von LuciferDaemonium am 24.12.2024 09:09
24. Dezember - Merry Christmas!
Danke für die schöne Adventskalender Idee und allen ein frohes und besinnliches Fest. Frohe Weihnachten ♥
Sehr früh war Catriona am Morgen des Heiligabends wach. Die Aufregung machte sie zu einem Energiebündel und die Freude vertrieb jede Müdigkeit aus ihren Knochen. Schnell war sie aus dem Bett geklettert und lief natürlich genau in Azrael hinein, der sie halb amüsiert, halb zweifelnd musterte. Ihre Augen sprühten regelrecht vor Tatendrang und offenbar musste er sie ein wenig runterholen, sonst würde sie den ganzen Morgen in der Wohnung umher tigern.
“Catriona, du weißt, dass wir noch fast fünf Stunden Zeit haben, oder?”, fragte er mit hochgezogener Braue und der Rotschopf pustete sich genervt eine zerzauste Strähne aus dem Gesicht.
“Echt noch so lange?”, murrte sie frustriert, hüpfte dennoch an ihm vorbei, noch ehe er nach ihr greifen konnte. Azrael schmunzelte nur und lehnte sich gegen die Küchenzeile, nachdem er ihr gefolgt war. Sie war unruhig, aufgeregt und noch immer strahlte sie vor Freude förmlich von innen heraus. So hatte auch der Dämon diese Frau noch nie erlebt.
“Ganz ruhig, wir sitzen noch früh genug im Flieger zu deinen Eltern. Und bitte geh nicht zum zehnten Mal deine Koffer durch.” Jetzt hielt er sie wirklich am Arm fest, als sie schon weiter wuseln wollte. Und ihn nannte man ungeduldig… Catriona verzog schmollend die Lippen.
“Aber… ich muss mich irgendwie beschäftigen. Ich bin nervös.”, gab sie zu, nachdem Azrael sie nicht wegließ. Ihr Herz pochte schon wieder wild in ihrer Brust. Nachdem sie alle Kontakte abbrechen musste, fühlte sie sich wie der letzte Dreck. Wie sollte sie ihren Eltern jetzt unter die Augen drehen? Es gab keine Entschuldigung und Catriona hatte nie sagen können, warum sie es eigentlich getan hatte. Ob sie sauer waren? Bestimmt… Sie war nicht einmal auf Kilians Beerdigung gewesen. Für ihre Eltern war ihr Bruder offiziell gestorben, einzig sie wusste, dass er zu etwas anderem gemacht worden war. Ihre Freude wurde von Zweifeln überlagert und Azrael seufzte, zog sie an sich.
“Sie waren am Telefon mehr als erfreut zu hören, dass du heimkommst. Du bist ihnen wichtig, dazu musste ich sie nicht einmal sehen, um es spüren zu können. Sie werden dich mit offenen Armen empfangen, Cat. Also beruhige dich.”, hob er ihr Kinn an. Seine Augen hatten tatsächlich etwas Beruhigendes und ihre innere Unruhe milderte sich leicht.
“Aber was soll ich ihnen sagen? Es sind vier Jahre, Azrael…”, hauchte sie. Nachdenklich legte er leicht den Kopf schief.
“Du könntest sagen, dass deine Position in der Firma leider absolutes Stillschweigen erfordert hat. Und dein alter Boss ein Arsch war.” Jetzt huschte ein Grinsen über seine Lippen.
“Damit lügst du sie nicht an und die restliche Zeit schiebst du auf mich. Ich habe meine Freundin eben viel zu sehr beansprucht.”, kam es provokant von ihm. Wenn er wüsste, welche Gefühle er ihr mit dem Scherz durch den Körper jagte. Catriona wurde wie von ihm erhofft, wieder so rot wie ihre Haare.
“Ich wickele sie schon um die Finger, keine Sorge. Hab ich bei ihrer kratzbürstigen Tochter auch geschafft.”, zwinkerte er frech und ließ sie wieder los. Catriona starrte ihn mit leicht offenen Lippen an. Er war ein arroganter Mistkerl wie immer und trotzdem hatte sie das Gefühl, dass er indirekt damit andeutete, was sie für ihn war. Das süße Ziehen in ihrer Brust wurde ein weiteres Mal stärker und kurz hatte sie sogar ihre Nervosität vergessen. Aber vielleicht hatte er recht. Am Ende konnte sie zumindest die halbe Wahrheit sagen. Es würde schon alles gut gehen. Bis jetzt hatte Azrael sie aus jeder heiklen Situation gezogen und sie vertraute auf ihn, dass er eingreifen würde, wenn es nötig war. Im guten Sinne verstand sich, ihre Eltern waren keine Engel, die sie bedrohten.
“Besser?”, schmunzelte er und klaute den Kaffee, den sie sich gemacht hatte. Sie nickte dankbar und atmete kurz durch.
“Es ist sehr früh.”, stellte sie mit schielendem Blick auf die Ofenuhr fest.
“Ist es. Du wolltest hier so früh durch die Wohnung springen, jetzt bleibst du wach.”, bestimmte er grinsend und deutete auf die Terrasse. Traditionen mussten gewahrt werden und Catriona lächelte, bis ihr etwas anderes einfiel. Entschieden nahm sie ihm die Tasse wieder weg. Sie griff nach seiner Hand und zog ihn sanft zum Wohnzimmer. Azrael zog nur beide Brauen hoch und gehorchte ausnahmsweise.
“Bin gleich wieder da.” Und schon war sie in ihrem kleinen Arbeitszimmer verschwunden und griff in die unterste Schublade. Sie hatte versprochen, dass er sein Geschenk heute bekommen würde. Warum seine Warterei nicht beenden? Mit dem Päckchen hinter ihrem Rücken kam sie zurück und Azrael grinste bereits zufrieden vor sich hin, da ihre Haltung eindeutig war.
“Wird ja auch Zeit.”, neckte er sie und kopfschüttelnd ließ sie sich neben ihm nieder.
“Nächstes Jahr gibt es erst Geschenke am 25. Dezember!” Er schnaubte nur auf ihre Worte hin.
“Viel Glück dabei.”, grinste er nur und lachend drückte sie ihm das Geschenk in die Hand. Ihre grauen Augen schimmerten sanft.
“Ich habe lange überlegt, worüber du dich freuen könntest.”, gab sie offen zu und Azrael löste seinen neugierigen Blick von dem Päckchen.
“War es so schwer?”, fragte er etwas irritiert, immerhin hätte er sich über jede Geste gefreut.
“Es sollte etwas Besonderes sein.” Azrael sah sie schweigend an. Catriona rang kurz mit sich, ehe sie leise weitersprach.
“Immerhin bist du auch jemand Besonderes für mich. Ich hab sogar Belial und Baal um Hilfe gebeten.”, lachte sie nervös. Überrascht zog er die Brauen zusammen.
“Warte… Deswegen hast du mich also versetzt?”, wollte er wissen, als ihm dämmerte, wann das gewesen sein könnte. Ertappt grinste Catriona und zuckte mit den Schultern.
“Die beiden waren meine Freunde, mit denen ich verhindert war.”, sagte sie aufrichtig und Azrael seufzte nahezu resigniert.
“Das kannst du auch gleich sagen, ich dachte es wäre…” Zu schnell hatte er mit dem Sprechen begonnen und unterbrach sich selbst.
“Mach es auf.”, schmunzelte die Schottin und ersparte ihm dieses Mal die Unannehmlichkeit. Des Teufels Sohn ließ sich das nicht zweimal sagen. Neugierig öffnete er die Schachtel und nahm das Bild, was obendrauf lag, entgegen. Catriona hielt unbemerkt den Atem an, als er es auseinander faltete und seine Augen sich überrascht weiteten. Sein Kopf drehte sich zu ihr.
“Hast du…”, begann er leise seine Frage und sie nickte stumm. Ein Lächeln breitete sich auf seinen Lippen aus, als er ihre Linien mit den Augen nachfuhr. Es schien ihm zu gefallen und erleichtert atmete sie durch die Nase aus.
“Gut getroffen.”, lobte er sie noch immer mit gesenkter Stimme. Erst dann bemerkte er, dass es nicht nur das Bild war. Sein Blick fiel auf den Kristall, der an einer silbernen Kette befestigt war. Wie Baal versprochen hatte, spürte man nicht direkt den Aether darin. Erst, als Azrael ihn in die Hand nahm, atmete er überrascht zischend ein, kaum dass er die Macht spürte. Sein Kopf ruckte sofort zu ihr, das erste Mal sah sie ihn sprachlos. Catriona lächelte nur sanft und nickte.
“Catriona…”, begann er bereits mit rauer Stimme, doch sie erhob nur ihre Hand.
“Es ist nicht unbedingt die Macht, die ich dir damit schenken will.”, erklärte sie leise.
“Es ist ein Zeichen, dass ich dir vertraue, und... Aether ist das kostbarste Gut in eurer Welt und… du bist das Kostbarste, was ich in meiner Welt habe. Ich dachte, es kann am besten ausdrücken, wie…” Kurz brach ihre Stimme und die Schottin senkte sogar ihren Blick, ehe sie nochmal kurz Luft holte. “... wie sehr ich dich liebe.”, beendete sie den Satz und sagte damit endlich das, was sie für ihn empfand und was so lange unausgesprochen zwischen ihnen gestanden hatte. Sie sah auf ihre nervösen Finger hinunter, die sich ineinander verknoteten, da sie Angst hatte, ihn anzusehen. Doch Azrael schien das nicht zulassen zu wollen. Er hob ihr Kinn an und sie konnte tatsächlich viele Emotionen in seinem Gesicht erkennen. Alle zu deuten war ihr nicht möglich, als er ihr einen warmen Kuss gab und seine Arme um sie schlang. Die leisen Zweifel verstummten in ihrem Hinterkopf. Sie konnte spüren, dass er ebenso für sie empfand. Es dauerte lange, ehe er seine Lippen von ihren nahm und sich schließlich ein zärtliches Lächeln auf seine Züge legte.
“Ich weiß nicht, was mehr Geschenk ist. Das hier…” Er hob symbolisch die Kette an, ehe er sie mit einem sanften Ruck näher zu sich zog.
“Oder du…”, raunte er leise. Catriona konnte die Zuneigung in seinen Bernsteinen greifen und strahlte ihn an.
“Ich natürlich.”, neckte sie ihn sachte. Azrael schmunzelte leicht.
“Damit könntest du sogar recht haben, mein verrücktes Kätzchen.” Sein… Daran könnte sie sich wirklich gewöhnen. Verrückt war sie allemal. Nach ihm. Nahezu verschmust wie eine echte Katze lehnte sie sich gegen ihn, während Azrael die Nähe ebenso genoss, wie sie es tat. Und dann hörte sie es. Ganz leise und sie ahnte, dass er es nicht wiederholen würde.
“Ich liebe dich.” Ihr Lächeln wurde breiter und ausnahmsweise versuchte sie nicht, ihn damit zu ärgern, es noch einmal hören zu wollen. Er liebte sie. Und sie ihn. Das taten sie schon länger und endlich hatten sie es gesagt. Catriona wusste, dass sie ihr zu Hause gefunden hatte. In ihm.
[...]
Mit aufgeregtem Lächeln umfasste sie die Hand von Azrael fester, als sie das Haus ihrer Eltern schon ausmachen konnte. Es war neu saniert worden, wie sie erfreut feststellte. Sie hatte lange Zeit ihren Eltern die Hälfte ihres Gehaltes geschickt, selbst dann noch, als Lucifer ihr den Kontakt verboten hatte. Geld durfte sie ihnen schicken und nach all den Operationen ihres Vaters hat es den beiden offenbar sichtlich gut getan. Azrael beobachtete sie, als das Lächeln wärmer wurde und gleichzeitig die Tränen in ihren Augen glitzerten. Ihr Vater Ian stand bereits im verschneiten Garten und schien sie zu erwarten. Kaum, dass sein rotes Haar in Catrionas Sichtfeld kam, ließ sie Azraels Hand los und ihren Koffer achtlos stehen. Sie rannte auf ihren Dad zu und fiel ihm weinend um den Hals. Er war ihr mit seiner Beinprothese ein paar Schritte schon entgegengekommen, doch sie war wesentlich schneller als er. Sein raues Lachen erfüllte das Herz der Schottin, als seine Arme sich um sie schlossen und Ian sein Kind fest an sich presste.
“Athair! Athair, ich bin zu Hause.”, rief sie erstickt aus. Ian schien selbst mit seinen Emotionen zu kämpfen.
“Meine sìthiche beag! [Kleine Fee]!”, kam es von ihrem Athair mit ebenso zittriger Stimme. Azrael hatte mittlerweile die paar Meter zu ihnen aufgeschlossen und hielt sich taktvoll im Hintergrund, während Ian seine Tochter von oben bis unten musterte. Das glückliche Lächeln auf seinen vom Bart umgebenen Lippen sprach Bände.
“Du bist endlich zu Hause.”, strich er seinem Kind die Tränen weg, die nicht stoppen wollten.
“Ich bin zu Hause, Athair. Es tut mir so leid!”, schluchzte sie. Mittlerweile hatte auch Olivia den Tumult mitbekommen und war aus dem Haus getreten. Sie presste ihre Hände gegen ihre Lippen und war mit zwei Schritten bei Catriona, schloss sie ebenso fest in die Arme und ungeachtet dem Schnee ließen sich beide Frauen auf ihre Knie fallen.
“Moi Angeal!”, zitterte die Stimme ihrer Mutter und sie küsste die Schläfe ihrer Tochter. Catriona schmiegte sich fest an sie, als Ian die Arme um seine beiden Frauen legte.
“Màthair [Mutter]!”, konnte sie nur schluchzen. Sie war mit ihrer Familie vereint und konnte kaum ihr Glück fassen.
“Ich bin wieder zurück.”, atmete sie nach einer gefühlten Ewigkeit, in der sie so verweilt hatten, endlich durch und sah glücklich in die ihr so vertrauten Gesichter. Olivia umfasste sanft die kühlen Wangen ihrer Tochter, ehe sich die gewohnte leichte Strenge in ihre Züge schlich.
“Rein mit euch, alle beide. Ihr holt euch hier draußen noch den Tod! Sie auch, Mister.”, sah sie mit einem bestimmten Funkeln in ihren ebenso grauen Augen zu Azrael, der ein charmantes Lächeln aufsetzte. Das Feuer hatte Cat definitiv von ihrer Mutter, diesen stechenden Blick kannte er sehr gut. Doch seine Aufmerksamkeit lag warm auf Catriona, die gerade losgelöst zu lachen begann, angesichts dessen, wie Olivia sie alle ins Haus rief. Sie strahlte gerade heller als jeder Stern. Olivia entging dieser Blick keineswegs und sie schmunzelte etwas, ehe sie alle drei ins warme Haus hinein scheuchte. Die Strenge hatte sich nicht verändert und belustigt darüber tauschte sie ein Grinsen mit ihrem Dad, ganz so, als wäre sie nie fort gewesen.
Kurze Zeit später saßen sie auf der alten Ledercouch vor dem prasselnden Feuer. Ian streckte seine Prothese etwas angestrengt seufzend aus. Der Dämon musterte diese ein wenig überrascht, immerhin hatte Catriona davon nur selten gesprochen.
“Sieht schlimmer aus, als es ist, Junge. Die Kälte ist nur nicht förderlich für das Metall.”, wank der Schotte gelassen ab. Vor ihnen wurde heißer Tee abgestellt, den Olivia vorbereitet hatte, ehe sie mit einem scharfen Feuer in ihren Augen zu Catriona sah.
“Catriona Jane McLoid!” Die Angesprochene zuckte merklich zusammen. Ihr voller Name bedeutete nie etwas Gutes.
“Mom, ich…”, wollte sie sich auch schon entschuldigen, da schnippte ihr die ältere Frau gegen die Stirn.
“Was fällt dir ein, jahrelang stumm zu sein, uns aber Summen zu schicken, die jenseits jeder Vorstellung sind? Was hast du dir dabei nur gedacht, Kind? Wir waren krank vor Sorge!”, schimpfte sie auch schon los und Catriona senkte reuevoll den Blick.
“Es tut mir leid… Ich hatte… Ich…” Sie wusste nicht, wo sie beginnen sollte.
“Du hättest uns nur sagen müssen, dass dein Boss derart streng ist! Und dass du uns einen Mann in deinem Leben verschweigst, darüber sprechen wir noch, Fräulein.” Überrascht hob Catriona den Blick und sah sofort zu Azrael, der ihr amüsiert zuzwinkerte. Erleichterung machte sich in ihr breit, schien er doch schon alles erklärt zu haben.
“Liebling, bleib ruhig. Sie ist jetzt hier, das ist alles, was zählt.”, erhob nun Ian seine Stimme und bekam sofort einen funkensprühenden Blick seiner Frau. Doch er grinste nur und sah zu Azrael.
“Kleiner Blick in die Zukunft, was dich erwartet, Junge.”, lachte er nur amüsiert auf und Azrael musste grinsen.
“Das habe ich schon jetzt.”, gab er zu und empört schnappte Catriona nach Luft und sah mit einem ähnlichen Blick wie Olivia zu ihm. Das brachte Ian nur noch mehr zum Lachen.
“Ich sehe schon, sie scheint dich wirklich zu lieben, mh?” Fuck, ihr Vater schien Azrael jetzt schon zu mögen. Catriona sah ungläubig zu ihrem Dad.
“Hey! So schlimm bin ich gar nicht.”, gab sie sofort zurück. Der Dämon hüstelte nur gekünstelt und wechselte einen stummen Blick mit dem Mann neben sich. Sie schienen einander offenbar zu verstehen und auch Olivia musste sich zusammenreißen, nicht zu lächeln.
“Jetzt stell uns doch erstmal richtig vor, ehe wir ihm die Macken unserer Familie gleich präsentieren.”, wurden ihre Züge weicher und neugierig musterte sie den Fremden.
“Das… ist Kane. Kane, das sind Ian und Olivia.”, stellte Catriona sie einander etwas unbeholfen vor.
“Oder kurz meine künftigen Schwiegereltern?” Das machte er doch mit Absicht. Ihre Wangen fingen Feuer und entgeistert starrte sie ihn an. Schwieger… Was… Ian musste sich zusammenreißen, nicht einfach los zu gröhlen.
“Ich mag dich, Kane. Du entwaffnest meine Tochter binnen Sekunden, das schaffen selbst wir nicht.”, gluckste er und auch Olivia musste grinsen.
“Du hast zumindest sehr viel Selbstvertrauen, Catriona bändigen zu können.” Ungläubig sah eben genannte zwischen allen Anwesenden hin und her.
“Bändigen? Ich bin doch kein wildes Tier!”, beschwerte sie sich und erntete zwei sehr vielsagende Blicke ihrer Eltern. Jetzt musste Azrael lachen.
“So viel dazu, Kätzchen.”, strich er ihr tröstend über den Handrücken.
“Seit wann lasst ihr euch so schnell von jemanden um den Finger wickeln?”, beschwerte sie sich und überhörte die Stichelei ihres Dämons geflissentlich.
“Die Art, wie du ihn ansiehst, sagt alles aus, junge Dame.”, war es ihre Mutter, die ihr jetzt den Wind aus den Segeln nahm. Sie kannte eben ihr Kind durch und durch. Ganz egal, wie viel Zeit dazwischen verging.
“Und dass er dich zu nehmen weiß.”, schmunzelte Ian vielsagend und sah dabei seine Frau amüsiert an.
“Du hast sie gegen mich verschworen.”, stieß Catriona Azrael halbherzig in die Seite. Er grinste nur und legte einen Arm um sie.
“Nope, ich habe nichts damit zu tun.”, gab er unschuldig von sich. Von wegen! Nie hatten ihre Eltern so schnell jemanden in ihrem Heim willkommen geheißen und so, wie sie sich ihm gegenüber verhielten und ihn akzeptierten, hatten sie das definitiv. Catriona versteckte ihre Freude hinter ihrer üblichen, bissigen Art, aber insgeheim freute es sie, dass er angenommen wurde.
“Aber jetzt erzählt erstmal. Wir wollen alles wissen. Wie ist es dir ergangen?”, lehnte sich Ian mit seiner Zigarre zurück und witterte eine hoffentlich gute Geschichte. Lachend wechselte die Schottin mit Azrael einen Blick.
“Hilfe, wo fangen wir da nur an?”, fragte sie ihn und Azrael schmunzelte nur.
“Am Anfang?”, fragte er spielerisch zurück. Catriona begann mit ihm gemeinsam zu erzählen. Sie ließen die übernatürlichen Elemente selbstredend weg, doch im Grunde entsprach es dem Geschehen.
[...]
Catriona half ihrer Mutter in der Küche, immerhin galt es, das Weihnachtsessen vorzubereiten. Auch wenn sie wenig Talent hatte, so wollte sie sich nützlich machen und lauschte den Erzählungen ihrer Mom, sie sprachen sogar über Kilian, während sie das Gemüse wuschen und alles vorbereiteten. Die Männer hatten es sich im Garten am Feuer gemütlich gemacht, da Olivia ihren Ehemann nicht an ihrem Herd sehen wollte. Der Schotte hatte sich nicht beschwert und nutzte die Chance, sich mit Azrael zu unterhalten.
“Normalerweise müsste ich dich in die Mangel nehmen, Kane. Ich habe nur noch meine Tochter und will sie in guten Händen wissen.”, brummte er und nahm einen Zug seiner Zigarre. Azrael sah fragend zu ihm.
“Ich höre ein ‘aber’.”, meinte er nur und Ian nickte milde lächelnd. Die Dankbarkeit in seinen Zügen sprach Bände.
“Du hast sie wieder nach Hause gebracht. Das sagt mehr über dich aus, als du denkst und bedeutet uns die Welt. Sie hängt an dir, das sieht jeder Blinde. Ich habe sie noch nie so glücklich erlebt, wie jetzt und das liegt nicht nur an unserem Wiedersehen, das kann ich dir versprechen. Pass mir nur gut auf sie auf, das ist alles, was ich verlange.”, wurde Ian ernst und auch der Dämon nahm sich der Situation an.
“Das werde und tue ich bereits. Ich habe nicht vor, sie je wieder aus den Augen zu lassen. Sie ist manchmal ein Wirbelwind, irgendwer muss auf sie aufpassen.”, versprach er Catrionas Vater aufrichtig und zufrieden damit nickte er.
“Willkommen in der Familie.”, schmunzelte der Rothaarige und überrascht blinzelte der Dämon. Ian lachte angesicht der Verwirrung munter.
“Gewöhn dich dran. Du bist mit unserem Kind zusammen, also bist du Teil unserer Familie. Es gibt keine Ausreden mehr, nicht zu Feiern zu kommen.”, stieß er den Freund seiner Tochter munter an. Azrael musste grinsen.
“Und ich dachte, ich muss meinen Charme spielen lassen.”, gluckste er belustigt. Ian schüttelte nur den Kopf.
“Nicht bei uns, aber bei meinem Bruder musst du dich in Acht nehmen. Er wird dich mit Fragen löchern, wenn er mal wieder nichts verträgt.”
“Ich denke, das bekomme ich schon hin.”, versicherte der Schwarzhaarige gelassen.
“Du kennst unsere Bande noch nicht, sei vorsichtig. Irgendwoher muss Sìthiche ihren Wahnsinn ja herhaben.” Azrael schmunzelte nur und lehnte sich entspannt im alten Stuhl zurück.
“Ihr kennt meinen Wahnsinn noch nicht.”, gab er nur zu bedenken und tauschte einen amüsierten Blick mit dem in die Jahre gekommenen Mann.
“Jetzt wo du zur Familie gehörst: Willst du hören, wie ich zum einbeinigen Banditen geworden bin?”, schwoll Ians Brust stolz an und Azrael grinste nur.
“Jetzt bin ich gespannt…”
“Sieh sie dir an. Du weißt, dass dein Vater deinen Mann nicht mehr in Ruhe lassen wird.”, schmunzelte Olivia, die aus dem Küchenfenster sah und einen perfekten Blick auf die beiden Männer hatte.Catriona lugte neugierig hinaus und musste lächeln.
“Ich bin froh, dass ihr ihn mögt.”, gab sie zu, das war ihre Sorge Nummer zwei gewesen. Aber Azrael legte ein tadelloses Benehmen an den Tag, jedoch war er trotz allem er selbst und spielte nicht irgendeinen perfekten Gentleman. Das war hier nicht nötig. Olivia sah nur vielsagend auf ihre Kleine.
“Wenn ein Mann deine Augen so zum strahlen bringt, kann er nur gut sein.”
“Mom!”, rief Cat entsetzt aus und Olivia lachte.
“Seit wann bist du so schüchtern?”, neckte sie ihre Tochter weiter und Catriona warf mit einem Salatblatt nach ihr.
“Urg, stopp!”, rief sie aus und brachte ihre Mutter nur noch mehr zum lachen.
“Mir reicht, dass er gut zu dir zu sein scheint. Er hat es zwar nicht gesagt, aber es schien ihm ebenso viel zu bedeuten, dich heimzubringen. Ich konnte es vorhin in seinen Augen sehen, wie viel du ihm bedeutest. Das reicht meinem Mutterinstinkt. Bricht er dir das Herz, werde ich ihm dafür die Hölle heiß machen, das muss ihm klar sein.” Jetzt musste Catriona lachen.
“Ich glaube, das wäre die erste Drohung, die er sogar ernst nehmen würde.”, grinste sie breit und lehnte sich gegen die Schulter ihrer Mom.
“Aber ja, er… er macht mich glücklich, Màthair. Sehr sogar. Ich habe ihm auch viel zu verdanken.”, gab sie schließlich mit einem verliebten Grinsen zu. Olivia schmunzelte nur sanft und strich ihr über die roten Haare.
“Deinen Vater wohl auch.”, nickte sie zum Fenster und Catriona lachte erneut.
“Oh nein… Es wird die…”, begann sie feixend.
“...Beingeschichte erzählen. Jap, da muss Kane jetzt durch.”, beendete Olivia ihren Satz und stimmte ins Lachen mit ein.
“Er wirds überleben. Ich glaube er nimmt es mit Humor und nicht mit Horror, wie die meisten anderen, die Dads Geschichte zum ersten Mal hören.”, gab Cat zu bedenken und ihre Mutter gluckste nur.
“Dann wird er ihn erst recht nicht mehr los.” Unschuldig hob Cat ihre Hände.
“Selbst schuld, es war seine eigene Entscheidung!”, schmunzelte sie und fuhr mit ihrer Mutter fort, die Vorbereitungen für das Weihnachtsessen zu kochen.
[...]
Am nächsten Tag kam Catrionas restliche Familie zu Besuch. Die Freude, sie zu sehen, war selbstredend groß. Wieder und wieder mussten sie und Azrael ihre Geschichten erzählen, wobei Azrael diese mittlerweile gerne ausschmückte. Aber sie ließ ihn gewähren und es war ein schöner Anblick, wie er sich einfügte und wohl selbst seinen Spaß zu haben schien. Er verbündete sich mit ihrem Vater und ihren Onkel, natürlich den beiden, die nie etwas Gutes im Schilde führten. Sie aßen gemeinsam, lachten und erzählten dutzende Geschichten und natürlich kamen auch alte Fotos. Die mussten ja kommen und Catriona wusste schon jetzt, dass Azrael sie nie wieder mit den alten Bildern von ihr in Ruhe lassen würde. Am Abend wurde getanzt und getrunken, sie feierten und ihr Dad stimmte natürlich ein paar Lieder an, bei denen Catriona mit ihrer Mom und ihrer Tante mit einsteigen musste. Die warme Stimmung setzte sich in ihrem Herzen fest und sie genoss jede Sekunde der schönsten Tage, die sie seit Jahren erlebt hatte.
“Nächstes Jahr kommt ihr etwas früher, dann machen wir ein paar Tage Urlaub in unserer kleinen Hütte in den Highlands!”, rief Ian gerade bereits etwas angetrunken munter aus und legte seinen Arm um Azraels Schulter.
“Mein Schwiegersohn und ich müssen immerhin noch die Wanderung durch unsere heiligen Lande hinter uns bringen. Vorher darfst du meiner Tochter keinen Ring anstecken, kapiert?”, grinste ihr Dad dreist mit einer deutlichen Herausforderung.
“Dad! Also wirklich, trink mal ein Wasser!”, rief Cat beschämt aus, doch Ian ignorierte das natürlich. Azrael lachte nur.
“Das sollten wir einrichten können.”, machte er natürlich mit und sah ungläubig zu ihrem Mann auf.
“Ermutige ihn doch nicht!”, zischte sie. Der Dämon hob nur spöttisch eine Braue.
“Ach komm, hast du Angst, dass am Ende wirklich ein Ring an deinem Finger landet und du endgültig mir gehörst?”, provozierte er sie gekonnt und brachte sie zum Erröten, dabei waren ihre Wangen durch die Wärme und den Alkohol bereits gerötet.
“Ich… naja… Das tue ich auch ohne Ring schon…”, war ihr Mund mal wieder schneller als ihr Kopf. Zufrieden raubte sich Azrael einen Kuss von ihr und belohnte sie gleich für ihre Antwort. Ian lachte nur amüsiert auf und ließ die beiden Turteltauben wieder alleine, um seinen Becher nachzufüllen.
“Das sind ja ganz neue Töne.”, ärgerte er sie und sie rollte nur mit den Augen.
“Halt die Klappe und tanz mit mir!”, grinste sie ihn übermütig an. Er ließ sich nicht zweimal darum bitten.
“Nollaig Chridheil, Azrael.”, raunte sie ihm noch leise zu, dass ihre Familie es dank der Musik nicht mitbekam. Er funkelte sie amüsiert an, ehe er ihr Selbiges ins Ohr flüsterte.