sowieso nur eifersüchtig gewesen. Es war besser, die Flamme klein zu halten.

Aber Shawn wusste, wem er das zu verdanken hatte, dass er Cathy nicht mehr sah. Für Dempsey existierte er gar nicht – niemals würde sich so ein Schnösel wie Dempsey über einen Jungen wie ihn Gedanken machen. Kerle wie er schnappten sich so ein Mädchen wie Cathy einfach, während er abblitzte und wieder einsam war. Cathy war das Beste, was ihm bisher in seinem ganzen Leben passiert war. Shawn war nicht gewillt, dass so einfach hinzunehmen.

Noch dazu kam, dass Cathy nicht besonders gut über Dempsey sprach, wenn er sich mit ihr unterhielt. Sie schien Dempsey selbst nicht zu mögen. Es war Zeit, ihn ihr zumindest für eine Zeitlang vom Hals zu halten. Eine offene Auseinandersetzung scheute Shawn. Das war nicht klug, es war schlecht für die Moral der Truppe, wenn sich die Soldaten oder Besatzungsmitglieder an die eigenen Hälse gingen und es wurde zudem auch hart bestraft, besonders an Bord eines Schiffes der US-Navy. Ausserdem würde er wohl auch den Kürzeren ziehen.

Er hatte sich bei Cathy selbst eingeladen und es hatte sogar drei Tage gedauert, bis sie ihm einen Besuch einräumte. Allein das hatte Shawn schon innerlich aufgeregt. Was tat Cathy denn abends und nachts? Schlief sie etwa bei diesem Halunken? Er hatte den Abend bei ihr verbracht, sie hatten sich gut und lange unterhalten und er hatte Cathys Generalschlüssel für die Kajüten ihres neuen Arbeitsbereichs entwendet. Er würde sie nicht behalten, nur ausborgen. Er wusste genau, wo sie waren, denn Cathy spielte dauernd mit dem Bund und steckte ihn dann immer in eine Seitentasche ihrer Arbeitsschürze. Das hatte sie mit dem alten Bund schon so getan und mit dem Neuen war es genauso. Er hatte eine Unachtsamkeit von Cathy genutzt, als diese kurz auf die Toilette musste. Er hatte in die Tasche der abgelegten Schürze gegriffen und sich den Schlüsselbund so gesichert. Er würde ihn ihr später, spätestens morgen früh, wiedergeben und ihr sagen, dass er die Schlüssel gefunden hätte.

Spät am Abend verabschiedete er sich und schlich zu Dempseys Kajüte. Er war sich sicher, dass Dempsey nicht da war und er lag richtig. Kein Laut drang durch die Tür. Dempsey spielte sicher wieder Karten mit anderen hochrangigen Offizieren an Bord. Die Chance, dass dies heute auch so war, war hoch gewesen. Er suchte eine Trinkflasche mit Wasser, schraubte sie auf und schüttete den Inhalt eines kleines Papierbeutelchens hinein. Das Pulver löste sich sofort auf und das Wasser blieb farblos. Es war ein Abführmittel, welches er sich beim Schiffsarzt bereits vor Tagen besorgt hatte und welches dafür sorgen sollte, dass sich dieser Knilch die Seele aus dem Leib scheissen sollte.

Dann schlich Shawn wieder davon und er klopfte nochmal bei Cathy, die tatsächlich noch wach war. Er gab ihr den Schlüssel und erzählte ihr, dass er ihn vor ihrer Tür in einer dunklen Ecke gefunden hatte. Er war anscheinend aus ihrer Schürze gerutscht. Die Verspätung erklärte er damit, dass er erst zu seiner Kajüte gegangen war und Cathy den Schlüssel eigentlich morgen geben wollte, aber dann hatte er es sich doch anders überlegt. Er hatte gedacht, dass Cathy sicher krank vor Sorge würde, wenn sie ihn morgen früh nicht gleich fände. Cathy hatte gelächelt, sich überschwenglich bedankt und ihm sogar artig einen Kuss auf die Wange gegeben!

Und jetzt liegt er zufrieden in seiner Koje und fährt vorsichtig mit der Fingerkuppe des Zeigefingers über seine Wange. Es fühlte sich nicht falsch an, was er getan hatte. Was dieser Schuft Dempsey tat, das war falsch! Ein Mädchen wie Cathy gehörte nicht in nach Hollywood, das Babylon Amerikas. Er schliesst die Augen und legt sich die Fingerkuppe auf seine Lippen. Er bildet sich ein, Cathys Kuss schmecken zu können, nur eine winzige Nuance eines Hauchs. Dann versucht er zu schlafen und er betet darum, von Cathy träumen zu dürfen.


Soundtrack für diese Episode: Django Reinhardt - Belleville


Antworten Zuletzt bearbeitet am 11.06.2021 14:52.

Alina

-, Weiblich

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Kapitel 4, Episode 11

von Alina am 16.11.2016 02:18

„The Big E", Aircraft Carrier USS Enterprise, United States Navy
Rennell Islands, Solomon Islands, Pacific Ocean, 2000 miles northeast from Australia
4th of February, 1943, 2200 MT



Quelle des Bildes


Cathy hatte viel Zeit mit Dempsey verbracht. Er hatte ihr von Hollywood erzählt. Das Plakat, auf welches hin sich Cathy im nächstgelegenen National Service Office vorgestellt hatte, war genau dort produziert worden, wo er Cathy nun hinbringen sollte. Auch das berühmteste Bild von 'Rosie – The Riveter' war dort hergestellt worden. Cathy hörte immer aufmerksam zu. Es war keineswegs verschwendete Zeit. Sie hörte gerne die bunten und aufregenden Geschichten, die Dempsey zu erzählen hatte. Sie wollte nach Hollywood gehen – nur nicht jetzt und nicht mit ihm, aber das behielt sie für sich.

Er interessierte sich auch nicht wirklich für sie, das hatte Cathy schon längst gemerkt. Aber er erwartete eine gewisse Dankbarkeit von ihr. Auch wenn die Idee für Cathys neuen Einsatz von 'Bull Halsey', wie er von allen in Abwesenheit genannt wurde, stammte, so investierte er doch deutlich mehr in die Vorbereitung von Cathy auf ihre neue Tätigkeit. Er würde sie begleiten, obwohl er doch soviel zu tun hatte. Er würde persönlich dafür sorgen, dass es Cathy an nichts mangelte und sie sich in Hollywood zurechtfinden würde. Und wer weiss – vielleicht fand sich sogar ein weiteres Engagement für Cathy, wenn sie ihre Arbeit, frisch und frei von Sorgen, gut machte? Mit all diesen Versprechungen lockte er sie und dabei sah sie in seinen Augen, was er eigentlich wirklich von ihr wollte.

Während dieser Stunden war in ihr schnell eine Idee gereift, wie sie sich Dempsey entledigen konnte. Dempsey war anscheinend der Einzige an Bord, der mit diesen Aufgaben betraut war und wenn er nicht mehr unter den Lebenden weilte, dann würde man Cathy sicher allein auf die Reise schicken und es wäre sehr viel leichter, unterwegs 'verloren zu gehen'. Denn das würde sie tun: verloren gehen. Sie würde nie in Hollywood ankommen und 'Cathy O'Donovan' war seit Halseys Ankündigung schon wieder Geschichte. Sie würde sich anders nennen müssen. Vielleicht würde sie sich 'Conrad' nennen und so Joe ehren, dessen Frau sie gern geworden wäre.

Und nun lag sie unter ihm und liess sich von ihm nehmen. Das hatte Dempsey schon die ganze Zeit gewollt und sie wusste, dass er diese Freuden nun so lange erwarten würde, bis sie in Hollywood angekommen wären. Doch Cathy dachte gar nicht daran. Sie hatte die Situation eskalieren lassen, mit den Locken ihres Haares gespielt, ihn angelächelt und ihn zurückgestossen, wenn er darauf einging. Dies hatte sie nicht einmal getan, auch nicht zweimal, sondern dreimal. Und dann lagen seine Nerven blank und er verstand die Welt nicht mehr. Dann hatte Cathy endlich ein Einsehen gehabt.

Er stösst sie hart und verausgabt sich. Cathy zweifelte daran, dass sie die Einzige war, mit der Dempsey geschlafen hatte, seit die USS Enterprise einen sicheren Hafen verlassen hatte; dafür war er zu extrovertiert und von sich eingenommen. Aber er hatte es nötig, bitter nötig sogar. Auch Cathy hatte es nötig. Seit Sergio waren zwar noch nicht allzuviele Tage vergangen, aber die Stimmen frohlockten und schienen in ihrem Kopf ein Freudenfest zu veranstalten. Es kamen gleich mehrere gute Gründe zusammen, dass Cathy sich darauf eingelassen hatte.

Nachdem Dempsey gekommen war, wusste Cathy, dass er ein Perversling war. Er war nicht grob zu ihr gewesen, aber er hatte Dinge von ihr gewollt, die ihr fremd vorgekommen waren. Sie war alles andere als eine Unschuld vom Lande, aber von Dempsey konnte sie trotzdem noch etwas lernen. Er hatte immer wieder auf ihren Po geschlagen, als er hinter ihr kniete und sie so nahm. Ihr Po brannte wie Feuer und man sah seine Handabdrücke. Dabei hatte er gestöhnt, sodass sie davon ausging, dass er dabei sehr viel Lust empfand. Sie konnte sich daran erinnern, dass ihre Liebhaber ab und zu gern mal fest zugegriffen hatten, dann und wann hatte es sogar mal leise geklatscht, aber niemand hatte sie wiederholt und fest auf den Po geschlagen. Das Verrückte an der Sache war, dass es ihr eigentlich ganz gut gefiel – nur sollte es nicht Dempsey sein, der so etwas tat.

Und dann hatte er den Bogen überspannt. Er hatte sein Glied an ihrem Schliessmuskel angesetzt und hatte allen Ernstes vorgehabt, in ihren Anus einzudringen. Sie hatte eine Hand nach hinten ausgestreckt und ihn etwas weggestossen. Sie hatte ihn angesehen und den Kopf geschüttelt. Dempsey hatte zurückgeschaut und nur gelächelt. 'Eines Tages, sogar schon bald, werde ich das wieder versuchen', sagte sein Blick. Würde er nicht – jedenfalls nicht, wenn es nach Cathy ging.

Er hatte dann sein Sperma auf ihren Rücken gespritzt und es dort verrieben. Sie hatte das starke Bedürfnis, richtig zu baden. Immerhin standen ihr hier sauberere Duschen zur Verfügung, als in ihrem alten Wohn- und Schlafbereich. Und nun tätschelt er die Seite ihres schweissnassen Körpers, wie bei einem Stute, welche brav genug war, ihn nicht abzuwerfen, obwohl er ihr die Sporen gegeben hatte. Cathy lässt den Kopf sinken – geschafft! Alles weitere würden 'sie' regeln, die Stimmen. Wie immer.



Soundtrack für diese Episode: The Mills Brothers - Caravan


Antworten Zuletzt bearbeitet am 11.06.2021 14:50.

Alina

-, Weiblich

  10. Wannabe Poet

Beiträge: 180

Kapitel 4, Episode 10

von Alina am 15.11.2016 01:00

„The Big E", Aircraft Carrier USS Enterprise, United States Navy
Rennell Islands, Solomon Islands, Pacific Ocean, 2000 miles northeast from Australia
1st of February, 1943, 0800 MT



Quelle des Bildes


Ihr Dienst hatte bereits begonnen und die Arbeit war nicht ansatzweise miteinander vergleichbar. Sie wechselte die Bezüge der Kojen, Decken und Kissen und säuberte die Zimmer. Ihr Pensum war lächerlich gering im Gegensatz zu der teilweise harten Arbeit in der Putzkolonne. Sie konnte sich Zeit lassen und sie war nur zuständig für die Kojen der Führung des Schiffes, Halsey, Kapitän Hardison und Dempsey beispielsweise eingeschlossen. Sie sollte die Brücke putzen und hier und da etwas aufräumen. Die fusslahme Henrietta hatte ihr alles erklärt und sie darauf aufmerksam gemacht, dass man sehr wohl von ihr erwartete, dass sie ihre Arbeit gut machte, aber sie sollte dabei kaum auffallen. Wenn Stress auf der Brücke ausbrechen sollte, sollte sie sofort verschwinden. Niemand würde ihr Vorwürfe machen, dass sie nicht anständig Staub gewischt hätte. Cathy gefiel das und sie kannte diese diskrete Art zu arbeiten natürlich – wer, wenn nicht sie?

In der Nacht hatte sie von Joe geträumt und es hatte bestimmt an Shawn und seinem Antrag gelegen. Als sie in der Koje lag, hatte sie noch darüber nachgedacht und war wohl mit diesen Gedanken eingeschlafen. Joe war wirklich ihre einzige wahre Liebe in ihrem Leben gewesen und der Himmel wusste, warum das so war. Was war an Joe anders gewesen? Warum hatte er sich den Gesetzen widersetzt, nach denen Cathy sonst immer dachte und handelte? Sie wusste es noch immer nicht. Er war einfach da gewesen und sie hatte in seine Augen gesehen und gewusst, dass er es war. War das denn nicht auch der Traum eines jeden Mädchens?

Auch die Stimmen in ihrem Kopf hatten anscheinend nicht gewusst, wie sie mit Joe umgehen sollten. Cathy kannte die Regeln mittlerweile so gut, dass sie sie zu ihren Gunsten ausnutzen konnte. Sie schlief dann mit Joe, wenn sie sicher war, dass sie Stimmen leise waren, satt und zufrieden. Während die Stimmen ihre Seele streichelten, dann lag sie in Joes Armen und war sich fast sicher, dass es auf diese Weise lange gutgehen konnte. Es musste einfach gutgehen, sie liebte ihn doch.

Joe fragte so gut wie nie danach, warum Cathy so unregelmäßig mit ihm schlief. Er hatte selbst immer recht viel zu tun – er war ein vielbeschäftigter Mann, auch ausserhalb seines Jobs. Bestimmt machte er sich seine Gedanken, aber er belästigte Cathy nicht damit. Er nahm jede Minute, die Cathy für ihn entbehrte, wie ein Geschenk an und Cathy war ganz genauso. Es war schlimm für sie, wenn sie sich dieses kleine Zeitfenster geschaffen hatte und es klappte dann nicht. Dann lag sie einsam und weinend in ihrem Bett und trauerte der vertanen Chance hinterher.

Einmal war es vorgekommen, dass sie in weiser Voraussicht und nachdem sie das erste Mal auf diese Weise einsam gewesen war, ein Rendezvous mit ihm ausmachte, aber dann hatte es nicht geklappt mit der Erfüllung ihrer 'Aufgabe'. Sie hatte die Stimmen in ihrem Kopf nicht zufriedenstellen können und sie hatte sich natürlich trotzdem mit Joe getroffen. Sie fühlte sich allein, die Stimmen tobten und sie wollte sich die Ohren zuhalten und in seinen Armen liegen. Er hatte mit ihr schlafen wollen, aber sie hatte ihn schweren Herzens davon abhalten müssen und hatte mit ihrem Mund dafür gesorgt, dass er sein ursprüngliches Vorhaben aufgab und trotzdem befriedigt einschlief. Joe hatte sie etwas verblüfft angesehen, als sie ihn anblickte und dabei sein Samen in ihrem Mund schwamm. Sie hatte es konsequent zuende gebracht und ihm in die Augen gesehen, als sie ihn dann heruntergeschluckt hatte. Sicherlich war das Joe noch nie vorher passiert und auch für Cathy war es das erste Mal gewesen. Aber sie hatte Lust darauf gehabt und sein Lächeln hatte ihr gezeigt, dass er wohl ein Faible für ihre verdorbene Art hatte, die sie dann und wann an den Tag legte.
Er hatte ihr mal gesagt, dass er sie für ihre Unberechenbarkeit und ihre Art, ihn immer wieder überraschen zu können, liebte. Cathy hatte darüber gelächelt und nichts erwidert. Es war ihr nur recht, dass er es so positiv formulierte.

Sie war noch bis zum Sommer 1941 in New Orleans geblieben und hatte noch bis zum Jahre 1940 im Monteleone gearbeitet. So lange hatte sie es noch nie in einem Hause ausgehalten. Aber es war ein grosser Fehler gewesen und sie konnte es kaum glauben, dass sie so dumm gewesen war. Sicher war ihre Sentimentalität wegen Joe daran schuld gewesen. Sie hatte glücklich sein wollen und sie war es gewesen, eine lange Zeit. Doch die Fragen häuften sich, was das Geheimnis ihrer Jugend wäre; was sie nehmen würde, damit ihre Haut so jung und schön bliebe; warum sie immer noch wie Anfang 20 aussah. Ihr gingen die Ausreden aus und auch Joe stellte sich diese Fragen. Sie sah es in seinen Augen, wenn er nach dem Akt neben ihr lag und sie sich minutenlang nur anblickten.

Sie hatte im Herbst 1940 gekündigt und hatte bei Joe gewohnt. Geld hatte sie wohl genug und Joe hatte niemals gefragt, warum sie sich fast alles leisten konnte, was sie wollte. Aber ihr Glück hatte nicht lange angehalten. Es war diese Stadt, die sie verlassen musste. Es ging nicht nur um das Hotel. Es ging auch um Joe und diese verdammte Stadt, in der sie sich so lange so wohl gefühlt hatte und die ihr jetzt wie ein viel zu kleines Gefängnis vorkam.

Im Sommer 1941 passierte es dann. Joe hatte mit ihr reden wollen und hatte ihr dann gesagt, dass er todkrank sei. Er leide an Krebs, sagte er Cathy. Schon seit geraumer Zeit würde er manchmal Blut husten und weil ihn das so gestört habe, hatte er einen Doc in der Stadt besucht, der dann die erforderlichen Untersuchungen vorgenommen hatte. Cathy hatte sich daran erinnert, dass Joe öfters gehustet hatte, aber da er Raucher war, hatte sie es immer darauf geschoben.
Sie war geschockt gewesen und sie schob sich selbst die Schuld zu. Sicher hatte sie nicht aufgepasst. Irgendwann hatte sie einen Fehler gemacht und nun war er dem Tode geweiht. Sie hatte sich die Augen aus dem Kopf geweint, als er auf die Arbeit gegangen war.

Drei Tage später hatte sie ihn dann verlassen. Sie war nachts gegangen, hatte nur einen Koffer mit genommen, wie immer. Es war ein Samstag gewesen und sie hatte stundenlang mit ihm geschlafen. Es war ihm zwar komisch vorgekommen, vor allem hatte er sich gewundert, dass sie ihn erst gelockt hatte und ihn dann vor sich selbst gewarnt hatte. Aber sie trieb dieses Spielchen nicht den ganzen Abend und schlief dann später über Stunden immer wieder mit ihm. Er hatte es dankbar angenommen und natürlich dem Zustand zugeschrieben, dass sie ihm sein verbleibendes Leben versüssen wollte. Dabei wollte es Cathy eher verkürzen.

Sie betete währenddessen immer wieder, die Stimmen mögen sich erbarmen und sich diesen Mann so schnell wie möglich holen. Joe war ein guter Mann gewesen und er hatte es nicht verdient zu leiden. Sie war sehr spät in der Nacht gegangen und hatte morgens den ersten Bus genommen, der sie raus aus der Stadt brachte, Richtung Westen. Sie liess sich einige Tage treiben – zurück nach Baton Rouge, welches sie schon kannte, dann über Lafayette und Beaumont nach Houston, Texas. Und dort hatte sie dann Jules kennengelernt, der es so vortrefflich verstand, sie auf andere Gedanken zu bringen.


Soundtrack für diese Episode: Harry James with Helen Forrest - I Don't Want to Walk Without You


Antworten Zuletzt bearbeitet am 11.06.2021 14:49.
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